Das Buch
Ein E-Book-Bundle mit drei wunderschönen Liebesromanen aus dem Forever-Programm: Lesen Sie die Debütromane von Alexandra Görner, Daniela Blum und Alexandra Zöbeli im Box-Set. Große Gefühle zum Minipreis, von uns für Sie zum Valentinstag.
Alexandra Görner: Verliebt, verlobt, vielleicht.
Amore italiano – gibt es etwas Schöneres?
Tess Jones müsste glücklich sein, sie wird einen der begehrtesten Junggesellen heiraten. Aber ist er wirklich der Richtige? Sie lässt ihre Hochzeit platzen und flüchtet nach Italien, ihre drei besten Freundinnen im Schlepptau. Schon bald folgt eine Katastrophe auf die nächste.
Daniela Blum: Strawberry Icing
Eine wunderbar romantische Liebeskomödie
Antonia Summerfield ist reich, schön und nach einer volltrunkenen Nacht in Las Vegas plötzlich mit einem mittellosen Konditor verheiratet. Konfrontiert mit einer liebevollen Familie und einem Mann, der so gar nicht nach ihrer Pfeife tanzt, muss sie sich entscheiden, was ihr wichtiger ist: Reichtum und Einsamkeit oder Geborgenheit und Liebe.
Alexandra Zöbeli: Ein Bett in Cornwall
Bed&Breakfast serviert mit einer Prise Glück
Als Sophie erfährt, dass ihr Mann auf der Autobahn verunglückt ist – zusammen mit seiner Geliebten –, flüchtet sie aus ihrem Leben in der Schweiz und landet in Cornwall. Dort beginnt sie, von einem eigenen Bed&Breakfast und der großen Liebe zu träumen – doch so einfach macht das Leben es ihr nicht …
Alexandra Görner
Daniela Blum
Alexandra Zöbeli
Drei Liebesgeschichten zum Valentinstag
Forever by Ullstein
forever.ullstein.de
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Sonderausgabe bei Forever
Forever ist ein Digitalverlag
der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Februar 2015 (1)
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014/2015
Umschlaggestaltung:
ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung: © FinePic®
ISBN 978-3-95818-037-6
Alle Rechte vorbehalten.
Unbefugte Nutzung wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
Alexandra Görner
Roman
Luke O‘Conner, Superstar des internationalen Fußballs und gefeierter Held, hat alles, was sich ein Mann wünschen kann. Einen Sohn, den er über alles liebt, millionenschwere Werbedeals, und die heißesten Frauen liegen ihm zu Füßen. Doch kaum jemand ahnt, wie einsam er sich seit dem plötzlichen Unfalltod seiner Frau Samantha vor drei Jahren fühlt. Als Luke eine neue Nanny für Sohn Finn engagieren muss, stellt er kurzerhand Pippa Emerson ein. Schon bald muss er feststellen, dass sie nicht nur verdammt nervtötend, sondern auch ziemlich sexy ist. Doch gerade als sich die beiden näherkommen, tauchen Aufnahmen von Luke händchenhaltend mit einer fremden Frau auf. Wütend kündigt Pippa ihren Job. Und als Luke endlich klar wird, wie viel ihm Pippa bedeutet, ist es fast schon zu spät.
Luke stand am Fenster seiner Kensingtoner Villa und schaute hinaus auf die Straße. Dichte Wolken hatten den ohnehin schon grauen Himmel verdunkelt. Gerade hatte es begonnen zu regnen. Die Bürgersteige wirkten fast schwarz. Er hielt das Babyfon fest in der Hand. Finn hatte lange gebraucht um einzuschlafen, und drehte sich auch jetzt noch unruhig in seinem Bettchen hin und her. Das alles war falsch, dachte Luke. So sollte es nicht sein! Finn sollte nicht ohne einen Gute-Nacht-Kuss seiner Mama einschlafen müssen. Er war doch erst zwei Jahre alt! Und er selbst sollte nicht allein am Fenster stehen müssen und hinaus in den stärker werdenden Regen starren. Er sollte mit sechsundzwanzig Jahren kein Witwer sein. Aber er war es.
Heute hatte er Samantha begraben. Das wirklich Schlimme am Tod war seine Endgültigkeit. Sam war fort und sie würde nie mehr zurückkommen. Luke wischte sich die Tränen weg, die seit heute Mittag fast ununterbrochen flossen. Er hatte versucht, stark zu sein, für Finn und für Sams Eltern, aber es war ihm einfach nicht gelungen. Grace und Ben waren seit dem Tod ihrer Tochter wie betäubt. Eltern sollten ihr Kind nicht begraben müssen, das war einfach nicht richtig.
»Wir gehen jetzt!«, flüsterte Grace, Sams Mutter.
Sie hatte sich ihren schwarzen Wintermantel übergezogen. Ihre Augen waren rot und angeschwollen. Grace hatte den ganzen Tag geweint. Ben versuchte ihr, Halt zu geben, aber es fiel ihm unendlich schwer. Seit dem Tod seiner Tochter vor weniger als einer Woche war er schweigsam geworden.
»Ist gut!«, antwortete Luke.
»Kommt ihr beiden auch wirklich zurecht? Finn und du?«, wollte Grace noch wissen.
»Sicher!« Eine Lüge, die die beiden aber etwas beruhigen würde.
Nacheinander umarmten sie Luke. Dann schlichen sie, sich gegenseitig stützend, durch den Flur hinaus in die Kälte. Der Regen war in Schnee übergegangen. Luke beobachtete die beiden, wie sie zu ihrem Auto gingen, einstiegen und schließlich losfuhren.
Ihre Schritte hinterließen die ersten Spuren in der sonst noch unberührten weißen Schneedecke. Ihre Herzen waren für immer gebrochen und sein Herz war es ebenfalls. Er drückte das Babyfon fester an sich, als wäre es sein Rettungsanker auf tobender See. Die Wahrheit war, dass er nicht wusste, was er tun sollte. Wie sollte er Finn die Mutter ersetzen? Wie konnte er ihm den Verlust erträglicher machen? War das überhaupt möglich? Er hatte keine Ahnung. Er wusste doch selbst nicht, wie er ohne Sam leben sollte!
Das Haus kam ihm plötzlich riesig vor. Nicht zum ersten Mal spielte er mit dem Gedanken, es zu verkaufen. Wie sollte er Tag für Tag mit den Erinnerungen an Sam leben? Wie konnte er auch nur eine Minute ohne sie sein? Sie hatten sich seit dem sechsten Lebensjahr gekannt. Es mag sich verrückt anhören, doch Luke hatte
schon damals gewusst, wie besonders sie war. Als sie beide achtzehn waren und sich dazu entschlossen hatten, zu heiraten, fühlte es sich an als würde aus zwei Teilen etwas Ganzes werden. Sam war seine Seelenverwandte. Sie war der Mensch, den er am meisten brauchte und liebte. Ihr gemeinsames Leben war perfekt, als Luke ein Jahr später seinen Profivertrag bei London City unterschrieb. Als Finn fünf Jahre später das Licht der Welt erblickte, war das ein magischer Moment. Ein Moment, der die Kraft hatte, ihr ganzes Leben zu verändern. Kurz darauf zogen sie in die gemeinsame Villa in South Kensington. Luke liebte Sam. Er hatte vor, mit ihr uralt, runzelig und grau zu werden. Aber das Schicksal war anderer Meinung. Weitere zwei Jahre später war Sam tot und Luke blieb mit Finn allein zurück.
Die Nachricht, die ihrer aller Leben verändern sollte, kam vor fünf Tagen. Schon wieder hatte es geregnet und bis zum ersten Schnee würde es nicht mehr lange dauern. Es war bereits früher Abend, als es an der Tür läutete. Als Luke den Polizisten erblickte, wusste er, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Der Mann schaute betreten drein und knetete die Mütze in seiner Hand.
»Mister O‘Conner!« Das war keine Frage, jeder kannte ihn.
Trotzdem nickte Luke stumm.
»Darf ich hereinkommen?«, fragte der Polizeibeamte.
Luke trat beiseite, um den ins Haus zu lassen. Mittlerweile war auch Finn neben ihnen aufgetaucht. Luke drückte ihn fest an sich. Sie setzten sich ins Wohnzimmer auf die Couch. Dann begann der Polizist zu sprechen.
»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihre Frau heute Nachmittag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Ein Lkw kam von seiner Fahrbahn ab und stieß frontal mit dem Wagen Ihrer Frau zusammen. Es tut mir wirklich sehr leid!«
Betroffen sah der Mann auf seine Stiefel hinab. Dann erklärte er Luke die genauen Todesumstände. Der Unfallfahrer habe 1,9 Promille im Blut gehabt. Es würde ein Gerichtsverfahren geben. Aber egal welche Strafe den Mann erwartete, das Urteil brachte Sam nicht zurück. Der Polizist meinte, Sam hatte nicht leiden müssen, der Zusammenstoß sei so stark gewesen, dass sie vermutlich sofort tot war. Luke wurde ganz schlecht, Finn lag in seinen Armen und weinte, verzweifelt klammerte er sich an seinem Vater fest. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Luke rief seine und Sams Eltern an, die sofort vorbeikamen. Alle waren fassungslos und weinten. Und heute, fünf Tage später, am Tag ihrer Beerdigung, weinten immer noch alle. Luke konnte sich nicht vorstellen, dass es eines Tages wieder anders sein sollte.
Es war eisig kalt an diesem Mittag, leichter Nieselregen fiel vom Himmel und benetzte nicht nur den Blumenschmuck auf Sams Sarg. Luke hatte sich für Rosen entschieden, Sams Lieblingsblumen. Viele Leute waren zur Beerdigung erschienen: Familie, Freunde und Bekannte. Alle waren gekommen, um sich von Sam zu verabschieden. Sie hatten sich versammelt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Ansonsten war der Friedhof komplett abgeriegelt. Luke hatte auf keinen Fall gewollt, dass sich die Pressemeute am Unglück seiner Familie ergötzte. Seine Anwälte hatten vor Gericht ein Berichterstattungsverbot erwirkt. Es war nicht einfach gewesen.
Die ganze Zeit über hielt Luke die kleine Hand seines Sohnes. Finn weinte, und Luke war sich nicht sicher, ob der Junge wirklich verstand, dass seine Mama für immer von ihm gegangen war. Der
Pastor, der die Grabrede hielt, stand erhobenen Hauptes vor den Trauernden. Der beißende Wind zog an seinem Talar. Seine Worte sollten Trost spenden und Hoffnung wecken, aber Sams Familie fühlte momentan nur Trauer und Fassungslosigkeit. Als der Pastor fertig war, trat Luke vor, um noch einige Worte zu sagen. Das Sprechen viel ihm sichtlich schwer. Er versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Luke wollte stark und tapfer sein, aber er konnte es nicht.
Was er zu sagen hatte, musste er nicht auswendig lernen oder gar von einem Zettel ablesen. Er wusste genau, was er sagen wollte.
Nämlich, dass er Sam liebte. Jetzt und für alle Zeit. Dass alle Sam vermissen würden und dass er nicht wusste, wie sein und Finns Leben nun weitergehen sollte. Er hatte sich ein Gedicht von Alfred Lord Tennyson ausgesucht, denn es passte und Sam hätte es bestimmt gefallen. Tennyson war einer ihrer Lieblingsdichter gewesen.
Als der Sarg an starken Seilen in die Familiengruft der Miles hinabgelassen wurde, ließen Luke und Finn eine Handvoll Rosenblätter in das Grab regnen. Finn schluchzte und Luke riss es fast das Herz aus der Brust. Jeder Anwesende trat vor, und hielt inne, um sich noch einmal zu verabschieden. Lukes Eltern schienen um Jahre gealtert. Sams Mutter Grace konnte gar nicht aufhören zu weinen, und ihr Vater Ben zitterte am ganzen Körper. Die Trauergemeinde stand noch lange so da. Als der Regen stärker wurde, löste sich die Menge auf.
Der anschließende Trauerkaffee fand in ihrem zu Hause in South Kensington statt. Die Leute erzählten sich Geschichten über Sam. Luke hielt es kaum aus und war unendlich froh, als alle aufbrachen. Seine Eltern Sophie und Taylor O‘Conner drückten Finn am Abend zur Verabschiedung noch einmal fest an sich. Dann verließen sie unter Tränen das Haus. Luke blieb mit seinem Sohn und seinen Schwiegereltern allein zurück. Gemeinsam brachten sie den Jungen zu Bett, bevor sich auch Grace und Ben auf den Heimweg machten.
Luke lauschte den Atemzügen seines Sohnes, die er durch das Babyfon hören konnte. Der Junge schien endlich eingeschlafen zu sein. Luke hingegen stand noch lange am Fenster und schaute den fallenden Schneeflocken zu. Ein Teil von ihm blieb vielleicht für immer da stehen und starrte hinaus in die einsetzende Dunkelheit.
Es war offiziell: Lucy war verrückt geworden. Verständnislos sah Pippa ihre beste Freundin an. Sie hockte hinter ihrem Schreibtisch und trug seelenruhig einen neuen Termin in ihren Kalender ein. Manchmal zweifelte Pippa wirklich an Lucys geistiger Gesundheit. Denn wie sollte ihr Vorschlag sonst zu erklären sein?
»Kann Lydia nicht für mich einspringen?«, fragte Pippa und kraulte Elizabeth, genannt Lizzy, hinter den Ohren. Die Schäferhündin hatte sich neben Pippas Füßen zusammengerollt und hielt ihr Mittagsschläfchen. Lucy ließ den Stift sinken und sah sie mit zusammengezogenen Brauen an.
»Das hatten wir doch schon geklärt. Lydia übernimmt Alices Tagesbetreuungen. Du kennst deine Schwester ja, sie würde am liebsten bis zum Tag der Geburt arbeiten. Aber das geht einfach nicht. Ich will, dass Alice die Sache ruhig angeht. Mir ist schon klar, dass es ihr drittes Kind ist. Aber ich finde trotzdem, sie sollte sich mehr schonen. Wir müssen jetzt eben alle ein bisschen flexibler sein.«
»Ich finde auch, dass sie endlich mal kürzertreten sollte. Aber komm schon! Luke und Finn O‘Conner! Hast du nicht wenigstens ein bisschen Mitleid mit mir?« Pippa seufzte und sank noch tiefer in den Sessel, der in Lucys Büro stand.
»Ehrlich, ich weiß wirklich nicht, was du gegen Luke einzuwenden hast. Ich persönlich finde ihn sehr gutaussehend. Außerdem ist er wirklich nett«, fügte Lucy hinzu und klang überzeugt.
»Woher weißt du denn, ob er nett ist?«, fragte Pippa interessiert.
»Hab ihn mal kennengelernt, auf einer Benefizveranstaltung für benachteiligte Kinder.«
»Was hat er da zu dir gesagt?«
Lucy schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ich glaube so was wie, Guten Tag, ich bin Luke O‘Conner und freue mich Sie kennenzulernen.«
»Das ist alles? Und aus diesem Satz schließt du, dass er nett ist? Das ist doch nicht dein Ernst!«
Jetzt war es Lucy, die seufzte.
»Hör zu, ich will ganz ehrlich sein. Schließlich sind wir nicht nur die besten Freundinnen sondern auch Geschäftspartnerinnen. Unsere Agentur läuft ziemlich gut. Aber »Funny Nanny« könnte noch besser laufen. Sicher, wir haben unsere Stammkunden. Aber wenn du für Luke arbeitest und Finns Nanny wirst, würde das eine ganze Menge Medieninteresse wecken. Du weißt ja selbst, wie oft er das Lieblingsthema der Klatschpresse ist. Neue Kunden könnten auf uns aufmerksam werden.«
Lucy gönnte sich eine Pause und trank einen Schluck von dem Mineralwasser, das vor ihr auf dem Tisch stand. Dann fuhr sie unbeirrt fort.
»Außerdem hat Holly Stone ausdrücklich nach dir verlangt. Holly ist Lukes persönliche Assistentin. Scheint fast so, als eilt dir dein Ruf voraus«, fügte sie lächelnd hinzu.
»Es ist echt ätzend, wenn du die Chefin rauskehrst!«, gab Pippa zurück und nahm den Kaffee zur Hand, den ihr Lucy hingestellt hatte.
»Weißt du überhaupt, wie viele Nannys der Kleine in den letzten zwei Jahren hatte?«
»Sieben!«, gab Lucy trocken zurück.
»Und dass der Satansbraten der letzten Nanny Marmelade in die neuen Schuhe geschmiert hat, ist dir dann wohl auch bekannt. Du weißt doch, wie viel mir an meinen Schuhen liegt. Wenn er das bei mir macht, flippe ich total aus.«
»Wir wohnen jetzt schon seit zwei Jahren zusammen, deinen Schuhtick kenne ich also mittlerweile, glaub mir. Wenn er deine Schuhe versaut, kaufe ich dir höchstpersönlich neue.« Lucy lächelte und trank einen weiteren Schluck Wasser.
»Komm schon, Pippa! Der Job dauert nur ein paar Monate, nicht dein ganzes restliches Leben! Holly meint, Luke braucht dich nur über den Sommer. Er will seinen Sohn bei der Weltmeisterschaft
dabeihaben, die dieses Jahr übrigens in Spanien stattfindet. Nur für den Fall, dass du das nicht mitbekommen hast. Gewissermaßen ist also auch noch ein schöner Urlaub für Lizzy und dich mit drin!«
Pippa war noch immer nicht überzeugt.
»Spanien also!«, wiederholte sie.
Lucy feixte. Es war fast geschafft. Lächelnd zog sie ihren größten Trumpf aus dem Ärmel.
»Außerdem zahlt er wahnsinnig gut. Es wäre sogar ein dicker, fetter Bonus für dich drin. Um es genau zu sagen, rede ich von 50.000 Pfund. Denk nur mal daran, was du damit in deinem Haus alles renovieren kannst.«
Lucy war richtig fies. Sie wusste genau, wie viel ihr das Häuschen in der Regent‘s Park Road in Primrose Hill bedeutete.
»Natürlich würde Luke einen Bonus zahlen, weil keine Nanny, die noch bei Verstand ist, für die Familie O‘Conner arbeiten will!«, erwiderte Pippa und streichelte sanft über Lizzys Fell. Die Hündin schlief immer noch tief und fest.
»Wie kann ich dich noch überzeugen? Vielleicht, wenn ich dich noch einmal darauf hinweise, dass du jeden Tag mit Luke und seinem Sohn verbringen kannst!« Lucy grinste noch breiter.
»Das bewirkt eher das Gegenteil. Da ich öfter die Vip and Style lese, weiß ich nämlich rein zufällig, wie arrogant und selbstgefällig Luke ist. Hast du eine Ahnung, wie oft er seine Freundinnen wechselt? Nicht, dass diese Tatsache für mich wichtig wäre. Ich wollte es nur mal erwähnt haben.«
»Klar weiß ich das. Hin und wieder lese ich schließlich auch die Zeitung. Trotzdem gibt es eine Menge Frauen da draußen, die dich wahnsinnig beneiden würden. Die würden alles tun, um in Lukes Nähe zu kommen. Und du könntest ihn jeden Tag sehen!«
»Na, da habe ich ja Glück!«, meinte Pippa und klang reichlich sarkastisch.
»Heißt das, du machst es?«, fragte Lucy und wartete gespannt auf Pippas Antwort.
»Ich bin ganz ehrlich. Du hattest mich, als du die 50.000 Pfund ins Spiel gebracht hast. Ich gebe zu, ich tue es nur wegen des Geldes und weil ich es wirklich dringend brauche, denn es gibt tatsächlich noch eine ganze Menge an Reparaturen, die in meinem Haus erledigt werden müssen.«
»Du bist ein richtiger Schatz!«, freute sich Lucy.
»Dann rufe ich gleich Holly an und sage ihr Bescheid, dass du den Job annimmst.«
Pippa räusperte sich. Worauf um Himmels willen hatte sie sich da bloß eingelassen?
Für Luke zu arbeiten, gehörte nicht gerade zu ihren Träumen. Luke war Stürmer bei London City. Wenn in der Zeitung über ihn berichtet wurde, und das kam wirklich ziemlich häufig vor, nannten ihn alle nur bei seinem Spitznamen. Jeder wusste, wer »der Hammer« war. Die Fußballwelt feierte ihn wie einen Gott. Dank seiner genialen Torschüsse hatte die Mannschaft dieses Jahr die englische Meisterschaft gewonnen und steht im Moment sogar im Halbfinale der Champions League. Aber noch ein Ruf eilte Luke voraus, nämlich der, ein riesengroßes Arschloch zu sein.
Pippa sah sich in ihrem bodenlangen Spiegel an. Sie würde erst am Montag offiziell mit der Arbeit beginnen. Den heutigen Tag wollte sie allerdings nutzen, um sich persönlich bei Luke und Finn vorzustellen. Ein bisschen Eindruck zu schinden, konnte schließlich nicht schaden. Es fiel ihr schwer, es sich einzugestehen, aber den neuen Job brauchte sie ganz dringend. Vor knapp einer Woche war sie gefeuert worden. Von heute auf morgen hatte man sie vor die Tür gesetzt, obwohl sie drei Jahre lang für Riley Johnson gearbeitet hatte, bis zu dem Tag, an dem Riley in ihr Zimmer gekommen war, als seine Frau und die drei Kinder nicht zu Hause gewesen waren. Stark alkoholisiert hatte er sie aufgefordert, die Klamotten auszuziehen. Sie hatte ihn zunächst höflich, aber bestimmt gebeten, ihr Zimmer zu verlassen. Doch Riley hatte nicht locker gelassen und ihr, betrunken wie er war, sogar ein Ultimatum gestellt. Entweder sie zöge sich aus und mache die Beine breit, oder sie könnte ihre Sachen packen und verschwinden. Reflexartig hatte sie ihm eine runter gehauen. Er war getaumelt und auf dem Arsch gelandet. Dann hatte sie ihr Zeug zusammengepackt und war verschwunden. Sie hatte sich geschworen, nie wieder für einen Sportler zu arbeiten. Pippa seufzte. Soviel also dazu.
»Komm mein Mädchen«, forderte sie Lizzy auf. Die Hündin erhob sich schwerfällig und hinterließ auf dem Teppich einen kleinen, nassen Fleck. »Arme Lizzy«, Pippa beugte sich hinab und drückte ihren Kopf in das braune, glänzende Fell. Lizzy war vierzehn Jahre alt und gelegentlich inkontinent. Bevor Pippa die Wohnung verließ, holte sie einen Lappen und machte hinter Lizzy sauber. Dann ging sie zur Tür, hob ihren Hund hoch – was verflucht schwer war, denn Lizzy war nicht gerade ein Fliegengewicht – , und trug die alte Hündin die Treppe hinunter. Lizzy hatte ein Hüftleiden und die vielen Stufen waren Gift für sie. Auch deshalb hatte Pippa vor Kurzem das Haus gekauft. Es hatte einen schönen großen Garten. Lizzy würde keine Treppen mehr steigen müssen und sie selbst konnte aufhören, sich abzuplagen. Ja sicher, es war idiotisch, ein Haus eines Hundes wegen zu kaufen, aber sie wünschte sich für Lizzy einen schönen und ruhigen Lebensabend. Auf der Straße wartete bereits ein Taxi auf sie beide. Pippa half ihrem Hund ins Auto. Dann setzte sie sich ebenfalls auf den Rücksitz und nannte dem Fahrer die Adresse von Lukes und Finns Zuhause.
Mit großen Augen schaute sie aus dem Fenster und betrachtete die hübschen, weißen Häuser die an ihr vorbeizogen. Erstaunt stellte sie fest, wie lange sie nicht mehr in South Kennsington gewesen ist, und das, obwohl Camden nur zwei Meilen entfernt liegt. Pippa hatte fast vergessen, wie nobel und schick diese Londoner Wohngegend war, viel nobler als die Häuser in der Camden High Street, in der sie sich mit Lucy eine Dachgeschosswohnung teilte. Das Taxi hielt in der Sumner Place. Fasziniert betrachtete sie die hübschen, viktorianischen Häuser, die sich aneinanderreihten wie wunderschöne, weiße Perlen. Bäume spendeten hier und da an heißen Tagen Schatten. Vor Lukes Haus parkte sein silberner Aston Martin Vanquish Volante. Dicke, graue Wolken bedeckten den Himmel, als Pippa aus dem Taxi stieg. Ab und an blitzte die Sonne hervor. Alles in allem war es aber viel zu kalt für einen Tag Mitte Mai, selbst für London. Pippa stieg die Steinstufen zu Lukes Anwesen hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Fröstelnd zog sie ihren beigen Marc Jacobs Trenchcoat fester um sich. Der frische Wind zerrte an ihren blonden, langen Haaren und brachte ihre Frisur völlig durcheinander. Einen Wimpernschlag später öffnete ihr »der Hammer« höchstpersönlich die Tür. Eins musste Pippa auf den ersten Blick zugeben: Luke sah in seinem schwarzen, ausgewaschenen
T-Shirt und den zerschlissenen, blauen Jeans schon ziemlich umwerfend aus. Natürlich nur, wenn man auf große, durchtrainierte Profisportler mit einem riesigen Ego stand. Zum Glück tat sie das nicht.
»Wer sind Sie und was wollen Sie?« Ein ziemlich genervter Luke blickte ihr entgegen. Shirt und Jeans waren mit Teigflecken übersät.
50.000 Pfund, 50.000 Pfund. Wie ein Mantra tanzte die Zahl durch ihren Kopf.
»Ich bin Pippa Emerson, die neue Nanny Ihres Sohnes!«, stellte sie sich vor.
»Sie sind zu früh!«, brummte Luke. »Sie sollten erst am Montag anfangen!«
»Das ist mir schon klar! Ich wollte den heutigen Tag nutzen, um mich vorzustellen und um Finn kennenzulernen!«
Luke wischte sich die Hände an einem blau-weiß karierten Geschirrtuch trocken.
»Na von mir aus. Dann kommen Sie eben rein. Ich mache gerade Pfannkuchen für Finn.« Sein Blick fiel auf Lizzy, die neben Pippa auf dem Boden saß.
»Wer ist das?«, mürrisch deutete er auf ihren Hund.
»Oh, das ist Lizzy!«
»Kann der Köter nicht im Auto warten?«
Schockiert starrte sie ihn an und schnappte nach Luft.
»Nein, kann er natürlich nicht! Man darf Hunde, Kinder und alte Menschen nicht einfach im Auto lassen!« War der Mann irre?
Luke zuckte mit den Schultern.
»Wie Sie meinen! Allerdings hoffe ich, dass Sie den Köter nicht mit zur Arbeit bringen!«
»Meine früheren Arbeitgeber hat Lizzy nie gestört. Ganz im Gegenteil: Die Kinder lieben sie.«
Luke beäugte den Hund skeptisch. Das Vieh war schon ziemlich alt und klapperig.
»Kann ich mir gar nicht vorstellen«, meinte er.
»Ich verspreche, Sie werden Lizzy nicht bemerken!«
»Wenn sie mir auch nur einmal auf den Teppich pinkelt, fliegt sie raus! Ist das klar?«
50.000 Pfund. 50.000 Pfund.
»Total klar!« Pippa zog ihren Trenchcoat abermals enger um sich.
»Also, darf ich jetzt hereinkommen? Es ist wirklich kalt hier draußen!«
Luke murmelte so etwas wie: »Kommen Sie mit«, und ging voran durch einen langen Flur, vorbei an einer großen Steintreppe, in Richtung Küche.
Im Inneren des Hauses war es angenehm warm. Pippas schwarze Louboutins klapperten auf dem hellen Marmorboden, als sie Luke folgte. Finn saß am Frühstückstisch. Ein großer Teller mit Pfannkuchen stand vor ihm. Er blickte nicht einmal auf, als seine neue Nanny die große, geräumige Küche betrat. Cremefarbene Schränke hingen vor hübschen, lindgrünen Wänden. Ein großer Strauß Wildblumen stand auf dem Esstisch. Die Kochinsel in der Mitte der Küche rundete das heimelige Bild ab. Pippa war überrascht. Sie hatte sich die Einrichtung etwas anders vorgestellt. Weniger gemütlich.
»Hey Finn!«, sagte sie freundlich. »Na, wie geht es dir?«
Der Junge ließ sich zu keinem Kommentar hinreißen. Stumm mampfte er seine Pfannkuchen und blickte dabei genauso mürrisch und finster drein wie sein Vater.
Na toll, das fing ja gut an!
Finn sah seinem Vater nicht besonders ähnlich. Während Luke dunkle Haare hatte, waren die des Jungen fast blond. Finn hatte blaue Augen, Lukes Augen waren braun. Beide trugen einen Kurzhaarschnitt. Luke hätte es mal wieder nötig, zum Friseur zugehen. Seine Haare waren über den Ohren einen Tick zu lang, obwohl er einer dieser Kerle war, die es so tragen konnten. Auf eine nachlässige Art sah er ziemlich sexy aus. Die Kinnpartien waren bei Vater und Sohn ähnlich, Lukes Lippen hingegen waren etwas schmaler als Finns. Aber alles in allem schlug der Junge wohl eher nach seiner Mutter, obwohl sie das nicht so recht beurteilen konnte, denn in dem Teil des Hauses, den sie bis jetzt gesehen hatte, stand oder hing kein einziges Bild von Lukes Exfrau.
Pippa wusste wenig über Luke. Nur dass er Tore wie am Fließband schoss, unheimlich heiß aussah und irgendwann mal verheiratet gewesen sein musste, war ihr bekannt.
Völlig ungerührt aß Finn weiterhin seine Pfannkuchen und behandelte Pippa immer noch wie Luft.
»Finn, dass ist Pippa, deine neue Nanny. Wir haben darüber gesprochen. Sag guten Tag!«, forderte Luke seinen Sohn nun auf.
Er stand wieder hinter der Kücheninsel und schüttete Teig in die heiße Pfanne.
»Guten Tag!«, sagte Finn jetzt, und Luke stöhnte im gleichen Moment genervt auf.
Das wars, von dem Jungen kam kein weiteres Wort. Tja, da sie nun mal da ist, dachte Luke, konnte sie auch gleich bleiben.
Er zuckte entschuldigend die Achseln und lud Pippa ein, zum Frühstück zu bleiben.
»Es sind genug Pfannkuchen für uns alle da. Danach zeige ich Ihnen schon mal das Haus.«
»Wenn Finn nichts dagegen hat, esse ich sehr gerne mit euch!«, erwiderte sie.
Da der Junge weiterhin stumm blieb, nahm sie Lukes Einladung an.
Sie spürte Lukes wachsenden Ärger. In der Familie O‘Conner lag so einiges im Argen, aber davon ließ sie sich nicht beeindrucken.
Die Pfannkuchen sahen unheimlich lecker aus. Pippa öffnete ihren Mantel, hing ihn über die Lehne des Stuhles, strich sich die blonden Haare zurück und wollte sich dann neben Finn an den Küchentisch setzen. Lizzy drehte sich einmal um die eigene Achse und rollte sich neben Pippas Stuhl zusammen. Erst in dem Moment, als ihr Hintern die Sitzfläche des Stuhls berührte, spürte Pippa einen leichten Widerstand. Leider war es schon zu spät und die Luft war bereits laut zischend aus dem aufgeblasenen Ballon entwichen. Luke hatte aufgehört, Teig in die Pfanne zu gießen, und stand wie versteinert hinter dem Herd. Finn starrte sie einfach nur an, seine Gabel verharrte auf dem Weg zu seinem kleinen, frechen Mund. Lizzy war zusammengezuckt. Pippas Wangen waren so heiß, dass Luke die Pfanne wohl nicht mehr brauchen würde: Er hätte die Pfannkuchen ebensogut auf ihrem Gesicht backen können. In der Küche herrschte Totenstille. Der Satansbraten hatte ihr doch tatsächlich ein Furzkissen untergeschoben!
Na warte, du Bengel, so einfach schlägst du mich nicht in die Flucht! Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.
Luke war deutlich anzusehen, dass er kurz vor einem Tobsuchtsanfall stand. Bevor die Situation eskalieren konnte, zog Pippa das Kissen unter ihrem Hintern hervor, blies es erneut auf und setzte sich noch einmal darauf. Sie versuchte, diese Peinlichkeit so gut es ging zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie musste Finn für sich gewinnen, sonst würde ihr der Quälgeist die nächsten Wochen nur Scherereien machen. Grinsend lauschte sie den Geräuschen. Finn brach in schallendes Gelächter aus. Er war fünf und fand Pupsen total komisch. Sogar Lukes Gesichtszüge entspannten sich langsam wieder.
»Ich kann es noch viel lauter als du«, sagte Finn und nahm feixend das Kissen entgegen, das sie ihm nun hinhielt.
»Dann lass mal hören!«, ermunterte sie den Jungen.
Der kleine Kerl blies das Kissen noch einmal auf und ließ sich dann mit seinem ganzen Körpergewicht darauf fallen. Verschmitzt lächelnd lauschte er den entstehenden Geräuschen. In der nächsten halben Stunde entbrannte ein Wettkampf zwischen ihnen, wer denn nun die lauteren Geräusche fabrizieren konnte. Luke schaute amüsiert dabei zu. Als Finn Pippa zwei von seinen heißgeliebten Pfannkuchen abgab, wusste er, dass das Eis zwischen den beiden gebrochen war. Erleichtert atmete er auf. Vielleicht hatte Holly doch keinen Fehler gemacht, als sie sich für Pippa entschieden hatte. Doch ob es wirklich so war, musste sich erst noch zeigen.
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Die Autorin
Alexandra Görner ist 30 Jahre alt und lebt mit Kind und Kegel in einer sächsischen Kleinstadt. »Verliebt, verlobt, vielleicht.« ist ihr erster Roman. Im Moment genießt sie ihre Elternzeit. Die Freizeit verbringt sie am liebsten im Kreis der Familie und beim Lesen von tollen Liebesromanen.
Das Buch
Tess Jones müsste glücklich sein, sie wird einen der begehrtesten Junggesellen heiraten. Aber ist er wirklich der Richtige? Ihre Zweifel arten in schlimme Panik aus, als ihre zukünftige Schwiegermutter die Hochzeitsvorbereitungen in einen wahren Albtraum verwandelt. Im letzten Moment lässt Tess ihre Hochzeit platzen und flüchtet nach Italien, ihre drei besten Freundinnen im Schlepptau. Das Chaos lässt nicht lange auf sich warten und bald stürzen die Frauen von einer Katastrophe in die nächste. Den Glauben an die wahre Liebe verlieren sie dabei nie und zufällig begegnet sie ihnen in Form von vier unwiderstehlichen Italienern. Nur ein Sommerflirt oder wird Tess endlich ihre Traumhochzeit bekommen?
Alexandra Görner
Roman
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Juli 2014
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Poppy sagt, der wahren Liebe begegnen wir nur einmal im Leben.
Vor einigen Monaten hätte ich meiner Großmutter widersprochen.
Schließlich war ich schon verdammt oft verliebt, oder habe mir zumindest eingebildet, es zu sein.
Heute weiß ich, dass Poppy recht hat. Die Rede ist nicht von einfachem Verliebtsein. Ich spreche von dem Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Von Herzflattern und den Millionen Schmetterlingen im Bauch.
Dieses Gefühl, das uns unmissverständlich klarmacht, angekommen zu sein. Und genau dieses Empfinden haben wir, nur wenn wir ihr begegnet sind: der wahren, einzigen, großen Liebe.
Ich bin Tess. Tess Jones. Und das ist meine Geschichte.
Meine Geschichte über die einzige, wahre, alles verzehrende Liebe.
Und so fängt sie an.
Nein, nein, nein! Verdammter Mist!
Ich komme zu spät. Schon wieder.
Genervt streiche ich mir eine Strähne meiner braunen, langen Haare hinter die Ohren. Michael hasst Unpünktlichkeit.
Bis jetzt bin ich nur 25 Minuten zu spät. Sollte der Taxifahrer aber weiter herumbummeln, als wären wir auf einer verfluchten Vergnügungsfahrt, wird es wohl nicht dabei bleiben.
Na gut Tess, tief durchatmen.
Seufzend lehne ich mich zurück, schmiege mich in die bequemen Ledersitze.
25 Minuten oder eine Stunde, ich werde Michaels Pünktlichkeitsansprache nicht entgehen können. Ja, die habe ich schon öfter zu hören bekommen. Nicht, dass ich jemals zugehört habe. Was soll ich auch sagen, die Zeit arbeitet einfach gegen mich. Den Fahrer zu bitten, ein klitzekleines bisschen schneller zu fahren, hat nicht gefruchtet. Er zuckelt weiterhin gemütlich durch London. Außerdem stecken wir ständig im dichten Verkehr fest. Rote Ampeln, Baustellen und der tägliche Feierabendverkehr machen mir das Leben gerade ziemlich schwer.
London. Ich liebe es, an einem Sonntag im Park zu picknicken.
Ich liebe es, mit Mia, June und Lilly im »Il Fiori« essen zu gehen. Die drei sind meine besten Freundinnen.
Ich liebe unsere Shoppingnachmittage und ich liebe meine Wohnung in Notting Hill. Und ich habe einen Job. Dass ich den besonders liebe, kann ich allerdings nicht behaupten. Ich bin freie Journalistin. Meist ist es verdammt schwierig, meine Artikel bei einer Zeitschrift unterzubringen. Vor allem ohne nennenswerte Erfahrung und super viele Journalistenpreise. Die Leute sind ja so was von voreingenommen, was das betrifft. Also verfasse ich des Öfteren Artikel für die News oder den Glory.
Unter einem Pseudonym versteht sich. Lieber würde ich sterben, als in diesen Zeitschriften unter meinem echten Namen etwas zu veröffentlichen. Mein kleines Geheimnis sozusagen. Angeblich hat jeder eine Leiche im Keller. Das ist meine.
Von irgendetwas muss ich leben, von irgendetwas meine Miete bezahlen. Michael ist steinreich. Dennoch habe ich nicht vor, mich in finanzielle Sklaverei zu begeben. Ich finde, ein Mädchen sollte immer noch für sich selbst sorgen können.
Außerdem ist der Job für diese Zeitschriften furchtbar leicht. Die Recherche ist nicht besonders aufwendig. Ehrlich gesagt gibt es, meist keine. Ab und zu schreibe ich auch für anspruchsvollere Blätter. Obwohl auch darüber lässt sich wohl streiten.
Auf jeden Fall muss ich weiter dranbleiben, schließlich habe ich einen beruflichen Traum: Ich möchte Journalistin für die London Times werden. Das hat bis jetzt leider noch nicht geklappt, aber ich werde meinen Traum nicht aufgeben.
»Wir sind da.« Der Taxifahrer reißt mich aus meinen Gedanken.
Tatsächlich, wow, wir sind da. Wer hätte das gedacht. Dabei ist das Jahr noch nicht mal vorbei. Das Taxi hält direkt vor dem Shine. Ich stecke dem Fahrer eine 20-Pfund-Note zu und steige aus. Das Shine: mit Abstand das teuerste und beste Restaurant der Stadt.
Es hat erst vor knapp zwei Monaten eröffnet, die Wartezeit für einen Tisch liegt mittlerweile bei fast einem halben Jahr. Das ist lächerlich. Nur nicht für London. Aber Michael wäre nicht Michael, wenn er nicht einfach im Restaurant anrufen und für uns reservieren könnte. Erwähnte ich schon, dass er zu den begehrtesten Junggesellen Großbritanniens gehört? Aber nicht nur das, auch bei den Amerikanern steht er verdammt hoch im Kurs. Neben Sportlern, Schauspielern, superheißen Männermodels wurde er bereits zum dritten Mal auf die Liste des Sexiest Man alive gewählt. Und ich denke mal, das People Magazin weiß, was es tut. Ja, na gut. Michael taucht eher im hinteren Teil der Liste auf. Ok, das war gelogen. Es ist der vorletzte Platz. Aber wir reden immer noch von der Liste des Sexiest Man alive. Seufz. Und genau diesen Mann lasse ich jetzt schon 40 Minuten warten.
Ich lasse den Tag noch einmal Revue passieren. Heute Morgen, ja genau, heute Morgen habe ich einen Anruf von Michael bekommen. Er war bereits in seinem Büro. Bei unserem Telefonat gab er sich ziemlich geheimnisvoll. Teilte mir nur die Reservierung im Shine mit, erzählte etwas von einem ganz besonderen Abend und dass er mir eine wichtige Frage stellen wolle. Sofort fing mein Puls an zu galoppieren. Eine wichtige Frage! Die wichtige Frage?
Alle Alarmglocken schrillten in meinem Kopf. Oder besser gesagt Hochzeitsglocken.
»Oh mein Gott, oh mein Gott! Er wird dich fragen, ob du ihn heiraten willst.« Erstaunlich war, dass Lilly unter all dem Kreischen noch einen zusammenhängenden Satz zustande brachte. Denn am Telefon flippte sie voll aus.
»Du brauchst ein Kleid.« Von total aufgedreht zu supersachlich in weniger als fünf Sekunden. Lillys neuer Rekord.
Aber sie hatte recht, ich brauchte ein Kleid. Ich brauchte es natürlich nicht wirklich. Aber ich finde, am Tag meiner Verlobung sollte ich einfach umwerfend aussehen. Und was wäre wohl umwerfender als ein neues Kleid? Eben. Da fiel mir auch nichts anderes ein.
Also drückte ich die Kurzwahltaste für Mia und June und hatte die beiden Sekunden später ebenfalls in der Leitung. Nach Verebben eines erneuten Kreischanfalls, diesmal von June und ein zweites Mal von Lilly – Mia ist doch eher zurückhaltend, was das Thema Hochzeiten betrifft – , beschlossen wir uns zum Shoppen zu treffen. Wie Heuschrecken fielen wir knapp eine Stunde später in die Geschäfte der Bond Street ein.
Aber das Kleid, das ich heute Abend tragen wollte, fand ich nur in einem Geschäft: im Valentino Store auf der Brompton Road.
Mit voll beladenen Einkaufstüten kam ich in unserem Haus in Knightsbridge an. Eigentlich ist es Michaels Haus, aber ich verbringe mittlerweile die meiste Zeit hier. Meine Wohnung in Notting Hill werde ich dennoch nicht aufgeben. Ich muss schließlich auch auf eigenen Füßen stehen können. Außerdem, erwähnte ich bereits, dass ich meine Wohnung liebe? Jawohl, ich liebe mein Zuhause. Sie ist mein Hort der Sicherheit, mein Rückzugsort. Hier kann ich schreiben, entspannen, mich rundum wohlfühlen. Ich habe sie gemütlich eingerichtet mit allerhand Pflanzen und Blumen. Auf meinem Sofa laden weiche Decken und Dutzende Kissen zum Kuscheln ein. Überall habe ich Erinnerungsstücke und anderen Krimskrams verteilt. Michael mag meine Wohnung nicht besonders. Er hält sich fast nie bei mir auf. Sein Haus ist das genaue Gegenteil. Bis unter das Dach ist es vollgestopft mit allerhand technischer Spielereien. Seine Innenarchitektin hat ganze Arbeit geleistet. Die Möbel sind stylisch und sehen wirklich gut aus, aber sie sind auch total unbequem. Es ist unmöglich auf seiner Couch ein Nickerchen zu halten. Spätestens nach fünf Minuten schlafen einem alle Gliedmaßen ein. Alle Möbelstücke sind farblich aufeinander abgestimmt. Schwarz, Weiß, Braun. Langweiliger geht’s also gar nicht mehr. Und dann all diese kostbaren Kunstobjekte.
Schlimmer als in jeder Galerie. Diese Sachen sind so hässlich, man muss sie dauernd anstarren. Trotzdem verbringe ich viel Zeit hier. Wieso eigentlich? Am frühen Abend stehe ich dann vor meinem begehbaren Kleiderschrank und mir fällt wieder ein, wieso ich gern hier bin: Dieser Schrank ist der Wahnsinn. Ich habe mein traumhaftes Valentinokleid aus der dazugehörigen Schachtel befreit, um es noch einmal anzuziehen. Prüfend schaue ich mich in meinem bodenlangen Spiegel an. Es sitzt perfekt.
Das Kleid ist tatsächlich ein Traum. Schmale Träger, eng, knielang und natürlich rot. Ein sattes, schönes Rot. Ich schlüpfe in die passenden Schuhe und drehe mich in alle Richtungen, begutachte mich von allen Seiten. Und gebe der Verkäuferin uneingeschränkt recht. Ich sehe wirklich fabelhaft aus. Ja wirklich! Ich behaupte sogar, dass ich noch nie so schön ausgesehen habe. In meinen Gedanken stelle ich mir sofort vor, wie Michael mich ansehen wird, wenn ich im Restaurant auf ihn zugehe. Wie er mich anlächelt. Es wird ihm die Sprache verschlagen, und mich würde es nicht wundern, wenn er sich direkt vor mir auf die Knie werfen und mich um meine Hand bitten würde. Ich werde ganz unruhig vor lauter Vorfreude, kann den Abend gar nicht mehr erwarten. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich es noch nicht, aber der Abend sollte tatsächlich ganz besonders werden, nur nicht ganz so, wie ich es mir gedacht hatte.
Schon die schicke Fassade des Shine ist eine Augenweide. Mit flotten Schritten erklimme ich die zehn Stufen der beeindruckenden Freitreppe und werde von einem Portier in tadelloser Uniform – rote Jacke, schwarze Hose – durch die großen, aus Holz und Glas bestehenden Schwingtüren geleitet. Er führt mich zum Fahrstuhl und nach einer nur sekundenlangen Fahrt öffnen sich die Türen und ich stehe in einem schummrig beleuchteten Flur. Gleich begegne ich Michael. Mein Herz wummert im Takt meiner Schritte. Der dicke, cremefarbene Teppich dämpft jegliches Geräusch. Ich bin aufgeregt, atme ein letztes Mal tief durch, dann wird mir eine weitere Tür geöffnet und ich betrete das Restaurant.
Ein leises »Wow« schlüpft durch meine Lippen. Das Shine macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Es strahlt. An der Decke sind Hunderte Lämpchen eingelassen, ähnlich einem Sternenhimmel. Ein Meer aus Kerzen ergießt sich regelrecht über die Tische. An Romantik nicht mehr zu überbieten. Ein Zittern erfasst mich. Hier ist es unglaublich schön. Ich entdecke Michael an einem Tisch direkt vor mir. Mein Herz macht einen Sprung. Auch hier, ein Meer aus Kerzen.
Er erhebt sich, als ich auf ihn zukomme.
Gerade plumpst sein Handy in die Innentasche seiner Jacke. Ich halte Michaels Blick, beobachte ihn, warte fast schon sehnsüchtig auf ein Funkeln in seinen Augen. Auf den Augenblick, wenn sich seine Lippen zu einem begeisterten »Oh« formen. Und verspüre einen Stich im Herzen, als all das ausbleibt. Stattdessen begrüßt er mich mit einem Kuss auf jede Wange. Nicht auf die Lippen. Das tut er niemals in der Öffentlichkeit. Er ist irgendwie ein bisschen verklemmt.
Unser Kellner rückt meinen Stuhl zurecht und ich lasse mich elegant darauf nieder.
Michael setzt sich jetzt ebenfalls. Die Hände vor seiner Brust verschränkt, starrt er mich aus seinen blauen Augen an, darauf wartend, dass der Champagner fertig eingeschenkt wird. Der Kellner wünscht uns einen angenehmen Abend und entfernt sich dann mit gedämpften Schritten.
Mein zukünftiger Ehemann. Perfekt sitzender schwarzer Anzug, blaue Augen, blondes Haar, ebenfalls perfekt frisiert.
»Du bist zu spät«, eröffnet er unser Gespräch. Ein missmutiger Zug liegt auf seinen schmalen Lippen. Und mein Herz setzt einen Schlag aus. »45 Minuten, Tess. Du weißt, was ich davon halte!« Seine Stimme ist jetzt anklagend.
»Ist mir bewusst«, sage ich angespannt. Ich bin kurz vorm Explodieren und könnte es jetzt wirklich darauf anlegen, ihn auf die Palme zu bringen. Aber, bevor ich noch etwas sage, was ich später eventuell bereuen könnte, schlucke ich meinen Ärger hinunter, lege meine Hand auf seine, lächle Michael an. Kein Streit. Nicht heute. Stattdessen versuche ich das Thema zu wechseln.
»Erkennst du mein Kleid?« Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen diesen hoffnungsvollen Schimmer annehmen und meine Stimme den dazugehörigen Klang. Michael hebt nur fragend seine Augenbrauen: »Sollte ich?« Seine Antwort versetzt mir einen weiteren Stich ins Herz. »Valentino. Es ist von Valentino.
Ich habe es im Store auf der Brompton Road gekauft. Wie damals«, füge ich lahm hinzu.
Er muss sich doch erinnern!
»Das sagt mir nichts, tut mir leid, Liebling«, fügt er etwas versöhnlicher hinzu.
Oh mein Gott! Er erinnert sich tatsächlich nicht an unser Kennenlernen. Wie kann er das vergessen? Es ist erst zwei Jahre her. Erst zwei verdammte Jahre!
Fest presse ich meine Lippen aufeinander, versuche den Kloß in meiner Kehle zu ignorieren, die aufsteigenden Tränen niederzuringen, mich zu beruhigen. Alles halb so wild, rede ich mir ein. Michael ist ein viel beschäftigter Mann. Wie kann ich ihm da Vorwürfe machen. Mal ehrlich, wie viele Männer erinnern sich schon an jede Kleinigkeit der ersten Begegnung? Genau, wahrscheinlich nur verdammt wenige. Wenn überhaupt. Außerdem sagt das gar nichts über unsere Liebe aus. Wir sind heute hier. Nur das zählt. Dann ist er eben nicht der superromantische Typ, der sich merkt, was seine Freundin beim ersten Date anhatte. Oder der Blumen und Pralinen mitbringt. Das ist gar nicht schlimm. Weil ich eigentlich auch nicht auf so was stehe. Ja ehrlich, wer will schon den ganzen Kram haben. Pralinen als Liebesbeweis – völlig überbewertet. Man wird eh nur fett von den Dingern.
Ich versuche Michael fröhlich zuzulächeln, aber selbst ich spüre, wie aufgesetzt das aussehen muss. Rasch versuche ich, den bitteren Geschmack, den seine Worte hinterlassen haben, mit dem teuren Champagner hinunterzuspülen. Aber was sonst so herrlich frisch und prickelnd schmeckt, vermag den fahlen Beigeschmack seiner Worte nicht zu vertreiben. Dennoch versuche ich, auf andere Gedanken zu kommen. Was mir ehrlich gesagt ziemlich schwerfällt.
Das ist also der Mann, den ich heiraten werde. Der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringe. Dieser Rest könnte echt lang werden. Wäre schließlich möglich, dass ich neunzig Jahre alt werde. Der Vater meiner Kinder. Ich versuche nicht zu zittern, als ich einen weiteren Schluck Champagner trinke. Noch hat er mich nicht gefragt, aber ich bin mir sicher, dass er es tun wird. Heute noch.
»Du siehst natürlich schön aus.«
Das ist alles, was ich bekomme. Schön. Nur »schön«.
Nicht »atemberaubend«, nicht »fantastisch«, nicht »wundervoll«.
Nur »schön«.
Enttäuscht sacken meine Schultern herab. Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben. Ich war bei Natalia zur Maniküre und Pediküre. Sie haben keine Ahnung wie schwierig es war, bei ihr so kurzfristig einen Termin zu bekommen. Ich habe am Telefon geweint, um sie zu erweichen. Geweint! Ruby hat meine Augenbrauen gezupft, und mein Make-Up ist verdammt noch mal perfekt. Alles für diesen einen Abend. Aber interessiert das Michael? Nein, nicht die Bohne. Er ist nur bockig wegen meines Zuspätkommens. Ehrlich gesagt bin ich mittlerweile ziemlich sauer. Er hat es tatsächlich geschafft, meine Laune in knapp zehn Minuten auf den absoluten Nullpunkt sinken zu lassen. Seufzend nehme ich die Speisekarte zur Hand. Das einzig Positive: Der Abend ist so schrecklich, noch schrecklicher kann er nicht werden.
Ich studiere aufmerksam die Karte. Man hab ich einen Hunger. Ich könnte ein ganzes Rind verschlingen. »Das Steak klingt wirklich lecker. Das nehme ich.«
»Nicht nötig, Liebling!«, unterbricht Michael mich. »Ich habe unsere Bestellung schon vor deinem Eintreffen aufgegeben. Das Essen müsste gleich serviert werden.«
Ich starre ihn an.
Die ganze Zeit.
Oh mein Gott! Mir wird plötzlich ganz schummrig. Ich fange schrecklich an zu schwitzen, was echt absolut ekelhaft ist. Ich glaube, ich bekomme keine Luft mehr! In meinem Bauch beginnen die Muscheln Samba zu tanzen. Sie hüpfen hin und her, auf und ab.
Michael hält meine Hand. So fest. Viel zu fest. »Liebling«, sagt er, »erweise mir die Ehre und werde meine Frau.« Hoffnungsvoll starrt er mich an. »Abigail wäre begeistert.« Hat er gerade seine Mutter erwähnt? Ich glaube, jetzt wird mir richtig schlecht. Seine Mutter hasst mich! Und ich hasse sie! Die dumme Kuh. Ich bin kurz davor mich zu übergeben. Ob es das gibt? Ob eine Frau sich schon mal übergeben hat, als ihr Freund ihr einen Antrag gemacht hat? Oder bin ich etwa die erste? Die Glibbermasse in meinem Bauch macht das Ganze nicht gerade besser. Ich spüre förmlich, wie sich die Muscheln langsam, aber stetig nach oben arbeiten. Und das alles, während unsere Namen weiter unermüdlich auf der Reklametafel blinken. »Liebling, was hast du denn?«, besorgt starrt Michael mich an. »Du bist plötzlich so blass!« Alle sehen zu uns herüber, immer mehr Leute versammeln sich um uns, warten auf meine Antwort, durchbohren mich mit ihren neugierigen Blicken. Das ist alles zu viel. Viel zu viel. Und dann wird alles ganz schrecklich, schrecklich dunkel um mich herum.