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Buch

Absurd, seltsam, einfach wundervoll: Es gibt hilfloses Gelächter und einen hohen Wiedererkennungswert, wenn die überaus erfolgreiche Bloggerin Allie Brosh davon erzählt, wie sie mit einem Online-Test herausfindet, dass ihr Hund minderbemittelt ist (sie liebt ihn trotzdem); warum sie nicht erwachsen werden kann (Verantwortung führt nur zu Systemabstürzen); und vor allem natürlich von ihrer Fähigkeit, Dinge, die getan werden müssen, nicht zu tun. So macht sie ein für alle Mal klar, warum Tiefpunkte, Macken und andere Katastrophen einen gleichzeitig weinen und lachen lassen.

Weitere Informationen zur Autorin finden Sie am Ende des Buches.

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1. Auflage

Deutsche Erstausgabe September 2014

© 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.

© 2013 by Alexandra Brosh

Originaltitel: Hyperbole and a Half. Unfortunate Situations, flawed coping mechanisms, mayhem, and other things that happened

Originalverlag: Touchstone, ein Imprint von Simon & Schuster, Inc., New York

Umschlaggestaltung: zeichenpool, München, nach einem Entwurf von Allie Brosh

Umschlagillustration: Allie Brosh

Illustrationen: Allie Brosh

Redaktion: Angela Troni, Claudia Bitz

Satz: Lorenz & Zeller, Inning am Ammersee

CB · Herstellung: IH

ISBN 978-3-641-14340-4
V002

www.mosaik-goldmann.de



Für Scott.

Was sagst du jetzt?

Außerdem für Mom, Dad, Kaiti, Laurie,
Duncan, Sarah, Joey und Lee.
Ihr seid spitze.

Einleitung

Warnungen

Dummer Hund

Motivation

Der Gott des Kuchens

Der Hilfshund hilft keiner Sau

Depression, Teil 1

Depression, Teil 2

Im Wald verirrt

Umzüge und andere Dinge, die Hunde nicht verstehen

Das Dilemma mit der Soße

Warum ich nie erwachsen werde

Der Papagei

Dinosaurier oder: Die Gänsegeschichte

Gedanken und Gefühle

Kleiner Ratgeber für Hunde

Die Geburtstagsfeier

Identität, Teil 1

Identität, Teil 2

Danksagung

Autorin

Ich glaube, dieses Buch braucht eine Einleitung.

So ähnlich sah ein Bild aus, das ich als Fünfjährige gemalt habe:

Darauf ist ein Mann mit einem normalen und einem absolut wahnsinnig verkringelten Arm zu sehen. Wenn Sie genau hinschauen, können Sie den normalen unter dem anderen Arm erkennen. Was Sie nicht sehen können, ist, dass der Kringel-Arm sich auf der Ursprungszeichnung über eine ganze Rolle Butterbrotpapier erstreckte. Er fing am linken Rand an und schlängelte sich so weit nach rechts, bis mir das Butterbrotpapier ausging.

Ich weiß noch, wie ich vor mich hin malte und dabei dachte: »­Verrückt … Ich fasse es nicht, wie lang dieser Arm ist.« Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Rolle weiter gereicht hätte.

In voller Länge benötigt der Arm mehr Papier als dieses Buch. Theoretisch hätte ich das Butterbrotpapier damals einfach zerschneiden, zusammenheften und daraus ein Kringel-Arm-Buch machen können. Aber ich hab’s nicht getan. Ich habe darüber nachgedacht, bin aber zu dem Schluss gelangt, dass ich damit nicht durchgekommen wäre.

Mit zehn habe ich einen Brief an mein zukünftiges Ich geschrieben und ihn bei uns im Garten vergraben. Siebzehn Jahre später fiel mir ein, dass ich ihn schon zwei Jahre vorher wieder hätte ausgraben sollen.

Ich freute mich darauf, einen nostalgischen Blick auf meine Kindheit zu werfen. Vielleicht ließen sich meine einstige Unschuld oder erste Hinweise auf meine derzeitigen Ziele darin ausmachen. Doch tatsächlich fand ich den Brief einfach nur merkwürdig.

Ich hatte ihn mit grünem Buntstift auf die Rückseite einer Stromrechnung gekritzelt. Mein zehnjähriges Ich legte damals offenbar keinen großen Wert auf eine schöne äußere Form. Sicher war ich einfach in die Küche spaziert, wo mir spontan die Idee kam, einen Brief an mein späteres Ich zu schreiben.

Die überwältigende Wucht dieser Eingebung muss mich so aufgedreht haben, dass bei mir eine Sicherung durchbrannte und ich mir kein ordentliches Schreibmaterial suchte. Dafür war schlicht keine Zeit.

Immerhin konnte ich mich so weit durch den Schleier aus Verwirrtheit und Aufregung kämpfen, dass ich in der Lage war, einen Buntstiftstummel zu finden und Papier, gegen das ich den Stummel drücken konnte.

Der Brief beginnt folgendermaßen:

Liebe 25-jährige (tatsächlich nicht »Liebes 25-jähriges Ich« oder »Liebes 25-jähriges Ego«, sondern nur »Liebe 25-jährige«),

magst du Hunde immer noch so gerne? Was ist dein Lieplingshund? Arbeitest du als Hundetrainerin? Lebt Murphy noch? Was isst du am liepsten?? Leben Mom und Dad noch?

Die Reihenfolge dieser Fragen erscheint mir bemerkenswert. Offenbar waren Hunde für mich damals ein großes Thema (Murphy war unser Familienhund), an nächster Stelle stand das dringende Bedürfnis, mich nach meinen zukünftigen Essensvorlieben zu erkundigen (die zwei Fragezeichen markieren vermutlich die Wichtigkeit dieser Frage), und erst dann interessierte es mich, ob meine Eltern noch am Leben waren.

Im Brief folgt eine Passage mit der Überschrift »Über mich«:

Ich heiße Allie und bin zehn Jahre alt. Ich hab blonnde Haare und blaue Augen. Mein Lieplingshund ist der Schäferhund. Mein Zweitlieplingshund ist der Husky. Mein Drittlieplingshund ist der Dobermann.

Diese Zeilen scheinen mir aus mehreren Gründen bedenklich. Erstens dachte ich damals wohl, dass ich mir später meines Namens und meiner Augenfarbe nicht mehr bewusst sein würde.

Zweitens listete ich am Ende dieses Absatzes meine Lieblingshunderassen auf, als wären diese ebenso wichtig für meine Identität wie andere Dinge. Als hätte mein damaliges Ich sich vorgestellt, dass ich mit dem Brief in der Hand im Garten in der umgegrabenen Erde stehen und rufen würde: »Aber welche Hunde mochte ich damals??? Wie soll ich wissen, wer ich bin, wenn ich nicht mal mehr weiß, welche Hunde ich mit zehn mochte???«

Danach habe ich den Brief unterbrochen und ein paar Bilder gemalt, die wohl Schäferhunde darstellen sollten.

Unter die Schäferhunde schrieb ich dann die drei erschreckendsten Wörter des ganzen Briefs. Drei Wörter, die mehr über meinen dürftigen Realitätssinn aussagen als alles, was ich je über meine Kindheit in Erfahrung gebracht habe. Dort, am Ende des Briefs, hatte ich mit dem Buntstiftstummel folgenden Satz hingekritzelt:

Bitte schreib mir.

Nach den kräftigen, energischen Buchstaben zu urteilen, muss ich den Buntstift ordentlich aufs Papier gedrückt haben. Die Ernsthaftigkeit hinter den Worten erscheint mir ganz und gar unmissverständlich. Ich erwartete allen Ernstes eine Antwort, als ich mein zu­künf­ti­ges Ich nach meinen Lieblingshunderassen fragte und wissen wollte, ob Mom und Dad noch lebten. Offenbar erwartete ich auch, immer noch zehn zu sein, wenn ich diese Antwort bekäme.

Bitte schreib mir. Ich sehe regelrecht vor mir, wie ich tagein, tagaus im Garten stand, wartete und dachte: Bald ist es so weit … Die Antwort wird kommen, ich weiß es genau.

Ich gehe nicht davon aus, dass Zehnjährige die Komplexität von Zeitreisen verstehen, doch der Brief zeugt von einem wirklich mehr als grundlegenden Missverständnis des Konzepts.

Ich bin mit ziemlicher Sicherheit keine Zeitreisende, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich doch eine sein könnte, beschloss ich zurückzuschreiben. Ich verfasste gleich mehrere Briefe an die verschiedenen Stadien meines früheren Ichs, um mir ein paar wichtige Dinge klarzumachen und mich zu warnen.

Mein erster Brief war an mein zweijähriges Ich gerichtet:

Liebe Zweijährige,

Gesichtscreme ist nicht essbar, und wenn sie noch so sehr wie Zuckerguss aussieht und du sie x-mal probierst. Gesichtscreme bleibt Gesichtscreme, da wird nie Zuckerguss draus.

Ich würde dich nie anlügen, ich schwöre es. Das wird niemals Zuckerguss, ehrlich.

Verdammt noch mal, hör auf damit! Ich brauche meine Organe noch, ruinier sie gefälligst nicht!

Liebe Vierjährige,

eins vorweg: Ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum du angefangen hast, Salz zu essen. Sei’s drum, so ist es eben – was immer auch der Grund dafür war.

Spätestens als dir klar wurde, dass Unmengen von Salz unendlich salzig schmecken, hättest du damit aufhören sollen. Das wäre die Lösung gewesen. Zu versuchen, das Salz mit Pfeffer aufzuheben, war es jedenfalls nicht.

Du hast dich ja nun schon öfter in eine solche Lage manövriert, und jedes Mal verfängst du dich im gleichen Teufelskreis. Nach so vielen Fehlversuchen müsstest du doch begriffen haben, dass Pfeffer kein Gegengift für Salz ist, und trotzdem bist du nicht davon abzubringen.

Ich sag es deshalb gerne noch mal: Du kannst so viel Pfeffer essen, wie du willst – die abartige Menge Salz, die du in dich rein­geschüttet hast, wird davon nicht neutralisiert. Wenn du hinterher Pfeffer isst, erreichst du nichts weiter, als dass alles anschließend nach Pfeffer UND Salz schmeckt.

Mit einer weiteren Ladung Salz wirst du ganz sicher nicht den Pfeffergeschmack aufheben, mit dem du zuvor den Salzgeschmack bekämpfen wolltest. Wie schwer ist das eigentlich zu begreifen? Hör einfach auf damit.

Abgesehen davon solltest du allmählich aus deinen Fehlern lernen. Glaub mir, ich weiß, was passiert, wenn du im kommenden Jahr Elektrozäune entdeckst. Auf den siebten Stromschlag könntest du echt verzichten.

Liebe Fünfjährige,

was zur Hölle ist eigentlich dein Problem? Normale Kinder haben keine toten imaginären Freunde! Normale Kinder kratzen sich auch nicht sämtliche Windpockenbläschen auf und stehen dann nackt und blutend in der dunklen Kinderzimmertür, um darauf zu warten, dass jemand vorbeikommt und sie fragt, was sie da machen. Und sie antworten schon gar nicht darauf, dass sie bloß wissen wollten, wie ihr Blut aussieht. Normale Kinder stehen auch nicht in der Zimmer­ecke und beobachten ihre schlafenden Eltern. Mom hat als Kind Der Exorzist gesehen und fand das echt verstörend, und sie kommt mit deinem unheimlichen Verhalten nicht klar. Hör also endlich auf damit. Bitte, bitte.

Liebe Sechsjährige,

den Buchstaben R zu schreiben fällt dir wirklich absurd schwer. Du übst dich halb tot und beherrschst inzwischen jeden anderen Buchstaben des Alphabets, sowohl die Groß- als auch die Kleinbuchstaben, aber aus unerfindlichen Gründen kannst du das R nicht bezwingen.

Sieh dir das hier mal an:

Wie ist das möglich? Wie kannst du nur so einen Mist verzapfen?

Nummer eins ist ja noch nachvollziehbar. Aber was ist mit Nummer zwei? Was soll dieser extra Bogen? Und erst das kleine Ding ganz rechts. Ganze vier Ausläufer! Ich bin wirklich keine Expertin, was so was angeht, aber das sind einfach zu viele.

Wenn du dir den Buchstaben R mal in aller Ruhe ansiehst, wirst du merken, dass es nicht halb so schwierig ist, wie du tust.

Liebe Siebenjährige,

sieh dir bitte mal die anderen Kinder an. Fällt dir auf, dass sie angezogen sind? Dafür gibt es einen simplen Grund: Sie haben begriffen, dass es mit sieben Jahren nicht mehr angebracht ist, in aller Öffentlichkeit nackt durch die Gegend zu springen. Du dagegen hast es immer noch nicht gecheckt, oder? Dabei hat man es dir doch mehrfach erklärt. Deine Lehrer haben es genauso versucht wie deine Eltern, und sogar deine Mitschüler haben sich über deine andauernde, unerklärliche Nacktheit beschwert. Trotzdem hörst du nicht damit auf.

Warum willst du unbedingt nackt sein? Was steckt dahinter? Zwingt dich irgendeine höhere Macht dazu?

Liebe Zehnjährige,

hey, du magst Hunde wirklich gern. So gern, dass ich meine Zweifel habe, ob das gut für dich ist. Vielleicht ist es ja normal, Hunde über alles zu lieben oder sich wirklich, wirklich sehr für sie zu interessieren, aber du übertreibst es. Normale Kinder tun beispielsweise nicht ständig so, als wären sie ein Hund. Du bist immerhin schon zehn. Die Leute stellen deine geistige Entwicklung infrage, wenn du sie anknurrst und bellst.

Nachdem das geklärt ist, will ich nun gern deine Fragen beantworten.

Es mag überraschend klingen, aber genau zu wissen, welche Hunderasse wo genau auf meiner Hitliste steht, ist für mich nicht mehr lebenswichtig.

ich nehme an, dass alle erleichtert waren, als du endlich deine krankhafte Hundebesessenheit abgelegt hast. Nur leider hältst du dich jetzt für eine Zauberin. Ich weiß das, weil ich dein Buch mit Zaubersprüchen entdeckt habe.

Ich dachte eigentlich, deine früheren Erfahrungen mit unverdau­lichen Dingen hätten dich von solchen Ideen geheilt. Abgesehen davon wird dich nie jemand lieben, wenn du nicht endlich aufhörst, mit Senf­sand herumzuexperimentieren.

Danke, dass ihr nicht so bescheuert oder komisch ward, dass ich euch eigens mit einem Brief aus der Zukunft bedenken musste. Hut ab.