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© 2020 Ulrike Kaiser

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7519-4012-2

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführender Überblick
  2. Der Erziehungsbegriff
  3. Diskussion der Theorien
  4. Kritische Würdigung der Theorien
  5. Fazit und Ausblick

1. Einführender Überblick

„Willst du Lehrer(in) werden?“ Diese Frage hat vermutlich fast jede Studentin und jeder Student der Pädagogik schon gehört. Aber warum eigentlich? Anders als Lehrpersonen, die sich am Lehrplan orientieren können, gibt es für pädagogisches Handeln wenig spezifische Vorgaben. Der in der Bezeichnung Erziehungswissenschaft enthaltene Begriff „Erziehung“ ist in der Umgangssprache zwar gängig, aber nur vage definiert, sodass viele Menschen keine klare Vorstellung von diesem Berufsbild haben (Schmid, 2016). Aber auch Pädagoginnen und Pädagogen untereinander sind sich oft nicht einig – zu viele Theorien und Handlungsoptionen gibt es, als dass eindeutig wäre, wie in einer speziellen Situation zum jeweiligen Zeitpunkt gegenüber einem bestimmten Individuum gehandelt werden sollte und wie der für ihren Beruf zentrale Begriff zu definieren ist (Koller, 2017).

Dabei ist das auf den ersten Blick abstrakt wirkende Thema aus mehrerlei Hinsicht interessant: Pädagogisches Fachwissen ist in der Theorie wie in der Praxis umstritten. Oft gilt es, unterschiedliche Ansätze mit Blick auf theoretische Analysen oder in der Praxis individuell und situationsspezifisch abzuwägen, um Antworten geben und Handlungsentscheidungen treffen zu können, die jetzt und auch in Zukunft sinnvoll sind. Daher erscheint es hilfreich, sich mit den theoretischen Grundlagen der Erziehungswirklichkeit zu beschäftigen (Koller, 2017).

Ziel dieser auf Literaturanalyse beruhenden Proseminararbeit ist es, die Frage zu beantworten, wie sich der Grundbegriff „Erziehung“ definieren lässt. Zunächst stelle ich die Entstehung des Erziehungsbegriffs und Definitionsansätze aus der Philosophie, der empirischen und der kritischen Erziehungswissenschaft vor – konkret von Kant (2007), Brezinka (1978) und Kron (1996). Anschließend möchte ich die teilweise widersprüchlichen Definitionen anhand mehrerer Kriterien vergleichen. Darauf aufbauend erfolgt im vierten Abschnitt eine kritische Diskussion und Würdigung der Theorien. Abschließend möchte ich ein Fazit ziehen und in einem Ausblick Impulse zur Weiterentwicklung geben. Zu guter Letzt füge ich eine Selbstreflexion über die Auseinandersetzung mit der Thematik an.

2. Der Erziehungsbegriff

2.1 Begriffsentstehung

Obwohl der Begriff Erziehung zentral für die Pädagogik ist, gibt es bisher keine einheitliche Definition. Flitner (1997) sieht den Grund darin, dass menschliches Handeln aufgrund seiner Vielschichtigkeit generell nicht eindeutig definierbar ist. Dennoch gab es bereits viele Ansätze aus verschiedenen Fachrichtungen, die versucht haben, dem diffusen Begriff eine Form zu verleihen: