Für alle Freundinnen
Wenn ich meine Augen schließe, stehst du vor mir. Ich sehe deinen Blick, wie er voller Bewunderung leuchtet. Das tollste daran und immer noch kaum zu glauben – die Bewunderung gilt mir.
Wenn ich meine Augen schließe, schlingst du deine Arme um mich. Ich spüre, wie deine Hände mich berühren. Dort, wo ich es mir am meisten wünsche, so wie ich es mir immer erträumt habe. Als läsest du meine Gedanken.
Wenn ich meine Augen schließe, umgibst du mich. Ich rieche deine Haut, die vom Tanzen verschwitzt ist. Ich sauge jeden deiner Atemzüge in mich auf, während dein Mund dicht vor meinem schwebt.
Wenn ich die Augen schließe, sind wir zusammen.
Aber mit geschlossenen Augen kann man nicht durchs Leben gehen. Also öffne ich sie. Wenn ich das tue, bin ich allein. Du bist fort. Ich kenne dich nicht mehr. Weiß nicht, was deine Augen heute zum Glühen bringt. Ich weiß nicht, ob deine Hände geschickt sind oder du gar zwei linke besitzt.
Wenn ich die Augen öffne, ist der letzte Tanz längst verklungen und nichts bleibt mehr übrig.
Vielleicht sollte ich meine Augen doch geschlossen halten. Nur noch einen Moment lang.
Mitternacht im Glockenturm. Wehe, ihr lasst mich im Stich, dann schleif ich eure hübschen Großstadtärsche höchstpersönlich her.
Ich setzte einen Smiley unter die Nachricht meiner Freundin Lina und schob mein Handy lächelnd in das Seitenfach meines gigantischen Rucksacks. Auch ohne die monotone Stimme des Schaffners wusste ich, dass wir jeden Moment in den Bahnhof einfuhren. Nicht zuletzt, weil der Kloß in meinem Hals während der letzten zwanzig Kilometer immer dicker geworden war.
Seit dem Tag, an dem ich vor zwei Jahren mit dem Nötigsten nach München aufgebrochen war, hatte ich einen großen Bogen um St. Aurel gemacht. Nicht, dass mir mein Heimatort nicht gefiel. Es war eine großartige Region, aber das angeknackste Verhältnis zu meinen Eltern und die schmerzlichen Erinnerungen, die ich an meine Jugendzeit hatte, waren zu präsent. Der Schatten, über den ich hätte springen müssen, war einfach zu groß. Die Vorfreude, meine drei besten Freundinnen wiederzusehen, war das Einzige, was mich dazu gebracht hatte heimzukehren und was mich diesem Weihnachten hoffnungsvoll gegenübertreten ließ.
»Bella«, ertönte ein mir vertrautes Gequieke, sobald die Zugtüren nur einen Spaltbreit geöffnet waren.
»Aaahh«, kreischte ich zurück und noch während ich die Stufe hinabsprang, öffnete ich die Arme, um meine kleine Schwester fest an meine Brust zu ziehen. »O mein Gott«, sagte ich, während ich sie ein Stück von mir weghielt, »wie groß willst du bitte noch werden?«
Obwohl Beatrice vor ein paar Monaten erst zwölf geworden war, ragte sie mir schon bis an die Nasenspitze.
»Lass dich ansehen«, sagte ich noch ganz außer Atem.
Obwohl es eine halbe Ewigkeit her war, dass wir uns zuletzt gesehen hatten, fühlte es sich so vertraut an, ihre seidige Haut zu berühren und ihren fruchtigen Duft einzuatmen. Ihre langen schwarzen Haare erinnerten mich an mich selbst in diesem Alter. Ich fuhr mit meiner Hand über ihre glänzende Mähne.
»Bring ja nicht meine Frisur durcheinander. Nur weil du jetzt ein Öko bist, gilt das nicht für alle Familienmitglieder«, feixte sie und deutete auf meine dicke Strickmütze, die meine kurzen Haare versteckte. Dabei schenkte sie mir ein strahlend weißes Lächeln. Sie wirkte so … wenig kindlich.
Als ich sie erneut umarmte, schluckte ich den ersten Frust für diesen Tag herunter, der beim Blick meiner Mutter aufkam, die mit Pumps und Pelzmantel hinter Bea auftauchte. Ihr bereits am Bahnsteig entgegen zu schmettern, wie widerlich es war, Tierfell zu tragen, wäre sicherlich nicht sehr förderlich für unsere gemeinsamen Ferien. Also biss ich mir auf die Zunge und versuchte meine Meinung für mich zu behalten.
»Mein Gott, Bella. Du siehst aus wie ein Vagabund.«
Sie rümpfte die Nase, als ob sie testen müsste, ob ich auch dementsprechend roch. Meine Zurückhaltung hatte ich definitiv nicht von ihr geerbt.
»Ich freue mich auch dich zu sehen, Mutter.«
Mit dem gebührenden Abstand erwiderte ich ihre Küsschen links und rechts, die ihre Makeup-Schichten nicht berührten, ehe ihr Blick abschätzend an mir entlangwanderte. Mir war klar, dass mein Auftritt ihr nicht gefiel, aber ich hatte mich wenigstens für die letzten zwei Stunden wohl in meiner Haut fühlen wollen, ehe das große Schauspiel der Familie Winkler beginnen sollte. Deshalb trug ich eine weite Boyfriend Jeans und meinen dicken gelben Parka. Dass ich meine Haare seit einigen Monaten zum Bob geschnitten trug, wusste sie bereits durch Fotos, die ich Bea geschickt hatte. Der Kommentarsturm, der daraufhin über meinem Handy geweht hatte, hallte nach wie vor in meinen Ohren nach.
»Hättest du den Wagen genommen, den dein Vater dir gekauft hat, könnten wir uns dieses schäbige Szenario sparen.«
»Es ist nur ein Bahnhof, Mutter«, quittierte ich ihre abwertende Haltung. Ich hatte mir fest vorgenommen, mich nicht provozieren zu lassen, aber keine Minute in ihrer Nähe und es hagelte bereits Vorwürfe.
»Ach, jetzt kommt schon, es ist schließlich Weihnachten«, rügte Bea uns. Sie war schon immer der Puffer zwischen uns gewesen. »Hast du da drin auch Geschenke?«
Sie deutete auf meinen vierzig Liter Rucksack, der wie Blei auf meinen Schultern hing. Natürlich hatte ich Geschenke dabei, vor allem für sie.
»Das wirst du wohl erst heute Abend erfahren.«
Ich wuschelte ihre ordentlich geglätteten Haare durch, was ihr einen Schrei entlockte.
»Bitte«, schnaubte meine Mutter, »ihr benehmt euch wie Kleinkinder.«
Sie würdigte uns keines Blickes, als sie auf ihren Absätzen an uns vorbeitakelte. Das Gesicht schmerzverzerrt, als wären wir die Schande der Menschheitsgeschichte. Bea äffte sie tonlos hinter ihrem Rücken nach und eingehakt folgten wir ihr kichernd.
»Neues Auto, hm?«, sagte ich mit gelupfter Augenbraue, während wir das Bahnhofsgebäude verließen. Die Blinker eines schwarzen Porsche Chayenne leuchteten auf dem ersten Parkplatz auf, als meine Mutter den Schlüssel drückte.
Eine rein rhetorische Frage, versteht sich. Es gab in jedem Jahr irgendeinen neuen völlig überteuerten Wagen, der noch ein bisschen mehr die Umwelt verpestete. Ein weiterer Grund dafür, den neuen Mini, den mein Vater mir zum achtzehnten Geburtstag geschenkt hatte, in einer der Garagen zu ignorieren. In München erledigte ich alles mit dem Rad oder der S-Bahn, ich brauchte diese Art von Luxus nicht.
»Wenn du nicht so stur wärst, könntest du in ebenso einem Schlitten jedes Wochenende herkommen und öfter Teil dieser Familie sein«, blaffte meine Mutter und pustete sich eine nicht vorhandene Strähne aus dem Gesicht. Ihre Frisur saß so makellos wie eh und je. Und Schlitten? Echt jetzt?
Während der zehn Kilometer langen Fahrt zu unserem Haus lauschte ich dem Geplapper meiner Schwester, die alle Neuigkeiten aus dem Ort für mich zusammenfasste. Die Metzgersfrau hatte ihren Mann für einen Touristen verlassen. Zwei ihrer Freundinnen waren von einem Unbekannten angegriffen worden – wobei diese Story hier und da Lücken aufwies. Die Tiefenbachers hatten dem Hotel einen neuen Anstrich verpasst und bald sollte es in St. Aurel ein neues Freizeitbad geben. All diese Informationen gingen spurlos an mir vorbei, aber als wir die breite Natursteineinfahrt hoch zu unserem Haus nahmen, durchfuhr mich widerwillig ein Gefühl von Heimat. Auch wenn ich es keinen Tag bereut hatte, St. Aurel den Rücken zugedreht zu haben, es war und blieb mein Zuhause. So viele Erinnerungen, die ich mit diesem riesigen Gebäude verband, das etwas abseits der anderen Häuser auf einer Anhöhe emporragte, gerade so, als würde es über den Rest des Ortes spotten.
Der Schnee im Vorgarten glitzerte in der Sonne und ließ die strahlend weißen Wände noch heller erscheinen. Es sah alles unverändert aus. Kalt und protzig. Einzig ein einsamer silberner Stern, der neben der pompösen Glashaustür hing, zeigte, dass Weihnachten war.
Meine Mutter hielt nicht viel von Schnickschnack, wie sie es liebevoll nannte. Wenn sie sehen könnte, wie Dominik und ich unsere Wohnung in ein kitschiges buntes Weihnachtsparadies verwandelt hatten, bräuchte sie sicherlich ihre Kreislaufpillen. Bei dem Gedanken an ihr Gesicht dabei musste ich ein Kichern unterdrücken.
»Dein Vater ist in der Arbeit. Du siehst ihn heute Abend«, sagte sie, ohne dabei eine Emotion zu zeigen, und drehte den Schlüssel im Schloss der Haustür, nachdem sie den übertriebenen Wagen in der Einfahrt stehen gelassen hatte.
»Am heiligen Morgen?«
»Am Heiligabend-Morgen«, korrigierte sie mich und hing mit gekräuselter Stirn meinen Parka auf.
»Am heiligen Heiligabend-Morgen?«, fragte ich und konnte es nicht lassen, ihre schrullige Stimme dabei leicht zu imitieren.
Bea schmunzelte, während sie ihre rosa Stiefel fein säuberlich unter die Garderobe stellte. Meine Mutter bescherte mir einen bösen Blick. Einer von der Sorte, der töten würde, wenn er könnte.
»Du benimmst dich immer noch wie ein Kind, Bella.«
Ihre Augen sprühten beinahe Funken und mir entging nicht, dass sie den Kleiderbügel so fest umklammerte, dass ihre Knöchel durch die weiße Haut zu sehen waren. Ihr Gesicht blieb maskenähnlich. Entweder zu viel Botox oder Berufskrankheit. In ihrem pink karierten Kostüm wirkte sie wie die professionelle Anwältin, die sie nun mal war.
»Sorry«, flüsterte ich leicht wehmütig. Wenigstens an den Feiertagen sollten wir versuchen das hier ohne Explosionen zu überstehen. Bea zuliebe. Und mir zuliebe. Seit Wochen freute ich mich darauf, meine Freundinnen wiederzusehen. Es sollte ein besonderes Weihnachten sein, an dem wir endlich alle vier wieder vereint wären.
»Du weißt, dass es Menschen gibt, die auch an Feiertagen auf die Hilfe deines Vaters angewiesen sind.«
Okay, ich hatte es versucht, aber jetzt konnte ich ein Glucksen nicht unterdrücken. Ich hatte ganz vergessen, wie lächerlich meine Mutter sich machen konnte.
»Weil sie nach dem Zähneputzen zu viel Schokolade gegessen haben?«
Mein Vater war Zahnarzt und nicht bei Ärzte ohne Grenzen, so wie es sich aus dem Mund meiner Mutter anhörte.
»Du hast dich kein Stück verändert, Annabell Winkler«, schnaubte meine Mutter und ließ mich einfach stehen.
»Na, die Diskussion ist wohl für beendet erklärt.« Bea lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen. »Komm«, sagte sie, hakte sich bei mir unter und schleifte mich den Flur entlang. »Ich bin jedenfalls froh, dass du da bist.«
»Ich bin auch froh wieder hier zu sein«, log ich. Aber nur ein bisschen, denn meine kleine Schwester in ihrer pubertären Phase zu erleben war mir wirklich ein Vergnügen.
Den Rest des Mittags lagen Bea und ich auf meinem Bett und aßen Süßigkeiten, die ich mitgebracht hatte. Ich hatte genug Schmuggelware, um sie die nächste Zeit zu versorgen. Mein Vater würde solche Mengen an Zucker niemals dulden.
Hier in meinem alten Zimmer, das mit den weißen Wänden und den chromfarbenen Dekoelementen einzig und allein die sterile Handschrift meiner Mutter trug, bekam ich die schlüpfrigen Details. Welche ihrer Freundinnen hatte schon einen Jungen geküsst, in wen war sie verliebt und was es sonst noch an Klatsch und Tratsch zu berichten gab.
»Und du?«, fragte sie irgendwann und warf ihre schwarze Mähne über die Schulter, nachdem sie mir gestanden hatte, dass sie auf Mark Kellerhausen stand. Für mich war er ein frecher kleiner Bengel aus der Nachbarschaft. Unfassbar, wie die Zeit hier weitergelaufen war, seit ich fortgegangen war.
»Was ist mit mir?« Ich lag auf dem Rücken, die Füße die Wand hochgestemmt, und sah unter die glatt verputzte Decke. Den Rest des Zimmers zu begutachten und immer mehr zu finden, beziehungsweise nicht zu finden, weil meine Mutter meine letzten persönlichen Sachen hatte verschwinden lassen, schmerzte zu sehr und machte mich zornig, was in Anbetracht unseres bevorstehenden Weihnachtsfestes nicht förderlich war.
»Hast du jetzt endlich einen Freund? Was ist mit diesem Dominik? O mein Gott, er ist so heiß.«
Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte sie an. »Hast du gerade das Wort heiß benutzt?« Ich legte mir die Hände übers Gesicht. »Du bist erst zwölf, Bee«, schnaubte ich gedämpft durch meine Finger.
»Na und, er war auch schon heiß, als ich elf war.«
»O mein Gott«, quietschte ich und wir mussten beide lachen. Blind tastete ich neben mir nach einem Stück der großen Schokoladentafel, die garantiert Flecken auf dem strahlenden Laken hinterlassen würde. Ein kleines bisschen freute ich mich darüber, auch wenn das albern klang, aber ich wollte in diesem Raum meine Spuren hinterlassen.
»Ich schneide ihn regelmäßig aus deinen Selfies aus und zeige ihn meinen Freundinnen. Laura hat Alisa erzählt, dass er mein Lover aus München ist«, sagte sie stolz und fummelte einen weiteren Schokoriegel aus der Verpackung. Ich starrte sie an, als wäre sie vom anderen Stern.
»Unfassbar …« Ich räusperte mich, um mir einen Moment zu verschaffen, um mit den neuen Seiten meiner kleinen Schwester klarzukommen. »Und nein, ich habe keinen Freund.«
»Will er dich nicht?«
»Bee, ich habe es dir doch schon geschrieben. Dominik ist schwul. Er hat einen Freund. Wir sind nur Mitbewohner. Und Freunde. Die Besten.« Bei dem Gedanken an Dom wurde mir warm ums Herz.
»Und er ist sicher so richtig schwul?«
»Definitiv.«
»Denkst du, die haben Sex?«
Ihr komisch verzerrtes Gesicht brachte mich zum Lachen. So weit reichte die Vorstellungskraft mit zwölf wohl doch nicht.
»Ich denke, das sollten wir ihnen überlassen«, sagte ich diplomatisch und starrte wieder zurück zur Decke, auch wenn ich einiges über das Sexleben meines besten Freundes berichten könnte.
»Übrigens habe ich letztens diesen Kerl gesehen.«
»Welchen Kerl?« Mein Gesicht schoss erneut zu ihr herum.
»Den, mit dem du immer geknutscht hast«, sagte sie mit vollgestopftem Mund.
Mir blieb das Herz stehen. Ich spürte, wie jede Faser meines Körpers sich versteifte.
»Stand mit Lina vor dem Tiefenbacher«, plapperte sie weiter, ohne zu ahnen, dass sie mir damit das Herz in Stücke riss. Ohne mich zu bewegen, durchforsteten meine Augen ihr Gesicht nach einer Regung, aber für sie war es nur weiterer Tratsch.
»Beatrice«, sagte ich, und ihr war sofort klar, dass es ernst wurde, wenn ich sie so nannte. »Bist du dir ganz sicher?«
Sie hielt beim Kauen inne und starrte mich an. Ich setzte mich auf. Meine Hände waren schweißnass, meine Kehle dafür staubtrocken. Panik kroch unter meinen dicken Wollpullover, in dem mir plötzlich viel zu heiß wurde.
»Ich weiß ja nicht, mit wie vielen …«
»Bee«, unterbrach ich sie barsch. Es gab nur diesen einen. Es würde immer nur diesen einen geben.
Sie schluckte mit weit aufgerissenen Augen die Schokolade runter. »Ja«, sagte sie ganz leise, »ich bin mir sicher, dass ich Vincent gesehen habe. Ich bin mit dem Rad zu Susi gefahren, da hab ich die Beiden vorm Hotel stehen sehen.«
In meinem Kopf tobte ein Wirbelsturm der Gefühle. Wenn meine Schwester recht hatte, wusste eine meiner besten Freundinnen, dass Vince hier gewesen war. Wieso hatte Lina nichts gesagt? Es war keine zwei Stunden her, dass ich eine Nachricht von ihr bekommen hatte. Wie konnte es sein, dass sie mich derart hintergangen hatte?
Trotz der Entfernung waren wir vier – Lina, Elli, Julia und ich – immer in engem Kontakt geblieben. Wir hatten eine Heimat-WhatsApp-Gruppe, in der ständig was los war. Wie konnte es sein, dass sie mir täglich Selfies und lustige Videos schickte, aber vergessen hatte zu erwähnen, dass der einzige Mann, den ich je an mich herangelassen hatte, nach fast vier Jahren wieder aufgetaucht war?
»Wir sollten uns für heute Abend fertig machen«, sagte ich wie automatisiert und sammelte die leeren Verpackungen von meinem Bett zusammen. Beatrice schaute mich nach wie vor einfach nur an, die Augen leicht zusammengepresst. Sie konnte meine Reaktion nicht verstehen. Damals war sie noch zu jung gewesen und ich hatte ihr nie von Vincent erzählt. So wie eigentlich niemandem.
»Was ist denn mit dem?«, fragte sie, immer noch ausgestreckt quer über mein Bett liegend.
»Nichts«, log ich und blinzelte die Tränen weg, die dieser Scheißkerl immer noch hervorrief. Ich konnte jetzt nicht darüber reden. Und schon gar nicht mit meiner kleinen Schwester. Um Fassung ringend nestelte ich an meiner Bettdecke herum, einfach nur, um irgendetwas tun zu können, dass die Stiche in meinem Herzen übertönte.
»Ich hab sie ja nicht beim Knutschen erwischt oder so. Sie standen einfach da und haben miteinander gelacht.«
Mit dem Rücken zu meiner Schwester atmete ich mit geschlossenen Augen tief ein, um mich und meinen rebellierenden Magen zu beruhigen.
Erinnerungen prasselten auf mich ein.
»Na los, Vince, lass uns ein bisschen Spaß haben.«
Lina hat sich bei Vincent eingehakt und versucht ihn auf die Tanzfläche zu zerren, aber er bleibt unbewegt an der Theke stehen. Seine blauen Augen ignorieren meine Freundin und wandern von meinem Mund zu meinen Augen und wieder zurück. Ich kann nicht mehr, als schüchtern zu lächeln.
»Verzieh dich, Lina. Du weißt, dass ich nicht auf so einen Scheiß stehe«, raunt er, ohne unseren Blickkontakt zu unterbrechen. »Such Phil und lass mich damit in Ruhe.«
»Langweiler«, mault meine Freundin und zerrt stattdessen einen attraktiven Typ in kompletter Skimontur auf die Tanzfläche.
Mit langsamen Bewegungen kramt Vince ein Päckchen Tabak aus seinem Kapuzenpulli und fängt an, sich eine Zigarette zu drehen. Die Musik um uns ist viel zu laut und dennoch habe ich das Gefühl, meinen Herzschlag zu hören, als er ganz behutsam seine Zunge an dem Blättchen entlangfahren lässt, seine Augen dabei gestochen auf mich gerichtet.
Er hält mir die Zigarette hin, ehe er eine Zweite für sich dreht. Bislang habe ich noch nie geraucht, aber ich werde dieses Teil nicht ablehnen, sondern definitiv zwischen meine Lippen legen.
»Verschwinden wir von hier?«, fragt er mich lässig, nachdem er sich seine Zigarette hinters Ohr gesteckt hat. Erst als er sich wieder ein Stück zurücklehnt, sehe ich, dass er mir seine Hand hinhält.
Ich nehme sie.
Der Nachrichtenton meines Handys holte mich schlagartig zurück in die Gegenwart.
Und, in der Höhle der Löwin gelandet?
Elli. Eilig und mit zitternden Fingern tippte ich eine Nachricht an meine beste Freundin.
Hast du es gewusst?
Sofort erschien das kleine Wörtchen schreibt … am Bildschirmrand und ich umklammerte mein Handy noch fester.
Bitte nicht.
Was gewusst?
Sie wusste es nicht. Erleichtert ließ ich sämtliche Luft aus meinen Lungen entweichen. Das hätte mir meine längste und beste Freundin nicht angetan. Elisabeth Eder war meine Seelenverwandte. Mein Gewissen. Als wir uns in der fünften Klasse angefreundet hatten, war es zugegeben zunächst eine kleine Rebellion gegen meine Eltern gewesen. Ich hatte genau gewusst, wie sehr es meine Mutter in Rage bringen würde, wenn ich mit der Bauerstochter befreundet wäre. Dass Elli jede Woche eine andere Haarfarbe zur Schau trug, war dabei nur noch reizvoller. Aber schon nach kürzester Zeit wurden wir unzertrennlich. Daran änderten auch die sechshundert Kilometer nichts, die seit zwei Jahren zwischen uns lagen.
Reden später.
»Langsam macht mir dein Gesichtsausdruck Angst.«
Ich hatte meine kleine Schwester völlig ausgeblendet. »Sorry«, flüsterte ich mehr zu mir selbst und öffnete meinen Kleiderschrank mit allem darin, was ich zurückgelassen hatte.
Vincent war offensichtlich in St. Aurel gewesen und hatte sich mit Lina getroffen? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Ich verstand es einfach nicht. Was, wenn diese Ferien doch keine so gute Idee gewesen waren? Waren wir wirklich noch die besten Freundinnen?
Ich öffnete den Chatverlauf unserer Mädchengruppe und tippte. Dabei presste ich den Kiefer so fest aufeinander, dass es schmerzte. Mein lächelnder Smiley, den ich Lina vor ein paar Stunden geschickt hatte, strahlte mir entgegen, während meine unruhigen Finger über der Tastatur zitterten.
Komme heute Nacht nicht. Lina – morgen halb zwölf bei euch!!!
Seit ich denken konnte, verschanzten wir Mädels uns während der Mitternachtsmesse an Heiligabend im Glockenturm der Aureliuskirche. Das war unser Ritual. Aber ich konnte ihr heute nicht unter die Augen treten. Nicht, wenn alle dabei waren. Und das auch noch in der Kirche.
Hö? Was ist denn da los?
Diesmal schrieb Elli im Gruppenchat zurück. Aber ich wollte das nicht so ausdiskutieren, deshalb antwortete ich nicht. Nicht, bevor ich mir Lina vorgeknüpft hatte.
Warum diese nicht antwortete, konnte ich mir denken. Offensichtlich war sie mir eine Antwort schuldig und nach meiner Nachricht musste ihr klar sein, dass ich Bescheid wusste. Lina Tiefenbacher war die einzige von unserem Vierer-Team, die St. Aurel nicht verlassen hatte. Ihre Eltern führten ein großes Hotel direkt am Skilift, welches sie eines Tages übernehmen sollte.
Elli blieb die Einzige, die auf meine Nachricht antwortete. Julia, die Vierte in unserem Bunde hatte sicher noch mit ihrem Jetlag zu tun. Sie studierte seit zwei Jahren in Kalifornien und war diejenige von uns, die den meisten Abstand zur Heimat gewonnen hatte. Die Glückliche. Sie hatte die Trennung von ihrem Exfreund Jonas vor zwei Jahren längst abgehakt und lebte den American Way of Life. Ich beneidete sie darum.
Wir vier bildeten seit unserer Gymnasiumzeit eine Einheit. Wir hatten alles zusammen überstanden und ich würde mein Leben für die Mädchen geben. Umso mehr traf es mich, dass meine Freundin mir nichts erzählt hatte. Sie wusste doch, wie schmerzvoll die Trennung von Vincent gewesen war. Wenn man es überhaupt als Trennung bezeichnen konnte. Er war einfach gegangen, was einen Riss in unserer Clique hinterlassen hatte.
Lina und ich waren grundverschieden, aber dennoch war sie eine meiner engsten Freundinnen. Ich konnte nur hoffen, dass es eine logische Erklärung gab. Der Gedanke, dass sie was mit Vince hatte, war hoffentlich nur ein Hirngespinst, den mein eifersüchtiger Teil ohne meinen Verstand zusammengebraut hatte.
Jetzt noch ein Festtagsessen mit meinen Eltern und ich war wieder auf dem gleichen Stand wie vor zwei Jahren. Ein deprimiertes, unterdrücktes Küken, allein mit seinen Gefühlen.
Na großartig. Frohe Weihnachten.
Wenn ich eins in den Jahren mit meiner Familie gelernt hatte, dann dass es immer noch ein bisschen schlimmer ging, als gedacht.
»Bella, das ist vollkommen inakzeptabel und das weißt du auch.«
Mein Vater war die Ruhe selbst. Wie immer. Seine Stimme war kontrolliert und leise, aber in seinen blauen Augen erkannte ich die unbändige Wut, die er nicht herausließ. Ebenfalls wie immer. Er regelte die Dinge gerne ohne großes Aufsehen. Und ohne jegliche Emotionen. Seine schwarzen Haare waren streng nach hinten gegelt und die Krawatte saß perfekt. Zu perfekt.
Ich stocherte mit der Gabel auf meinem Teller herum, den ich so gut wie nicht angerührt hatte. Das, was darauf lag, war das einzig inakzeptable heute Abend. Filet, verschiedene Salate und irgendeine komische Substanz, die ich sicher nicht probieren würde. Natürlich so gut wie nichts davon fleischfrei. Warum auch? Ich war ja erst seit drei Jahren Vegetarierin.
»Jetzt mach bitte kein Drama daraus, Papa.«
Meine Stimme leise und dünn, fast schon zittrig. Mein Blick eine stumme Bitte, nur dieses eine Mal hinter mir zu stehen. Nur einmal.
»Kein Drama?« Mamas Stimme erfüllte den ganzen Raum. »Annabell, du verhältst dich nicht normal. Wie sollen dein Vater und ich da bitte reagieren?«
Mit der Serviette wischte sie zum dritten Mal ihren Mund ab, der nie wirklich dreckig war. Auch die besinnliche Frank Sinatra Weihnachtsmusik konnte die Stimmung am Heiligabend nicht retten.
»Wir sollten vielleicht nicht heute Abend darüber diskutieren, was normal ist und was nicht.«
Ich versuchte wirklich meine Emotionen zu kontrollieren, aber es fiel mir verdammt schwer. Zwei Jahre Psychologie-Studium hatten mir schon ein bisschen dabei geholfen, ihr Verhalten besser verstehen zu können, aber selbst Freud höchstpersönlich hätte da sicher seine Schwierigkeiten gehabt.
Ich war erst seit vier Stunden wieder hier und schon lastete tonnenschwerer Ballast auf mir. Dieses Theater mit meinen Eltern und mir ging bei jedem Aufeinandertreffen in eine neue Runde. Aber heute Abend schweiften meine Gedanken immer wieder von unserer unschönen Bescherung ab. Zu Vincent. Ich hatte mich nicht getraut, Bea weiter nach ihm auszufragen. Auch meine Eltern schienen nichts von einer Rückkehr zu wissen. Entweder war er nur zu Besuch im Ort gewesen und sie wussten nichts davon oder sie vertuschten es geschickt vor mir.
So sehr mein Gedankenkarussell sich auch drehte, heute würde ich keine Antworten mehr bekommen, aber morgen war Lina fällig. Bis dahin würde ich beten, dass alles nur ein Missverständnis war, dass sich leicht aufzuklären ließ. Den Gedanken, dass meine Freundin möglicherweise was mit dem Mann hatte, der mir das Herz rausgerissen hatte, spülte ich schnell mit einem Schluck Wein runter. Das konnte einfach nicht möglich sein.
»Viktor, es wird Zeit, dass wir etwas unternehmen.«
Meine Mutter war immer noch in ihren Monolog darüber vertieft, wie unnormal ich geworden war. Tief sog ich die Luft ein, um sie dann in einem Schwall wieder rauszulassen. Das Licht der Kerzen flackerte auf der fein gedeckten Tafel.
»Mama, bitte. Ich bin weder krank noch obdachlos oder drogensüchtig. Ich habe mir lediglich eine andere Wohnung zugelegt.«
»In der schäbigsten Gegend Münchens.« Ihr Blick lag auf mir, als hätte ich ein Gewaltverbrechen begangen. »Mit einem Homosexuellen.« Sie warf die Serviette neben den Teller und ihr entfuhr ein seltsames Geräusch, beinahe als müsse sie heulen.
Ich warf Bea einen bösen Blick zu, die zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. Im Affekt war es mir rausgerutscht, dass ich schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr in der Zweizimmerwohnung in der Altstadt wohnte. Die Tatsache, dass ich mir die neue Wohnung mit einem Mitbewohner teilte, konnte leider nicht darüber hinwegtrösten, dass ich jetzt nicht mehr inmitten der High Society wohnte. Meine kleine Schwester wollte die Situation retten und Dominik als harmlos darstellen, was schlussendlich zur vollkommenen Katastrophe geführt hatte.
»Und? Was interessiert es euch, mit wem mein Mitbewohner schläft?« Ich bereute diesen Satz schon, als ich ihn ausgesprochen hatte.
»Ach du liebe Zeit!« Ihre Stimme wurde immer schriller. »Viktor«, flehte sie meinen Vater an.
Beinahe musste ich über ihre Verzweiflung lachen. Aber nur beinahe.
»Bella, zügle deine Zunge. Deine Schwester sitzt am Tisch.«
»Wir haben schon darüber gesprochen, dass auch Schwule Sex haben.«
Mein Todesstoß.
Bea stopfte sich die letzte in Speck gewickelte Kartoffel in den Mund. Ich könnte wetten, sie waren absichtlich mit Fleisch ummantelt.
Ich ließ den Kopf sinken und versuchte die Beschimpfungen und Vorwürfe auszublenden, die in den kommenden dreißig Minuten über mich hereinbrachen.
Meine Eltern waren mit Abstand die intolerantesten Menschen, die ich kannte. Aber das war nicht der einzige Punkt, an dem wir aneckten. In meinen Augen waren sie Umweltsünder, Tierquäler und hatten politisch fragwürdige Einstellungen. Warum ausgerechnet ich mich in eine komplett andere Richtung entwickelt hatte, war wahrscheinlich uns allen mehr als fraglich.
Nicht, dass ich meine Eltern nicht dennoch liebte. Ich meine, sie waren meine Eltern, hatten sich ihr Leben lang gut um mich gekümmert. Uns Mädchen hatte es nie an etwas gefehlt. Zumindest nicht an Dingen, die man für Geld kaufen konnte.
Während meine Mutter und mein Vater darüber diskutierten, wie sie mich in eine neue Wohnung bekamen, völlig unbeachtet dessen, dass ich daneben saß, spürte ich, wie Heimweh mich übermannte. Und das, obwohl ich doch eigentlich zu Hause war. Aber ich vermisste mein kleines gemütliches Zimmer mit den zwei dunkelgrau gestrichenen Wänden und den kitschigen Lichterketten. Ich vermisste Dom, der mir so sehr ans Herz gewachsen war, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Und was ich am meisten vermisste, war die Herzlichkeit, die in unserer Wohnung herrschte. Davon war hier nur zu träumen.
»Wisst ihr was?« Ich legte mein Besteck endgültig weg und exte mein Glas Wein. »Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil mein schwuler Freund es im Nebenzimmer zu laut mit seinem Lover getrieben hat und außerdem war es anstrengend, den ganzen Vormittag mit den anderen Drogenjunkies am Bahnhof rumzuhängen. Ihr verzeiht also, dass ich müde bin.« Meine Worte zischten wie Pfeile durch die Luft. »Ach und übrigens«, schoss ich hinterher, als ich das Esszimmer schon fast verlassen hatte. »Frohe Weihnachten!«
Ich stapfte den Flur entlang und nahm immer zwei Stufen auf einmal runter in mein Zimmer. Mit einem lauten Knallen der Tür erklärte ich den heiligen Heiligabend für dieses Jahr als beendet.
***
In meinem alten Bett zu schlafen hatte sich als absolute Wohltat herausgestellt, aber nach einer heißen Dusche und einem wortlosen Frühstück mit meiner Familie prasselte langsam das Elend des gestrigen Tages wieder auf mich ein. Nur in Unterwäsche saß ich im Schneidersitz vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich heute anziehen sollte. Einerseits reizte es mich, meine Eltern ein wenig zu schocken und völlig unkonventionell zum Essen im Hotel Tiefenbacher zu erscheinen. Andererseits war ich diejenige, die den Streit gerne beenden würde, weswegen ich mich für ein schwarzes Etuikleid entschied, dass einmal meiner Mutter gehört hatte. Wir hatten ungefähr die gleiche Statur. Es sah zwar so gar nicht nach mir aus, aber es war wenigstens schlicht und schwarz. Wenn ich jetzt noch die Perlenkette meiner Großmutter wieder hervorholte, hatte ich gute Chancen, auf den letztem Drücker Tochter des Jahres zu werden. Um mich dann doch nicht ganz selbst zu verlieren, verzichtete ich auf jegliches Makeup und entschied mich für ein Paar flache Stiefeletten, die ich im riesigen Schuhschrank meiner Mutter fand.
»Pumps passen wesentlich besser zu diesem Kleid.«
Ich wusste nicht, wie sie das machte, sich immer geräuschlos anzuschleichen. Ich hatte mal ein Buch gelesen, in dem Drachen diese Fähigkeit hatten. Wer weiß, wer weiß … wundern würde es mich jedenfalls nicht.
»Es liegt Schnee draußen.« Ich beschränkte mich auf die Fakten, damit die Waffenruhe, die offensichtlich herrschte, nicht ins Wanken geriet.
»Du willst jetzt schon ins Hotel?«, fragte sie mit gekräuselter Stirn. Ob es ratsam war, sie zu warnen, dass das Falten gab?
»Ja, ich treffe mich mit Lina.«
Weswegen mir schon den ganzen Morgen schlecht war. Ich hatte Angst vor der Wahrheit.
»Pff«, pfiff meine Mutter. »Dieses sprunghafte Ding. Ewig läuft sie in Skikleidung rum, als wäre sie ein Mann. Treibt sich den lieben langen Tag mit irgendwelchen Kerlen am Berg herum.«
Ich seufzte tief und beschloss sie einfach zu ignorieren. Ich musste mir meine Kraft sparen, sonst schaffte ich es keinen ganzen Tag in diesem Haus. Es wäre sinnlos, ihr zu erklären, wie sehr Lina das Snowboarden liebte. Das war ihre eigentliche Welt. Ihr Platz war auf der Piste, nicht an der Rezeption des Hotels ihrer Eltern.
»Wir sehen uns zum Essen, Mama«, sagte ich und wollte ihr schon einen Kuss auf die Wange geben, aber als sie leicht zurückzuckte, ließ ich es.
Dieses Weihnachten machte mich fertig.
Ich wollte den kurzen Fußmarsch nutzen, um meine Nerven zu beruhigen, beschleunigte meine Schritte aber schnell. Es wurde Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen.
Mit zittrigen Knien betrat ich schon wenige Minuten später die Lobby des Hotels Tiefenbacher. Der Geruch, der mir in die Nase stieg, als sich die elektrischen Schiebetüren hinter mir schlossen, war so vertraut, dass ich schlucken musste. Ich hatte hier so viel Zeit mit meinen Freundinnen verbracht wie nirgendwo sonst. Unzählige Pyjamapartys in leeren Zimmern. Verregnete Sonntage am Pool. Oder einfach nur ein Unterschlupf, wenn zu Hause mal wieder alles aus dem Ruder lief. Meine Eltern hatten nie etwas dagegen gehabt, wenn ich hier war, immerhin gehörten die Tiefenbachers zu den reichsten Familien in der Gegend. Wesentlich repräsentativer als der Ederhof, auf dem ich noch lieber Zeit verbracht hatte.
Ich musste nicht lange suchen, bis ich meine Freundin an der Rezeption entdeckte. Und sie sah keineswegs aus wie ein Mann. Ganz im Gegenteil, Lina Tiefenbacher war der Traum aller Männer. Sie war einfach perfekt. Lange blonde Haare, blaue Augen, sportliche Figur. An ihr stimmte einfach alles, sie war wunderschön.