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Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783739268842

in Liebe und Dankbarkeit für Milena

Bücher von Harry Eilenstein:

Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)

Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)

Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)

Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)

Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Ursprung der Dakinis
  2. Die Dakinis und die Wiedergeburt
  3. Die Dakinis und die Sexualität
  4. Die Dakinis und die Sonnensymbolik
  5. Die Dakinis im Buddhismus
  6. Die Dakinis und die Kundalini
  7. Das Mandala der Psyche
  8. Tantra und Kundalini-Yoga
  9. Die Dakinis und die Mahasiddhis
  10. Dakini-Visionen
  11. Das Aussehen der Dakinis
  12. Arten der Dakinis
  13. Einzelne Dakinis
  14. Der Daka
  15. Dakinis und Apsaras
  16. Dakinis und Yakshinis
  17. Dakinis und Kitsune
  18. Dakinis und Peris
  19. Dakinis und Nymphen
  20. Dakinis und Walküren
  21. Dakinis und Shekinah
  22. Dakinis und Engel
  23. Dakinis und Houris
  24. Dakinis und erotische Tempel-Skulpturen

1. Der Ursprung der Dakinis

Der Sanskrit-Name „Dakini“ bedeutet „Himmelstänzerin“, wobei dieses „Tanzen“ auch „wandern, wandeln“ bedeuten kann. Sie ist somit ihrem Namen nach ein weibliches Wesen, das im Himmel oder zum Himmel wandert.

Der tibetische Name der Dakinis lautet „Khandroma“, was „Luft-gehen-Frau“ oder „Luft-gehen-Mutter“ bedeutet.

In den frühen indischen und den ihnen nah verwandten persischen Schriften bringen diese weiblichen mythologischen Wesen die Toten in den Himmel. Sie gleichen in dieser Funktion vielen ähnlichen Wesen bei den anderen indogermanischen Völkern wie z.B. den keltischen Krähengöttinnen, die den Tod bringen und den germanischen Walküren, die die Gestalt von Schwänen annehmen können und ebenfalls den Tod verkünden.

Dieses Umdeutung von Wesen und Dingen, die den Toten auf ihrer Jenseitsreise ursprünglich geholfen haben, zu Wesen und Dingen, die den Tod bringen, ist in der Entwicklung von Mythen aufgrund der allgemeinen Angst vor dem Tod sehr häufig anzutreffen.

Das „Himmelstanzen“, d.h. das Fliegen der Dakinis, und die Vogelgestalt der keltischen Todesgöttinnen und der germanischen Walküren ist aus dem Motiv der Vogelseele heraus entstanden.

Die Vorstellung, daß die Seele die Gestalt eines Vogels hat, ist die älteste religiöse Vorstellung, da sie mit der Entdeckung der Seele zusammenhängt: Bei einem Nahtod-Erlebnis schwebt man über dem eigenen Körper („Astralreise“) und erkennt dadurch, daß man mehr als nur der eigenen Körper ist. Um dieses Schweben und Fliegen auszudrücken, hat man schon in der Altsteinzeit der Seele die Gestalt eines Vogels gegeben.

Die Seele wird daher weltweit als Vogel, Vogel mit Menschenkopf, Mensch mit Vogelkopf, Mensch mit Federkleid, Mensch mit Flügeln („Engel“) u.ä. dargestellt.

Da die Ankunft der Seele im Jenseits als eine Analogie zu der Ankunft des Leibes einschließlich der Seele im Diesseits angesehen worden ist, entstand das Motiv der Wiedergeburt im Jenseits. Wenn jedoch die Jenseitsgöttin die Seelen in der Gestalt von Vögeln wiedergebiert, muß sie auch selber die Gestalt eines Vogels haben.

Der Tod wurde bereits um 10.000 v.Chr. zu Beginn der Jungsteinzeit dem Sonnenuntergang und die Wiedergeburt dem Sonnenaufgang gleichgesetzt, wie u.a. die Bilder in den Tempeln von Göbekli Tepe und die Konstruktion des Turms von Jericho zeigen.1 Der den Ahnen geweihte Tempelberg Göbekli Tepe befand sich im Norden der Ebene, in der die damaligen Jäger gelebt haben – also in der Richtung der „Nacht“, wo die Sonne niemals zu sehen und wo sich daher das Jenseits befinden muß.

In dem damaligen Weltbild entsprach der Osten daher der (Wieder-)Geburt, der Süden dem Leben, der Westen dem Tod und der Norden der Unterwelt. Diese Symbolik hat sich in fast allen Religionen, die von den frühjungsteinzeitlichen Jägern in Nordmesopotamien abstammen, erhalten.

In den frühen indischen Mythen brachten die Herrscher ihre Toten in den Norden zu einem Dakini-Schrein am Fuße des Himalayas. Die Dakini ist hier noch gut als die Jenseitsgöttin erkennbar.

Diese Göttin, die die Seelenvögel der Toten wiedergebiert und daher auch selber die Gestalt eines Vogels hat bzw. Flügel trägt, ist u.a. von den Ägyptern als Nut, Isis, Nephtys, Selket und Neith, von den Sumerern als Inanna und von den Babyloniern als Lilith bekannt. Diese drei Völker stammen wie die Indogermanen von den frühjungsteinzeitlichen Jägern in Nordmesopotamien (Göbekli Tepe) ab.

Die Dakini der Inder und Perser ist also eine der vielen Varianten der indogermanischen Jenseitsgöttin in Vogelgestalt – wobei die Dakinis keine Flügel o.ä. besitzen, aber durch die Luft fliegen können – weshalb sie „Himmelstänzerinnen“ heißen.

Ägypten: Seelenvogel über der Mumie

Ägypten: Seelenvogel über der Mumie und Anubis-Priester

Lacaux, 16.000 v. Chr.: die älteste Darstellung eines Nahtoderlebnisses Jagdunfall: verwundeter Wisent, fast (?) toter Mann mit Vogelkopf, Vogelstab (Urform des Totempfahls) = Seelenvogel

Ägypten: geflügelte Isis

Sumer: Innana oder Lilith


1 siehe: Eilenstein – "Göbekli Tepe"

2. Die Dakinis und die Wiedergeburt

Die Ankunft im Jenseits stellte man sich bei allen Völkern, die von den Jägern von Göbekli Tepe abstammen, als eine Wiedergeburt vor. Da sich dieses Motiv jedoch auch bei so gut wie allen anderen Völkern findet, muß es schon von dem ersten Homo sapiens in Südafrika verwendet worden sein, d.h. aus der Zeit von ca. 100.000 v.Chr. stammen.

Spätestens in Göbekli Tepe, vermutlich jedoch schon früher, ist diese Vorstellung durch eine der Wiedergeburt vorausgehende Wiederzeugung und ein ihr folgendes Wiederstillen ergänzt worden.

Die Wiederzeugung der eigenen Seele durch den Toten hat in der Entwicklung der Mythologie eine große Rolle gespielt. Aus ihr sind die „Penis-Götter“ wie Osiris, Shiva, Priapos, Pan usw. entstanden.

Auch die Wiederzeugung selber wird oft beschrieben. Eine der deutlichsten Schilderungen findet sich bei den Ägyptern, bei denen sich die Göttin Isis mit dem toten Gott Osiris vereint, woraufhin sie dessen Sohn, den Falkengott Horus, wiedergebiert, der der vergöttlichte Seelenvogel des Osiris ist. Aber auch bei den Germanen wird die Vereinigung des Toten in der Grabkammer seines Hügelgrabes mit seiner Walküre, der Jenseitsgöttin Hel oder Freya mehrfach beschrieben (Helgi-Lieder, Ynglingatal u.a.).