Allgemeine Hinweise:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.
Auch wenn die Bezeichnungen im heutigen Profisport nicht mehr zeitgemäß sind, ist im Tennis aus historischen Gründen nach wie vor von Damen und Herren die Rede.
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.
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ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS
„Wenn du deinen Sport wirklich liebst, musst du seine Geschichte studieren, damit du verstehst, wie er zu dem geworden ist, wie wir ihn heute kennen.“
Roger Federer
Tennis – Alles, was man wissen muss
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
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© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
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Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-8403-7745-7
eISBN 978-3-8403-3760-4
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
Vorwort von Christopher Kas
Intro von Dino Reisner
1 Entstehung und Entwicklung
1.1 Die Anfänge in Nordfrankreich
1.2 Das moderne Tennis
1.3 Die Entwicklung in Deutschland
1.4 Das Profitum hält Einzug
1.5 Die wilden Jahre
1.6 Der Beginn der Open Era
1.7 Das goldene Zeitalter
1.8 Die Unabhängigkeit der Damen
2 Die Organisation
2.1 ITF – International Tennis Federation
2.2 ATP – Association of Tennis Professionals
2.3 WTA - Women’s Tennis Association
2.4 Kontinentalverbände/Tennis Europe
2.5 DTB – Deutscher Tennis Bund
3 Die wichtigsten Turniere und Wettbewerbe
3.1 Die Topturniere
3.1.1 Australian Open
3.1.2 Roland Garros
3.1.3 The Championships Wimbledon
3.1.4 US Open
3.1.5 ATP Finals, WTA Finals
3.1.6 Next Gen ATP Finals, WTA Elite Trophy
3.1.7 ATP Champions Tour
3.1.8 Olympische Spiele
3.2 Mannschaftswettbewerbe
3.2.1 Davis Cup
3.2.2 Billie Jean King Cup
3.2.3 Hopman Cup
3.2.4 Laver Cup
3.2.5 ATP Cup
3.3 Turniere und Wettbewerbe in Deutschland
3.3.1 Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart
3.3.2 BMW Open in München
3.3.3 Mercedes Cup in Stuttgart
3.3.4 Noventi Open in Halle/Westfalen
3.3.5 WTA-Turniere in Berlin und Bad Homburg
3.3.6 Hamburg European Open
3.3.7 Bundesliga
3.3.8 Deutsche Meisterschaften
3.3.9 DTB Internationals & DTB Premium Tour
3.4 Ehemalige Turniere
3.4.1 Düsseldorf International
3.4.2 Berlin Open
3.4.3 WCT-Turnier in München
3.4.4 Cologne Cup
3.4.5 Kings Cup
3.4.6 WCT Finals in Dallas
3.4.7 World Team Cup in Düsseldorf
3.4.8 Eurocard Open in Stuttgart
3.4.9 Grand Slam Cup in München
3.4.10 Sparkassen Cup in Leipzig
3.4.11 WTA-Turnier in Hamburg
3.4.12 German Open in Berlin
3.4.13 Faber Grand Prix in Essen und Hannover
3.4.14 Nürnberger Versicherungscup
4 Die Stars
4.1 Die großen Deutschen
4.1.1 Cilly Aussem
4.1.2 Boris Becker
4.1.3 Wilhelm Bungert
4.1.4 Gottfried von Cramm
4.1.5 Otto Froitzheim
4.1.6 Stefanie Graf
4.1.7 Tommy Haas
4.1.8 Sylvia Hanika
4.1.9 Henner Henkel
4.1.10 Anke Huber
4.1.11 Angelique Kerber
4.1.12 Nicolas Kiefer
4.1.13 Claudia Kohde-Kilsch
4.1.14 Sabine Lisicki
4.1.15 Helga Masthoff
4.1.16 Rainer Schüttler
4.1.17 Hilde Sperling
4.1.18 Michael Stich
4.1.19 Alexander Zverev
4.2 Die besten Europäer
4.2.1 Björn Borg
4.2.2 Novak Djoković
4.2.3 Stefan Edberg
4.2.4 Roger Federer
4.2.5 Martina Hingis
4.2.6 René Lacoste
4.2.7 Ivan Lendl
4.2.8 Suzanne Lenglen
4.2.9 Andy Murray
4.2.10 Rafael Nadal
4.2.11 Ilie Năstase
4.2.12 Martina Navratilova
4.2.13 Fred Perry
4.2.14 Maria Scharapova
4.2.15 Monika Seleš
4.2.16 Mats Wilander
4.3 Die besten US-Amerikaner
4.3.1 Andre Agassi
4.3.2 Arthur Ashe
4.3.3 Bob Bryan/Mike Bryan
4.3.4 Don Budge
4.3.5 Jimmy Connors
4.3.6 Chris Evert
4.3.7 Pancho Gonzales
4.3.8 Billy Jean King
4.3.9 Jack Kramer
4.3.10 John McEnroe
4.3.11 Pete Sampras
4.3.12 Bill Tilden
4.3.13 Serena Williams
4.4 Die Besten aus dem Rest der Welt
4.4.1 Margaret Court
4.4.2 Roy Emerson
4.4.3 Rod Laver
4.4.4 John Newcombe
4.4.5 Ken Rosewall
4.4.6 Guillermo Vilas
5 Die Grundlagen
5.1 Spielformen
5.1.1 Einzel
5.1.2 Doppel
5.1.3 Mixed
5.2 Spielfeld
5.3 Spieloberfläche
5.3.1 Sandplatz
5.3.2 Hartplatz
5.3.3 Teppichplatz
5.3.4 Rasenplatz
5.4 Netz
5.5 Ausrüstung
5.5.1 Schläger
5.5.2 Ball
5.6 Regeln
5.6.1 Spielprinzip
5.6.2 Zählweise
5.7 Grundschläge
5.7.1 Vorhand
5.7.2 Rückhand
5.7.3 Aufschlag
5.8 Schlagtechniken
5.8.1 Drive
5.8.2 Topspin
5.8.3 Slice
5.9 Schlagvarianten
5.9.1 Volley
5.9.2 Schmetterball
5.9.3 Stopp
5.9.4 Lob
5.9.5 Passierschlag
5.10 Weitere Schläge
5.10.1 Ass
5.10.2 Winner
5.10.3 Forced Error/Unforced Error
5.10.4 Return
5.10.5 Cross
5.10.6 Longline
5.10.7 Doppelfehler
5.11 Griffhaltungen
5.12 Spielstrategien
5.12.1 Grundlinienspiel
5.12.2 Angriffstennis
5.12.3 Inside Out/Inside In
5.12.4 Serve and Volley
5.12.5 Chip and Charge
6 Was man sonst noch wissen muss
6.1 Aufschlagspezialisten
6.2 Battle of the Sexes
6.3 Battle of the Surfaces
6.4 Beachtennis
6.5 Center Court
6.6 Champions Race
6.7 Deutscher IC
6.8 Grand Slam
6.9 Hartford
6.10 Hawkeye
6.11 Karriere-Grand-Slam
6.12 Leading Tennis Clubs of Germany
6.13 Leistungsklassen
6.14 Padeltennis
6.15 Shot Clock
6.16 Tiebreakirrsinn
6.17 Universiade
6.18 Weltrangliste
6.19 Westphal, Michael
6.20 Wildcard
6.21 World Team Tennis
6.22 Zuschauerweltrekord
Anhang
1 Literaturverzeichnis
Bücher
Artikel
Internet
2 Bildnachweis
VORWORT VON CHRISTOPHER KAS
Seit den Erfolgen von Steffi Graf und Boris Becker kennt hierzulande nahezu jedermann die Tennisregeln. Geht es um Aufschlag, Vor- und Rückhand, um Crossbälle, Longline, Grundlinienspiel oder Netzangriffe, so kann hier jeder mitreden. Und das finde ich super. Tennis zählt weltweit zu den populärsten und beliebtesten Sportarten – ganz einerlei, ob in der Profiszene oder im Amateurbereich. Und auch bei all jenen, die gar nicht selbst spielen, aber zuschauen.
Was macht den Sport eigentlich so faszinierend? Er ist so einfach. Jeder kann ihn betreiben. Man braucht nur etwas Ballgefühl, Laufbereitschaft und eine gewisse Raffinesse, um den Gegner auszutricksen. Das Alter spielt keine Rolle. Bis in den Seniorenbereich hinein kann man den Schläger und die Filzkugel bewegen. Und wenn es zum Einzel nicht mehr reicht, dann eben zum Doppel.
Meine Philosophie war ohnehin immer: Doppel ist halb so anstrengend, macht aber doppelt so viel Spaß. Hinzu kommt in den Sommermonaten die gute, frische Luft – und die ist auf den rund 45 000 Plätzen in Deutschland von April bis Oktober garantiert. Und weil auch das Spiel im Winter nach wie vor seine Qualitäten hat, brauchen sich die Hallenbetreiber über mangelnde Buchungen nicht zu beklagen.
Auch die Nachwuchsarbeit wird innerhalb des Deutschen Tennis Bundes (DTB) großgeschrieben. Dank großflächiger Sichtungen, frühzeitiger Spielrunden und Förderungen auf Vereins-, Kreis-, Bezirks- und Landesebene gehen Talente heutzutage nicht mehr verloren. Die Kunst ist hier, die „Tenniszwergerl“ zu begeistern. Deshalb kommt den Nachwuchstrainern eine ganz große Bedeutung zu.
Natürlich ist die Konkurrenz groß mit Fußball und den vielen neuen Funsportarten. Aber Tennis hält dagegen. Und das finde ich klasse. So ist die Zukunft gesichert. Mein Dank gilt an dieser Stelle jedem einzelnen Nachwuchstrainer, der dafür sorgt, dass unser wunderschöner Tennissport am Leben bleibt.
Vorbilder gibt es genug, und die TV-Übertragungen haben einen großen Anteil. Ich kann mich noch bestens an die großen Wimbledonmatches von Boris Becker erinnern. Als er zum ersten Mal dort gewann, war ich gerade mal fünf Jahre alt. So etwas prägt einen. Ich selbst habe dann mit Schläger und Ball auf unserem Rasen vor dem Haus an die Wand gespielt. Natürlich durfte der berühmte „Beckerhecht“ nicht fehlen. Ja, ich kann sagen, Boris hat mich auf den Tennisweg gebracht. Er hat alle fasziniert – und mich ganz besonders.
Und ich möchte keine Sekunde missen, auf dem Platz oder auch drum herum. Das gilt für die vielen Jahre als Spieler auf der Profitour und danach auch als Trainer. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ein Beruf, der richtig Spaß macht.
Ich könnte jetzt unzählige große Matches aufzählen, die ich in den 1980er- und 1990er-Jahren am Fernsehen verfolgt habe. Aber wir müssen ja gar nicht so weit zurückblicken. Denken wir nur an die Gegenwart, an das Finale der US Open 2020 zwischen Dominic Thiem und Alexander Zverev. Wer hier live am Bildschirm dabei war, hat die geballte Tennisdramaturgie miterlebt. So etwas kann man nicht vorhersagen. Es gab trotz Matchplänen Höhen und Tiefen hüben wie drüben. Ein Unentschieden wäre hier verdient gewesen, denn ich habe zwei ganz große Champions gesehen. Doch der Tennissport kennt eben nur einen Sieger – und der hieß in diesem Fall Dominic Thiem.
Im vorliegenden Buch beschreibt Dino Reisner den Tennissport sehr anschaulich. Er gibt Einblicke in die Geschichte, ins Regelwerk, er taucht ein mitten ins Match. Es ist ein Buch für jedermann. Und jeder Aktive kann etwas für sich herausziehen. In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen.
Christopher Kas war von 2001 bis 2014 auf der Profitour unterwegs. Er gewann fünf ATP-Turniere im Doppel und gehörte fünfmal zum deutschen Davis-Cup-Team. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde er mit Sabine Lisicki Vierter im Mixed. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb der Oberbayer als Trainer von Sabine Lisicki, Mona Barthel und Peter Gojowczyk sowie als Teamchef des Bundesligisten TC Großhesselohe dem Profitennis erhalten. Seit 2019 arbeitet er zudem als Experte bei Servus TV.
INTRO VON DINO REISNER
Über Jahrzehnte hinweg galt Tennis in Deutschland als elitärer Sport. Doch dann kam der 7. Juli 1985. Ein 17 Jahre alter Teenager aus der badischen Kleinstadt Leimen stürmte sensationell ins Finale von Wimbledon und versetzte eine ganze Nation in Euphorie. Elf Millionen Menschen saßen in der Bundesrepublik vor den TV-Geräten, als Boris Becker auf dem heiligen Rasen den Matchball gegen Kevin Curren verwandelte. In diesem Moment war nicht nur ein Sportheld geboren.
Tennis, hierzulande bis dahin vorwiegend der besserverdienenden Gesellschaft vorbehalten, entwickelte sich in Windeseile zum Volks- und Breitensport. Jung und Alt strömte auf den roten Sand. Obwohl neue Tennisplätze und neue Tennishallen wie Pilze aus dem Boden schossen, hatten die Vereine Probleme, dem gewaltigen Andrang Herr zu werden. Sogar Wartelisten für die Aufnahme wurden geführt.
Boris Becker und kurze Zeit später die eineinhalb Jahre jüngere Stefanie Graf aus dem nur 18 Kilometer von Leimen entfernten Brühl sorgten landesweit für eine Begeisterung, wie es niemals zuvor einzelnen Sportlern gelang.
ARD und ZDF und die damals neuen Privatsender RTL plus und Sat 1 sicherten sich Übertragungsrechte von unzähligen Turnieren, kurzfristig wurden Showkämpfe organisiert und Einladungsturniere ins Leben gerufen. Millionen von Menschen vor den TV-Geräten fieberten mit, teilweise bis tief in die Nacht. Unvergessen, wie Boris Becker im Davis Cup 1987 in Hartford die US-Amerikaner John McEnroe und Tim Mayotte in fünf Sätzen niederrang und danach mit der Deutschlandfahne eine Ehrenrunde durch die Halle drehte – dies hatte es bis dahin noch nie gegeben.
Stefanie Graf übernahm im August 1987 die Führung der Weltrangliste, Boris Becker folgte dreieinhalb Jahre später im Januar 1991. Deutschland war die Tennisnation Nummer eins auf dem Erdball.
Am 9. Juli 1989 gelang den beiden Superstars Historisches: Innerhalb von drei Stunden gewannen Stefanie Graf und Boris Becker das Turnier in Wimbledon, das wichtigste, prestigeträchtigste und traditionsreichste der Welt (das Damenfinale musste wetterbedingt von Samstag auf Sonntag verlegt werden). Diesmal saßen sogar 15 Millionen Deutsche vor den Bildschirmen.
Abgesehen von den Übertragungen der Grand-Slam-Turniere aus Melbourne, Paris und New York auf Eurosport ist Tennis hierzulande aus den frei empfangbaren TV-Programmen nahezu verschwunden. Auch Weltklasseturniere lassen sich nicht mehr finanzieren. Dennoch lebt die Sportart noch immer. In der Spitze ebenso wie in der Breite. Im September 2016 wurde mit Angelique Kerber wieder eine deutsche Spielerin Nummer eins der Welt, ein Jahr später stieß Alexander Zverev unter die Top drei vor.
2018 gewann Kerber Wimbledon, im gleichen Jahr holte Zverev den Titel bei den ATP Finals. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) ist mit 1,37 Millionen Mitgliedern nach wie vor der größte Tennisverband der Welt und national hinter den Fußballern und den Turnern die Nummer drei – weit vor den Dachverbänden der Leichtathleten (0,79), der Handballer (0,75) oder der Golfer (0,64). Hinzu kommen unzählige, nicht organisierte Tennisspieler in kommerziellen Sportanlagen.
Man kann sagen: In der goldenen deutschen Tennisepoche in der zweiten Hälfte der 1980er- und der ersten Hälfte der 1990er-Jahre lebte Tennis über seine Verhältnisse, vieles war überdreht. Seither hat sich der Tennissport auf einem nach wie vor hohen Niveau etabliert.
Dino Reisner arbeitet bundesweit als Sport-journalist und Buchautor mit den Schwerpunkten Basketball, Fußball, Handball, Eishockey und Tennis. Er schrieb unter anderem Biografien über Dirk Nowitzki, Michael Ballack, Pep Guardiola und Leroy Sané sowie mehrere Ratgeber. Der Oberfranke ist selbst aktiver Tennisspieler.
Übereinstimmenden Quellen zufolge finden sich die Ursprünge des Tennissports im 13. Jahrhundert in Klöstern Nordfrankreichs. Zum Zeitvertreib droschen dort Geistliche in den Innenhöfen mit der flachen Hand eine mit Wolle, Sand oder Haaren gefüllte Lederkugel von einer Seite auf die andere. Überliefert ist die Bezeichnung „Jeu de Paume“ (Spiel mit der Handinnenfläche). Im Laufe der Zeit spannten sie eine Schnur in die Mitte.
Vorformen eines Schlägers aus Holz tauchen erstmals in Schriften und Bildern aus den Jahren 1505 und 1511 auf. Überliefert wird, dass die Lederkugel schon damals nach einmaligem Aufspringen oder direkt aus der Luft (à la volée) geschlagen werden musste – daher stammt auch der heute gebräuchliche Begriff „volley“. Seinen Namen verdankt Tennis wohl dem französischen Ausruf „tenez“ (haltet die Stellung), mit dem der erste Schlag eingeleitet wurde.
Zunehmend verbreitete sich das Spiel in der wohlhabenden Gesellschaft und im Adel – insbesondere Ludwig X., von 1314 bis 1316 König von Frankreich, soll daran Gefallen gefunden haben. Weil es noch keine Turniere oder andere Formen des Wettbewerbs gab, wurde damals Geld auf die Spiele und Spieler gewettet.
Den meisten Quellen zufolge kommt davon die für viele bis heute unverständliche und geheimnisvolle Zählweise: Auf einen Punkt wurde die Silbermünze Gros Tournois gesetzt, deren Wert 15 Denier Tournois betrug. In einem Spiel betrug der Einsatz vier Gros Tournois, also 15, 30, 45 und 60 Denier Tournois. Diese Zählweise wurde auch nach dem Verschwinden des Gros Tournois aus dem Zahlungsverkehr beibehalten, die 45 wurde im Laufe der Zeit der einfacheren Aussprache wegen auf 40 verkürzt und die 60 am Spielende durch den Ausdruck „jeu“ (zu Deutsch Spiel) ersetzt.
Eine andere, weniger verbreitete Theorie zum Ursprung der Zählweise besagt, dass die Spieler ihre Partie auf einer Null-Zoll-Linie begonnen hätten. Derjenige, der den Punkt erzielte, durfte zur 15-Zoll-Linie aufrücken, beim nächsten Punkt zur 30-Zoll-Linie und beim übernächsten zur 45-Zoll-Linie. Weil diese zu nahe am Netz war, wäre sie auf 40 Zoll reduziert worden.
Ab Ende des 15. Jahrhunderts fand das Spiel seinen Weg auch nach Deutschland. Der Sporthistoriker Heiner Gillmeister berichtet von Ursprüngen unter freiem Himmel in Kiel, Hamburg und Köln sowie von einem Ballhaus, das 1548 auf Geheiß von Kaiser Karl V. in Augsburg errichtet wurde. Ein weiteres Ballhaus „zur Unterhaltung und zweckmäßigen Leibesübung der studierenden Jugend“ entstand 1593/94 in Ingolstadt. Das fast zeitgleich gebaute Ballhaus in Tübingen war Teil der dortigen Ritterakademie. Die in den Ballhäusern beschäftigten „Ballenmeister“ waren die Vorgänger der heutigen Tennistrainer.
Im Jahr 1740 wurde in Frankreich ein internationales Turnier durchgeführt, das in diversen Quellen sogar als die erste Tennisweltmeisterschaft bezeichnet wird. Der Franzose Clergé de Elder konnte das Turnier für sich entscheiden. Er behielt den Titel so lange, bis ihn ein Herausforderer schlagen konnte. Dies gelang erst 25 Jahre später seinem Landsmann Raymond Masson. So viel zur Frühgeschichte des Tennissports.
Als Erfinder des Tennisspiels, wie wir es heute kennen, gilt der Waliser Walter Clopton Wingfield. Nach seinem Militärdienst für die britische Armee, der ihn unter anderem nach Indien und China geführt hatte, ließ er sich Ende der 1860er-Jahre in London nieder, wo er als Major in Diensten von Queen Victoria und König Edward VII. arbeitete. Nebenher entwickelte er ein neues Spiel, das als Freizeitvergnügen für den Landadel dienen sollte.
Wingfield kombinierte die Regeln des bis dahin in Ballhäusern ausgeübten Tennisspiels mit dem seinerzeit auf der Insel populären Croquet, einer nicht mit Cricket zu verwechselnden Präzisionssportart, bei der auf einer kurz getrimmten Rasenfläche farblich markierte Holzkugeln mit einem hammerförmigen Schläger durch gebogene Drahtbügel gestoßen wurden.
Sein neues Spiel ließ sich Wingfield 1874 als „Lawn Tennis“ patentieren. Rasch erfreuten sich seine in Zeitungsannoncen beworbenen Lawn-Tennis-Sets großer Beliebtheit in der Bevölkerung. Diese bestanden aus Schlägern, Gummibällen, einem Netz, den dazugehörigen Pfosten, Kreide zur Feldmarkierung sowie einer achtseitigen Broschüre, in der die Spielregeln erklärt wurden. Die vulkanisierten Gummibälle, die eine deutlich bessere Sprungeigenschaft besaßen als die bis dahin in den Ballhäusern verwendeten Lederkugeln, ließ Wingfield aus Deutschland importieren.
Der sportliche Charakter des Lawn Tennis war zunächst noch gering. Vielmehr diente es für Damen wie Herren als „Zeitvertreib, mit dem sich der auf der Insel unumgängliche Fünfuhrtee unterhaltsamer gestalten ließ“, wie Sporthistoriker Gillmeister berichtet. „Obendrein bot es die Gelegenheit, die Tochter aus gutem Hause mit dem vermögenden und vielleicht sogar gutaussehenden jungen Mann aus der Nachbarschaft zu verbandeln. Im Kaiserreich sprach man später vom Verlobungstennis.“
Wer sich heute fragt, weshalb im Englischen der Spielstand 0 (null) nicht etwa mit dem gängigen Wort „Zero“ bezeichnet wird, sondern mit „Love“ (Liebe) – hier hat er die Antwort erhalten.
Mehr sportlicher Charakter hielt erst Einzug durch Henry Jones, einen Londoner Mediziner und Mitglied des All England Croquet Clubs in Wimbledon. Auf Jones’ Initiative wurde das neue Spiel ins Vereinsprogramm aufgenommen und der Name in All England Croquet and Lawn Tennis Club umbenannt. Weil der Verein im Sommer 1877 dringend Geld für die Reparatur einer gebrochenen Achse seiner einzigen Rasenwalze benötigte, kam Jones auf die Idee, ein Turnier zu veranstalten – es war die Geburtsstunde des heutigen Grand-Slam-Turniers im Süden Londons.
Hierfür entwickelte der Mediziner gemeinsam mit Julian Marshall und John Moyer Heathcote, einem Kunstsammler und einem Rechtsanwalt, die Wingfieldschen Regeln weiter. Unter anderem wurde das bis dahin sanduhrförmige Spielfeld, das an der Grundlinie breiter war als am Netz, einem Rechteck angepasst. Die Gummibälle wurden mit einer Flannelschicht überzogen.
Das erste Wimbledonturnier spülte dem damals klammen Club durch die Startgebühren der Teilnehmer und die Eintrittsgelder der Zuschauer umgerechnet 350 Euro in die Kasse. Die defekte Rasenwalze konnte repariert werden. Und Jones blieb bis 1885 Oberschiedsrichter des Turniers.
Rasch verbreitete sich Lawn Tennis in den 1870er-Jahren auch in den britischen Überseegebieten, etwa auf Bermuda. Dort fand die junge New Yorkerin Mary Outerbridge während eines Verwandtenbesuchs Gefallen an der Sportart, als sie englischen Soldaten beim Spielen zusah. Zurück in der Heimat überredete sie ihren älteren Bruder August Emilius Outerbridge, den Präsidenten des Staten Island Cricket Clubs, auf dem Vereinsgelände ein Tennisfeld abzustecken. 1880 wurde hier das erste Turnier in den USA ausgerichtet.
In Windeseile verbreitete sich Tennis an der Ostküste, bereits im Mai 1881 wurde im Fifth Avenue Hotel in New York der Verband United States National Lawn Tennis Association (USNLTA) gegründet. Der amerikanische Verband, der seinen Namen im Laufe der Jahre in United States Tennis Association (USTA) verschlankt hat, ist damit der älteste der Welt. Nur drei Monate nach seiner Gründung führte er auf den Rasenplätzen des Newport Casinos auf Rhode Island die ersten US National Singles Championships for Men durch, den Vorläufer der heutigen US Open.
Englische Kurgäste brachten Lawn Tennis in den 1870er-Jahren auch nach Deutschland. In Bad Homburg spielten sie „auf provisorisch abgesteckten Spielfeldern auf den Rasenanlagen im Kurpark in langen weißen Kleidern und Hosen. Durch die im Sommer in Bad Homburg verweilende Kaiserfamilie mit ihrem Gefolge erlebte die neue Attraktion schnell einen Boom und führte 1876 zur Gründung des ersten Tennisvereins auf dem Kontinent“, wie in der Chronik des TC Bad Homburg, dem ältesten deutschen Tennisverein, nachzulesen ist.
Im Laufe der Jahre entstanden weitere Clubs und Anlagen in Baden-Baden (1881), in Freiburg (1883), in Kassel (1883) und in Essen (1884). In Frankfurt/Main wurde 1884 die „Spielplatzgesellschaft im Palmengarten“ gegründet, die man heute wohl als kommerzielle Sportanlage bezeichnen würde.
Das erste internationale Turnier in Deutschland reklamieren gleich drei Vereine und Städte für sich. Der TC Rot-Weiss Baden-Baden schreibt in seiner Chronik, dass er bereits 1883 und damit lange vor allen anderen – damals noch unter der Bezeichnung International Lawn Tennis Club firmierend – ein großes Turnier durchgeführt habe unter fast ausschließlich britischer Beteiligung. Star der Veranstaltung war demnach der Prince of Wales. Doch erst ab 1901 wurde das Turnier jährlich ausgetragen.
Ab 1892 fand auf der Hamburger Uhlenhorst ein internationales Turnier statt, zunächst nur für die Herren, ab 1896 auch für die Damen. Initiator war Carl August von der Meden, der spätere Präsident des Deutschen Lawn Tennis Bundes. Der Sohn einer wohlhabenden Hamburger Kaufmanns- und Maklerfamilie hatte sich nach dem Ende einer mehrjährigen Weltreise in den 1870er-Jahren in London niedergelassen, wo er mit Lawn Tennis in Berührung kam.
Auf seinem Arbeitsweg mit der Eisenbahn von seinem Wohnort im Süden der Millionenmetropole zu seinem Büro in der Innenstadt (von der Meden betrieb dort einen Wollhandel) passierte er tagtäglich die damalige Anlage des All England Croquet and Lawn Tennis Clubs an der Worple Road. Aus dem Zugfenster heraus beobachtete er das Treiben auf den Plätzen.
Nach dem Konkurs seiner Firma kehrte von der Meden in seine Heimatstadt zurück. Dort erhielt er 1889 von der Vorstandschaft des Eisbahnvereins auf der Uhlenhorst die Aufgabe, die Wiesenfläche, die im Winter geflutet und zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde, auch in den Sommermonaten zu bewirtschaften. Und was lag da näher als die Durchführung eines Rasentennisturniers? Der Vereinsvorsitzende Carl Laeisz, ein vermögender Reeder, lobte dafür einen Siegerpokal aus.
Die erste Auflage der Internationalen Tennismeisterschaften von Deutschland litt 1892 unter der Choleraepidemie, die in diesem Jahr die Hansestadt heimsuchte. Ausländische Spieler blieben aus Furcht vor einer Infektion dem Turnier fern, neben den Deutschen waren nur noch einige Österreicher am Start.
In Bad Homburg notieren Chronisten das erste internationale Turnier im Jahr 1894. Die Strippen in der Kurstadt zog Charles Adolph Voigt, ein gebürtiger Kalifornier, der fließend Englisch, Deutsch und Französisch sprach und im Hotel Metropole residierte. Beim Homburg Cup lockte Voigt die englischen Stars auf den Rasen und den europäischen Adel sowie schwerreiche Industrielle auf die Tribünen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Turnier eingestellt.
Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Rufe nach einem Verband laut, der die Tennisspieler im Lande bündeln solle. Nach langen Verhandlungen gründeten schließlich zwölf Vereinsvertreter, fünf davon im Hauptberuf Juristen, am 19. Mai 1902 im Berliner Palasthotel am Leipziger Platz den Deutschen Lawn Tennis Bund (DLTB).
Von der Meden wurde zum ersten Präsidenten gewählt. Der Hamburger übte das Amt bis zu seinem Tod im Alter von 69 Jahren anno 1911 aus – ihm zu Ehren werden die Mannschaftswettbewerbe der Vereine bei Damen, Herren und Jugendlichen noch heute Medenspiele genannt.
Einer der Gründerväter des professionellen Tennis war der US-Amerikaner Charles C. Pyle. Bereits 1926 stellte der findige Theaterbesitzer aus Illinois, der sich nebenher auch als Berater diverser Sportler verdingte, eine Profitour auf die Beine. Nachdem Pyle – Spitzname „Cash and Carry Pyle“, in Anlehnung an die Initialen seiner Vornamen – einige der besten Tennisspieler der damaligen Zeit unter seine Fittiche genommen hatte, unter anderem die sechsmalige Wimbledongewinnerin Suzanne Lenglen (Frankreich) und den amtierenden Olympiasieger Vincent Richards (USA), reiste er mit diesen vier Monate lang für Showkämpfe durch die USA und Kanada.
Die Tour wurde zu einem großen Erfolg: 13 000 Zuschauer kamen zur Premiere in den Madison Square Garden in New York, die Ticketpreise betrugen 1,50 bis 5,50 US-Dollar. 39 weitere Stopps folgten. Das Problem bei der Sache: Sobald Spieler bei Pyle unter Vertrag standen, verloren sie ihren Amateurstatus und waren von den Majorturnieren in Australien, Paris, Wimbledon und New York ausgeschlossen.
Die Gage bei den Showkämpfen war jedoch verlockend, für die damalige Zeit geradezu gigantisch. Suzanne Lenglen erhielt für 40 Partien 100.000 US-Dollar – kein Sportler auf der Welt verdiente damals mehr.
Ein halbes Jahr nach seinem dritten Wimbledontitel 1930 wechselte auch der US-Amerikaner Bill Tilden auf die Profitour. Der Engländer Fred Perry folgte nach seinem Wimbledonhattrick 1934, 1935, 1936. Perry strich für seine 61 Duelle gegen den US-Amerikaner Ellsworth Vines, seines Zeichens Wimbledonchampion von 1932, mehr als 100.000 US-Dollar ein.