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© 2015 Ewald Eden

texte

ewald eden

illustrationen

gafrise & kensise

einbandgestaltung

anett wassermann

Herstellung und Verlag

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783739286754

Am Anfang stand das Wort...

So

sollte es es auch

am Anfang einer jeden

guten Nacht

stehen

Rosenrot

Seit ein paar Stunden war es schon dunkel. Um vier Uhr hatte die Sonne noch einmal kurz durch ein Wolkenloch geschaut, und gute Nacht gesagt.

Ein bißchen blaß um die Nase war Frau Sonne anzuschauen gewesen. Ein dicker Wolkenschal lag um ihren Kopf, als wenn ein Schnupfen sie ärgerte.

Mit einem kräftigen „Hatschi“, von dem die Wolkenschäfchen noch einmal kräftig durcheinander geschüttelt wurden, war sie dann in ihrem Bett hinter dem Horizont verschwunden.

Das Sandmännchen war schon seit einer Stunde unterwegs zu den Kindern – es war für die Kleinen Zeit, schlafen zu gehen. Auch in der Rosenduftgasse 3 klopfte der Sandmann fröhlich pfeifend an die Tür, um daran zu erinnern „Mama … bitte, bitte … noch einmal ‘Rosenrot’ - … einmal noch, büddeeee …“ so weich und warm wie Henriettes Köpfchen sich an Mamas Brust kuschelte, so weich und warm waren auch ihre knuddeligen Ärmchen, die ihre Mama ganz fest drückten.„Na gut - einmal noch … aber dann geht’s ab in die Heia.“ Zärtlich berührten Mamas Lippen den braunen Lockenkopf ihres kleinen Rehleins. Rehlein nannte sie bei sich ihr Töchterchen, ihre liebliche Henriette. „Rosenrot ist auch müde …, wenn wir sie nicht bald schlafen lassen, dann kann sie morgen nicht tanzen.“ Wie jeden Abend drehte Mama dann das große Licht an der Zimmerdecke dunkel, so daß nur noch das silberne Mondlämpchen über Henriettes Himmelbett ihr zartes Leuchten durch das Zimmer schicktUnd wie jeden Abend schob Mama die Fenstervorhänge zur Seite. So konnten sie beide die Schneeflocken draußen im Garten, zwischen den weiß geschmückten Bäumen, tanzen sehen.

Heißa, wie die Flöckchen sich tummelten – sie schwebten vorwärts und rückwärts – sie drehten sich im Kreise – sie schlugen übermütig Purzelbäume um die blinkernden Äste, als warteten sie auch voller Ungeduld auf Mamas Geschichte. Die Geschichte von der Fee Rosenrot.

„Rosenrot wohnt, wie alle Feen, weit weit weg im Feenwunderland. Das Feenwunderland liegt sieben Winterjahre hinter dem Sommer, müsst ihr wissen. Wenn die Bäume grünen, und die Blumen das Wunderland bunt färben, drücken alle kleinen Feen von morgens bis abends die Schulbank. Es gibt so vieles, was sie lernen müssen. Von ihren durchsichtigen Flügelchen tropfen vor Anstrengung oft viele blinkende Schweißperlen.

Der Hofmarschall der Feenkönigin sammelt den ganzen Sommer lang jedes Tröpfchen in großen schillernden Krügen. Das ist von jeher eine wichtige Arbeit im Feenwunderland. Nicht ein Tröpfchen darf er übersehen, denn wenn auch nur ein einziges Perlchen nicht in dem Krüglein landet, werden im nächsten Menschenwinter keine Schneeflocken fallen, und die Feenmädchen können nicht für die Kinder, die drinnen an den Fensterscheiben sich die Nasen platt drücken, draußen in den Gärten in den silbern blinkenden Bäumen tanzen.

Ein kleines Feenmädchen war vor einiger Zeit der Feenkönigin bei ihrem Besuch in der Tanzschule aufgefallen. Es tanzte so leicht und so anmutig – so etwas hatte die Königin samt ihrem Hofstaat, der die Feenkönigin stets auf ihren Ausflügen begleitet, noch nicht gesehen – und daß es etwas gab, was die Königin noch nicht gesehen hatte, das war erst einmal, im überletzten Winter während einer Reise in die Menschenwelt, vorgekommen.

Sie hatte damals, an einem mondhellen Abend, in ein Fenster geschaut, aus dem warmes, gelbes Licht nach draußen in den Garten schien.

Was sie da sah, hatte sie vor Rührung ein paar Tränen weinen lassen, die sie als glitzernde Kristalle für Henriette – Mamas Rehlein war nämlich dieses kleine Mädchen – als Geschenk auf die Fensterbank legte.

Am nächsten Morgen - beim ersten Blick aus dem Fenster - sah Henriettchen sie da liegen. Die Tränen der Königin waren zu wunderschönen Diamanten geworden.

Ihre Mama ließ daraus bei Meister Hutzebutz – Meister Hutzebutz war der alte Goldschmied im Dorf - für ihr Rehlein gleich zwei wunderschöne Ohrringe machen.

Das allerliebste Rehlein – die Feenkönigin wußte natürlich, daß die Mama ihr kleines Mädchen in ihrem Herzen Rehlein getauft hatte – also, das allerliebste Rehlein ging der Feenkönigin seitdem nicht mehr aus dem Sinn. Wenn sie in ihrem Thronsaal umherspazierte, und die schweren Regierungsgeschäfte überlegte, dachte sie immer auch darüber nach, womit sie Henriette noch eine Freude machen könne. Es war ihr partout noch nichts eingefallen, was schön genug für das kleine Rehlein wäre.

Bis zu der Sekunde, als sie in der Feenschule die kleine Fee Nele so zauberhaft tanzen sah. Da plötzlich wußte die Königin, womit sie das kleine Rehlein beschenken würde.

Der Hofmarschall, die Oberfee, die Tanzlehrerin, der Oberhofzeremonienmeister, der Hofgärtner, der königliche Hofmaler, der Meister der Duftmischer – sie alle mußten im Thronsaal zur Audienz erscheinen.

Die Königin sagte ihnen, was sie sich für das kleine Rehlein vorstellte, und jeder bekam von ihr gesagt was er dabei zu tun hätte. Überall wurde in den nächsten Tagen gewerkelt, gebastelt, gemalt und gedichtet. Ganz viele Überstunden musste der königliche Buchhalter in seine dicken schwarzen Kladden eintragen.

Die Seidenspinnerinnen wurden beauftragt, die feinste Seide zu spinnen – die Weberinnen bekamen den Auftrag, auf ihren goldenen Webstühlen die schönste Robe zu weben die jemals eine Fee getragen hatte – der Hofmaler wurde mit seinen Farbentöpfen solange in der Werkstatt eingeschlossen, bis er das rosigste Rot gemischt hatte – und den Duftmischer schickte die Königin gar durch das ganze Reich, um den lieblichsten Duft zu suchen.

Im ganzen Schloß wurde, rund um die Uhr, vor Freude gesungen und gelacht – so etwas hatte es noch nicht gegeben.

Endlich war es soweit – die Nacht der Nächte war gekommen.

Der Hofmarschall wurde mit siebzehn gläsernen Schlitten vorausgeschickt. Alle Schlitten waren bis über den Rand mit glitzernden Schneeflocken beladen. Während der Fahrt purzelten an den Seiten schon ganz viele Flöckchen herunter, und hinterließen am Himmel eine weiße Spur, auf der die Königin mit allen Feen folgte.

Die kleine Fee Nele saß, vor allen neugierigen Blicken verborgen, in der goldenen Kutsche der Königin.

Es war die Zeit des Schlafengehens, als der große Zug, hoch am Himmel über der Rosenduftgasse 3, ankam. Ein königlicher Bote musste schauen, ob die Mama das Rehlein auch gerade zu Bett brachte. Sie hatten genau die richtige Zeit getroffen.

Auf einen Wink der Königin ließ der Hofmarschall die Schneeflocken von allen siebzehn Schlitten auf die Erde rieseln – und mitten in den vielen Schneeflocken schwebte die kleine Nele zur Erde nieder.

In ihrem rosenroten Kleidchen tanzte sie in der weißen Pracht im Garten vor Henriettes Fenster. Das kleine Rehlein in Mamas Armen konnte gar nicht fassen, was sie da vor ihrem Fenster sah – eine leuchtende rote Rose tanzte mitten im Winter zwischen Millionen von Schneeflocken. „Mama … guck mal… guck mal … da draußen tanzt Rosenrot.

Und so kam es, daß die kleine Fee Nele nun für alle Zeiten Rosenrot heißt.

Brummi . . .

Achter Hannis Koamerdör wee de Welt nich mehr in Örnung. Sied dree Doach leech Brummi to Bäed.

Ji weeten nich well Brummi is? Brummi is Hannis Dukelteddy.

See kunn man jüüst Mama särgen, dor leech he all bi hör in d' Bäed.

Bevöör see up de Welt koamen is, har he all füfftich Joahr bi Oma Plüsch woahnt. Oma Plüsch, dat wee de Mama van hör Mama. Plüsch - dat har Papa dorbi sett. Wiel - see har joa twee Omas. Papas Mama dat wee Oma Suus - de woahn in Hambörch, un wee jümmer so flink mit hör Auto ünnerwäägens. Oma Plüsch - de kunn Hanni sükk gannich anners vöörstell'n as in hör lüütji Huus glieks achtern Diek - fief Minüten bit noa d' Schlüüs. Fröher har Opa de Schlüüs up un doal dreit. Wenn de Scheepen noa See to wull'n. Opas Hart gung denn stilkens mit up de Reis. Sieddem he an Bord een Been in de Ankerwinsch loaten har, kunn he nich mehr to See foahrn - dat har hüm bold dat Haart broaken. An de Schlüüs seet hüm denn Dach för Dach noch so ‘n bäten de Röäk van Pikk un Maschin'nölich in d' Nöäs.

In Sömmerdach bi Opa boaben up de Schlüüs sitten, dat wee jümmer dat moiste för hör wäst - för hör un för Brummi.

Brummi har dat joa aal mitbeläävt. Un nu - nu leech he süük in d' Bäed. Sied dree Doach kunn he nich mehr schnakken. Dat wee wat Eernsthaftiges - heel gewiß. Dat wee anners as anners. Wo heet dat doch noch glieks, wat Opa ov un to moal har - - - richtich, Zipperlein.

Joa - Zipperleins, de har Brummi ok woll moal, dat kunn man denn düdelk sehn. Moal har he een Aarm uthoakt, moal keek he mit een Ooch een bäten scheef över de Nöäs - oaber wenner see mörgens upwoaken de, denn wee he meist wäär krägel to Been.

Sotosärgen över Nacht genesen - hett de ole Dokter Cloasen moal sächt. Dit wee oaber wat anners.

See har hüm all Böstwikkels moakt - koole Ümschlääch üm de Hals tüdelt - an d' Hoostensaft hett see hüm rüken loaten - niks van dat har hüm hulpen. See is rein vertwiefelt. Opa har all sächt, dor hulp säker blossich noch dat Sükenhuus. Oaber Brummi wee joa nich in d' Versäkerung - un Sükenhuus is düür! Dree Doach licht he nu all - un is niks bäter worden.

So geit dat nich wiider! See gript hör Spoardöös, näämt Brummi in d' Aarm - un suust noa ünnern.

Mama, Mama - wi mooten mit Brummi in d' Sükenhuus - Doalers dorföör hevv ikk hier.

Hör Moder kikkt eers ganz verdreit - denn geit hör een Lüchten dör de Kopp. Na denn man glieks los.

De beiden rin in d' Auto. An een Huus mit de groode Upschrift Puppenklinik moaken see Stopp.

Brummi word inläävert - de Spoardöös ok - un mörgen köänt see hüm denn wär ovhoal'n. Hett dat Maidje in dat witte Kleed sächt.

Hanni kann gannich ovtöven dat dat Mörgen word.

Endlich is dat sowiet. Brummi is wäär so plietsch un vergnööcht un brummt wäär so, as wenn he nie nich sükk wääsen is.

Dat sünd hör de Spoargröschkes weert weesen. Doch wat is dat - see kricht Brummi wär - un hör Spoardöös ok. Un de Spoardöös is noch een Ennen schwörder as Güstern. Kiek moal, sächt de Dokterschhülp - dien Brummi hett vandoach sovöäl sungen, un aal Lüü de dat höört hevvt, de hevvt dorvöör in d' Knipke grääpen un dorföör betoalt.

Dorbi is een büld mehr rinkoamen, as dat kureern köst hett.

As see dat to Hanni sächt, kikkt dat Froonsminsch in dat witte Tüüchs so ‘n bäten plietsch över de Näes - netso, as wenn Brummi sien Zipperlein hett.

De Häävensboach . . .

Dat wee rein een unkomodich Wäär vandoach. To eers wee dat so heet, dat dat Stroh up d' Land woll Füür fangen kunn - un denn wee de Häven tomoal pikkschwaart, as wenn de Welt ünnergoahn wull. De Rägen kladder ut de Wulken - sowat har Alste noch nich beläävt.

See seet in d’ Köken up dat breede Fensterholt, un wull mit hör lüütji Hann’n de Engelstroanen griepen de buten an de Schieven andoal leepen.

Van een Oogenblenkern bit noa d’ anner wee dat buten wäär drööch. So up Schlach as dat anfungen har, har dat ok wäär uphollen.

De Sünn de schmüster dör de blenkernden Bööm - över irgendwat de see sükk säker höögen.

Mama, Mama - kiek ähm gau ...! Över de Häven spaan sükk van een noa d' anner Kant een grode klöärige Boach..

Alste kunn dor gannich genooch van sehn. See drück sükk an d' Schiev hör lütji Nöäs rein platt.

Well hört de to, wull see van hör Moder weeten.

Dat düür een Settji, dat Moder dorup antern kunn.

See wee joa all up een büld gefoat, oaber up sükse Froagen muß see sükk dat Bemööten denn doch eers torecht timmern. Mien Deern - dat is een Häävensboach ...! Un well hört de to ... keem dor wäär de Froach.

De hett Petrus moalt - kiek – de Engels, de mooten ov un to moal ümtrecken. Wenn see alleen ünnerwäägens sünd, denn fleecht see - wenneer see ümtrekken denn hevvt se grode Frachtwoagens achter sükk. Un denn mutt Petrus helpen. Toeers näämt he siene gewaltige Geetkaan un gütt Woater över de Hääven - dat is de Rägen.

Dör dat Woater word de Hääven blank un schoon - dorup deit he denn mit een groden Bössel in alle Klören de Häävensboach strieken. Över disse Boach köänt de Engels de Woagens luuken. Disse Häävensboach köänt nich aal Minschen sehn - un wenn du so ‘n Häävensboach süchst, denn dröffst du di wat wünschen. Dor dröffst du oaber mit nümms över schnakken - denn word dat näämich liekers nich woahr.

An hör Füüsten un an hör Oogen kunn man sehn, dat Alste sükk ganz fast wat wünschen de.

Wenn du moal so een Häävensboach süchst, denn vergäät nich, die wat to wünschen - oaber nich mit annern över schnakken!

De witte Hoas . . .

De Sünn har sükk all vöör good een halv Stünn'n hör dikket rodet Bäedtüchs torecht schüddelt, un wee jüüst dorbi schloapen to goahn.

See har noch ähm vöördem in aal Hörns un Winkels tokäken, ov dat hier ünnen up de Eer ok aal sien Örnung har. Dat mook see jeder Oabend.

Wenn see dat moal nich kunn, wiel de Wulken so dorvöör weesen, denn kreech see de heele Nacht keen Ooch to. Mörgens wee hör dat denn ok good antosehn - richtich gäel keek see denn up de Eer doal.

Lütt Jehann in de Brummelbeerbuschk har see nich sehn kunnt, wiel he sükk heel noa ünnern verkroapen har. Nu har see aal Deerten un Minschen goode Nacht sächt, un wee to Ruh goahn.

Lütt Jehann hukel dor, he troo sükk nich noa Huus.

He wull vermiddach, as Mama in d' Middachstünn'n wee, doch blossich een bäten mit Fingers ut de Roompott schlikken.

Dorbi is de Pott man so över d' Disch suust un up de Grund körtfalln. Aal wee in de köäken nu vull Rohm wäst.

He is man so ut de Köken neit un in de Buschk rin.

Un dor hukel he nu, un tro sükk nich. Dör de Bööm blenker noch so ‘n bietje de hellerde Häven - man ünner de Bööm in dat Buschkwark doe wee dat all düchtich an schummern. He wuß bold nich mehr wat grötter wee - de Angst vöör dat noa Huus goahn, ov de Angst vöör de düster Nacht. Van alle Sieden har he all düchtich ropen hört, man - he har sükk nich hörn loaten.

Tomoal verfäär he sükk - wee hüm doch verrafftich wat up sien Schoot sprung'n.

Sien lütji witte Hoas wee hüm noakoamen – de har hüm funnen. Wat nu? Mümmel de kunn joa nich buten blieven - de wur denn joa sük. Een lütt Sett tööf he noch - un denn stunn dat fast - een süken Mümmel? Nä, denn leever de Schellens.

Mümmel up d' Aarm, rut ut de Brummelbeeren, un noa Huus to.

Man - hevvt Opa un Oma sükk hööcht - un Mama eers.

Tja - un wiel hüm sien Mümmel wichtiger wees, as keen Schellns to kriegen, hett de leev Gott dorför sörcht, dat de Groten de Soak mit de Roompott all laang vergäten harn.

Engelstroanen . . .

De Maimond stunn in d' Land. Half wee he all dör de Tied lopen, noa achtern to. De eerst veertein Doach ween vull Sömmerwarmte dorhen trukken.

Vandoach rägen dat so mennich Schuur. Över d' Gröönland seech dat so een bäten ut as Spinnwäben - de Stoom kunn sük nich van dat Gras trennen. Gesa seet up hör Schokkelpeerd bi Moder in de Köken.

Am leevsten wüür see joa in buten spöäln, oaber vernoamiddach wee see noch to een Geburtsdach nööcht. Moder har hör all hör Sönndachskleed antrukken, un wull nu nich, dat see sük noch schidderk moaken dee.

Dat Schokkelpeerd stunn aal sied een half Stünn'n still. Moder keek hör all ‘n poarmoal van de Sied an.

Gesas Oogen hungen as fastspiekert an de Fensterschieven. Man kunn sehn, wo dat in hör Kopp tokeer gung.

Mama - wor kummt de Rägen her? Stunn dor tomoal een Froach in d' Lücht.

Moder wee dat gannich wähnt, dat hör lütji Deern so laang schwiegen kunn, un har all up irgendwat tööft.

Man - disse Froach, de muß se eerst bi sük in d' Schoone schrieven.

Kiek moal - mien Lütten - dat sünd Engelstroanen.

Wenn de Häven wulkendick un pickschwaart is, un dat Woater blods so andoal löpt, sünd de Engels truurich. Wiel een ov anner van uns Minschen wat schlechts doahn hett. Bliksen un Grummeln dorbi is wat ganz leeges, denn is us Herrgott düchtich an d' schelln.

Anners sücht dat ut, wenn dat so is as nu.

Witte Wulken un ov un to moal een Schuur - dat is een Teeken, denn freut sük de Engels över irgendwat up de Eer.

Still wee dat in de Köken - de Sünn luur mit een Ooch dör een Wulkenlokk un nikkopp dorto. De Rägendroapen, de sinnich an de Schieben doal leepen, blenkern as Sterns - Moder streek mit beid Hann'n saacht över Gesas hönnichfarben Hoar - un boaben in de Häven wee grode Freud.

Dat kunn man an de warme Schuur Engelstroanen sehn, de up de Eer doalfullen.

Neeschier …

De Stuvendör sükk nich bewäächt -

dat Schlöädellokk verhangen,

man meent - dat dor de Engels fleecht -

in Kinnerhaarten söötes Bangen.

De Fenster wiest in d' Appeltuun,

villicht kann man wat spitzen -

de Gröttern sünd vöör Neeschier duun,

see doon sük rein erhitzen.

Möächt see ok noch so foast sükk quääl'n

sükk an dat Müürwark hochtotill'n -

stoadich deit een Stückji fääl'n

an dat - wat see woll weeten will'n.

Man sücht dat blinkern in de Schieven,

sinnich geit een hen un her -

nich weeten wat de binnen drieven,

in Kinners Kopp geit dat tokeer.

So moten see sükk still bemööten

bit dat an to pingeln faangt -

Geschenken - Kringels - Päpernööten

Knecht Ruprecht ut sien Büdel laangt.

Flieg’ kleines Rehlein, flieg …

Dies ist die Geschichte eines wunderschönen kleinen Rehleins, das an einem kalten Januartag in einem dicht verschneiten Tannenwald in diese Welt kam.

Da lag es nun in seinem Bettchen aus Tannennadeln, unter den großen uralten Bäumen tief im Walde, und wußte noch nichts mit sich und der weißen Winterwelt um sich herum anzufangen. Der Mama war es gar nicht recht, sich zu so einer Unzeit um ein Baby kümmern zu müssen. Sie ließ das kleine Rehlein mit den strahlenden braunen Augen oft allein im Nest, um ihrer größeren Tochter den Weg ins Leben glatt zumachen. Die anderen Tiere im Walde wussten alle um das ungerechte Geschehen, und kümmerten sich rührend um das kleine Rehlein.

Viele Tiermütter aus der Nachbarschaft nahmen es sogar mit zu sich nach Hause, wenn die Mama es mal wieder mit der Fürsorge für die große Schwester zu toll trieb. Dann freute sich das kleine Rehlein, und dachte, es hätte ganz viele, viele Mamas.

Bevor der liebe Gott das kleine Rehlein auf die Erde schickte, hatte er noch etwas ganz besonderes mit ihr gemacht. Das kleine Rehlein konnte sich verwandeln - es konnte sich in eine Taube verwandeln, und hoch in den Himmel fliegen. Es konnte die Engel, die Sterne und den Mond besuchen. Nur, davon wußte das kleine Rehlein noch nichts. Immer, wenn es sich zu verwandeln begann – die Flügel wuchsen ihm stets zuerst – schnitt die Mama die Stummelchen mit einem scharfen Kienspan ab. Damit es nicht trotzdem versuchte fortzufliegen, schnürte die Mama noch Stricke um die Beinchen. Das kleine Rehlein wurde immer trauriger, weil es fühlte, daß etwas mit ihm geschah, von dem es aber nicht wußte was es war. Es kullerten ihm oft viele Tränen aus seinen wunderschönen Augen, die ihm das heiße Herz kühlten. Es war aber niemand da, der ihm die Seele wärmte. Und so gingen viele Jahre ins Land. Des Rehleins Sehnsucht, sich in eine Taube zu verwandeln, und zu fliegen, wurde immer größer, und die Stricke, die es jedesmal daran hinderten, wurden immer fester.

Bis der liebe Gott ihm eines Tages jemand an die Seite schickte, der die Stricke zerriß, und ihm sacht die Tränen fortküsste. Von da ab verwandelte sich das kleine Rehlein, immer wenn es die Sehnsucht verspürte zu fliegen, in eine schneeweiße Taube.

Wenn es vom schauen und fliegen müde geworden war, kehrte es stets in den Wald zurück, und wurde wieder zum allerliebsten Rehlein.

Reisen ins Zuckerhutland

Teil 1

Kinder … sagt die Mama Alexandra, als sie, schwer bepackt mit Einkäufen, schnaufend die Tür hinter sich schließt, Kinder …... sie ist noch ganz aus der Puste, die Gute – Kinder … Tante Henriette hat geschrieben. Während sie das sagt, kurvt sie um Carolin und Leonie herum, in Richtung Küche. Die beiden Schwestern haben mal wieder ihre gesamte Spielzeugwelt in schöner Unordnung in der Diele verteilt.

Die Mama segelt, elegant wie eine Hummel, mit ihren Taschen um Puppenwagen, Kaufmannsladen, Kinderpost und Teddy Petermann herum. Wie sie es schafft, dabei gleichzeitig auch noch mit einem großen Briefumschlag hin- und herzuwedeln, ist ein Rätsel.

Als sie mit den Taschen glücklich in der Küche gelandet ist, setzt sie sich mit einem tiefen Seufzer auf den erstbesten Stuhl, ohne daran zu denken, daß gerade dieser Stuhl ein bißchen schwach auf den Beinen ist. Papa Stefan wollte ihn schon lange in das Stuhlkrankenhaus zur Behandlung bringen – aber wie das so ist, wenn Papas sich etwas vornehmen …

Das Sitzmöbel knarrt etwas ungnädig unter Mamas Hintern – aber höflich wie Stühle der alten Schule nun einmal sind … man läßt ja keine Dame auf den Fußboden plumpsen. Vor allem nicht, wenn sie auch noch zwei kleine Springinsfeldmädchen auf ihren Knien sitzen hat. Carolin und Leonie waren ihrer Mama nämlich wie ein Wirbelwind in die Küche gefolgt, kaum daß sie Tante Henriettes Namen gehört hatten.

„So … denn woll’n wir mal seh’n, was die Tante Henriette uns so schreibt.“ Mama konnte den dicken Brief gar nicht schnell genug öffnen. Carolin und Leonie wüppten aufgeregt auf Mamas Schoß hin und her – um ein Haar wären sie beide heruntergepurzelt.

Auf dem Briefumschlag klebten ganz viele bunte Briefmarken. Mama sagte, da sind so viele Marken drauf, weil der Brief von ganz weit her kommt.

Tante Henriette ist nämlich seit neulich wieder in ihrem Schneerosenschloß im Zuckerhutland.

Und der Brief duftete ….! So lecker roch es nicht einmal in der Rosinengasse beim Bäcker Kuchenteig in der Backstube.

Als Mama Alexandra endlich die vielen Schleifchen der glitzernden Bänder, mit denen der Brief eingebunden war, auseinandergeziebelt hatte, und den Umschlag öffnete, schwebten wohl drei Hände voll blitzender Schneesternchen singend durch die Küche. Sie waren von Tante Henriettes Hofmusikmeister mit Liederstaub eingepinselt worden, bevor Rudolf mit der roten Nase den Brief mit dem Rentierschlitten zum Wolkenpostamt brachte.

„Mama … Mama … was schreibt Tante Hetty uns?“ Carolin und Leonie hatten vor Aufregung schon ganz rote Bäckchen. „Nun man sinnig, ihr Racker … ich muß mir doch erst die Brille aufsetzen. Wo ist sie denn bloß geblieben …?“ Mama kramte verzweifelt in ihrer Einkaufstasche herum. Das sie genauso neugierig wie ihre kleinen Tütis war, das konnte man ihr an der Nasenspitze ansehen.