Cover

Buch

Weinende Bräute, endlose Reden, peinliche Spiele und zu Tode gelangweilte Gäste? Das muss nicht sein! Thomas Sünder, langjähriger und erfahrener Hochzeits-DJ, der zusammengerechnet ein Jahr seines Lebens auf Hochzeiten verbracht hat, berichtet anschaulich und pointiert von den größten Katastrophen, benennt die folgenschwersten Planungsfehler und gibt wertvolle Tipps, wie sich Pannen umgehen lassen. So wird das wichtigste Fest des Lebens garantiert zur unvergesslichen Party!

Autor

Thomas Sünder, Jahrgang 1975, wuchs in einem hessischen Dorf auf und studierte in Marburg alles, was man für den Job eines professionellen Hochzeits-DJs braucht: Neuere Deutsche Literatur und Medien, Philosophie und Kunstgeschichte. Nach einem Volontariat zum PR-Berater machte er sich als Musiker, DJ und Texter selbstständig. Im Jahr 2013 veröffentlichte er mit »Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen« einen sehr erfolgreichen Hochzeitsratgeber, der jetzt bei Blanvalet als aktualisierte Neuausgabe erscheint. Der Nachfolger »Wer hat eigentlich die Ringe?« ist der erste Ratgeber für Trauzeugen und alle Hochzeitsbegleiter. Thomas Sünder hat in zwölf Jahren über fünfhundert Hochzeiten betreut und Brautpaare inhaltlich bei der Planung unterstützt. Er selbst ist ebenfalls verheiratet und lebt mit seiner Frau Sylvia in Hamburg.

Mehr Informationen finden Sie unter:
www.thomas-suender.de

Von Thomas Sünder außerdem bereits bei Blanvalet erschienen:
Wer hat eigentlich die Ringe?

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und www.twitter.com/BlanvaletVerlag

Thomas Sünder

Wer Ja sagt,
darf auch Tante Inge ausladen

Tipps vom Profi
für die perfekte Hochzeitsfeier

Aktualisierte Neuausgabe
des Hochzeitsbestsellers

Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte sind die Namen aller in den folgenden Anekdoten genannten Personen geändert. Angaben, die eine genaue Identifizierung der jeweiligen Feier ermöglicht hätten, wie etwa Namen von Orten und Beschreibungen von Locations, wurden abgeändert. Die Erlebnisberichte zeigen die Dinge aus der Sicht des Autors, und diese muss nicht mit der Wahrnehmung oder Meinung anderer beteiligter Personen übereinstimmen.


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Copyright der Originalausgabe © 2013 by Blanvalet Verlag,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Copyright dieser Ausgabe © 2019 by Blanvalet Verlag,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Doreen Fröhlich

Umschlagmotiv und -gestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign,
unter Verwendung eines Motivs von RoboLab/Shutterstock.com

KW · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-09481-2
V003

www.blanvalet.de

Für Sylvia,

zu der ich aus vollstem Herzen Ja sage

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur aktualisierten Neuauflage

Intro

Teil 1: Eure Gäste, die Grundlage der Feier

Sünde 1: Falsche Bescheidenheit

Eure Feier, Eure Regeln!

Der teuerste Holzklotz der Welt

Die 5 nervigsten Hochzeitsbräuche

Sünde 2: Falsche Höflichkeit

Wer zwingt Euch, Tante Inge einzuladen?

5 Personengruppen, die Ihr besser nicht einladen solltet

Gleiches Recht für alle: Keine Zweiklassen-Partygesellschaft

Dinner-Adel trifft Party-Proletariat

Sünde 3: Trägheit

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Saturday Night Fever

Die 5 beliebtesten und am schnellsten ausgebuchten Hochzeitsmonate

Sünde 4: Cliquenwirtschaft

Singletische und andere Grausamkeiten

Wer sitzt wo?

Die 5 schlimmsten Fehler bei der Sitzordnung

Sünde 5: Unehrliche Wünsche

Geschenkt

Geld braucht Ihr am dringendsten – steht dazu!

Die 5 peinlichsten Verpackungen für Geldgeschenke

Teil 2: Der Ablaufplan, das Rückgrat der Feier

Sünde 6: Mitternachtstorte

Der viel zu süße Partykiller

Mitternachtstorte braucht kein Mensch!

Die 5 wichtigsten Songs für den Einzug der Hochzeitstorte

Sünde 7: Planlosigkeit

Zeit für Liebe

Die 5 häufigsten Planungsfehler bei Hochzeitsfeiern

Sünde 8: Rastlosigkeit

Der frühe Gast schluckt den Korn

Atempause für die Gäste

5 Dinge, die jeder Hochzeitsgast verdient hat

Sünde 9: Völlerei

Wer isst, feiert nicht

Schlange stehen oder stundenlang herumsitzen?

Sünde 10: Falscher Snack zur falschen Zeit

Fressorgie mit Folgen

Lieber Currywurst als Kaviar

Die 5 beliebtesten Mitternachtssnacks

Teil 3: Der Zeremonienmeister, die gute Seele der Feier

Sünde 11: Peinlichkeit

Lieber Spielverderber als Stimmungskiller

Hochzeitsspiele gehören verboten

Die 5 schrecklichsten Hochzeitsspiele

Sünde 12: Fehlendes Vertrauen

Eure Hochzeit planen andere

Die 5 wichtigsten Eigenschaften eines Zeremonienmeisters

Sünde 13: Anspruchslosigkeit

Babykram

Für Euch nur das beste Entertainment!

Die 5 dämlichsten Standardbeiträge, die wir bitte nie wieder sehen wollen

Sünde 14: Überforderung

It’s Showtime

Give me five – aber nicht mehr!

Die optimale Reihenfolge der 5 wichtigsten Rahmenprogrammpunkte

Sünde 15: Hochzeitszeitung

Ein Festsaal ist kein Lesesaal

Teil 4: Die Musik, der Motor der Feier

Sünde 16: Unpassende Klänge

Massenflucht vor DJ Ulli

Der DJ, Euer leitender Angestellter

Die 5 schlimmsten Todsünden bei einem DJ

Sünde 17: Internetrecherche

Willkommen im Reich der Geschmacklosigkeit

Die 5 häufigsten Wünsche von Brautpaaren an den DJ

Sünde 18: Warnsignale übersehen

Dumpingpreise

Ausufernde Textwüsten

Moderation

Hochzeitsspiele

Tanzpausen

Mobile oder Rollende Disco

Werbung am DJ-Pult

DJ-Agenturen

Sünde 19: Gekünstelter Eröffnungstanz

Echt crazy

Ausgewalzt

Die 5 beliebtesten Eröffnungswalzer

Sünde 20: Nicht im Bilde sein

Einer für alles?

Bleibende Werte

Die 5 schlimmsten Fehler einer Hochzeitsfotografin

Teil 5: Die Location, der Schauplatz der Feier

Sünde 21: Schlechter Start

Empfang zum Totentanz

Überlasst nichts dem Zufall

Die 5 häufigsten Pannen beim Empfang

Sünde 22: Überbewertung

Aus eins mach drei

Es ist egal, wo Ihr feiert – aber bleibt unter Euch!

5 Tipps für preiswerte Locations

Sünde 23: Falsche Anteilnahme

Flüsterparty mit Hausverbot

Die Nachbarn sind nicht Euer Problem!

5 Fragen, die Euch ein Gastronom im Vorfeld eindeutig mit Ja beantworten können muss

Sünde 24: Ungemütlichkeit

Musikpilot im Blindflug

Haltet Eure Schäfchen beisammen

Die 5 häufigsten Fehler bei der Raumplanung

Sünde 25: Leichtgläubigkeit

Nacht-und-Nebel-Aktion

Die GEMA-Lüge und andere Dreistigkeiten

Die 5 größten Dreistigkeiten von Location-Betreibern

Teil 6: Ihr beide, das Herz der Feier

Sünde Nr. 26: Unbeweglichkeit

Brautkleid bleibt Brautkleid

Das ziemlich teure Wort »Hochzeit«

Die 5 schlimmsten Pannen mit unpraktischen Brautkleidern

Sünde 27: Mangelnde Souveränität

Haben Sie auch Musik?

Macht klare Ansagen

5 Pannen, die durch klare Ansagen der Gastgeber vermieden werden können

Sünde Nr. 28: Vollrausch

Angriff der Cocktailbomben

Hochprozentiges verbrennt Gefühle

Die 5 peinlichsten Aktionen von Brautleuten im Vollsuff

Sünde 29: Ziellosigkeit

Danke für die Blumen

Brautstrauß werfen wie ein Profi

Die 5 häufigsten Pannen beim Brautstraußwurf

Sünde 30: Autoritätsverlust

Einer geht noch

Ihr bestimmt, wann Schluss ist!

5 Rausschmeißer-Songs, die jeder versteht

Outro

Anhang

Meine Hochzeits-DJ-Charts

Beispiel für einen Ablaufplan

Dank

Vorwort zur aktualisierten Neuauflage

Seit vor mehr als sechs Jahren Wer Ja sagt, darf auch Tante Inge ausladen erschienen ist, hat es sich hunderttausendfach bewährt. Wohl selten hat ein Autor die Gelegenheit, die Wirkung seines Werks live mitzuerleben. Ich wurde nach der Veröffentlichung ausschließlich von Brautpaaren als DJ gebucht, die das Buch gelesen hatten. Waren die Hochzeitsfeiern in den Jahren zuvor oftmals von Pannen überschattet, aus denen ich die notwendigen Schlüsse für das Buch gezogen hatte, ging nun plötzlich kaum noch etwas schief. Ich schreibe bewusst »kaum«, denn eine Sollbruchstelle gab es noch: Zuweilen hatten die werten Trauzeugen das Buch nicht gelesen und fabrizierten genau jenen Murks, vor dem hier gewarnt wird. Diese »Sicherheitslücke« habe ich im Jahr 2016 mit der Veröffentlichung von Wer hat eigentlich die Ringe? Tipps vom Profi für alle Trauzeugen geschlossen – nun kann wirklich nichts mehr schiefgehen! Regelmäßig erhalte ich begeisterte Rückmeldungen von Brautpaaren, die das bestätigen.

Dennoch hat der Zahn der Zeit auch vor Tante Inge nicht haltgemacht. Einige Rahmenbedingungen haben sich geändert. Aber zunächst zur guten Nachricht: Die Liebe lebt, und es wird noch häufiger geheiratet! Waren es im Jahr 2011 in Deutschland, Österreich und der Schweiz noch rund 456000 Hochzeiten jährlich, so sind es mittlerweile knapp 500000. Entsprechend boomt die Hochzeitsbranche weiter. Und das bringt uns zur schlechten Nachricht: Die Nachfrage diktiert den Preis, so dass sich in der Zwischenzeit auch die Kosten für Brautpaare erhöht haben. Allein in Deutschland setzt die Hochzeitsindustrie jährlich über zwei Milliarden Euro um, finanziert aus den Taschen von Brautleuten und ihren Familien. In diesem Buch erfahrt Ihr, wie Ihr der Abzocke durch überteuerte Produkte und unnötige Dienstleistungen entkommen könnt. Daher halte ich mich hier weiterhin nicht mit Modeerscheinungen wie üppigen Tischdekorationen oder Candy-Bars samt Schokobrunnen auf, sondern konzentriere mich auf die wesentlichen Erfolgsfaktoren für Eure Feier. Eine weitere Schattenseite des Hochzeitsbooms ist, dass die begehrten Hochzeitstermine von immer mehr Paaren nachgefragt werden, dass es aber nur eine begrenzte Anzahl guter Locations und Dienstleister gibt. Eine frühzeitige Planung ist daher wichtiger denn je! All das habe ich in der Neuauflage berücksichtigt.

Zu guter Letzt ist auch eine Aktualisierung in Sachen Popmusik, die diesem Buch den passenden Soundtrack verleiht, eine gute Idee. Denn was altert schneller als aktuelle Charts? Das war mir bereits damals bei der Erstausgabe bewusst, weshalb ich mich von Anfang an auf zeitlose Klassiker konzentriert habe. Tatsächlich sind aber in den letzten Jahren einige wichtige »neue Klassiker« und langlebige Musiktrends dazugekommen, die hier nicht fehlen dürfen. Zwar lege ich selbst mittlerweile nicht mehr auf, doch ich stehe im Austausch mit einigen der besten Hochzeits-DJs Deutschlands, die ich an Brautpaare weiterempfehle. Der erfahrene DJ und Radiomoderator Frank Eichstädt hat mir geholfen, für die hier genannten Musiktitel den optimalen Kompromiss zwischen Zeitlosigkeit und aktuellem Zeitgeist zu finden, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bei ihm bedanken möchte.

Und jetzt bleibt nur noch zu sagen: Viel Spaß beim Lesen und bei der weiteren Planung Eurer Feier – die mit diesen Tipps garantiert zum zeitlosen Hit wird!

Intro

Vor meiner Wohnungstür stehen Svenja und Kai, schüchtern lächelnd und genauso sympathisch, wie ich mir die beiden Mittdreißiger bei unserem Telefonat vorgestellt habe. Er ist groß, hager und hat klare blaue Augen, sie ist zwei Köpfe kleiner, und ein kecker Pony fällt in ihr hübsches Gesicht. Sie wird bestimmt bezaubernd aussehen in ihrem Brautkleid.

Schon als sie eintreten und ich ihnen die Jacken abnehme, sehe ich ihnen diese Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit an – sie haben diesen ganz speziellen Ausdruck, den ich schon bei vielen Brautpaaren in spe erlebt habe. Es ist eigentlich mehr als Unsicherheit: Es ist die pure Angst! Die Angst vor dem Fest, das sie in einigen Monaten feiern wollen. Vermutlich hat ihnen die Planung ihrer Hochzeit bereits die eine oder andere schlaflose Nacht beschert.

Obwohl Svenja und Kai mit mir als ihrem DJ eigentlich nur über die Musik reden wollen, werde ich diese Planung gleich ausführlich mit ihnen besprechen. Gemeinsam werden wir wahrscheinlich alles noch einmal umkrempeln. Warum? Um die typischen Sollbruchstellen zu vermeiden, die sie bis jetzt vermutlich noch nicht einmal ansatzweise bedacht haben.

Ich möchte den beiden eine ganz neue Sichtweise auf ihren großen Tag ermöglichen. Eine Perspektive, die ihnen kein Wedding Planner, Restaurantbetreiber, Pfarrer oder Standesbeamter vermitteln kann und auch keiner der mit Nebensächlichkeiten überladenen Hochzeitsratgeber in der Buchhandlung.

Es ist die Perspektive von jemandem, der über fünfhundert Hochzeitsfeiern von Anfang bis Ende miterlebt und, im Gegensatz zu den meisten Gästen, auf diesen Feiern keinen Tropfen Alkohol getrunken hat. Jemandem, der mit seinen emotionalen Antennen auf die Stimmungen der Hochzeitsgesellschaft reagiert und sich viel zu häufig fragen muss: Haben die Gäste und das Brautpaar eigentlich wirklich Spaß an dem, was da gerade passiert? Oder machen die das jetzt nur, weil sie glauben, es gehört sich so auf einer Hochzeit?

Wir setzen uns bei einer Tasse Kaffee und Kerzenlicht an den großen Esstisch in meiner Wohnküche. Während Svenja einen zerknitterten Zettel mit Musikwünschen herauskramt, erwähnt sie am Rande, dass sie neunzig Gäste erwarten. Ich hake sofort ein: »Angenommen, ihr wollt mit jedem dieser Gäste nur fünf Minuten reden. Das wären 450 Minuten, also siebeneinhalb Stunden. Und dann habt ihr noch nichts gegessen, zu keinem einzigen Lied getanzt und auch noch keine Hochzeitsrede angehört. Wenn die Feier um 19 Uhr angefangen hat, ist es dann bereits halb drei Uhr morgens!« Sie sehen mich verdutzt an – das hatten sie nicht bedacht. Ich spüre, dass ich von null auf hundert ihre volle Aufmerksamkeit habe.

Ich rede weiter: »Tatsächlich ist es so, dass Ihr gar nicht die Zeit haben werdet, mit jedem Gast zu sprechen. Ich will mit dieser Rechnung nur deutlich machen, dass Zeitplanung das absolute A und O für Euren großen Tag ist. Hier passieren die meisten Planungsfehler. Fast jeder unterschätzt, wie lange ein Programmpunkt wirklich dauert. Lasst uns doch mal schauen, wie das bei Eurer Hochzeit aussehen soll. Für wann ist denn zum Beispiel die Zeremonie angesetzt?«

Von diesem Punkt an läuft es wie von selbst. Wir gehen systematisch den Tagesablauf durch, und ich packe dabei meine gesamte Erfahrung aus acht Jahren Arbeit als professioneller Hochzeits-DJ auf den Tisch. Ich habe in dieser Zeit Bräute erlebt, die bei unvorhergesehenen oder verpatzten Beiträgen in Tränen ausbrachen. Ich habe Bräutigame gesehen, die sich aus Frust über ihre langweilige Feier haltlos betranken, die Treppe herunterfielen oder vor aller Augen nackt in einen See sprangen. Am häufigsten aber habe ich zu Tode gelangweilte Gäste erlebt, die sich bei zu vielen Vorträgen und einem sich endlos hinziehenden Essen vor Müdigkeit kaum noch auf den Stühlen halten konnten.

Zu Beginn meiner Laufbahn als Hochzeits-DJ musste ich solche Katastrophen machtlos mit ansehen, zwischen Fremdschämen und Mitleid mit dem Brautpaar hin- und hergerissen. Irgendwann wurde mir klar, dass es immer wieder die gleichen Planungsfehler sind, die eine Hochzeitsfeier ruinieren können. So konnte es nicht weitergehen, jedenfalls nicht, wenn ich als DJ für die Feier gebucht war. Die meisten Hochzeitssünden lassen sich ganz leicht vermeiden – vorausgesetzt, man weiß überhaupt, dass es sie gibt! Seitdem sehe ich es als meine Mission, meine Kunden bei einem ausführlichen Vorgespräch davor zu bewahren, in die üblichen Fallen zu tappen.

Svenja und Kai schreiben fleißig mit. Ich erläutere ihnen, was ein Hochzeitsfest meiner Erfahrung nach braucht, damit es weder zur langweiligen Tortur für die Gäste wird noch das Brautpaar auf peinliche Weise bloßstellt. Von mir erfahren die beiden auch, welche restlos veralteten Traditionen man getrost in die Tonne treten kann – um stattdessen eine wirklich schöne Feier zu erleben!

Nach zwei Stunden halten die beiden vier dicht beschriebene Blätter in den Händen und wirken etwas erschöpft. Kai schnaubt: »Mensch, Thomas, das alles hat uns noch kein Mensch gesagt. Du solltest mal ein Buch darüber schreiben!« Wir lachen, aber Svenja bleibt ernst und starrt auf die Notizen vor sich. »Nein, wirklich«, sagt sie, »im Ernst. Ich war schon bei einigen Hochzeiten eingeladen, da wären die Paare mit deinen Tipps gut beraten gewesen, und die Feiern wären garantiert schöner geworden. Du solltest mal überlegen, einen Ratgeber zu schreiben.« Ich nicke. »Ehrlich gesagt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber lasst uns jetzt noch kurz über den Punkt sprechen, wegen dem Ihr eigentlich hier seid: Eure Musikwünsche für die Feier!« Ach ja, da war doch noch was …

Teil 1


Eure Gäste,
die Grundlage
der Feier

Sünde 1: Falsche Bescheidenheit

Eure Feier, Eure Regeln!

Es ist ein strahlend blauer Tag Mitte Juli. Seit einer Woche liegt Hamburg unter einer Glocke aus unbewegter Hitze, in der selbst das gewohnte laue Lüftchen der Hansestadt versagt. Während ich die Musikanlage aus meinem Auto wuchte und in Einzelteilen über eine lange Treppe in den Festsaal schleppe, schießt mir unter dem leichten Sommeranzug der Schweiß aus allen Poren.

Glücklicherweise hat der rundum verglaste Saal mit unverbautem Blick auf die Außenalster eine leistungsstarke Klimaanlage, und es ist angenehm kühl hier. Vor dem beeindruckenden Panorama zahlloser weißer Dreiecke von Hobbyseglern, die auf der quadratkilometergroßen Wasserfläche wohl doch einen Windhauch abzubekommen scheinen, baue ich mein DJ-Pult auf. Für die hundertfach wiederholten Handgriffe muss ich gar nicht mehr nachdenken. Stattdessen gehe ich im Geiste die Hochzeitsfeier durch, die vor mir liegt. Es ist für mich die neunzehnte in diesem Jahr.

Norma (27) und Raoul (32) sind mir von unserem Vorgespräch in lebhafter Erinnerung. Während der Bräutigam nur zu den wichtigsten Punkten seine Meinung äußerte, diese jedoch wohlüberlegt, sprudelte Norma geradezu über vor Ideen. Wir lachten viel, als wir uns alle möglichen – und auch die unmöglichsten – Szenarien ausmalten. Die beiden gingen sehr entspannt damit um, was die Gäste sich Spaßiges für sie ausdenken könnten. Leider zu entspannt, wie sich zeigen würde …

Gegen zehn vor sechs schnalle ich meine Jazzgitarre um und stelle mich gegenüber dem Eingang in Position, um die eintreffenden Gäste mit live gespielter Musik zu empfangen. Als Erstes möchte ich, passend zum sommerlichen Flair, den Bossa-Nova-Klassiker The Girl from Ipanema zupfen. Ich gehe davon aus, dass die Leute wie besprochen gegen 18 Uhr die Treppe heraufkommen werden.

Nichts passiert. Zehn nach sechs, Viertel nach. So eine Gitarre kann auf Dauer ganz schön schwer werden, wenn man nicht spielt. Eine hübsche Servicekraft mit einem Tablett voller Sektgläser neben dem Eingang verlagert ihr Gewicht immer wieder von einem Bein auf das andere und seufzt verhalten. Mit einem gequälten Lächeln heitern wir uns gegenseitig etwas auf.

Langsam werde ich unruhig. Um zwanzig Minuten nach sechs lege ich die Gitarre ab und trabe zur Treppe, um einen Blick auf die gläserne Eingangstür unten zu riskieren. Tatsächlich steht dort eine bunte Menschentraube, merkwürdigerweise alle mit dem Rücken zur Tür. Was machen die da bloß?

Halb neugierig, halb voller unguter Vorahnungen schleiche ich runter in die stickige Hitze des späten Nachmittags. Zunächst einmal kann ich nichts erkennen außer einer Wand aus Köpfen und schweißglänzenden Gesichtern. Hier draußen, direkt am Alsterufer, gibt es keinen Quadratmillimeter Schatten.

Als ich bemerke, dass sich die Aufmerksamkeit der Leute auf einen Punkt links konzentriert, bahne ich mir einen Weg in diese Richtung, bis ich Normas blonde, aufwändig frisierten Haare über die anderen Köpfe hinweg entdecke. Warum bewegt sich ihr onduliertes Haupt ruckartig vor und zurück?

Ich bin nah genug, um ein rhythmisches Schaben hören zu können, regelmäßig unterbrochen von einem fiesen Quietschton. Raouls dunkler, von Pomade glänzender Kopf taucht gegenüber seiner Braut auf, in derselben unerklärlichen Bewegung vor und zurück. Erst als ich noch näher herankomme, wird mir klar, dass seine Haare nicht durch die Pomade glänzen. Der Mann brät von Kopf bis Fuß in seinem eigenen Saft.

Zwischen dem Brautpaar stehen zwei Holzböcke, wie man sie von Tapeziertischen kennt. Dazwischen keine Tischplatte, sondern ein langer Holzscheit. Er stammt offenbar von einer Birke und hat den Durchmesser eines Ofenrohrs. Das Ding ist so massiv, dass ein Neandertaler damit ein Mammut mit einem einzigen Schlag niederstrecken könnte.

Jetzt wird alles klar: Bewegungen, Geräusche, Verzweiflung. Raoul und Norma umklammern die Enden einer uralten verrosteten Schrotsäge – ein langes, sichelförmiges Sägeblatt mit vergilbten Holzgriffen an den Enden. Das dunkelbraune Metall steckt vier Finger tief in dem Holzklotz, nichts geht mehr. Sie versuchen tapfer, tiefer zu sägen. Zieht der eine, muss der andere schieben und umgekehrt. Aber die Klinge ist entweder stumpf oder die beiden bekommen die gegenläufige Bewegung nicht in den Griff, jedenfalls bleibt die Säge immer wieder stecken. Dabei quietscht es derart, dass man sich am liebsten die Ohren zuhalten möchte.

Natürlich kenne ich diesen Brauch, bei dem das Brautpaar einen Holzstamm durchsägt. Er soll die gleichberechtigte Arbeit in der Ehe symbolisieren. Hier frage ich mich jedoch: Was hat dieses Stück Holz mit Norma und Raoul zu tun, die offensichtlich noch nie im Leben eine solche Säge in den Händen hielten? Er ist Bankkaufmann, sie Assistentin der Geschäftsführung in einem Lebensmittelgroßhandel. Handwerk scheint nicht gerade eine Stärke der beiden zu sein.

Verstohlen mustere ich rundherum die gelangweilten und teilweise peinlich berührten Gesichter der Gäste. Offensichtlich ist diese ganze Aktion nicht nur für das Brautpaar unangenehm und hochnotpeinlich. Raoul bemüht sich um ein Pokerface, doch der Schweiß läuft ihm in die Augen und er muss ständig blinzeln.

Norma dagegen kann ihre Verzweiflung kaum verbergen. Dieser verdammte Holzstamm will einfach nicht entzweigehen. Je tiefer sie sägen, desto schwieriger wird es. Immer häufiger bleiben sie hängen. Ein Wunder, dass das 2000 Euro teure Kleid der Braut noch nicht schmutzig ist oder beschädigt wurde. Corsage und ein langer Seidenrock eignen sich denkbar wenig für unfreiwillige Zimmermannsarbeit.

Da entdecke ich Johannes, den blonden Trauzeugen. Ich kämpfe mich zu ihm durch und frage ihn leise: »Wessen Idee war das, und wie lange geht das jetzt schon so?«

Er deutet auf eine unbewegt dreinblickende Frau Mitte fünfzig in einem lindgrünen Etuikleid, gekrönt mit einem riesigen Ascot-Wagenrad von Hut, die am Rande des Spektakels lauert. Schmales Gesicht, schmale Nase, schmaler Mund und schmale Schultern. Vom Körperbau her erinnert sie an Iggy Pop. Vom harten Zug um den Mund auch. Neben ihr steht ein mehr als einen Kopf kleinerer, rotgesichtiger Mann ohne Hals, der wie hypnotisiert auf die olle Säge starrt.

»Das sind Tante Inge und Onkel Norbert aus Buxtehude, die das Zeug hier angeschleppt haben«, flüstert Johannes. »Wir wussten davon nichts. Norma und Raoul mühen sich schon seit sechs Uhr damit ab.«

Ich schaue auf die Uhr. Kurz vor halb sieben. Wahnsinn! Fast eine halbe Stunde dauert dieses Trauerspiel nun schon. Am liebsten möchte ich alle Gäste einfach hineinbitten. Aber erstens werden die wohl kaum auf einen Unbekannten hören. Zweitens ist mir klar: In einigen starren Köpfen hier ist fest verankert, dass dieser blöde Holzklotz durchgesägt werden muss. Das jetzt abzubrechen wäre ja ein »böses Omen« für die Ehe. Da der Stamm mittlerweile aber erst zur Hälfte durch ist und sich die Säge immer fester in dem schiefen Schnitt verkeilt, kann das noch dauern. Willkommen in Absurdistan, dem irren Reich des Hochzeitsterrors, wo das Brautpaar die eigene Feier nicht betreten darf!

Hier muss etwas geschehen, denke ich, und zwar schnell! Ich sehe mich um. Vor dem Nebengebäude, einer Segelschule, dümpeln Holzboote auf dem Wasser. Dort sollte es doch auch Werkzeug geben! Unauffällig stehle ich mich davon, und kurze Zeit später komme ich mit einer zeitgemäßen Handsäge zurück, einem so genannten Fuchsschwanz. Ich klopfe dem Bräutigam auf die Schulter.

»Hallo, Raoul«, sage ich, »versuch es doch mal hiermit.« Die angespannte Stille der Gäste entlädt sich in einem kollektiven Lachen, und Raoul nimmt die Säge dankbar entgegen. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie Tante Inges Kinnlade herunterklappt. Unsere Blicke treffen sich, und aus ihren dick geschminkten Augen durchbohren mich Laserstrahlen. Onkel Norbert scheint gar nicht zu begreifen, was gerade passiert. Er starrt weiter auf seine in dem Ast feststeckende Schrotsäge, als warte er darauf, dass sie sich von alleine weiterbewegt.

Raoul setzt mit dem Fuchsschwanz an einer neuen Stelle an. Ritsch-Ratsch. Was für ein herrlicher Sound! Die Säge gleitet durch das Holz wie ein Streichmesser in weiche Butter. Ich kämpfe mich durch die schwitzende Meute zurück zum Gebäude. Gleich wird diese Farce beendet sein, dann strömen endlich alle in den angenehm temperierten Raum – um mit mehr als einer halben Stunde Verspätung die eigentliche Feier zu beginnen.

Jede Wette, dass Tante Inge mir aus Rache für den skandalösen Eingriff in ihre »kleine Überraschung« an diesem Abend das Leben schwer machen wird. Ob ich will oder nicht: Teil meines Jobs ist es, ab jetzt zu verhindern, dass sie dem Brautpaar und den anderen Gästen die Stimmung verdirbt.

Der teuerste Holzklotz der Welt

Was dieser scheinbar harmlose Brauch des Stammdurchsägens für die Feier von Norma und Raoul bedeutete, haben wir gerade miterlebt: Er hat den Auftakt des Festes gründlich vermasselt und die Gastgeber erniedrigt. Überschlagen wir doch auch mal, welche Kosten dem Brautpaar durch diese unerwartete Sägeaktion entstanden sind.

Norma und Raoul haben 80 Gäste geladen, sie zahlen pro Kopf eine Pauschale von 170 Euro für Menü und Getränke. Dieser hohe Preis erklärt sich vor allem durch die exklusive Location in bester Hamburger Lage, direkt an der Alster. Wir reden also allein für den Raum und die Bewirtung von 13600 Euro.1 Dafür darf die Location von 18 Uhr bis 4 Uhr früh genutzt werden. Zehn Stunden kann die Feier also dauern, wenn kein Aufpreis gezahlt werden soll.

13600 Euro geteilt durch zehn Stunden ergibt, dass das Brautpaar hier pro Stunde 1360 Euro ausgibt. Durch das Sägen wurde der Raum eine halbe Stunde zu spät betreten, dieser Leerlauf beim Personal und der Raummiete wird natürlich vom Betreiber nicht erlassen. So gesehen hat die halbe Stunde Sägen das Brautpaar satte 680 Euro gekostet. Dieser dämliche Birkenstamm war der wohl teuerste Holzklotz der Welt …

Ihr werdet nun sagen: Bei einer Hochzeit geht es doch nicht nur ums Geld! Dazu sage ich: Eben! Was hat diese ganze Aktion gebracht? 80 Menschen standen bei brütender Hitze gelangweilt in der Gegend herum, während sich das Brautpaar vor aller Augen an einem veralteten Brauch abarbeitete, der null Komma nichts mit ihnen persönlich zu tun hatte. Den sie auch selbst gar nicht gebilligt hatten, sondern der ihnen von Tante Inge aufgedrückt wurde. Zudem stümperhaft geplant mit einer maroden Säge aus Onkel Norberts Kleingartenlaube und einem viel zu dicken Holzstamm.

Das ist ganz sicher nicht der Auftakt zu ihrem Fest, den sich Norma und Raoul gewünscht haben. Und somit kommen wir hier zu meinem ersten und vielleicht wichtigsten Rat für Euch:

Ihr allein bestimmt, was Ihr auf Eurer Feier wollt und was nicht!

Ganz gleich was man Euch Gegenteiliges erzählen will: Es gibt keine festen Bräuche, die Ihr durchexerzieren müsst. Wenn Euch etwas keinen Spaß bereitet oder sogar stört, dann verbietet es Euren Gästen im Vorfeld. Wie das genau funktioniert, erfahrt Ihr im dritten Teil, Der Zeremonienmeister, die gute Seele der Feier.

Und falls Euch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen jemand ungefragt einen Holzklotz und eine rostige Säge hinstellt, dann lasst beides einfach stehen und spaziert Hand in Hand und mit einem nonchalanten Lächeln auf den Lippen zu Eurem Fest. Für sinnbefreite Traditionen habt Ihr an diesem wichtigen, mit Ablaufpunkten vollgepackten Tag wirklich keine Zeit übrig. Beginnt Eure Feier lieber gut gelaunt als schweißgebadet. Nicht Ihr seid die Spielverderber, sondern die Gäste, die keine Rücksicht auf Eure Wünsche nehmen. Sicher, für einen vollendeten Gastgeber gilt: Der Gast ist König. Aber seht es doch einfach so: Ihr seid das kaiserliche Paar!


1  Hinzu kommen meine Gage und die der Fotografin, die Kosten für den Transfer der Gäste per eigens gemietetem Bus, für diverse Hotelzimmer für enge Freunde. Natürlich auch Kosten für das Brautkleid, den Brautstrauß, den Anzug des Bräutigams, die Hochzeitstorte usw. Am Ende wird die Feier mit allem Drum und Dran wohl über 20000 Euro kosten.

Die 5 nervigsten Hochzeitsbräuche:

Sünde 2: Falsche Höflichkeit

Wer zwingt Euch, Tante Inge einzuladen?

Ihr seid die alleinigen Herrscher darüber, was auf Eurer Feier erlaubt ist. Das bedeutet auch zu entscheiden, wen Ihr dabeihaben wollt und wen nicht. Wahrscheinlich könnt Ihr es Euch schlicht nicht leisten, jeden einzuladen, den Ihr kennt – es sei denn, Ihr seid Multimillionäre.

Für die meisten Paare ist die Gästeauswahl der schwierigste Punkt bei der Planung des Hochzeitsfests. Konflikte sind geradezu vorprogrammiert, und zwar in erster Linie zwischen Euch als Gastgeberpaar, das eine gemeinsame Lösung finden muss. Aber auch zwischen Euch und Nicht-Eingeladenen, die eigentlich davon ausgehen, sie würden dazugehören.

Macht Euch am besten von Anfang an klar, dass es sowieso Reibereien und Unzufriedenheiten geben wird, ganz egal wie sehr Ihr Euch anstrengt, es jedem recht zu machen. Und damit sind wir auch schon bei dem entscheidenden Knackpunkt: Weshalb müsst Ihr es jedem recht machen? Macht Euch frei von solchen unerreichbaren Ansprüchen an Euch selbst. Tatsächlich muss die einzige Frage lauten, die Ihr Euch ganz ehrlich stellen solltet:

Wen wollt Ihr wirklich aus vollstem Herzen dabeihaben?

Vergesst nicht, es wird das persönlichste, intimste und wohl auch teuerste Fest Eures Lebens. Da bleibt null Raum für faule Kompromisse. Wenn Ihr mit dem netten Vorgesetzten aus dem Büro nicht mehr Zeit verbringt als die Mittagspausen und wenn Ihr mit Tante Inge alle paar Jahre bei Familienfesten so kurz wie möglich sprecht, dann haben sie auf Eurer Hochzeitsfeier wenig zu suchen. An diesem besonderen Tag sollten an Eurer Seite nur die Menschen sein, die Euch privat am nächsten stehen oder die Euch seit Langem konstruktiv durchs Leben begleiten.

Eine ehrliche Entscheidung könnt Ihr nur dann treffen, wenn Ihr jede Erwartungshaltung von außen beiseiteschiebt. Es mag ja sein, dass Euch irgendwann mal jemand auf seine eigene Hochzeit eingeladen hat, mit dem Ihr aber seit Jahren nur noch sporadischen Kontakt habt. Glaubt nicht, Ihr müsstet den Betreffenden jetzt diesen Gefallen erwidern! Es geht bei einer Hochzeit nicht um gesellschaftliche Verpflichtungen, sondern um etwas viel Wichtigeres, Kostbareres: um wahre, echte Gefühle. Genau wie bei der Wahl des Ehepartners.

Aus meiner Perspektive als DJ kann ich Euch versichern: Feiern, bei denen ein wirklich vertrauter Gästekreis zugegen ist, entwickeln immer die größte emotionale Kraft. Es ist von Anfang an greifbar im Raum zu spüren, ob sich Gäste und Brautpaar wirklich nahestehen oder nicht. Im ersten Fall wird die Party garantiert ausgelassener als bei öden Pflichtveranstaltungen mit halb Fremden, wo den meisten nicht mehr einfällt, als hinter vorgehaltener Hand über die anderen Schießbudenfiguren zu lästern.

Im Fall von Tante Inge hätte der Verzicht darauf, sie einzuladen, sämtlichen Anwesenden jede Menge negativer Schwingungen und dem Brautpaar gewaltigen Ärger erspart. Denn Tante Inge gehört zu der Sorte Mensch, die nur ihre eigenen Wertvorstellungen anerkennt und der es völlig wurscht ist, wie ein mehr als zwanzig Jahre jüngeres Paar und seine Freunde die Welt sehen. Aber dazu später mehr.

Natürlich ladet Ihr die jeweiligen Lebenspartner Eurer Freunde mit ein, auch wenn Ihr die vielleicht noch gar nicht kennt. Schließlich ist die Hochzeit das Fest der Liebe. Die Liebsten Eurer Lieben solltet Ihr nicht ausgrenzen, und das ist bei Hochzeiten glücklicherweise auch nur sehr selten der Fall.

Umso häufiger passiert es leider, dass die Kinder von Gästen ausgeladen werden. Einen Hinweis auf der Einladung, man möge doch den Nachwuchs bitte zu Hause lassen, finde ich ehrlich gesagt skandalös. Zwar kann ich den Wunsch halbwegs nachvollziehen, »ungestört« im Kreis von Erwachsenen zu feiern. Aber welches Fest, wenn nicht eine Hochzeit, steht denn sonst für Familie? Das ist Leben, das ist Freude, das ist der Schritt in die gemeinsame Zukunft. Natürlich dürfen, nein, sollen Kinder mit dabei sein!

Damit das Ganze nicht zu chaotisch wird und für die Kleinen zu langweilig, solltet Ihr eine zuverlässige Betreuung organisieren. Am besten engagiert Ihr einen Profi, der sich in einem eigens zur Verfügung stehenden Raum mit dem Nachwuchs befasst.

Es könnte aber auch jemand aus Eurem Freundes- oder Verwandtenkreis sein, der Spaß am Umgang mit Kindern hat und der dies als ganz persönliches Hochzeitsgeschenk sieht. Legt den Gästen mit Anhang nahe, gern etwas mehr Spielzeug mitzubringen, das auch von anderen Kindern genutzt werden kann. So lässt sich ohne großen Aufwand eine kleine Spielecke einrichten, wo die Kleinen ungestört malen und basteln können.

Wenn Ihr in einem Hotel oder Gasthaus feiert, könnt Ihr die Gäste mit Nachwuchs dort unterbringen, so dass die Kleinen zu späterer Stunde ins Bett gebracht und per Babyfon überwacht werden können. Auch hierfür würde sich eine professionelle Kinderbetreuung anbieten. Sicher, es kostet etwas mehr, aber Ihr und Eure Freunde könnt Euch umso gelöster der Feier hingeben.

5 Personengruppen, die Ihr besser nicht einladen solltet: