PETER BERLING
Folge XVI des 17-bändigen Kreuzzug-Epos Die Kinder des Gral
Historischer Roman
Folge XVII
Ein Teppich in der Wüste
978-3-943824-17-9
Epilog
Der unerwartete Tod des unumschränkten Herrschers auf Erden im Herzen des Mongolenreiches eröffnet der Fraktion unter den Dschingiden, die einem Aufstoßen des Tores zur (übrigen) Welt geneigt gegenüberstanden, eine völlig neue Perspektive: Eine Blutsvereinigung des nächsten Großkhans mit dieser ›Prinzessin vom Gral‹. Yeza ahnt nichts von diesen Plänen, aber um Nichts in der Welt will sie ohne ihren geliebten Roç zurück nach Karakorum, dem Sitz des ›Ewig Blauen Himmels‹. Und Roç ist verschollen, oder wollen die, die alles sehen, wie die Adler in den Lüften jede Ameise in der Steppe, ihn nicht finden?
Yeza wehrt sich mit Klauen und Zähnen, die Mongolen sind verzweifelt, während Roç untröstlich und zunehmend erbittert nach ihr sucht.
Den besten Giftmischern des fernen Orients gelingt es schließlich, die tobende Prinzessin in ein Todesschlaf-ähnliches Koma zu versetzen. Waffenstarrend setzt sich ihre Eskorte der ›Söhne des Himmels‹ in Bewegung mit der kostbaren Fracht, der ›Prinzessin vom Gral‹, gebettet auf dem stets mitgeführten, vermaledeiten Riesen-Kelim, in Richtung des verwaisten Throns …
Roger-Ramon-Bertrand Trencavel du Haut-Ségur, gen. ›Roç‹
Isabelle-Constance-Ramona Esclarmunde du Mont y Sion, gen. ›Yeza‹
Willem von Roebruk, gen. William, der Chronist (Franziskaner)
Jalal al Sufi, ein Derwisch
Joshua, gen. ›Josh der Zimmermann‹, jüdischer Kabbalist
David von Bosra, der Templer
Hulagu, der Il-Khan
Dokuz-Khatun, seine (christliche) Frau
Kitbogha, sein oberster Feldherr (nestorianischer Christ)
Dungai, dessen Vertrauter, Feldhauptmann
Sundchak, ein General
Khazar, ein Neffe Kitboghas, Unterführer
Baitschu, jüngster Sohn Kitboghas
Arslan, der Schamane
Bohemund VI, der Fürst
Sybille von Armenien, seine Frau
Guy de Muret, Beichtvater der Fürstin (Dominikaner)
Terèz de Fois, ein Vasall
Berenice de Tarascón, dessen Frau
Pons de Tarascón, deren jüngerer Bruder
Alais, muslimische Zofe der Fürstin
Qutuz, amtierender Mameluckensultan
Baibars (Emir Rukn ed-Din Bunduktari), sein wichtigster General, gen. ›Der Bogenschütze‹
Der Rote Falke, nom de guerre des Emirs Fassr ed-Din Octay, Sohn des letzten Großwesirs; als christlicher Ritter:›Prinz Konstanz von Selinunt‹
Madulain, dessen Frau, eine Prinzessin der Saratz
Ali, Sohn des ermordeten Sultans Aibek, des Vorgängers von Sultan Qutuz
Naiman, Geheimagent des Sultans
Gottfried von Sargines, Bailli des Königreiches von Jerusalem
Thomas de Bérard, Großmeister des Templerordens
Hugo de Revel, Großmeister des Johanniterordens
Hanno von Sangershausen, Großmeister des Deutschen Ritterordens
Yves der Bretone, Gesandter des Königs von Frankreich
Marie de Saint-Clair, ›La Grande Maîtresse‹
Lorenz von Orta, ›Der Sekretär‹, (Franziskaner)
Marc de Montbard, Komtur der Templer zu Sidon
Jakob Pantaleon, Patriarch von Jerusalem
Julian von Sidon und Beaufort, Raubritter
Johanna von Armenien, seine Frau
Hethum, König von Armenien, Vater von Sybille und Johanna
Philipp de Montfort, Herr von Tyros
An-Nasir, Sultan von Damaskus
Clarion von Salentin, seine Favoritin
El-Aziz, sein Sohn
Der Baouab, sein Oberhofmeister
El-Kamil, Emir von Mayyafaraqin
Badr ed-Din Lulu, Atabeg von Mossul
Kaikaus, Sohn des Seldschukensultans
Alp-Kilidsch, dessen älterer Bruder
Walter Fritzsche für den Mut, sich auf Thema und Autor eingelassen zu haben, sowie für die ständige Ermutigung des Letzteren, Ersteres voll auszuschöpfen.
Dr. Helmut W. Pesch für die Aufopferung, ein Feld von über tausend Seiten Zeile für Zeile behutsam und (vollhumanistisch) verständig durchfurcht zu haben.
Last not least Michael Görden, der sich als Ansprechpartner von unschätzbarem Wert erwies und als sachkundiger Katalysator bei der Fülle des Materials und der Ideen seines Schutzbefohlenen.
Für das Erscheinen als E-Book danke ich hockebooks für die aufgewandte Mühe und Roman Hocke persönlich für das Eingehen des ungewöhnlichen Experiments eine erfolgreiche Pentalogie in 17 aufeinander folgenden Einzelbänden aufzulegen. Claudia von Hornstein und Julia Hocke für die hilfreiche Mitarbeit.
Bei aller Berücksichtigung von zeitgenössischen Chroniken und Dokumenten wie: Jean de Joinville, Chronicles of the Crusades, hg. The Estate of M.R.B. Shaw, 1963; Kaiser Friedrich II., hg. Klaus J. Heinisch, Winkler-dtv, 1977; Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, hg. Francesco Gabrieli, Winkler-dtv, 1973; ist für mich das Verfassen eines Romans, der im Hochmittelalter spielt, ohne: Steven Runciman, A History of the Crusades, Cambridge University Press, 1954; undenkbar – ich habe ihm immer wieder zu danken. Flankierend zu seinem opus magnum waren mir von Wert: Otto Rahn, Kreuzzug gegen den Gral, Urban Verlag, Freiburg i. Brsg., 1933; Eugen Roll, Die Katharer, J. Ch. Meilinger, Stuttgart, 1979; Jordi Costa i Roca, Xacbert de Barbera, Llibres del Trabucaire, Perpinya (Cat.), 1989; John Charpentier, L’Ordre des Templiers, Klett-Cotta, Stuttgart, 1959; Hans Prutz, Entweihung und Untergang des Tempelherrenordens, G. Grote’sche Verl., Berlin, 1888; Bernhard Lewis, The Assassins, Weidenfeld & Nicholson, London, 1967; Edward Burman, Gli Assassini, Convivio – Nardini edit., Florenz, 1987; Bertold Spuler, Geschichte der Mongolen, Artemis, Zürich, 1968; Gian Andri Bezzola, Die Mongolen in abendländischer Sicht, A. Francke, Bern, 1974; Friedrich Risch (Hg.), Johan de Piano Carpini, Reisebericht 1245–1247, Leipzig , 1930; Friedrich Risch (Hg.), Wilhelm Rubruk, Reise zu den Mongolen 1253–1255, Leipzig, 1934; und schließlich mein eigenes Buch samt Index und Anhang: Peter Berling, Franziskus oder Das zweite Memorandum, Goldmann, München, 1989 (2. Aufl. 1990).
Roma, den 1. Mai 2012
Peter Berling
[1] Schamane: Zauberkundiger der sibirischen Völker, der mit den Naturgeistern in Verbindung steht, wahrsagt und heilt. Schamanische Praktiken verbreiteten sich von Sibirien durch ganz Eurasien bis hin zu den Indianern Nordamerikas; zur Zeit Dschingis Khans waren die mongolischen Schamanen hochgeachtete Propheten und Magier, die zwischen den Menschen und den Geistern vermittelten.
[2] Arslan: mongolischer Schamane; Berater des Herrscherhauses der Dschingiden
[3] djinn: (arab.) Geister
[4] hijab: (arab.) Frauenschleier
[5] Roç: eigentlich Roger-Ramon-Bertrand, geb. um 1240/41, Eltern unbekannt; legte sich später zusätzlich den Namen »Trencavel du Haut-Ségur« zu, was auf die ausgestorbene Parsifal-Linie schließen lässt. Der Sohn Parsifals (Vicomte de Carcassonne), Roger Ramon III., fiel 1241 beim Versuch der Wiedereroberung von Carcassonne.
[6] Yeza: Isabelle-Constance-Ramona, geb. um 1239/40, Eltern unbekannt, legte sich den Namen »Yezabel Esclarmunde du Mont y Grial« zu. Ihre Mutter war vermutlich nicht die berühmte Esclarmunde aus der Parsifal-Legende, sondern die gleichnamige Tochter des Kastellans vom Montségur, ihr Vater möglicherweise Friedrichs Bastardsohn Enzio, geb. 1216, der erst 1272 in der Gefangenschaft Bolognas starb. Roç und Yeza führen den Beinamen die »Kinder des Gral«.
[7] Jurte: mongolisches Wohnzelt aus filzbespanntem Weidengeflecht; wurde meistens als Ganzes auf riesigen Ochsenkarren transportiert.
[8] Kentauren: Mischwesen der griechischen Sagenwelt mit menschlichem Oberkörper und Pferdeleib
[9] Kotau: (aus dem Chin.) demütige Ehrerweisung; dreimalige Berührung des Bodens mit der Stirn bäuchlings oder in kniender Haltung
[10] Sundchak: mongol. General
[11] Yves der Bretone: geb. um 1224, studierte zu Paris Theologie und Arabisch für den Priesterberuf, erschlug 1244 in Notwehr vier königliche Sergeanten, wurde jedoch von König Ludwig begnadigt und als Leibwächter in Dienst genommen.
[12] Hulagu: (1218–1265), wurde von seinem Bruder Möngke, Großkhan, nach Persien geschickt, nahm 1260 den Titel Il-Khan an.
[13] Khazar: Neffe Kitboghas und mongolischer Unterführer
[14] Baitschu: Sohn Kitboghas
[15] Der Große Plan: geheimes Dokument, wahrscheinlich von John Turnbull für die Geheimgesellschaft Prieuré de Sion verfasst, das in verschlüsselter Form über die Bestimmung der Kinder des Gral Auskunft gibt. Inwieweit der Große Plan von der Prieuré übernommen und tatsächlich verfolgt wurde, bleibt im Dunkeln.
[16] Conceptio: (lat.) Abfassung einer Schrift; Vorstellung
[17] Gral: großes Geheimnis der Sekte der Katharer, nur Eingeweihten offenbart; bis heute ungeklärt, ob es sich um einen Gegenstand (Kelch mit den aufgefangenen Blutstropfen Christi), einen Schatz oder um geheimes Wissen (um die dynastische Linie des königlichen Hauses David, die über Jesus von Nazareth bis nach Südfrankreich/Okzitanien führt) handelt.
[18] König Ludwig: Louis IX., geb. 1214, König von Frankreich, verheiratet mit Margarethe von der Provence; Ludwig erhielt schon zu Lebzeiten den Beinamen »der Heilige« (Saint-Louis); die Heiligsprechung erfolgte 1297; seine beiden unglückseligen Kreuzzüge nach Ägypten (1248–1254) und nach Tunesien (1270) brachten ihm zwar keinen materiellen Nutzen, erwarben ihm jedoch große Volkstümlichkeit, und dies zu einer Zeit, da die Kreuzzugsmystik fast nur noch beim niederen Volk lebendig war. Unter seiner erfolgreichen Regierung beendete der »Vertrag von Meaux« (1229) die Albigenserkriege, fiel 1244 der Montségur und musste König Henri III. von England im »Vertrag von Paris« die Oberhoheit des französischen Königs über die englischen Besitzungen auf dem Kontinent anerkennen. Beim VII. Kreuzzug starb Ludwig 1270 vor Tunis.
[19] Kinder des Gral: In diesem Beinamen der Kinder drückt sich die Vermutung aus, dass sie das königliche Blut des Hauses David in sich tragen.
[20] General Kitbogha: Oberster mongolischer Heerführer unter Hulagu, 1260 von Baibars hingerichtet
[21] Outremer: (frz.) »jenseits des Meeres«; der Begriff war damals für das Heilige Land gebräuchlich.
[22] Königreich von Jerusalem: Ergebnis des I. Kreuzzuges 1099, umfasste einen Küstengürtel bis Gaza im Süden und Beirut im Norden mit der Hauptstadt Jerusalem; assoziiert waren die Grafschaft Tripoli und das Fürstentum Antioch, das sich bis zur Grenze des Königreiches von Klein-Armenien im Norden erstreckte. 1187 eroberte Saladin Jerusalem zurück, Hauptstadt wurde Akkon. Im 13. Jahrhundert besteht es nur noch aus diesem befestigten Hafen und dem von Tyros.
[23] Ecclesia católica: (lat.) die allgemeine Kirche; offizielle Bezeichnung für die römisch- katholische Kirche
[24] Choresmierhorden: Chwarezm, Huwarizm, Hwarizm; Nomadenreich, deren Oberhaupt den Titel eines Schahs führte. Südöstlich des Kaspischen Meeres gelegen; erstreckte sich zeitweilig über Persien bis nach Indien hinein; vier Dynastien von 990–1231, danach waren die Choresmier herrscherlose Horden, oft auch als Söldnerheere, die bis in die Türkei und Ägypten vorstießen; berühmt durch die endgültige Einnahme und Zerstörung Jerusalems 1244.
[25] des großen Staufers: gemeint ist Kaiser Friedrich II.
[26] William von Roebruk: (1222–1293), geb. als Willem im Dorf Roebruk (auch Rubruc oder Roebroek) in Flandern, studierte als Minoritenbruder Guilelmus in Paris. Arabischlehrer des französischen Königs Ludwig IX., wurde von diesem 1243 zur Belagerung des Montségur delegiert; geriet in die Rettungsaktion der Kinder des Gral und begleitet seither das Schicksal der beiden. 1253 ernannte der König William zum Gesandten und schickte ihn als Missionar zum Großkhan der Mongolen, eine Reise, die er zur Rückführung der Kinder des Gral benutzte, denen er in Freundschaft verbunden war; über die Reise verfasste William eine offizielle Chronik, das »Itinerarium«.
[27] Hierosolyma: (lat.) Jerusalem
[28] Skribent: (lat.) Schreiber, Autor
[29] Lektor: (lat.) Leser, Vorleser
[30] Faktotum: (lat.) die rechte Hand, »Mädchen für alles«
[31] Alamut: im Khorasan-Gebirge südwestlich des Kaspischen Meeres gelegen, bedeutendste von ungefähr dreißig Assassinenfesten, Hauptquartier und Sitz des Imams; kontrollierte die dort verlaufende Seidenstraße; heute schwer zugängliche Ruinen.
[32] Demiurg: (lat., von demiurgus = Weltenschöpfer) im katharischen Glauben der von Gott abgefallene, böse Schöpfer der irdischen Welt
[33] Naiman: Scherge des Mameluckensultans Saif ed-Din Qutuz
[34] Mamelucken: Leibgarde der Fatimidensultane von Ägypten (türkische Sklaven)
[35] Ayubiten: von Sultan Saladin begründete Dynastie (genannt nach seinem Vater Ayub); herrschten über Syrien (Damaskus) und Ägypten (Kairo), wo sie 1249 durch eine Palastrevolte der Mamelucken abgelöst wurden, während sich der syrische Zweig selbstständig machte und bis 1260 bestand.
[36] Sultan Qutuz: Saif ed-Din Qutuz, Mameluckensultan (Nachfolger von Aibek)
[37] Baibars »der Bogenschütze«: az-Zahir Rukn ed-Din Baibars al-Bunduqari (Bunduktari), gen. »DerBogenschütze«, (geb. 1211). Der Kommandeur der Palastgarde besiegte König Ludwig IX. bei Mansurah, ermordete eigenhändig den letzten Ayubitensultan Turanshah, ließ aber den Mameluckengeneral Izz ed-Din Aibek zum Sultan ausrufen. Blieb die Graue Eminenz des Sultanats von Kairo und regierte selbst erst 1260–1277 als Baibars I. von Ägypten.
[38] Saladin: Salah ad Din Jusuf Ibn Ayub; (1137 oder 1138 geb; gest. 1193 in Damaskus) löste 1171 die Fatimiden-Dynastie ab und machte sich 1176 zum Sultan von Ägypten und Syrien; eroberte 1187 – nach der siegreichen Schlacht bei den »Hörnern von Hattin« – Jerusalem. Die von ihm begründete (sunnitische) Herrscherdynastie nannte sich nach seinem Vater, dem General Ayub (Ayubiten).
[39] Usurpatoren: Herrscher, die sich widerrechtlich in den Besitz der Macht bringen
[40] Kumiz: mongolisches Nationalgetränk; gegorene Stutenmilch, im Vorderen Orient aus Kamelstutenmilch (Qumys), oft mit Blut versetzt, äußerst nahrhaft und berauschend
[41] Omen: (lat.) böses Vorzeichen
[42] faux pas: (frz.) Fehler, Fehltritt (in übertragenem Sinne)
[43] Dokuz-Khatun: (gest. 1265) Gemahlin des Il-Khan, nestorianische Christin
[44] secretarius venerabilis: (lat.) Titel: Ehrwürdiger Sekretär
[45] Lorenz von Orta: Franziskaner, geb. 1222, Portugiese, 1245 von Papst Innozenz IV. nach Antioch geschickt, um den Kirchenstreit mit den Griechisch-Orthodoxen zu schlichten
[46] Habit: Tracht
[47] Pax et bonum: (lat.) Frieden und Gutes; Grußformel der Franziskaner
[48] Lamento: (ital.) Gejammer
[49] Bohemund VI: Fürst von Antioch, geb. 1237, folgte seinem Vater mit vierzehn auf den Thron und heiratete Sybille von Armenien, die Tochter Hethums I.
[50] El-Aziz: Sohn des An-Nasir, Ayubitensultan von Syrien
[51] Badr ed-Din Lulu: Atabeg von Mossul
[52] Kaikaus: Seldschukenprinz und Bruder von Alp-Kilidsch
[53] Alp-Kilidsch: Seldschukenprinz und Bruder von Kaikaus
[54] Majordomus: (lat.) Vorsteher des Haushalts, Oberhofmeister
[55] Syrische Pforte: alter Gebirgspass zwischen Beaufort und Banyas im heutigen Südlibanon, Zugang zur Buqaia-Ebene
[56] pax Mongolica: (lat.) mongolischer Frieden; Befriedung des Reiches der Mongolen durch die von Dschingis Khan erlassenen Gesetze
[57] Paladin: (von »palatinus«, lat., zum Hof, Palast gehörig) treuer Gefolgsmann
[58] libas: (arab.) Kleidung
[59] bantalon: (arab.) Pluderhosen
[60] El-Kamil: gest. 1238, ayubitischer Sultan von Ägypten
[61] Alilat: Göttin der Weisheit, des Handels und der Liebe
[62] Sufi: (arab.) wörtlich Wollkleidträger; Anhänger des Sufismus, einer islamischen Lehre, die die Ergründung des Spirituellen (u.a. durch Askese, Meditation) zu einer Wissenschaft erhoben hat (s. auch »Derwisch«).
[63] aramäische Christen: im 3. Jahrhundert von der byzantinischen Kirche abgespaltene eigenständige christliche Kirche, deren Sprache für Theologie und Liturgie bis heute das Aramäische ist.
[64] koptische Christen: ägyptische Christen (das Wort »Kopten« ist eine Verstümmelung von »Ägypten«, die koptische Kirche existiert auch heute noch in Abessinien und Ägypten.
[65] Josh der Zimmermann: auch Joshua der Kabbalist genannt
[66] David der Templer: David von Bosra
[67] Derwisch: (arab.) »der an der Schwelle steht«, in freien Gruppierungen organisierte islamische Suchende; Vertiefung mithilfe der Ekstase (s. auch ›Sufi‹)
[68] Jalaluddin Rumi: Mevlana Jellaludin Rumi, sufischer Mystiker aus Persien; floh vor den Mongolen zu den Rum-Seldschuken (Ikonium), wurde 1244 Schüler des Shams-i Täbrisi. Nach der Legende erfand Rumi den Drehtanz der »wirbelnden Derwische«, das »sema«, um seinem Schmerz über den Verlust des ermordeten Freundes Shams Ausdruck zu verleihen. Sein berühmtestes Werk ist das in Persisch verfasste »Mesnevi«.
[69] Tempelritter: Gründungsdatum und -umstände des Ordens liegen im Dunkeln. Gleich nach der Eroberung von Jerusalem nach dem I. Kreuzzug 1096–1099 erhielten einige Ritter (aus der Verwandtschaft des Bernhard von Clairvaux) die Erlaubnis, sich im Gebäude des ehemaligen Tempels niederzulassen. 1118 beauftragte der erste Großmeister Hugo de Payns die Anerkennung als Ritterorden, die 1120 erfolgte. Die »Sacrae domus militiae Templi Hierosolymitani magistri« wurden 1307 durch Prozess vom frz. König Philipp der Schöne aufgelöst. Ihr letzter Großmeister Jacques de Molay wurde 1314 auf der Seine-Insel in Paris verbrannt.
[70] Kabbalist: Deuter der Kabbala, der jüdischen Geheimlehre (im 9.–13. Jahrhundert entwickelt); betreibt mystische Interpretationen des Alten Testaments; Umsetzung der Erkenntnisse in Zahlen und Formen
[71] Adept: Bewerber um Aufnahme in einen Geheimbund bzw. Einweisung in eine Geheimlehre (z. B. Alchemie)
[72] Filius: (lat.) Sohn
[73] An-Nasir: (al-Malik an-Nasir II. Salah-ad-Din), Ayubit, ab 1237 Malik (König) von Aleppo; nahm nach der Ermordung des letzten Ayubiten-Sultans von Kairo (1249) durch die Mamelucken im Handstreich Damaskus und rief sich 1250 dort zum Sultan von Syrien aus; regierte bis zur Einnahme der Stadt durch die Mongolen 1260.
[74] Scimtar: arabisches Krummschwert, meist Damaszener Klinge, oft an der Spitze breit auslaufend oder sogar als Dreieck endend
[75] Der Rote Falke bzw. Konstanz von Selinunt: alias Fassr ed-Din Octay, geb. 1215 als Sohn des Großwesirs Fakhr ed-Din und der christlichen Sklavin Anna, der Jugendliebe des Sigbert von Öxfeld aus der Zeit des Kinderkreuzzuges 1213. Beiname ›Roter Falke‹. Wurde am Hof zu Palermo erzogen und vom Kaiser zum Ritter geschlagen; daher der Titel »Prinz Konstanz von Selinunt«. Sein Vater stammte aus seldschukischem Geschlecht.
[76] Madulain: geb. 1229, frühere Geliebte des William von Roebruck, später Frau des Roten Falken; stammte aus einer Sarazener-Familie des Engadin, das um 850 von einer versprengten arabischen Heeresgruppe erobert wurde, die vermutlich den Po aufwärts über Venedig gezogen war und sich mit den rätischen Ureinwohnern Graubündens vermischte; daher der Beiname »Prinzessin der Saratz«. Die Alpensarazenen waren (wie auch die apulischen und provenzalischen) stets »kaiserlich« (ghibellinisch, d. h. staufertreu).
[77] sublimatio: (lat.) Läuterung (Begriff aus der Alchemie)
[78] Ali: Sohn des ermordeten Mameluckensultans Aibek von Kairo
[79] nom de guerre: (frz.) Deckname, Beiname
[80] Montségur: (Munsalvätsch) Die berühmteste aller Katharer-Burgen auf einem Bergkegel (»Pog«) im Ariège (Grafschaft Foix). Wurde 1204 auf Veranlassung der Esclarmonde von Foix zur Festung ausgebaut. War bis 1244 eine der letzten Bastionen der süd-französischen Katharer in den Wirren nach den Albigenserkreuzzügen. Auf dem Pog befand sich vor Errichtung des Montségur bereits eine keltische Kultstätte. Die gut erhaltene Burgruine ist noch heute zu besichtigen.
[81] Jahwe: (hebr. jäwe) (Jahve, fälschlich Jehova) Name Gottes im Alten Testament
[82] dictum: (lat.) Urteilsspruch
[83] O.F.M.: (lat.) Ordo Fratrum Minorum, Orden der Minderbrüder (Franziskaner)
[84] partout: (frz.) unbedingt
[85] Clamys: weiße Tunika der Tempelritter mit rotem Tatzenkreuz, über der Rüstung getragen
[86] Ronde: (frz.) Runde, Rundgang der Wache
[87] Johanniter: Ritterorden, hervorgegangen aus der Bruderschaft des Hospitals von Jerusalem, die schon vor dem I. Kreuzzug dort kranke Pilger pflegte. 1099 beantragte der Prokurator des Hospitals, Gerald von der Provence, die Ordensgründung, die 1113 durch Papst Paschalis II. bestätigt wurde. 1220 formte der erste Großmeister Raymond du Puy ihn zum Ritterorden um, und der Ordensheilige Johannes, der Almosengeber, wurde durch den streitbaren Evangelisten Johannes ersetzt. Ordenstracht: schwarzer Mantel, im Krieg roter Rock mit weißem Kreuz. Nach ihrem Stiftungssitz, dem Hospital zu Jerusalem, wurden die Ritter auch »Hospitaliter« genannt. 1291, nach dem Fall Akkons, zog der Orden sich nach Zypern zurück, 1309 nach Rhodos, 1530 nach Malta (bis 1798, daher der Name »Malteser«). Existiert bis heute noch in Rom als »Souveräner Orden von Malta« auf exterritorialem Gebiet (Aventin).
[88] Deutscher Ritterorden: Der Deutsche Orden »der Ritter und Brüder des Deutschen Hauses unserer lieben Frauen zu Jerusalem« (Ordo equitum Teutonicorum) wurde 1190 vor Akkon als Bruderschaft zur Krankenpflege gestiftet und 1198 zum Ritterorden (weißer Mantel mit schwarzem Kreuz). 1225 ließ er sich unter seinem berühmten Großmeister Hermann von Salza auch in Preußen nieder, vereinigte sich 1237 mit den Schwertbrüdern. Nach dem Fall von Akkon 1291 wurde erst Venedig (bis 1311), dann die Marienburg an der Nogat Sitz des Ordens (bis 1809).
[89] Grande Maîtresse: Marie de Saint-Clair, Großmeisterin der Prieuré de Sion
[90] apokryph: (griech.) verborgene Zeichen, Schriften mit verborgenem Sinn; Bezeichnung für christliche Überlieferungen, die nicht in den Kanon der offiziellen Bibel aufgenommen wurden
[91] Großmeister: oberster Befehlshaber eines militärischen Ordens, beim Deutschen Ritterorden auch »Hochmeister« genannt
[92] Mentor: (lat.) Berater, Förderer
[93] Bona nox!: (lat.) Gute Nacht!
[94] Si vis pacem, para bellum!: (lat.) Wenn du Frieden willst, so rüste zum Krieg!
[95] Venus-Prinzip: in der Astrologie der Wunsch nach Schönheit, Hingabe und Ausgleich
[96] Rhaban: Fechtmeister der Seldschukenprinzen
[97] Iltschi: mongolischer Staatsbote
[98] Assassinen: schiitisch-ismaelitische Geheimsekte mit Hauptsitz in Alamut, die 1176 auch in Syrien Fuß fasste. Ihr erster dortiger Großmeister war Sheik Rashid ed-Din Sinan, der unter seinem Beinamen »der Alte vom Berge« berühmt und berüchtigt wurde. Das Wort »Assassinen« leitet sich angeblich von »haschaschin« ab (den Mitgliedern der Sekte nachgesagter Drogenkonsum) und steht bis heute im Mittelmeerraum für »Meuchelmörder«.
[99] Sigbert der Deutschritter: Sigbert von Öxfeld, geb. 1195; diente unter seinem Bruder Gunther beim Bischof von Assisi, schloss sich 1212 dem Kinderkreuzzug an, geriet in ägyptische Gefangenschaft, trat nach seiner Freilassung dem Deutschen Ritterorden bei und wurde dessen Komtur auf Starkenberg.
[100] Caput draconis: (lat.) Drachenkopf (astrologisch auch »Mondknoten«)
[101] Diaboli Angelique Advocad : (lat.) Advokat des Teufels und des Engels
[102] Allegorien: sinnbildliche Darstellung in schriftlicher oder künstlerischer Form
[103] Uneheliches Verhältnis zwischen Mars und Venus: (Ehefrau des Hephaistos) in der griechischen Mythologie ein Verhältnis zwischen Ares und Aphrodite; daraus ging Eros, der Gott der Liebe, hervor.
[104] Cauda draconis: (lat.) Drachenschweif (astrologisch auch der »Mondknoten«)
[105] contradictio in se: (lat.) Widerspruch in sich
[106] exaltatio: (lat.) Begeisterung (astrologischer Begriff)
[107] Hermes Trismegistos: (griech.) der »Dreifach-Größte«; 17 Bücher, die ihm zugeschrieben werden, entstanden wahrscheinlich in den ersten Jahrhunderten n. Chr. in der esoterischen Schule Alexandrias und behandeln Astrologie, Tempelrituale und Medizin
[108] die vier Reiter der Apokalypse: allegorische Schreckensgestalten aus der Apokalypse des Johannes, Pest, Krieg, Hunger und Tod versinnbildlichend
[109] Trost des Parakleten: Paraklet (griech., von parakletos = Beistand) Fürsprecher vor Gott, oft Umschreibung für Jesus Christus, wichtiger Erlösungsbegriff im Katharismus
[110] Altan: Söller
[111] Alkoven: (arab.) abgesonderter Teil eines Zimmers oder Nische in der Wand
[112] burqa: (arab.) Schleier mit Sehschlitz
[113] sheitan: (arab.) der Satan oder Teufel
[114] Hundsgugel: Helmform, Beckenhaube mit Visier
[115] Sancti Sepulchri: Kirche des Heiligen Grabes, später, symbolisiert durch das »Nagelkreuz«, Wappen des Königreiches von Jerusalem
[116] Mauclerc: kommt vom altfrz. »mal clerc« und bedeutet »schlechter Priester«
[117] Manuscriptum: (lat.) handschriftliche Aufzeichnung
[118] Kavalkade: schneller Sturmritt eines Reiterhaufens
[119] Donjon: Hauptturm einer (normannischen) Festungsanlage
[120] Jakob Pantaleon: Patriarch von Jerusalem, französischer Herkunft (Troyes)
[121] Guy de Moret: ehemaliger Inquisitor, dann Beichtvater der Sybille von Antioch, nun weltlicher Kämpfer für das Königliche Paar
[122] Renegat: (lat.-mlat.) Glaubensabtrünniger
[123] Okzitanien: (Occitania) das »Land des Westens«, »Land des Abends«; Landschaft im Südwesten des heutigen Frankreich, die als Fürstentum mit eigener Kultur und Sprache (»Langue d'Oc«) bis ins 13. Jahrhundert vom französischen Königreich unabhängig war. Oc basierte im Wesentlichen auf der Grafschaft Toulouse (Tolosa); gotische Gründung.
[124] canis Domini: (lat.) Hund des Herrn, Spitzname für die Dominikaner
[125] sancta ecclesia: (lat.) die heilige Kirche
[126] Corpus mortuus: (lat.) Leichnam, Leiche
[127] Inquisitor: vom Papst eingesetzter Glaubens- oder Ketzerrichter
[128] in vitam: (lat.) am Leben, lebendig
[129] Refektorium: Speisesaal im Kloster
[130] exemplum purum et divinum: (lat.) reines und göttliches Beispiel
[131] Kaiser Friedrich: Kaiser Friedrich II., 1194–1250, Sohn des deutschen Kaisers Heinrich VI. und der Normannenerbin Constance d'Hauteville, Enkel Kaiser Barbarossas (Friedrich I.), 1197 König von Sizilien, 1212 deutscher König, 1220 Kaiser. Überreich an Gaben, Tatkraft und Ideen, war Friedrich eine erstaunliche Persönlichkeit, den schon die Zeitgenossen mit dem Beinamen »Stupor mundi« belegten, »das Staunen der Welt«. Nach heftigem Konflikt mit dem Papst wurde Friedrich exkommuniziert, brach aber dennoch zu einem Kreuzzug auf (1227–1229), der damit endete, dass der Sultan von Ägypten den Christen 1229 vertragsweise Jerusalem und die Heiligen Stätten zurückgab. 1245 erklärte das Konzil von Lyon (Papst Innozenz IV.) Friedrich erneut für exkommuniziert und abgesetzt. 1250 starb er in Apulien und vermachte das Königreich Sizilien testamentarisch seinem Sohn Konrad IV.
[132] Collegium secretum: (lat.) Geheimversammlung, Geheimtreffen
[133] Häresie: Ketzerei, im Mittelalter alle vom römisch-katholischen Glauben abweichenden christlichen Glaubensvorstellungen
[134] Graviditas monachae in cauda nefarii causa: (lat.) Der Nonne Schwangerschaft hat ihre Ursach' von des Teufels Schwanz.
[135] Perceval: (Parsifal) Die Vorstellung von der Linie des heiligen, königlichen Blutes erhielt neuen Auftrieb, als durch den Ende des 11. Jahrhunderts sich ausbreitenden Katharismus auch eine religiöse Komponente hinzutrat. In der Idee des Gral konnten sich beide Richtungen finden. Mit dem Wiederaufgreifen einer keltischen Legende aus der Zeit der Völkerwanderung von König Artus und seinen Rittern entstand, von den Troubadouren gefördert, der Begriff der Gralshüter, der Gralsfamilie, die dann mit der beginnenden Verfolgung in Okzitanien personifiziert wurde; dies war der Beginn des Parsifal-Epos, aufgehängt an der unglücklichen Person des Vicomte von Carcassonne, Roger-Ramon II., aus dem Hause Trencavel (trancher bel = schneide gut) oder auch »Perceval« (percer = durchbohren, mitten durchschneiden) bzw. Parsifal/Parzival. Dieser (vorletzte) Trencavel hatte eine Mutter mit Namen Adelaide von Burlats-Toulouse (Herzeloide) sowie zwar keine Schwester, aber eine Tante namens Esclarmunde von Foix, die sich besonders für die bedrängten Katharer einsetzte; 1209 fegte ein Kreuzzug Frankreichs und Roms über das Languedoc hinweg, verbrannte Städte und Menschen, zerstörte Kultur und Sprache. Parsifal wurde gefangen und vergiftet, die Grafschaft Toulouse französisch; nur der Montségur hielt noch bis 1244 aus – doch bei seiner Eroberung wurde der Gral nicht gefunden.
[136] incubus: (lat.) der Alb, ein Geist, der Albträume verursacht
[137] Gleyiza d'amor: (okzit.) Minnekirche
[138] steupen: stauchen, strafen
[139] Sybille von Antioch: Tochter König Hethums I. von Armenien, verheiratet mit Bohemund VI. von Antioch
[140] Dungai: mongolischer Hauptmann
[141] Johanna: Schwester von Sybille, verheiratet mit Julian von Sidon und Beaufort
[142] Dispens: (lat.) das Erlassen (einer Bürde); hier offizielle Entlassung aus dem Priesteramt
[143] Alais: Hofdame und Zofe von Sybille, Fürstin von Antioch
[144] Pons de Tarascón: Vasall des Trencavel, Bruder der Berenice
[145] Terèz de Foix: Die Grafen von Foix waren (seit gotischer Zeit) unabhängig von einem Souverän, wie die Trencavel von Carcassonne.
[146] Berenice de Tarascón: Ehefrau von Terèz de Foix und Schwester des Pons de Tarascón
[147] damna: (okzitan.) Dame
[148] burnus: (arab.) Mantel, zumeist aus Wolle
[149] Eleven: (frz.) Schüler
[150] Campagne: (frz.) Feldzug
[151] des Gottes Baal: bei den westlichen Semiten Beiname von Hadad, dem Gott der Atmosphäre, der Luft. In der Bibel zählt Baal zu den falschen Göttern.
[152] beit al malikah: (arab.) Haus der Königin
[153] Haris al hamam: (arab.) Gespielinnen im Badehaus
[154] Marc de Montbard: Komtur der Templer in Sidon
[155] Komtur: Befehlshaber einer Ordensburg oder eines Ordensbezirks
[156] shai nana: (arab.) Tee mit frischen Minzblättern
[157] Fakhr ed-Din: Vater des Roten Falken, ägypt. Großwesir
[158] shisha: (arab.) Wasserpfeife
[159] mashrab shai: (arab.) Teestube
[160] divinatorisch: vorhersagend, weissagend
[161] Deszendenz: Abstammung, Nachkommenschaft (in der Astrologie »abfallend« – im Gegensatz zu »Aszendenz«)
[162] Kronprätendenten: Thronanwärter
[163] primus inter pares: (lat.) Erster unter Gleichen
[164] Targi: Einzahl von Tuareg
[165] pneumatisches Zeichen: Luftzeichen
[166] Clarion: Gräfin von Salentin, geb. 1226; illegitime Tochter des Staufers Friedrich II., der in seiner Hochzeitsnacht (Brindisi 1225) die Brautjungfer seiner Frau Yolanda schwängerte.
[167] hamsa: (arab.) Amulett; in Europa bekannt als »Hand der Fatima« (der Tochter des Propheten), muslimischer Unglücks-Abwender (eigentlich arabisch »fünf«, die fünf Finger der Hand)
[168] Lapis ex coelis: (lat.) Stein vom Himmel
[169] Pallas Athene: Lieblingstochter des Zeus in der griechischen Mythologie; Stadtgöttin von Athen, Göttin des Krieges und des Friedens, der Weisheit, der Künste und des Handwerks
[170] Fouragetrupp: Versorgungstrupp
[171] Goldener Schnitt: mathematisches Teilungsprinzip einer Strecke nach Euklid im Verhältnis fünf zu acht; Gestaltungselement in der antiken Architektur und der Kunst der Renaissance
[172] Krak des Chevaliers: oder (arab.) Qala'at el-Hosn, Hauptfeste der Johanniter
[173] Königin Plaisance: Plaisance von Zypern, Schwester des Bohemund VI. von Antioch, heiratete König Heinrich I. von Zypern und Jerusalem
[174] Bailli: Vogt, regionaler Oberbeamter; Verwalter der Ländereien des Königshauses von Zypern im Heiligen Land
[175] Gottfried von Sargines: Vogt der Königswitwe Plaisance von Zypern
[176] Thomas de Bérard: 1256–1273 Großmeister der Templer
[177] Hugo de Revel: 1259–1278: Großmeister der Johanniter
[178] Philipp de Montfort: einer der wichtigsten Barone von Outremer, Nachkomme des berühmten Simon de Montfort, des Heerführers in den Albigenserkriegen. Die Montforts saßen im Heiligen Land vor allem in Tyros.
[179] Hanno von Sangershausen: 1257–1274 stellvertretender Großmeister des Deutschen Ritterordens
[180] stante pede: (lat.) stehenden Fußes, sofort
[181] Starkenberg: Stammburg des deutschen Ritterordens im Heiligen Land, nördlich von Akkon im Gebirge gelegen, wurde 1189 von Lübecker Hansekaufleuten für den Orden erworben und wiederaufgebaut; die Kreuzfahrer nannten die Feste auch »Montfort«.
[182] Colloquium: (lat.) Unterredung, Konferenz
[183] Turkopolen: Bezeichnung für einheimische Hilfstruppen der Barone von Outremer und der Ritterorden. Die Turkopolen waren oft nicht einmal Christen, sondern verdingten sich als Söldner an die Herren, die das Gebiet beherrschten, in dem sie heimisch waren. Bei den Orden gab es eigens für sie die Einrichtung eines Turkopolen-Kommandeurs.
[184] Beauséant: Kriegsbanner der Templer
[185] Ordinis fratrum minorum: (lat.) vom Orden der Minderbrüder (Franziskaner) O.E.M.
[186] nestorianisch: Die Nestorianer waren Anhänger der Lehre des 451 verstorbenen Patriarchen Nestorius von Konstantinopel, 431 als Ketzer aus dem Römischen Reich vertrieben; gründeten Kirche in Persien mit Patriarchat in Ktesiphon. Sie missionierten Indien, China, Afrika und auch die Mongolen, ohne deren Schamanentum abzulösen. Dualistische Lehre, Ablehnung des Marienkults.
[187] Vestigia terrent: (lat.) die Fußstapfen schrecken ab
[188] terra sancta: (lat.) Heiliges Land
[189] Asia Minor: (lat.) Kleinasien
Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz geboren, in der ehemaligen Grenzmark Brandenburgs. Seine Eltern waren die Berliner Architekten und Poelzig-Schüler Max und Asta Berling. Jugend, Krieg und Gymnasium in Osnabrück (wohin die Familie 1938 umzog) und auf dem Internat Birklehof im Schwarzwald. 1954 Beginn eines Architektur-Studiums in München, Wechsel zur Akademie der Bildenden Künste, Tätigkeiten als Werbegrafiker, Reiseleiter, Konzertveranstalter, Musikverleger.
Angestoßen durch Alexander Kluge 1959 Einstieg in die Produktion von Filmen, beginnend mit Klaus Lemke, Werner Schroeter und schließlich Rainer Werner Fassbinder. In Folge zunehmender Co-Produktionen mit Italien übersiedelte Berling 1969 nach Rom. Gleichzeitig verstärktes Mitwirken als Charakterdarsteller in weit über 100 Filmen u.a. bei Werner Herzog, Jean-Jacques Annaud, Martin Scorsese, Volker Schlöndorff und R. W. Fassbinder. Sehr spät, erst 1989, begann Berling seine Karriere als Schriftsteller, als Verfasser historischer Romane. Bereits mit dem Zyklus ›Die Kinder des Gral‹ gelang ihm ein Bestseller, übersetzt in bislang 18 Sprachen.
Parallel zum Schreiben tritt Berling in der dtcp-Sendereihe ›facts & fakes‹ bei Alexander Kluge auf. In bis heute mehr als 200 Folgen verkörpert er als Interviewter erfolgreich die verschiedensten Rollen aus grauer Vorzeit, glaubwürdig bis tief in die Wirren des 20. Jahrhunderts, vom Geheimdienstler und Opernsänger bis zum Organhändler, Tiefseeforscher und glücklosen Militärstrategen.
2011 erschien sein autobiografisch angelegter Roman
›Hazard & Lieblos‹, Kaleidoskop eines Lebens, Hoffmann & Campe,
den er lieber ›Liebfeig & Chûzpe‹ getitelt hätte. Demnächst wird Peter Berling 80, kein Ende in Sicht.
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Peter Berling: Das Haupt des Drachens. Folge XVI des 17-bändigen Kreuzzug-Epos Die Kinder des Gral. Historischer Roman
Die Gral-Serie besteht aus 17 Bänden:
– Das Geheimnis des Montségur
– Der Häscher des Kardinals
– Im Lügengespinst von Byzanz
– Die Piratin der Ägäis
– Kreuzzug ins Verderben
– Schicksal am Nil
– Höhle der Muräne Christi
– Im Banne der Assassinen
– Geiseln des Großkhan
– Die Rose im Feuer
– Das Geheimnis der Templer
– Ein blutig Hauen und Stechen
– Die Braut von Palermo
– Die Spur des Kelches
– Das Brandsiegel
– Das Haupt des Drachens
– Ein Teppich in der Wüste
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Überarbeitete Neuausgabe © 2013 by hockebooks gmbh
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.
Die Originalausgabe des Romans Der Kelim der Prinzessin ist 2005 im Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, erschienen.
ISBN: 978-3-943824-16-2
www.peterberling.de
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Das Brandsiegel
Mehr tot als lebend schwemmt es Roç an die Küste Syriens. Helfer und Unterstützer pflegen ihn gesund.
Nachdem der Freibeuter Yeza sicher an Land gebracht hat, stellt er sich den Templern. Kaum ist Yeza im Nildelta gelandet, hört sie, dass der neue Sultan der Mameluken sie abzufangen gedenkt. Freunde helfen ihr, vom Süden her, also übers Rote Meer, nach Jerusalem vorzustoßen.
Der kühne Seefahrer wird in Askalon vor das Hochgericht der Templer gezerrt. Roc, als Zeuge zum Prozess geschafft, kann das Todesurteil des Rivalen nicht verhindern. Yeza erreicht Jerusalem.
Der Freibeuter soll gehängt werden, obgleich man ihm ehrenvolle Enthauptung zugesagt hat. Roç zwingt den Henker, den letzten Wunsch des Mannes zu erfüllen.
Die Armee der Mongolen erstürmt Aleppo. Yeza und Roç, wieder vereint in Jerusalem, nehmen Quartier in der Al-Aqsa, dem Sitz der Templer, jener Moschee, unter der sich die ›Pferdeställe Salomons‹ befinden. Das ›Königliche Paar‹ hat alle gegen sich, Christen, Juden, Muslime. Hoffnung können sie nur in die herannahenden Truppen des Khans setzen.
Jerusalem bereitet sich auf den Mongolensturm vor. Die ›Kinder des Gral‹ steigen in die Tiefe der Al-Aqsa, finden das Becken, dessen dunklen Wassern der Schwarze Kelch entstiegen. Freiwillig begeben sie sich in den ungewissen Born, versinken vor den Augen Williams … Die Außenmauer des Tempels birst, sie gelangen unversehrt, aber doch als ›andere‹, wieder ans Licht, durchqueren die Bresche, um das in erbitterter Feindschaft verstrittene Jerusalem hinter sich zu lassen.
Christen, Juden, Muslime schlagen sich in mörderischem Hass, ein gewaltiger Sturm zieht auf, Roç und Yeza schreiten unbeirrt hinein in das Wüten der Natur …
Die Karawane hatte – um die Sümpfe im Südteil des Urmia-Sees zu – einen weiten Bogen geschlagen und war dabei tief in die Wüste geraten. Auch hatte man ihnen in Täbriz eingeschärft, die Nähe des Sees unter allen Umständen zu meiden, denn auf einer Landzunge in dessen Mitte würden die Mongolen gerade eine Zwingburg errichten, weniger um das Land zu knechten, als um die unermesslichen Schätze zu horten, die ihnen bei der Eroberung von Bagdad und Aleppo in die Hände gefallen waren. Es wimmelte von mongolischen Streifen, mehreren Hundertschaften, deren Aufgabe es war, die Sklaven zu bewachen und anzupeitschen, die im pausenlosen Strom das Gold heranschleppten. Um die Festungsanlage von Schaha herum hatten die Mongolen zudem einen ehernen Ring gelegt. Wer unbefugt innerhalb dieses Sperrbezirks angetroffen wurde, hatte sein Leben verwirkt. Er wurde auf der Stelle niedergemacht. Es war aber nicht die Sorge um ihr Leben allein, die jene Karawane aus Täbriz vom kürzesten Weg abgebracht und in die Wüste gedrängt hatte, sondern ihre absonderliche Schwerfälligkeit, denn wie einen riesigen Rammbock schleppten die achtundzwanzig Kamele eine gewaltige Teppichrolle, die zwischen den Tieren an breiten Gurten aufgehängt war. Je vier von ihnen schritten nebeneinander, und sieben solcher ›Gespanne‹ folgten einander dicht an dicht. Das Gewicht ihrer Traglast hielt sie zusammen und schob die Tiere vorwärts, ließ keinen Ausbruch, kein Einknicken zu, dafür sorgten schon die sie umschwärmenden Treiber. Die Beduinen auf ihren schnellen Reitkamelen waren vor allem bemüht, vorausschauend im steinigen Gelände den geeignetesten Weg zu finden, mit den geringsten Hindernissen, um den bedächtig sich dahinschleppenden Tross nicht zum Stillstand kommen zu lassen.
Denn auch abrupte Richtungsänderungen ließ die starre Last nicht zu.
So war es geschehen, dass sie sich mehr und mehr von ihrer ursprünglichen Marschroute entfernt hatten und bald nicht mehr wussten, wie sie ihren Kurs korrigieren sollten. Lagern inmitten der Wüste kam nicht infrage, die jetzt noch gleichmütig voranstapfenden Tiere brauchten Wasser. Die Beduinen, die sich und die Kamele bis dahin mit lauten Rufen angefeuert hatten, verfielen nach und nach in bedrücktes Schweigen, ihre Blicke richteten sich erst fragend, dann vorwurfsvoll auf den Ältesten, ihren Anführer, doch dessen Turban senkte sich zusehends immer tiefer, sich dem Unausweichlichen schließlich fügend. Stumm zog die Karawane ihres verlorenen Weges.
Keiner wusste später zu sagen, wer ihn zuerst gesehen, woher er gekommen. Die seltsame Gestalt, in einen weiten Mantel gehüllt, an dem Silberplättchen die Sonne spiegelten, Federn und Knöchelchen von Vögeln baumelten, schritt plötzlich vor der vordersten Viererreihe und lenkte sie, ohne ein Wort zu sagen, ohne einem der Tiere ins Halfter zu greifen, in eine neue Richtung. Dass die sonst so starrsinnigen Kamele ihm so willig folgten, mochte auch an der zotteligen Bestie gelegen haben, die sich hinter dem Fremden auf ihren Tatzen aufrichtete: ein ausgewachsener Bär, der seinem Herrn und Gebieter mit großer Selbstverständlichkeit folgte. Arslan[2] der Schamane strahlte eine Ruhe und Zuversicht aus, der sich die Lastkamele viel schneller ergaben als die verstörten Söhne der Wüste. Als er schließlich der Karawane mit Sanftmut seinen Willen aufgezwungen und sie behutsam gewendet hatte, hob Arslan ebenso langsam seinen Arm und deutete zum Horizont, wo sich die Hügelkette erhob, die sie überwinden mussten. Im flirrenden Dunst der Hitze erblickten die Beduinen die Palmenwipfel einer Oase – zwar immer noch in einiger Entfernung, aber verlockend nahe, verglichen mit der hoffnungslosen Weite der Steinwüste, der sie gerade entronnen waren. Sie wagten nicht den seltsamen Alten anzusprechen, schon aus Furcht, er könnte sie wieder verlassen. Der Schamane schien der Karawane voranzuschweben wie ein guter djinn[3], selbst der hinter ihm herzottelnde Bär glitt über den harschigen Felsengrund, als sei es der glatte Wasserspiegel eines Sees. Da die Kamele dem neuen Führer bedingungslos und zügig folgten, hielten sich die Treiber – auf einen herrischen Wink ihres Ältesten – zurück und vermieden alles, was den Fremden und seinen pelzigen Begleiter stören könnte. In gebanntem Schweigen und gebührendem Abstand ritten sie hinter ihren Tragtieren her, nur ihr Anführer hielt seinen Blick fest auf die dicke Teppichrolle gerichtet, als habe er Angst, dass die kostbare Last sich plötzlich in Luft auflösen könnte. Diesen Zauberern aus dem fernen Osten war jeder teuflische Trick zuzutrauen! Wer weiß, ob dieser alte Hexer es nicht einzig und allein auf den ›Vater der Teppiche‹ abgesehen hatte? Doch weder der Schamane noch sein Bär drehten sich auch nur einmal nach dem unhandlichen Beweis exquisiter Webkunst um. Unbeirrt schritten sie auf den fernen Palmenhain zu, der nicht näher kommen wollte, obgleich die Beduinen schon das Wippen der grünen Wedel im leichten Wind deutlich wahrzunehmen vermeinten.
Lang zog sich der mühselige Marsch, und als endlich das ersehnte Ziel von Labsal und Schatten in greifbare Nähe gerückt schien, verblasste plötzlich das dunkle Grün der Palmen wie ein Trugbild, und übrig blieb ein Haufen unwirtlicher Felsbrocken in der vor Hitze glühenden Landschaft. Inmitten dieser trostlosen Einöde erhob sich neben einem von Steinen sorgsam eingefassten Brunnen ein ärmliches erdfarbenes Zelt, und davor saßen im würdevollen Schneidersitz zwei junge Menschen, die so wenig mit ihrer Umgebung gemein hatten wie der auf sie zutappende Bär. Erwartungsvoll und völlig furchtlos sahen sie den Ankommenden entgegen. Die Frau war unverschleiert und trug nicht einmal ein hijab[4], langes blondes Haar fiel ihr über die Schultern. Der Jüngling neben ihr wirkte eher wie ein schön gewachsener Knabe als wie ein Krieger, und auch die Art, mit der er das stolze Weib neben sich duldete, wies ihn in den Augen der Beduinen nicht gerade als geborenen Herrscher aus. Doch der ihnen voraneilende Schamane verneigte sich ehrfürchtig vor dem Paar und wandte sich um zu der Karawane. Der gleichmütige Trott der Kamele kam zum Stillstand, die Beduinen drängten sich neugierig, aber noch scheu und befangen vor.
»Lobt Allah, Euren Gott, und dankt ihm für die Euch erwiesene Gnade«, sprach Arslan mit fester Stimme. »Ihmidu allah! Neigt Euer Knie vor den Königen der Welt!«
Während die Beduinen noch verunsichert auf ihren Ältesten schauten, knickten die Kamele wie auf unhörbares Kommando die Vorderbeine ein und ließen dann langsam auch die kräftigen Hinterläufe folgen, die Teppichrolle berührte auf ganzer Länge gleichzeitig den Boden und kam zwischen den Tieren zu liegen. Da beugte der Älteste sein Knie vor Roç[5] und Yeza[6], und alle seine Mannen taten es ihm nach.
»Al hamdu lillah, gepriesen sei Allah!«, rief der Mann. »Er ist groß und allmächtig!« Dann richtete er das Wort an den Schamanen. »Mir blutet das Herz, das erhabene Königliche Paar auf nacktem Felsengestein lagern zu sehen.« Er verneigte sich ums andere Mal. »Gestattet uns, den Kelim vor diesen Königen auszurollen, damit seine kühle Glätte ihre zarten Glieder umschmeichelt!« Er war sich so sicher, dass sein Vorschlag vollste Zustimmung erfahren würde, dass er seinen Leuten bereits das Zeichen gab, sich über die Rolle herzumachen, doch da sprang der Schamane mit Vehemenz zwischen sie, der Bär stieß ein drohendes Brummen aus.
»Untersteht Euch«, fauchte Arslan den erschrockenen Alten an, »diesen Teppich weltlicher Macht vor den Königen auszubreiten, deren Herrschaft allein die Stärke ihres Geistes bestimmt, kraft des Blutes, das in ihren Adern fließt!«
Die Beduinen waren eingeschüchtert zurückgewichen. Weniger als Entschuldigung als zur Erklärung seiner Heftigkeit wandte sich der Schamane Roç und Yeza zu, die keine Miene verzogen hatten. »Euer Erscheinen auf der Bühne dieser Welt, meine Könige, sollte nicht länger auf sich warten lassen«, beschwor er sie eindringlich, »doch der Pfad, den Ihr betreten müsst, ist schmal und dornig.« Er blickte den beiden in die Gesichter, in das von Yeza, über das jetzt ein wissendes Lächeln huschte, und in das trotzig fragende von Roç. »Hütet Euch vor dem bequemen Weg, der Euren Trieben und Launen entgegenkommt, der leichte Erfüllung Eurer Wünsche verspricht und Euch äußerliche Macht, billigen Ruhm und kleines menschliches Glück vorgaukelt – « Arslan hielt kurz inne, die Wirkung seiner Worte musste er nicht überprüfen, er spürte den Widerstand von Roç und die Skepsis von Yeza auch, ohne ihnen in die Augen zu schauen, dennoch sollte die Warnung nicht unausgesprochen bleiben. »Auf diesen Teppich setzt ungestraft keiner seinen Fuß. Hütet Euch vor dem Kelim, so verlockend er sich Euch auch andienen wird.« Der Schamane schien noch eine Steigerung seiner Beschwörung auf der Zunge zu haben, eine dunkle Bedrohung, die von der ungeöffneten Rolle ausging, die ihr innewohnte wie ein böser djinn, doch er schloss nun Mund und Augen. So wie er gekommen war, verschwand er auch.
Keiner der Beduinen konnte sich erinnern, dass er ihn und seinen Bären hatte davonziehen sehen. Arslan hatte sich in Luft aufgelöst. Roç und Yeza erstaunte das nicht. Der abrupte Abgang des Schamanen bewirkte zumindest, dass seine Worte einen Nachhall in ihren Herzen fanden. Seiner magischen Kraft konnten sie sich nicht verschließen. Sie erhoben sich als Könige und wiesen die Beduinen an, ihr Zelt abzubrechen und auf einem der Tragtiere zu verstauen. Mit größter Selbstverständlichkeit machten Roç und Yeza sich die Karawane dienstbar, indem sie solcherart ihren Willen bekundeten, dass sie mit ihr ziehen würden. Sie stellten sich nicht etwa in ihren Schutz, sondern übernahmen stillschweigend die Beduinen als ein vom Schicksal gesandtes, ihnen anvertrautes Gefolge. Der Erste, der das begriff, war der Älteste. Er bat Roç um die Erlaubnis, die Tiere aus dem Brunnen tränken zu dürfen. Danach trat die Karawane den Weitermarsch an.
Wie ein Monolith stand ein einzelner Reiter auf einer Hügelkuppe in der Steinwüste. Unverkennbar ein Ritter des Westens. Das Visier seines mächtigen Helms war hochgeklappt, sein Blick schweifte über den Horizont des nordsyrischen Berglands. Er wartete. Seine Rüstung war ohne jeden Zierrat, sein Schild führte kein Wappen, auffallend war einzig das riesige Schwert im Seitengehänge seines Sattels.
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