John Grisham
HOME RUN
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Bea Reiter
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Calico Joe bei Doubleday, New York
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in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Lektorat: Oliver Neumann
Umschlaggestaltung und Motiv: HAUPTMANN & KOMPANIE Werbeagentur, Zürich, Kim Becker
Gesetzt aus der Meridien 10,75˙/14,9˙
Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-10448-1
V004
www.heyne.de
1
Der Tumor in der Bauchspeicheldrüse meines Vaters wurde letzte Woche entfernt, in einer Operation, die fünf Stunden dauerte und schwieriger war, als die Ärzte erwartet hatten. Anschließend eröffneten sie ihm, dass die meisten Menschen in seinem Zustand nicht länger als neunzig Tage überlebten. Da ich weder von der Operation noch von dem Tumor etwas gewusst hatte, war ich nicht bei ihm, als er sein Todesurteil erhielt. Kommunikation ist für meinen Vater Nebensache. Vor zehn Jahren ließ er sich von seiner damaligen Frau scheiden und war bereits mit der nächsten zusammen, bevor ich etwas davon erfuhr.
Irgendwann rief seine jetzige Ehefrau – sie ist Nummer fünf oder Nummer sechs – bei mir an, erinnerte mich daran, wer sie war, und teilte mir die nötigsten Details über den Tumor und die damit verbundenen Umstände mit. Agnes erklärte, mein Vater fühle sich nicht wohl und wolle nicht reden. Ich erwiderte, er habe nie reden wollen, egal, ob es ihm gut oder schlecht gegangen sei. Sie bat mich, dem Rest der Familie Bescheid zu geben. Fast hätte ich »Warum?« gefragt, doch ich wollte mich mit der armen Frau nicht streiten.
Der »Rest der Familie« besteht aus meiner jüngeren Schwester Jill und meiner Mutter. Jill lebt in Seattle, und soweit ich weiß, hat sie seit zehn Jahren nicht mehr mit unserem Vater gesprochen. Sie hat zwei kleine Kinder, die ihn nicht kennen und auch nie kennenlernen werden. Meine Mutter hat zwölf Jahre Ehe mit ihm überstanden und sich dann zum Glück scheiden lassen. Jill und mich hat sie damals mitgenommen. Ich habe so eine Ahnung, dass ihr die Nachricht von seinem bevorstehenden Tod schlichtweg egal sein wird.
Es versteht sich von selbst, dass wir Weihnachten nicht zusammen verbringen und auch keine Geschenke unterm Baum austauschen.
Nach dem Anruf von Agnes sitze ich an meinem Schreibtisch und denke darüber nach, wie das Leben ohne Warren, meinen Vater, sein wird. »Warren« nenne ich ihn seit dem College, weil er immer eher eine Person, ein Fremder, war als mein Vater. Er hat nicht protestiert. Ihm ist es immer egal gewesen, wie ich ihn anrede, und ich bin stets davon ausgegangen, dass es ihm am liebsten ist, wenn ich überhaupt nicht mit ihm rede. Gelegentlich versuchte ich es trotzdem; er nicht.
Nach ein paar Minuten gestehe ich es mir ein. Das Leben ohne Warren wird genauso sein wie das Leben mit ihm.
Ich rufe Jill an und berichte ihr von den Neuigkeiten. Ihre erste Frage ist, ob ich vorhätte, zur Beerdigung zu gehen, was ich für etwas verfrüht halte. Sie will wissen, ob sie versuchen soll, ihn zu besuchen, um Hallo zu sagen und sich von ihm zu verabschieden und so zu tun, als würde ihr etwas an ihm liegen, obwohl dem nicht so ist. Mir liegt auch nichts an ihm, und schließlich geben wir es beide zu. Wir haben nichts für Warren übrig, weil wir ihm immer egal waren. Er verließ die Familie, als wir Kinder waren, und hat die letzten dreißig Jahre damit verbracht, so zu tun, als gäbe es uns nicht. Jill und ich haben beide selbst Kinder, und für uns ist es unvorstellbar, dass ein Vater nichts mit seinen eigenen Sprösslingen anfangen kann.
»Ich werde ihn nicht besuchen«, verkündet sie schließlich. »Jetzt nicht und später auch nicht. Was ist mit dir?«
»Ich weiß es nicht«, erwidere ich. »Ich muss darüber nachdenken.«
In Wirklichkeit ist mir schon klar, dass ich ihn besuchen werde. Er hat zwar fast alle Brücken hinter sich abgebrochen, doch es gibt eine wichtige, unerledigte Sache, mit der er sich vor seinem Tod noch beschäftigen muss.
Meine Mutter lebt mit ihrem zweiten Mann in Tulsa. In der Highschool war Warren die absolute Sportskanone und sie die Homecoming Queen, das beliebteste Mädchen der Schule. Als die beiden heirateten, jubelte die ganze Stadt mit ihnen, doch nach ein paar Jahren mit Warren war es vorbei mit dem Jubel. Ich weiß, dass sie seit Jahrzehnten nicht mehr miteinander gesprochen haben. Warum auch?
»Mom, ich habe schlechte Nachrichten«, sage ich ins Telefon, während ich versuche, angemessen verhalten zu klingen.
»Was gibt es?«, fragt sie schnell. Vermutlich hat sie Angst, dass einem ihrer Enkelkinder etwas passiert ist.
»Warren ist krank. Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er hat keine drei Monate mehr zu leben.«
Eine Pause, Erleichterung, und dann: »Ich dachte, er wäre schon tot.«
Da haben wir’s. Bei Warrens Beerdigung werden sich die trauernden Familienangehörigen nicht auf die Füße treten.
»Tut mir leid«, sagt sie, obwohl das nicht stimmt. »Du wirst dich wohl allein darum kümmern müssen.«
»Das habe ich mir schon gedacht.«
»Paul, ich möchte nicht damit behelligt werden. Ruf mich an, wenn es vorbei ist. Nein, lass es. Es ist mir egal, was mit Warren geschieht.«
»Verstehe, Mom.«
Ich weiß, dass er sie ein paarmal geschlagen hat, vermutlich viel öfter, als mir bewusst gewesen war. Außerdem trank er, war hinter anderen Frauen her und führte das ausschweifende Leben eines Profibaseballspielers. Er war arrogant und eingebildet und ab dem Alter von fünfzehn daran gewöhnt, alles zu bekommen, was er wollte, denn er, Warren Tracey, konnte mit einem Baseball eine Mauer durchbrechen.
Es gelingt uns, das Gespräch auf die Kinder zu bringen und darauf, wann meine Mutter sie das nächste Mal besuchen kommt. Da sie nicht nur schön, sondern auch intelligent war, fiel sie nach Warren auf die Füße. Sie heiratete einen etwas älteren Mann, der als leitender Angestellter bei einer Ölbohrfirma arbeitete und Jill und mir ein schönes Zuhause bieten konnte. Er liebt Mom, und das ist alles, was zählt.
Ich bezweifle, dass Warren sie je geliebt hat.
2
Im Sommer 1973 erwachte das Land langsam aus dem Trauma des Vietnamkriegs. Vizepräsident Spiro Agnew steckte in Schwierigkeiten, was ihn später das Amt kosten sollte. Die Watergate-Affäre kochte hoch, doch das war erst der Anfang. Ich war elf Jahre alt und wusste so ungefähr, was in der realen Welt da draußen vor sich ging, ließ mich aber nicht im Mindesten davon beeinflussen. Meine Welt war Baseball, und sonst war eigentlich nichts wichtig. Mein Vater war Pitcher bei den New York Mets, und ich fieberte bei jedem Spiel mit. Ich spielte ebenfalls als Pitcher, für die Scrappers in der Little League von White Plains, und bei einem Vater wie meinem erwartete man Großes von mir. Diese Erwartungen erfüllte ich nur selten, doch es gab Momente, die durchaus vielversprechend waren.
Anfang Juli war aus dem Kampf um die Meisterschaft in der National League East ein langweiliger Wettstreit geworden. Alle sechs Mannschaften – New York Mets, Pittsburgh Pirates, St. Louis Cardinals, Philadelphia Phillies, Chicago Cubs und Montreal Expos – hatten eine Winning Percentage um die .500, und bislang gab es wenig Anzeichen für den Durchmarsch eines Teams. In der Western Division setzten sich die Cincinnati Reds und die Los Angeles Dodgers von den anderen Teams ab. In der American League sah alles danach aus, als würden die Oakland Athletics – mit ihrem großspurigen Auftreten, den bunten Trikots und den langen Haaren – wie im Vorjahr die Meisterschaft erreichen können.
Meine Freunde und ich verfolgten gewissenhaft jedes Spiel. Wir kannten jeden Spieler und alle Statistiken. Wir sahen uns sämtliche Box Scores in den Zeitungen an und spielten die Partien in White Plains nach, wo gerade Platz war. Das Leben bei mir zu Hause war nicht immer schön, und auf dem Baseballplatz konnte ich ihm entkommen. Baseball war mein bester Freund, und Mitte Juli 1973 sollte es so spannend werden wie noch nie zuvor.
Es begann ganz unspektakulär, mit einer Zerrung im Oberschenkel. Der First Baseman des AAA-Affiliate der Cubs in Wichita stürzte, als er bei einem Home Run an der dritten Base vorbeikam. Am nächsten Tag verletzte sich Jim Hickman, der First Baseman der Cubs, am Rücken. Die Mannschaft brauchte plötzlich jemanden, der auf der Position des First Baseman spielen konnte, daher wandte sich das Management an das AA-Team der Cubs in Midland, Texas, und holte sich einen Einundzwanzigjährigen namens Joe Castle. Zu der Zeit konnte Castle einen Trefferdurchschnitt von .395 vorweisen, mit zwanzig Home Runs, fünfzig Runs Batted In, vierzig gestohlenen Bases und nur einem Error an der ersten Base. Er war der vielversprechendste AA-Spieler und bereits für einen Wechsel im Gespräch.
Angeblich schlief Castle gerade in dem billigen Apartment, das er sich mit vier Spielern anderer Minor-League-Mannschaften teilte, als der Anruf aus Chicago kam. Ein Assistenz-Coach fuhr ihn zum Flugplatz von Midland, wo Castle gerade noch einen Flug nach Houston erwischte. Dort wartete er zwei Stunden auf den Anschluss nach Philadelphia. Währenddessen rief er seine Familie in Arkansas an und teilte ihr die aufregenden Neuigkeiten mit. Als er in Philadelphia ankam, brachte ihn ein Taxi ins Veterans Stadium, wo man ihm seine Spielerkleidung in die Hand drückte, die Nummer 42 verpasste und aufs Feld schickte. Die Cubs waren bereits beim Schlagtraining. Castle war natürlich nervös und aufgeregt, sogar etwas verwirrt. Als Whitey Lockman, der Manager, sagte: »Ganz locker. Du spielst an der ersten Base und schlägst als Siebter«, hatte Castle Mühe, seinen brandneuen Schläger festzuhalten. Bei seinem ersten Schlagtraining in der Major League ging er die ersten beiden Pitches an und verfehlte sie.
Das sollte ihm jedoch dann lange Zeit nicht mehr passieren.
Vor dem Spiel beriet sich Joe mit Don Kessinger, dem erfahrenen Shortstop der Cubs, und einem anderen Spieler, der ebenfalls aus Arkansas stammte. Kessinger war an der University of Mississippi ein All-American1 in Baseball und Basketball gewesen und schaffte es, den Rookie zu beruhigen. Sein einziger Ratschlag war: »Geh raus und triff den Ball.« Der Center Fielder der Cubs war Rick Monday, auch er ein erfahrener Spieler, der in Batesville, Arkansas, geboren worden war, nicht weit von Joes Heimatstadt entfernt, nur ein Stück den White River hinunter. Mithilfe von Kessinger und Monday gelang es Joe, einen heftigen Anfall von Lampenfieber zu überstehen.
Es war Donnerstag, der 12. Juli, ein denkwürdiger Tag für den Baseball.
Der Pitcher der Phillies, Benny Humphries, war Linkshänder mit einer Präferenz für Fastballs, der genauso viele Walks abgab wie er Strikeouts warf. Als Joe im zweiten Inning zur Home Plate ging, biss er die Zähne zusammen und schwor sich, beim ersten Pitch zu schwingen, egal, wie der Ball kam. Humphries wollte dem Neuen zeigen, woher in der Major League der Wind wehte, und warf so hart und schnell, wie er nur konnte. Joe, der von rechts schwang, tippte richtig auf Fastball, traf den Ball in einem perfekten Winkel und hämmerte ihn zwanzig Reihen weit ins Left Center Field. Er sprintete um die Bases, weil er viel zu aufgeregt war, um seinen Triumph genießen zu können und langsamer zu laufen. Noch bevor er wieder zu Atem kommen konnte, war er auch schon im Dugout, wo ihm alle gratulierten.
Joe war nicht der erste Spieler eines Major-League-Teams, der bei seinem Debüt gleich beim ersten Pitch einen Home Run geschafft hatte. Genau genommen war er der elfte. Sechsundvierzig Spieler hatten bei ihrem ersten Schlagdurchgang einen Home Run erzielt, elf von ihnen beim ersten Pitch. Trotzdem hatte Joe Castle einen Rekord aufgestellt. Und er war bereits auf dem Weg zum nächsten.
Im fünften Inning begann Humphries mit einem Brushback, einem hohen Fastball auf den Körper, der als Warnung gedacht war, doch Joe wollte ihn nicht verstehen. Er trieb den Spielstand auf 3 : 1 hoch und schlug einen Fastball über das Left Field hinaus, wobei er die Innenseite des Foul-Masts leicht berührte. Der Schiedsrichter an der dritten Base gab mit dem rechten Zeigefinger sofort das Home-Run-Signal. Joe, der um die erste Base lief und den Ball im Auge behielt, beschleunigte zu einem Sprint und wurde erst langsamer, als er sich der Home Plate näherte. Dieser Rekord gehörte nur ihm und einem weiteren Spieler. 1951 hatte Bob Nieman von den St. Louis Browns Home Runs bei seinen ersten beiden Schlagdurchgängen – At Bats – in einer Major League erzielt.
Die Mets spielten an jenem Abend gegen die Braves in Atlanta, und das Spiel wurde nicht im Fernsehen übertragen. Ich war in Tom Sabbatinis Hobbykeller und hörte Lindsey Nelson zu, dem wunderbaren Live-Kommentator der Mets, der schilderte, was in Philadelphia gerade passierte. »Er hat eben einen Rekord gebrochen«, sagte er. »Tausende junger Männer haben in einer Major-League-Mannschaft angefangen, und nur zwei von ihnen ist es gelungen, gleich in ihren ersten beiden At Bats Home Runs zu erzielen.«
»Ich frage mich, ob er das auch ein drittes Mal schafft«, fügte Ralph Kiner hinzu, der in die Hall of Fame aufgenommene Slugger und Lindseys Komoderator.
Im sechsten Inning wurde Humphries vom Wurfhügel genommen, und die Phillies brachten einen Middle Reliever ins Spiel, einen Rechtshänder namens Tip Gallagher. Als Joe in der ersten Hälfte des siebten Innings den On-Deck-Circle verließ, stand es 4 : 4, und die normalerweise sehr lautstarken Fans der Phillies waren auffällig ruhig. Es gab keinen Applaus, nur Neugierde. Zur Überraschung aller schwang Joe von links. Da es keinen Scouting Report gab, wussten die Phillies nicht, dass er beidhändig schlagen konnte. Während des Schlagtrainings hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn zu beobachten. Einen niedrigen Curveball ließ er durch, aus den nächsten beiden Fastballs machte er Foul Balls, ungültige Bälle. Nach zwei Strikes nahm er die Füße enger zusammen und fasste den Schläger etwa sieben Zentimeter höher. In der letzten Saison war er der Schlagmann mit dem niedrigsten Strikeout-Durchschnitt in der Texas League gewesen. Joe Castle war am gefährlichsten, wenn er zwei Strikes hatte.
Ein Slider kam zu niedrig, dann warf Gallagher einen Fastball, der außerhalb der Strike Zone lag. Joe ging den Ball an und hämmerte ihn ins Left Center, ein Line Drive, der immer höher stieg, bis er eineinhalb Meter hoch über den Zaun flog. Als Joe zum dritten Mal in Folge die Bases umrundete, stellte er damit einen Rekord auf, der unerreichbar schien. Kein Rookie in einer Major League hatte jemals drei Home Runs bei seinen ersten drei Schlagdurchgängen erzielt.
Joe Castle stammte aus Calico Rock, Arkansas, einem winzigen, pittoresken Städtchen nahe dem White River am Ostrand der Ozark Mountains. Die Menschen dort waren traditionell Anhänger der Cardinals, schon seit den Tagen von Dizzy Dean, einem Farmjungen und Kapitän der berühmt-berüchtigten Gashouse Gang in den 1930ern. Sein Bruder Paul – »Daffy« genannt – spielte ebenfalls bei den Cardinals, als Pitcher. 1934, als das Team auf dem Gipfel seines Ruhms stand, sagte Dizzy beim Spring Training voraus, dass er und Daffy zusammen fünfzig Wins erzielen würden. Sie schafften neunundvierzig – dreißig für Dizzy, neunzehn für Daffy. Zwanzig Jahre später wurde Stan Musial, der größte Cardinals-Spieler aller Zeiten, fast wie ein Gott verehrt. Wie in zahllosen anderen Städten im Midwest und im Deep South stand auch in Calico Rock auf jeder Veranda ein Radio, und an den langen, heißen Sommerabenden verfolgten die Einwohner gebannt die Spiele der Cardinals, die vom Sender KMOX in St. Louis übertragen wurden. Auf jeder Straße und in jedem Auto waren die Stimmen von Harry Caray und Jack Buck zu hören.
Am 12. Juli wurde an den Radios in Calico Rock jedoch der Sender WGN aus Chicago eingestellt, und Joes Freunde und Familie spitzten bei jedem Pitch die Ohren. Die Rivalität zwischen den Cardinals und den Cubs in der National League war legendär, und obwohl viele in der Stadt gar nicht glauben wollten, dass sie die verhassten Cubs anfeuerten, taten sie es trotzdem, und das auch noch mit Inbrunst. Innerhalb weniger Stunden waren die Einwohner von Calico Rock zu glühenden Fans der Cubs geworden. Nach dem ersten Home Run versammelte sich vor dem Evans Drug Store in der Main Street eine Menschenmenge. Als Joes Eltern und seine beiden Brüder mit ihren Ehefrauen und Kindern kamen und sich zu den Menschen gesellten, wurden sie mit stürmischen Umarmungen und Jubelrufen empfangen.
Der dritte Home Run löste Begeisterungsstürme in der Stadt aus. Auch in den Straßen und Pubs von Chicago wurde gefeiert.
So überwältigend seine ersten drei At Bats gewesen waren, mit seinem vierten gewann Joe auch die Baseballpuristen für sich. Erste Hälfte des neunten Innings, Spielstand 6 : 6, zwei Outs, Don Kessinger an der dritten Base, ein starker Rechtshänder namens Ed Ramon auf dem Wurfhügel. Als Joe an die Plate kam, klatschten einige der achtzehntausend Fans höflich, dann legte sich eine sonderbare Stille über das Veterans Stadium. Ramons erster Wurf war ein Fastball an der Außenkante des Schlagraums. Joe wartete, schwang seinen Schläger wie einen Besenstiel, traf den Ball und hämmerte ihn als Line Drive einige Zentimeter am Kissen der ersten Base vorbei – ein Foul Ball, aber nichtsdestotrotz sehr beeindruckend. Ernie Banks, der Coach der Cubs an der ersten, hatte keine Zeit mehr zu reagieren, und hätte der Ball ihn getroffen, wäre er schwer verletzt worden. Willie Montanez, der First Baseman der Phillies, wich nach links aus, aber erst nachdem der Ball von der Tribüne abgeprallt war und ins Right Field rollte. Instinktiv machte Montanez zwei Schritte nach hinten. Joe, der das bemerkte, änderte seine Taktik. Der zweite Pitch war ein hoher Changeup. Bei einem Count von 1 und 1 versuchte Ramon einen weiteren Fastball. Als er ihn losließ, zögerte Joe für den Bruchteil einer Sekunde, dann lief er in Richtung der ersten Base los und hielt den Schläger hinter sich. Er ließ den Ball ins Infield abtropfen und schickte ihn in Richtung Second Baseman, Denny Doyle, der genauso überrascht war wie Ramon, Montanez und alle anderen im Stadion. Als Doyle den Ball erreicht hatte – oder besser gesagt als der Ball Doyle erreicht hatte –, war Joe schon drei Meter an der ersten Base vorbei und wurde an der Foul-Linie des Right Field entlang langsamer. Kessinger rückte zur Home Plate vor und erzielte einen Run. Die Zuschauer waren sprachlos. Die Spieler beider Mannschaften sahen es fassungslos mit an. Der Junge hatte die Chance, vier Home Runs in einem einzigen Spiel zu schlagen – eine Meisterleistung, die es in hundert Jahren nur neun Mal gegeben hatte –, legte aber stattdessen einen perfekten Drag Bunt hin, um sein Team in Führung zu bringen.
Die meisten derjenigen, die in der Main Street von Calico Rock der Übertragung des Spiels lauschten, hatten so einen Drag Bunt schon gesehen, obwohl Joe Castle ihn nur selten geschlagen hatte. Weit geschlagene Home Runs und Inside-the-Park-Home-Runs waren bei ihm weitaus häufiger an der Tagesordnung gewesen. Sein ältester Bruder Charlie, der jetzt auf einer Bank vor dem Drugstore saß, hatte Joe den Drag Bunt beigebracht, als dieser zehn Jahre alt gewesen war. Er hatte ihm auch gezeigt, wie man beidhändig schlug, eine Base stahl und aus einem Pitch, der nah an den Körper geworfen wurde, aber nicht das war, was man wollte, einen Foul Ball machte. Der mittlere Bruder, Red, hatte eine Million Ground Balls für ihn geschlagen und seine Fußarbeit an der ersten Base perfektioniert. Beide Brüder hatten ihn gelehrt, wie man kämpfte.
»Warum hat er gebuntet?«, wurde Charlie von jemandem in der Menge gefragt.
»Um den Punkt zu machen und die Mannschaft in Führung zu bringen«, erwiderte Charlie. So einfach war das.
Die Stadionsprecher der Cubs, Vince Lloyd und Lou Boudreau, hatten während des Spiels das Rekordbuch durchgesehen und waren sicher, dass sie wussten, wovon sie redeten. Drei Home Runs im ersten Spiel in einer Major-League-Karriere waren ein Novum. Vier Hits nacheinander im ersten Spiel waren ein Rekord der Neuzeit; allerdings hatte es 1894 schon mal einen Rookie gegeben, dem fünf Hits in Folge gelungen waren.
Chicago gewann mit 7 : 6, und als das Spiel endete, saßen so gut wie alle Fans der Cubs vor den Radiogeräten. Heute wurde Geschichte geschrieben, und das wollte sich niemand entgehen lassen. Lou Boudreau versprach seinen Zuhörern, nach dem Spiel ein Interview mit Joe zu führen.
Die Menschenmenge in Calico Rock wurde immer größer. Die Stimmung war laut und ausgelassen, der Stolz der Zuhörer fast mit Händen zu greifen. Eine halbe Stunde nach dem Spiel drang Lou Boudreaus Stimme aus dem Radio:
»Ich stehe hier in der Kabine der Gastmannschaft, neben Joe Castle, der, wie Sie sich sicher denken können, von Reportern umzingelt ist. Und hier ist er auch schon.«
Auf der Main Street in Calico Rock herrschte plötzlich atemlose Stille; niemand bewegte sich, niemand sagte auch nur ein Wort.
»Joe, für einen Rookie war das gar nicht so übel. Was denken Sie gerade?«
»Ich würde gern meine Familie und meine Freunde in Calico Rock grüßen. Ich wünschte, sie könnten jetzt hier sein. Ich kann es immer noch gar nicht glauben.«
»Joe, was haben Sie gedacht, als Sie im zweiten Inning an die Plate getreten sind?«
»Ich habe mit einem Fastball gerechnet und gleich den ersten Pitch angenommen. Und Glück war wohl auch dabei.«
»Kein Rookie hat es je geschafft, bei seinen ersten drei At Bats gleich drei Home Runs zu erzielen. Sie haben einen Rekord aufgestellt.«
»Sieht ganz so aus. Ich bin jedenfalls froh, hier zu sein. Gestern Abend um diese Zeit habe ich noch in Midland, Texas, gespielt. Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben.«
»Es ist ein Rekord, glauben Sie mir. Ich muss Sie was fragen, und ich glaube, da bin ich nicht der Erste: Was haben Sie im neunten Inning gedacht? Sie hatten die Chance, vier Home Runs in einem Spiel zu schlagen, trotzdem haben Sie gebuntet.«
»Ich habe nur an eines gedacht: Don musste von der dritten Base an die Home Plate, um uns in Führung zu bringen. Ich liebe Baseball, aber wenn man nicht gewinnt, macht es einfach keinen Spaß.«
»Sieht ein bisschen so aus, als hätten Sie heute eine Glückssträhne gehabt. Glauben Sie, dass Sie das morgen Abend noch mal schaffen?«
»An morgen Abend habe ich noch gar nicht gedacht. Don und ein paar der anderen Jungs wollen mit mir ein Steak essen gehen, und ich bin sicher, dass wir uns dann darüber unterhalten werden.«
»Viel Glück.«
»Danke. Vielen Dank.«
An diesem Abend gingen nur wenige in Calico Rock vor Mitternacht ins Bett.
Meine Mutter weckte mich wie versprochen um sechs Uhr morgens, damit ich die Fernsehnachrichten nicht verpasste. Ich hoffte, wenigstens einen Blick auf Joe Castle erhaschen zu können. Channel 4 brachte einen kurzen Bericht über die Spiele der National League. Die Mets hatten in Atlanta gewonnen, was sie zwei Spiele über .500 brachte. Und dann kam es: Joe Castle sprintete in Philadelphia um die Bases, einmal, zweimal, dreimal. Und der Drag Bunt bekam genauso viel Sendezeit wie die Home Runs. Der Junge konnte fliegen.
Meine Mutter holte die New York Times aus der Einfahrt. Auf der ersten Seite des Sportteils war ein Schwarz-Weiß-Foto von Joe und ein langer Artikel über sein historisches Debüt. Ich holte mir eine Schere, schnitt Foto und Artikel aus und legte ein neues Scrapbook an, eines von vielen, in denen ich akribisch zusammentrug, was ich über einen Spieler finden konnte. Wenn die Mets ein Heimspiel hatten und mein Vater zu Hause war, musste ich die Zeitungen einige Tage aufbewahren, bevor ich die Artikel über Baseball ausschneiden konnte.
Ich fand es toll, wenn die Mets auswärts spielten. Dann war mein Vater weg, und in unserem Haus war alles ruhig und friedlich. Doch wenn er zu Hause war, herrschte eine völlig andere Stimmung. Denn er war ein egozentrischer, schwermütiger Mann, der nur selten ein freundliches Wort für uns hatte. Er hatte nie sein volles Potenzial erreicht, was aber immer an jemand anders lag – am Manager, an seinen Mannschaftskameraden, den Eigentümern des Klubs, ja sogar an den Schiedsrichtern. An den Abenden, an denen er gespielt hatte, kam er häufig sehr spät und betrunken nach Hause, und so begannen dann auch die Probleme. Ich war zwar erst elf Jahre alt, ahnte aber bereits, dass meine Eltern nicht zusammenbleiben würden.
Wenn die Mets auswärts spielten, rief er nur selten an. Ich dachte oft, wie schön es wäre, wenn mein Vater nach einem Spiel zu Hause anrufen und mit mir über Baseball reden würde. Bei jedem Spiel der Mets saß ich vor dem Fernseher oder dem Radio und hatte unzählige Fragen, aber wahrscheinlich zog er danach mit seinen Mannschaftskameraden um die Häuser und hatte keine Zeit.
Ich spielte mit Begeisterung Baseball, allerdings nur, wenn mein Vater mir nicht dabei zusah. Wegen seiner vielen Termine hatte er nur selten Zeit, bei meinen Spielen dabei zu sein, was für mich eine unbeschreibliche Erleichterung war. Doch wenn er da war, hätte ich am liebsten nicht gespielt. Auf dem Weg zum Baseballplatz hielt er mir immer Vorträge, während des Spiels schrie er mich an, und – das war das Schlimmste – auf dem Weg nach Hause schimpfte er die ganze Zeit mit mir. Einmal schlug er mich sogar, als wir im Auto saßen und heimfuhren. Seit meinem siebten Lebensjahr hatte ich bei jedem Spiel, bei dem mein Vater als Zuschauer dabei gewesen war, geweint.
1 All-American: Schüler/Student, der im US-amerikanischen College- oder Highschool-Sport in die landesweite Bestenauswahl einer Sportart gewählt wird (Anm. d. Übers.).
3
Sara und ich lernten uns im zweiten Studienjahr an der University of Oklahoma kennen. Einen Monat nach unserem Examen heirateten wir. Warren war sowohl zur Abschlussfeier als auch zur Hochzeit eingeladen, kam aber nicht. Was niemanden überraschte.
Wir haben drei wunderbare Töchter und leben in Santa Fe, wo ich Software für ein Luft- und Raumfahrtunternehmen schreibe. Sara hat bis zur Geburt der Mädchen als Innenarchitektin gearbeitet, dann aber beschlossen, als Vollzeitmutter zu Hause zu bleiben. Ich freute mich natürlich über jeden weiteren Familienzuwachs, jedes weitere gesunde Baby, und war nicht im Mindesten darüber enttäuscht, dass Gott uns nur Mädchen zugedacht hatte. Ich wollte gar keinen Jungen, weil ich nicht wollte, dass er einen Baseball in die Hand nahm und anfing, ihn in der Gegend herumzuwerfen. Die meisten meiner Freunde haben ein oder zwei Jungen, und alle haben ihnen irgendwann einmal beigebracht, Baseball zu spielen. Wenn wir einen Jungen hätten, wäre ich mit Sicherheit einmal in die Versuchung gekommen, es genauso zu machen, und daher bin ich ganz froh darüber, dass es in unserer Familie nur Mädchen gibt.
Ich habe mit elf Jahren mit dem Baseballspielen aufgehört und seit dreißig Jahren kein einziges Inning mehr gesehen.
Mein Arbeitgeber ist eines dieser fortschrittlichen Unternehmen mit allen möglichen Leistungen und flexibler Arbeitszeitgestaltung. Ich könnte auch von zu Hause aus arbeiten, doch ich mag mein Büro, meine Kollegen, selbst meine Vorgesetzten. Ich finde es aufregend, dabeizusein, wie eine neue Technologie entsteht, weiterentwickelt wird und dann irgendwann auf den Markt kommt.
Ich erkläre meinem Chef, dass ich ein paar Tage Urlaub für eine kurze Reise brauche, die nichts mit meiner Arbeit zu tun hat. Kein Problem, meint er. Als ich Sara erzähle, was ich vorhabe, hat sie vollstes Verständnis dafür. Sie weiß, um was es geht, und ich glaube, wir haben beide gewusst, dass diese Reise eines Tages unumgänglich sein würde.
Ich fahre zum Flughafen in Santa Fe und kaufe ein Ticket nach Memphis, einfach.
Als Warren fünfunddreißig war, gelang es ihm, einen alten Freund bei den Baltimore Orioles dazu zu überreden, ihn zu einigen Testspielen beim Spring Training einzuladen. Er konnte immer noch schnell und hart werfen, aber er hatte keine Kontrolle über sich. Dazu kam, dass sein Name ein rotes Tuch war und keine andere Mannschaft etwas mit ihm zu tun haben wollte. Er fiel gleich beim ersten Spiel durch und wurde am nächsten Tag aus dem Kader gestrichen. Anschließend rief er zu Hause an und sagte meiner Mutter, dass er vorhabe, in Florida zu bleiben, wo ihn ein Minor-League-Team als Pitching-Coach haben wolle. Das stimmte nicht, was ich sehr wohl wusste. Zu der Zeit war ich zwölf, und ich war mir vollkommen im Klaren darüber, dass mein Vater ein notorischer Lügner war. Einige Monate später reichte meine Mutter die Scheidung ein, und am Ende des Schuljahrs zogen wir zu ihren Eltern nach Hagerstown, Maryland.
Warren Tracey beendete seine Karriere als Baseballspieler mit vierundsechzig Wins und vierundachtzig Losses und einem Earned Run Average von insgesamt 5.85. In sechzehn Spielzeiten hatte er für die Pittsburgh Pirates, die San Francisco Giants, die Cleveland Indians, die Kansas City Royals, die Houston Astros und die New York Mets gepitcht und länger für Mannschaften in der Minor League als für solche in der Major League gespielt. Die drei Jahre für die Mets waren seine längste Zeit bei einem Klub gewesen, doch er wurde mindestens viermal in die AAA-Mannschaft degradiert. Er warf vierhundertdreißig Strikeouts und ließ vierhundertsechzehn Walks zu. Sein Name steht nur deshalb im Rekordbuch, weil er 1972 den League-Rekord in der Kategorie Hit Batsmen aufgestellt hatte. Er war nirgendwo zufrieden, und wenn er einmal nicht verkauft wurde, bestand er darauf, verkauft zu werden. Keine besonders herausragende Karriere, doch Baseballfans wissen, dass es von zehn Spielern, die einen Vertrag bei der Minor-League-Mannschaft unterschreiben, es nur einer zu einem Spiel in einer Major League bringt. Als ich sehr jung und leicht zu beeindrucken war, war ich stolz darauf, dass mein Vater in einer Major League spielte. Das konnte kein anderes Kind in meiner Straße von sich behaupten. Doch während ich älter wurde, wünschte ich mir oft, einen »normalen« Vater zu haben, einen, dem es Spaß machte, seinem Sohn im Garten Bälle zuzuwerfen und mit ihm zu üben.
In seiner Zeit bei den Mets reiste mein Vater immer schon Anfang Januar zum Spring Training, lange bevor er offiziell dort antreten musste. Dafür hatte er verschiedene Ausreden parat, doch in Wirklichkeit wollte er nur von zu Hause wegkommen, um jeden Tag Golf zu spielen, auf Sauftour zu gehen und mit irgendeiner Freundin um die Häuser zu ziehen. Jill und mir war es egal, welche Ausrede er benutzte. Wir waren froh, wenn er wieder unterwegs war.
Nach einem Jahr in Hagerstown erfuhren wir von unserer Mutter, dass unser Vater in Florida wieder geheiratet hatte. Für Jill und mich war das eine Schreckensnachricht, da er und seine neue Frau vielleicht auf die Idee kamen, eine Familie zu gründen.
Auf dem Flug von Dallas nach Memphis schlage ich mein altes Scrapbook über Joe Castle auf. Es ist voll mit Zeitungsausschnitten, Artikeln aus Magazinen, der Ausgabe der Sports Illustrated vom 6. August mit Joe auf dem Titel und der Errungenschaft, die ich in diesem denkwürdigen Sommer 1973 am meisten geschätzt hatte: ein großes Schwarz-Weiß-Foto seines jungen, lächelnden Gesichts. An den unteren Rand hatte er mit Großbuchstaben die Worte »Für Paul Tracey, alles Gute« und sein Autogramm geschrieben. Als Junge hatte ich eine ganze Sammlung. Meine Freunde und ich schrieben an Hunderte von Profispielern und baten um Autogrammkarten. Hin und wieder antwortete einer, und wenn wir per Post ein Foto mit Autogramm bekamen, platzten wir fast vor Stolz. Mein Vater erhielt auch ein paar dieser Briefe, doch er war viel zu wichtig, um den Absendern einen Gefallen zu gewähren. Ständig beschwerte er sich über die Fans, die Autogramme von ihm wollten.
Meine Scrapbooks versteckte ich vor meinem Vater. Seinem verdrehten Empfinden nach war er der einzige Spieler, der meine Bewunderung verdiente.
Nachdem ich mit Baseballspielen aufgehört hatte, bewahrte meine Mutter sämtliche Fanartikel heimlich auf dem Dachboden auf. Nach meiner Hochzeit gab sie mir die Sachen zurück – zwei Kartons voll. Zuerst wollte ich sie verbrennen, doch Sara hielt mich davon ab. Ich habe die Sachen immer noch.
Ich bin noch nie im August in Memphis gewesen, und als ich das Terminal des Flughafens verlasse, kann ich kaum atmen. Die Luft ist heiß und schwül, und innerhalb weniger Minuten habe ich mein Hemd durchgeschwitzt. Ich nehme den Shuttlebus zu Avis, hole meinen Mietwagen, schalte die Klimaanlage auf die höchste Stufe und fahre nach Westen, über den Mississippi, zu den flachen Feldern des Arkansas-Delta.
Bis nach Calico Rock sind es vier Stunden.