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Impressum

© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021

© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2021

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Verlagsleitung Reise: Grit Müller

Verlagsredaktion: Susanne Kronester

Autoren: Gudrun M. H. Kloes, Marled Mader, Christian Nowak

Redaktion: Thomas Rach

Bildredaktion: Marie Danner

Schlussredaktion: Oliver Kiesow

Reihengestaltung: Independent Medien Design, Horst Moser, München

Kartografie: Huber Kartographie GmbH für Gräfe und Unzer Verlag GmbH

eBook-Herstellung: Anna Bäumner, Martina Koralewska, Renate Hutt

ISBN 978-3-8342-3201-4

1. Auflage 2021

GuU 2-3201 01_2021_02

Bildnachweis

Titelbild (Gletscherlagune Jökulsárlón, Südisland), Getty Images: Aurora Open/Tamboly Photodesign

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DIE THEMEN DER INSEL

Wie lebten die Winkinger?: Geleitet vom Wind und den Göttern >

Energie aus der Erde: Der Segen des erdwarmen Wassers >

Sigurjón Birgir Sigurðsson: Sjón – der Allrounder >

Schaf- und Pferdeabtrieb: Tradition, Mühe, Geselligkeit und Spektakel >

Filmland Island: Kvikmynd – das bewegte Bild >

Eigenheiten des isländischen Geschmacks: Der kleine Schreck am Mittagstisch >

Islands Hundstagekönig: Regent auf Zeit >

Vigdís Finnbogadóttir: Die erste Präsidentin Islands >

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Invasion der Schönblüher: Die Lupine und der Kampf gegen Windmühlen >

Islands Bierboom: Von Walbier und Bierbädern >

Anschauliche Sprache: Guten Tag, mein Name ist Möwe >

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wir freuen uns, dass Sie sich für diesen MERIAN Reiseführer entschieden haben. Unsere Autoren und Autorinnen sind für Sie unterwegs und recherchieren sehr gründlich, damit Sie mit aktuellen und zuverlässigen Informationen auf Reisen gehen können.

Dennoch lassen sich Fehler nie ganz ausschließen, zumal zum Zeitpunkt der Drucklegung die Auswirkungen von Covid-19 auf das Hotel- und Gastgewerbe vor Ort noch nicht vollständig abzusehen waren. Wir bitten um Verständnis dafür, dass der Verlag keine Haftung übernehmen kann.

UNSER ISLAND

Kaum ist man sich ein paar wenige Male begegnet, schon stürzt man sich im Vertrauen, dass es schon gut gehen wird, in das Abenteuer, gemeinsam ein Buch zu verfassen. Isländischer kann diese Herangehensweise nicht sein. Und nun halten Sie unser Buch in der Hand.

Wir kamen beide vor rund vierzig Jahren erstmals nach Island, aus unterschiedlichen Beweggründen, als der Tourismus in den Kinderschuhen steckte und nur im Sommer stattfand. Als Icelandair nur wenige Flughäfen in Europa ansteuerte: Für uns lag der nächste in Luxemburg. Wir kamen – immer getrennter Wege, weil wir uns ja nicht kannten – in einer Zeit vor den Leihwagen, der Nordlichtbegeisterung, den feinen Hotels und den Cafés an allen Ecken und Enden. Es gab nur ein Café, und genau wie uns gibt es auch das Mokka in Reykjavík noch immer.

Während der Corona-Krise und ihren Folgen im Jahr 2020 fühlte Island sich ein wenig an wie damals. Und vieles wirkte viel zu groß, geradezu fehl am Platz in der stillen, unbesuchten Landschaft: der Flughafen in Keflavík mit seinen langen Hallen, selbst die Flugzeuge; die Hotels überall, die Blaue Lagune oder die Parkplätze bei Gullfoss und Geysir. Man hätte sich gewünscht, es würde alles schrumpfen.

Ein beliebter Treffpunkt: das Café Mokka in Reykjavík.

Aber das geht nicht. Tourismus ist der Haupterwerbszweig Islands, gefolgt von Energieproduktion aus erneuerbaren Ressourcen und der Fischindustrie, die strenger Regulierung unterliegt. Der Tourismus aber entfaltete sich in all seiner ungebremsten Pracht, bis im Jahr 2019 rund zwei Millionen Besucher den rund 360.000 Einwohnern gegenüberstanden.

Nun verteilen sich die Besucher über Zeit und Raum; sie sind nicht alle auf einmal da. Island hat sich als ganzjähriges Reiseziel etabliert, wobei jede Jahreszeit ganz eigene Reize entfaltet. Taghelle Sommernächte und Mitternachtssonne, dann erste Nordlichter und Schafabtriebe im Herbst, später das strahlende, subarktische Firmament im Winter bei kurzen Tagen und gelegentlichen Schneestürmen, und schließlich im Frühjahr die belebende Rückkehr der Zugvögel, im Verein mit Fohlen und Lämmern auf den Weiden. Eine Fülle an Eindrücken ist garantiert, nur mit sehr warmen Tagen darf bei dem subarktischen Klima nicht gerechnet werden. Doch gibt es eine isländische Besonderheit zum Ausgleich: Die im ganzen Land verstreuten Schwimmbäder mit naturheißem Wasser lindern jeden Kälteschauer auf angenehme und preiswerte Weise.

Wir wünschen Ihnen viele schöne Abenteuer auf der Vulkaninsel sowie eine sichere Reise.

Gudrun M.H. Kloes veröffentlichte ihren ersten Island-Reiseführer 1982, gefolgt von zahlreichen weiteren islandspezifischen Büchern und Artikeln. Sie übersetzt Belletristik und Bühnenwerke aus dem Isländischen ins Deutsche und hat lange Jahre als Tourismusbeauftragte im Nordwesten der Insel gewirkt. Marled Mader kennt Island seit fast 40 Jahren. In ihrer früheren Lehrtätigkeit war sie mit Comeniusprojekten unter Beteiligung isländischer Schulen, in Planung und Betreuung von Kleingruppenreisen zum Thema Starke Frauen und immer wieder allein mit Mietwagen und Zelt in ihrer zweiten Heimat unterwegs. Heute verbringt sie einen Großteil ihrer Zeit in Island.

ZEICHENERKLÄRUNG

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Im Vorbeigehen entdeckt

PREISKLASSEN

Preise für ein Doppelzimmer mit Frühstück:

Preise für ein dreigängiges Menü:

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ab 35.000 ISK

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ab 10.000 ISK

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bis 15.000 ISK

bis 4000 ISK

REGIONEN

1. REYKJAVÍK UND UMGEBUNG

Die kleine, quirlige und aufgeschlossene Hauptstadt bietet viel Kultur sowie faszinierende Naturphänomene in Reichweite. >

2. DER WESTEN

Die Halbinsel Snæfellsnes gilt als Miniatur-Island, nördlich davon erstreckt sich die zerklüftete Küste der Westfjorde mit steilen Klippen, aber auch bunten Stränden. >

3. DER NORDEN

Die zweitgrößte Stadt der Insel, Walbeobachtungstouren, Islandpferde und eine herrliche Badelagune locken im abwechslungsreichen Norden. >

4. DER OSTEN

An malerischen Fjorden liegen historische Orte, umrahmt von schroffen Bergen mit ausgezeichneten Wandermöglichkeiten. >

5. DER SÜDEN

In der vulkanisch aktiven Region kalben imposante Gletscherzungen in Lagunen, dazu beeindruckt eine Vielzahl von Wasserfällen. >

6. DAS HOCHLAND

Rau und menschenleer präsentiert sich das Hochland mit seiner endlosen Weite als abgeschiedener Ruhepol Islands. >

DER ERSTE BLICK AUF ISLAND

In vielen Gegenden Islands brodelt und blubbert es, zischt und dampft es aus der Erde. Besonders beeindruckend und bequem zu erreichen ist das Solfataren- und Fumarolengebiet am Námafjall im Norden (>).

MERIAN TOP 10

Das sind sie – die Sehenswürdigkeiten, für die Island über seine Grenzen hinaus bekannt ist.

Reykjavík

Islands junge Hauptstadt und ihre Nachbargemeinden besitzen die vielseitigsten Museen, Restaurants, Clubs und Einkaufsmöglichkeiten der Insel. >

Bláa Lónið (Blaue Lagune)

Ein Bad im wohlig-warmen Wasser des künstlich angelegten, milchig-blauen Sees inmitten einer bizarren Vulkanlandschaft ist zu jeder Jahreszeit herrlich entspannend. >

Snæfellsjökull-Nationalpark

Überstrahlt vom legendenumwobenen Gletscher Snæfellsjökull bietet der Nationalpark gute Wanderstrecken, malerische Orte und geschichtsträchtige Strände. >

Mývatn

Der »Mückensee«, in liebliche grüne Hügel, aber auch in vulkanisch geprägte Landschaft eingebettet, ist für sein reiches Vogelleben bekannt. In seiner Umgebung begeistern Krater, Lavaformationen, Solfataren sowie eine Badelagune. >

Húsavík

Der Ort ist Islands Hotspot für Touren zur Walbeobachtung. Besucher finden eine entsprechend gute Auswahl an Unterkünften, Restaurants und Läden. >

Jökulsárlón

Weiße, klare, bläuliche, aber auch von Vulkanasche grau gefärbte Eisberge kalben vom Gletscher Breiðamerkurjökull in Islands bekannteste und am einfachsten zu erreichende Gletscherlagune im Süden des Landes. >

Dyrhólaey

Als vulkanischer Überrest ragt die Landzunge malerisch wie eine gigantische Brücke über schwarzem Sand ins Meer, gesäumt von weißer Gischt. >

Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das sich in steter Regelmäßigkeit etwa alle zehn Minuten wiederholt: die Heißwasserfontäne des Geysirs Strokkur.

Geysir

Während der Namensvater aller Geysire der Welt sich rar macht, schleudert der kleinere Strokkur im Thermalfeld Haukadalur alle paar Minuten zuverlässig eine sprühende Wasserfontäne in den Himmel. >

Gullfoss

Der zweistufige, riesige Wasserfall, von den Inlandgletschern gespeist, ist ein einmaliges Naturphänomen. >

Þingvellir-Nationalpark

Die historisch bedeutende Ebene, durchzogen von tiefen Spalten, die die eurasische von der amerikanischen Kontinentalplatte trennen, bietet gute Wandermöglichkeiten. >

MERIAN EMPFEHLUNGEN

Ungewöhnliche Perspektiven, charmante Orte und feine Details versprechen besondere Augenblicke.

Garður

Die Leuchttürme bei Garður sind besonders im Winter unter Nordlichtern fotogen. >

Hvanneyri

Interessante Einblicke in die Landwirtschaft von einst. >

Flatey

Autofreie Insel in der Bucht Breiðafjörður. >

Grábrók

Der Kraterrand von Grábrók bietet eindrucksvolle Ausblicke auf die moosbewachsene Lava. >

Eiríksstaðir

Im Sagatal Haukadalur kann man in Eiríksstaðir auf den Spuren von Erik dem Roten wandeln. >

Strandir

So einsam und wild wie in der Strandir-Region ist es sonst nur noch im Hochland. >

Grettislaug

Schon der Sagaheld Grettir soll sich im naturwarmen Nass entspannt haben. >

Das Heringsmuseum in Siglufjörður erinnert an eine Zeit, als der Fischfang das Leben in dem kleinen Ort weit im Norden Islands bestimmte.

Siglufjörður

Siglufjörður ist eine Ortschaft mit bewegter Geschichte. Nun erlebt sie einen neuen Aufschwung. >

Möðrudalur

Auf dem höchstgelegenen Hof Islands gibt es lokale Spezialitäten und ein interessantes Kirchlein. >

Lagarfljót

Malerisch präsentiert sich der See bei Egilsstaðir. >

Eggin í Gleðivík, Djúpivogur

Überdimensionierte Eier aus Stein schmücken als Kunstwerke den Hafen von Djúpivogur. >

Dverghamrar

Legenden ranken sich um diese schönen Basaltsäulen. >

Urriðafoss

An Islands längstem Fluss Þjórsá fällt der breite Wasserfall über eine Lavakante. >

Laugarvatnshellir

Bis ins 20. Jahrhundert war die Höhle noch bewohnt – heute ist sie restauriert und kann besichtigt werden. >

Hellisheiðarvirkjun

Geologisch interessante Ausstellung im Kraftwerk. >

ISLAND KOMPAKT

Amtssprache: Isländisch

Einwohner: 364.100

Fläche: 103.100 km²

Größte Stadt: Reykjavík mit rund 131.000 Einwohnern

Küstenlänge: 4970 km

Religion: 63,5 % evang.-luth., 4 % kath., 1,3 % Ásatrú, 3 % luth. Freikirchen, 14 % nicht registrierte Glaubensgemeinschaften, 7,1 % konfessionslos

Währung: Isländische Krone (ISK)

Klima (Mittelwerte)

Inselstaat im hohen Norden

Mit seiner Insel Grímsey im Norden reicht Island bis an den Polarkreis bei 66° nördl. Breite; das Festland kommt nur im Nordosten knapp an ihn heran. Im Vergleich dazu: Freiburg oder Paris liegen auf 48° nördl. Breite.

Island ist eine junge Vulkaninsel, die mit zahlreichen aktiven Vulkanen immer noch im Entstehen begriffen ist. Hier treffen die eurasische und amerikanische Kontinentalplatte aufeinander und bewirken eine Bruchdrift von ca. 2 cm pro Jahr.

Das Klima hier im Norden ist subarktisch, mit langen Wintern und kurzen Sommern, in denen die Sonne kaum untergeht. Dafür dauern die Tage im tiefsten Winter nicht länger als drei bis vier Stunden, zuzüglich ausgedehnter Dämmerungsphasen.

Wer sie einmal erlebt hat, wird sie lieben: Papageitaucher sind in der Luft relativ gut unterwegs, nur beim Landen müssen sie noch etwas üben.

Ein kleines, aber ganz besonderes Land

Die vom Golfstrom begünstigte Nordmeerinsel zählt mit ihren 356.000 Einwohnern gerade einmal 0,00047 % der Weltbevölkerung. Angesichts dieser Zahlen ist es erstaunlich, dass ein so kleines Land es immer wieder in die internationale Presse schafft – sei es durch Sportereignisse wie bei der Fußballeuropameisterschaft 2016, skurrile Weihnachtsbräuche, faszinierende Landschaften oder die wankelmütige Landesnatur.

Reykjavík ist die größte Stadt Islands, zusammen mit ihren Vororten bildet sie das Hauptstadtgebiet mit rund 233.000 Einwohnern, während Borðeyri, die kleinste Gemeinde mit 15 dauerhaften Einwohnern, im Nordwesten liegt. Der kleinere Ort steht dem größeren an historischer Bedeutung kaum nach. Borðeyri war beispielsweise nach Seyðisfjörður im Osten einer der ersten Orte Islands mit Telefon. Von Borðeyri, das den Status einer für das 19. Jh. beispielhaften, denkmalgeschützten Niederlassung hat, liefen die Auswandererschiffe nach Nordamerika aus.

Feuer und Eis

Die höchste Erhebung liegt in Europas größtem Gletscher in Europas ausgedehntestem Nationalpark Vatnajökull. Mit 2110 m überragt der Hvannadalshnjúkur die Einöden und besiedelten Gebiete Islands mit Abstand. Nicht weit davon entfernt befindet sich der aktive Vulkan Grímsvötn, zuletzt 2011 ausgebrochen. Viele aktive Vulkane, darunter Bárðarbunga, Katla, Hekla und Eyjafjallajökull, unterliegen strenger Überwachung.

Missetäter-Lava

Das ausgedehnteste Lavafeld Islands ist das 4400 km² große Ódáðahraun am Nordrand des Vatnajökull, das sich weit ins bewohnte Gebiet im Norden erstreckt. Der Name des meist kahlen und unzugänglichen Lavafelds leitet sich vom Wort ódáð, Untat, her und weist auf seine Rolle als Zufluchtsort all jener hin, die die Gesellschaft nicht in ihrem Umkreis duldete: Verurteilte, Leprakranke, Verarmte und andere Ausgestoßene.

Umfangreiche Lehre

In Island lehren sieben Universitäten, vier staatliche und drei private. Sie liegen nicht alle in der Hauptstadt, sondern beispielsweise mitten in einem Lavafeld (Bifröst), an einem Gletscherfluss (Hvanneyri) oder am Bischofssitz in einem abgeschiedenen Tal im Norden (Hólar). Auf einigen Gebieten hat Island Alleinstellungsmerkmale: Es unterhält das Institut für Thermalenergie der UN sowie das der Universität Akureyri angegliederte Institut Vilhjálmur Stefánsson für arktische und zirkumpolare Forschung.

Sprache

Isländisch ist eine nordische Sprache, deren alte Wurzeln bis auf den heutigen Tag ziemlich rein erhalten sind. Neue Begriffe für moderne Phänomene werden von einer Kommission für Wortschöpfung in das Isländische überführt. Dabei entstehen häufig recht fantasievolle, an die isländische Grammatik angelehnte Begriffe, wie beispielsweise »Glühfrucht« für Apfelsine/Orange. Der Volksmund will es aber oft anders meinen, verleibt sich Fremdwörter ein und sagt zu der Frucht einfach appelsína.

Religion

Eine Trennung von Kirche und Staat hat in Island bisher nicht stattgefunden; die Staatsreligion ist lutherisch. Derzeit stark im Kommen ist die alte Glaubensgemeinschaft Ásatrú (Asenglaube), die die Götter der nordischen Mythologie verehrt. Diese Gemeinschaft ist hinsichtlich Eheschließung, Namensgebung von Kindern und anderen Ritualen der Staatskirche juristisch gleichgestellt. Auffallend sind die vielen kleinen Landkirchen, die oft wie träumend in der Landschaft stehen. Meistens handelt es sich dabei um Eigenkirchen, von Laien erbaut. Bereits die Sagas berichten von Gotteshäusern, die auf dem Hofgelände errichtet wurden.

Politik

Islands Parlament Alþingi zählt weltweit zu den ältesten Institutionen dieser Art. Es trifft alle Entscheidungen des kleinen Landes für das innere Wohl und seine Außenbeziehungen. Kommunale Angelegenheiten werden lokal von Gemeindeverwaltungen geregelt. Island ist Mitglied der EFTA und somit Schengen-Partner. Außerdem ist Island Nato-Partner.

Wirtschaft

Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Tourismus auf Platz eins der isländischen Wirtschaft katapultiert, gefolgt von der nun abgehängten Fischindustrie und der innovativen Landwirtschaft.

Nebenbei bemerkt

Gleichberechtigung: Island liegt bei den jährlichen Erhebungen des Weltwirtschaftsforums (Global Gender Gap Report) seit mehr als zehn Jahren an erster Stelle.

Gar nicht so kalt: Reykjavíks Durchschnittstemperatur im Januar beträgt 0,4  °C und liegt damit um 0,2  °C höher als in Berlin.

Glaube und Aberglaube: Die liegen in Island manchmal in einer Hand. Im Juni 2020 wurde ein Pastor gewonnen, um ein ruchloses Gespenst auszutreiben. Die Beschwörung soll erfolgreich verlaufen sein …

GESCHICHTE

Am Rande Europas gelegen, stellt Island eine eigene kleine Welt dar. Die junge Nation hatte immer zu kämpfen: um ihre Unabhängigkeit, gegen Seuchen und Hunger sowie gegen eine oftmals übermächtige Natur.

Die ersten Siedler lassen sich nieder (8./9. Jahrhundert)

Als erster dauerhafter Siedler in Island gilt der norwegische Wikinger Ingólfur Arnarson, der sich im 9. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Reykjavík niederließ, nachdem er wegen diverser Anklagen aus Norwegen fliehen musste. Archäologische Funde legen jedoch nahe, dass Norweger bereits im 8. Jahrhundert auf den Westmännerinseln sowie im Osten der Insel temporäre Wohn- und Jagdstätten errichteten. Man geht von rund 400 Einwandererfamilien im 9. und 10. Jahrhundert aus, die sich um die ganze Insel verteilten. Das einzigartige Protokoll einer Besiedlung, die Handschrift »landnámabók«, das Buch der Landnahme, beschreibt detailliert und umfassend, wer sich wo niedergelassen hat, wohl um möglichen Konflikten über Ländereien in diesem weitläufigen Land vorzubeugen.

Die Suche nach dem Konsens (ab 930)

Die herrschenden Familien Islands sahen sich bald aufgefordert, ihre diversen Streitigkeiten, aber auch unterschiedliche Vergehen und Delikte einvernehmlich zu regeln und Recht zu sprechen. Auf einer geeigneten Ebene, mit ausreichend Weideflächen für die Pferde, mit Wasser und genug Platz für mehrere Hundert Menschen – also Þingvellir – versammelten sich im Jahr 930 die Häuptlinge aller Landesteile und gründeten eine Nationalversammlung, das Alþingi (Althing), das man als das erste Parlament Europas bezeichnen könnte. Es tagte einmal im Jahr. Von großer Bedeutung war die Annahme des Christentums um das Jahr 1000, das den Untergang des alten Götterglaubens besiegelte.

Zeit der Entdeckungen (10. und 11. Jahrhundert)

Zahlreiche Sagas berichten von der großen Zeit der Entdeckungen, als Erik der Rote und sein Sohn Leifur Eiríksson sowohl Grönland als auch Küstenstriche Nordamerikas fanden. Der Name Grönland lockte. Damals wie heute waren die Fjorde von grünen Landstrichen eingefasst, die gut als Weideland taugten. Die Siedlungen auf Grönland bestanden bis ins 15. Jahrhundert. Warum sie plötzlich verschwanden, ist bis heute ungeklärt. Eriks Sohn Leifur gilt als der erste Europäer, der einen Küstenstreifen des nordamerikanischen Kontinents systematisch erkundete.

Kirchliche und weltliche Macht (1000–1262)

Das Christentum etablierte sich schnell in Island, und bald schon wurden die ersten Klöster gegründet. Mit ihnen einher ging eine kulturelle Blütezeit. Im Norden und im Süden des Landes entstanden Bischofssitze. Andere Zentren, wie etwa eine Hauptstadt, gab es jedoch bis ins 18. Jahrhundert ebenso wenig wie Dörfer. Die ursprüngliche Streusiedlung dominierte auf der Insel. Immer wieder kam es unter den Clans zu Spannungen um die weltliche Vorherrschaft, die in bewaffneten Auseinandersetzungen kulminierten. Bei zwei erbittert geführten Kämpfen in Nordwestisland trafen in Örlygsstaðir rund 3000 Bewaffnete, in Haugsnes (>) mehr als 1000 Mann aufeinander. Die Fehden schwächten den unabhängigen Staat, der im Jahr 1262 notgedrungen die Souveränität an die norwegischen Krone abtrat.

Fremdbestimmung und Elend (ab 1380)

Durch den Verband der skandinavischen Königreiche fiel Island im Jahr 1380 an Dänemark, und es sollte weitere fünfeinhalb Jahrhunderte dauern, bis es seine Unabhängigkeit wiedererlangte. Das dänische Handelsmonopol traf die Bevölkerung der Insel hart. Die hohe Steuer machte sie zu bloßen Lieferanten von Gütern, die in Europa gefragt waren, wie Stockfisch, Butter und Wollstoff, mit denen zeitweise auch die Hanse Handel trieb. Dazu kam es in Island periodisch zu Hungersnöten, oft als Folge von Vulkanausbrüchen. Epidemien wie Pest und Pocken taten ein Übriges. Die desolate Lage führte im 19. Jahrhundert zu Auswanderungswellen nach Amerika.

Im 19. Jahrhundert hatte der Bischof von Island seine Residenz außerhalb von Reykjavík, östlich der Stadt auf der Landzunge Laugarnes.

Der Griff lockert sich (ab Ende 19. Jahrhundert)

Aber die Neuzeit ließ sich nicht aufhalten. Nachdem seit 1904 ein isländischer Vertreter als Minister in Kopenhagen die Interessen seines Landes vertrat, wurde ein Unionsvertrag zwischen Dänemark und Island unterzeichnet. Im Zweiten Weltkrieg erkannten die Alliierten Islands strategisch günstige Lage und stationierten britische Truppen im Land, die später von US-Soldaten abgelöst wurden. Eine lange vorbereitete Volksabstimmung führte schließlich am 17. Juni 1944 zur Erklärung der Unabhängigkeit an der historischen Stätte Þingvellir.

Eskalation im »Kabeljaukrieg« zwischen Island und Großbritannien: Ein isländisches Boot der Küstenwache versucht, die Fangnetze eines britischen Trawlers zu kappen.

Krieg um den Kabeljau (Mitte 20. Jahrhundert)

Der junge Staat Island sah sich enormen wirtschaftlichen Problemen gegenüber. Weil andere Nationen, vor allem Briten, in den reichen Fischgründen um Island auf Raubzug gingen, erweiterte die isländische Regierung im Jahr 1952 ihre Fischereizone einseitig allmählich von zwei auf sechs, später auf zwölf Seemeilen. Aber das ging zu weit. Die daraus resultierenden Auseinandersetzungen mit England, die zeitweise geradezu kriegerischen Charakter annahmen, gingen als »Kabeljaukrieg« in die Geschichte ein. Letztlich beanspruchte Island eine Fischereizone von 200 Seemeilen und inspirierte damit die Europäische Union: Sie folgte dem isländischen Beispiel und weitete ihre eigene Fischereizone entsprechend aus.

Krise und Wiederauferstehung (ab 2008)

In der globalisierten Welt ist kein Staat mehr gänzlich unabhängig. So wurde auch Island von der weltweiten Finanzkrise 2008 mit voller Wucht erfasst. Nach jahrelangen grenzenlosen öffentlichen Investitionen und privatem Konsum brach das System zusammen. Das Volk demonstrierte und erzwang Neuwahlen. So kam es 2009 zum Regierungswechsel. Die neue, europafreundliche Allianz schaffte es, die Finanzen zu konsolidieren, was ihr bei der darauffolgenden Parlamentswahl allerdings nicht gedankt wurde: Eine europaskeptische Koalition übernahm unter der links-grünen Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir Ende 2017 das Zepter.

Norwegische Wikinger kamen als Erste über das raue Meer, um sich dauerhaft auf der Insel anzusiedeln; hier mit Ingólfur Arnarson als ihrem Anführer.

WIE LEBTEN DIE WIKINGER?

Geleitet vom Wind und den Göttern

Als sie im 9. Jahrhundert von Norwegen oder den britischen Inseln auf ihren seetüchtigen Knörrs nach Island kamen, gab es für die Wikinger zunächst nichts als drangvolle Enge. Eine ganze Familie über mehrere Generationen, Gesinde, aber auch Haustiere, Gerät, Saatgut und vieles andere musste mitgeführt werden. Eine tagelange Schiffstour bei Wind und Wetter auf offenen Booten. Dann, als Island in Sicht kam, die Landung, aber wo? Die Götter sollen bestimmt und dem Schicksal seinen Lauf gegeben haben. Dort, wo die beim Anblick des neuen Landes von Bord geworfenen Säulen eines Hochsitzes angeschwemmt wurden, dort sollte man sich niederlassen. Wenn die Götter es so wollten, dann durfte es auch keinen Streit über die Wahl des Ortes geben. Es konnte lange dauern, ehe die Säulen gefunden waren … aber scheinbar sind die Neu-Isländer mit der unbekannten Situation im fremden Land weitgehend zurechtgekommen. Manchmal auch nicht, denn die Sagas berichten von gelegentlichen Konflikten, als nachfolgende Cousins oder Cousinen sich irgendwo breitmachen wollten, ohne die Götter oder Nachbarn zu befragen.

Aus landestypischen Materialien wie Stein, Grassoden, Schwemmholz und mitgeführtem Bauholz wurden Wohnstätten errichtet (>). Das Vieh graste und hauste und fraß alles, was ihm vor die Schnauze kam. Bald schon war das Gebüsch, das die Insel zwischen Strand und Bergen bedeckt haben soll, am Ende. Doch die Flüsse quollen über vor Lachsen und Forellen, die Fische des Meeres waren ein Segen, Robben und gelegentlich auch Wale dienten als Zubrot und Eiderenten spendeten wärmende Daunen. Die mitgebrachten Schafe, Ziegen und Rinder vermehrten sich. Aus der Wolle konnten Segel für die Schiffe sowie Kleiderstoffe gewebt werden, die Milch wurde zu Molke und Skyr. Man baute sogar Gerste an, um hin und wieder ein ordentliches Bier zu brauen. Versorgungsmäßig sah also alles sehr gut aus, bis nur wenige Jahrhunderte später das Klima abzukühlen begann, ebenso wie die Beziehungen der Siedler untereinander.

Schlimmer noch waren katastrophale Vulkanausbrüche wie jener der Hekla im Jahr 1103, als eine dicke Bimsschicht weite und fruchtbare Ländereien bedeckte. Höfe mussten aufgegeben werden, die Wildweiden im Hochland waren teilweise vernichtet. Die Spannungen stiegen.

Ausgrabungen in Reykjavík haben die Grundmauern eines Langhauses freigelegt, das um 874 erbaut wurde. Im Tal Þjórsárdalur im Süden wurden in Stöng Reste eines Hofes gefunden, von dem das »Landnahmebuch« berichtet – ein Verzeichnis der Siedler und ihrer Ländereien. Dieser Hof war vom Ausbruch der Hekla im Jahr 1103 verschüttet worden. In Akureyri siedelte Helgi der Magere mit seiner Frau Þórunn. Auch deren ehemaliges Gebäude konnte geortet werden.

Manche moderne Isländer können ihre Abstammung bis auf die Landnehmer oder ihre Gefolgschaft zurückführen – wenn man nur lange genug an die alten Schriften und an kaum belegbare, mehr als tausendjährige Verbindungen glaubt …