Make love, not war!

Robert Müller

Der Raub der
Schla(u)Wienerinnen

… denn das Böse ist immer und überall

Ein #MeToo-Roman

Ein gesellschaftskritischer Roman über eitle Geltungssucht und Abenteuerlust sowie die skrupellosen Machenschaften von Machthabern in ihrer Gier nach noch mehr Macht, mehr Geld, mehr Sex.

Personen und Handlung sind frei erfunden. Allfällige Bezüge zu aktuellen oder früheren politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind gewollt, nicht aber eine Bezugnahme auf bestimmte Personen, Parteien oder Institutionen über das hinaus, was medial bereits allseits bekannt ist.

Ich danke meiner Frau
für die gewohnt gewissenhafte Korrektur
und die Unterstützung und Zeit,
dieses Werk verfassen zu können.

Text und Grafik: R. v. M.

Eigenverlag, Erstauflage Wien 2019

Alle Rechte vorbehalten

Kontakt und Bestellwunsch siehe letzte Seite sowie

www.buecher-rvm.at

Vorwort

Täglich verbreiten die Boulevard-Medien Vorwürfe wegen (angeblicher) sexueller und wirtschaftlicher Verfehlungen. Bad news are good news. Es ist deren zunehmend untaugliches Geschäftsmodell, das zu deren (monetärem) Glück durch Berichte der #MeToo-Bewegung befeuert wird. Weniger zum Glück der meist ‚honorigen‘ Personen, die oft am medialen Scheiterhaufen landen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, ist angesichts des Wandels der Sitten und Gesetze durch die Zeiten und Kulturen leichter aktuell und punktuell als generell beantwortbar.

Meine #MeToo-Reihe von gesellschaftskritischen Sex&Crime-Romanen soll dabei helfen. Sie thematisiert (stets frei erfunden) in Band 1 ärgste sexuelle Übergriffe eines Dienstgebers an Dienstnehmerinnen, in Band 2 (kriminelle) Beziehungsprobleme am Lebensende eines alten Mannes, in Band 3 den Komplex Ehe-Kirche-Zölibat, in Band 4 die Flucht in die Prostitution statt in ein (vermeintlich) besseres Leben, in Band 5 die Naivität, mit der sich Menschen anderen und kriminellen Banden (sexuell) ausliefern, und im (vorläufig) letzten Band 6 der ersten Staffel dieser Reihe den Missbrauch der #MeToo-Debatte zum eigenen Vorteil.

Viel Vergnügen beim Lesen und darüber Nachdenken!

R. v. M.

Kap_1 Zwei Freunde mit Freundin

Wie üblich verließen Friedrich und Franz die Schule nach Unterrichtschluss gemeinsam. Nicht nur, weil sie nicht weit voneinander entfernt wohnten. Nein, sie waren zudem dicke Freunde – und das nicht nur gezwungenermaßen, weil es für eine Burschenfreundschaft sonst niemanden in der Klasse gab. Wie wohl in allen Schulen für Mode und Bekleidung waren die Mädchen – oder sollte man schon junge Damen sagen – in einer erdrückenden Mehrheit. Mode war eben schon immer mehr etwas für die Damenwelt.

Damit will nicht gesagt sein, dass jetzt und besonders in früherer Zeit nicht auch die Herr-Schaften ihren modischen Eitelkeiten frönten. Die Betonung liegt dabei aber auf ‚auch‘. Denn die Damenwelt tut und tat es mindestens ebenso. Dabei mag nicht nur die eigene Eitelkeit der Damen eine Rolle gespielt haben, sondern auch die der Männer, die sich mit ihren Begleiterinnen schmücken und mit ihnen angeben wollten. Vielleicht hatte H. Kissinger mit seinem Bonmont recht: ‚Das Schönste an einem Mann ist oft die Frau an seiner Seite.‘

Für Franz würde das wohl zutreffen, sobald er eine Freundin hatte. Denn er war ein voll in der Pubertät steckender noch recht kleiner Mann, voller Pickel und mit einem rundlichen Körperbau, der ihn im gewählten Berufsfeld Mode und Kleidung wohl eher in die Schneiderei als auf den Laufsteg führen würde. Aber vielleicht würde sich das alles noch zum Besseren wenden; immerhin war er mit seinen nur wenig mehr als 15 Jahren körperlich noch nicht voll entwickelt – was aber nicht heißen soll, dass er noch kein Interesse am anderen Geschlecht gehabt hätte. Bisher stieß dieses Interesse aber nicht auf Gegenliebe.

Friedrich hingegen war ein schon sehr weit entwickelter junger Mann, fast ein Erwachsener. Kein Wunder, war er doch um fast eineinhalb Jahre älter als Franz. Nach seinem unrühmlichen Abgang von einem Gymnasium wegen mangelnden Schulerfolgs und einer gewissen penetranten Aufsässigkeit wiederholte er in einer Ehrenrunde das Schuljahr hier in der 1A-Klasse der Modeschule.

Friedrich war von einer schlanken und dennoch kräftigen Statur, die von mannigfacher sportlicher Betätigung zeugte, angeblich auch in Kampfsportarten. Seine Männlichkeit wurde durch einen dunklen Schnurrbart à la Clark Gable unterstrichen, ebenso wie durch ein kräftiges Kinn, das von Energie und Durchsetzungsvermögen zeugte, vielleicht sogar von Brutalität. So war er es, der in dieser Männerfreundschaft die Führerschaft innehatte – ebenso wie in der Klassengemeinschaft, wo er ob seiner großmäuligen Männlichkeit von den pubertierenden jungen Damen wie der sprichwörtliche Hahn im Korb angehimmelt und umworben wurde.

Aus dem großen Angebot hatte er im Moment Irene zur Freundin auserwählt. Sie war, wie die meisten ihrer Klassenkameradinnen, gerade mal 15 Jahre alt, aber in ihrer körperlichen Entwicklung gleichaltrigen Burschen weit voraus. Sie war bereits voll erblüht mit dem anmutigen Aussehen und dem Charme der noch kindhaft Unschuldigen – auch wenn dies auf sie nicht mehr zutraf. Irene war Friedrichs Freundin mit allem, was dazugehört. Oder sollte man besser sagen: in allem, was Friedrich sich wünschte. Kurz gesagt: Sie war ihm hörig und tat alles, um nicht, so wie zwei ihrer Schulkolleginnen zuvor, durch eine weitere Klassenkollegin abgelöst zu werden. So gaben Friedrich und Irene ein hübsches Paar ab.

Von Friedrich und Franz konnte man das nicht sagen. Denn Franz hatte eine Physiognomie, die eher an eine Fratze als an ein Gesicht erinnerte. Er war durch eine schlecht operierte Hasenscharte verunstaltet, die er nur unzulänglich hinter einem blonden und zudem mottenzerfressenen Schnurrbart verstecken konnte. Die Mädchen seiner Klasse hatten ihn daher in ihrer Herzlosigkeit von Franz zu Fratz umbenannt und bezeichneten das Freundespaar nur als Fritz&Fratz.

Dass kein Mädchen aus der Klasse Franz´ Freundin sein wollte, versteht sich so fast von selbst. Und auch außerhalb der Schule gab es kein weibliches Wesen, das Franz nahekommen wollte – seine Mutter ausgenommen. Schwester hatte er keine, ebensowenig wie einen Bruder. Und so hatte sich Franz schon als kleines Einzelkind in der Bibliothek seines Vaters und in dessen Hobby-Werkstatt allein beschäftigt – beschäftigen müssen. Seinem Wissen und seinem handwerklichen Geschick kam dies sehr zugute, wie seine Schulzeugnisse seit Jahren bewiesen. Nicht aber seinem Gemüt. Franz litt unter diesem erzwungenen Singledasein sehr, was ihn noch enger an Friedrich band – oder wie auch er abkürzend sagte, an Fritz.

Aber es wäre falsch zu sagen, dass nicht auch Fritz etwas an Franz band, freundschaftlich und wertschätzend. Dass Franz als der weitaus Klügere immer wieder Fritz dabei half, wenigstens positive Noten einzufahren, war als Erklärung für die Freundschaft sicher zu wenig. Schließlich profitierte nicht nur Fritz, nein, alle in der Klasse profitierten von Franz´ Wissen und Können.

Besonders profitierten alle davon, dass Franz ein technisches Genie war. Er hatte bisher noch jede streikende Nähmaschine und jeden bockigen Computer zum Laufen gebracht. Zudem hatte er durch physikalische und chemische Tricks immer neue Farben und Farbmuster für Stoffe kreiert. Alle hofften, dass Franz mit seiner schöpferischen Gabe die Klasse beim demnächst – wie stets zum Schuljahrsende – stattfinden schulinternen Wettbewerb brillieren lassen würde.

Bei diesem Wettbewerb hatte jede Klasse die Aufgabe, eine eigene Modeschau zu organisieren, von den Einladungen über die dekorative Gestaltung und multimediale Untermalung bis hin zum gesellschaftlichen Rahmenprogramm, meist in Form eines abschließenden Buffets. Der wichtigste Punkt war natürlich der, am Laufsteg die eigenen Entwürfe zu präsentierten.

Diese Veranstaltung hatte nicht nur den Zweck, die Schülerinnen und Schüler auf den überaus harten Konkurrenzkampf im späteren Berufsleben vorzubereiten, sondern war auch als Werbeveranstaltung für die ganze Schule gedacht und daher öffentlich zugängig. Allerdings kamen kaum Fremde, außer vielleicht Reporter von kleinen lokalen Zeitungen oder Eltern, die für ihre Kinder eine passende Schule suchten. Der Großteil der Besucher rekrutierte sich aus den Eltern und Verwandten der Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klasse.

Die 1A-Klasse hatte sich bereits vor langem darauf verständigt, dass Ulrike und Miriam das Buffet organisieren sollten. Franz würde für die Technik und die Medien zuständig sein, während der redegewandte Fritz gemeinsam mit Irene den Conférencier abgeben würde. Abwechselnd, denn auch diese beiden sollten und wollten ja ihre Kleiderkreationen selbst vorführen.

In Anbetracht dessen hatte Fritz Irene und Franz vorgeschlagen, sich heute Abend bei ihm zu Hause zu einer Vorbesprechung zu treffen. Dass Fritz das aber nur als Vorwand diente, um endlich seine dunklen Phantasien ausleben zu können, konnten und durften die beiden natürlich nicht wissen.

Kap_2 Zu Hause

„Mom, ich bin wieder da“, rief Fritz beim Heimkommen in Richtung Küche, aus der wunderbare Gerüche drangen und seinen Magen zu einem Freudensprung verhalfen. „Ich habe Franz mitgebracht. Ist für den auch etwas übrig?“

„Natürlich“, klang es aus der Küche zurück. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass du deinen Freund mitbringst. Aber es wird noch ein paar Minuten dauern. Du könntest inzwischen so lieb sein, Brot zu schneiden und den Tisch zu decken?“

„Gerne, Mom“, antwortete Fritz, um dann gleich zu ergänzen: „Übrigens, Irene kommt auch in ein paar Minuten. Darf ich auch für sie noch ein Gedeck auflegen?“

„Natürlich. Aber bitte denkt ihr beiden Vielfraße dann beim Aufteilen daran, dass alle ihren Teil bekommen und Papa, wenn er heimkommt, auch noch gerne etwas vorfände. Schließlich habe ich nicht mit zwei zusätzlichen Essern gerechnet.“

„Natürlich, Mom“, zeigte sich Fritz verständig. Er hieß Franz beim Esstisch Platz zu nehmen und verschwand in der Küche, aus der er alsbald mit Brot, Tellern und Besteck bewaffnet wiederkehrte.

Kaum hatte er alles an seinen Platz gebracht, läutete es. Es war Irene. Fritz öffnete ihr und hieß sie zwischen sich und Franz Platz zu nehmen.

Wenig später erschien Mom mit einer dampfenden Schüssel voll köstlich duftenden Erdäpfelgulasch. Sie wischte sich die Hände in der Schürze ab, bevor sie diese Franz und Irene zur Begrüßung reichte.

„Was führt euch beide heute hierher?“, fragte sie neugierig.

„Die kommende Modeschau“, antwortete Fritz stellvertretend für die beiden. „Wir müssen allerhand besprechen und proben. Sei also bitte nicht erstaunt und böse, wenn wir dann auch laut jene Musik spielen, mit der wir den Auftritt am Laufsteg untermalen wollen. Zudem werden wir einige Kleider probieren müssen. Kommt daher bitte nicht ins Zimmer. Schließlich wollen wohl weder Irene noch Franz halbnackt vor dir oder gar Papa stehen.“

Franz und Irene sahen erst gegenseitig sich, dann Fritz erstaunt an. Von einer Kleiderprobe war heute in der Schule keine Rede gewesen. Mom schien das nicht zu bemerken, denn sie antwortete: „Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was ich euch abschauen könnte. Aber schön, wie du willst. Ich werde euch nicht stören kommen. So, und nun Mahlzeit! Lasst es euch gut schmecken!“

Die nächsten Minuten vergingen wortlos mit dem Verzehr des Nachtmahls. Fritz und Irene halfen noch beim Abräumen. Dann verschwanden alle drei in Fritz´ Zimmer in der Mansarde.