Der Naturwissenschaftler Dipl.-Math. Klaus-Dieter Sedlacek, Jahrgang 1948, lebt seit seiner Kindheit in Süddeutschland. Er studierte neben Mathematik und Informatik auch Physik. Nach dem Studienabschluss 1975 und einigen Jahren Berufspraxis gründete er eine eigene Firma, die sich mit der Entwicklung von Anwendungssoftware beschäftigte. Diese führte er mehr als fünfundzwanzig Jahre lang. In seiner zweiten Lebenshälfte widmet er sich nun seinem privaten Forschungsvorhaben. Er hat sich die Aufgabe gestellt, die Physik von Information, Bedeutung und Bewusstsein näher zu erforschen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Jahr 2008 veröffentlichte er ein aufsehenerregendes und allgemein verständliches Sachbuch mit dem Titel „Unsterbliches Bewusstsein – Raumzeit-Phänomene, Beweise und Visionen“. Er ist der Herausgeber der Reihe „Wissenschaftliche Bibliothek“.
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Sonderauflage von
Professor Allman auf der Suche nach der Weltformel
© 2008, 2016 Klaus-Dieter Sedlacek
Cover: Sedlacek
Internet: http://klaus-sedlacek.de
Herstellung und Verlag:
Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7412-1700-5
Von Dr. Emanuel S. Allman
Professor für Physik an der Albert-Einstein-Universität von Quantum City
Die Dichtung ist verpflichtet, sich nach den Möglichkeiten zu richten. Die Wahrheit nicht. (Mark Twain)
Wenn einiges auch unmöglich erscheint, so ist es doch die Wahrheit über mich und mein Team, über meine Suche nach der Weltformel, über meine wissenschaftlichen Arbeiten und Forschungen, über mein Denken und mein Handeln.
Der Autor, ein Freund und Kollege von der mathematischen Disziplin, hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht in vielen Gesprächen und Interviews, abends und häufig bis in die Nacht hinein, bei einem Gläschen Malaga unseren Berichten zu lauschen und unsere Motive zu erforschen. Seine Frau Lady Constance versorgte uns liebevoll mit Essbarem und redigierte die Textentwürfe. Wenn ich von »unseren« Berichten rede, dann meine ich außer meiner Wenigkeit, die Kryptozoologin und Medizinerin für Tropen- und Extraterrestrische Medizin Dr. Heroine Embassy, den vom Spezialeinsatzkommando stammenden Sicherheitsexperten Pit Plonk und meinen erst 16-jährigen Assistenten, Ingenieur und technischem Genie, Daniel R. Josten, mit dem mich ein freundschaftliches Verhältnis verbindet.
Jetzt, nachdem der Autor alles aufgeschrieben hat, der Bericht über die Reisen und wie es dazu kam, fertiggestellt ist, kann ich nur gratulieren. Besser hätte ich selbst nicht über mich schreiben können. Die übrigen Teammitglieder haben mir das gleichfalls versichert. Der Bericht ist genau und spannend geschrieben wie ein Roman.
Ich muss gestehen, ich bin froh, dass die Welt die vorliegende Erzählung aus objektiver Feder erhält. Sie wird dadurch glaubwürdiger, als wenn ich sie selbst geschrieben hätte.
Ich möchte meiner lieben Frau Elisabeth und meinen Töchtern Kathrin und Charlotte danken. Einmal für ihre Geduld und Toleranz, die sie meinem häufigen Aufenthalt fern von zu Hause in parallelen Universen entgegenbringen und auch für ihr geduldiges Zuhören und ihre Fragen, wenn ich sie am Wochenende mit schwierigen wissenschaftlichen Diskursen nerve.
Den Lesern wünsche ich beim Nacherleben unserer Abenteuer mindestens ebenso viel Vergnügen, wie mir die Erinnerung daran selbst bereitet.
Emanuel S. Allman
Es riecht nach Außergewöhnlichem, nach dem wichtigsten wissenschaftlichen Ereignis der letzten Jahre und nach Sensation. Hans Griffel, kahler Kopf, große Nase, Reporter der Neuen Quantum Nachrichten ist nicht der Einzigste mit einem Riecher für besondere Ereignisse. Im großen Hörsaal der Albert-Einstein-Universität rutscht er unruhig auf seinem harten Stuhl hin und her und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Der Hörsaal selbst quillt über infolge der großen Zahl an Interessierten, Professoren, Studenten, Journalisten und der Gruppe Zuhörer, die immer gern stört, wenn es etwas zu stören gibt. Eine unerträglich gespannte Atmosphäre liegt in der Luft.
Es geht um den großen Forschungspreis, den 50 Millionen an Geld für Forschungsmittel, welche die Paul-Gotham-Stiftung für den Sieger eines Wettbewerbs ausschrieb. Die Albert-Einstein-Universität steht dabei in Konkurrenz mit der ebenfalls in Quantum City ansässigen Francis-Drake-Universität. Es geht darum, welche Universität den wissenschaftlichen Beweis erbringt, dass Reisen im Multiversum praktisch möglich sind und es geht um die Ehre des Professors, der ankündigte, er könne solche Reisen demonstrieren. Es bezieht sich nicht zuletzt auf Professor Allman und seine Erfindung den Timeponder. Man munkelt, sein erst 16-jähriger Assistent Daniel Josten, ein ausgebildeter Ingenieur, soll den Timeponder mitentwickelt haben. Was für eine Sensation.
»Das müssen sie sein, da vorne«, denkt Griffel. »Einmal Professor Allman, der große, kräftige Mann, mit vielleicht 43 Jahren, 1,80 m Größe und dem auf wenige Millimeter gestutzten Vollbart. Er sieht sympathisch aus mit seinem gerundeten Gesicht und den lebhaften, freundlich durch die Brille blitzenden Augen. Daneben der junge Mann, einen halben Kopf kleiner, das bartlose ovale Gesicht mit Brille, der Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten auf die kurzen Haare gesetzt. Dazu die Safariweste über seinem lockeren T-Shirt und die modischen Hüftjeans. Die sehen tatsächlich so aus, wie sie mir beschrieben wurden.«
Professor Dr. Emanuel S. Allman steht in seinem karierten braunen Jackett mit rotem Schal vor der großen Projektionsleinwand unweit des Hörsaalprojektors und scheint sich zu konzentrieren.
Die Uhr zeigt 10 vor 11 Uhr. Allman fühlt die neugierigen Blicke und die zunehmende Spannung im Saal. Er versucht, seine Gedanken zu sammeln. »50 Millionen für die Uni«, denkt er dabei und seine Hände werden feucht. »Ich muss sie holen, ich will sie holen, ich werde sie holen«, beschwört er sich selbst.
Noch immer strömen Menschen in den schon vollen Hörsaal. Allmans Gedanken wandern rastlos weiter. Er schaut durch ein Hörsaalfenster und schaut auf die glasgeschützte Fußgängerbrücke, die den Fluss überquert. Er sieht die Menschen über die Brücke eilen, mehr als sonst um diese Zeit. Er sieht die belebte Straße zwischen dem West River und der Universität, sie ist schon zugeparkt. Ein glasüberdachtes Ausflugsboot, 50 m entfernt, hat gerade angelegt. »Es sind nur 50 m«, träumt er mit offenen Augen. »50 m bis zur Entdeckung von Neuem, Unbekanntem.«
Seine Gedanken wechseln zurück zum Thema. Er beschwört sich: »Es muss mit dem Timeponder klappen, die Weltformel zu entdecken. Nebenbei kann ich andere Welten sehen, andere Zeiten erleben. Heute zeige ich den Menschen, wie das Reisen im Multiversum ganz einfach geht, ab heute wird die Welt nicht mehr die gleiche sein.«
Plötzlich muss er seufzen.
»Professor, was ist?« Allman hört es nicht. Die Frage wird lauter: »Professor, Professor, ist alles in Ordnung?«
Allman dreht sich langsam um. »Ach, Dan«, sagt er und wendet sich zu seinem jungen Assistenten, der in Wirklichkeit Daniel Josten heißt. »Mir ist etwas eingefallen, Dan. Ich hab mir gerade vorgestellt, was wäre, wenn unser Versuchstier ausreißen würde, die weiße Ratte, hier im Hörsaal. Sie würde laufen, springen durch die Menge, zwischen die Beine, sie würde die Füße der Frauen streifen. Das würde unsere ganze Präsentation ins Lächerliche ziehen.« Wieder entfährt ihm ein Seufzen.
»Aber Professor.« Der eher einem Schüler als einem diplomierten Ingenieur gleichende Daniel ist leicht pikiert. »Ich habe alles sorgfältig vorbereitet. Mir reißt kein Versuchtier aus.« Daniel, mit 65 kg, die er auf die Waage bringt und seinen linkisch wirkenden Bewegungen, scheint in permanenter Unruhe. Er zappelt rum, fummelt in seinen Taschen, ist aber dennoch absolut zuverlässig, absolut loyal gegenüber Allman. In seiner braunen Lederweste mit den zahlreichen Außentaschen macht er den Eindruck, als wolle er auf Safari gehen. Das Aussehen täuscht. In den Taschen der Weste befindet sich fast nichts, was für eine Safari geeignet wäre, sondern Werkzeug, Ersatzteile und hunderterlei nützliche Dinge, die nur ein Techniker, ein Ingenieur, ein Tüftler, brauchen kann.
»Dan, es ist drei Minuten vor 11 Uhr, ich möchte gern pünktlich beginnen«, dabei schaut Allman durch den überfüllten Saal. Stühle aus anderen Hörsälen sind herbeigeschafft worden. Kollegen, Journalisten, Leute aus der Wirtschaft, Studenten, alles bunt gewürfelt, viele stehen, andere sitzen, einige hocken auf den Stufen des ansteigenden Hörsaals.
Daniel blickt leicht irritiert auf seine robuste Uhr, die einem altertümlichen Wecker ähnelt und sein linkes Handgelenk ziert. Bei der Größe des Gehäuses muss es offensichtlich noch anderen Zwecken dienen, als nur die Zeit anzuzeigen. »Es stimmt – die Zeit rast dahin«, murmelt er kaum hörbar.
»Kann ich anfangen, hast du noch mal alles überprüft?« Während Allman nicht respektlos, sondern freundschaftlich Daniel mit 'Du' anredet, ist Daniel beim respektvollen 'Sie' aus seiner Studentenzeit geblieben. Allman hat Daniel einmal gebeten, ihn mit 'Du' anzureden, aber Daniel wollte dies nicht.
»Professor, Sie können sich darauf verlassen, ich hab gestern im Labor den Timeponder nochmals ausprobiert, bin den technischen Teil unserer heutigen Präsentation Schritt für Schritt durchgegangen. Es wird klappen. Sie können sich auf mich verlassen.«
»Das weiß ich doch Dan. Okay, dann lass uns anfangen. Wünschen wir uns Glück, Dan.«
»Nicht Glück, Professor, Gelassenheit, Konzentration, innere Ruhe«, und während Daniel das wie ein weiser Mensch ausspricht, lutscht er einen Mentholbonbon, den er immer lutscht, wenn er selbst in Spannung ist und besonders rumzappelt.
»Danke, Dan, ich halte mich daran, nicht die Ruhe zu verlieren – ich hoffe nur, dass kein Punkt kommt, an dem es von Nachteil wäre, sie zu bewahren.«
In der Nacht vor Allmans Präsentation geschah etwas, was diese beeinflussen wird und was ihm bestimmt keine Ruhe lassen würde, wenn er davon wüsste.
Es klopfte Punkt ein Uhr zehn an Zimmer 326 vom »Happy Tourist«, einem einfachen Stundenhotel im Rotlichtviertel von Quantum City. Dort gibt es einen diskreten Hintereingang und es wird nicht viel gefragt, solange die Bezahlung stimmt. »Wer ist da?«, rief es von innen. »Nummer Drei«, kam als Antwort.
»Einen Augenblick, Nummer Drei, ich öffne gleich.« Ein Mann mit schmalem spitzen Gesicht, stechenden Augen, knapp unter 1,70 m, in schwarzen Jeans und dunkelgrauem Pullover, ging zur Tür, öffnete bei vorgelegter Metallkette vorsichtig einen Spalt und sah die Person, genannt ‚Nummer Drei’. Diese war durchschnittlich groß, besaß eine eingedrückte Nase wie ein Boxer und trug ebenfalls dunkle Jeans, einen dunklen Pullover und in der Hand einen Koffer. »Wer schickt Sie, Nummer Drei?«
»Unser gemeinsamer Freund X.« Das war offensichtlich die richtige Parole, denn der Spitzgesichtige öffnete die Kette, zog die Tür weiter auf, trat ein wenig zur Seite, deutete mit der rechten Hand in das Hotelzimmer und sagte: »Kommen Sie herein, ich bin Nummer Eins, der Leiter unserer heutigen kleinen Unternehmung.«
Nummer Drei trat ein und sah ein übliches, von zwei Nachttischlampen schwach beleuchtetes Hotelzimmer, mit durchgelegenem Doppelbett, auffällig großblumiger Tapete, zwei kleinen Sesseln und einen Tisch. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, redete Nummer Eins weiter in tadelndem Ton: »Sie sind spät, zum Glück nicht zu spät. Nun gut, dort auf dem Bett sitzt Nummer Zwei.« Dabei deutete er auf einen dicken, ungepflegten, unrasierten Typ, der wie die anderen in dunklen Jeans und einem dunklen, muffig nach Zigarettenrauch stinkendem, seit langem nicht mehr gewaschenen Pullover, gekleidet war. »Und dann ist da noch Nummer Vier.« Nummer Eins deutete auf einen kräftigen großen Mann, der im Sessel neben dem Bett saß und dessen einzig auffälliges Kennzeichen eine Narbe über dem rechten Auge war.
»Wir sind jetzt vollzählig. Bevor ich über unsere heutige Aufgabe rede, möchte ich gern sehen, was Sie uns mitgebracht haben, Nummer Drei. Packen Sie es einfach aus und führen Sie es uns vor.«
Der so Angeredete legte seinen billigen Plastikkoffer aufs Bett neben Nummer Zwei und zog einen Sack aus Kunststofffolie heraus, undurchsichtig und etwa 1,90 m lang.
»Was soll denn das, wollen Sie uns verarschen«, brauste Nummer Eins auf. »Ich hab um eine erstklassige technische Lösung gebeten, wenn wir einen von Videokameras überwachten, dreißig Meter langen Flur entlang gehen müssen. Wenn wir uns in solchen Säcken verstecken, dann lacht sich der Sicherheitsdienst erst krank und schnappt uns anschließend.«
Nummer Drei beschwichtigte: »Immer mit der Ruhe, Nummer Eins, warten Sie es ab. Ich werde Ihnen jetzt zeigen was passiert, wenn ich den Sack, wie sie es nennen, überziehe.« Dabei stellte er sich vor die Blumentapete und zog den Sack über. Dieser reichte bis zum Teppichboden und verdeckte sogar die Schuhe.
Nummer Eins blieb ungeduldig: »Und jetzt, was passiert jetzt? Ich sehe nur einen großen Sack, mit einem Mann drin, Sie Witzfigur.«
»Moment.« Nummer Drei behielt die Fassung.
»Was heißt »Moment«? Jetzt machen Sie schon, wir haben nicht ewig Zeit.« Nummer Eins wurde wütend.
Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen, erblickte man an der Stelle, an der gerade noch der Sack zu sehen war, nur die Blumentapete. Die Männer waren fassungslos. »Licht, mehr Licht, ich brauche Licht«, schrie Nummer Eins. »Ich will sehen, wo der verdammte Kerl geblieben ist.«
»Ruhe, ruhe, nicht so laut«, meldete sich Nummer Vier, der Typ mit der Narbe, leise zu Wort. Nummer Zwei grunzte nur.
»Ich bin immer noch da«, rief auf einmal die Blumentapete.
Nummer Eins hatte den Lichtschalter für die Deckenbeleuchtung gefunden und schaltete das Licht ein. Jetzt sahen alle, dass in einem halben Meter Abstand vor der Blumentapete eine exakt gleich gemusterte Blumentapete im Raum stand.
»Ich zeige Ihnen, was passiert, wenn ich mich bewege«, rief die frei stehende Tapete und bewegte sich langsam nach rechts. Das Muster auf der sich bewegenden Tapete ging in der gleichen Geschwindigkeit nach links, wie die Tapete nach rechts wanderte. Es schien, als ob der Sack, der Nummer Drei verbarg, durchsichtig war wie Glas.
»So, das reicht jetzt«, rief Nummer Drei, während aus der wandernden Tapete wieder eine graue undurchsichtige Folie wurde.
»Wie geht das, wie haben Sie das gemacht?«, fragte Nummer Eins mit Staunen und in friedlicherem Ton.
»Nun, Sie kennen doch alle diese flachen großen Fernsehschirme, die man an die Wand hängt. Der Sack funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip. Die Folie des Sacks besteht aus winzigen organischen Leuchtdioden, durchsetzt von Miniaturkameras. Es gibt einen Unterschied zum Fernsehschirm: Was auf der Rückseite gescannt wird, wird auf der Vorderseite abgebildet. Dadurch kommt ein Effekt zustande, als wäre die Folie durchsichtig wie aus Glas. Alles, was innerhalb des Sacks ist, wird für die außenstehenden Personen praktisch unsichtbar. Die Folie ist sehr biegsam, hat einen großen Blickwinkelbereich von 170 Grad und braucht nur wenig Batteriestrom. Und noch etwas: Wer innerhalb des Sacks ist, bekommt die Außenwelt nach innen abgebildet. So sieht er sein Umfeld genau. Wir nennen den Sack übrigens Chamäleon, weil mit ihm mindestens eine ebenso gute Tarnung möglich ist, wie bei dem Tier mit dem gleichen Namen.«
»Mann, das ist ja klasse«, staunte Nummer Eins. Jetzt erklären Sie uns nur noch, wie wir, ohne jemand aufmerksam zu machen, den 30 Meter langen Flur entlang gehen können.«
»Nicht gehen«, antwortete Nummer Drei, »sondern an der Wand entlang tasten.«
»Wieso tasten? Sie sagten doch, man kann innen was sehen?«
»Auf keinen Fall darf hinter der getarnten Person freier Raum sein, wegen der Parallaxe des Projektionsbildes auf der Vorderseite.«
»Wegen was?«, wagte Nummer Eins einzuwenden.
»Wegen der Parallaxe.« Nummer Drei sprach das Wort betont langsam aus. »Parallaxe ist einfach eine Verschiebung des Bildes, die man nur sieht, wenn man von schräg drauf schaut. Und eine in Deckennähe angebrachte Kamera schaut immer schräg drauf.«
Die dunkel gekleideten Männer mit ihren finsteren Absichten waren stumm vor Staunen. Nummer Drei erklärte weiter: »Es bleibt nur die Möglichkeit, sich an der Wand entlang vorwärts zu tasten, wenn man nicht will, dass die Überwachungskamera den Flur wie durch eine seltsam verzerrende Linse sieht. Unsere Versuche haben ergeben, dass dann die Parallaxe minimal ist und somit die bestmögliche Tarnung erreicht wird. Die Kamera sieht auf diese Weise praktisch nur Wand, nichts als Wand und das ohne Verzerrung.«
»Oh Mann, mir wird von Ihren Erklärungen ganz schwindlig«, stöhnte auf einmal der dicke Nummer Zwei.
»Okay«, meinte Nummer Eins. »Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Ich erkläre jetzt den Plan. Wir wollen in ein physikalisches Labor der Universität eindringen, sodass praktisch keine Spuren zurückbleiben. Zumindest keine Spuren, die auf irgendwelche unserer Absichten schließen lassen. Speziell muss ich in den Raum 231 im 2. Stock rein und dort für etwa eine Stunde bleiben.«
»Und was wollen Sie dort, Nummer Eins?«, fragte Nummer Vier in leicht misstrauischem Ton.
»Das geht Sie gar nichts an«, entgegnete Nummer Eins scharf.
Vier war hartnäckig: »Okay, nur zum Verständnis, um die Gefahrensituation einzuschätzen. Nehmen wir irgendetwas mit, ein Gerät oder so was? Gibt es eine Beute oder legen wir eine Bombe? Gehört das Labor einem bekannten Professor?«
»Nein, wir nehmen nichts mit, es gibt keine Beute, wir legen keine Bombe, wir machen nichts kaputt, wir hinterlassen keine Spuren. Es ist eine ganz einfache, ungefährliche Angelegenheit.«
»Was zum Teufel wollen wir dann dort?«, entfuhr es Nummer Vier.
»Schluss mit der Fragerei. Jeder von Ihnen ist nur für eine kleine Teilaufgabe angeheuert: Nummer Zwei für den Einbruch durch den Heizungskeller, Nummer Drei für die Tarnung im videoüberwachten Gang, Nummer Vier für das Knacken des Zugangscodes zum Raum 231. Mehr will ich von Ihnen nicht, mehr braucht Sie nicht zu interessieren und Sie werden dafür außerordentlich gut bezahlt«, entgegnete Nummer Eins mit äußerster Schärfe. »Für den Rest bin ich selbst verantwortlich.«
»Also gut«, beruhigte sich Nummer Vier, »aber wenn Sie uns linken, dann Gnade Ihnen Gott. Dann werden Sie wünschen, dass Sie jeden Sonntag ihre Sünden beichten gegangen wären.«
»Können wir den Plan jetzt weiter durchgehen? Danach wird es höchste Zeit zu starten«, lenkte Nummer Eins ab.
Von Nummer Zwei, Drei und Vier war zustimmendes Gemurmel zu hören.
Im überfüllten großen Hörsaal steigt die Spannung weiter. Allman schaltet den Projektor für seine Folien ein, dunkelt die Saalbeleuchtung ab und spricht mit kräftiger Stimme ins Mikrofon: »Ich begrüße Sie, meine Damen, meine Herren, liebe Studenten, verehrte Kollegen.« Augenblicklich verstummt der Lärm, das Geschnatter wird zu leisem Wispern, Flüstern und weicht gespannter Aufmerksamkeit. »Die meisten von Ihnen kennen mich, mein Name ist Emanuel Allman, Professor für Physik, hier an der Universität. Dort rechts von mir, vor dem rucksackgroßen Gerät, das ich Ihnen heute vorführe, steht mein junger Assistent, Daniel Josten, der großen Anteil an der Entwicklung des Timeponders hat.«
Dan fühlt gewaltigen Stolz in seiner Brust aufkeimen, als Allman seinen Anteil an der Entwicklung des Timeponders öffentlich vor dem großen Auditorium erwähnt.
»Man sagt zwar immer, ein Professor ist jemand, der andere Leute in den Schlaf redet, aber ich hoffe, dass ich Ihnen mit der heutigen Präsentation des Timeponders den unzeitigen Schlaf rauben werde.«
Die Lacher im Auditorium werden unterbrochen durch eine Unruhe in den letzten Reihen. Ein spitzgesichtiger junger Mann in dunklem Anzug zischt die Umstehenden halblaut an: »Platz. Gehen Sie zur Seite. Machen Sie endlich Platz für Professor Blackbeard.« Er gibt einem sitzenden und verdattert schauenden Studenten einen Tritt gegen das rechte Schienbein. Ein Raunen geht durch den Saal: »BB kommt«, flüstern einige. »Wer?«, fragt jemand. »Bella Blackbeard, bei den Studenten einfach BB genannt«, antwortet ein anderer. »Die will auch den Forschungspreis?«, flüstert wieder jemand.
Bella Blackbeard, mittleren Alters, nur wenige Zentimeter kleiner als Allman, hat glatte, schwarze, kurz geschnittene Haare und ist stark geschminkt. Sie lässt ihre graugrünen Augen in die Runde blitzen. An ihren knochigen Fingern, die durch lange Fingernägel nicht gerade verschönert werden, trägt sie auffallend viele dicke Ringe. In ihrem extravaganten Kostüm gleicht sie eher einer Boutique-Besitzerin als einer Wissenschaftlerin. Sie ist Professor für Physik an der Francis-Drake-Universität, der zweiten Universität von Quantum City. In der letzten Reihe setzt sie sich auf dem frei gewordenen Platz, nachdem der getretene Student vor Schreck aufgesprungen ist und Platz gemacht hat.
»Oh, guten Tag, Professor Blackbeard, meine hochverehrte Kollegin. Ich freue mich über ihr Interesse an meiner Erfindung«, dröhnt Allman ins Mikrofon.
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Allman, mein einziges Interesse ist Ihr Scheitern. Ich will mir das Vergnügen gönnen, Ihren heutigen Misserfolg zu sehen«, antwortet BB mit lauter, hart klingender Stimme und einem berechnenden Ausdruck im Gesicht.
Allman denkt nicht daran, den kleinen Schlagabtausch mit seiner Intimfeindin BB fortzusetzen, zu wichtig ist ihm das Thema »Timeponder«.
»Nun, meine Damen, meine Herren, was sind die Ziele, die wir, mein Team und ich, mit dem Timeponder verfolgen?«, stellt Allman als rhetorische Frage.
»Sie wollen die 50 Millionen«, platzt ein Student vorlaut heraus und verursacht verhaltene Lacher im Auditorium.
Allman hat sich im Griff, ist ruhig und sicher: »Das ist ein Vorurteil, junger Mann, und dem Ernst des Themas nicht angemessen. Übrigens sagte Albert Einstein einmal: Es ist leichter einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.« Nach einer kleinen kunstvollen Pause fügt er hinzu: »Aber zur Sache.« Und während des Redens projiziert er die Folie mit den Zielen auf die Leinwand. »Erstens: Der Timeponder soll eine praktisch einsetzbare Maschine sein, zur Erforschung des Multiversums. Zweitens: Der Timeponder soll uns Expeditionen und Reisen in andere Welten, andere Zeiten, andere Universen ermöglichen. Drittens, und das ist für mich persönlich das höchste Ziel: Mithilfe der Timeponder wollen wir endlich die Weltformel entdecken, die Formel, welche die Welt erklärt, die den Anfang von allem aufdeckt, die den Sinn des Lebens im Zusammenhang mit Geist und Bewusstsein verstehen lässt.« Allman redet sich sichtlich in Erregung, er fährt fort und wiederholt: »Wir wollen mithilfe des Timeponders die Weltformel entdecken, die der Schlüssel zu allem Machbaren, der Schlüssel zu allem Wissen, der Schlüssel zu allem Können ist.« Allman hält kurz inne, um die Erregung, die sich seiner bemächtigt hat, wieder abklingen zu lassen. Das Auditorium spürt dies, fühlt mit und ist ergriffen still für zwanzig Sekunden.
»Professor Allman«, meldet sich ein kleine, junge, mit ihrem hübschen Gesicht, großen Augen und langen Haaren, apart aussehende Studentin zu Wort, »darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
Allman ist wieder voll da: »Ja, bitte.«
»Professor Allman, mit den Zielen, die Sie uns genannt haben, heißt das nicht Gott ins Handwerk pfuschen, darf man denn solche Ziele haben?«, fragt das hübsche Mädchen mit ihrem sanften Stimmchen.
Allman schmunzelt: »Wir Quantenphysiker dürfen das schon, wir denken über die Entstehung des Universums anders, wie Sie wissen.« Und er fährt nach zwei Sekunden Pause, in der ein paar verhaltene Lacher zu hören sind, fort: »Hat sonst noch jemand eine Frage zu den Zielen?«
»Ja, hier.« Griffel erwacht aus seiner fast ehrfürchtigen Erstarrung und hebt seine rechte Hand. »Professor Allman, mein Name ist Griffel. Ich bin Reporter von den Neuen Quantum Nachrichten und Laie auf dem Fachgebiet der Physik. Können Sie nicht für mich und unsere Leser kurz und verständlich erläutern, was das Multiversum ist?«
Ein leises zustimmendes Flüstern geht durch den Saal.
»Nun Herr Griffel, wenn wir Physiker unsere eigenen Theorien, insbesondere die Quantentheorie, ernst nehmen, dann können wir nicht glauben, dass unser beobachtbares Universum die einzige Wirklichkeit ist. Unser Universum ist nur ein Teil der gesamten Wirklichkeit. Es gibt viele Universen, sehr, sehr viele sogar, die parallel zu unserem Universum existieren. Wir nennen die Gesamtheit aller parallel zu unserem Universum existierenden Universen Multiversum«, erklärt Allman in ruhigem Ton, während das Publikum im Saal gespannt lauscht.
»Verstehe ich Sie richtig, Professor Allman, gibt es auch ein Universum, in dem die Saurier überlebt haben?«, fragt Griffel aufgeregt.
»Ja, das haben Sie richtig verstanden, Herr Griffel, und nicht nur das, es gibt ein Universum, in dem ihre verstorbenen Verwandten noch leben oder ein Universum, in dem der Diktator Saddam Hussein noch lebt und mit Jacqueline Kennedy glücklich verheiratet ist.« Allman fühlt heimlich Freude aufkommen, über das volksnahe Beispiel, das ihm geglückt scheint. Doch einige Leute im Auditorium werden unruhig und zischen.
»Okay, das war kein gutes Beispiel, aber Sie wissen jetzt was ich meine und können selbst weitere Beispiele machen«, beschwichtigt Allman.
»Dann gibt es also auch ein Universum, in dem Zauberei möglich ist, wie in den Fantasyromanen«, platzt Griffel raus.
»Nein, nein, genau das gibt es nicht.« Allman wird ungeduldig und lauter. Die ersten Schweißperlen zeigen sich auf seiner Stirn.
»Es gibt nur solche Universen, in denen die Naturgesetze gelten und Zauberei gehört wirklich nicht zu den Naturgesetzen. Aber lassen Sie mich jetzt bitte mit der Präsentation fortfahren. Ich muss Ihnen den Timeponder erklären, damit Sie den physikalischen Vorgang verstehen, den sie sehen werden und dies nicht womöglich für Zauberei halten.«
Im Saal steigt die Spannung noch mehr. Allman projiziert eine neue Folie, ein Schemabild des Timeponders. »Der Timeponder besteht aus nur sechs wesentlichen Bestandteilen und ist nicht größer als ein Rucksack. Hier sehen sie die Steuereinheit, einen Quantenrechner, den schnellsten, den es gibt. Links daneben ist der Vakuumenergie-Generator, der die nötige Energie aus dem Quantenvakuum extrahiert.« Allman zeigt auf eine verschlossene Röhre, mit dem Aussehen einer Thermosflasche. »Rechts neben der Steuereinheit, in dem zigarettenschachtelgroßen Kästchen befindet sich der Scanner, der die zu portierenden Objekte erfasst. Oben auf dem Quantenrechner sitzen zwei Spezialkristalle. Der eine zur Wurmlocherzeugung für Wurmlöcher in atomarer bis molekularer Größe und der zweite für die eigentliche Transposition.
»Professor«, ruft ein ungeduldiger Student. «Professor, lassen Sie doch die Theorie, zeigen Sie uns endlich, was Sie zu zeigen haben.«
»Junger Mann, in ihrem Alter war ich auch ungeduldig, aber tun Sie einfach so, als hätten Sie Geduld. Dann werden Sie belohnt durch das was Sie sehen und erkennen.« Allman bleibt jetzt gelassen und erklärt weiter: »Dieser zweite Kristall schickt die Materiewellen der zu transponierenden Objekte durch die vom ersten Kristall erzeugten Wurmlöcher.«
»Professor Allman«, ruft auf einmal ein älterer Herr mit gepflegten grauen Haaren und Brille. »Woher weiß das Gerät, in welches Universum es die Materiewellen zu schicken hat?«
»Danke für die Frage, Herr Kollege, aber wenn Sie nur noch einen Augenblick gewartet hätten, dann hätte ich es sowieso erklärt. Sehen Sie hier den 30 cm langen Stab aus Metall unter der Steuereinheit? Das ist die sechste und letzte Einheit, der Torsionsfelddetektor. Sie wissen doch, dass ein universelles holografisches Torsionsfeld das gesamte Multiversum durchdringt. In dem holografischen Torsionsfeld sind alle jemals existierenden Informationen aus allen Zeiten und allen Universen gespeichert. Das brauchen wir mit dem Detektor nur zu erfassen und mit dem Quantenrechner auszuwerten.«
Im Saal wird es langsam unruhig. Allman muss sich den Schweiß von seiner Stirn wischen. Die zunehmend verbrauchte Luft macht ihm zu schaffen: »Ein letztes Wort«, ruft er in den Saal und macht eine kleine Kunstpause. »Ich weiß, dass das ganze Thema schwierig ist, aber Ihre Geduld wird belohnt. Mein Assistent Daniel Josten wird Ihnen gleich den Timeponder praktisch vorführen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
Der ganze Saal hält einen Augenblick den Atem an, dann tost der Beifall. Minuten lang wird auf die Tische geklopft. Allman sucht sich den für ihn reservierten Stuhl in der vordersten Reihe und lässt sich mit einem Seufzer der Erleichterung nieder.
Dan, der die ganze Zeit während Allmans Vortrag fünf Meter rechts von ihm, erst vor, dann hinter einem Tisch, mit dem Timeponder stand, tritt hervor: »Meine Damen, meine Herren. Ich möchte mich nicht lange mit Vorreden aufhalten, sondern ihnen nur kurz den Versuchsaufbau erläutern.«
»Hört, hört, unser Streber hat wieder etwas zu sagen«, kommt ein Zwischenruf aus der studentischen Zuhörerschaft.
Dan kneift die Augen zusammen. Nervös zupft er an seiner Baseballkappe, deren Schild nach hinten weist. Dann runzelt er die Stirn, sodass er aussieht wie ein geknautschtes Sitzkissen. Gleich darauf entschließt er sich, nicht auf den Zwischenruf einzugehen und redet weiter, als habe er nichts gehört.
»Hier, vor dem rucksackgroßen Timeponder steht eine Glasglocke mit einer hungrigen Laborratte drin.« Eine junge Frau kichert, aber Dan beachtet sie nicht. Während er spricht, schaltet er die vor der Glasglocke stehende Kamera auf den Projektor um. Auf der Leinwand erscheint eine weiße, Nahrung suchende, an der Glaswand schnuppernde Ratte, deren Größe durch die Projektion auf zwei Meter aufgebläht wird. Ein Raunen geht durch den Saal.
»Und jetzt schauen Sie bitte einmal fünf Meter höher unter die Saaldecke, dort ist eine weitere Glasglocke mit einer Kamera davor angebracht. Wenn ich die Kamera umschalte zur oberen Glasglocke, dann sehen Sie, dass diese noch leer ist. Und wie nicht weiter verwunderlich, erscheint auf der Leinwand die leere Glasglocke ins Riesenhafte vergrößert.« Allman sitzt zwischenzeitlich ganz entspannt auf seinem Stuhl, er hat volles Vertrauen zu Daniels Fähigkeiten.
»Ich werde Ihnen zwei Versuche zeigen«, fährt Dan fort. »Der erste Versuch ist die einfache Transposition der Ratte von der unteren Glasglocke in die obere und der zweite Versuch demonstriert die Transposition der Ratte in ein anderes Universum und wieder zurück.«
Bella Blackbeard kann sich nicht mehr zurückhalten und ruft mit scharfer Stimme nach vorne: »Das kann jeder behaupten, anderes Universum.« Sie senkt bei dem Wort Universum abfällig ihre Stimme. »Dabei ist die Ratte durch Ihre faulen Tricks dann einfach verschwunden.«
»Hochverehrte, gnädige Frau Professor Blackbeard.« Dan wählt für einen Jugendlichen, der er trotz seines Ingenieurdiploms immer noch ist, ungewöhnlich höfliche Worte. »Selbstverständlich bringe ich den Beweis, dass die Ratte in ein anderes Universum transponiert wird. Die Ratte ist hungrig, wie man sieht. Sie wird sich irgendetwas zum Fressen suchen. Ich transponiere die Ratte zurück, zusammen mit einem Objekt, welches sich in dem Augenblick in ihrer Nähe befindet. Ich bin sicher, es wird der Kadaver eines bei uns zwischenzeitlich ausgestorbenen kleinen Tieres sein. Hier im Saal gibt es genügend Kollegen ...« Dan stockt ein wenig bei den Wort ‚Kollegen’, weil es ihm seltsam vorkommt, von den in ihrer wissenschaftlichen Arbeit ergrauten, doppelt oder dreimal so alten Universitätsangehörigen als ‚Kollegen’ zu reden.
Gleich darauf nimmt Dan seine Rede wieder auf. »Hier im Saal gibt es genügend Kollegen, die dann bestätigen können, dass es einen solchen Kadaver in unserem Universum nicht gibt, dass der Kadaver also aus einem anderen Universum stammen muss.«
Bella Blackbeard ist verstummt. Im Saal hört man vereinzelt Räuspern und Hüsteln, ansonsten sind alle ruhig in gespannter Erwartung.
»Also, dann werde ich jetzt den ersten Versuch starten und schalte hiermit den Scanner ein.« Dan drückt, während er spricht, einen kleinen roten Hebel an der rechten Seite herunter. Ein hohes Summen ist zu hören, die Glasglocke wird von hellweißem Licht eingehüllt. »Und jetzt erfolgt die eigentliche Transposition.« Dan drückt den zweiten kleinen Hebel rechts neben dem ersten herunter. Das Summen wird lauter. Im Saal ist atemlose Stille. Allman schaut mit gespannter Aufmerksamkeit und einem zufriedenen Ausdruck. »Und jetzt erfolgt die eigentliche Transposition«, wiederholt Daniel. Alle warten gespannt auf das, was nun folgen wird. Sie warten, warten eine Minute, noch eine Minute. Dan wird bleich: »Und jetzt sollte eigentlich die Transposition erfolgen«, spricht er wie abwesend.
»Schwindel, alles Schwindel«, ruft Bella Blackbeard. Im Saal kommt Unruhe auf. Allman schaut ungläubig zu Dan und schüttelt fragend seinen Kopf.
Das Rufen von BB bringt Dan zur Besinnung. Seine Stimme zittert, als er sagt: »Verehrte gnädige Frau, ich bezweifle, dass alle Ihre eigenen Versuche auf Anhieb gelingen. Sicher muss die Kalibrierung am Timeponder nur geringfügig anders eingestellt werden. Das liegt an den relativ kleinen Entfernungen hier im Saal. Ich brauche zwei Minuten, dann starten wir den Versuch noch einmal.« Das Publikum im Saal ist dem jugendlichen Ingenieur, der sich so tapfer schlägt, wohlgesonnen und klopft beifällig auf die Tische. Nur in der Reihe von BB sieht man schadenfrohes Grinsen.
Dan bewahrt Ruhe. Schließlich kann er auch nicht wissen, was in der Nacht vor der Präsentation geschah. Er stellt sich hinter den Tisch mit dem Timeponder, öffnet eine briefbogengroße Klappe und tippt auf einer Tastatur, die zum Vorschein kommt, etwas ein. »So, meine Damen, meine Herren, das hat jetzt nicht einmal eine Minute gedauert. Starten wir also den Versuch erneut.« Dan drückt den roten Hebel herunter. Wieder ist der hohe Summton zu hören, die Glasglocke ist in hellweißes Licht eingehüllt. Dann drückt er den zweiten Hebel herunter. Der Saal hält erneut den Atem an. Außer dem Summen ist kein anderer Laut zu hören, kein Räuspern, kein Hüsteln. Das Summen wird lauter.
Nach einer Minute werden einige unruhig. »Wollen Sie uns zum Narren halten«, schreit Bella Blackbeard auf einmal. Die Unruhe wird lauter, Füße scharren, es rumort. Allman kann kaum noch sitzen vor innerer Erregung.
Plötzlich geht ein »Aaah« durch den Saal, erst leise, dann lauter, dann fangen einige Zuschauer an zu klopfen, dann immer mehr. Schließlich klopfen alle Beifall. Die zweite Glasglocke unter der Decke ist jetzt in weißes Licht gehüllt. Das Licht, welches die erste Glasglocke eingehüllt hat, ist ausgegangen, die Ratte verschwunden.
»Moment, warten Sie noch mit ihrem Beifall, bis die Transposition abgeschlossen ist«, versucht Dan zu beschwichtigen, doch das Publikum versteht es aufgrund des Lärms nicht. Nach einer weiteren Minute hört das Summen auf, das Licht bei der zweiten Glasglocke geht aus und jetzt sieht man sie, die Ratte unter der Decke in der Glasglocke. Das Beifallklopfen will nicht aufhören. In Riesengröße auf die Leinwand projiziert und quicklebendig, schnuppert die Ratte an der Glaswand ihres Gefängnisses. Allman ist erleichtert.
Dan strahlt glücklich. Er ruft ins Mikrofon: »Ich kann Ihre Begeisterung verstehen, aber das war nur eine einfache Transposition.« Langsam ebbt der Beifall ab. »Jetzt kommt der zweite Versuch, die Transposition in ein Parallel-Universum. Ich habe mithilfe des Torsionsfelddetektors ein Paralleluniversum ausgesucht, welches gegenüber unserem zeitlich um 150 Millionen Jahre zurückliegt. Da haben wir die größten Chancen, dass wir mit der Ratte zusammen ein Objekt zurückbekommen, welches heute nicht mehr existiert.« Beifälliges Gemurmel ist zu hören.
»Die Ratte fühlt sich wohl, wie Sie sehen, sie ist dort oben auch schon in der richtigen Ausgangsposition. Ich wähle ganz einfach den vorbereiteten Programmablauf für den zweiten Versuch aus und wir können ganz entspannt zuschauen, was passiert.« Dan redet jetzt locker, er fühlt sich sicher. Dann drückt er den Startknopf, der neben den beiden Hebeln sitzt, die er beim ersten Versuch eingeschaltet hat.
Das Publikum kennt schon, was folgt, erst wird die obere Glasglocke in hellweißes Licht eingehüllt, der Timeponder summt in hohem Ton. Beim zweiten Mal ist das nichts Neues mehr und die Aufmerksamkeit lässt ein wenig nach. Auf der Leinwand im Großbild kann man noch nicht erkennen, ob die Ratte verschwunden ist, da das Licht die Sicht behindert. Allman sitzt wieder entspannt auf seinem Stuhl. Bella Blackbeard schaut nach vorn mit versteinertem Gesicht und gibt keinen Ton von sich.
Das einhüllende hellweiße Licht bei der oberen Glasglocke wird schwächer und verlischt. Der Blick ist frei auf den Inhalt der Glocke. Die Glocke ist nicht leer, wie man hätte erwarten können. Jemand im Publikum schreit »Pfui«, andere rufen »Äääh«, »Ekelhaft.« Füße scharren, große Unruhe kommt auf. Die vordere Hälfte der Ratte, in Riesengröße dargestellt, liegt auf dem Boden der Glocke mit geöffneten Augen, geöffnetem Maul, geöffnetem Gedärm. Blut rinnt das Glas herunter. Von der hinteren Hälfte ist keine Spur zu sehen. Dan schaut auf die Leinwand und fühlt, als hätte ihn ein Hammer auf den Kopf getroffen.
Wie auf ein verabredetes Zeichen werden vorbereitete Plakate im Saal hochgehalten, erst zehn, dann noch mal zehn, dreißig mögen es schließlich sein. »Stoppt Tierversuche«, »Stoppt Allman«, »Scharlatane und Pfuscher weg von der Uni«, oder ähnlich lauten die Texte. Der Lärm wird immer größer: Trillerpfeifen, Schreien, Brüllen, viele Leute springen auf, fuchteln mit den Armen.
Allman steigt Blut in den Kopf, er atmet schwer, steht auf und schaut nach hinten. Bella Blackbeard hat sich erhoben, schaut höhnisch lächelnd in die Runde und dann zu Allman. Ihr spitzgesichtiger Begleiter schreit: »Macht den Weg frei.« Nach wenigen Sekunden hat er eine Gasse gebahnt. Bella Blackbeard folgt ihm, verlässt den Saal, ohne sich noch einmal umzuschauen.
Wie auf ein geheimes Kommando bricht das Schreien, Brüllen ab. Etwa dreißig Teilnehmer bahnen sich den Weg, erst durch die vollen Gänge, dann durch die Eingangstür nach draußen. Auch die Störer haben nun den Saal verlassen.
Allman ergreift das Mikrofon und versucht die Situation zu retten: »Meine Damen, meine Herren, ich weiß nicht, was hier gerade abgelaufen ist, ich weiß aber, dass Sie heute im ersten Experiment eine gelungene, so vorher noch nie dagewesene Transposition gesehen haben.« Er macht eine kleine Pause, während der sich die Teilnehmer der Präsentation wieder beruhigen. »Diese gelungene Transposition ist natürlich noch nicht der volle Beweis, dass Reisen im Multiversum praktisch möglich sind, aber den zweiten Teil des Beweises werden wir Ihnen demnächst präsentieren. Bis zum Abgabetermin für die Forschungsarbeit zum Wettbewerb der Paul-Gotham-Stiftung sind noch rund vier Wochen Zeit. Wenn wir die Ursachen herausgefunden und das sicher nur kleine Problem beseitigt haben, werden Sie wieder über die Aushänge, das Internet und auch die Medien informiert und zur Präsentation des zweiten Teils eingeladen. Und ich bin sicher, Sie werden, genauso zufrieden sein, wie mit dem ersten Teil der Transposition. Ich danke Ihnen für Ihr großes Interesse und beende hiermit die heutige Veranstaltung.«
Das war ein kluger Schachzug von Allman, dem Publikum die positiven Teile der Präsentation wieder ins Gedächtnis zu rufen. Kaum hat er geendet, als auch schon Beifall geklopft wird. Nicht so stark, nicht so lang wie nach dem gelungenen ersten Experiment, aber deutlich wohlwollend. Griffel notiert sich: »Randalierer im großen Hörsaal der Universität, aber das Fachpublikum, war von dem Ergebnis des ersten Versuchs begeistert.«
Dann geht Allman zu dem versteinert dastehenden Daniel, der nicht begreifen kann, was passiert ist. Väterlich fasst der Professor ihn am Arm: »Dan, Dan.« Er schüttelt Daniel. »Greif dir den Timeponder und komm.« Dan tut wie ihm geheißen, packt plötzlich hektisch den Timeponder und folgt Allman durch die Tür hinter der Leinwand, den Dozentenzugang des großen Hörsaals.
Fünf Minuten später kommen Allman und Dan in ihrem Refugium an, im Laborbereich, 2. Stock, Raum 231. Allmans Reich, der Raum 231, ist eines von den sechs auf dem 2. Stock liegenden Laborräumen. Auf jeder Gangseite sind 3 Räume von jeweils etwa 80 qm Größe verteilt. Die Eingangstür zu Raum 231 ist etwa 30 m vom Treppenhaus und den Aufzügen entfernt. Eine Videoüberwachung sichert den Gang. Elektronische Schlösser älterer Bauart hindern am freien Zugang. Die Eingangstür zu Allmans Reich lässt sich von außen nur öffnen, wenn man den Zugangscode kennt und eintippt. Von innen lassen sich die Türen auf herkömmliche Weise öffnen.
Allmans Labor besitzt längsseitig eine Fensterfront mit halbhohen Schiebeschränken über die gesamte Länge. Der Raum selbst wird unterteilt durch zwei mannshohe Schrankwände, die senkrecht zur Fensterwand stehen. Dadurch entstehen drei U-förmige Teilräume, die unterschiedlichen Zwecken dienen. Im ersten U stehen in der Mitte vier Schreibtische zu einem Block zusammengestellt. Das ist der Büroteil, der nicht anders aussieht wie Millionen Büros auf der Welt, mit Ordnern, Büchern, allen typischen Büromaterialien und Geräten. Der Schreibtisch, der dem Fenster am nächsten steht, gehört Allman.
Gegenüber dem Büro-Teilraum an der Wandseite ist aus Schränken eine winzige 3 qm große Teeküche geformt.
Im mittleren U von Allmans Reich ist der physikalisch-technische Arbeitsbereich mit der Laborinsel. Die Laborinsel besteht aus zusammengestellten Tischen und Pulten. Dort sind Monitore, Messgeräte, Tastaturen, Kabel, Rechner, diverse physikalische, elektronische und technische Konstruktionen bis in Mannshöhe aufgebaut. An den Raumteilern entlang stehen Tische oder halbhohe Schränke, von denen die meisten ebenfalls mit Gerätschaften belegt sind. Anstelle von bequemen Bürostühlen gibt es hier nur harte dreibeinige Hocker zum Sitzen.
Das letzte U in Allmans Reich ist der Technik- und Lagerraum. Tag und Nacht arbeiten hier Quantenrechner, Torsionsfelddetektoren, Vakuumenergie Generatoren und sonstige, für den Außenstehenden nicht näher definierbare Geräte. Drei weitere Timeponder von der Art wie der öffentlich präsentierte, stehen unter dem Fenster auf dem Boden. Die Luft ist von einem ständigen Hintergrundgeräusch erfüllt, einem feinen Summen.
Das ist Allmans Reich. Hier hat er seine wichtigsten Erfindungen gemacht. Hier hat er sie zusammen mit seinem Assistenten Dan getestet, ausprobiert, geändert, wieder getestet. Hier ist der Ort, der zum Ausgangspunkt der Weltformel werden soll.
»Dan, ich bin wahrlich kein Alkoholiker, ich trinke am liebsten Matetee«, sagt Allman, immer noch geschockt und ziemlich atemlos, »aber ich glaube, ich brauche jetzt einen Armagnac.« Er legt seinen Hut auf dem einzigen freien Tisch der Laborinsel ab, den Schal aber nicht.
Dan, der sich die Schuld an dem Missgeschick im Hörsaal gibt, keucht: »Professor, ich glaube ich weiß, wo wir einen finden. Ich hab bei meiner letzten Geburtstagsfeier von den Kollegen eine edle Flasche geschenkt bekommen aus den besten Trauben hergestellt und jahrelang in Eichenfässern gelagert. Die steht, glaube ich, immer noch unberührt im Büroschrank unten rechts«, überlegt er laut.
»Ach Dan, du bist ein echter Freund.« Allman kann wieder lächeln. »Wenn du die Flasche holst, schau ich in der Teeküche nach zwei Gläsern.«
Dan fühlt in sich Erleichterung. Allman scheint ihm nicht böse zu sein.
Drei Minuten später sitzen beide wieder auf ihren Hockern vor dem Labortisch. Oben steht jetzt der Timeponder, daneben eine Flasche Fünf-Sterne Armagnac und zwei Wassergläser. Dan schenkt Allman halb voll ein. Er selbst trinkt eigentlich keinen Alkohol und Hochprozentiges findet er abscheulich. Andererseits möchte er sich mit seinem Professor gern von Mann zu Mann unterhalten. So schüttet er erst aus einer Flasche Mineralwasser sein Glas fast voll und fügt anschließend ein wenig von dem Armagnac hinzu. Zumindest ist das Wasser jetzt leicht gefärbt und bekommt ein wenig Ähnlichkeit mit einem alkoholischen Getränk. Allman nimmt eine lässige Sitzhaltung ein, stützt sich mit dem linken Unterarm auf den Tisch: »Lass uns wenigstens auf den Teilerfolg anstoßen Dan, die Probleme können wir später besprechen.«
Sie stoßen an, trinken einen kräftigen Schluck, als es an der Labortür klopft. »Wer ist da.« ruft Allman mit sichtlich entspannterem Ton, als noch vor wenigen Minuten.
»Dr. Pinchin vom Kuratorium.«
»Kommen Sie doch rein, Dr. Pinchin.«
»Geht nicht, ich kenn den Tür-Code nicht.«
»Ach so. Dan, würdest du bitte Dr. Pinchin reinlassen?« Dan geht zur Tür und öffnet.
Dr. Pinchin, einen ganzen Kopf kleiner als Allman, kahlköpfig, mit Brille, verkniffenem Mund, grauen, kalten Augen und grauem zerknitterten Anzug, tritt ins Labor ein: »Aha so läuft das also bei Ihnen, Allman.« Pinchin schaut verächtlich auf Gläser und Flasche. »Dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn Ihre Präsentation ein Riesendesaster wurde. Noch ein Glas und Sie lassen die ganze Universität zerplatzen so wie das arme Tier.«
Dan möchte sich am liebsten verkriechen, so schämt er sich, dass er beim Trinken erwischt wurde, auch wenn man den Inhalt seines Glases kaum als Alkohol bezeichnen kann.
»Jetzt mal langsam, Dr. Pinchin.« Allman spürt, wie ihm der Ärger in den Hals steigt, aber er hat sich im Griff: »Erst mal, einen guten Tag. Und dann würde ich mich freuen, wenn Sie sich auf Tatsachen und die sachliche Ebene beschränken könnten, anstatt Beleidigendes von sich zu geben.«
»Was soll an dem Tag gut sein, wenn Sie das Ansehen der Universität so schädigen wie heute? Und die Tatsachen sehe und rieche ich, die stehen ja auf dem Tisch«, stichelt Pinchin weiter.
»Darauf will ich jetzt nicht antworten, Dr. Pinchin. Trotzdem wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich auf die höflich sachliche Ebene beschränken und sagen, was Sie hier wollen. Sonst müsste ich Sie bitten, mein Labor zu verlassen«, kontert Allman, während in Dan der Zorn über die unerwartete, ungerechte Kränkung hochsteigt, dass er sich kaum noch zurückhalten kann.
»Nun gut, Allman. Ich bin schließlich gekommen, um Ihnen einen freundschaftlichen Rat zu geben«, antwortet Pinchin eine Spur höflicher.
»Wenn es nach mir geht, dann würde ich gern auf Ihren Rat und Ihre Freundschaft verzichten.« Allman erhebt sich während der Worte von seinem Hocker, baut sich groß vor Pinchin auf und überragt ihn um Haupteslänge. Pinchin gibt, wie man aufgrund des direkten Vergleichs sieht, mit seinem zerknitterten Anzug eine ziemlich jämmerliche Figur ab.
»Es geht aber nicht nach Ihnen, Allman. In diesem Fall geht es nach dem Willen des Kuratoriums unser Universität und ich bin ein Mitglied des Kuratoriums, des höchsten Aufsichtsgremiums unser Universität«, giftet Pinchin weiter.
»Von welchem Fall reden Sie eigentlich, Dr. Pinchin?«
»Von Ihrem, Allman, von Ihrem. Und Sie wissen, dass das Kuratorium die Befugnis hat, Forschungen zu unterbinden, die das Ansehen der Universität schädigen.«
»Waren Sie eigentlich während der Präsentation des Timeponders im großen Hörsaal, Dr. Pinchin?«
»Wozu, Allman? Das war nicht nötig, man hat mir von Ihrem abscheulichen Tierversuch berichtet.«
»Dann hat man Ihnen falsch berichtet.«
»Wollen Sie etwa bestreiten, dass Sie mit Ihrem ekelhaften Versuch, einen Tumult im Hörsaal verursacht und die Universität vor der Öffentlichkeit blamiert haben?«
»Allerdings.«
»Das werden wir ja sehen, Allman. Ich werde auf jeden Fall das Kuratorium zu einer Sondersitzung in drei Tagen am Freitag Nachmittag einberufen, um über Ihren Fall zu beraten und ich bin sicher, man wird Ihnen Ihre Forschung mit dem Timeponder verbieten wegen Schädigung des Ansehens unser Universität in der Öffentlichkeit. Was ist das überhaupt für ein Ding, dieser Timeponder?«
»Das werde ich gerne dem Kuratorium in drei Tagen bei der Sitzung erläutern.«
»Wo denken Sie hin, Allman, Sie sind dazu nicht eingeladen.«
»Ja, wollen Sie denn nicht die Tatsachen kennenlernen?«
»Die Tatsachen kennen wir schon, Allman.«
»Den Eindruck habe ich nicht. Sie reden immer von Tierversuch, Dr. Pinchin, dabei geht es bei dem Timeponder um ein Gerät, das Reisen im Multiversum für Menschen ermöglicht.«
»Um Gottes willen, das habe ich ja nicht gewusst, das ist ja noch schlimmer als ich gedacht habe. Sie wollen Menschenversuche machen? Menschenversuche? Allman, haben Sie denn überhaupt keine Skrupel mehr?« Pinchins Stimme überschlägt sich.