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Inhaltsverzeichnis
 
Ein Hausmittel macht Geschichte
Vom Wert des Ursprünglichen
Natürliches für Sinne und Gesundheit
Die Vermonter Volksmedizin
Ein bewährtes Naturprodukt
Essig: seit Jahrhunderten erprobt
Die alten Kulturen
Ein allumfassendes Heilmittel
Posca und Potus bei den Römern
Wie die Mär von der Schädlichkeit des Essigs entstand
Die würzkräftige Küche des Mittelalters
Sauer macht lustig
 
Warum Apfelessig so gesund ist
Die Kraft der Essigsäure
Natürliche Gärung
Keimtötende Wirkung
Den Stoffwechsel aktivieren
Die Gefahr von arteriellen Verkalkungen bannen
Ein gesunder Vitalstoffmix
 
Die Herstellung
Das Prinzip ist einfach
Essig aus Orléans
Moderne Verfahren
Das Grundrezept
Apfelessig aus dem Handel
 
Heilmittel der Natur
Was wir von Apfelessig erwarten dürfen
Leichte Beschwerden kurieren
Was Apfelessig nicht ist
Auf die Signale des Körpers achten
Apfelessig und Honig, ein Gesundheitselixier
Die sanfte Heilkraft des Honigs
Wer braucht eine Apfelessigkur?
 
Rezepte für die Gesundheit
130 bewährte Apfelessig Anwendungen von A bis Z
Probieren, was am besten wirkt
 
Schlank mit Apfelessig
Aus Erfahrung gut
Apfelessig füllt nicht nur den Magen
Dämpft den Appetit auf Süßes
Steigert den Grundumsatz
Übergewicht als Gesundheitsrisiko
 
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Copyright

Ein Hausmittel macht Geschichte
Apfelessig belebt, macht fit und hält gesund. Das ist eigentlich seit Jahrtausenden bekannt. Denn in allen alten Hochkulturen wurde von essig sauren Flüssigkeiten rege Gebrauch gemacht. Zum Würzen, Konservieren, Desinfizieren, zur Erfrischung und um Beschwerden zu kurieren. Vor einigen Jahrzehnten schließlich brachte der Arzt D. C. Jarvis der breiten Öffentlichkeit eine bewährte Volksmedizin näher, deren wichtigste Säule zahlreiche Anwendungen mit Apfelessig sind.
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Vom Wert des Ursprünglichen
Viele haben schon einmal von Apfelessiggetränken gehört, nur Gutes, von älteren Bekannten oder der Großmutter. Ein Glas Wasser mit ein wenig Essig darin war früher nicht nur ein erfrischender Durstlöscher, es diente auch der Gesunderhaltung und der Kräftigung. In unserer Zeit wird sein herbes, ursprüngliches Essigaroma wieder sehr geschätzt, weil es sich wohltuend von den vielen übersüßen Getränken, die heute allenthalben angeboten werden, abhebt.

Natürliches für Sinne und Gesundheit

Apfelessig erinnert ein bisschen an Zeiten, in denen das Ursprüngliche und Naturgegebene noch die Sinne erfreute. Er befriedigt das Bedürfnis nach Einfachem und Unverfälschtem. Und natürlich ist er gesund. Schon nach wenigen Tagen mit dem Sauercocktail fühlt man sich besser und belebter. Er nimmt definitiv den Appetit auf Süßes und man isst viel weniger. Das ist ein dickes Plus für die schlanke Linie. Diese und viele andere Wirkungen des Apfelessigs gehören zum Erfahrungsschatz eines traditionellen Wissensgebäudes, das unter dem Begriff Vermonter Volksmedizin bekannt geworden ist.
Das kräftige Aroma von Apfel essig lässt an essbare Gräser, grüne Wiesen, würzige Kräuter und knorrige Apfelbäume denken, an den Duft von Sauer ampfer, Löwenzahn und warme Erde, an bodenständige, klare Dinge mit einem echten Geschmack.

Die Vermonter Volksmedizin

Vermont ist ein eher kleiner Staat der USA an der Grenze zu Kanada, einer der so genannten Neuenglandstaaten, mit Montpelier als Regierungssitz.
In Burlington, der größten Stadt, absolvierte D. C. (De Forest Clinton) Jarvis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Medizin studium, ehe es ihn als frisch gebackenen Facharzt für HNO und Augenheilkunde aufs Land in das Örtchen Barre verschlug. Dort ist das Klima gemäßigt kühl, die Green Mountains, Ausläufer der nördlichen Appalachen, sind dicht bewaldet. In den Tälern des Apfellandes grasen Milchkühe, und aus jungen Ahornbäumen wird gehaltvoller Sirup gezapft. Dieses raue, abgeschiedene Bergland gilt als Heimat einer speziellen Form von Volksmedizin, bei der sich alles um den Apfelessig dreht. Wie bei Volksheilkunden üblich, wurden die Behandlungsweisen von Generation zu Generation weitergegeben. Jedenfalls hatten sie mit dem Fachwissen, das der junge Arzt soeben frisch an der Universität erworben hatte, nur am Rande zu tun. Jarvis musste sich zwangsläufig mit dieser »völlig anderen Art von Medizin … ernsthaft befassen, wenn er das Vertrauen der hiesigen Landbevölkerung gewinnen wollte«. Über ein Jahrzehnt widmete er sich dieser Heilkunde, bis er ihre Wirkung schließlich verstand.
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Der Staat Vermont an der Grenze zu Kanada, gerühmt wegen seiner landschaftlichen Schönheit, wurde auch bekannt durch die »Vermonter Volksmedizin«.

Wie man 100 Jahre alt wird

Angefangen hatte Jarvis mit der Beobachtung von Nutztieren. Er erfuhr, dass die Bauern ihren Rindern regelmäßig Apfelessig ins Futter mischten, wodurch – wie sie wussten – deutlich weniger Entzündungen, Erkältungssymptome und Darmprobleme auftraten als ohne diesen »Sauer-Stoff«. Schließlich stellte er auch bei den Menschen einen deutlichen Zusammenhang zwischen ihrer erstaunlich aktiven Lebensweise bis ins hohe Alter und einer Ernährung fest, die sich vor allem an den heimischen Produkten orientierte und bei der die Hausmittel Apfelessig und Honig eine herausragende Rolle spielten. Diese Substanzen wurden verabreicht, wenn es galt, Beschwerden auf einfache, natürliche und preiswerte Art und Weise zu kurieren. Zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge setzte man auf ein Elixier aus klarem Quellwasser mit etwas Apfelessig und Honig und trank es tagtäglich zur Stärkung. »5 x 20 Jahre leben« ist der Titel des Buches (erschienen 1958), in das Jarvis’ Beobachtungen mündeten. Es heißt so, weil es ungefähr 20 Jahre dauert, bis der Mensch »ausgereift« ist. Mit fünf multipliziert, ergibt sich eine optimale Lebenszeit von 100 Jahren, wie sie nach Jarvis’ Vorstellungen bei naturgerechter Ernährung und Lebensweise leicht erzielt werden kann.
Die Multiplikation der Reifezeit mit fünf ergab sich für Jarvis aus seinen Naturbeobachtungen. Bei vielen Tieren ist das so, beispielsweise werden Pferde, die nach vier Jahren ausgewachsen sind, im Schnitt 20 Jahre alt.
Dr. Jarvis gebührt das Verdienst, die Heilanwendungen von Apfelessig mit wissenschaftli chem Sachverstand kritisch überprüft und vor allem durch sein Buch weltweit bekannt gemacht zu haben.

Zurück zur Natur

Die Anfänge der Vermonter Volksmedizin gehen nach Jarvis bis auf nomadisierende Urvölker zurück. Diese noch ganz im Schoß der Natur lebenden Menschen lernten vom Verhalten der Wildtiere und sahen, welche Pflanzen und Kräuter sie bei bestimmten Leiden bevorzugten, dass sie manchmal auch die Nahrung gänzlich verweigerten und etwas praktizierten, was man Heilfasten nennen könnte. »Die erste Apotheke war die Natur«, sagte Jarvis. Und er empfahl, dahin zurückzukehren.

Besser vorbeugen

Das Hauptaugenmerk legt die Volksmedizin auf die Vermeidung von Krankheit. Sie befürwortet eine Lebensform, die Krankheiten den Nährboden entzieht. Erst nachrangig folgt die Heilung beziehungsweise Linderung von Beschwerden mit möglichst einfachen und natürlichen Mitteln. Nach Jarvis hat »die Volksmedizin vor allem jenen Menschen viel zu bieten, jdie einen Weg suchen, um bis ans Ende ihrer Tage auf natürliche Weise lebenskräftig, tätig und gesund zu bleiben«.
Die Erkenntnisse des Vermonter Landarzts D. C. Jarvis haben bis heute Bestand. Wer sich dafür entscheidet, durch eine vernünf tige Ernährung etwas für seine Gesundheit zu tun, erreicht noch mehr, wenn er zusätzlich regelmäßig den Apfelessig Cocktail trinkt.

Für den Körper nur das Beste wählen

Jarvis verglich den menschlichen Organismus mit einem Bauwerk. Dies habe nur dann Bestand, wenn bei der Errichtung auf solide Qualität der Materialien geachtet werde. Seine Schlussfolgerung: »Auch die Widerstandskraft und Dauerhaftigkeit des Körpergebäudes hängen von der Wahl der Nahrungsmittel ab, die wir essen, der Flüssigkeiten, die wir trinken, der Luft, die wir atmen«. Er empfahl daher den Verzehr von Früchten, Gemüse und Kartoffeln, wenig Fett, Fleisch und Eiern. Hinzu sollte sich der tägliche Apfelessig-Honig-Cocktail gesellen, der die Segnungen der Essigsäure und zahlreicher Mineralstoffe mit dem Geschmack von Äpfeln sowie dem Gehalt des Honigs vereinigt.
Das Grundrezept zur Gesundheitsvorsorge
• Rühren Sie 2 Teelöffel Apfelessig und 1 Teelöffel Honig in 1 Glas frisches Leitungswasser oder Mineralwasser.
• Trinken Sie diesen Gesundheitscocktail regelmäßig jeden Morgen in kleinen Schlucken.

Ein bewährtes Naturprodukt

Neben Jarvis gab es weitere Stimmen aus dem englischen Sprachraum, die Apfelessig zur Gesunderhaltung empfahlen, wie den Arzt Cyril Scott (»Cider Vinegar«, erschienen 1949). Er schätzte am Apfelessig, »dass er eine ganze Anzahl verschiedener Dinge aufs Beste und ohne schädliche Nebenwirkungen tut«.
In den 1990er Jahren stellte sich schließlich ein regelrechter Apfelessigboom ein. 1994 verfasste Emily Thaker »The Vinegar Book« (deutscher Titel: »Das große Buch vom Essig«. Sie schrieb, dass »der Apfelessig von einer besonderen magischen Aura umgeben ist«, und legte jedermann täglich einen Teelöffel dieses »goldenen Trunks« ans Herz, weil er »dem Körper eine großzügige Portion an solchen Bausteinen liefert, die der Mensch braucht, um gesund zu bleiben«. Die Amerikaner Paul C. und Patricia Bragg veröffentlichten ein Jahr später »Apple Cider Vinegar« (»Apfelessig, das Gesundheitselixier«). Darin war Apfelessig Bestandteil eines ganzheitlichen Konzepts mit dem Ziel, körperliche, seelische und geistige Gesundheit zu erlangen. Zahllose weitere Ratgeber folgten.
Wählen Sie der Gesundheit zuliebe naturtrüben Apfelessig, der aus biologisch angebautem Obst gewonnen wurde. Er ist besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen und garantiert frei von Schädlingsbekämpfungs- mitteln (Pestiziden, Fungiziden) oder Reifechemikalien (Alar).

Qualität setzt sich durch

Daraufhin stiegen die Absatzzahlen der Apfelessighersteller gegen Ende der 1990er Jahre sprunghaft an. Auf einmal gab es auch ein Qualitätsbewusstsein in punkto Apfelessig. Insbesondere die guten, naturtrüben, unbehandelten Produkte waren jetzt gefragt, vormals nur in Reformhäusern erhältlich. Heute sind Apfelessige in ordentlicher Qualität in den meisten gut sortierten Supermärkten zu finden. Naturtrüber Apfelessig hat hierzulande inzwischen den Stellenwert, wie er ihn etwas früher schon im angloamerikanischen Raum hatte.

Apfelessig in Tablettenform

Die außerordentlich positive Wirkung von Apfelessig auf den menschlichen Organismus nutzten auch die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln. Sie entwickelten Apfelessig in Kapsel- oder Tablettenform. Diese Präparate bestehen in etwa aus Apfelessigextrakt, Rohrzucker, Molkepulver, Aromastoffen, pflanzlichen Farbstoffen und einigen anderen Zugaben. Ob sie tatsächlich die vitale Kraft eines naturtrüben Apfelessigs liefern, ist noch nicht erforscht. Hersteller werben jedenfalls mit den positiven Auswirkungen, die auch natürlicher Ap felessig zu bieten hat. Sie sollen entsäuern, die Verdauung anregen, Heißhunger auf Süßes stillen und fit und vital halten.
Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente. Die Hersteller müssen deshalb keine teure Zulassung beantragen und keinen Wirkungsnachweis erbringen. Wenn stattdessen ein natürliches Mittel zur Verfügung steht, sollte es möglichst bevorzugt werden.

Natur oder Kapseln?

Nun ist es bei manchen Nahrungsergänzungsmitteln durchaus sinnvoll, wenn beispielsweise täglich eine exakt abgemessene Wirkstoffmenge zugeführt werden muss, um einen Effekt zu erzielen. Das ist bei Delta-7-Sterolen in Kürbiskernen der Fall, die gegen Prostatabeschwerden und bei Blasenschwäche helfen. Ebenso bei Soja-Isoflavonen, mit deren Hilfe Wechseljahrsbeschwerden wirksam ausgebremst werden.
Dagegen hat sich der tägliche Genuss des Apfelessig-Cocktails doch sehr bewährt. Das ist ein preiswertes, schmackhaftes und erprobtes, absolut unschädliches Naturheilmittel, bei dem Dosierungsprobleme praktisch nicht vorkommen. Es gibt also kaum einen Grund, um auf teurere, synthetisch hergestellte Kapseln auszuweichen.

Essig: seit Jahrhunderten erprobt
Es gibt Essig, seit die Menschen erfahren haben, dass alkoholhaltige Flüssigkeiten wie Traubenwein oder Apfelmost, wenn man sie eine Zeitlang offen stehen lässt, sauer werden. Bereits aus biblischer Zeit existieren Überlieferungen, aber Essig ist mit Sicherheit noch älter.
Nahezu alle frühen Kulturvölker – Ägypter, Perser, Inder, Chinesen, Phönizier, Griechen und Römer – schätzten ihn. Mit seiner Hilfe wurden Speisen gewürzt, Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse haltbarer gemacht, und er diente als durststillendes und keimtötendes Getränk sowie auch als Arzneimittel.

Die alten Kulturen

Von den Babyloniern ist bekannt, dass sie Wild in Dattelessig einlegten. Die Marinade machte das Fleisch zarter und es verdarb auch nicht so schnell. Aus Babylon stammen die ältesten Zeugnisse einer kommerziellen Essigerzeugung etwa um das Jahr 3000 v. Chr. Bei den Phöniziern galt Shekar, ein verdünnter Apfelessig, als Alltagsgetränk der einfachen Leute.
Die alten Ägypter beherrschten das Brauen von alkoholischen Getränken ebenfalls und waren damit mehr oder weniger absichtlich auch mit der Entstehung von Essig vertraut. Jedenfalls haben sie neben Wein auch Essig im großen Stil ausgeführt. Die vornehmen Römer pflegten nämlich bei ihren Festtafeln stets verschiedene Sorten ägyptischen Importessigs aufzutischen. Die Bauern und Handwerker am Nil begnügten sich vor über 4000 Jahren dagegen mit Hequa, essigsaurem Bier, das aus einer rötlichen Gerstenart gebraut wurde. Es war nicht nur säuerlich wie beispielsweise Cidre, sondern deutlich essigsauer, wie dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot auffiel.
Angeblich sprengte der karthagische Feldherr Hannibal (246 – 183 v. Chr.) bei seiner winterlichen Alpenüberquerung hinderliche Felsbrocken unter Zuhilfenahme von heißem Essig.
Auch im Alten und im Neuen Testament werden Wein, Apfelwein, Bier und daraus gewonnene Essige öfters erwähnt. Aus dem Buch Ruth wissen wir beispielsweise, dass es üblich war, einen Krug mit Essig auf den Tisch zu stellen, in den Brotstükke getunkt wurden. Wir begegnen dieser Sitte wieder in speziellen Gefäßen, die mit aromatisiertem Essig gefüllt waren und die in griechischen und römischen Haushalten stets bereit standen, um das Brot damit zu befeuchten.
Ein Antibiotikum ist ein Stoff wechselprodukt von Kleinstlebe wesen, hier der Essigbakterien, das wirksam zur Bekämpfung anderer (schädlicher) Kleinstlebe wesen eingesetzt wird.

Ein allumfassendes Heilmittel

In der großen Zeit der Griechen und Römer hatte Essig im Medizinschrank immer seinen festen Platz. Essig war praktisch das erste Antibiotikum der Antike, ein auf Erfahrung beruhendes Heilmittel. Man verwendete ihn äußerlich zur Wunddes infektion und bei Entzündungen aller Art. Essigdämpfe schienen geeignet, um Husten, Halsweh, Erkältungen und Atembeschwerden zu kurieren. Die Mediziner der römischen Antike verordneten das Trinken von Essigwasser bei Fieber, Verdauungsproblemen und zur inneren Reinigung. Mit Essigumschlägen wurden auch Prellungen, Blutergüsse, Insektenstiche, Verätzungen durch Quallen und sogar Schlangenbisse behandelt. Für den römischen Arzt Galenus (129-199 n. Chr.) war Essig ein Allheilmittel, das er auch bei Wetterfühligkeit, Darmproblemen, Halsschmerzen und Husten einsetzte.
Hippokrates von Kos (460-375 v. Chr.), der »Ärzte vater«, kühlte und desinfizierte Wunden mit Essigverbänden. Außerdem setzte er Essig wirkungsvoll bei Atem beschwerden, Mundgeruch und Verdauungsproblemen ein.

Posca und Potus bei den Römern

Sauer gewordener Wein, versetzt mit Kräutern oder Gewürzen, war im Römischen Reich ein alltägliches Getränk. Die Bezeichnung dafür war Posca oder Potus. Die römischen Legionäre einschließlich ihrer Heerführer mussten ihr Trinkwasser immer mit Posca mischen. Das Wasser war nur selten einwandfrei und sollte dadurch gereinigt werden. Der Essig überdeckte auch den oft unguten Geschmack der Trinkvorräte. Es ist nicht zuletzt auf die großen Bestände an Sauerwein zurückzuführen, dass auf den Feldzügen von Julius Caesar, Marc Antonius oder Kaiser Augustus todbringende Seuchen nicht überhand nahmen. Nur mit Essig konnte man damals gegen viele Arten von Krankheitserregern vorgehen.

Saurer Feigenessig

Grundstoff des in Rom gebräuchlichen Aceto waren Trauben, Feigen und eine bestimmte Gerstenart. L. J. M. Columella berichtete im 1. Jahrhundert n. Chr. in »De re rustica«, dem bedeutendsten Werk jener Zeit über Ackerbau und Hauswirtschaft, ausführlich über die Essigbereitung im alten Rom. Beliebt war schon damals die süßsaure Kombination von Essig mit Honig sowie das Veredeln mit Gewürzen, Orangen- oder Rosenblüten, Feigen, Estragon oder anderen Kräutern.
In der ältesten Rezeptsammlung »De re coquinaria« von Marcus Gavius Apicius, die zu Zeiten des Kaisers Tiberius (14 – 37 n. Chr.) in zehn Bänden verfasst wurde, sind zahlreiche Rezepte mit Essig überliefert. Nach römischer Sitte legte man Gemüse, Fisch, Austern, Muscheln und Eier gerne in Essig ein. Bratfisch hat man durch Übergießen mit Essig haltbar gemacht. Und statt, wie heute üblich, frischen Fisch auf Eis zu legen, hat man ihn damals für den Transport an seinen Bestimmungsort mit Zucker und Essig bedeckt. Nach Einschätzung des französischen Essigexperten Parmentier »existiert keine Abhandlung über Haushaltungskunst, die nicht des Essigs erwähnte«.

Wie die Mär von der Schädlichkeit des Essigs entstand

Eine vorzügliche Errungenschaft der römischen Zivilisation war bekanntlich ein ausgeklügeltes System von Wasserleitungen, von Aquädukten, Kanälen und Rohren, die sich bereits 100 n. Chr. in Betrieb befanden. Allein in der Stadt Rom waren Rohrleitungen von circa 400 Kilometern Länge verlegt. Sie bestanden überwiegend aus dem heute als giftig bekannten Blei. Mit ihrem Trinkwasser nahmen die Römer jeden Tag ein Quäntchen dieses Schwermetalls auf.
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Info
Bei keramischen Gefäßen auf gute Qualität achten. Zweifelhafte Importware lieber nicht kaufen, wenn man sie für saure Lebensmittel oder für die Auf bewahrung von Essig vorgesehen hat. Saure Flüssigkeiten, vor allem Essig, nur in Gefäße aus Glas oder Porzellan füllen.

»Giftige« Gefäße

Bei den vornehmen Patriziern gesellte sich zur Schädlichkeit der Bleiwasserrohre noch eine weitere Giftquelle. Ihre Töpfe, Pfannen und Trinkkelche waren aus Metall mit einem sehr hohen Bleianteil gefertigt. Außerdem verwendeten sie wertvolle Keramik, die im Gegensatz zum billigen Steingut des einfa chen Volkes mit aufwändigen Bleiglasuren verziert war. Alle Säuren jedoch –