Jahrgang 1964, ist Historiker und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Er lebt in Nürnberg und ist Autor von zahlreichen Reiseführern und Bildbänden; zudem hat er ein Buch über „Französische Dichter und ihre Häuser“, das Sachbuch „Alles Mythos! 16 Populäre Irrtümer über Frankreich“ und zwei Krimis, die in der Provence spielen, geschrieben („Roter Lavendel“, „Die Toten vom Mont Ventoux“). Im Michael Müller Verlag sind von ihm folgende Titel erschienen: London, Cornwall, Südengland, Paris, Marseille, Normandie, Languedoc-Roussillon, Provence, Haute-Provence, Côte d’Azur, Nürnberg sowie über Franken erschienen.
Nähere Infos unter www.nestmeyer.de
Obwohl ich seit meiner Jugend frankophil bin, habe ich lange Zeit einen Bogen um Paris gemacht. Erst vor 20 Jahren begann meine „Affäre“ mit der Seine-Metropole, doch dann war es gewissermaßen eine „Liebe auf den ersten Blick“. Jedes Mal, wenn ich nach Paris komme, zieht mich diese Stadt unwiderstehlich in ihren Bann, ich verfalle dem Charme der Haussmannschen Boulevards und gläsernen Passagen ebenso wie den Cafés in Saint-Germain und dem nächtlichen Treiben entlang der Rue Oberkampf, wobei ich die lebendigen Viertel zwischen Bastille und Père Lachaise dem noblen Pariser Westen vorziehe. Es gibt ein paar Attraktionen, die gehören zu meinem „Pflichtprogramm“, so der Blick von der Dachterrasse des Institut du Monde Arabe auf Notre-Dame und die gesamte Pariser Dachlandschaft. Nirgendwo auf der Welt kann man so schön ziellos durch die Straßen flanieren und ganz nebenbei ein traumhaftes Bistro entdecken, in dem die Zeit stehen geblieben scheint. Manchmal lasse ich mich auch einfach vom Zufall leiten, entscheide mich für den blumig-skurrilen Namen einer Metrostation und steige dort aus. Sobald ich aus dem Untergrund auftauche, ergreift mich dann wieder dieser sanfte Schauer der Vorfreude und Neugier ...
Bon voyage!
Orientiert in Paris
Stadt und Stadtviertel
Im Großraum Paris leben zwölf Millionen Menschen. Was aber nicht bedeutet, dass die Orientierung in der Seinemetropole schwer fällt. Die touristischen Highlights konzentrieren sich auf das Stadtzentrum und sind mit der Métro leicht und unkompliziert zu erreichen. Vom Louvre zum Eiffelturm ist man selbst zu Fuß weniger als eine halbe Stunde unterwegs.
Paris ganz nah
Angeblich ist kein Haus in der Innenstadt weiter als 500 Meter von der nächsten Métro-Station entfernt.
105 km2 Paris
Paris ist mit 2,2 Millionen Einwohnern die fünfgrößte Stadt Europas, hat aber mit 105 Quadratkilometern wegen der dichten Bebauung eine vergleichsweise kleine Stadtfläche. Kleine Einfamilienhäuser gibt es kaum, meist dominieren mehrgeschossige Wohnbauten. Verkehrs- und verwaltungstechnisch ist es durch den Boulevard périphérique begrenzt. Diese 35 Kilometer lange, viel befahrene Ringautobahn, die die Pariser schlicht Périph’ nennen, umschließt das gesamte Stadtgebiet. Durch seine geringe Größe (Hamburgs Stadtfläche ist siebenmal so groß) kann man Paris auch hervorragend zu Fuß erkunden.
20 Arrondissements
Im Zuge der Revolution wurde Frankreich 1790 in zahlreiche kleine Verwaltungseinheiten, die sogenannten Départements, eingeteilt. Das Département Ville de Paris setzt sich aus 20 Stadtbezirken, den Arrondissements, zusammen, die wiederum jeweils in vier Viertel (Quartiers) unterteilt sind. Die Nummerierung der Arrondissements folgt einer Spirale, die sich am Louvre beginnend im Uhrzeigersinn zweimal um das historische Zentrum windet und im Nordosten der Stadt endet. Zwanzig magische Zahlen, die über Trends, Sozialstatus sowie Lebensqualität entscheiden und sich auch in der Postleitzahl (75005 für das 5. Arrondissement) wiederfinden.
Die Seine
Wie ein breites Band schlängelt sich die Seine durch Paris und teilt die Stadt in zwei Hälften: Rive droite und Rive gauche. Während das linke Ufer (rive gauche) mit dem Quartier Latin, Saint-Germain-des-Prés und Montparnasse samt Sorbonne und Collège de France als das Paris der Intellektuellen gilt, ist das rechte Ufer (rive droite) mit der Börse, den großen Kaufhäusern und dem Quartier des Halles das traditionelle Viertel des Kommerzes. Inzwischen sind die Unterschiede aber nicht mehr so deutlich wahrnehmbar, es gibt heute auch in Saint-Germain zahlreiche Nobelboutiquen, und ein aufstrebender Schriftsteller findet eher im Pariser Osten wie Belleville eine bezahlbare Dichterstube als im Quartier Latin.
37 Brücken führen über die Seine, vom berühmten Pont Neuf über den Pont Alexandre III bis zur kunstvoll geschwungenen Fußgängerbrücke Passerelle Simone de Beauvoir. Eine besondere Perspektive auf Paris eröffnet auch eine Fahrt mit einem Ausflugsboot (Bateaux Mouches) auf der Seine.
Sichtachsen und touristische Nischen
Die Orientierung in Paris erleichtern auch die großen Sichtachsen und breiten Boulevards, die Baron Haussmann im 19. Jahrhundert in die Stadt schlagen ließ, so die Axe historique (mit Champs-Elysées) vom Louvre bis zum Arc de Triomphe, auf den die großen Boulevards sternförmig zulaufen.
Paris besteht nicht nur aus dem Quartier Latin und dem Marais. Vor allem im Pariser Osten wird die touristische Luft dünner. Ein kurzer Spaziergang über den Père Lachaise und dann verschwinden die meisten sofort wieder in einem Métroeingang. Ein Fehler, denn die Gegend um den Canal Saint-Martin und die Place de la République ist ein authentisches Stück Paris, weit entfernt von den Glitzerwelten der Boulevards und den Treffpunkten der selbsternannten Bohème. Es ist ein Paris der kleinen Leute mit provinziellem Charme, das lange zwischen Stillstand, Armut und Verfall pendelte.
Grünes Paris
Mehr als 3000 Hektar Grünfläche sind über die Stadt verteilt, den größten Teil nehmen die ausgedehnten Waldparks Bois de Boulogne und Bois de Vincennes ein. Daneben gibt es noch weitere 400 öffentliche Parks, Gartenanlagen und Promenaden, darunter „Klassiker“ wie der Jardin des Tuileries und der Jardin du Luxembourg, aber auch moderne Gärten wie den futuristischen Parc André Citroën oder den Jardin Atlantique auf einer Terrasse über dem Bahnhof Montparnasse. Mit einem geradezu parkähnlichen Flair kann auch der Friedhof Père Lachaise aufwarten. Stundenlang kann man über den berühmtesten Friedhof Frankreichs schlendern und dabei die Gräber von bekannten Schriftstellern und Malern bewundern.
Wer mit offenen Augen durch Paris streift, kann darüber hinaus noch so manch andere „grüne Entdeckung“ machen: etwa den Viaduc des Arts, eine aufgelassene begrünte Bahntrasse östlich der Bastille-Oper, oder den eintrittspflichtigen Garten des Musée Rodin, eine besondere Oase der Ruhe.
Sightseeing-Klassiker
Eiffelturm, Louvre und Centre Pompidou - das sind die Klassiker an der Seine. Je nach persönlichen Vorlieben kann man Paris von Highlight zu Highlight erkunden. Selbstverständlich gilt: Man muss sich nicht für jeden touristischen Hotspot interessieren.
UNESCO-Weltkulturerbe
Mit dem Seine-Ufer zwischen Pont de Sully und Pont d’Iéna samt Eiffelturm sowie den Schlössern und Parks von Fontainebleau und Versailles besitzt Paris drei Kulturdenkmäler, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt wurden.
Im Museumsrausch
♦ Louvre: Der Louvre ist mehr als ein Museum. Er ist eine ganze Kunststadt, in der man bequem ganze Tage verbringen kann. Alleine ist man nicht: Rund zehn Millionen Besucher schieben sich alljährlich durch die endlosen Gänge und zahllosen Säle, um einen Blick auf die Mona Lisa sowie die Venus von Milo und Nike von Samothrake zu erhaschen. → Tour 2
♦ Musée d’Orsay: Es war eine geniale Idee, den ehemaligen Bahnhof in ein Museum für die Kunst des 19. Jahrhunderts zu verwandeln. Das Spektrum des großen Museumsfundus reicht von Renoir über Cézanne und Gaugin bis hin zu Vincent van Gogh! → Tour 8
♦ Centre Pompidou: Eines der faszinierendsten Museen der modernen Kunst, dessen Bau das gesamte umliegende Beaubourg-Viertel verändert hat. Allein die Fahrt mit der futuristischen Rolltreppe auf die Dachterrasse ist ein Erlebnis, doch sollte man sich auch an der Kunst berauschen (Klee, Max Ernst, Pollock, Warhol etc.). → Tour 2
♦ Musée National Picasso: Die französische Erbschaftssteuer als Glücksfall: Nach dem Tod von Picasso erbte der Staat 1973 mehrere Hundert Werke des großen Künstlers, die im Hôtel Salé, einem Adelspalast im Marais-Viertel, in sehr ansprechender Weise präsentiert werden. → Tour 3
Kirchen, Türme und Friedhöfe
♦ Eiffelturm: Was wäre Paris ohne seinen Eiffelturm? Es gibt kaum einen Platz in der Stadt, von dem man den 318 Meter hohen Turm nicht sieht. Und irgendwann muss man ihn auch besucht haben: Wer will, kann auf der Treppe bis zur 2. Etage hinaufsteigen, leichter geht es aber sicher mit dem Aufzug. Wie auch immer - die Aussicht ist grandios! → Tour 8
♦ Notre-Dame: Die imposante gotische Kathedrale ist die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs. Seit der Brandkatastrophe von 2019 kann sie jedoch nur von außen betrachtet werden. → Tour 1
♦ Sacré-Cœur: Die „Zuckerbäckerstil“-Basilika auf dem Montmartre ist ein Magnet, zu dem zahlreiche Besucher hinaufpilgern. Allerdings weniger aus religiösen Gründen, sondern um die tolle Aussicht zu genießen: Ganz Paris liegt einem zu Füßen! → Tour 12
♦ Père Lachaise: Der wohl berühmteste Friedhof der Welt! Eine ganze Totenstadt mit einem dichten Netz aus Straßen und gepflasterten Wegen. Die letzte Ruhestätte nicht nur von Jim Morrison und Oscar Wilde, auch von Balzac, Proust, Edith Piaf, Colette und zahlreichen anderen bedeutenden Persönlichkeiten. → Tour 13
Monumente
♦ Arc de Triomphe: Der von Napoléon in Auftrag gegebene Triumphbogen sollte nach antikem Vorbild seinen Machtanspruch eindrucksvoll zum Ausdruck bringen. Reliefs verherrlichen die Leistungen der Grande Armée, oben genießt man einen überwältigenden Panoramablick. → Tour 10
♦ Dôme des Invalides: Mit seiner vergoldeten Kuppel gehört der Invalidendom, der dem Petersdom in Rom nachempfunden ist, zu den markantesten Gebäuden am linken Ufer der Seine. In einem roten Porphyrsarkophag ruhen die Gebeine Napoléons. → Tour 8
♦ Panthéon: Der Ruhmestempel der französischen Nation ist die Grablege der berühmtesten Männer und Frauen des Landes, so beispielsweise von Rousseau, Voltaire, Victor Hugo, Zola und Marie Curie. Zudem kann man sich durch das unter der Kuppel aufgehängte Foucault’sche Pendel von der Erdrotation überzeugen. → Tour 5
Plätze und Straßen
♦ Place des Vosges: Paris besitzt unzählige schöne Plätze, doch der im Marais gelegene Place des Vosges besticht durch seine uniforme Wirkung. Der rechteckige Platz wird von 36 identischen dreistöckigen Gebäuden mit roten Ziegelsteinfassaden und hoch aufragenden Schieferdächern eingerahmt. → Tour 3
♦ Rue Mouffetard: Die Straße, die von den Einheimischen liebevoll „Mouffe“ genannt wird, gilt als eine der letzten authentischen Pariser Marktstraßen. → Tour 5
♦ Axe historique: Die historische Sichtachse erstreckt sich vom Louvre über den Place du Carrousel, die Champs-Elysées und den Arc de Triomphe bis nach La Défense, wo sie mit dem Grande Arche einen krönenden Abschluss findet. → Tour 10 und Ausflüge
Sightseeing-Alternativen
Glücklicherweise hat Paris viel mehr zu bieten als den Eiffelturm und den Louvre. In der Seinemetropole locken viele unbekannte Ecken und Sehenswürdigkeiten, die abseits der Haupttourismuspfade liegen, so das Institut du Monde Arabe oder das Musée de la Vie Romantique.
Für EU-Bürger unter 26 ist der Eintritt in den meisten Museen frei!
Unbekannte Museen
♦Musée de la Vie Romantique: Versteckt unterhalb des Montmartre gelegen, widmet sich das Museum der Romantik als bürgerlicher Lebensform. Neben der Literatur, der Musik und der Malerei werden auch die Mode und der gesellschaftliche Habitus thematisiert. → Tour 12
♦Fondation Le Corbusier: Die Pariser Stiftung ist in zwei von Le Corbusier zwischen 1923 und 1925 entworfenen Privathäusern untergebracht. Eines der beiden, die Villa La Roche, kann besichtigt werden und gefällt mit der für Le Corbusier typischen Farbgestaltung, seinen Dachterrassen und den Fensterbändern. → Tour 9
♦Maison Européenne de la Photographie: Ein schmucker Adelspalast dient als Bühne für anspruchvolle wechselnde Ausstellungen meist ganz berühmter Fotografen. Egal, ob Mapplethorpe, Helmut Newton, Irving Penn oder Nan Goldin - ihre Fotos waren alle schon hier zu sehen. → Tour 3
♦Musée Marmottan: Der Name des Museums führt selbst bei Kunstfreunden zu einem Stirnrunzeln. Musée d’Orsay oder Musée de l’Orangerie sind bekannt, aber von dem im Pariser Westen gelegenen Museum haben nur die wenigsten etwas gehört. Ein Fehler, denn das Musée Marmottan besitzt eine hochkarätige Impressionistensammlung mit Werken von Boudin, Morisot, Sisley, Pissarro, Renoir, Gauguin und vor allem Monet. → Tour 9
♦Maison de Balzac: Das einstige Wohnhaus von Honoré de Balzac liegt versteckt in Passy. Balzac, der Autor der „Menschlichen Komödie“, gehörte zu den meistgelesenen Romanciers des 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind persönliche Erinnerungsgegenstände, Manuskripte und Originalausgaben. Ein kleiner Garten lädt zum Verweilen ein. → Tour 9
Versteckte Perlen
♦Le mur des je t’aime: Am Montmartre wird der Liebe in vielerlei Formen gehuldigt. Die 40 Quadratmeter große, blau gekachelte Mauer, auf der in mehr als 300 Sprachen und Dialekten „Ich liebe dich“ steht: eine poetische Hommage an Paris, die Stadt der Liebe. → Tour 12
♦Coulée verte René-Dumont: Parallel zur Avenue Daumesnil verläuft im Pariser Osten eine hochgelegene Bahntrasse. Der einstige Gleisbereich wurde bepflanzt und zur Promenade plantée umgestaltet. Der knapp fünf Kilometer lange lineare Garten, der mit Treppen und Aufzügen erreicht werden kann, begeistert mit seinen Wasserbecken und Blumenrabatten - eine kleine Oase inmitten der Stadt. → Tour 4
♦Passage du Chantier: Hinter der Bastille-Oper gibt es zahlreiche Passagen und Hinterhöfe, die zu Entdeckungstouren einladen. Die die Rue du Fauborg-Saint-Antoine mit der Rue de Charenton verbindende Passage du Chantier hat sich ihr altertümliches Flair mit den traditionellen Möbelhändlern noch bewahren können. → Tour 4
♦Jardin Atlantique: Der auf dem Dach über den Gleisen des Bahnhofs Montparnasse angelegte Garten mit seiner breiten Allee erscheint wie eine surreale Oase in der Großstadtwüste. → Tour 7
Aussichtsplätze
♦Institut du Monde Arabe: Das eigentliche Highlight des Museums für arabisch-islamische Kunst und Kultur ist das von Jean Nouvel entworfene Gebäude, dessen klar strukturierte Fassade mit den orientalischen Bautraditionen spielt. Unbedingt sollte man mit dem Aufzug hinauffahren und die fantastische Aussicht von der Dachterrasse auf Notre-Dame und die Stadt genießen. → Tour 5
♦Galeries Lafayette: Das Kaufhaus am Boulevard Haussmann ist ideal für ausgedehnte Shoppingtouren. Von seiner herrlichen Panoramaterrasse aus reicht der Blick vom Montmartre bis zum Eiffelturm. → Tour 11
Hippe Viertel
♦Bastille: Statt Revolutionären stürmen heute die Feierwütigen das Bastille-Viertel am Wochenende. Die Gegend ist seit zwei Jahrzehnten angesagt, das einstige Arbeiterviertel mutierte zum modernen Montparnasse. Bis spät in die Nacht steppt vor allem in der Rue du Lappe sowie in der Rue de Charonne der Bär. → Tour 4
♦Rue Oberkampf: Die Gegend um die im Pariser Osten gelegene Rue Oberkampf gilt derzeit als das trendigste Viertel der Stadt. Statt Hinterhofmanufakturen gibt es immer mehr Werbeagenturen und schicke Bars und Kneipen, im versteckten Le Perchoir sogar mit Blick über die Dächer von Belleville. → Tour 13
Essengehen
Paris ist die kulinarische Metropole der Welt. Mehr als 8000 Restaurants gibt es in Paris, darunter mehr als 1000 mit asiatischer Küche. Neben erlesenen Gourmettempeln, deren Starköche einen regelrechten Kultstatus besitzen, findet man einfache Bistros, die sich auf eine der französischen Regionalküchen spezialisiert haben.
Frankreichliebhaber haben es schon immer gewusst: Die französische Küche ist etwas ganz Besonderes! Im November 2010 wurde die stilbildende Folge von Apéritif, Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch, Käse und Kaffee von der UNESCO als „immaterielles Weltkulturerbe“ geadelt.
Ausführliche Restaurantbeschreibungen finden Sie am Ende jeder Tour.
Eine Liste aller Restaurants finden Sie ab hier.
Frankreich und die Welt
Eine Pariser Küche im eigentlichen Sinn existiert nicht, vielmehr ist jede französische Region mit ihren Spezialitäten vertreten: Deftige Hausmannskost aus dem Burgund wird genauso angeboten wie Sauerkraut aus dem Elsass und leichte mediterrane Fischküche aus der Provence. Wer die Abwechslung liebt, kann in einem der zahllosen Restaurants mit internationaler Küche schlemmen, wobei die nordafrikanischen, vietnamesischen und thailändischen Lokale und Schnellimbisse auf kulinarische Weise an die koloniale Vergangenheit Frankreichs erinnern. Darüber hinaus steht von armenischer bis tibetanischer Küche so ziemlich alles auf dem Programm, was die kulinarische Weltkarte zu bieten hat.
Ein Paradies für Gourmets
In der Stadt, in der das Restaurant erfunden wurde, hängt erwartungsgemäß der Himmel der Gourmets voller (Michelin-)Sterne. Köche wie Alain Ducasse oder Joël Robuchon genießen Kultstatus. Der Besuch eines Sternerestaurants kann durchaus der Höhepunkt einer Parisreise sein.
In der Mittagszeit empfiehlt es sich, statt 25 € für ein langweiliges 08/15-Menü zu zahlen, in einem kulinarisch anspruchsvollen Restaurant zu tafeln - die Rechnung für ein Tagesgericht dort (plat du jour) fällt nur unwesentlich höher aus, die Qualitätsunterschiede können jedoch beachtlich sein.
Bezahlbare Gaumenfreuden
Erfreulicherweise gibt es auch viele Bistros und einfache Restaurants, die Gaumenfreuden zu erschwinglichen Preisen bieten. Und so manch eines davon glänzt darüber hinaus noch mit einem außergewöhnlichen Ambiente. So etwa das Polidor in Saint-Germain, das mit einem wahrhaft historischen Interieur zu glänzen weiß: Seit über hundert Jahren hat sich hier nichts mehr verändert, weswegen Woody Allen hier Szenen für „Midnight in Paris“ drehte.
À la carte zu bestellen, lohnt sich nur in den seltensten Fällen, meist ist eine selbst zusammengestellte, dreigängige Mahlzeit mindestens eineinhalbmal so teuer wie ein vergleichbares Menü - deutlich günstiger sind Mittagsmenüs.
Meeting the French
Oft ist es schwer, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Die Initiative „Meeting the French“ arrangiert private Abendessen bei Franzosen (ab 45 €), Kochkurse (ab 100 €) oder Gourmetspaziergänge mit Degustationen (ab 30 €) durch die Stadt, wobei man natürlich über gewisse Französischkenntnisse verfügen sollte (58, rue Custine, 75018 Paris, Tel. 0033/0142511980. www.meetingthefrench.com, www.voulezvousdiner.com).
Andere Länder, andere Sitten
Das Frühstück (petit déjeuner) fällt eher karg aus, eine Schale Milchkaffee (café crème) und ein Croissant genügen den meisten Franzosen bis zum Mittagessen (déjeuner). Mittags füllen sich die Restaurants erst ab 12.30 Uhr, mit dem Abendessen (dîner) wird kaum vor 19.30 Uhr begonnen. Zum Essen sollte man viel Zeit mitbringen; wer mittags nur schnell eine Kleinigkeit zu sich nehmen will, ist in Café, Bistro oder Brasserie besser aufgehoben.
Am Wochenende und in beliebten Restaurants empfiehlt es sich, einen Tisch vorzubestellen, und sei es nur eine Stunde vorher. Auch ohne Reservierung gebietet die französische Höflichkeit, dass der Gast sich am Eingang geduldet, bis ihm ein Platz angeboten wird. Die Bedienung wird mit Madame bzw. Monsieur angesprochen.
Die Rechnung wird nach Aufforderung gebracht (L’addition, s’il vous plaît!). Es ist nicht üblich, getrennt zu bezahlen. Die Bedienung ist im Restaurant zwar ausnahmslos im Preis inbegriffen (service compris). Zwischen 5 und 10 Prozent Trinkgeld (pourboire) - das man nach der Bezahlung auf dem Tisch zurücklässt - sind dennoch angemessen.
5 Tipps für 5 Abende
♦Le Train Bleu: Das Restaurant im Gare de Lyon besticht durch sein üppiges Dekor.
♦ Ze Kitchen Galerie: Innovative westöstliche Fusionsküche.
♦ Pierre Sang: Niveauvolle Erlebnisgastronomie.
♦ La Coupole: Meeresfrüchte im Art-déco-Ambiente.
♦ Bistro Paul Bert: Ein typisches Pariser Bistro mit sehr guter Küche.
Ausgehen
Das Pariser Nachtleben genießt einen ausgezeichneten Ruf, der sich glücklicherweise nicht auf das Moulin-Rouge und das Lido beschränkt. Die Möglichkeiten, sich in Paris die Nächte um die Ohren zu schlagen, sind äußerst vielfältig - wer will, kann sich bis zum Morgengrauen in den Clubs amüsieren.
Bars, Kneipen, Clubs, Livemusik-Locations und Cabarets finden Sie ab hier.
Infos zu Oper, Theater, Tanz und Kinos gibt es ab hier.
Paris für Nachtschwärmer
Es gibt kaum einen Trend, der seine Spuren nicht an der Seine hinterlassen hat. Alles ist etwas stylisher und exklusiver. Underground-Feeling in abgewrackten Fabrikhallen sucht man vergebens. Wer „branché“, also „in“ sein will, nimmt auch gerne die für deutsche Verhältnisse horrenden Eintrittspreise in Kauf. Zudem ist eine gute Kondition vonnöten, da sich die meisten Szenekneipen und Diskotheken vor Mitternacht noch gähnend leer präsentieren.
Wer will, kann es aber auch geruhsamer angehen lassen und eine Opernaufführung besuchen oder ins Kino gehen, so beispielsweise ins Max Linder, wo man in einem traumhaften Ambiente Filme in Originalfassung sehen kann. Den Vorwurf, langweilig zu sein, kann man mit einem Verweis auf den Schriftsteller August Strindberg entkräften: Der antwortete auf die Frage, warum er so wenig ausgehe, ihm genüge schon das Gefühl, in Paris zu sein.
Abendliche Touren
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich ein paar Viertel herauskristallisiert, in denen sich die Nachtschwärmer treffen. So findet man rund um das Centre Pompidou zahlreiche Bars, Cafés und Clubs, aber angesagter ist das benachbarte Marais. Hier finden sich Kneipen und Cafés mit viel Gay-Publikum. Etwas steifer geht es hingegen in Saint-Germain zu: Die klassische Adresse für Cafés mit literarischer Vergangenheit und lebendige Jazz-Clubs. Und im Sélect kann man noch auf den Spuren von Hemingway und der Lost Generation wandeln.
Zu den schon fast traditionellen In-Vierteln gehört auch die Bastille, rund um die Rue de Lappe ist von der Designerbar bis zur Absturzkneipe alles zu finden. Als Klassiker gelten das Balajo und das Pause Café. In den letzten Jahren wurde auch das 11. Arrondissement rund um die Rue Oberkampf neu entdeckt, wo bis in die frühen Morgenstunden coole Cafés und Bars wie das Café Charbon geöffnet sind, in denen vorwiegend ein junges Szenepublikum bis in die Morgenstunden feiert. Ein weiterer Hotspot ist die Gegend rund um den Boulevard de Clichy unterhalb des Montmartre: Dort findet sich Frivoles à la Moulin Rouge neben trendigen Diskotheken und Bars.
Cabarets
Paris ist nicht nur für seinen Eiffelturm berühmt, sondern auch für seine Cabarets, schließlich ist der French Cancan die heimliche Hymne der Stadt. Einen Hauch von tanzender Extravaganz erlebt man nicht nur im avantgardistischen Crazy Horse, dem legendären Moulin Rouge oder dem extravaganten Lido de Paris, wo eine ganze Armee von Tänzerinnen auf der Bühne steht, sondern auch in den kleineren Cabarets wie dem Paradis Latin oder dem Lapin Agile.
Clubs und Diskotheken
Spätestens ab Mitternacht verlagert sich dann das Nachtleben in die Clubs und Diskotheken. Ein Klassiker ist das 1936 (!) eröffnete Balajo in der Rue de Lappe, das ein ganz spezielles Flair besitzt. Freunde lateinamerikanischer Musik treffen sich im Barrio Latino, Discoliebhaber feiern im Le Queen auf den Champs-Elysées, cool für heiße Nächte in das auf einem Seineschiff eingerichtete Le Batofar. In der Rue Oberkampf lockt das Nouveau Casino mit Konzerten und angesagten DJs. Und wer hinterher noch Lust auf ein deutsches Bier hat, zieht ins Udo. Dort stehen nicht nur Kölsch, Paulaner Hefe-Weizen oder Jägermeister auf der Karte, sondern auch eine echte Currywurst für sehr bezahlbare 4,50 €.
5 Tipps für 5 Abende
♦ Le Perchoir: Auf einer Dachterrasse in Belleville kann man bei einem Cocktail die Sonne über Paris untergehen sehen.
♦ Buddha-Bar: Der Klassiker unter den Restaurant-Bars. Noch immer wird hier coole Chillout- und Lounge-Musik gespielt.
♦ Café Charbon: Seit Jahren ein Klassiker und eine fester Anlaufpunkt in der Rue Oberkampf.
♦ Le Batofar: Die ganze Nacht hindurch kann man auf einem Seine-Schiff tanzen.
♦ Caveau de la Huchette: Schon in den 1960er-Jahren wurde in dem Keller im Quartier Latin gejazzt.
Shopping
Paris ist nicht nur die Hauptstadt der Mode, in der französischen Metropole bleibt kein Einkaufswunsch unerfüllt, sei es Schmuck, Parfüm, Dessous oder leckere Delikatessen. Alle klangvollen Namen sind an der Seine vertreten. Hinzu kommen Märkte jeglicher Couleur und Dutzende schrille Boutiquen sowie skurrile Läden.
Ausführliche Beschreibungen einzelner Shoppingmöglichkeiten in den Vierteln finden Sie am Ende jeder Tour.
Viertel für Viertel
Paris lebt zu einem großen Teil auch von seinem Flair als Einkaufsparadies. Das Angebot ist riesig, das Preisniveau hoch, auch wenn sich durchaus das eine oder andere Schnäppchen machen lässt. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten verteilen sich die Geschäfte über die ganze Stadt. Noblere Boutiquen finden sich in Saint-Germain, die großen Kaufhäuser am Boulevard Haussmann bieten ein Komplettsortiment und das Marais-Viertel ist dafür bekannt, dass die Geschäfte sogar sonntags geöffnet haben.
Haute Couture
Egal, ob Paul Poiret, Coco Chanel, Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier oder John Galliano - die Pariser Modedesigner waren und sind noch immer tonangebend. „Mode gibt es nur aus Paris“, wusste schon die Schriftstellerin Colette zu berichten.
Die meisten Boutiquen liegen in den angestammten Quartieren der Aristokratie und Bourgeoisie, beispielsweise im „goldenen Dreieck“ zwischen Rue du Faubourg-Saint-Honoré, Rue Royale und der Place Vendôme. Hier und in der benachbarten Avenue Montaigne ist der gute Geschmack „zu Hause“; aber auch in Saint-Germain gibt es zahlreiche Nobelboutiquen. Die meisten können nur vor den Schaufensterauslagen träumen, denn die neuesten Entwürfe von Chanel, Yves Saint Laurent, Christian Lacroix, Dior, Valentino oder Sonia Rykiel würden die Reisekasse zu sehr strapazieren.
Immer wieder kann man das Phänomen beobachten, dass die Kunden vor den Geschäften von Louis Vuitton oder Christian Louboutin geduldig eine halbe Stunde in der Schlange stehen. Erst wenn ein Kunde den Laden verlässt, wird der nächste eingelassen, um z. B. ein sündhaft teures Paar Schuhe mit roter Sohle zu erstehen. → Tour 10
Gläserne Passagen
Schon der Bummel durch die Ladenpassagen des 19. Jahrhunderts lässt die Shopping-Herzen höherschlagen. Selbst die Flaneure Walter Benjamin und Ludwig Börne priesen dieselben. Zwischen der Opéra Garnier und dem Palais Royal gibt es ein knappes Dutzend dieser glasbedachten Einkaufspassagen, darunter prachtvolle wie die Galerie Colbert oder die Passage Jouffroy, in der sich vor allem kleinere Läden befinden. → Tour 11
Märkte
Jedes Viertel hat seinen eigenen Wochenmarkt - Paris ist eben eine Stadt der Märkte. Das Spektrum reicht vom sonntäglichen Vogelmarkt auf der Ile de la Cité über den Biomarkt auf dem Boulevard Raspail und den exotischen Marché de Belleville bis zum Marché aux Puces, dem wohl berühmtesten und farbenprächtigsten Flohmarkt Frankreichs, der in Saint-Ouen am nördlichen Stadtrand abgehalten wird. Mehr zum Thema Märkte finden Sie im Kapitel „Savoir-vivre“, eine Liste aller Märkte gibt es im Register unter dem Stichwort „Märkte“.
Konsumtempel
Wer lieber traditionell einkauft, findet in den drei großen Kaufhäusern der Metropole - Au Bon Marché, Printemps und Galeries Lafayette - fast alles, was das Konsumentenherz begehrt. Unter der imposanten Jugendstil-Glaskuppel der Galeries Lafayette bieten alle bekannten Kosmetikhersteller ihre Produkte wie auf einem „Altar“ an. Selbstverständlich sind in Paris auch alle großen Modeketten mit einer eigenen Filiale vertreten, sei es auf den Champs-Elysées oder in den 250 Geschäften, die im unterirdischen Forum des Halles zu finden sind. Weniger nobel, dafür sogar in Afrika bekannt, ist das Tati, ein Discountkaufhaus mit Exotikflair im Stadtviertel Barbès. Und Tang Frères ist der größte asiatische Supermakt Europas.
Klein, fein und skurril
Jenseits der großen Kaufhäuser gibt es natürlich zahlreiche Geschäfte sowie kleinere Boutiquen und Läden, die mit einem besonderen Angebot locken. Am berühmtesten sind wohl die Pariser Bouquinisten, die Bücher, Postkarten und Grafiken in Metallkisten entlang der Seine-Kais anbieten.
Antiquitäten kauft man im Village Saint-Paul im Marais-Viertel. Berühmt ist auch Shakespeare & Company, ein wahrer Büchertempel für Bibliophile. Doch gibt es auch skurrile Geschäfte wie Deyrolle, ein Tierpräparator, der sogar ausgestopfte Giraffen oder Tiger verkauft.