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Wolfgang Hätscher-Rosenbauer
Kleine Augenschule. Übungen und Tipps für gesundes und lebendiges Sehen Kompakt-Ratgeber
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-316-1
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-314-7, 1. Auflage 2016)
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Hinweis für die Leser:
Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.
Vorwort
Die Zeit, in der wir leben, wird auch als »Informationszeitalter« beschrieben. Immer mehr Informationen stehen uns weltweit in immer kürzerer Zeit zur Verfügung. Dabei werden diese Informationen – überwiegend durch die Augen vermittelt – durch visuelle Medien aufgenommen. Unsere Augen sind so die am meisten benutzten und häufig einseitig belasteten Sinnesorgane geworden.
Hängt es damit zusammen, dass nach neuesten Statistiken 90 Prozent aller Jugendlichen in Großstädten kurzsichtig sind? Dass weltweit 60 bis 70 Prozent aller Erwachsenen auf Sehhilfen angewiesen sind? Dass Augenkrankheiten zunehmen?
Ist dies der Preis, den unsere Augen für die hohe und einseitige Belastung beim Blicken auf Smartphones, Tablets, Laptops und Bildschirme aller Art zahlen müssen? Gibt es Möglichkeiten, einseitigen Belastungen der Augen entgegenzusteuern und der Ganzheit, der Natur des menschlichen Sehsinnes gerecht zu werden?
Wäre es nicht eine optimale Gesundheitsförderung, den Sehsinn ganzheitlich, seiner Natur nach zu begreifen, auf seine vorhandenen und ungenutzten Potenziale zu schauen und diese zu beleben und zu stärken, statt seine Schwächen oder Defekte einseitig mit künstlichen Sehhilfen zu korrigieren (was häufig zu weiter nachlassender Sehkraft führt)?
Dies ist das Anliegen der Augenschule. Dieses Buch möchte Ihnen Ihre Augen als »Wunderwerke der Natur« nahebringen und Ihnen verständlich machen, was diese für ein optimales Zusammenspiel aller am Sehvorgang beteiligten Funktionen und Qualitäten von Ihnen benötigen:
Tägliche Aufmerksamkeit, liebevolle Zuwendung, wirkungsvolle Entspannung, bewusste Unterstützung für die Vielfalt ihrer Aufgaben durch einfach zu erlernende, mühelos zu praktizierende Übungen, die leicht in den Alltag zu integrieren sind.
Ob Sie diese Übungen (zumindest einige davon) praktizieren, um Sehproblemen vorzubeugen oder aber vorhandene Sehschwächen zu mildern, spielt dabei kaum eine Rolle.
Die Augen – ein Kontaktorgan zur Innen- und Außenwelt
Denn die »kleine Augenschule« möchte die jeweils persönlich vorhandene Sehfähigkeit – und seien es geringe Sehreste auf der einen oder »Adleraugen« auf der anderen Seite – stärken und auf alle Sehfunktionen und Sehqualitäten hin optimieren, auch beispielsweise die Wahrnehmung der Leuchtkraft der Farben, die Weite und Offenheit des Gesichtsfeldes, die Bewegungs- und Dämmerungssehfähigkeit, die räumliche Sehfähigkeit, die optimale Nah-Fern-Einstellung der Augen sowie die innere Sehfähigkeit (visuelles Gedächtnis und bildhafte Vorstellung), um auf diese Weise den geschwächten und überlasteten Sehfunktionen neue Energie zu geben. Es werden vorhandene, im Alltag wenig genutzte Sehpotenziale angeregt und gestärkt und erschöpfte, belastete Sehfunktionen entlastet und harmonisiert.
Dieser ganzheitliche Ansatz der Augenschule ist erfahrungsgemäß viel wirkungsvoller, nachhaltiger und spannender als der Versuch, Schwächen zu bekämpfen oder »wegzutrainieren«. Er führt zu größeren Erfolgen und dazu, den Sehsinn als das wiederzuentdecken, was er seiner Natur nach ist: ein lebendiger, augenblickhafter Kontaktsinn zwischen Außenwelt und Innenwelt.
Oder wie der Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in seiner Farbenlehre sagt:
»In ihm (dem Auge) spiegelt sich von außen die Welt, von innen der Mensch. Die Totalität des Innern und Äußern wird durchs Auge vollendet.«
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Grundlagen
Was ist die Augenschule?
Das menschliche Auge
Wie ist die Augenschule aufgebaut?
Die Augenschule-Sehpyramide
Die Kernidee der Augenschule
Wie üben?
Das Acht-Tage-Programm
Das Acht-Wochen-Programm
Der Augenschule-Schnupperkurs
Die Augenschule als Selbsthilfeprogramm
Erster Tag/Erste Woche: Modul 1
Zweiter Tag/Zweite Woche: Modul 2
Dritter Tag/Dritte Woche: Modul 3
Vierter Tag/Vierte Woche: Modul 4
Fünfter Tag/Fünfte Woche: Modul 5
Sechster Tag/Sechste Woche: Modul 6
Siebter Tag/Siebte Woche: Modul 7
Achter Tag/Achte Woche: Modul 8
Gesundheitstipps für die Augen
Welche Vitamine brauchen Ihre Augen?
Augenakupressur
Augenbäder
Augenkissen
Die Augenschule im Alltag
Regelmäßiges Üben
Spontane gelegentliche Übungen
Gesunde Augen-Rituale
Die Augenschule-Sehtafeln
Modul 1 – Übung 2: Acht mal Acht
Modul 2 – Übung 3: Augenspaziergang im Labyrinth
Modul 3 – Übung 5: Lichtblüte
Modul 5 – Übung 4: Die magische Tafel
Modul 5 – Übung 4: Stereoskopisches Bild
Modul 6 – Übung 2: Rot-Baden
Modul 6 – Übung 2: Blau-Baden
Modul 6 – Übung 3: Nachbilder mit Blättern und Blüten erzeugen
Modul 7 – Übung 4: Im Bild spazieren gehen
Literatur
Register
Einleitung
Ich möchte mit einer Geschichte beginnen: meiner eigenen Seh-Geschichte.
Bevor meine Schulzeit begann, sah ich gut. Ich bekam meine erste Brille im ersten Schuljahr. Ich saß in einem dunklen Klassenzimmer einer Dorfschule mit mehr als 40 Mitschülern in der letzten Reihe. Ich strengte mich sehr an, um alles sehen zu können, was die Lehrerin an die Tafel schrieb. Irgendwann sah ich nur noch verschwommen und musste die Augen zusammenkneifen oder beim Nachbarn abgucken.
Der Lehrerin fiel das auf, und sie sagte zu meinen Eltern, dass ich zum Augenarzt gehen müsste. Der stellte fest, dass ich kurzsichtig war und eine Brille benötigte.
Die bekam ich vom Optiker gefertigt und mit der Bemerkung überreicht, dass ich sie immer schön brav tragen sollte – was ich auch gehorsam tat.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Welt durch Brillengläser zu betrachten: Einerseits war ich überwältigt davon, so gestochen scharf zu sehen, und fühlte mich damit in der Schule wieder sicher, ich bekam alles mit und wurde ein guter Schüler.
Auf der anderen Seite erlebte ich die Welt durch die Gläser wie abgetrennt von mir, jedenfalls am Anfang. Später gewöhnte ich mich daran.
Jedes Schuljahr – wenn ich Glück hatte, jedes zweite – brauchte ich eine stärkere Brille. Während der Pubertät kamen Ängste, ob das denn jemals aufhören oder ich irgendwann blind würde.
Als ich das Gymnasium beendete, hatte ich eine Glasstärke von -8 Dioptrien (1 Dioptrie bezeichnet die Fähigkeit einer lichtbrechenden Oberfläche, parallele Strahlen in 1 m Entfernung zusammenzuführen) und einen Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) auf beiden Augen.
Die Gläser waren noch nicht so leicht wie heute und die Brillenfassungen noch nicht so schick, von daher war ich froh, mir als Student Kontaktlinsen zuzulegen, die ich zum Glück sehr gut vertrug.
Ich war glücklich: Die dicken Gläser vor den Augen waren verschwunden, mein Gesichtsfeld war offener, und ich sah auch wieder räumlicher. Ich dachte, mein Sehproblem wäre gelöst. Leider vertrug ich die Kontaktlinsen nach einigen Jahren nicht mehr so gut, und die Sehkraft ließ auch weiterhin nach.
Da hörte ich zum ersten Mal durch einen Heilpraktiker von Dr. Bates, einem amerikanischen Augenarzt und Wissenschaftler, der eine Methode entwickelt hatte, die Sehfähigkeit zu verbessern.
Ich kaufte mir ein Buch über die Bates-Methode, aber die Übungen verlangten viel Zeit und Disziplin, und in meinem Berufsalltag hatte ich weder das eine noch das andere. Also trug ich weiterhin meine Kontaktlinsen.
Als ich Ende 20 war, beschloss ich, mir einen Jugendtraum zu erfüllen und mehr von der Welt zu sehen. Ich nahm eine Sabbatzeit und reiste nach Sri Lanka, eine Insel, auf die ich durch Reiseberichte von Forschern, die ich in der Unibibliothek las, neugierig geworden war.
Dort angekommen, vertrug ich meine Kontaktlinsen wieder einmal nicht mehr. Ich erinnerte mich an eine Aussage von Dr. Bates: Unter günstigen Bedingungen könne sich die Sehkraft auch von selbst ohne Sehhilfe erholen, und ich beschloss, dies auszuprobieren.
Bei -8 Dioptrien sieht man ab circa 15 cm von der Nasenspitze weg alles verschwommen.
Was mir half: Die Menschen auf Sri Lanka sind kontaktfreudig und kommen einem auch sehr nahe, was meiner Kurzsichtigkeit entgegenkam.
Ich hatte kein bestimmtes Ziel und folgte einem jungen Mann, der freundlich aussah und mir ein Zimmer anbot. Das Zimmer gehörte einer Bekannten, die eine kleine Batikmanufaktur in einem Städtchen an der Südküste ihr Eigen nannte.
Als ich von der Reise zurückkam, kam ich weitgehend ohne Brille zurecht. Ich sah zeitweise sogar gestochen scharf, ohne Sehhilfe. Wer mich von vorher kannte, konnte es kaum glauben.
Nach einiger Zeit brauchte ich wieder eine Brille, die aber mehr als drei Dioptrien schwächer war.
Bates hatte recht: Unter günstigen Bedingungen, wie ich sie auf meiner Reise gefunden hatte, konnte sich nicht nur meine Sehschärfe erheblich verbessern (was bis heute geblieben ist), auch meine räumliche Sehfähigkeit hat zugenommen, wie auch alle anderen Sehfunktionen und Sehqualitäten: mein Farbensehen, meine Dämmerungssehfähigkeit, mein visuelles Gedächtnis.
Das hat mein Leben erheblich bereichert und geprägt. Ich bin danach nicht nur ein begeisterter Sehforscher und Sehlehrer geworden, sondern habe im Batikatelier auf Sri Lanka auch meine künstlerische Imaginationskraft entdeckt (durch eine intuitive Sehweise ohne Brille) und später als Bildhauer verwirklicht.