Ein dickes Dankeschön an meine Kinder Nina und Nils sowie an meine Schwiegertochter Inga für ihre tatkräftige Unterstützung, Lektorat und Korrekturleistungen und Hilfe bei Druck und Veröffentlichung.

Selbstportrait von Maik

Liebe Leser

Ich habe dieses Buch geschrieben, um praxisnah aus dem Schulalltag zu berichten. Dabei war mir wichtig, es in eine Erzählgeschichte zu packen, damit es leicht und interessant zu lesen ist. Ein Buch für Integrationsbegleiter, Eltern, Lehrer und für alle, die einfach sich für das Thema Kinder mit Autismus an Regelschulen durch eine Schulbegleitung unterstützt, interessieren.

Maik ist ein Junge mit Autismus, welcher „normal“ begabt ist, aber durch seine „gestörte“ Wahrnehmung nicht alleine am Unterricht in einer Regelschule teilnehmen kann. Ich als Integrationsbegleitung habe ihn 10 Jahre lang bis zu seinem Realschulabschluss unterstützt und so konnte Maik einen Beruf erlernen und ein fast normales und selbstständiges Leben führen. Das Buch erzählt vom Schulalltag mit seinen vielen Herausforderungen und Hindernissen, von den Konflikten mit Mitschülern und mit Lösungsvorschlägen, berichtet aber auch viel Alltägliches mit lustigen Anekdoten. Ich habe auch einige fachliche Passagen über Autismus - für ein besseres Verstehen - mit einfließen lassen.

Ich habe bewusst in meiner Erzählung auf manche Schwierigkeiten, auf die auch ich gestoßen bin, verzichtet. Ich kenne sie, ob es oft die Sparmaßnahmen der Jugendämter und dadurch zähen Verhandlungen, die Unsicherheit der Lehrer und die Ängste der Eltern handelt. Aber ich möchte mit meiner Erzählung viel lieber Mut machen dies auszuhalten. Es lohnt sich. Ich möchte jedem vermitteln, dass es eine wundervolle Aufgabe ist, um die es sich lohnt zu kämpfen. Es ist ein wunderschönes Gefühl – und wenn es auch nur dieses eine Kind ist – ein langes Stück zu begleiten und unsere Welt für dieses Kind begreifbarer und somit erträglicher zu machen. Und dass durch die Hilfe von uns Schulbegleitern, aber auch durch die Unterstützung der eben aufgeführten Personen es uns möglich macht, dies zu tun.

Ich war immer bestrebt, mich in die Personen, ob Eltern, Lehrer oder Jugendamt, hinein zu versetzen und eine gemeinsame Basis zu finden und bin damit fast immer gut gefahren.

Die Geschichte von Maik ist nicht erfunden, sondern handelt von meiner und auch meiner Kollegen Arbeit mit Kindern mit Autismus, wurde aber so umgeschrieben, dass eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig sind.

Wie es zu diesem Buch kam

Die Idee zu diesem Buch entstand schon zu Beginn meiner Tätigkeit als Integrationsbegleitung – oder auch Schulbegleitung genannt – für Kinder mit Autismus/ Asperger Syndrom an Regelschulen. Aber es hat noch Jahre gedauert bis aus diesen Gedanken dieses Buch wurde.

Ich bin staatlich anerkannte Erzieherin von Beruf und habe durch Schulungen und Seminare meine Qualifikation als Schulbegleiter für Kinder mit Autismus/ Asperger Syndrom bekommen – alles sehr theoretisch. So konnte ich mir erst einmal gar nicht vorstellen, wie die Arbeit in der Praxis aussieht und wie der Schulalltag zu bewältigen ist.

Vergeblich suchte ich nach einem Buch, welches den Schulalltag mit einem Kind mit Autismus ohne viel Theorie beschreibt und leicht zu lesen ist. Eines das mir zeigt, wie ich mein ganzes theoretisches Wissen nun in der Praxis umsetzen kann.

Ich habe keines gefunden.

Es gab zwar sehr viel gute Fachliteratur über alle Formen der Entwicklungsstörung Autismus – die meisten für Eltern und Therapeuten bestimmt. Diese seien jedem, der mit Kindern mit Autismus arbeitet, wärmstens ans Herz gelegt.

Deshalb sollte mein Buch auch kein weiteres Fachbuch werden, sondern ein Buch, das aus meinem und dem Schulalltag meiner Kollegen als Schulbegleitung berichtet. Eine Sammlung von den vielen typischen Schulalltagssituationen und wie wir damit umgehen. Wir wollen hier unsere praktischen Erfahrungen weitergeben, hilfreiche Ideen und neue Denkanstöße, wenn die Situation festgefahren zu sein scheint.

Ich habe in den vielen Jahren meiner Arbeit Aufzeichnungen von vielen Kindern zusammengetragen – aus eigener Erfahrung und durch den Erfahrungsaustausch mit meinen Kollegen.

Das Ergebnis daraus ist das fiktive Kind Maik. Maik entstand aus vielen Kindern mit Autismus/ Asperger Syndrom, die eine Regelschule besucht haben. Maik steht stellvertretend für diese Kinder und wurde so zu meiner fiktiven Person mit viel Persönlichkeit.

Maik ist mir beim Schreiben immer mehr ans Herz gewachsen und er wurde mit jeder Zeile lebendiger. Jedes Mal, wenn ich mich zum Schreiben hinsetzte, sah ich ihn vor mir, diesen kleinen liebenswerten Kerl mit seinen semmelblonden Haaren und seinem schiefen Lächeln…

Hier einer der wenigen Texte, die ich damals im Internet von Hannelore Gerner unter www.asperger-eltern.de speziell für Schulbegleitungen gefunden habe.

Hannelore Gerner ist selbst Mutter eines Kindes mit Autismus.

Das autistische Kind – und sei es noch so begabt – bleibt in der Schule in den meisten Fällen Außenseiter und Sonderling, wenn es auf sich allein gestellt ist. Es ist mit der Situation in der Klasse häufig überfordert. Oft auch in der kleineren Klasse einer Sonderschule.

Häufig gibt es auch schlechte Schulnoten, allerdings nicht wegen mangelnder Intelligenz des Kindes, sondern weil z.B. die Umgebung zu sehr vom Schulstoff ablenkt, weil ein Konflikt in der Pause sich noch auf die weiteren Schulstunden auswirkt oder weil die vorgegebenen Texte und Aufgaben in der Form nicht verstanden werden.

Das autistische Kind benötigt jemanden ganz für sich allein, der ihm die Umwelt filtert, strukturiert, überschaubar und verständlich macht, und der zwischen allen Beteiligten vermittelt.

Das kann auch ein noch so motivierter Lehrer kaum leisten, denn er muss sich um alle Kinder kümmern, und besonders in den Sonderschulklassen benötigen alle Kinder auch besondere Fürsorge.

Deshalb ist die integrative Förderung durch eine mobile therapeutische Betreuung in der wohnortnahen Schule (Schulbegleitung) eine sinnvolle und erfolgreiche Lösung. Zumal in einer Regelschule am Beispiel der anderen Kinder "normales Verhalten" bewusst gemacht und eingeübt werden kann, und somit die Möglichkeit einer Integration in die Gesellschaft besser gegeben ist.

Inzwischen gibt es etliche Schüler mit Autismus, die mit Hilfe einer Schulbegleitung erfolgreich allgemeine Grund- und weiterführende Schulen besucht haben.

Durch die erfolgreiche Integration in eine Regelschule haben sich die Zukunftsaussichten in Bezug auf die berufliche Ausbildung und der Berufsausübung, aber auch in Bezug auf bessere Lebensmöglichkeiten innerhalb unserer Gesellschaft deutlich verbessert.

Finanziert wird diese Maßnahme über die „Eingliederungshilfe für Behinderte oder von Behinderung Bedrohte" und für Kinder ist hier die zuständige Stelle das Jugendamt. Der zuständige Paragraph ist der § 35a Kinder- und Jugendhilfe-Gesetz (KJHG). Es geht hier um "seelische Behinderung" unter die Autismus nach diesem Gesetz fällt.

Durch die Diagnose "Autismus" oder "Asperger-Syndrom" gehört das Kind eindeutig in die Gruppe, die hier Anspruch auf Hilfe hat. Und da es sich um eine ambulante Form der Hilfe für Kinder handelt, wird weder das Einkommen geprüft noch die Eltern zu den Kosten herangezogen.

Es wird eine heil- oder sonderpädagogische Einzelbetreuung für die Zeit in der Schule beantragt, zum Erwerb einer angemessenen Schulbildung.

Hilfreiche Argumente sind hierbei, dass das Kind schulpflichtig ist, dass es ein gesetzlich verankertes Recht auf angemessene Schulbildung hat, dass es wegen seiner Behinderung "Autismus" nicht benachteiligt werden darf und dass es keine speziellen Schulen für autistische Kinder gibt.

In einem Hilfeplan, an dessen Erstellung das Jugendamt, die Eltern, der Arzt, die Begleitperson und evtl. das autistische Kind mitwirken, werden die Ziele und Förderaufgaben festlegt und die Zeit, die zur Betreuung benötigt wird.

Hilfestellung bei einer "seelischen Behinderung" ist keine körperliche, sondern eine pädagogische Unterstützung, deshalb ist es wichtig, dass die Schulbegleitung durch pädagogische Fachkräfte ausgeführt wird, z.B. durch Heilpädagogen, Erzieher, Sonderpädagogen, Sozialpädagogen etc. Die Begleitperson sollte durch ein Autismus-Therapiezentrum angeleitet und unterstützt werden.

Die Aufgaben der Begleitperson sind:

Alles in allem eine sehr verantwortungsvolle und keine leichte Aufgabe. Die Annahme, dass die Begleitperson nur neben dem Kind sitzt und aufpasst, dass es keinen Unsinn macht oder sogar bei den Aufgaben hilft, ist falsch.

Die sachlichen schulischen Aufgaben muss das Kind alleine bewältigen.

Eine Begleitung hindert das Kind nicht daran, seine Selbständigkeit zu entwickeln, sondern im Gegenteil- sie fördert diese Entwicklung.

Ohne Begleitung wäre das Kind so sehr damit beschäftigt, das unbekannte Umfeld zu überwachen und zu sichern, dass an eine sinnvolle Teilnahme am Unterricht und an Aktivitäten in der Schule nicht zu denken wäre.

Durch das sofortige Erklären von Situationen und das Vorgeben von Lösungsmustern wird eine weitere Verselbständigung erreicht.

Ohne eine Begleitperson wird die Möglichkeit, am schulischen Leben teilzunehmen, stark eingeschränkt, was bei einem autistischen Kind, das sowieso schon sehr zurückgezogen lebt, eine weitere Vereinsamung zur Folge hätte.

Hannelore Gerner Copyright ©

Ich werde in meinem Buch nicht tiefer auf die Diagnose Autismus eingehen, denn dieses Grundwissen setze ich bei meinen Lesern voraus, die als Schulbegleiter arbeiten oder arbeiten wollen. Aber es folgt noch eine kurze Erläuterung dazu für die Leser, die einfach dieses Buch interessiert. Wer sich mit diesem Thema intensiver befassen möchte, findet ausreichend Fachliteratur.

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und nicht heilbar.

Aber man kann diesen Kindern helfen, die Hürden des Schulalltages besser zu meistern, damit sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihren Schulalltag und später den Berufs- und Lebensalltag alleine bewältigen können. Die Schulbegleitung unterstützt das Kind mit Autismus nicht nur beim Lernen, sie ist auch der Dolmetscher zwischen Lehrern und Mitschülern und hat die Aufgabe das oft recht sonderbare Verhalten den anderen zu erklären.

Natürlich hatte ich von Anfang an die optimale Unterstützung durch meinen Arbeitgeber, der offenen Behindertenhilfe ASB eines sozialen Trägers. Auch standen immer wieder Schulungen und Seminare an und unser monatlicher Gesprächskreis in dem Erfahrungen ausgetauscht und Schwierigkeiten diskutiert werden, war immer eine große Hilfe für mich.

Warum eine Schulbegleitung?

Viele sind der Meinung, das Kinder mit Autismus/ Asperger Syndrom besser in sonderpädagogischen Einrichtungen untergebracht werden, weil ihnen ja der normale Schulalltag mit seinen ganz normalen Widrigkeiten mehr schadet als nützt. So sieht es auch anfänglich aus und manche Diagnose wurde auch erst nach der Einschulung oder in der Kindergartenzeit gestellt. Damit das Kind mit Asperger Syndrom auf der Regelschule bleiben kann, bekommt es eine Schulbegleitung.

Kinder mit Autismus/ Asperger Syndrom sind in der Regel normal begabt (intelligent), brauchen aber eine spezielle Unterstützung und Anleitung, um den Schulstoff aufzunehmen und zu verarbeiten. Viele erlernen einen ganz normalen Beruf – natürlich mit Rücksichtnahme auf ihre Eigenheiten, die sie nie ganz ablegen werden. Unser Computerzeitalter birgt ein großes Berufsfeld für Jugendliche mit einem Regelschulabschluss. Berufe mit hoher Teamfähigkeit und Kundenbetreuung werden seltener gewählt.

Die wichtigste Aufgabe als Schulbegleitung besteht in der Vermittlung bei schulischen, sozialen und emotionalen Verständigungsproblemen und wir erklären dem Kind mit Autismus die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln im Umgang mit Lehrern und Mitschülern. Aber ebenso ist es unsere Aufgabe Lehrer und Mitschüler für die Probleme dieser Kinder zu sensibilisieren.

Autismus ist durch ausgeprägte Routinen bestimmt. Werden sie in diesen gestört, geraten die Kinder mit Autismus aus dem Konzept und bringen ihren Unmut lautstark zum Ausdruck. Ebenfalls sind Kinder mit Autismus in ihren Interessen teilweise auf ein Gebiet begrenzt, auf dem sie meist ein enormes Fachwissen haben. Auf der anderen Seite brauchen sie in der Schule bei komplexen Fächern die meiste Unterstützung.

Quelle: www.bust-out.de

Routinen, die das Kind mit Autismus braucht, finden auch im Schulalltag ihren Platz. Das Kind mit Autismus braucht seinen „Stammplatz“ – seinen Tisch, seinen Stuhl, möglichst wenig Veränderung. Immer den gleichen Blickwinkel–am Besten sitzt es in der ersten Bank, mit freiem Blick auf die Tafel. Hier verändert sich am wenigsten. Wenn viele Mitschüler vor dem Kind sitzen, beunruhigt es das nur unnötig.

Kinder mit Autismus tauchen viel in ihre eigene Welt ab und machen den Anschein, als interessiere sie unsere Welt nicht sonderlich. Denn häufig kann das Kind die vielen Eindrücke nicht filtern, es blockiert und es kann dem Unterricht nicht mehr folgen, wenn es dies auch möchte. Es zieht sich zurück oder verweigert sich. Deshalb müssen wir dem Kind den Schulalltag „erträglich“ machen, damit es ungestört lernen kann.

Unbegleitet können Kinder mit Autismus selten in die Regelschule gehen – aber wir Schulbegleiter sind kein Lehrerersatz. Unsere Aufgabe ist es nicht, den Kindern den Lehrstoff zu vermitteln und wir geben auch keine Nachhilfe. Wir „übersetzen“ die Anweisungen der Lehrer und unterstützen die Kinder soweit, dass sie dem Unterricht immer selbstständiger folgen können. Unser Ziel muss die soziale, kommunikative und leistungsgemäße Integration sein.

Autisten leiden oft unter der Menge der Informationen, die auf sie tagtäglich einprasselt. Oft bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als die Stimme des Lehrers auszublenden, um unter dieser Reizüberflutung nicht zusammenzubrechen. Die Schulbegleitung hilft in diesen Momenten den Überblick zu behalten und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ein autistischer Schüler scheint mitunter wie abwesend im Unterricht aus dem Fenster zu schauen, obwohl er sich auf das Gesagte konzentriert. Die Schulbegleitung kann in solchen Fällen beiden Seiten helfen, das Verhalten zu verstehen und zu korrigieren.

Quelle: www.schulbegleitung.de

Außerdem benötigen sie klare Strukturen, wiederkehrende und wiedererkennbare Rituale im Tagesablauf. Hier hilft die Schulbegleitung durch notwendige ergänzende Informationen über das, was gerade im Unterricht behandelt und verlangt wird.

Quelle: www.schulbegleitung.de

Ebenso wichtig ist es dem Kind Sicherheit zu geben – Auszeiten und Ruhephasen auch außerhalb der Pausen zu ermöglichen, weitgehend für Ruhe und Ordnung während des Unterrichtes in seinem direkten Umfeld zu sorgen, den Unterrichtsstoff zu strukturieren und mit viel Einfühlungsvermögen vorausschauend zu handeln. Dies ist nur über eine absolute Vertrauensbasis zu erreichen. Als vertraute Schulbegleitung ist man die Konstante für das Kind, damit es den Schulalltag bewältigen kann und den Unterricht nicht stört. Die Schulbegleitung muss filtern, strukturieren und die Umwelt überschaubar und vorhersehbar machen. Darüber hinaus ist sie noch das Sprachrohr für das Kind und der Vermittler zwischen Eltern, Lehrern und Mitschülern.

Manche Kinder mit Autismus/ Asperger Syndrom reagieren auch mit unangemessenem Verhalten während des Unterrichtes, wenn die Situation für sie unerträglich wird.

Dauerreden, Schweigen, unpassende Bemerkungen oder die vielzitierten Fettnäpfchen sind meist nicht gewollt. Was fehlt, ist das rechte Gespür, wer, was, wann in welcher Situation als amüsant oder passend empfindet.

Quelle: www.schulbegleitungt.de

Unangemessenes Verhalten während des Unterrichtes wie schaukeln mit dem Stuhl, monotones Klopfen auf den Tisch oder gutturale Laute sind sehr schwer zu unterbinden, da es für das Kind eben eine beruhigende Wirkung auf für es beunruhigende Dinge hat. Oder es zeigt seinen Unmut mit lautem Dazwischenrufen bis hin zu stereotypischem Wiederholen des immer gleichen Wortes oder Satzes.

Solche Situationen verlangen viel Feingefühl seitens der Schulbegleitung, um dem Kind die negative Wirkung auf sein Umfeld aufzuzeigen und dies einzustellen, damit es den Unterricht nicht verlassen muss und das Kind sowie seine Mitschüler ungestört lernen können.

Kinder mit Autismus leben nicht nur zeitweise in ihrer eigenen Welt, sie haben auch ihre eigenen Denkmuster. Vergangenheit und Zukunft sind für sie selten relevant. Auf alte Erfahrungswerte zurückzugreifen, fällt ihnen schwer. Manche Dinge muss man diesen Kindern regelrecht antrainieren, weil sie den Sinn – besonders in der zwischenmenschlichen Beziehung – nicht verstehen.

Ihre Welt besteht nur aus Vertrautem – das elterliche Zuhause mit vertrauten Abläufen und Ritualen. Jede noch so kleine Veränderung oder Störung kann diesen Kindern den ganzen (Schul)tag verderben. Viele Kinder mit Autismus bewältigen ihre Aufgaben im vertrauten Umfeld leichter als im fremden.

Die Schule verursacht bei einem Kind mit Autismus zunächst einmal Unsicherheit, ja regelrecht Angst.

Wichtig ist, dem Kind ein, soweit es möglich ist, überschaubares Umfeld zu schaffen, damit es auch Situationen aushalten, die nicht zu ändern sind.

Viele lärmende Menschen, die kommen und gehen, wechselnde Räumlichkeiten oder der Himmel, der sich bewölkt, viele verschiedene Geräusche und unterschiedliche Eindrücke, besonders in der Schule, sind eine ständige Beunruhigung für das Kind. Es sieht oder spürt nur den Störfaktor, kann ihn nicht ausblenden (filtern) und sich deshalb nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Die Kinder reagieren unterschiedlich. Die einen ziehen sich in sich selbst zurück – andere reagieren laut und aggressiv – werden verhaltensauffällig und keiner weiß warum.

Als Schulbegleitung muss ich ständig das Umfeld im Auge behalten und erkennen, was das Kind stören könnte. Danach muss man schnell überlegen, inwieweit man die Situation während des Unterrichtes für das Kind ändern kann oder später nach Rücksprache mit dem jeweiligen Lehrer. Dies ist keine leichte Aufgabe in der Hektik des Schulalltages. Dabei darf der Unterrichtsablauf nicht gestört werden. Schaffe ich solche Veränderungen nicht und das Kind wird unruhig und laut, dann muss ich mit dem Kind den Raum verlassen.

Aber die Schulbegleitung muss auch immer bestrebt sein, dem Kind seine Umwelt näherzubringen und diese erträglich zu gestalten.

Kinder mit Autismus haben ein grundlegendes Defizit im Bereich des sozialen Miteinanders. Die gegenseitige Verständigung scheitert meist schon im Vorfeld an dem fehlenden Verständnis für die Gefühle, Gedanken und Wünsche seiner Mitmenschen. Seinem Umfeld fällt das Kind mit Autismus schnell die Beeinträchtigung im gegenseitigen Miteinander durch eine monotone Stimme, wenig Blickkontakt und Gefühlsregungen auf. Schnell erlischt das Interesse von beiden Seiten, das Kind mit Autismus wird als Sonderling abgestempelt, gehänselt oder körperlich attackiert. Hier braucht es eine vertraute Person für das Kind, welches ihm zur Seite steht.

Deshalb ist die erste und wichtigste Aufgabe zuerst das Vertrauen des Kindes zu gewinnen und dann für das Kind ein so ruhiges Umfeld wie möglich zu schaffen und über die Vertrauensbasis hinaus ständig zwischen Aufgabenstellung und Anforderungen seitens der Schule und der Lehrer und dem Bedürfnis des Kindes zu vermitteln. Viel Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und ständige Aufmerksamkeit sind hier geboten.

Jeder Erfolg kann durch die kleinste Veränderung zunichte gemacht werden. Für jeden Misserfolg ist nicht unbedingt der „Fehler“ beim Kind, sondern in seinem direkten Umfeld zu suchen.

Aber nicht alle Störfaktoren lassen sich beheben. Das Kind muss auch lernen, mit ganz bestimmten Störfaktoren zu leben.

Umso größer das Vertrauen zwischen Schulbegleitung und Kind umso leichter sind unabwendbare Dinge für das Kind zu bewältigen. Dazu braucht es viel Stabilität und Struktur.