SPURENSUCHE

Laszlo Kreisz

Seele, Tod &

Jenseits

Daten    Fakten    Spekulationen

Teil 1

Klinisch Tote berichten –

verblüffende Fälle, die zum Nachdenken anregen

Der Fall der Katja Schmid-Herle

Kurz zur Person: Die Malerin Frau Katja Schmid-Herle wurde am 28. März 1923 in Bürstadt geboren. Nach der Schule absolvierte sie ein sechssemestriges Kunststudium mit Begabtenstipendium des Hessischen Kultusministeriums. Sie ist Mitglied in verschiedenen Künstlerverbänden und hat für ihre Arbeiten nach ihrem Kunststudium zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Ihre NDE-Erlebnisse erzählte Frau Schmid-Herle u. a. in der 3Sat-Produktion “Mit einem Fuß im Jenseits – Erfahrungen aus dem Reich zwischen Leben und Tod”. Autor des im Jahre 1996 produzierten Beitrags war Kurt Gloor. Und so schildert Frau Schmid-Herle ihre Nahtoderlebnisse gegenüber dem Autor dieses Buches:

Siebenundzwanzig Jahre jung und glücklich verheiratet habe ich am 1. Dezember 1950 bei der Geburt meines ersten Kindes (Sohn) meine Nahtodeserfahrung gemacht. Ich hatte mich zu dieser Zeit für eine Hausgeburt entschieden, aber nachdem erhebliche Komplikationen auftraten – trotz vier Tage Wehen konnte das Kind nicht kommen –, wurde ich in die Klinik St. Elisabeth in Heidelberg eingeliefert. Der Chefarzt, Dr. S., stellte nach eingehender Untersuchung fest, dass es für einen Kaiserschnitt bereits zu spät war, also wurden nochmals zwei Tage abgewartet. Ich lag bereits seit Stunden im Kreissaal, als die Hebamme beim Abhören der Herztöne des Kindes feststellte, dass sie aussetzten. Im Nu begann ein hektisches Treiben, Alarmstimmung! Es war mir ein Rätsel, wo die vielen Ärzte auf einmal herkamen. Wie ich später erfahren sollte, erwartete man in der Klinik die schwierigste Geburt der letzten vier Jahre. Den Erwartungen entsprechend war denn auch die Geburt mit großem Blutverlust verbunden, und das Kind musste wiederbelebt werden. Zwei Stunden später, ich lag bereits wieder in meinem Bett, hörte ich eine junge Frau, die mit mir im Zimmer war, rufen: “Schnell einen Arzt, Frau Schmid hat ganz blaue Lippen!” Das war die letzte Wahrnehmung meiner realen Umgebung: das Zuschlagen einer Tür. Damit begann ein unvergessliches Erlebnis.

Mein Weg führte mich durch einen langen dunklen Gang, am Ende des Ganges sah ich ein helles Licht. Als ich diesen Punkt erreichte, nahmen mich irgendwelche Kräfte, und ich schwebte über meinen Körper nach oben. Aus dieser Perspektive sah ich meinen Körper wie tot im Bett liegen, während ein Ärzteteam herbeieilte und sich um Wiederbelebung bemühte. Diesen Vorgang nahm ich ohne Anteilnahme wahr. Glücklich im Bewusstsein, Leid und Schmerz hinter mir zu lassen, schwebte ich weiter, in eine unvorstellbare Lichtwelt voll Sphärenklängen und Harmonie – eine göttliche Einheit. In ihr waren Wesenheiten, die mich voll heller Freude willkommen hießen und mir das Gefühl von Glück und Geborgenheit gaben. Umgeben von so viel Liebe und Harmonie glaubte ich das Ziel erreicht zu haben und am Ende einer göttlichen Bestimmung angekommen zu sein. Von diesem Gedanken überzeugt sagte ich zu den Wesenheiten, die mich umgaben: “Hier bleibe ich, hier bin ich daheim”. Doch mir wurde klargemacht – nicht wie in unserer Welt üblich mit Worten, sondern über Telepathie: “Deine Zeit ist noch nicht gekommen, die du hier bleiben kannst, du hast noch viele Aufgaben im irdischen Leben zu erfüllen”.

Mit dieser Weisung wurde ich aus der jenseitigen Welt entlassen. Nach vielen Stunden der Bewusstlosigkeit bin ich dann in der Nacht aufgewacht, in einem abgedunkelten Raum und in völliger Orientierungslosigkeit. Erst als ich an meinem Bett eine Ärztin sah, die über mein Befinden zu wachen hatte, kam die Erinnerung an die vergangenen Erlebnisse zurück. Die Erkenntnis, wieder hier und im Jetzt angekommen zu sein, machte mich sehr traurig, obwohl ich doch glücklich verheiratet und mein Sohn ein Wunschkind war.

Viele Jahre sind seit diesem Erleben vergangen. Jahre voll Höhen und Tiefen, und ich habe die Überzeugung gewonnen, nun die aufgetragenen Aufgaben erfüllt zu haben. Zu meinem Sohn habe ich noch eine Tochter bekommen, beide Kinder habe ich mit viel Liebe erzogen. Mein Talent habe ich genutzt und in der Kunst mein Möglichstes getan. Meinen Mann, ebenfalls Künstler, habe ich während seiner 10-jährigen Krankheit bis zu seinem Lebensende gepflegt. Und nun, fast am Ende meines irdischen Lebens angekommen, wünsche ich mir, in die wunderbare jenseitige Welt zurückkehren zu dürfen …

Anmerkung des Autors: Ich habe im Rahmen eines unserer Gespräche Frau Schmid-Herle gebeten, mir ein selbst gemaltes Bild zu zeigen, welches ihre Nahtoderlebnisse wiedergibt oder es mir gar zu gestatten, mit einem solchen Bild mein Buch zu illustrieren. Zu meiner Verwunderung erklärte sie mir, sie hätte das Erlebte nie im Bild festgehalten. Von einer solchen Antwort einer Künstlerin ein wenig überrascht, fragte ich selbstverständlich nach dem Grund. Frau Schmid-Herle lächelte nur verständnisvoll und erwiderte mir sinngemäß:

“Wie hätte ich das malen sollen? Was hätte ich malen sollen?

Mit welchen Farben hätte ich es malen sollen?

Es gibt keine Farben auf dieser Welt, die geeignet

wären, bildlich festzuhalten, was ich damals erlebt habe …”

Der Fall der Magdalena Bless

Kurz zur Person: Die in der Schweiz lebende Magdalena Bless wurde am 11.4.1948 in Au, Kanton St. Gallen geboren. Nach der Matura studierte sie Geschichte, Kunstgeschichte und Publizistik und arbeitete anschließend bei verschiedenen schweizerischen Magazinen als Redakteurin. Sie hielt und hält bis heute Vorlesungen zu ihrem Fachgebiet – unter anderem an der Universität Zürich. Ihre Nahtoderfahrung erlebte sie mit 20 Jahren. Sie berichtete darüber in verschiedenen Fernsehproduktionen, beispielsweise im Schweizer Fernsehen, bei RTL etc. Mir erzählte Frau Bless ihre NDE-Geschichte wie folgt:

“Ich sterbe! Ist das möglich? Ich bin ja am Sterben!” Mit höchstem Erstaunen registrierte ich plötzlich dieses durchdringende Gefühl der Todesnähe – ohne Zusammenhang, ohne zu wissen warum. Zwar erinnerte ich mich, eben noch im Auto meines Vaters gesessen zu haben, der gerade auf dem Vorplatz vor einer Tankstelle bei Brütten angehalten hatte, um zu tanken. Dass dann mitten aus der dunklen Nacht und der nahen Kurve heraus mit hoher Geschwindigkeit ein Sportauto angeschossen und wegen einer kurzen Verwirrung des Lenkers mit voller Wucht in unsere Seite hineingefahren war, hatte ich nicht mehr bewusst wahrgenommen. Allerdings konnte ich mir leicht zusammenreimen, dass dieses intensive Gefühl des Sterbens wohl mit einem Autounfall zusammenhängen musste. Es verblüffte mich nur einfach, dass ich am Sterben war – sterben, das taten doch immer nur die anderen! Ich kam mir vor wie in einem falschen Film – irgendwie hatte ich in meinem damals jugendlichen Alter von zwanzig Jahren noch nie wirklich damit gerechnet, dass das Sterben auch einmal mich selbst treffen könnte …

Ich hatte ein Gefühl, als würde ich mich von mir selbst, von meinem Körper und meiner “irdischen Welt” lösen, als ob Faser um Faser, mit der ich an Menschen und Dingen gehangen hatte, einzeln durchschnitten würde. Einen Moment lang erfüllte mich diese Trennung mit Wehmut. Schließlich schien mir das Leben nur noch an einem letzten Fädchen zu hängen, und dieser Faden wurde dünner und dünner …

Schon bald erschien mir der äußere Anlass meiner höchst eigenartigen Bewusstseinslage ganz unwichtig – allzu unfassbar und überwältigend war das, was ich nun innerlich erlebte! Zunächst war mir, als stürze meine Umwelt in einem dämmrigen, chaotischen, funkensprühenden Wirbel in sich zusammen. Ich geriet in einen starken Sog – und fühlte mich rasch durch einen dunklen Tunnel gezogen, bedrängt von einem dröhnenden, metallischen Geräusch – von ferne mit Glocken vergleichbar, aber disharmonisch.

Kaum war ich auf der anderen Seite wieder aus dem Tunnel, fühlte ich mich frei und leicht. Ich habe eine undeutliche Erinnerung daran, dass ich meinen leblosen Körper von oben in einem nächtlichen Gartenbeet mit Erdbeerpflanzen liegen sah, was mir seltsam vorkam. Ich spürte den Schrecken und die Hektik der Menschen rundum und war froh, von diesem ungemütlichen Ort einfach wegschweben zu können.

In einer blitzschnellen Rückschau zog nun mein ganzes Leben wie ein plastisches, farbiges Panorama – wie eine Art dreidimensionaler Film – an mir vorbei. Alles, was ich je gedacht, getan und erlebt hatte, erfasste ich sozusagen mit einem Blick. Selbst längst vergessene Bilder, Gerüche und Töne der frühesten Kindheit tauchten wieder auf, wobei das Schwergewicht auf glücklichen Momenten lag. Es war ungemein faszinierend, das Leben nochmals wie im Zeitraffer zu durcheilen und es dabei auch zu durchschauen. Nun gingen mir auf einmal innere Zusammenhänge auf, die mir verborgen gewesen waren, solange ich mittendrin im Leben selbst mitgestrampelt hatte. Alles verstand ich jetzt, und alles hatte einen Sinn. Es war, wie wenn man endlich die Vorderseite eines gewebten Bildes zu sehen bekäme: ein schönes Muster. Bisher hatte man nur die Rückseite gesehen: wirre Fäden, die man oft nicht einordnen kann … Mein Denken war nun so klar, dass es ganz einfach und logisch war, mein Dasein auch zu bewerten.

Dabei erkannte ich, dass es auf die Beweggründe, auf den innersten Kern der Motive ankommt, die hinter unserem Handeln (oder Nicht-Handeln) stehen. Positive oder negative Haltungen und Gefühle wirken wie Wellen weiter und lösen Freude oder Leid bei anderen aus. Es schien mir, als könnte ich auch in die Rolle der Menschen um mich schlüpfen und die Empfindungen nachfühlen, die ich in ihnen ausgelöst hatte. Ich spürte, wie eng wir mit unserer Mitwelt verflochten sind, mit Menschen, Tieren, Pflanzen, der Natur, dem Universum – wir sind ein Teil des Ganzen. Dabei wurde mir klar, dass das, was zählt, letztlich allein die Liebe ist. Liebe ist der Urgrund und das tragende Wurzelgeflecht des Lebens und des Seins, die ungeheure Kraft, die das ganze Universum zusammenhält. Nebst Staunen und Freude empfand ich bei einzelnen Punkten meines Lebensfilms, nämlich bei Lieblosigkeiten, auch so etwas wie Scham und Reue – damit war es aber auch erledigt. Insgesamt war dieses Erkennen und Beurteilen des eigenen Lebens kein peinvolles “Selbstgericht”, sondern es war eingebettet in ein umfassendes, großzügiges, ja humorvolles Verstehen und Verzeihen alles Menschlichen, das eben nie ganz vollkommen ist. Irgendwie fühlte ich dabei auch die tröstliche Nähe eines erbarmungsvollen Wesens, das mich durch und durch kannte, verstand und annahm, so wie ich war. Ich hielt es für Christus – einen Moment lang hatte ich das Gefühl, förmlich durch ihn hindurchzufließen.

Auf die Vision meines Lebens folgte ein Gefühl der Erleichterung darüber, dass das irdische Dasein, das trotz aller Schönheiten doch auch mit viel Mühseligkeit verbunden ist, schon vorbei sein sollte. Obwohl ich bis dahin ein recht glückliches Leben gehabt hatte, bedauerte ich das abrupte Ende keineswegs, sondern empfand es im Gegenteil als Privileg, den Lebenskampf schon so jung aufgeben und gegen dieses neue Dasein eintauschen zu können, das fortwährend herrlicher wurde!

Ich bemerkte nun helle Gestalten, die unbeschreiblich gelöst und heiter wirkten und eine wunderbare Harmonie ausstrahlten. Sie näherten sich mir, als wollten sie mich im Jenseits herzlich willkommen heißen. Welch freudiges Wiedersehen, als ich unter ihnen liebe Verwandte und Bekannte erkannte! Erst im Nachhinein realisierte ich, dass es lauter bereits verstorbene Menschen waren. Allen voran ging strahlend meine Großmutter, die ich sehr gern gehabt hatte. Sie wirkte jung und gesund und sehr glücklich, und wir konnten ohne Worte einander Gedanken zuspielen. […]

Alles, was ich bisher über den Tod gelesen, gehört oder gedacht hatte, kam mir nun wieder in den Sinn, und ich musste darüber […] lächeln. Wie unnötig waren meine Ängste gewesen – das Sterben war ja ganz anders und unvergleichlich viel schöner, als ich es mir je vorgestellt hatte!

In einem dynamischen Prozess erweiterte sich mein Bewusstsein fortwährend. Von den Fesseln des Leibes und des Lebens losgelöst, vermochte sich mein Geist zu ungeahnten Fähigkeiten aufzuschwingen. Schwerelos schwebte ich durch ein grenzenloses Universum. Mit ungeheurer Schnelligkeit liefen in mir in mehreren Schichten neben- und übereinander verschiedene Gedankengänge gleichzeitig ab, jeder von gestochen scharfer Genauigkeit, Klarheit und Tiefe. […] Es gab keine Frage mehr, die nicht auch eine Antwort bekam. […] Gleichzeitig mit dem Denken steigerte sich auch die Intensität meiner Empfindungen. Ich empfand keinerlei Angst, sondern immer stärker durchfluteten mich Gefühle des höchsten Glücks, der Liebe und Harmonie.

Das alles waren aber im Grunde genommen nur die Begleiterscheinungen eines noch viel überwältigenderen Vorgangs. Noch immer befand ich mich in dem starken Sog, der mich am Anfang schon durch den Tunnel gezogen hatte. Das Ziel dieses “Flusses” – das sah ich nun – war ein gewaltiges, lebendiges, weißes Licht. Es war größer als die Sonne, aber seine strahlende Helligkeit tat nicht weh, sondern war wunderschön. Es pulsierte förmlich vor Energie, Kreativität und – Liebe! Mit einer brennenden Sehnsucht zog es mich unwiderstehlich immer näher zu diesem glanzvollen, herrlichen Licht, das eine unvorstellbare, bedingungslose, persönliche Liebe verströmte. Dieses Licht war der Inbegriff des Guten, des Heiligen, des Wissens und der Weisheit, des Glücks … Es waren Momente von höchster Intensität, innerlich stand ich in Flammen, in glutvoller Ekstase, und wollte nur noch eines: eintauchen in diese unbeschreibliche, mystische, leuchtende Sonne der Liebe! Schnell glitt ich auf eine Art Grenze zu, hinter der ich die Erfüllung erahnte – ein unsäglich glückliches Weiterwerden, eine Weiterentwicklung in der Nähe dieses Absoluten, dieses Lichts, dieser Quelle der Kraft und Liebe … […]

Mit der ganzen Kraft meiner ohnehin geballten geistigen Anspannung stemmte ich mich nun gegen den Sog, der mich ins Jenseits zog. Es war wie ein Schwimmen gegen einen reißenden Strom. Einen Moment lang war der Kampf unentschieden, dann aber war der kritische Scheitelpunkt überwunden, ich fiel zurück auf die andere Seite, zurück ins Leben – und war zunächst einen Moment lang maßlos enttäuscht. Das strahlende Licht, diese lebendige pulsierende “Sonne”, erlosch langsam, auch die innere Glut der Gefühle verebbte, und meine eben noch so luziden (klaren) Gedankengänge verwirrten sich immer mehr. So fiel ich aus einem jauchzenden Glück hinab, hinab in eine dumpfe Schattenhaftigkeit. Ein Ruck – und ich fühlte mich plötzlich wieder in meinem Körper, den ich als schwer, schmerzend und viel zu eng empfand. Verdutzt, ja erschrocken stellte ich fest, wie wenig unser seelisches und geistiges Potenzial im normalen irdischen Leben ausgeschöpft ist. Dieser stumpfe, platte, dämmrige Zustand, in dem ich mich nun befand, das war also unsere gewöhnliche, alltägliche Existenzweise! Damit musste ich mich nun eben abfinden – die Kapazität unseres leibverbundenen irdischen Wesens reicht offenbar nicht aus für jene aufs höchste gesteigerten emotionalen und geistigen Fähigkeiten, für jene visionären Erkenntnisse, die uns erst im Tod zuteil werden.

Auf diesen ersten Schreck hin floh ich nochmals kurz in eine milde Bewusstlosigkeit. Als ich daraus erwachte, befand ich mich in einem kleinen, schaukelnden Raum. Ein weiß gekleideter Mann tat darin freundlich seine Pflicht, sah, dass ich mich wieder regte, und fragte:

“Wie heißen Sie? Und in welcher Krankenkasse sind Sie?”

Der Fall des Dr. Werner Ch. Nawrocki

Kurz zur Person: Der am 3.4. 1946 in Immenstadt geborene Arzt Dr. Werner Ch. Nawrocki studierte nach dem Abitur Medizin, Psychologie und Philosophie. Er ist heute Mitglied des Deutschen Ärztebundes und war früherer stellvertretender Kreisvorsitzender des Hartmannbundes, Düren. Herr Dr. Nawrocki betreibt seit 1974 eine Kassen- und private Arztpraxis in Frankfurt am Main, betätigte sich parallel hierzu 10 Jahre lang als Lehrarzt für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt/Main. Er ist ein weltweit gefragter Referent, hält Vorträge (unter anderem in Australien, USA, Kanada, Deutschland, Schweiz etc.) und ist in der Vergangenheit mehrfach in Rundfunk- und Fernsehinterviews (unter anderem beim Hessischen Rundfunk, NDR3, Schweizer Fernsehen, 3Sat und Sat1) aufgetreten.

Er ist Verfasser des Buches “Transformation – Das Geheimnis dieser Welt” und veröffentlichte in der Vergangenheit diverse Publikationen in Büchern wie “Vision 2000” über “Medizin 2000” etc. Herr Dr. Nawrocki erzählte sein Nahtoderlebnis gegenüber dem Autor dieses Buches wie folgt:

Dr. Nawrocki: Ich habe zwei Nahtoderlebnisse gehabt. Das erste geschah, als ich sechs Jahre alt war. Ich bin damals erschlagen worden von fünf größeren Jungs. Dieses Erlebnis war ungeheuer beeindruckend für mich. Meine zweite Erfahrung habe ich einige Jahre später gemacht. Es geschah im Rahmen einer Wildwasserfahrt. Wir haben damals ein Wettrennen veranstaltet und ich bin dabei gekentert.

Bei meinem ersten Erlebnis war ich, wie gesagt, sechs Jahre alt. Ich kam damals von einer Filmvorführung, die ich eigentlich gar nicht besuchen sollte. Es war dunkel und mir kamen fünf größere Jungs entgegen, die mir körperlich deutlich überlegen waren. Der erste hat mich angerempelt und kurz darauf haben sie auf mich eingeprügelt. Das Letzte, was ich damals bewusst gespürt habe, war ein ungeheuer kräftiger Schlag auf den Bauch. Die nächste Erinnerung, die ich danach hatte war, dass ich meinen Körper verlassen habe. Ich sah mich dabei ca. drei Meter über meinem Körper schweben. Ich sah auch die Jungs, die mich verprügelt haben, die über das Geschehene vollkommen erschrocken waren und vor lauter Furcht und Angst davonrannten.

Als ich mich außerhalb meines Körpers befand, empfand ich zunächst für eine kurze Weile Angst, aber unmittelbar darauf hat sich dieses Gefühl verflüchtigt und wurde von einem sehr positiven Gefühl abgelöst. In diesem Zustand war mir damals selbst als kleinem, sechsjährigem Jungen klar, dass das, was ich hier und jetzt erlebte nicht zum “normalen” Leben gehört, dass es irgendwie etwas Außergewöhnliches war. Gleichzeitig wusste ich aber auch irgendwie, dass das, was ich erlebte, auf eine bestimmte Art und Weise doch zum Leben gehörte. Mir kam die ganze Situation irgendwie bekannt vor, so, als hätte ich diese außerkörperlichen Wahrnehmungen bereits früher schon einmal erlebt. Daher habe ich in diesem Moment auch kein Angstgefühl gehabt, sondern ich fühlte viel mehr so etwas wie ein “Zuhause-angekommen-Sein”.

Ich habe in diesem Zustand kurz meine leibliche Mutter gesehen und auch meine Stiefmutter, bei der ich groß geworden bin. Es war zwar nur ein kurzer, flüchtiger Blick, ich habe aber beide deutlich erkannt. Unmittelbar danach war ich aber auch schon direkt im Jenseits. Das von vielen erwähnte Tunnelerlebnis kenne ich selbst nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass ich damals noch so jung war. Bei mir passierte alles sehr schnell. Auf der “anderen Seite” angelangt habe ich dieses merkwürdige Licht gesehen. Dieses Licht war aber mehr als nur ein Licht. Es war nicht nur hell, es strahlte auch etwas aus, was mehr war als nur Helligkeit. Ich empfand dieses Licht mehr als eine Art Energie. Es stellte sich bei mir sehr schnell ein Gefühl der Geborgenheit ein, daher auch dieses “Heimat-Gefühl”, welches ich empfand. Ich fühlte mich schlicht “zu Hause”.

Ich war in diesem Zustand keineswegs alleine. Ich sah verschiedene Gestalten, die mich in diesem Moment umgaben. Ich hatte beinahe das Gefühl, als hätten diese für mich einen “Empfang” vorbereitet. Das Merkwürdige dabei war, dass ich meinte, diese mich umgebenden Wesenheiten alle zu kennen. Irgendwie standen sie mir sehr nahe. Wir waren alle wie Brüder und Schwestern sozusagen. Wir sprachen auch miteinander, wenn auch sicher nicht so, wie wir Menschen miteinander sprechen. Dennoch hatten diese Wesen eine Stimme. Sie sprachen zu mir, so habe ich das jedenfalls erlebt, wie ein Vater, wie ein weiser Mann, eine weise Frau. Das Merkwürdige dabei war, dass auch zahlreiche junge Stimmen zu mir sprachen. Diese jung klingenden Stimmen strahlten dennoch eine unglaubliche Reife, Weisheit und Liebe aus. Ich erlebte sie als Stimmen, wie man mir als Kind immer Engel beschrieb – schön, hell und froh. Ich kann das nicht anders beschreiben.

Da ich nun Arzt bin, zugleich aber auch als Betroffener selbst Nahtoderlebnisse gehabt habe, fragen mich Menschen immer wieder, ob ich denn glaube, dass das, was ich damals erlebt habe, wirklich real gewesen sei oder nur ein Traum, eine Halluzination? Ich bringe diesen Menschen immer wieder gerne ein Beispiel, um den Realitätscharakter meiner Erlebnisse zu beschreiben. Ich sage dann: “Wenn ich einen Apfel anfasse, wenn ich in einen Apfel hineinbeiße, dann weiß ich, dass dieser Apfel real ist. Ebenso weiß ich von meiner Nahtoderfahrung, dass diese wirklich real war – aus meiner Sicht sogar beinahe realer als das, was wir gemeinhin unter Realität verstehen. Ich bin mir dessen so sicher, dass ich sogar behaupten würde, dieses Erlebnis war von meinem Empfinden her

realer, als wenn ich hier und jetzt irgendeinen

Gegenstand in meinem Umfeld anfassen würde.”

Der Fall der Dorothea Rau-Lembke

Kurz zur Person: Frau Dorothea Rau-Lembke, geboren am 4.5.1960 in Wunsiedel, studierte nach dem Abitur unter anderem Germanistik, evangelische Theologie sowie Psychologie in Bamberg und Erlangen. Sie arbeitet heute als freiberufliche Diplom-Psychologin u. a. als Therapeutin sowie als Lehrbeauftragte der Universität Bamberg. Sie trat in der Vergangenheit sowohl als Sachverständige als auch als Betroffene zum Thema NDE in diversen Fernsehproduktionen des Bayerischen sowie des Hessischen Rundfunks auf. Über ihren Fall wurde darüber hinaus in der Vergangenheit in diversen Printmedien berichtet. Dem Autor dieses Buches erzählte sie ihre Nahtoderfahrungen mit folgenden Worten:

Meine Todesnäheerfahrung war eine Erfahrung, von der ich vorher nicht wusste, dass es sie gibt. Meinem Bericht möchte ich vorausschicken, dass es für manches im Erlebten keine Worte gibt, die Chronologie ist nicht darstellbar, weil zeitweise alles gleichzeitig ablief. Ich versuche es dennoch:

Ein Tag im Frühjahr 1980 in einem deutschen Krankenhaus. Hinter mir liegt ein bereits mehrwöchiger stationärer Aufenthalt, davor eine mehrjährige Geschichte von Fehldiagnosen, eine größere Operation mit Komplikationen liegt zwei bis drei Tage zurück. Fliederduft strömt ins Zimmer; gegen Abend ergreift mich eine immer stärker werdende Schwäche und eine Ahnung, dass der Tod nahe bei mir ist. Das abendliche Krankenhausritual absolviere ich, kann jedoch keine Worte für meinen Zustand finden. An einige Besucher dieses Tages kann ich mich nicht erinnern, an einen aber deutlich, an meinen Vater, der mir rote Blumen bringt, still an meinem Bett sitzt, innerlich fühlt, wie es um mich steht und still um mich ringt. Als er gegangen ist, bleibt der von ihm gefühlte Wunsch, dass ich leben soll, für mich fühlbar im Raum stehen.

Meine Schmerzen und die Schwäche werden immer stärker. Nach Einbruch der Dämmerung bin zu schwach, nach der Schwester zu klingeln, geschweige denn das Telefon auf dem Nachttisch zu bedienen. In diesem Zustand, in dem ich nicht einmal mehr meine Arme heben kann, wird die Sehnsucht übergroß, dass mich irgendjemand festhalten soll. Dazu die Frage: “Das soll nun alles gewesen sein?” Sehnsucht und Mich-Aufbäumen machen die Schmerzen nur noch stärker. Irgendwann gleite ich in einen Zustand von Schmerzfreiheit, Ruhe, Losgelöstheit von meinem Körper, wie von oben sehe ich mich im Bett liegen. Überall um mich herum spüre ich ein Licht, während ich blitzschnell Lebensrückschau halte, dabei auch Situationen neu erlebe und neu bewerte – besonders Situationen mit Menschen. Um mich herum nehme ich Gestalten wahr, die mich begrüßen, ganz besonders eindrücklich sind dabei meine Großmutter und eine als Sechzehnjährige verstorbene Freundin. All diese Gestalten bedeuten für mich Harmonie, Wärme und Liebe. Wissen und Verstehen geschehen ohne Worte. In diesem Zustand erfahre ich auch gewisse Umstände im Leben einer mir wichtigen Person, auf die ich hier nicht näher eingehen will, die sich hinterher jedoch bestätigt haben.

Jegliches Fragen oder Wünschen erübrigt sich, mir ist, als ob ich alles Wissen und das geballte Sich-Wohlfühlen wäre. Die Wichtigkeit der Gestalten nimmt ab, und ich komme immer näher – wie in einem Sog – zu diesem unbeschreiblichen Licht. Ich komme in dieses Licht, das für mich absolutes Wissen, absolute Harmonie, absolute Liebe und maximales Glück bedeutet. Ich bin im Einklang mit mir selbst, mit allem was war und was sein wird. Nur noch eines ist wichtig: in diesem Licht zu bleiben.

Doch plötzlich muss ich zurück. Wie mit einem Ruck komme ich im Krankenhausbett zu mir. Entsetzliche, unerträgliche Schmerzen sind wieder da, als ich die Füße bewege, spüre ich ein Baumwollaken und stelle erschreckt und erstarrt fest, dass ich wieder da bin in dieser Mühle aus Raum, Zeit, Körperlichkeit und Unzulänglichkeit.

Die Auswirkungen dieser Erfahrung waren für mich zunächst wie eine Starre, die sich erst Tage später in einem Weinkrampf gelöst hat. Ich hatte das Gefühl, täuschen zu müssen, d. h. lange niemandem erzählen zu können, was ich erlebt hatte; es war ein Gefühlschaos von quälenden Erinnerungsfetzen an dieses Ereignis bis hin zu “Heimweh” nach dem Tod, zudem hatte ich große Probleme mit meinem Körper, der lange Jahre noch mit chronischer Krankheit belastet war. In mir ist seit diesem Erlebnis die Sicherheit, dass diese Todesnäheerfahrung kein Traum war, sondern eine reale Erfahrung. Ich würde heute sagen: die größte Lernerfahrung, die ich je in meinem Leben machen musste.

Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass es den Tod tatsächlich gibt, dass andere Werte, z. B. Liebe, soziale Kompetenz, Helfen, Glück wichtig sind, nicht nur Leistung und Geld. Dieses Erlebnis hat meine Persönlichkeit und mein Leben komplett geprägt bis hin zur Berufswahl, z. B. habe ich mich seitdem todkranken und sterbenden Patienten zugewandt und bin über diese Tätigkeit zur Psychologie gekommen.

Ich habe eine gesunde Aggressivität entwickelt gegenüber Tendenzen, wie sie z. B. im “Happy Death Movement” zu beobachten sind, wo Berichte von Todesnäheerfahrungen zur Bagatellisierung und Banalisierung des Todes missbraucht werden.

So weit die Erzählung der Diplom-Psychologin Dorothea Rau-Lembke über ihre im Jahr 1980 erlebte Nahtoderfahrung. Nach ihrer Schilderung wandte sich der Autor dieses Buches mit folgenden nachträglichen Fragen an sie:

Der Autor: Frau Rau-Lembke, Sie erzählten eben, Sie hätten im Rahmen Ihres Nahtoderlebnisses Umstände erfahren über eine Ihnen nahe stehende Person, die sich später bewahrheitet hätten. Sie wollten auf diesen Punkt nicht näher eingehen, offenbar handelt es sich dabei um sehr persönliche Dinge, die Sie öffentlich nicht preisgeben möchten. Gestatten Sie mir bitte zu diesem Punkt dennoch ein kurzes Nachhaken: Sind Sie sich sicher, dass Sie die Informationen über diese Ihnen nahe stehende Person nicht vielleicht doch irgendwie vor oder nach Ihrem NDE bewusst oder unbewusst auf “normalem” Weg erhalten haben könnten?

Frau Rau-Lembke: Ja, ich bin mir dessen ganz sicher. Denn diese Information war außer einer dritten Person, zu der ich keine Kontakte gepflegt habe, niemandem bekannt. Ich kann sie also nicht auf “normalem” Weg erfahren haben.

Der Autor: Sie sind nun nicht nur eine von unzähligen NDE-Betroffenen, Sie sind zugleich auch Diplom-Psychologin. Trauerbewältigung und der Umgang mit dem Tod beschäftigen Sie folglich auch beruflich. Gibt es etwas, was Sie nach Ihrer Nahtoderfahrung Menschen, die wie auch immer mit dem Tod in Berührung kommen, sagen möchten?

Frau Rau-Lembke: Als Diplompsychologin, Traumatherapeutin, Sterbeund Trauerbegleiterin habe ich lernen müssen, wie selbstverständlich mit Dingen umzugehen, die zunächst nicht in unser Weltbild zu passen scheinen. Aber ich möchte – gerade aus meiner Erfahrung heraus – dringend warnen vor “esoterischen” oder “esoterisch angehauchten” Bewältigungsversuchen von Trauer und Trauma. Die Nutzung derartiger Angebote behindert bzw. verunmöglicht meiner Meinung nach die erfolgreiche Aufarbeitung des Todes eines wichtigen Menschen und den notwendigen Neubeginn.

Wie wir bei den obigen Geschichten unschwer erkennen können, schildern NDE-Betroffene in ihrer überwiegenden Mehrheit Erlebnisse, die objektiv nur schwer überprüfbar sind. Daher neigen Skeptiker dazu, das im Zustand des Nahtodes Erlebte als eine Art “Traum” oder “Halluzination” abzutun – und zwar auch dann, wenn Betroffene immer wieder darauf beharren, ihre Erlebnisse seien überaus real gewesen. Wie schwer die Theorie von der Halluzination aufrechtzuerhalten ist, belegt ein Vortrag des Diplom-Psychologen Heinz Hemling, der in diesem Buch an einer späteren Stelle noch ausführlicher zu Wort kommen wird. Hemling hielt im Jahre 1997 auf dem 19. BDP-Kongreß in Würzburg einen bemerkenswerten Vortrag, dessen Niederschrift er freundlicherweise dem Autor dieses Buches zur Verfügung gestellt hatte. Er sagte damals zur Halluzinations-Theorie wörtlich Folgendes (nicht kursive Stellen im folgenden Text sind Anmerkungen des Autors):

Heinz Hemling: Die Behauptung “Nah-Todeserfahrungen” seien nichts weiter als Halluzinationen, lässt sich nach eingehender Überprüfung zahlreicher Erlebnisse dieser Art nicht mehr aufrechterhalten. Nahtoderfahrungen (NTEn) sind nämlich gerade durch eine besondere Klarheit der Gedanken und der visuellen Wahrnehmung gekennzeichnet. Darüber hinaus können die betroffenen Menschen nach ihrer Reanimation genauestens angeben, was sich während ihres “klinischen Todes” in ihrer Umgebung ereignet hat, was die anwesenden Personen gesagt (und manchmal sogar, was sie gedacht) haben. Zudem treten NTEn in der Regel bei einem “flachen EEG” (so genanntem “Null-Linien-EEG”) auf, was besagt, dass keine elektrischen Hirnströme mehr (an der Oberfläche) messbar sind. Bei Halluzinationen aber treten nach Dr. R. Moody diese Aktionsströme nach wie vor auf! D. R. Wheeler […] umschreibt Halluzinationen als “falsche sensorische ‘Inputs’”, wodurch die betreffende Person Dinge sähe, die nicht existieren. Demgegenüber können Menschen, die ein “autoskopisches Sterbeerlebnis” (Nahtoderlebnis) haben, sehr wohl ihre Umgebung wirklichkeitsgetreu wahrnehmen!

Offenbar machen es sich also Skeptiker recht einfach, wenn sie sich in Sachen NDE auf “Träume” und “Halluzinationen” berufen. Nichtsdestotrotz verlangen Nichtbetroffene, aber auch Fachleute, die sich mit Nahtoderfahrungen wissenschaftlich beschäftigen, nach objektiv überprüfbaren Daten und Fakten, um den Realitätsbezug von NDE-Phänomenen beurteilen zu können. Und solche objektiv überprüfbaren Daten und Fakten existieren in der Tat. Eine der ersten Wissenschaftlerinnen, die über solche objektiv verifizierbaren Wahrnehmungen im Zustand des Nahtodes berichteten, war die Schweizer Ärztin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Sie begleitete in ihrer Funktion als Ärztin Hunderte Sterbende auf deren letzten Weg auf Erden und dokumentierte dabei minutiös deren Sterbeerfahrungen. Sie erhielt für ihre Arbeit achtzehn Ehrendoktortitel – und doch wurde sie von zahlreichen skeptischen Kollegen oft nicht ganz ernst genommen. Im Vorwort zu ihrem Erfolgsbuch “Über den Tod und das Leben danach” heißt es dazu wörtlich (nicht kursive Stellen sind Anmerkungen des Autors):

Solange sie (Frau Kübler-Ross) all das aufzeichnete und veröffentlichte, was ihre Patienten bis zum konstatierten Tod durchlebten beziehungsweise durchlitten, fand sie den Beifall ihrer Kollegen. Doch als sie in Vorträgen und Interviews auch darüber zu berichten begann, daß Sterbende ihr oft von außerkörperlichen oder gar jenseitigen Erlebnissen erzählten, die sie selbst, durch eigene Erlebnisse bestätigt, nicht mehr als Halluzinationen abzutun bereit war, wandten sich viele Menschen wieder von ihr ab und erklärten die Schweizer Forscherin gar für “verrückt”.

Diese Frau nun, ihres Zeichen wie erwähnt Ärztin und mit höchsten akademischen Titeln dekoriert, berichtete bereits vor Jahrzehnten über Erlebnisse Sterbender, die ihr über objektiv überprüfbare Erfahrungen im Zustand des Nahtodes erzählten. In ihrem oben erwähnten Buch schreibt Frau Kübler-Ross dazu wörtlich (nicht kursive Stellen sind auch hier Bemerkungen des Autors):

Menschen, die blind sind, können sehen und die nicht hören oder nicht sprechen konnten, hören und sprechen wieder. […] Um Skeptiker ein bißchen zu beruhigen, haben wir mit blinden Menschen ein Forschungsprojekt durchgeführt, bei dem wir uns die Bedingung auferlegten, nur Blinde zu berücksichtigen, die seit mindestens zehn Jahren keinerlei Lichtrezeption hatten (sie meint Menschen, die seit mindestens zehn Jahren vollkommen erblindet waren). Und diese Blinden, die ein außerkörperliches Erlebnis gehabt hatten und zurückgekommen sind, können Ihnen im Detail sagen, was für Farben und welchen Schmuck Sie zu jener Zeit, so Sie anwesend waren, trugen, was für ein Muster Ihr Pullover oder Ihre Krawatte hatte und so weiter. Sie verstehen, dass es sich hierbei nicht um etwas handelt, was man phantasieren kann. Sie können diese Sachverhalte ganz gut beweisen, wenn Ihnen die Antwort nicht Angst macht. Wenn Sie Ihnen jedoch Angst macht, dann mögen Sie zu mir kommen wie jene Skeptiker, die mir sagten, dass jene außerkörperlichen Erlebnisse als Resultat von Sauerstoffmangel anzusehen seien. Ja, wenn es sich hierbei nur um Sauerstoffmangel handelte, würde ich allen meinen Blinden Sauerstoffmangel verordnen. Verstehen Sie?

Dass Frau Elisabeth Kübler-Ross die obige Geschichte sich nicht schlicht ausgedacht hatte, um ihre Aussagen zu beschönigen bzw. ihre Argumentation zu untermauern, beweisen Betroffene, die das, was Frau Kübler-Ross in ihrem Buch beschrieb, vor laufender Fernsehkamera bestätigten. So berichtet die Blinde US-Amerikanerin Vicki Umipeg in der Fernsehproduktion der ARD mit dem Titel “Dimension PSI – Todeserfahrung” (Erstausstrahlung: 8.12.2003) von ihrem im Januar 1973 erlebten Autounfall, in dessen Folge sie für die Dauer von vier Minuten klinisch tot gewesen ist. Die damals 22-Jährige, die seit ihrer Geburt blind ist, behauptet, im Zustand des Nahtodes das erste Mal in ihrem Leben gesehen zu haben. Sie habe damals ihren teilweise rasierten Kopf sowie ihren Ring auf dem linken Ringfinger, den sie bis dahin immer nur betasten, aber niemals sehen konnte, optisch wahrnehmen können, behauptet sie.

“Ich weiß”, so Mrs Umipeg in der oben

erwähnten Fernsehsendung,

“dass viele Menschen skeptisch sind und mich nicht verstehen.

Sie glauben nicht, was ich sage, aber ICH weiß,

was ich gesehen habe,

ICH weiß, was ich gehört habe, und ICH weiß,

was ich gefühlt habe. Und dabei bleibt es!

Wie kann das sein?! Wie kann ein Mensch, der nie zuvor in seinem Leben irgendetwas hat sehen können, plötzlich im Zustand des Nahtodes sehen …? Wie kann es sein, dass Vicki Umipeg den Ring auf ihrem Finger sehen konnte …? Wie kann es sein, dass sie sah, dass man ihr einen Teil ihrer Haare abrasiert hatte …? Waren ihre Wahrnehmungen vielleicht nichts weiter als schlichte Einbildungen oder irrationale Phantastereien? Unwahrscheinlich zwar, aber ganz auszuschließen ist diese Annahme sicher nicht. Was aber, wenn Menschen während ihres Nahtoderlebnisses Dinge sehen oder erfahren, die sie gar nicht wissen können? Auch hierzu bietet Frau Kübler-Ross in ihrem oben genannten Buch einige interessante Beispiele, von denen hier nur ein Fall zitiert werden soll. Sie erzählt nebst anderem von dem Fall eines Mädchens, das ebenfalls ein Nahtoderlebnis hatte. Das besagte Mädchen berichtete anschließend ihrem Vater von ihren Erlebnissen. Zu diesem Fall schreibt Frau Kübler-Ross in ihrem Buch (nicht kursive Stellen sind Anmerkungen des Autors):

Das Besondere dabei war […], dass (während der Nahtoderfahrung des Mädchens) ihr Bruder bei ihr war und sie mit aller Liebe und Zärtlichkeit in seine Arme schloss. Nachdem sie all das ihrem Vater berichtet hatte, fügte sie hinzu: “Das einzige, was mich stutzig macht, ist die Tatsache, dass ich gar keinen Bruder habe.” Daraufhin brachen dem Vater die Tränen aus, und er gab zu, dass sie tatsächlich einen Bruder gehabt habe, der allerdings drei Monate vor ihrer Geburt verstorben sei. Darüber hatte man ihr gegenüber jedoch nie etwas verlauten lassen …

Verstehen Sie, warum ich Ihnen ein Beispiel wie dieses anführe? Weil viele Leute geneigt sind zu sagen: “Nun ja, sie war ja noch nicht tot. Und im Moment des Sterbens denkt man ganz natürlich an seine Liebsten und stellt sie sich plastisch vor.” Doch diese Zwölfjährige konnte sich ja ihren Bruder gar nicht vorgestellt haben (weil sie von dessen Existenz gar nichts wusste) …

Ähnliches, wie oben von der Ärztin E. Kübler-Ross erzählt, widerfuhr auch dem Niederländer Evert Ter Beek, über dessen Nahtoderfahrung der Fernsehsender ARD in seiner oben erwähnten Reihe “Dimension PSI” berichtet hatte. Evert Ter Beek erzählte vor laufender Kamera, dass ihm im Zustand seines Nahtodes Menschen begegnet seien, von dessen Existenz er zunächst gar nichts wusste. Dennoch haben diese Menschen ihm den Vorwurf gemacht, sie “im Stich gelassen” zu haben – und zwar in einem Moment, wo ihn diese am meisten gebraucht hätten. Evert Ter Beek konnte nach seiner Genesung nach eigenen Angaben mit dieser Information nichts anfangen und machte sich auf die Suche nach einer Erklärung. Er erinnerte sich langsam an eine alte Liebe, die er schon längst vergessen geglaubt hatte. Seine weiteren Recherchen ergaben, dass diese Liebe in der Tat “Folgen” gehabt hatte. Die ehemalige Geliebte bestätigte Evert Ter Beek, dass er der Vater eines gemeinsamen Sohnes sei, welcher allerdings bereits vor mehreren Jahren bei einem Autounfall gestorben sei .…

Wie ist so etwas möglich? Wie können Menschen im Zustand des Nahtodes von Verwandten erfahren, von deren Existenz sie zuvor noch nie etwas gehört haben? Und nicht nur das: Wie kann es sein, dass diese unbekannten Verwandte sich bei dem Sterbenden melden? Noch einmal: Das oben von Frau Kübler-Ross erwähnte Mädchen und Evert Ter Beek wussten vor ihrer Nahtoderfahrung weder von der Existenz eines bestimmten Verwandten, noch wussten sie, dass diese verstorben waren … Einfache Erklärungsversuche wie “Traum”, “Halluzination” oder “unbewusste Wahrnehmung” helfen in solchen Fällen sicher nicht mehr weiter. Die beiden zuletzt genannten Fälle scheinen in der Tat ein Indiz dafür zu sein, dass hinter dem Phänomen Nahtoderfahrung etwas Tieferes,

viel Tieferes stecken könnte, als wir es heute ahnen …

Kurztrip in die »Hölle« –

der Fall des Howard Storm

Die oben zitierten NDE-Fälle waren ausnahmslos positiver Natur. In der Tat ist es so, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen, die von einem “Kurztrip ins Jenseits” berichtet, diesen eher als positiv erlebt. Doch es gibt auch Ausnahmen. Die amerikanische Ärztin Barbara R. Rommer verwies im Jahre 1999 darauf, dass negative Nahtoderlebnisse nach ihren sowie nach den Erkenntnissen ihrer Kollegen rund 15-18 % aller NDE-Fälle ausmachen. Ein solcher negativer Fall hört sich etwa wie folgt an:

Ein Holzarbeiter ohne religiöse Erziehung hatte versucht, sich in einem Schuppen aufzuhängen, nachdem er wegen alkoholisierten Fahrens sowohl Führerschein als auch seine Urlaubsersparnisse verloren hatte. Er erzählt:

Ich sprang vom Dach des Schuppens in meinem Hinterhof herunter. Glücklicherweise hatte ich den zerbrochenen Gartenstuhl vergessen, der neben dem Schuppen lag. Meine Füße prallten auf diesen Stuhl und stoppten meinen Fall, ansonsten wäre mein Rückgrat gebrochen. Ich hing in dem Seil und erstickte. Ich war außerhalb meines physischen Körpers. Ich sah meinen Körper im Seil hängen; es sah furchtbar aus. Ich … konnte sehen und hören, aber irgendwie war es anders – schwer zu erklären. Um mich herum waren überall Dämonen; ich konnte sie hören, aber nicht sehen. Sie schnatterten wie schwarze Vögel. Es war, als wüssten sie, dass sie mich hatten, und dass sie die ganze Ewigkeit Zeit hätten, mich in die Hölle zu ziehen und zu quälen. Es würde die schlimmste Art von Hölle sein, hoffnungslos eingefangen zwischen zwei Welten, verloren und verwirrt die ganze Ewigkeit herumirrend.

Ich musste zurück in meinen Körper. Oh mein Gott, ich brauchte Hilfe. Ich lief zum Haus, rannte durch die Tür, ohne sie zu öffnen, und schrie nach meiner Frau, die mich aber nicht hören konnte; darum ging ich geradewegs in ihren Körper hinein. Ich konnte mit ihren Augen und Ohren sehen und hören. Dann stellte ich den Kontakt her, hörte sie sagen: “Oh, mein Gott!” Sie griff nach einem Messer auf dem Küchenstuhl und rannte dorthin, wo ich hing, stieg auf einen alten Stuhl und schnitt mich vom Seil ab. Sie konnte keinen Puls finden; sie war Krankenschwester. Als das Notfallteam ankam, hatte mein Herz aufgehört zu schlagen; ich atmete auch nicht mehr.

Der obige Fall stammt ursprünglich aus einer amerikanischen Publikation der IANDS (IANDS = International Association of Near-Death Studies). Er wurde vom deutschen Facharzt für Psychiatrie und Nahtod-Experten Michael Schröter-Kunhardt ins Deutsche übersetzt und erstmals in der Zeitschrift PSYCHOLOGIE HEUTE (Ausgabe Juni 1993) veröffentlicht.

Über einen weiteren, eher düsteren NDE-Fall, den Fall des Howard Storm, berichtete das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) im Jahr 1994 in seiner Sendung mit dem Titel “Ich habe die Hölle gesehen” wie folgt (nicht kursive Stellen im folgenden Text sind wieder Kommentare des Autor und stammen nicht aus der genannten ZDF-Produktion):

Howard Storm: Welcher seelisch gesunde Mensch würde zugeben, dass er ein Kandidat für die Hölle ist? Ein gesunder Mensch nicht! Nur ein Verrückter oder eine Person, die irgendwie fühlt, dass diese Erfahrung sie verändert hat, würde zugeben, dass sie schon einmal an diesem Ort war, dass sie so unwürdig war, dass sie an diesem so verachtenswerten Ort landete.

Sprecherin: Howard Storm war 20 Jahre erfolgreicher Professor für Kunst an der Northern University Kentucky. Auf einer Dienstreise nach Paris musste er wegen eines akuten Magendurchbruchs in ein Krankenhaus. Die Ärzte haben ihn aufgegeben. Wie durch ein Wunder überlebte er die Operation. In diesen Stunden machte er eine schreckliche Erfahrung und änderte radikal sein Leben.

(Prof. Storm hält eine Bleistiftzeichnung in der Hand, die er selbst vor einiger Zeit angefertigt hatte. In der Mitte der Zeichnung ist eine weiße Figur zu sehen, die umgeben ist von zahlreichen dunklen Gestalten, die sie gerade verzehren.)

Howard Storm: Hier werde ich gerade in diesem Ort der Dunkelheit angegriffen. Ich habe mich hell gelassen, um mich von den anderen, den ‘Kindern der Dunkelheit’ zu unterscheiden. Aber natürlich war ich nicht besser, es ist einfach nur künstlerische Freiheit. Ich versuchte ihre Freude darzustellen, als sie mich verzehrten …

(Howard Storm erinnert sich an seine Nahtoderlebnisse von einst:)

Ich verließ den Raum und dachte, die Gestalten, die mich begleiteten, wären das Krankenhauspersonal, das mich zu meiner Operation bringen sollte. Ich dachte, ich wäre am Leben und mir ginge es gut, obwohl ich meine Frau weder sehen noch hören konnte, was mich einigermaßen beunruhigte. Sie führten mich auf eine lange Reise, viele, viele Kilometer, blieben bei mir und geleiteten mich und überwachten, dass ich nicht von der Richtung abwich.

Es wurde dunkler und dunkler, während wir liefen. Schließlich bemerkte ich, dass wir nicht mehr im Krankenhaus waren. Ich wusste nicht, wo wir waren, denn alles war sehr dunkel und mysteriös. Aber ich wusste, dass hier unheimliche Dinge passierten. Ich bekam sehr viel Angst vor diesen Leuten und ich sagte: “Ich will nicht weiter mit euch gehen.” Sie sagten: “Wir sind fast da”, und begannen an mir zu zerren und zu ziehen und ich wehrte mich.

Obwohl ich gerade den schlimmsten Tag meines Lebens erlebt hatte und obwohl ich stundenlang gelaufen war, fühlte ich mich nicht im Geringsten müde. Ich kämpfte gegen diese Leute an, und ich fühlte mich sehr stark, sehr kräftig. Ich schlug sie ins Gesicht, ich hieb nach ihnen. Über alles, was ich tat, lachten sie, so, als ob das alles unglaublich komisch wäre. Sie zogen und zerrten, und dann begannen sie mich zu kratzen und an mir zu reißen. Es gab immer mehr Gelächter, und der Lärm wurde riesengroß.

Schließlich lag ich da, völlig zerrissen, zerfetzt, gebrochen und mit unsagbarem Dreck besudelt. Dann hörte ich mich selbst sagen: “Bete zu Gott!” Und ich dachte dann: “Ich glaube nicht an Gott, ich kann nicht zu ihm beten.” […] Komisch … Denn ich konnte mich tatsächlich sagen hören “bete zu Gott”. Und ich dachte mir dann: “Was soll ich? BETEN?” Und ich hörte dann ein drittes Mal sehr gefühlsbetont “BETE ZU GOTT!”

Ich versuchte mich an die Gebete aus meiner Kindheit zu erinnern, was sehr schwer war, denn es war 25 Jahre her, dass ich in der Kirche gewesen war. Ich begann mich an einzelne Abschnitte und Teile von Gebeten zu erinnern. Die Leute um mich herum traten nach mir, um mich zum Reagieren zu bringen, damit sie weiter mit mir spielen konnten. Sie begannen zu kreischen und schrien mich an, ich solle aufhören! Und sie sagten sehr erregt und in einer sehr vulgären Sprache, dass es Gott nicht gibt und dass niemand mich hören könne und jetzt würden sie mir wirklich weh tun, jetzt würden sie es mir wirklich schwer machen, weil ich diese Gebete von Gott gesprochen hatte.

Ich bemerkte auch, als ich diese Worte rief, dass sie von mir zurückwichen – als ob sie diese Sätze und Worte Gottes so abstoßend fanden, dass sie es nicht ertragen konnten, sie zu hören. Als sie in die Dunkelheit zurückwichen, fühlte ich eine Stärke, diese Gebete ihnen gegenüber noch stärker zu sprechen, und schließlich war ich alleine an diesem Ort.

[…]

Sprecherin: .