Impressum

1. Auflage

Autor & Titel-Layout:

Uwe Walter, Herbstbreite 4, D-34497 Korbach

Fotos: Uwe Walter und angegebene Quellen

Copyright 2020

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9-783752-683134

Keine Vervielfältigung, Nachdruck, Fotokopie oder digitale Speicherung ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlages und des Autors. Dieses ist eine historisch/geschichtliche Dokumentation. Sämtliche Nennungen von Firmen und Personen dienen nicht Werbezwecken.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Inspekteur des Heeres
Generalleutnant Alfons Mais

Die Geschichte der Armeekorps reicht bis Napoleon zurück. Er fasste als erster mehrere Divisionen zu Korps zusammen. In Preußen erfolgte die Schaffung von Korps per „Allerhöchster Kabinetts-Order“ ab 1816. Diese Führungsebene bewährte sich in den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts. Folgerichtig gab es in der Bundeswehr zunächst drei deutsche und das bi-nationale Korps LANDJUT, nach der deutschen Wiedervereinigung kurzzeitig erweitert auf vier nationale Korps. Im Verteidigungsfall unterstanden sie den integrierten Stäben der NATO – in Europa dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE) – und waren einer Armee zugeordnet.

Insbesondere die sicherheitspolitischen Veränderungen zum Ende des kalten Krieges und nach der Wiedervereinigung, das sich stetig weiterentwickelnde Konflikt- und Kriegsbild – weg von der Landes- und Bündnisverteidigung und hin zum Internationalen Krisenmanagement – und die davon abgeleiteten politischen Vorgaben zu Umfang, Auftrag, Struktur und Fähigkeiten haben auch vom Deutschen Heer die stetige Anpassung seiner Strukturen erfordert. Die Geschichte der Korps in der Bundeswehr ist entsprechend abhängig von den jeweiligen Heeresstrukturen. So hatten das Feld- und das Territorialheer Ende der 1980er Jahre in der Heeresstruktur 4 mit 248.000 bzw. 64.000 Soldaten und 800.000 beorderten Reservisten in 161 aktiven und 45 nicht aktiven Bataillonen ihren bisher größten Umfang erreicht. In den folgenden 25 Jahren wurden unter dem Schlagwort „Friedensdividende“ die Territorialverteidigung faktisch aufgelöst und das Feldheer auf ein Drittel (knapp 60.000 aktive Dienstposten) seiner ehemaligen Größe reduziert. Die nationale Führungsebene Korps wurde ebenfalls aufgelöst. Ihre Stäbe übernahmen entweder andere Aufgaben oder gingen in multinationalen Korpsstäben auf.

So wurden beispielweise zwei bislang eigenständige Korps, dass deutsche I. Korps aus Münster und das 1. niederländische Korps aus Apeldoorn im Jahre 1995 zum I. Deutsch-Niederländischen Korps vereinigt. Die Römische Eins (I.) verweist hier sichtbar auf Fortführung der Traditionen beider ehemals nationaler Korps.

Die völkerrechtswidrige russische Landnahme auf der Krim hat 2014 einen erneuten Paradigmenwechsel eingeleitet. Im Zuge zunehmend hybrider und multidimensionaler Bedrohungen erfolgt die zukünftige Ausrichtung des Deutschen Heeres wieder mit dem Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung als anspruchsvollster und planungsleitender Aufgabe der Bundeswehr. Damit einher geht auch eine Neubewertung der Führungsebene Korps. Unter diesen Gesichtspunkten wird ein Rekurrieren auf Geschichte und Bedeutung vergangener Strukturen des Heeres sicherlich gewinnbringend sein, um die Ausrichtung der Zukunft zu gestalten.

Das vorliegende Werk stellt vor diesem Hintergrund Geschichte und Struktur des II. Korps und seiner Korpstruppen in Ulm ausführlich dar. Es leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Traditions- und zum Selbstverständnis des Deutschen Heeres. Ich wünsche Ihnen eine anregende und spannende Lektüre, ziehen Sie Ihre ganz eigenen Schlussfolgerungen für ein Heer der Zukunft und dazu notwendiger Strukturen aus der Kenntnis des Heeres in der Vergangenheit.

Alfons Mais

Generalleutnant

Inspekteur des Heeres

Vorwort zum 2. Teil der Heereschronik
Autor Uwe Walter

Anlässlich der Außerdienststellung der Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ habe ich im Sommer 2008 eine Brigadechronik veröffentlicht und wurde von vielen Seiten – auch von aktiven sowie ehemaligen Bundeswehrangehörigen – angesprochen, ob ich Lust hätte, noch weitere Bücher über die Geschichte der Bundeswehr zu veröffentlichen und so wurde damals im Jahr 2010 auch ein Autorenvertrag mit dem damaligen Heeresführungskommando in Koblenz abgeschlossen. Dieser Autorenvertrag hat mir bereits sehr viele „Türen“ innerhalb der Truppe sowie in diversen Archiven geöffnet. So hatte ich die Möglichkeit auch direkt z. B. im Bundesarchiv in Freiburg oder den entsprechenden Truppenschulen zu recherchieren.

Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass viele Unterlagen bei den Umgliederungen in die einzelnen Heeresstrukturen seit 1991/1992 verloren gegangen und nicht mehr auffindbar sind. Daher bin ich auf diverse Standortbroschüren und Gespräche mit Angehörigen der einzelnen Truppenteile angewiesen gewesen und kann – gerade in den Anfangszeiten der jeweiligen Verbände – keine genauen Angaben zu der Entstehung der einzelnen Bataillone oder Kompanien machen. Daher könnten Informationen fehlen.

Sie, lieber Leser/Leserin halten nun den 2. Teil der Heereschronik über die Strukturen und Verbände des deutschen Heeres in Ihren Händen, der die Geschichte des II. Korps aus Ulm und seiner Korpstruppen wiederspiegelt.

Im Gegensatz zu dem ersten Teil der Chronik, der die Geschichte des I. Korps aus Münster wiederspiegelt, habe ich mich entschlossen, die Chronik auf zwei Teile aufzuteilen. Dieses ist wesentlich übersichtlicher und der Ausgang ist die Heeresstruktur IV, in der das deutsche Heer seinen größten Umfang hatte.

Viele Leser des ersten Teils haben mich darauf angesprochen, doch die Korpstruppen und die Divisionen des II. Korps einzeln zu behandeln. Daher wird der dritte Teil dieser Heereschronik die Geschichte der Divisionen des II. Korps erhalten, anstatt wie zuerst geplant die Chronik des III. Korps aus Koblenz.

Ich bedanke mich bei allen, die mich in meiner Arbeit unterstützt haben oder auch zukünftig unterstützen, damit die Geschichte des deutschen Heeres nicht in Vergessenheit gerät, da auch sie ein Stück bundesdeutsche Geschichte ist.

Ich wünsche den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei den bevorstehenden Aufgaben, in den Einsätzen - egal ob im In- oder Ausland - alles Gute, viel Erfolg und Gottessegen!

Korbach, im Oktober 2020

Einleitung

Als am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht und damit das Ende des zweiten Weltkrieges sowie das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Europa besiegelt war, konnte niemand erahnen, dass schon zehn Jahre später auf deutschem Boden mit der Bundeswehr im Westen und der Nationalen Volksarmee auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zwei deutsche Armeen aufgestellt werden.

Doch spätestens bei der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 zeichnete sich der beginnende „Kalte Krieg“ ab, was auch im Jahr 1949 mit der Gründung zweier deutscher Staaten endete.

Bereits im Jahre 1950 wurde aufgrund der Westanbindung der Regierung Adenauer das Amt Blank geschaffen, das sich mit der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland befasste. Unter Leistung des ehemaligen Wehrmachtsgenerals Adolf Heusinger wurden Denkschriften verfasst, in der die Stärke der Landstreitkräfte rund 250.000 Mann betragen sollten. Neben den Korpsstäben und den dazugehörenden Korpstruppen sah es eine Divisionsstärke von zwölf Divisionen vor. Die Divisionen sollten sowohl Panzer- als auch Panzergrenadierdivisionen werden.

Mit Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO im Mai 1955 wurde das Amt Blank in das heutige Bundesministerium der Verteidigung umbenannt und bereits am 12. November 1955, dem 200. Geburtstag von Gerhard Johann David Scharnhorst, wurden die ersten Freiwilligen in Andernach in die Bundeswehr aufgenommen. Diese Freiwilligen kamen größtenteils von dem Bundesgrenzschutz, der 1951 aufgestellt wurde und bereits eine militärische Gliederung erhalten hatte.

Am 1. April 1957 wurden die ersten Wehrpflichtigen in die neue deutsche Armee eingezogen und es konnten zügig neue Verbände aufgestellt werden. Die Panzer- und Grenadierdivisionen unterstanden den drei Korps und wurden bereits 1959 in Panzer- und Panzergrenadierdivisionen umgegliedert. Die Kampfgruppen wurden zu Brigaden. Zudem gab es noch eine Luftlande- sowie eine Gebirgsdivision und alle Divisionen des deutschen Heeres waren komplett in die NATO- Kommandostruktur eingebunden.

Anfang der 1960iger Jahre wurde das Kommando der Territorialen Verteidigung geschaffen, deren Verbände mit Reservisten aufgefüllt wurden und direkt dem Bundesministerium der Verteidigung unterstanden. Das Kommando der Territorialen Verteidigung wurde Anfang der 1970iger Jahre zu den drei Territorialkommandos Nord, Süd sowie Schleswig-Holstein. Damit gliederte sich das deutsche Heer in die Bereiche Feldheer, das der NATO unterstellt sowie das Territorialheer, welches dem Bundesministerium der Verteidigung unterstellt war.

Anfang der 1970iger Jahre wurde das sogenannte Jägerkonzept entwickelt, in dem die Panzergrenadierdivisionen in Kassel und Regensburg in Jägerdivisionen umgegliedert wurden.

Damit unterstanden dem deutschen Heer in zwölf Divisionen, dreizehn Panzer-, elf Panzergrenadierbrigaden, drei Jäger-, drei Luftlande- und zwei Gebirgsjägerbrigaden.

Die Korps erlebten eine Steigerung dadurch, dass jedes der drei deutschen Korps zum Beispiel ein Panzerregiment oder eigene Flugabwehrverbände erhielten.

Doch auch diese Gliederung sollte schon bald überholt sein, da ab Mitte der 1970iger Jahre drei weitere Brigaden neu aufgestellt wurden, die zunächst Modellbrigaden zur Erprobung der Heeresstruktur IV waren.

Die Heeresstruktur IV wurde Anfang der 1980iger Jahre eingenommen. Die beiden Jägerdivisionen wurden wieder in Panzergrenadierdivisionen zurückgliedert und auch die erste sowie siebte Panzergrenadierdivision wurden in eine Panzerdivision umgegliedert.

Diese Heeresstruktur hatte zur Folge, dass es in den Brigaden neben drei nun vier Kampftruppenbataillone gab und das die sogenannten „1er“-Bataillone gemischte Bataillone waren, die sowohl Panzer- als auch Panzergrenadierkompanien enthielten.

In der Heeresstruktur IV nahm das deutsche Heer seinen größten Umfang während des „Kalten Krieges“ ein.

Als Mitte der 1980iger Jahre die ersten Signale der Entspannung zwischen Ost und West deutlich wurden, wurde erstmalig auch über eine Reduzierung der Truppenstärke der Bundeswehr diskutiert.