Inhaltsverzeichnis
Widmung
1 Ich darf lieben
Wer liebt, zeigt sich von seiner besten Seite.
2 Ich darf Liebe spüren
Was ist Liebe?
3 Ich darf Liebe suchen
Wir können auch glücklich sein ohne einen Mann. Aber nicht ohne Liebe!
4 Ich darf Liebe riskieren
Mein Leben wäre ärmer gewesen ohne diese Erfahrung.
5 Ich darf Liebe annehmen
Und sie erkannten sich – das ist das Synonym für Liebe.
Leben ist ein Buchladen, Liebe ist ein Buch.
6 Ich darf Liebe machen
1. Die »Sex-in-the-City-Nummer«
2. Die »Al-Bundy-Nummer«
3. Die »Boxen-im-Zweiten-Nummer«
4. Die »Inga-Lindström-Nummer«
5. Die »Tagesschau-Nummer«
6. Die »Werden-Sie-Millionär-Nummer«
7. Die »King-of-Queens-Nummer«
7 Ich darf Liebe achten
Liebe großherzig
Intimes bleibt intim
Es gilt: keine Spielchen
Bloß nie vor anderen kleinmachen
Einmischen verboten
8 Ich darf meine Liebe retten
1. Schluss mit falscher Sicherheit
2. Schluss mit Duldsamkeit
3. Schluss mit Langeweile
9 Ich darf Liebe zelebrieren
Hohe Erwartungen, die vor allem eins brauchen: Zeit...
10 Ich darf auf Liebe bauen
1. Liebes-Botschaft: Glaubt an die Liebe!
2. Liebes-Botschaft: Gebt nicht vorschnell auf!
3. Liebes-Botschaft: Nehmt Euch Zeit für die Liebe!
4. Liebes-Botschaft: Erhaltet Eure Freiheit!
5. Liebes-Botschaft: Geht gut auseinander, wenn es nicht anders geht!
6. Liebesbotschaft: Redet miteinander – und hört euch zu!
7. Liebes-Botschaft: Freut euch aneinander!
Danksagung
Quellenangaben
Literatur
Copyright
Für Bilen, Semhar, Charlotte,
Philipp und ihre Liebsten.
Ich wünsche Euch alles Glück
dieser Erde
1 Ich darf lieben
Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge,
Flüsse und Städte darin denkt;
aber hie und da jemanden zu wissen,
der mit uns übereinstimmt,
mit dem wir auch stillschweigend fortleben,
macht uns dieses Erdenrund erst zu einem bewohnbaren
Garten.
Johann Wolfgang von Goethe
Ein Buch über die Liebe? Wild? Und unersättlich? Jede Frau, der ich diesen Titel bisher genannt habe, bekam entweder einen verträumten, sehnsüchtigen Augenaufschlag »O ja! Das wär schön!« oder sie fing gleich an, wild zu kichern (das war die Mehrheit). So wie nur Frauen kichern können. Kleine glucksende Lacher, direkt aus dem Bauch. »Liebe. Wild. Und unersättlich. Suuuuper. Wann kommt es raus?« Hier ist es.
Dieses Buch handelt von der Liebe. Liebe, die Herzen verzaubert und den Alltag durchsonnt. Liebe, die jede Sekunde wertvoll erscheinen lässt und uns zu besseren Menschen macht. Es ist ein Erlaubnisbuch für die Liebe. Lass dich ein auf Liebe, möchte ich Ihnen in diesem Buch sagen, ohne Seil und doppelten Boden, ohne Rentenanspruch, Ausfallgarantie und Zusatzzahl. Lass dich ein auf das Risiko Vertrauen, tiefes Vertrauen. Spüre Liebe, suche Liebe, mache Liebe, zelebriere Liebe, achte Liebe, rette deine Liebe, mach Liebe. Dies ist kein Buch über Ehebruch und Gewalt in der Ehe, über Verrat und Scheitern. Darüber gibt es ausreichend Bücher, die Betroffenen helfen können.
WOHER SIND WIR GEBOREN
Woher sind wir geboren?
Aus Lieb.
Wie wären wir verloren?
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was läßt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb.
Johann Wolfgang von Goethe an
Charlotte von Stein
In diesem Buch möchte ich Frauen, die in Partnerschaften leben, die im Großen und Ganzen »ganz okay« sind, zeigen, wie sie diese Partnerschaften noch besser machen können. Und ich möchte Frauen, die auf der Suche nach der großen Liebe sind, Mut machen. Die meisten Forschungen fragen nach dem Scheitern von Ehen. Ich habe versucht herauszufinden, was Liebe erhalten und stärken kann. Mein Anliegen: Wenn du liebst, stemm dich mit aller Kraft gegen den Verfall der Liebe, ihr Verschwinden, ihr Versickern, ihr Versagen. Es lohnt sich, dich ganz und gar für die Liebe einzusetzen, für den geliebten Menschen, für dich selbst – wild und unersättlich.
Liebe: Wenn sich eine Frau auf Liebe einlässt, lässt sie sich auf Menschen ein. Wo ihre Liebe hinfällt, wächst Gras, sprießt das Leben. Du darfst lieben. Wild und unersättlich. Ich bin sicher, wenn Frauen und Männer mehr über die Liebe wüssten, könnte ein Großteil der Scheidungen vermieden werden. Wenn man ihnen helfen würde, die wichtigsten Grundregeln der Liebe zu erkennen und ihnen zu folgen, könnten die meisten Beziehungen gerettet werden – Experten wie Franz Thurmaier1 halten mehr als 80 Prozent der Scheidungen für überflüssig. Das Ende der Liebe und die Scheidung sind kein Schicksal, sondern Nichtwissen und Nichtkönnen. Wir bunkern dank Internet Informationen ohne Ende, tauschen uns mit Menschen in aller Welt über Rezepte für alles Mögliche aus, nur die Geheimnisse der Liebe sind ein Tabu. Und damit nehmen wir uns die Chance, unsere Liebe zu retten. Doch mehr als das.
Liebe ist die Chance, sich selbst endlich richtig kennenzulernen. In Unmäßigkeit und Arroganz, in Ungerechtigkeit und Fehlern, in Lügen und Beschönigen. Aber auch in Fürsorge und Großzügigkeit, in unermesslichem Reichtum an Gefühlen und dem Wunsch, den anderen glücklich zu machen. Denn Liebe ist in Menschen angelegt. Liebe erlaubt ihnen zu sein, wie sie sind, sie müssen sich nicht verstellen und anders geben als sie sind. Liebe richtet nicht. Liebe akzeptiert. Entdecke dieses gewaltige Gefühl, geliebt zu werden. So wie Du bist!
Wild: Klingt nach »Neuneinhalb Wochen« und Orgien, nach Liebhaber und Bäumchen-wechsel-Dich. Hier heißt es etwas ganz anderes. Es heißt Lebensfreude und Lust, Gefühl und Gefühl und Gefühl. Wild steht für ein Plädoyer gegen die Vernunftehe. Gegen Abmachungen und Arrangieren. Heißt Neues ausprobieren und Altes verfeinern, heißt dem Menschen, den man liebt, alles zuzutrauen, auf ihn zu bauen, ihn zu fordern, aber keine Entschuldigungen für ihn zu finden, keine falsche Rücksicht zu üben. Sonst schlägt Liebe in Mitleid oder gar Verachtung um.
Höre nie auf, das Besondere zu wollen und zu suchen. Aber suche es in dir und deinem Geliebten, flüchte nicht auf die Nebenschauplätze des kurzen Rauschs, der infamen Heimlichkeit. Im Kapitel 6 »Ich darf Liebe machen« verrate ich, wie wir aus der »Immer-samstags-nach-der-Tagesschau-Nummer« wieder herauskommen und dem Liebesleben neuen Schwung geben. Manchmal ist ein klarer Schnitt richtig: wenn eure Erwartungen zu weit voneinander entfernt sind; wenn ihr euch nicht mehr erkennt; wenn der eine die Wünsche des anderen nicht erfüllen kann. Ein Leben ohne Liebe ist auch zu zweit traurig.
Lieben heißt einen anderen Menschen
so sehen zu können,
wie Gott ihn gemeint hat.
Dostojewskij
Unersättlich: Heißt sich nicht kontrollieren und beschränken, nicht bescheiden und resignieren. Sich nicht abfinden mit Dingen, die dich unglücklich oder traurig machen. Fordere und sei unmäßig. Stelle Ansprüche und sag, was du möchtest. Begnüge dich nicht mit der Grundausstattung, erwarte die Luxusvariante der Liebe. Und wisse, dass du sie nicht immer bekommen wirst. Lerne das auszuhalten. Und arbeite an den 80 Prozent, in denen es klappen kann.
Zu erkennen, dass der Geliebte, Mann, Freund, Partner dich nicht immer glücklich machen kann, tut weh. Aber höre nie auf, es zu erwarten. Hilf andererseits dem Geliebten, von dir zu lernen, selbst Ansprüche zu stellen. Und glaub an das Wunder der Liebe. Hör niemals auf, daran zu glauben. Frag den Geliebten aus, lass ihn seine Geschichte erzählen. Auch er hat seine Schatten, Muster, Ängste, Sehnsüchte. Und er hat genauso viel Recht darauf wie du, sein Leben zu leben.
Ein Wort zum Thema »Er«. Dieses Buch beschreibt die Liebe von Frauen zu Männern. Deswegen heißt »er« meistens »der Mann«. Sie könnten aber auch »er« als Mensch denken. Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, erlebe ich die gleichen Glücksgeschichten, Happy Ends oder Dramen zwischen Frauen und Männern wie unter Frauen oder unter Männern.
Amerikanische Studien bestätigen, dass es zwischen hetero- und homosexuellen Beziehungen viel weniger Unterschiede gibt als wir denken. Eine der führenden Forscherinnen über Partnerbeziehungen, die Professorin Letitia Anne Peplau
2 aus Los Angeles, hat gezeigt, dass unabhängig von der sexuellen Präferenz
• fast alle Menschen eine enge Beziehung mit einem anderen Menschen wünschen,
• viele Menschen in dieser Beziehung Sexualität und Liebe finden und
• niemand von Partnerschaftskrisen, die immer auch den Bruch der Partnerschaft bedeuten können, prinzipiell verschont bleibt.
Peplau hat auch herausgefunden: Handelt es sich nicht nur um eine kurzlebige romantische Affäre, wird jede Beziehung zu einem Wettlauf mit der Zeit: Wie übersteht man den Übergang von den wenigen Monaten der »rasenden« Verliebtheit in den Alltag. Der ist das eigentlich Neue in der Beziehung. Die Herausforderung ist, wie dieser Übergang in ein normaleres Leben geschafft wird, gleich ob heterosexuell oder gleichgeschlechtlich: das Verlangen nach Nähe mit dem Verlangen nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung des einzelnen Partners zu vereinen. Bei verliebten Schauspielern scheint dies die Crux zu sein: Sie versuchen ihre Liebe wie einen perfekten Film zu erleben. Nur leider wird im Kino nach dem Happy End ausgeblendet. Da, wo erst die wahre Herausforderung beginnt.
Wie komme ich darauf, ein Buch über die Liebe zu schreiben? Vielleicht kennen Sie das eine oder andere frühere Buch von mir, über Selbst-PR oder Gelassenheit, über Work-Life-Balance oder Durchsetzungsstrategien. Also eher berufsbezogene, zielgerichtete, erfolgsorientierte Themen. In meiner Arbeit als Coach und Trainerin wurde mir immer mehr klar: Es geht nie allein nur um den Beruf, die Karriere, die Zukunftspläne. Es geht immer um das ganze Leben. Zufriedenheit, Glück. Und eben Liebe.
HÄTTE DIE LIEBE NICHT...
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen
redete, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich
ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle
Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen
Glauben, also dass ich Berge versetzte, und hätte
die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich
alle meine Habe den Armen gäbe und ließe
meinen Leib brennen, und hätte die Liebe nicht,
so wäre mir’s nichts nütze. Die Liebe ist langmütig
und freundlich, die Liebe eifert nicht,
die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich
nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet
nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu,
sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit,
sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt alles,
sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles.
Die Liebe höret nimmer auf... Nun aber bleibt
Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe
ist die größte unter ihnen.
Paulus (Anf. 1. Jh.-ca. 60)1. Korintherbrief, Kapitel 13
Dazu kommt: Ich habe mit Mitte 50 gerade selbst noch einmal das Geschenk der Liebe erleben dürfen und bin gerade Liebe pur. Wenn ich von diesem Wunder erzähle, höre ich viele Geschichten von anderen Frauen: fröhliche, anrührende, traurige, dramatische, einfache, komplizierte. Liebe bestimmt unser Leben. »All you need is love« steht auf einer goldenen Kugel, die meinen Schreibtisch ziert. Und jeder kennt diesen Beatles-Song.
In dem Bestseller Lebe wild und unersättlich! habe ich 2007 Frauen zehn Schritte zur persönlichen Freiheit aufgezeigt: Von »Ich darf mich mögen« bis »Ich darf meine Welt verändern«. Es war ein Buch über die Kunst, sich selbst lieben zu lernen. Es war auch ein Buch über meinen eigenen Weg zur Selbstliebe. Jetzt geht es darum, die Liebe nach außen auszustrahlen. Die Welt teilhaben zu lassen an der unendlichen Liebe, die in uns bereit ist, geteilt zu werden. Übrigens: Über dieses erste »wilde und unersättliche« Buch habe ich meine neue große Liebe kennengelernt. Sie sehen, man darf die Hoffnung nie aufgeben.
Wenn Sie schon einmal ein Buch von mir gelesen haben, wissen Sie, dass ich sehr offen und ehrlich Beispiele aus meinem Leben beschreibe. Auch in diesem sind viele eigene Erfahrungen verarbeitet. Aber Sie werden nicht immer erkennen können, wann es meine Erfahrungen und wann sie von jemand anderem sind. Und das ist gut so. Denn am Thema Liebe sind viele Menschen in meinem Leben beteiligt: der Vater meiner Kinder und jetzt guter Freund, mein jetziger Mann, meine und seine erwachsenen Kinder, meine Mutter, die schon im letzten Buch einiges aushalten musste. Und diese geliebten Menschen möchte ich schützen.
Gehen Sie also davon aus, dass ganz viel von dem, was in diesem Buch steht, viele Beispiele und Geschichten, auch aus meiner eigenen Erfahrung stammen. Darüber hinaus habe ich viele Frauen und einige Männer interviewt, Liebende und Liebe-Suchende, Liebes-Spezialistinnen und Liebes-Skeptikerinnen. Auch ihre Geschichten habe ich anonymisiert.
Wie Lebe wild und unersättlich! ist auch dieses Buch nicht als reines Ratgeberbuch angelegt nach dem Motto »Tu dies, tu das und jenes lass«. Sondern als mehr als das, als der Mega-Ratgeber, mit letztlich nur einem einzigen Rat: dem Bekenntnis zur Liebe. Es bietet Gedanken, Beispiele, Erfahrungen, Erkenntnisse, Ideen und Anregungen. Ich berichte über wissenschaftliche Studien, die herausfinden, was Liebe lebbar und Beziehungen haltbar macht. Ich erzähle Ihnen Beispiele, wie Liebe entsteht, wie sie neu auflodern und weiterglühen kann, auch noch nach Jahren. Ich zeige aber auch Fallen auf, die in uns selbst oder im Alltag liegen und möchte Ihnen unendlich viele Ideen geben, was Sie selbst für Ihre Liebe tun können. Der Schwerpunkt dieses Buchs liegt nicht auf dem Scheitern, sondern dem Erblühen und Blühen von Liebe.
Liebe ist die spektakulärste Art und Weise der Evolution, sich über das Gesetz des Gewinn-Verlust-Denkens hinwegzusetzen.
Martin E. P. Seligman, Der Glücks-Faktor
Mein Wunsch ist, dass jede Leserin ihre eigenen Schlüsse ziehen kann. Je erfahrener ich als Coach in der Arbeit mit Menschen bin, umso vorsichtiger werde ich mit guten Ratschlägen. Sehr viel sinnvoller ist es, Menschen dabei zu begleiten, eigene Lösungen zu finden.
Das gilt auch in der Liebe. Natürlich brauchen wir eine beste Freundin (oder einen besten Freund), bei der wir unser Herz ausschütten können, wenn wir unglücklich verliebt sind oder es in der Ehe kriselt. Wir brauchen ein offenes Ohr und eine helfende Hand, die sich uns reicht, wenn wir niedergeschlagen oder enttäuscht sind. Hüten müssen wir uns aber vor überklugen Ratgebern und falschen Tröstern. Eine Falle, in die man oft tappt: dem Partner der zu Tröstenden die Alleinschuld an der Misere zu geben, vorschnelle Urteile zu fällen oder zu verallgemeinern: »Ach, alle Männer sind doch so. Mein früherer hat auch immer...« Damit werden Gräben vertieft statt ausgeglichen, wird zu vorschnellem Handeln verleitet, das Tuch durchtrennt. Tausend Ratschläge von anderen können dieses Gefühl in uns, was in der Liebe richtig ist, nicht ersetzen.
FRAUEN SIND ANDERS. MÄNNER AUCH.
Das muss aber nicht schädlich für die Liebe sein. 105 Paare, die zwischen 25 und 46 Jahren verheiratet waren, haben die deutsche Psychologin Helga Hammerschmidt und die Amerikanerin Florence Kaslow
3 über Ehen befragt. Ihre Ergebnisse zeigen:
• Männer sind im Allgemeinen mit der Ehe etwas zufriedener als Frauen – gleich ob die Ehe glücklich oder nicht so glücklich ist.
• Für Männer wie für Frauen hängt Zufriedenheit vom Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Fähigkeit ab, gemeinsame Probleme auch gemeinsam lösen zu können.
• Männer sind in der Ehe vermutlich deshalb glücklicher, weil sie öfter als ihre Frauen Probleme verdrängen und »unangenehme Geschehnisse ignorieren«, während Frauen viel öfter die Initiative zur Lösung von Problemen ergreifen.
• Treue ist wichtig, nicht nur vordergründig im sexuellen Bereich, sondern als Gewissheit, dass man sich auf den Partner verlassen kann.
• Sexuelle Untreue ist weniger erotisch, sondern vielmehr neurotisch: ein Zeichen dafür, dass die Ehe von Schwierigkeiten belastet ist.
• Zur glücklichen, stabilen Ehe hinzukommen müssen Offenheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, so sein und sich so zeigen zu dürfen, wie man wirklich ist, statt immer so, wie man sein wollte oder sollte.
• In der Wunschkategorie der Männer steht die Sexualität mit Abstand im Vordergrund.
• Frauen wünschen sich vor allem mehr Einfühlungsvermögen des Partners, häufigeren Gedankenaustausch und mehr zärtliche Zuwendung.
Hannelore F., 37, erzählte mir kürzlich: »Mein Mann und ich hatten letztes Jahr eine schwere Krise, ich war todunglücklich und traf mich regelmäßig mit einer Freundin, die alleinerziehende Mutter war. Nach jedem Treffen wollte ich mich sofort scheiden lassen. Sie bestätigte mir, dass alles doch keinen Zweck mehr hätte. Mein Mann begann, diese Freundin zu hassen. Gott sei Dank haben er und ich dann wieder zusammengefunden. Aber die Freundschaft ist darüber kaputtgegangen. Ich fühlte mich manipuliert.«
Wenn jemand für uns Partei ergreift, sollten wir immer beachten, dass er meist nur unsere Schilderung der Dinge sieht. Nach meiner eigenen Erfahrung ist niemals nur einer schuld, wenn Liebe verlöscht (wenn man überhaupt von Schuld sprechen kann). Und dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, hat sich auch inzwischen herumgesprochen.
Die amerikanischen Psychologen Susan und Clyde Hendrick warnen aber in einer Studie4 davor, bei allen nachweisbaren Unterschieden der beiden Geschlechter die Gemeinsamkeiten zu übersehen. Jenseits der raschen Verliebtheit engagieren sich Männer nach Überzeugung des Psychologen-Paares ähnlich in der Partnerschaft wie Frauen, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Männer bei Sex und Liebe emotional weniger empfinden als Frauen.
In diesem Buch geht es um Ehe und Partnerschaft, aber auch allgemein um Liebe. Um Liebe in allen Stadien. Deswegen ist es ein Buch für alle Frauen,
• die gerade verliebt und verzückt sind;
• die unglücklich verliebt sind;
• die glücklich verheiratet sind;
• die in langweiligen Beziehungen stecken;
• die sich nach Liebe sehnen;
• die sich neuen Schwung in der Liebe wünschen;
• die gerade die Nase voll haben von dieser dämlichen Liebe;
• die Liebe vermasselt haben;
• die mehr Liebe wollen;
• die ihre Liebe retten wollen;
• die Liebe suchen;
• die wissen wollen, warum es ihnen gerade so gut geht
• und die wissen wollen, wie es so bleibt.
Ziel dieses Buches ist, der Liebe nachzuspüren, diesem unglaublichen Gefühl der Geborgenheit und des Angenommenseins. Ziel ist, mehr zu lieben und mehr Liebe zu bekommen. Mehr zu wissen über Liebe und mehr zu riskieren. Es geht um dieses herrliche Kribbeln zwischen zwei Menschen, manchmal von einem Moment zum anderen und manchmal auch noch nach Jahren, durch den einen Blick des Liebsten, der direkt ins Herz trifft.
Rundheraus gesagt: Es geht um dieses sekundenschnelle Verblöden. Gerade war sie noch eine vernunftbegabte Frau, tüchtig, erfolgreich, hatte klare Vorstellungen über das Leben, ihre hohen Ansprüche. Und Amors Pfeil macht aus ihr eine kuhäugige, schnurrende Männeranbeterin – eine Zeitlang jedenfalls. Liebe als Sekundenverblödung, die, wenn sie Glück hat, zu einer Lebensklugheit werden kann.
Denn etwas Schöneres können wir uns nicht wünschen: auf Wolken schweben, das Leben durch die rosa Brille sehen. Auch wenn uns manche Superrealisten schnell wieder auf den Boden der Tatsachen bringen wollen, ich sehe es so gern, wenn ein braver Mann seine Frau mit einem seligen Lächeln zärtlich um die Hüfte fasst und »Mäuschen, lass uns gehen« sagt. Das heißt nicht, mir den Liebsten schönzureden (oder gar zu -trinken), aber es ist wunderbar, den Fokus auf das zu richten, was uns erfreut und nicht mit der Lupe nach den negativen Seiten zu suchen.
Manchmal fallen wir, besonders in längeren Partnerschaften, aus dieser seligen Verklärung und richten unseren Sensor nur noch auf das Störende. Und das gefährdet die Liebe am allermeisten. Denn wir lieben in der Regel nicht Mr. Universum, sondern Karl-Heinz Durchschnitt oder Stefan Normalo. Wir lieben einen Menschen, der morgens im Badezimmer hustet, immer alle Türen aufstehen lässt oder seine Socken im Schlafzimmer verteilt.
Mein Mann hat mir zum letzten Valentinstag eine Karikatur aus einer Zeitschrift geschenkt. Da begrüßen sich eine Frau und ein Mann, beide keine ausgesprochenen Schönheiten. Sie haben Sprechblasen über ihren Köpfen: Über seinem Kopf liest man »Guten Tag. Ich bin der reichste Mann der Welt!« Über ihrem: »Sehr angenehm. Und ich bin die schönste Frau der Welt«. Im nächsten Bild gehen sie glücklich Arm in Arm davon. Über ihm hängt die Denkblase: »Wenn sie wüsste!« Und über ihr: »Wenn er wüsste!« Ja, das ist Liebe: Sich den anderen schön und begehrenswert zu lieben. Tomaten auf den Augen zu haben, na und! Gefühl pur. In dem anderen wundervolle Dinge zu erkennen, die unser Herz erfüllen. Die tatsächlich manchmal außer uns keiner sehen kann. Weil wir ja in Liebe hinschauen, mit dem Herzen sehen. Und Liebe ist das Mittel, aus Fremden Freunde zu machen. Ich werde Ihnen zeigen, warum Freundschaft und Liebe das Erfolgs-Duo in der Partnerschaft sind.
Liebe ist überhaupt nicht erklärbar. Weil sie entsteht und uns erfüllt. Sobald wir versuchen zu erklären, warum wir jemanden lieben, sind wir auf dem Holzweg. Neulich wollte ein katholischer Pfarrer und Professor einem Auditorium erklären, dass Liebe im Kopf entsteht und alles nur mit Ratio, also dem Verstand zu tun hat. Und ich empfand tiefes Mitleid mit ihm.
Was Liebe bewirkt, ist offensichtlich: Die Weltliteratur, unsere Kinos und Musikstücke drehen sich um das eine Thema: Liebe. Ob Mozart oder Christina Aguilera, Rosamunde Pilcher oder Goethe – der Großteil aller veröffentlichten Texte dreht sich um dieses stärkste der Gefühle (oder um sein Gegenteil, den Hass). Die herrlichsten Gedichte aus zwei Jahrtausenden drehen sich um Liebe. Opern, Dramen, Musicals – Liebe, Liebe, Liebe.
Liebe ist das Thema der meisten erfolgreichen Spielfilme. Ich habe mir die klassischen Liebesfilme einmal daraufhin angeschaut, worin ihr Zauber besteht. Und egal, ob »Notting Hill«, »Vier Hochzeiten und ein Todesfall« oder »Harry und Sally«, ob »Die zauberhafte Welt der Amélie«, »Chocolat« oder »Im Juli«, es geht immer darum, dass ein Mann und eine Frau sich verlieben und sich dadurch letztendlich gegenseitig heilen.
Halten Sie diese These für verwegen? Ich werde sie Ihnen beweisen: Nehmen Sie den Liebesfilm »Pretty Woman«. Was macht den Reiz dieses Films aus, der mit über neun Millionen Kinobesuchern weltweit ein Erfolg war (und der ganz nebenbei zu meinen Lieblingsfilmen gehört, den ich mindestens zwanzig Mal gesehen habe)? Die Handlung ist simpel. Eine Nutte (Julia Roberts) und ein skrupelloser Geschäftsmann (Richard Gere) treffen sich per Zufall.Verbringen eine Woche zusammen, erleben schöne, nachdenkliche, witzige Momente. Reden miteinander. Verlieben sich. Irrungen, Wirrungen, Missverständnisse, Enttäuschungen passieren. Große Momente und Kleinherzigkeit. Nähe und Verlust. Und schließlich die Erlösung: Sie kriegen sich. Aber erst, nachdem sie sich gegenseitig zu besseren Menschen gemacht haben. Die Frau schwört der Prostitution ab, und der Mann wandelt sich vom Firmen-Zerstörer zum wertebewussten Erneuerer.
Kitsch pur, könnte man sagen. Aber wer hinter die Handlung schaut, weiß, warum Menschen (vor allem weibliche) bei dem Film gerührt sind oder wohlig erschaudern. Das Drehbuch erfüllt eine Sehnsucht, die offenbar seit Langem die Menschheit begleitet: Ein Mann und eine Frau verlieben sich und sie heilen sich gegenseitig ihre verletzte Seele. Das heißt: Die Liebe verändert alles. Andere Bilder dafür kennen wir auch: die bessere Hälfte finden, vollständig werden. Oder wie der Dichter Friedrich Rückert unübertrefflich gereimt hat:
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn, o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.
Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
Du bist der Himmel mir beschieden.
Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!
In einer Fernsehsendung traf ich einmal auf ein junges Paar: Er Mitte 20, arbeitslos, extrem übergewichtig, kaum noch in der Lage, sich zu bewegen. Seine Freundin, Anfang 20, die ein Kind von ihm erwartete, ebenfalls arbeitslos. Das klassische Loser-Klientel einer Nachmittags-Talkshow – sollte man meinen. Ich kam mit den beiden jungen Leuten ins Gespräch, liebe sympathische Menschen, die sich offenbar richtig gern hatten. Ich fragte die Frau, was sie denn an dem »Fettkloß«, wie er sich selbst bezeichnete, lieben würde. Da fingen ihre Augen an zu leuchten, ihr Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln, sie griff nach seiner Hand und sagte: »Er wärmt mich. Wenn er bei mir ist, brauche ich keine Decke.« Und Liebe erfüllte das Studio.
Das ist das Wunderbare an der Liebe: Sie ist demokratisch. Sie kann Arme wie Reiche treffen, Dicke wie Dünne, Große wie Kleine, Hübsche und weniger Schöne, Gebildete wie Ungebildete; Liebe überwindet nicht nur geografische Grenzen, sondern auch gesellschaftliche, religiöse und kontinentale.
Als ich mich mit 49 von meinem ersten Mann trennte, dachte ich wirklich lange in tiefem Selbstmitleid: »Ich werde nie wieder einen Mann treffen, der mich lieben wird!« Und durfte erleben: Stimmt nicht. Das Alter spielt offenbar auch keine Rolle. Ich erlebe Liebe immer noch als ein Geschenk. »Das hast du auch verdient«, meinten viele Freundinnen, denen ich von meiner neuen Liebe erzählt habe. Und jedes Mal denke ich: »Nein, Liebe kann man sich nicht verdienen, die bekommt man geschenkt!«
Liebe ist wie Golf spielen, hat mir neulich mein Mann gesagt. »Warum?«, fragte ich zurück, »weil man da auch ein Handicap hat?« Er schüttelte den Kopf: »Wenn du glaubst, du kannst es endlich, hast du schon verloren.« Stimmt. Liebe ist nicht Kalkül, Liebe ist keine Vernunftsache, Liebe ist nicht trainierbar. Und Liebe hat keine Garantie. Liebe wird täglich erneuert und immer wieder geprüft, ständig vertieft und immer wieder vermasselt. Doch statt sich und den anderen zu martern und mit Selbstvorwürfen zu quälen, ist es viel gescheiter, das nächste Mal genau hinzuschauen: Was kann ich anders machen? Was braucht die Liebe?
Was hilft im Leben mehr? Ein Vermeidungs- oder ein Maßnahmenkatalog? Das Vermeiden ist rückwärtsgerichtet, das Tun begleitet uns in die Zukunft. Deswegen verlegen seit einigen Jahren Psychologen den Fokus vom Scheitern von Beziehungen auf ihr Gelingen. Sie fragen weniger: Woran scheitern Ehen, welche Rolle spielen Stress und Ehrgeiz, Kinder, Sex-Frust, Geldsorgen oder Seitensprünge? Vor allem Wissenschaftler der »Positiven Psychologie« wollen herausfinden, was Ehen glücklich macht, wie Menschen ihre Liebe erhalten und stärken.
Eine der innovativsten Psychologinnen dieser Richtung ist Shelly Gable5, Professorin an der UCLA (University of California, Los Angeles), und sie forscht darüber, was eine Beziehung großartig macht. Ihre Forschungen enthalten eine Lektion für alle, die eine gute Beziehung – Ehe, Eltern-Kind-Beziehung oder Freundschaft – in eine exzellente verwandeln wollen. Sie hat dabei herausgefunden, dass für das Liebesglück die Art und Weise entscheidend ist, wie ein Partner auf große oder kleine Erfolge oder gute Nachrichten des anderen reagiert, sei es privat oder beruflich. Die Frage ist also nicht: »Wie reagiert er, wenn es mir schlecht geht?«, sondern »Wie reagiert er, wenn es mir supergut geht?« Da zeigen sich die wahren Unterschiede.
Shelly Gable stellte Paaren folgende Frage: »Wie reagierst du, wenn
• deine Partnerin dir erzählt, dass sie befördert worden ist;
• wenn dein 16-Jähriger dir sagt, dass das hübscheste Mädchen in seiner Schulklasse mit ihm ausgehen will;
––