Über dieses Buch:
ENWOR: Kriegsgeboren und vom Feuer getauft – eine postapokalyptische Welt voller Gefahren.
Endlich erreichen Skar und seine Verbündeten die Festung Caran. Hier hoffen sie auf Beistand gegen die grausamen Priester von Ninga. Doch ohne es zu wissen, tragen die Flüchtenden eine Waffe mit sich, die sich entsetzlich gegen das Bündnis wenden wird. Was einst die Hoffnung auf Frieden nährte, wird zur Quelle des Todes. Und vor den Mauern der Feste, die zunehmend zur Falle wird, warten schon die feindlichen Armeen der Priester …
Über den Autor
Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit dem preisgekrönten Jugendbuch MÄRCHENMOND. Inzwischen hat er 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 44 Millionen Büchern verfasst. 2012 erhielt er den internationalen Literaturpreis NUX.
Der Autor im Internet: www.hohlbein.de
Bei dotbooks veröffentlichte Wolfgang Hohlbein die Romane FLUCH – SCHIFF DES GRAUENS, DAS NETZ und IM NETZ DER SPINNEN, die ELEMENTIS-Trilogie mit den Einzelbänden FLUT, FEUER UND STURM und die große ENWOR-Saga; eine chronologische Übersicht der einzelnen Romane finden Sie am Ende dieses eBooks.
Wie wird es mit den Kriegern Skar und Del weitergehen? Finden Sie es heraus im nächsten Roman der ENWOR-Saga: ENWOR – Band 11: Der ewige Schlaf. Eine Leseprobe finden Sie am Ende dieses eBooks.
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Neuausgabe Januar 2016
Copyright © 1989 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-95824-491-7
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Wolfgang Hohlbein
ENWOR
Roman
dotbooks.
Es war zu still. Als sie den Hof verlassen hatten, vor (Minuten? Skar kam es vor, als wären es Stunden gewesen) wenigen Augenblicken, da war es ruhig gewesen; das normale Schweigen, das nach dem Ende eines Tages auch von einem so großen Anwesen wie diesem Besitz ergriff, durchbrochen nur noch von den Geräuschen der Nacht und den kleinen unbewussten Lauten, die Mensch und Tier von sich gaben. Jetzt war es, als hielte die Zeit den Atem an. Es war nicht einfach nur leise, dachte Skar beunruhigt.
Es war still.
Absolut still.
Unsinn.
Er versuchte sich selbst zu beruhigen. Er war nervös – mit Recht –, er hatte Angst – mit noch größerem Recht –, und er musste an den Verrat denken, den er an Titch begangen hatte. Er wusste, dass der Quorrl nicht tot war – er hatte hart zugeschlagen, aber nicht hart genug, um ihn wirklich ernsthaft zu verletzen oder gar umzubringen, und Titch würde ihn verstehen. Aber das änderte nichts. Titch hatte sein Leben riskiert und sein eigenes Volk verraten, um ihn zu retten. Vielleicht hätte der Quorrl, wäre es umgekehrt und er an Skars Stelle gewesen, ganz genau so reagiert, und vielleicht würde er ihn sogar verstehen und ihm verzeihen.
Die Krieger haben Befehle aus Ninga gebracht. Die menschlichen Gefangenen werden getötet. Alle.
Ja, er würde verstehen, dass Skar gar nicht anders gekonnt hatte, als zurückzukommen und die Gefangenen zu befreien. Aber Skar war nicht sicher, ob er selbst sich vergeben würde. Der Quorrl und er waren längst mehr als bloße Weg- und Kampfgefährten. Und Skars Vorrat an Freunden war zu weit zusammengeschmolzen, als dass er es sich leisten konnte, auch nur das kleinste bißchen davon zu riskieren. Skar ritt langsamer, als er das Tor hinter sich hatte. Mit einer Gestik, die gerade weit genug übertrieben war, um ganz bestimmt bemerkt und richtig gedeutet zu werden, sah er sich um, wie suchend, ein Reisender, der spät in der Nacht und unangemeldet kam und sich bemühte, niemanden aufzuwecken, der aber auch nichts zu verheimlichen hatte.
Aber irgendwie spürte er auch gleichzeitig, dass er seine Schauspielkünste verschwendete. Das ungute Gefühl blieb, und verdammt – es war zu still! Skar lauschte auf das gedämpfte, aber hörbare Hufschlagen seines Pferdes, seine eigenen Atemzüge und die des Tieres, das leise Rascheln des Windes, der mit Stroh und trockenem Blattwerk spielt und mit einem sonderbar seidigen Geräusch über den Stoff des halben Dutzend kleiner Zelte strich, das auf dem Hof aufgestellt worden war. Das Knistern der heruntergebrannten Feuer, in deren Glut noch Zweige knackten. Das dumpfe Gewittergrollen Ningas, das wie der schwere Atem eines unsichtbaren riesigen Drachen von Norden her durch die Nacht heranwehte. All diese Geräusche waren da, und viele mehr, die er nicht bewusst wahrnahm, die aber da waren und den Pulsschlag der Nacht bildeten, hier in Cant wie überall sonst auf Enwor.
Und doch …
Etwas war nicht richtig. Etwas war da, was nicht hierher gehörte; vielleicht war es auch gerade umgekehrt, und irgendetwas fehlte. Aber etwas warnte ihn. Nie zuvor im Leben hatte Skar deutlicher das Gefühl gehabt, in eine Falle zu laufen, als jetzt. Vielleicht auch nicht einmal unbedingt eine Falle. Vielleicht einfach an einen Ort, an dem er nicht sein sollte, oder zu … irgendetwas, dem er nicht begegnen durfte.
Er hatte den Hof zur Hälfte überquert und näherte sich dem finsteren Steinquader, in dem Crons Gefangene auf den Tod warteten, als das Gefühl so übermächtig wurde, dass er innehielt.
Vorsichtig hob er den Kopf und spähte unter dem Rand seiner schwarzen Kapuze hindurch in die Runde, und für einen Moment glaubte er zu begreifen: es war kein sechster Sinn, der ihn warnte, keine mystischen Stimmen aus seinem Inneren, sondern nichts weniger Banales als seine jahrzehntelange Erfahrung als Krieger, das Wissen des Satai, der er trotz allem noch war, und der hartnäckig darauf beharrte, dass dieser Hof einfach ein wenig zu friedlich und still war; selbst wenn er Titchs Worten glaubte und unterstellte, dass die gut fünfzig Krieger, die den Bestimmer begleiteten, betrunken in ihren Zelten lagen und schliefen.
Sie können nickt alle betrunken sein, beharrte der Satai in ihm. Die meisten, ja. Fast alle. Aber nicht alle. Du weißt, dass das unmöglich ist.
Skar ritt langsam weiter, lenkte sein Pferd ein wenig zur Seite, jetzt mehr zu Crons Wohnhaus als dem Kerker hin, und stieg schließlich aus dem Sattel. Sein Blick tastete über das schmutzige Weiß der Zelte, die heruntergebrannten Feuerstellen und die schwarzen, von der Nacht zu formlosen finsteren Klumpen zusammengeschmolzenen Gestalten der Quorrl, während seine Hand gleichzeitig unter den Gürtel glitt und sich um den Griff des Tschekal schmiegte; eine Geste ohne wirkliche Bedeutung, denn im gleichen Moment, in dem er die Waffe brauchen würde, würde sie ihm nichts mehr nutzen. Er war ein Krieger. Ein Krüppel, ja, und krank, viel mehr, als er Kiina oder auch nur sich selber gegenüber einzugestehen bereit gewesen war, aber noch immer ein Krieger. Vielleicht der gefährlichste, mit Sicherheit der erfahrenste Satai, den der Krieger-Clan Enwors jemals hervorgebracht hatte. Trotzdem war der Gedanke, es mit fünfzig Quorrl aufnehmen zu wollen, nichts weniger als lächerlich. Seine einzige Chance war, das Gebäude ungesehen zu erreichen.
Und dann? fragte der Satai in ihm. Was willst du dann tun, du alter Narr?
Das Hineinkommen in Crons Kerker war nicht das Problem. Er machte sich nicht einmal Sorgen um eventuelle Wachen; er hatte den Vorteil der Überraschung auf seiner Seite, und er war auch mit nur einer Hand durchaus in der Lage, es mit einem oder zwei völlig ahnungslosen Quorrl aufzunehmen, die zudem wahrscheinlich ebenso betrunken waren wie alle anderen und schliefen.
Nein, die Probleme würden erst beginnen, wenn er versuchte, den Hof wieder zu verlassen. Er war ja selbst dort unten gewesen, zwischen Crons Gefangenen, und hatte gesehen, was die Quorrl aus diesen Männern und Frauen gemacht hatten: wimmernde, kriechende … Etwasse mit gebrochenem Willen und zerstörten Körpern, die vielleicht gar nicht mehr in der Lage waren, zu fliehen, schlimmer noch: es vielleicht gar nicht mehr wollten.
Es ist besser für sie, wenn sie sterben.
Vielleicht hatte Titch recht gehabt, und vielleicht war das, was er jetzt tat, grausamer als der Tod, den der Bestimmer aus Ninga für sie brachte.
Er verscheuchte das lästige Flüstern mit einer Handbewegung, als wische er unsichtbare Spinnweben aus der Luft vor seinem Gesicht. Es war zu spät. Er hätte gar nicht mehr umkehren können; selbst, wenn er es gewollt hätte. Er wusste nicht, ob er es diesen Männern und Frauen wirklich schuldig war, ihre Leben zu retten. Aber er war es sich selbst schuldig.
Skar senkte den Blick und ging schnell, aber ohne sichtbare Hast weiter, als ihm schmerzhaft zu Bewusstsein kam, dass er schon viel zu lange reglos hier stand; sicherlich zehn Sekunden und somit eine Ewigkeit für jeden Quorrl, der ihn beobachten und sich fragen sollte, wer der nächtliche Besucher wohl war; und vor allem, was er hier tat. Er ging weiter, sich immer im Schatten des zweistöckigen Gebäudes haltend und so lautlos, dass nicht einmal er selbst seine eigenen Schritte hörte.
Trotzdem wäre er um ein Haar entdeckt worden.
Es waren seine Instinkte, die ihn retteten, nicht seine Vorsicht. Irgendetwas warnte ihn, Geräusche oder Bewegungen, die er unbewusst wahrnahm, Bruchteile von Sekunden, ehe sein Denken sie verarbeiten und darauf reagieren konnte, und Skar huschte mit einem blitzschnellen Schritt zur Seite und kauerte sich in den Schatten der Treppe, die zum Eingang von Crons Haus hinaufführte, mit angehaltenem Atem und den Mantel so weit über das Gesicht und die Hände gezogen, dass kein Fleckchen verräterischer heller Haut sichtbar war.
Beinahe im gleichen Augenblick wurde die Tür über ihm so wuchtig aufgestoßen, dass sie krachend gegen die Wand flog, und die Gestalten zweier Quorrl traten aus dem Haus und gingen die Treppe hinab. Einer von ihnen war Cron, der andere der Mann, den Titch den Bestimmer genannt hatte, auch wenn Skar immer noch nicht wusste, was sich hinter dieser Bezeichnung verbarg. Er kannte sein Gesicht nicht – trotz allem sah auch für Skar noch immer ein Quorrl wie der andere aus, vor allem in der Dunkelheit – aber er erkannte den buntbestickten schweren Mantel wieder, den der Reptilienmann trug, und vor allem die herrische Gestik und den scharfen, keinen Widerspruch duldenden Klang seiner Stimme.
Skar konnte nicht verstehen, was die beiden Quorrl redeten, denn sie bedienten sich eines Idioms, dessen kein Mensch auf Enwor mächtig war, schon, weil er nicht über die entsprechenden Stimmwerkzeuge verfügt hätte. Aber auch ohne dass er die Worte verstand, begriff er fast unmittelbar, dass Cron und der Bestimmer nicht mitten in der Nacht hier herausgekommen waren, um zu plaudern. Sie stritten. Und es war mehr als eine kleine Meinungsverschiedenheit. Es war ein erbitterter Streit, der so laut ausgetragen wurde, dass Skar jeden Moment damit rechnete, eine oder mehrere der schlafenden Gestalten auf dem Hof sich aufsetzen und in ihre Richtung blicken zu sehen; was unausweichlich zu seiner Entdeckung geführt hätte. Er befand sich zwar im toten Winkel unter der Treppe, so dass Cron und der Bestimmer ihn nicht sehen konnten, aber durch die offenstehende Tür fiel helles Licht, das die Schatten vertrieb, in denen er Schutz gesucht hatte. Vom Hof aus war er so deutlich zu sehen, als stünde er im hellen Sonnenschein.
Nach Sekunden, die für Skar zu Ewigkeiten wurden, bewegten sich die beiden Quorrl weiter, ohne mit ihrem Streit innezuhalten. Cron gestikulierte heftig, und seine Stimme wurde schriller, fast hysterisch; eine Regung, die Skar bei diesem Koloss von Quorrl nicht für möglich gehalten hatte, während der Bestimmer äußerlich ruhig blieb. Nur seine Stimme war laut und befehlend, und die kleinen Bewegungen seiner Hände und seines Kopfes und der Rhythmus seiner Schritte verrieten Skar, dass er innerlich vor Wut kochte. Skar folgte den beiden Quorrl, als sie sich von ihm entfernten; schon, weil es Selbstmord gewesen wäre, im hellen Licht, das aus der Tür fiel, sitzen zu bleiben, aber nicht nur deswegen. Er erinnerte sich gut an die Ehrfurcht, die er in Titchs Stimme gehört hatte, und das Flackern von Angst in den Blicken der anderen Quorrl, als sie den Bestimmer sahen. Wenn es etwas gab, bei dem Cron und dieser mächtige Quorrl so unterschiedlicher Meinung waren, dass Cron ihm offenen Widerstand entgegenbrachte, mochte das von Nutzen sein. Ganz davon abgesehen, dass die Richtung, in der die beiden Quorrl gingen, ohnehin die einzige war, in die er sich bewegen konnte, wollte er nicht gesehen werden.
Sie näherten sich den Ställen, betraten sie aber nicht, sondern blieben vor der nur angelehnten Tür stehen. Crons Gestikulieren und Deuten wurde stärker, eindeutig zorniger, und als Skar sich den beiden weiter näherte – schon fast zu weit, als gut war, aber seine Neugier war plötzlich stärker als seine Vorsicht – sah er, dass der Quorrl auf die beiden großen, geschnitzten Truhen deutete, die die Begleiter des Bestimmers mitgebracht hatten. Der Bestimmer antwortete, jetzt im gleichen, wütenden Tonfall wie Cron, fast schreiend, und machte eine drohende Bewegung, als Cron die Hand nach einer der Kisten ausstreckte. Skar fragte sich, was sie enthalten mochten. Was immer sich hinter der geheimnisvollen Bezeichnung Bestimmer verbergen mochte – ein Steuereintreiber oder das quorrlsche Äquivalent dazu war er ganz bestimmt nicht. Aber er hatte das sichere Gefühl, dass das, was er sah, wichtig war; ungemein wichtig. Und vielleicht nicht nur für Titch und Kiina und ihn.
Trotzdem zwang er sich, wieder daran zu denken, warum er überhaupt hierhergekommen war. Er hatte nicht mehr viel Zeit. Der Schlag, mit dem er Titch niedergestreckt hatte, war hart gewesen, aber der Quorrl hatte auch einen harten Schädel. Es würde nicht mehr lange dauern, und er würde aufwachen. Und Titch wäre nicht Titch, käme er nicht sofort hierher, um ihn aufzuhalten.
Behutsam kroch er ein Stück weit in den Schatten des Hauses zurück, richtete sich auf und ging weiter, nachdem er einen letzten, sichernden Blick in die Runde geworfen hatte. Er war dem Kerker jetzt nahe, aber sein Herz begann trotzdem ein wenig schneller zu schlagen, als er gezwungen war, aus dem Schatten des Wohngebäudes herauszutreten und den Hof zu überqueren; eine Strecke von vielleicht zwanzig Schritten, die für ihn aber zur Ewigkeit wurde, denn er hatte jetzt überhaupt keine Deckung mehr. Und das Mondlicht war viel zu hell. Selbst der betrunkenste Krieger musste erkennen, dass sich unter dem schwarzen Mantel kein Quorrl, sondern eine viel kleinere und schlankere Gestalt verbarg.
Obwohl die Nacht so kühl war, dass er seinen eigenen Atem als blassen Dunst vor seinem Gesicht erkennen konnte, war er in Schweiß gebadet, als er die Tür erreichte. Er hatte sich weit genug in der Gewalt, dem Impuls zu widerstehen, sich noch einmal umzudrehen und sichernd auf den Hof zu schauen; aber er warf einen raschen Blick zurück, als er das Gebäude betreten hatte und die Tür hinter sich zuschob. Was er sah, hätte ihn beunruhigen müssen, aber das Gegenteil war der Fall. Alles war ruhig. Cron und der andere Quorrl stritten noch immer, aber keine der schuppigen Riesengestalten hatte sich gerührt, alles war unverändert und still. Aber es war auf eine ungute Art still: eine Ruhe, in der kein Frieden war, sondern die unsichtbar dräuenden Schatten einer unsichtbaren Bedrohung.
Skar verscheuchte auch diesen Gedanken, schob die Tür vollends ins Schloss und drehte sich wieder um. Fast in der gleichen Bewegung schlug er Mantel und Kapuze zurück und zog das Schwert. Das fast unhörbare Sirren, mit dem die rasiermesserscharfe Klinge aus der Scheide glitt, und das vertraute Gewicht der Waffe verfehlten ihre Wirkung ebenso wie die Stille draußen auf dem Hof.
Er sah sich um – das Gebäude war so leer und ruhig, dass er es schon bei seinem ersten, flüchtigen Blick während des Eintretens gesehen hatte – aber auch die Stille war hier … falsch. Eine einzelne, kleine Öllampe brannte, aber ihre Scheiben waren so verschmutzt, dass sie das Licht nur in schmalen, unregelmäßigen Streifen durchließ, die wie gelbe Messer in die schwarze Masse schnitten, mit der die Nacht den großen Raum ausfüllte. Dazwischen nisteten Schatten. Und in diesen Schatten war – Nichts! dachte Skar zornig. Hör auf, dich seihst verrückt zu machen!
Er ging weiter, und in einem kindischen Anflug von Trotz nicht durch die schmalen Streifen flackernder gelber Helligkeit, sondern mitten durch das hindurch, von dem sein Verstand behauptete, es wäre Dunkelheit, nichts als die Abwesenheit von Licht, und seine Seele wusste, dass es etwas anderes war. Schneller, als vielleicht gut war, erreichte er die schmale Tür am anderen Ende des Raumes, stieß sie auf und schob sie hastig wieder hinter sich zu. Erst danach fühlte er sich wieder einigermaßen sicher.
Wenigstens versuchte er sich das einzureden. Aber er war nie ein guter Lügner gewesen, auch – vielleicht gerade – sich selbst gegenüber nicht. Ein Teil von ihm, den er mit seinem Verstand nicht beherrschen konnte, hatte Angst. Panische Angst. Sein Atem ging schnell. Sein Herz raste, und in seinem Mund war der bittere Kupfergeschmack von Blut. Automatisch hob er die Hand und tastete über seine Lippen. Seine Zähne bluteten, wie so oft in letzter Zeit, und seine Hand zitterte, als hätte sie nicht mehr die Kraft, das Schwert zu halten.
Was war nur mit ihm los? Er gehörte nicht zu jenen Narren, die behaupteten, keine Angst zu kennen (und selten lange genug lebten, um diese Behauptung unter Beweis zu stellen), aber er hatte nie Furcht vor der Dunkelheit gehabt oder unter grundlosen Ängsten gelitten. Warum jetzt?
Vielleicht, weil dort draußen wirklich etwas ist, murmelte der Satai in ihm.
Es war möglich. Die Ssirhaa kämpften nicht nur mit Waffen, die er kannte; nicht einmal nur mit solchen, die er sich vorstellen konnte. Sie verfügten über Hilfsmittel, die es ihnen gestatteten – die Quorrl dort draußen zu betäuben, damit er ungehindert hier eindringen und ihre Gefangenen befreien konnte, wobei sie dummerweise nur vergessen hatten, Cron und den Bestimmer mit einzuschläfern?
Lächerlich.
Es war unlogisch. Und außerdem – eine bessere Gelegenheit, seiner habhaft zu werden, konnten sich die Schuppenkrieger gar nicht mehr denken.
Plötzlich viel mehr verwirrt als ängstlich, drehte er sich wieder um und sah die Treppe hinunter. An ihrem unteren Ende war Licht; der flackernde Schein von Fackeln, vor dem sich Schatten bewegten. Er hörte Stimmen. Die Stimmen von Quorrl, von mindestens zwei Quorrl, vielleicht mehr.
Seltsamerweise half ihm das, wieder klarer zu denken. Zwei, vielleicht drei oder sogar vier Quorrl, das mochten mehr Gegner sein, als er in seinem momentanen Zustand bewältigen konnte, aber es waren fassbare Gegner, eine Gefahr, die sein Leben bedrohte, nicht seine Seele. Und gegen die er sich wehren konnte.
Er ergriff sein Schwert fester, überzeugte sich mit einer fast unbewussten Geste davon, dass sein Mantel zurückgeschlagen war und ihn nicht etwa behindern würde, und ging so leise wie möglich die Treppe hinunter.
Trotzdem war er nicht leise genug. Das hohe Gewölbe der Treppe fing das leise Tappen seiner Schritte und das Rascheln des Mantels auf und warf es als wisperndes, lang nachhallendes Echo zurück, und einer der Schatten wurde plötzlich größer und näherte sich der Treppe. Die Tür zum Verließ, die ohnehin nur halb geschlossen gewesen war, wurde weiter aufgerissen, und in dem plötzlich hell erleuchteten Rechteck erschien der massige Schatten eines Quorrl.
Skar überwand die letzten fünf oder sechs Stufen mit einem einzigen, kraftvollen Satz und stieß in der gleichen Bewegung zu. Der Quorrl starb, ohne zu begreifen, was ihn tötete, und ohne einen Laut.
Skar wich dem zusammenbrechenden Riesen mit einer blitzschnellen Drehung aus, stieß die Tür mit der Schulter vollkommen auf und sprang mit hoch erhobenem Schwert in den Kerker hinein. Er gewahrte eine Bewegung aus den Augenwinkeln, warf sich instinktiv nach links und vor, so dass aus seinem Lauf ein langgestreckter Sprung wurde, der in einer blitzartigen Rolle endete, und federte wieder auf die Füße. Seine Klinge riss eine tiefe, blutige Spur in die Kehle eines zweiten Quorrl, der wahrscheinlich ebensowenig wie sein Bruder draußen auf der Treppe begriff, was ihn umbrachte, und bohrte sich fast in der gleichen Bewegung tief in die Schulter des dritten und letzten Kriegers, der sich in dem Verließ aufhielt.
Der Quorrl brüllte vor Schmerz und Überraschung, besaß jedoch genug Geistesgegenwart, sich mit einem Satz aus der Reichweite von Skars Schwert zu bringen und seine eigene Waffe zu ziehen.
Skar ließ ihm nicht die geringste Chance. Sein Tschekal bewegte sich vor und nach unten, fügte dem Quorrl einen zweiten, nicht minder schmerzhaften Stich in den Oberschenkel zu und hob sich wieder, dann prallte die Klinge aus Sternenstahl gegen die Waffe seines Gegners und ließ sie wie Glas zerspringen.
Der Quorrl taumelte mit einem Schmerzlaut gegen die Wand und starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen abwechselnd auf seinen blutenden Oberschenkel und den nutzlosen Stumpf des Schwertes in seinen Fäusten, und Skar hätte ihn in diesem Moment töten können, so schnell und beinahe spielerisch, wie er die beiden anderen Krieger niedergestreckt hatte.
Aber er tat es nicht.
Etwas geschah mit ihm, etwas Schreckliches und Düsteres, das ihn innerlich aufschreien ließ, aber es ging zu schnell und war einfach zu übermächtig, als dass er sich dagegen wehren konnte.
Seine Hand bewegte sich fast ohne sein Zutun und anders, völlig anders, als er wollte. Das Tschekal Riss den Arm des Quorrl auf, eine entsetzliche, bis auf den Knochen klaffende Wunde, die von der Handwurzel des Kriegers bis fast zu seinem Hals hinauf reichte, zuckte aber im letzten Moment zurück, ehe die Klinge die Kehle des Quorrl berührte und ihn tötete, machte einen weiteren, blitzschnellen Schlenker, der ihre Schneide fast spielerisch das flache Schuppengesicht des Kriegers berühren ließ und eines seiner Augen auslöschte, und spaltete in der Rückwärtsbewegung die Schuppen auf seiner Brust.
Der Quorrl kreischte, brach in die Knie und krümmte sich vor Qual. Seine Hand griff in einer Bewegung, die mehr Reflex als Angriff war, nach Skars Fußgelenk und zerrte daran.
Skar schlug sie ihm ab.
Aus den Schreien des Kriegers wurde ein ersticktes Keuchen, dann ein Wimmern, aber Skar hörte immer noch nicht auf. Er konnte es nicht. Er versuchte es, kämpfte mit verzweifelter Macht gegen diesen fürchterlichen Blutrausch, der tief aus den schwärzesten Abgründen seiner Seele in ihm emporkroch, aber es war, als versuche er eine Sturmflut mit bloßen Händen aufzuhalten. Sein Schwert berührte den Rücken des Quorrl, seine Seite und wieder seinen Rücken und fügte ihm weitere furchtbare Wunden zu, ohne ihn zu töten, immer und immer und immer wieder, bis aus der Gestalt zu seinen Füßen ein zuckendes, wimmerndes Bündel wurde, in dem ein grausames Schicksal noch immer Leben sein ließ, Leben und Bewusstsein und unvorstellbare Qual.
Und etwas in Skar schrie auf und stürzte sich auf diesen Schmerz, griff wie mit unsichtbaren glühenden Flammenfingern nach der unvorstellbaren Pein dieses Wesens und labte sich daran, ein körperloser Vampir, der von Schmerz und Furcht lebte und Schmerz und Furcht war, die Chimäre, die all die Zeit über geduldig in seinem Innern gelauert hatte, eingesponnen wie eine Spinne in einen schwarzen Kokon aus Vergessen und trügerischer Sicherheit, aber bereit und lauernd und tödlich.
Skar riss mit einem erstickten Schrei das Schwert in die Höhe und taumelte zurück. Das Verließ begann vor seinen Augen zu verschwimmen, und für eine panikerfüllte halbe Sekunde glaubte er die Schatten sich zusammenballen und zu etwas Neuem, Finsteren werden zu sehen, einem kleinen gesichtslosen Ding aus Stacheln und Horn und reißenden Krallen, und für die gleiche Zeitspanne fühlte er, wie der Einfluss des Daij-Djan stärker wurde, auch noch den letzten Rest seines freien Willens hinwegzufegen drohte – und erlosch.
Die Erleichterung war so gewaltig, dass Skar abermals taumelte und gestürzt wäre, hätten ihn nicht die Metallstäbe des Gitters hinter ihm aufgefangen. Stöhnend sank er in die Knie, blieb zwei, drei Sekunden lang mit geschlossenen Augen hocken und stemmte sich mühsam wieder in die Höhe. Er war so schwach, dass er das Tschekal als Krücke benutzen musste, um sich überhaupt zu erheben.
Nein, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf. Nicht so.
Als er die Augen öffnete, stand die Sternenbestie vor ihm.
Ihr Anblick erschreckte ihn nicht. Der Daij-Djan hatte sich verändert, auf eine Art, die Skar nicht in Worte zu fassen vermochte: er war noch immer das kleine schwarze Scheusal, als das er ihn kannte und hasste, ein tödliches Ding aus Horn und reißenden Klauen, und trotzdem … anders. Finsterer. Drohender. Präsenter. Aus dem flüsternden Versucher, der trotz seiner mörderischen Kraft und des Todes, den er brachte, eigentlich niemals mehr als ein Schatten gewesen war, war ein Etwas geworden, die Idee, die der Daij-Djan war, hatte einen Körper bekommen.
Aber das war es nicht. Skar registrierte die unheimliche Veränderung, die mit dem Daij-Djan vonstattengegangen war, sehr wohl, aber er verschwendete kaum mehr als einen flüchtigen Gedanken daran.
Er hatte keine Angst mehr vor ihm. Skar starrte die Sternenbestie an und wartete auf das kalte Entsetzen, das ihn jedesmal bei ihrem Blick ergriffen hatte. Aber es kam nicht.
Vielleicht zum allerersten Mal, seit er dem Ungeheuer aus den Abgründen der Zeit begegnet war, hatte er keine Angst vor ihm. Im Gegenteil – es war absurd, und es war auf seine eigene Art ebenso grausam wie das, was er dem Quorrl angetan hatte – aber das Erscheinen des Daij-Djan erleichterte ihn.
Es war nicht so, dass er sich an den Anblick des Ungeheuers gewöhnt hatte, denn er war etwas, woran man sich nicht gewöhnen konnte, und das beim tausendsten Mal so entsetzlich und furchteinflößend war wie beim allerersten, und der Teil von Skar, der noch Mensch war, krümmte sich unter seiner bloßen Anwesenheit zusammen wie ein getretener Wurm – aber er ließ ihn auch gleichzeitig begreifen, dass nicht er es gewesen war, der den Quorrl auf so furchtbare Weise getötet (getötet? Er hatte ihn geschlachtet!) hatte, sondern der Daij-Djan, seine furchtbare, finstere Macht, die Skars Hand gelenkt hatte wie die einer Marionette.
Aber das stimmt doch gar nicht, Bruder, sagte der Daij-Djan, der seine Gedanken las. Du hast es genossen.
»Das ist nicht wahr«, sagte Skar. Seine Stimme zitterte. Plötzlich hatte er kaum noch die Energie, das Schwert zu halten. Abermals ließ er sich gegen das Metallgitter sinken, legte den Kopf in den Nacken und presste den Schädel so fest gegen die eisernen Stäbe, bis ihm der Schmerz die Tränen in die Augen trieb.
Der Daij-Djan lachte, ein lautloses, unglaublich böses Geräusch, das stärker und stärker anschwoll, bis es Skars Schädel ausfüllte wie das Heulen eines Höllensturms, ihn fast zum Bersten zu bringen schien. Skar stöhnte. Seine Hand zitterte, und sein Herz hämmerte so schnell und ungleichmäßig wie eine defekte Maschine, die aus dem Takt gekommen war.
Und dann hörte er etwas. Ein Geräusch, so leise, dass er es mehr spürte als wirklich wahrnahm, und das doch irgendwie durch das brüllende Gelächter des Daij-Djan drang. Es war ein leises Wimmern, wie das Weinen eines Kindes.
Skar zwang sich, die Augen zu öffnen und den Daij-Djan anzusehen, ihn und das wimmernde Bündel aus Blut und zerschlagenen Schuppen auf dem Boden neben ihm, und plötzlich begriff er, dass es die Stimme des Quorrl war, die er hörte.
Er lebte noch.
Nach allem, was er ihm angetan hatte, lebte er immer noch. Und er litt. Skar konnte seinen Schmerz fühlen, die unbeschreibliche Qual, die jede Sekunde neu für ihn brachte, in der der Tod nicht zu ihm kam. Und er konnte ebenso deutlich fühlen, wie sich der Daij-Djan an seinem Schmerz labte, ihn in sich aufnahm wie ein saugendes Ungeheuer das Blut seines Opfers. Der Daij-Djan – und er selbst. Etwas in ihm hatte es gewollt und wollte es immer noch.
Mit einer Kraft, von der er selbst nicht mehr wusste, woher er sie noch nahm, ergriff er sein Schwert neu und fester, wankte an dem Daij-Djan vorbei und stieß dem Quorrl die Klinge ins Herz. Das entsetzliche Wimmern erlosch, und wo bisher der Widerhall unbeschreiblicher Qual gewesen war, spürte Skar für einen unendlich kurzen Moment eine tiefe Erleichterung. Dann nichts mehr.
Wie edel, sagte der Daij-Djan spöttisch. Du hast ihn von seinen Schmerzen erlöst. Nachdem du sie ihm zugefügt hast.
Skar fuhr herum, riss mit einem Schrei das Schwert in die Höhe und ließ den Arm wieder sinken, als ihm klar wurde, wie sinnlos es war, die Sternenbestie mit dieser Waffe angreifen zu wollen.
»Ich … war das nicht«, sagte er unbeholfen. »Ich habe es nie gewollt. Nicht das!!«.
Bist du sicher? Der Daij-Djan starrte aus seinem schrecklich flachen Nicht-Gesicht zu ihm hoch und hob die Hand. Seine Klaue deutete auf den hinteren Teil des Verlieses, den Bereich hinter der Gitterwand, in dem Crons Gefangene untergebracht waren.
Sieh dorthin, Bruder, sagte er. Sieh dorthin, und dann sag noch einmal, dass du es nicht wolltest.
Fast gegen seinen Willen drehte Skar sich um und blickte in die Richtung, in die die Klaue des Ungeheuers wies.
Hinter den Gitterstäben rührte sich nichts.
Erst jetzt, als hätte sein Bewusstsein zwar alle Eindrücke aufgenommen und registriert, sie aber im Moment der unmittelbaren Gefahr als unwichtig eingestuft und unterdrückt, fiel ihm auf, wie still es trotz allem hier unten war. Er hatte selbst einen Tag und eine Nacht zwischen Crons Gefangenen verbracht, und er hatte mehr als einmal erlebt, wie sie jedesmal in Panik gerieten, wenn ein Quorrl das unterirdische Verlies betrat. Er begriff erst jetzt, dass er nicht den mindesten Laut gehört hatte, während er mit den Quorrl kämpfte, und etwas in ihm hatte auch die ganze Zeit über gespürt, was diese fürchterliche Stille zu bedeuten hatte, denn er fühlte nicht einmal Schrecken, sondern nur Entsetzen und Zorn und ein schmerzhaftes Akzeptieren dessen, was er längst gewusst hatte.
Die Gefangenen waren tot.
Die Quorrl, die er erschlagen hatte, waren keine Wächter gewesen, sondern das Exekutionskommando. Die zwei Dutzend Männer und Frauen, die zu befreien er zurückgekommen war, lagen enthauptet auf dem Boden ihres Gefängnisses, säuberlich in drei Reihen nebeneinander und an Händen und Füßen gefesselt. Sie mussten schon lange tot sein; vielleicht Stunden. Das Blut, das das faulige Stroh auf dem Boden schwarz gefärbt hatte, war schon trocken. Es war alles umsonst gewesen.
Und sinnlos, flüsterte der Daij-Djan in seinen Gedanken. Sie waren schon tot, als ihr den Hof verlassen habt.
Mühsam drehte sich Skar wieder zu der Bestie um und sah sie an.
»Was willst du?« fragte er.
Dich.
»Mich?« Skar lachte; im ersten Moment aus bloßem Spott, dann wirklich, als ihm klar wurde, welchen Anblick sie bieten mussten, der Daij-Djan, die blutgierigste Bestie, die die Schöpfung jemals hervorgebracht hatte, und er: ein verkrüppelter, alter, sterbenskranker Mann, der kaum noch die Kraft hatte, sich auf den Beinen zu halten.
Du kannst leben, flüsterte der Daij-Djan. Unendlich leben. Unsterblichkeit. Und unbegrenzte Macht, Bruder. Die Macht eines Gottes. Es liegt in deiner Hand.
»Nein«, stöhnte Skar. Wieder überkam ihn Schwäche, aber diesmal war es nur die Reaktion seines gemarterten Körpers, der die Kraftreserven, deren Skar sich bediente, längst nicht mehr hatte. »Ver … schwinde«, murmelte er. »Du kannst mich haben, wenn … wenn ich dich rufe. Nicht eher. Das war unsere Abmachung!«
Aber du hast mich gerufen.
»Das ist nicht wahr!«
Du tust es unentwegt, beharrte der Daij-Djan. Du wüsstest, dass du keine Chance hattest, dies hier lebend zu überstehen, ohne meine Hilfe. Hör auf, dich selbst zu belügen, Bruder – und mich. Du sagst, du willst meine Unsterblichkeit nicht? Aber du bedienst dich ihrer. Du tust Dinge, die du nicht könntest ohne meine Hilfe. Nicht ich bin es, der unsere Abmachung bricht, Bruder. Du bist es. Du brichst sie unentwegt. Du sagst, du brauchst meine Hilfe nicht, aber du zwingst mich, sie dir zu gewähren.
Wieder spürte er, dass sich irgendetwas an dem Daij-Djan … verändert hatte. Er hatte niemals Zeichen von Ungeduld oder gar Nervosität an seinem Dunklen Bruder bemerkt; ja, bisher geglaubt, dass der Daij-Djan zu solcherlei Empfindungen nicht einmal fähig war, denn er war eine Kreatur der Ewigkeit, ein Wesen, das nie gelebt hatte und somit auch nicht sterben konnte. Zeit war bedeutungslos für ihn. Er hatte eine Million Jahre auf diesen Tag gewartet.
»Vielleicht wollte ich sterben«, antwortete Skar.
Um mich zu vernichten. Der Daij-Djan nickte, auf eine beunruhigend menschliche, nachdenkliche Art. Ich verstehe. Aber du täuschst dich. Dein Tod würde nichts ändern, und du weißt das, Bruder. Ich gewinne.
»Bist du sicher?« fragte Skar.
Ich gewinne, wenn du lebst und tust, wozu du in dieses Land gekommen bist. Aber ich siege auch, wenn du stirbst. Es spielt keine Rolle. Ich kann nicht verlieren.
»Dann bring mich doch um!« brüllte Skar. »Mach endlich ein Ende!«
Ein Ende? Der Daij-Djan lachte leise. Aber es fängt doch gerade erst an. Seine schwarze, tödliche Klaue machte eine Bewegung zur Tür hin, und den schwarzen Schatten, die auf der Treppe lauerten.
Komm mit, Bruder, sagte er. Komm und sieh, was ich für dich getan habe.
Skar bewegte sich nicht. Der Daij-Djan wandte sich um und ging zur Tür, und für den Bruchteil einer Sekunde war es Skar, als glühe seine Gestalt unter einem unheimlichen inneren Feuer, verwandle sich in ein tobendes Inferno aus Milliarden und Abermilliarden winziger Funken, jeder so heiß wie die Hölle und jeder voller abgrundtiefer Bosheit und versengendem Hass. Dann begriff er, dass es nur eine Täuschung gewesen war, ein Lichtreflex der Fackeln auf seiner spiegelnden schwarzen Haut aus Horn.
»Warum hilfst du mir?« fragte er. »Warum tust du das alles, wenn mein Leben keine Rolle für dich spielt?«
Weil du mein Bruder bist, antwortete der Daij-Djan, und ich dich liebe.
Skar wollte es nicht. Er stemmte sich mit jedem bißchen Willenskraft, das er noch hatte, gegen das verlockende Wispern in seinem Kopf. Aber er war nicht stark genug. Nach ein paar Augenblicken löste er sich von seinem Platz und folgte dem schwarzen Schatten seines höllischen Bruders.
Sein Zeitgefühl war so vollständig erloschen wie seine Fähigkeit, irgendetwas anderes zu empfinden als Furcht und Verbitterung. Er wusste nicht, ob Minuten oder Stunden vergangen waren, bis Kiina zurückkehrte. Titch hatte ihn für eine kurze Weile allein gelassen, um sich im Haus umzusehen und ihm etwas zu trinken zu bringen, und er musste wohl eingeschlafen sein, denn das nächste, woran er sich klar erinnerte, waren Titchs schuppige Finger, die seinen Kopf hielten und ihn zwangen, die Lippen zu öffnen und zu trinken; eine bittere, scharf schmeckende Flüssigkeit, die zuerst einen leisen Schmerz und dann wohltuende Wärme in seiner Kehle und danach in seinem Magen auslöste. Und ein nicht minder schuppiges Gesicht, das neben dem Titchs auf ihn herabstarrte und mindestens dreimal so alt war wie das seine.
Skar war froh, Scrat zu sehen. Anders als Titch war er nicht davon überzeugt gewesen, dass der Daij-Djan alle Quorrl auf diesem Hof getötet hatte. Trotz ihrer unersättlichen Blutgier war die Bestie nicht dumm; wenn sie tötete, dann nur, wenn es Sinn hatte. Und er war doppelt erleichtert, die alte Quorrl-Heilerin unversehrt zu erblicken; nicht nur, weil er Hilfe jetzt vielleicht dringender benötigte als je zuvor. Den Gedanken, dass der Daij-Djan alles Leben auf diesem Hof ausgelöscht haben könnte, hätte er nicht ertragen.
Er wusste nicht, was Titch ihm da einflößte, aber es wirkte; und es wirkte überraschend schnell. Skar konnte regelrecht fühlen, wie sich nach der Wärme eine Woge neuer Kraft in seinem Körper ausbreitete, so schnell, dass er fühlen konnte, wie Schmerz und Übelkeit erloschen und eine neue, nervöse Energie seine Glieder durchströmte. Und es vertrieb nicht nur seine körperlichen Beschwerden. Mit der Mattigkeit und dem Schmerz aus seinen Gliedern wich auch gleichzeitig die Düsternis aus seinen Gedanken. Er hatte das Gefühl, dass er für diese – geliehene – Kraft bitter würde bezahlen müssen, aber das war ihm im Moment gleich. Was er jetzt brauchte, das war ein klarer Kopf und die Fähigkeit, aus eigener Kraft auf den Beinen stehen zu können, und zu beidem verhalf ihm Scrats Trank.
Trotzdem blieb er reglos sitzen, als die Quorrl Titch einfach beiseiteschob und damit begann, seinen Körper in Augenschein zu nehmen, rasch und sehr kundig, aber nicht besonders behutsam. Titch und sie wechselten ein paar Worte, während Kiina einige Schritte abseits stand und dem Tun der alten Quorrl voller unverhohlenem Misstrauen zusah.
Skar musste ein paarmal die Zähne zusammenbeißen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen, als Scrat seine Wunden säuberte und frische Verbände anlegte, die sie mit einer übelriechenden, heftig brennenden Salbe bestrich. Sie arbeitete schnell und mit einer Präzision, die in krassem Gegensatz zu ihrem Alter und dem Zittern ihrer Hände stand, aber Skar registrierte auch, dass sie es ohne Anteilnahme tat. Sie behandelte ihn wie eine Ärztin, die sie war, aber sie tat es auf eine Art, als versorge sie ein kostbares Tier.
»Fühlst du dich kräftig genug, um zu gehen?« fragte Titch, als Scrat sich ächzend aufgerichtet und einen Schritt zurückgetreten war.
»Das wird er«, antwortete die Quorrl an seiner Stelle. »Aber er ist es nicht.«
Titch fauchte ein einzelnes, zornig klingendes Wort in seiner Muttersprache, das Scrat mit einem trotzigen Blick quittierte, und wollte die Quorrl einfach aus dem Weg schieben, aber Kiina fiel ihm in den Arm.
»Was hat sie damit gemeint?« fragte sie misstrauisch.
»Der Trank, den er ihm gegeben hat«, sagte Scrat, ohne Titchs warnenden Blick zu beachten. »Er macht ihn stark, Menschenkind. Aber er lässt ihn nur glauben, er wäre es. In Wahrheit nutzt er Kräfte, die er bräuchte, um zu leben, nicht um sich zu bewegen.«
Kiina sah den Quorrl gleichermaßen verärgert wie überrascht an, und Titch machte einen zornigen Schritt auf Scrat zu.
»Es ist gut«, mischte sich Skar in den beginnenden Streit ein. »Ich werde vorsichtig sein. Ich danke dir für deine Hilfe.« Er sah Titch fragend an. »Die anderen …?«
»Leben alle noch«, sagte Titch. »Sie haben nicht einmal gemerkt, was passiert ist.« Er machte eine Geste zur Tür. »Cron will uns sehen.«
Obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte, dachte Skar, klang er nicht erleichtert, sondern eher besorgt. Hätte er es nicht besser gewusst, wäre er angesichts Titchs sonderbarer Reaktion sicher gewesen, dass er auch Crons Familie und Gesinde lieber tot als lebendig gesehen hätte.
Er verscheuchte den Gedanken, streifte seinen Mantel wieder über und bedeutete Titch mit Gesten, voran zu gehen. Kiina wollte sich ihnen anschließen, aber Titch schüttelte den Kopf.
»Bleib zurück«, sagte er. »Ich traue Cron nicht.«
»Ich denke nicht daran, allein hier zu bleiben!« widersprach Kiina heftig. »Wie sicher, glaubst du wohl, wäre ich hier allein, wenn ihr nicht zurückkommt?«
»Titch hat recht«, mischt sich Scrat ein. »Besser, du bleibst hier. Ich will auch nach dir sehen.«
»Mir fehlt nichts!« sagte Kiina trotzig. Und schon gar nichts, was eine Quorrl heilen könnte, fügte ihr Blick hinzu. Aber wenn Scrat die unausgesprochene Beleidigung überhaupt bemerkte, dann schien sie sie nicht sonderlich zu stören. Mit der Selbstverständlichkeit, mit der das Alter über den Widerspruch der Jugend offensichtlich bei allen Völkern hinwegging, ergriff sie Kiinas Arm und zwang sie fast gewaltsam, auf der Truhe Platz zu nehmen, auf der Skar bisher gesessen hatte. Kiina protestierte lautstark und versuchte sich zu wehren, aber das eine war so sinnlos wie das andere: Scrat reagierte nicht auf ihren Protest und die Beschimpfungen, die sie hineinflocht, und sie war zwar alt, aber sie war eine alte Quorrl, und somit immer noch gut fünfmal so stark wie das Mädchen.
»Tu, was sie sagt«, sagte Titch ungeduldig. »Vielleicht ist sie der letzte Quorrl, der dir jemals helfen wird, nach dem, was heute passiert ist.« Er drehte sich um und öffnete die Tür, und sie verließen die Kammer, ehe Kiina abermals widersprechen und womöglich eines ihrer endlosen Streitgespräche vom Zaun brechen konnte.
Das Haus war noch immer so unheimlich still, als Skar dicht hinter dem Quorrl auf den Gang hinaustrat. Dann hörte er Geräusche: das Poltern von Schritten über ihren Köpfen und Stimmen, die durch eine nur halb geschlossene Tür drangen, aber all diese Laute klangen sonderbar unwirklich und düster, die Stille schien noch immer da zu sein, als wäre aus der bloßen Abwesenheit von Geräuschen etwas anderes geworden, das sich nicht mehr vertreiben ließ. Unbehaglich sah er sich um, und als sein Blick Titchs Gesicht streifte, wusste er, dass es keine Einbildung war. Auch der Quorrl spürte es.
Sie fanden Cron in der großen Kammer, in der er auch das erste Mal mit ihnen gesprochen hatte, sogar in der gleichen Haltung auf dem geschnitzten Thron hockend, die mächtigen Hände auf den Knien aufgestützt und die Schultern leicht nach vorne gebeugt, so dass er wie eine zu groß geratene, schuppige Kröte aussah.
Aber das war auch alles, was Skar an den Cron erinnerte, den er kennengelernt hatte.
Der Quorrl hatte sich völlig verändert, so radikal, dass Skar ihn wirklich nur noch an seiner hünenhaften Gestalt erkannte. Der Quorrl, den er als Herrn dieses Hofes kennengelernt hatte, war ein Gigant gewesen, nicht nur körperlich. Er hatte Kraft und Entschlossenheit verströmt wie einen spürbaren Geruch, und es war längst nicht nur seine imposante Erscheinung gewesen, die Skar sich in seiner Nähe wie einen Zwerg hatte fühlen lassen.
Nichts war davon geblieben. Was Titch und ihm jetzt gegenübersaß, das war ein gebrochener Mann, in dessen Augen sich Entsetzen breitgemacht hatte, das nie wieder völlig erlöschen sollte. Seine Bewegungen waren matt, und der Spott, der in seiner Stimme liegen sollte, klang einfach nur mitleiderregend.
»Lasse deine Waffe stecken«, sagte Cron, als Titch in einer instinktiven Geste die Hand auf das Schwert in seinem Gürtel legte. »Du brauchst sie nicht.«
Titchs Hand löste sich tatsächlich wieder vom Schwert, aber seine Haltung blieb angespannt. Er trat einen halben Schritt zurück und machte mit der freien Hand eine Geste zu Skar, Cron nicht näher zu kommen. Der Quorrl bemerkte die Bewegung sehr wohl, aber er reagierte nicht darauf. Sein Blick war starr auf Skars Gesicht gerichtet, und es war ein Blick, unter dem Skar sich sofort unwohl zu fühlen begann, denn das Feuer darin, das Titch für Zorn oder gar Hass zu halten schien, war in Wirklichkeit Angst. Die Vorstellung, dass ein Wesen wie dieser gigantische Quorrl vor einem Menschen Angst haben sollte, erschien Skar im ersten Augenblick absurd. Aber es war so.
»Ihr müsst fort«, sagte Cron unvermittelt. »Ihr könnt nicht… nicht hierbleiben.«
Skar tauschte einen überraschten Blick mit Titch. Cron sprach schleppend; mühsam und mit jener übertriebenen Betonung, die verriet, wie sehr er sich anstrengen musste, um überhaupt zu reden. Seine gewaltigen Pranken spannten sich um die Lehnen seines Thronsessels, dass das steinharte Holz knirschte. Als sich sein Blick endlich von dem Skars löste und er wieder Titch ansah, wirkte er wie ein Mann, der versuchte, aus einem tiefen Schlaf zu erwachen, aber große Schwierigkeiten damit hatte.
»Hast du uns rufen lassen, um uns das zu sagen?« erkundigte sich Titch misstrauisch.
Cron lachte: ein düsterer, klirrender Laut, der tief aus seiner Kehle kam und Skar erschaudern ließ. Ohne dass er sich der Bewegung im ersten Moment selbst bewusst wurde, kroch seine Hand wie die Titchs zuvor zum Gürtel und schmiegte sich um die Waffe, die darin steckte. Von Cron ging eine spürbare Bedrohung aus; aber er war nicht sicher, ob sie wirklich Titch und ihm galt.
»Ihr seid die, die sie suchen«, sagte Cron plötzlich.
»Wovon sprichst du?« sagte Titch. Er warf Skar einen warnenden Blick zu, nichts Unbedachtes zu sagen, und Cron registrierte auch dies. Skar nickte fast unmerklich, wobei er sich abermals der Tatsache bewusst war, dass keine noch so winzige Einzelheit ihres stummen Zwiegespräches Cron entgehen konnte.
»Spiel nicht mit mir«, sagte Cron ärgerlich.
Titch sah ihn fragend an, und Cron erwachte nun auch körperlich aus seiner Starre und beugte sich in seinem Stuhl vor. Obwohl er saß, war er noch immer einen guten Kopf größer als Skar und wirkte selbst jetzt noch beeindruckender als Titch, der selbst für einen Quorrl ein Gigant war. Skar musste sich beherrschen, um nicht unwillkürlich einen Schritt vor Cron zurückzuweichen. Etwas sagte ihm, dass vielleicht ihrer beider Leben davon abhing, dass er jetzt keine Schwäche zeigte.
»Sie haben mir nicht gesagt, warum alle Gefangenen getötet werden sollten«, fuhr Cron fort, als weder Skar noch Titch auf seine Frage antworteten. »Aber jetzt weiß ich es. Sie suchen jemanden. Einen Menschen. Einen ganz bestimmten Menschen.« Sein Zeigefinger deutete anklagend auf Skar. »Dich.«
»Und wenn es so wäre?«
Titch fuhr unmerklich zusammen und warf Skar einen fast beschwörenden Blick zu, aber diesmal reagierte Skar nicht darauf. Cron hatte vollkommen recht: die Zeit, Katz und Maus miteinander zu spielen, war endgültig vorbei.
»Ich habe mich gefragt, warum«, fuhr Cron fort. Er sah Titch an, lachte wieder dieses rauhe, durch und durch humorlose Lachen und wandte sich wieder an Skar. »Ich habe mich gefragt, was an einem einzelnen Mann so gefährlich sein könnte, dass die gesamte Tempelgarde ausrückt, um ihn zu suchen. Ich habe mich gefragt, was ein einzelner Mensch wohl tun könnte, die Tempelpriester selbst zum Eingreifen zu zwingen. Jetzt weiß ich es.«
»Du redest Unsinn«, begann Titch. »Du –«
»Schweig!« donnerte Cron. Für einen Moment, nur für den Augenblick, den er brauchte, dieses eine Wort auszusprechen, war er wieder der alte Cron; ein Quorrl, in dessen Blick eine so zwingende Macht lag, dass selbst Titch nicht widersprach. Aber schon in der nächsten Sekunde sank der Quorrl wieder zurück. Er schloss die Augen.
»Ihr habt nichts von mir zu befürchten«, sagte er. »Wenn es das ist, was du hören willst. Ich kann euch helfen. Viel mehr, als du glaubst, Titch.«
»Ja«, grollte Titch. »Möglichst schnell nach Ninga zu kommen. Auf den Opferaltar. Oder in die Folterkammer der Tempelpriester.« Er machte ein abfälliges Geräusch und wollte sich umdrehen, aber Skar hielt ihn zurück.
»Warte«, sagte er. »Lasse ihn reden.«
Titchs Augen blitzten zornig auf. »Reden?« schnappte er. »Worüber? Und wie lange vor allem? Bis Verstärkung aus Ninga hier ist und sie uns festnehmen können?«
»Du warst schon immer ein Narr, Titch«, sagte Cron ruhig. »Und du hast dich nicht verändert.«
Titch ignorierte ihn. »Wir sollten gehen, solange wir es noch können«, sagte er zornig. »Wir hätten gar nicht kommen sollen.«
»Das stimmt«, sagte Cron. »Ihr hättet nicht kommen sollen. Aber die Götter haben nun einmal bestimmt, dass ihr es tatet.«
»Die Götter?« Titch lachte leise. »Du weißt ja nicht, was du da redest, Cron.«
»Dann erkläre es mir«, verlangte der Quorrl. Er zeigte nicht die mindeste Spur von Überraschung. Er hatte Titchs Bemerkung über die Götter durchaus gehört und als das eingestuft, was sie war: nämlich sehr viel mehr als eine bloße Redewendung, aber er wirkte nicht erschrocken oder auch nur irritiert, sondern bloß neugierig. Auf eine Art, dachte Skar, als wisse er mehr, als er bisher zugegeben hatte.
Und auch Titch schien das zu spüren, denn er zögerte merklich. Dann aber schüttelte er erneut und noch heftiger den Kopf und machte eine Geste zur Tür hin. »Verschwinden wir.«
»Nein«, sagte Skar zögernd. »Warte. Vielleicht… können wir ihm trauen.«