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in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
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Umschlaggestaltung: Susanne Uhlhorn, München
Umschlag-, Vorsatzillustration und Reihengestaltung: Melanie Garanin
Innenillustrationen: Katherina Lindenblatt
mi ∙ Herstellung: kw
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN: 978-3-641-15296-3
V003
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Mittwoch, 17. Juni
Update
Liebe Blog-Freunde, vergeht euch die Zeit auch immer viel zu schnell? Ich kann kaum glauben, dass es schon wieder Sommer ist. Heute zum Beispiel ist es so heiß, dass ich mit meinem Laptop nicht im Zimmer sitzen mag, sondern mich unter eine schattige Kastanie unweit der Ställe verkrümelt habe und meiner Lieblingsfreundin Josy beim Abäppeln der Weide zusehe. Nicht dass ihr denkt, ich wolle mich vor dieser Arbeit drücken – meinen Teil für heute habe ich schon erledigt, aber wir haben im Moment nur eine Schaufel. Bei der anderen hat unser Esel Pietro den Stiel angeknabbert, sodass man sie nicht mehr richtig halten kann, deshalb muss erst eine neue gekauft werden, damit immer zwei im Einsatz sind. So geht diese Arbeit ja viel schneller. Für mich bedeutet die Tatsache, dass Pietro auf dem Stiel herumgekaut hat, nichts weiter als die Tatsache, dass mit ihm etwas nicht stimmt, sonst würde er so was nie machen. Klar brauchen Esel Äste zum Knabbern und um sich zu beschäftigen, aber die bekommt er von Josy und mir reichlich und trotzdem hat er das getan. Pietro ist unausgefüllt, er fühlt sich einsam. Josy und ich kümmern uns fast in jeder freien Minute um ihn, aber wir sind nun mal keine Esel, auch wenn wir inzwischen schon recht gut »Iiiih-aaah« schreien können. Für mich steht schon lange fest: Unser Grauer braucht Gesellschaft, und zwar von einem zweiten Esel, möglichst einer Stute. Und ich werde alles daransetzen, damit er die auch bekommt! Ein paar Kleinanzeigenseiten habe ich schon durchforstet, aber bisher habe ich nur Meerschweinchen, Hunde, Katzen usw. gefunden. Und ein paar Papageien. Das wäre natürlich auch was … aber den Gedanken habe ich schnell wieder verworfen. Man bräuchte auch hiervon mindestens zwei und dazu eine entsprechende Voliere. Darin wird es im Winter aber zu kalt; im Januar hatten wir hier auf der Insel Hummelmühle ein paar Tage lang minus 17°C! Das kann man keinem Papagei antun. Ein Leben im engen Zimmerkäfig aber auch nicht. Eseln dagegen macht Kälte nicht viel aus. Die bekommen Winterfell, genau wie Pferde und Ponys.
Der Winter scheint eine Ewigkeit her zu sein. Leider war er ziemlich verregnet, das konnte uns schon die Laune verhageln, und deshalb war ich damals auch etwas schreibfaul, was den Blog angeht. Wer trotzdem mitgelesen hat, weiß ja noch … Die Adventszeit im Internat und in der Schule war gemütlich, zumindest bis zur Julklapp-Feier am letzten Tag vor den Weihnachtsferien. Jeder aus unserer Klasse durfte ein Los ziehen und dem, dessen Namen er gezogen hat, ein kleines Weihnachtsgeschenk machen. Es sollte aber etwas Selbsthergestelltes sein, nichts Gekauftes, denn wir dürfen die Insel ja nur in Ausnahmefällen verlassen. Ich habe Katinka gezogen und ihr einen Gutschein über Hilfe bei PC-Problemen geschenkt. Die kann sie gebrauchen, weil sie seit Ostern auch ihren Laptop hier hat, damit sie möglichst oft die Webseite von ihrem Schwarm Luis, dem Sänger ihrer Lieblingsband »Summerdream«, besuchen kann. Gefühlte sieben Mal ist ihr altersschwaches Gerät seitdem schon abgestürzt, und immer hat sie sich dann meines ausgeliehen. Damit ist jetzt Schluss.
Franzi hatte am meisten Glück, sie wurde von ihrer besten Freundin Annabelle gezogen und bekam ein Trägertop, das Annabelle selbst für sie bemalt und beklebt hat. Jan hatte Gloria gezogen und schenkte ihr den »längsten Liebesbrief der Welt«, eine Rolle aus mindestens hundert aneinandergeklebten Din-A4-Blättern voller Liebesschwüre. Erhört hat Gloria ihn trotzdem noch immer nicht, aber seitdem ist sie ziemlich nett zu ihm.
In den Weihnachtsferien waren unsere verrückte Tante Tilda und ihr frisch angetrauter Ehemann Uwe zu Besuch. Besonders Uwe fragte Franzi und mich natürlich über das Internatsleben aus. Scheint die Insel ein bisschen zu vermissen, der pensionierte Schulleiter! Trotzdem war es ganz lustig mit den beiden, und weil ja Tildas ehemalige Dachwohnung in unserem Haus jetzt vermietet ist, habe ich ihnen großzügig mein Zimmer überlassen und bin derweil zu Franzi gezogen. In der Hummelmühle wohnen wir ja nicht zusammen, sondern jede mit ihrer besten Freundin. So war auch das mal ganz witzig.
Zu Silvester haben wir Bleigießen gemacht. Mein Bleiguss sah aus wie eine Eidechse, und als wir in dem Heft mit den Symboldeutungen nachgeschaut haben, stand da: Etwas ist schwer zu fassen. Bisher ist mir noch nicht viel dazu eingefallen …
Franzi hatte beim Bleigießen die ganze Zeit Hummeln im Po, denn über uns feierte die neue Mieterin, eine ziemlich coole Studentin, mit ihren Freundinnen eine richtige Party. Die Musik dröhnte bis zu uns nach unten, vom Dach bis in den Keller vibrierten die Bässe, und mein Zwilling wippte die ganze Zeit mit den Füßen. Ich kenne sie genau, am liebsten wäre sie nach oben gestürmt und hätte bei denen mitgefeiert und die ganze Nacht getanzt, statt sich unten mit Onkel und Tante abzugeben. Aber sie war nun mal nicht eingeladen.
Als die Weihnachtsferien vorbei waren und wir in die Hummelmühle zurückkehrten, graute mir am meisten vor Ariane. Im Herbst hat sie ja ihr Katzenbaby abgeholt, das hübscheste von den dreien, die unsere Internatskatze Milly zur Welt gebracht hat, weiß mit braunen Flecken. Nach den Herbstferien redete sie von nichts anderem mehr als davon, wie GUT sich das Kleine schon bei ihr eingelebt hätte, wie ZUTRAULICH es schon ist (von allen aus der Familie selbstverständlich am meisten bei ihr), wie GERN es ihr aus der Hand frisst und wie SÜSS es ist, wenn das Kätzchen bei ihr im Bett liegt und schnurrt. Das ganze Frühjahr lang ging es so weiter; jedes Mal, wenn eine der anderen Katzen ihr über den Weg lief, spielte sie sich erneut als Expertin auf. Unerträglich, sage ich euch!
Die Katzenbabys sind inzwischen gar keine Babys mehr. Bald werden sie schon ein Jahr alt und sind ganz schön lebhaft. Man kann froh sein, wenn man sie überhaupt jeden Tag einmal sieht. Der neugierigste ist Joey, unser schwarzer Kater. Ihn sieht man immerzu über die ganze Insel flitzen; er kann sich aber auch sehr gut verstecken und kommt dann plötzlich ganz unvermittelt aus irgendeinem Gebüsch geschossen und miaut. Joey ist zudem sehr gesellig. Wenn wir im Speisesaal zusammen essen, setzt er sich immer mit auf die Eckbank, wo Franzi, ich und unsere Freundinnen immer sitzen, und scheint zu glauben, er wäre ein Mensch. Er springt nicht auf den Tisch und versucht auch nicht, Essen zu rauben, sondern sitzt einfach nur neben uns und starrt alles an. Natürlich findet sich dann immer jemand, der ihm ein kleines Stück Käse oder gekochten Schinken gibt.
Lio dagegen ist eine richtige Raubkatze. Oft trägt er eine Maus, eine Libelle oder einen Vogel im Mäulchen und verzieht sich in eine stille Ecke, um seine Beute genüsslich zu verspeisen. Anfangs fand ich das eklig und mir taten die kleinen Tiere leid, aber Hanno sagt, Mäuse fangen sei schließlich Lios Job. Er beruhigte mich auch, als ich befürchtete, Lio könne sich dadurch Krankheiten holen oder an einem Knochen verletzen, weil er von uns ja ganz weiches Katzenfutter bekommt. Aber davon leckt er meist nur die Soße ab, danach schüttelt er seine rechte Pfote und trollt sich.
Auch hier plusterte sich Ariane natürlich wieder auf und behauptete, ihre Supermutter, die ja Tierärztin ist, würde an die Katze zu Hause sowieso nur Stubenküken verfüttern und niemals Dosenzeugs. Dabei habe ich selbst gesehen …
Oh, Mist. Ich muss aufhören, der Akku von meinem Laptop ist gleich leer, das Warnsignal tutet so laut, dass ich richtig erschrocken bin. Bleibt mir treu, liebe Freunde, ab jetzt hören wir uns wieder öfter!
Eingestellt von Finja um 14:31
Kommentare:
Rotzlöffel 17. Juni 15:03
Und wer frisst die Katze?
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Kittykat 17. Juni 15:17
Wie gut, dass auf der Insel keine Autos fahren! Ich würde umkommen vor Angst um den kleinen Joey. Aber so kann ja nichts passieren :-)
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Elsa12 17. Juni 16:23
Stell doch mal ein Foto von dieser Ariane ein, Finja! Ich stelle sie mir als Pute mit langem Hals vor, immer mit wedelnden Händen, um sich wichtig zu machen.
Antwort von Ponyfee 17. Juni 16:37
Das darf sie nicht, das verstößt gegen das Persönlichkeitsrecht. Dafür könnte Ariane sie anzeigen und das würde sie bestimmt auch machen.
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Likelove 17. Juni 17:00
Aber ein Foto von Marius hat sie uns auch gezeigt!
Antwort von Finja 17. Juni 20:34
Das war eine Ausnahme. Ihr habt mich ja damals auch genug gelöchert und Marius sieht das nicht so eng. Und falls ihr es wissen wollt: Ariane ist sogar richtig hübsch, bis auf ihre Haare vielleicht, lange dünne Zöpfe aus Stroh.
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