Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche National- bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.dnb.de.


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.


© 2017 by Fabulus-Verlag, Tanja Höfliger, 


Fellbach Illustrationen: Horst Hellmeier, Wien

Umschlaggestaltung, Satz und Herstellung: r2 | röger & röttenbacher, büro für gestaltung,

Leonberg

Druck und Bindearbeiten: CPI books GmbH, Leck  Printed in Germany


ISBN Print: 978-3-944788-55-5

ISBN EBOOK: 978-3-944788-54-8


Besuchen Sie uns im Internet unter: www.fabulus-verlag.de

Für Joshua und Elias

In der Eiswüste

Es war ein kalter Wintermorgen tief in der Antarktis, ganz nah am Südpol. Ein grimmiger Wind trieb die Schneeflocken über die karge Eiswüste, so dass die naheliegenden Gebirge nur als dunkle Schatten zu erkennen waren. Vom ewigen Frost war der Boden steinhart, und der Sturm, der meistens blies, hatte in die Schneedecke ein wellenförmiges Muster gezeichnet. Nichts deutete darauf hin, dass hier draußen Leben existierte, und nirgendwo auf dem Erdball war es kälter als hier. Doch durch die umherwirbelnden Schneeflocken war in der Ferne ein dunkler Fleck zu erkennen. Eine Schar Pinguine stand mitten in der weißen Landschaft und trotzte dem eisigen Wind. Eng drückten sich die Tiere aneinander. Die Mütter bildeten eine äußere Mauer, um ihre Kinder vor dem Erfrieren zu schützen.

„Mir ist kalt!!!“, rief plötzlich eine Stimme in das Heulen des Windes hinein.

„Verdammt noch mal, hier ist es eiskalt! Aber ihr steht immer nur herum, glotzt und tut nichts! Ich hab den Schnabel voll, ich hau ab und geh dahin, wo es wärmer ist!“


Es entstand Unruhe in der Pinguinschar.

„Wer war das?“, fragte ein alter Pinguin. „Wer ruft so einen Unsinn durch die Gegend?“


„Ich!“, antwortete die Stimme, die sich wieder etwas beruhigt hatte.

„Wer ist ich?“

„Pokki.“

„Pokki“, wiederholte der alte Pinguin. „Das hätte ich mir fast denken können. Du willst ja auch immer alles besser wissen, wenn wir Alten euch Jungen etwas erklären. Und jetzt rufst du so einen Unsinn durch die Gegend.“

„Das ist kein Unsinn, sondern mein voller Ernst.“

„Ach was, Unsinn ist das“, wiederholte der alte Pinguin. „Hier ist unser Platz und nirgendwo ist es wärmer als hier.“

„Doch!“

Die Unruhe unter den Pinguinen wuchs.

„Woher willst denn ausgerechnet du wissen, dass es irgendwo wärmer ist als hier?“

Pokkis Antwort kam prompt: „Von Emilia.“

Der alte Pinguin war überrascht. „Emilia? Von welcher Emilia? Wer soll das sein?“

„Emilia ist meine Freundin“, antwortete Pokki.

„Sie hat mir erzählt, dass es Länder gibt, in denen es immer schön warm ist.“

„Und woher will diese Emilia das wissen?“

„Weil sie ein Albatros ist und weil sie schon dort war!“, rief Pokki. „Und ... und ich werde auch dorthin gehen.“

„Und, und, und ... du Dummkopf!“, schimpfte der alte Pinguin. „Diese Emilia ist keine Freundin. Sie will dich nur von uns weglocken, damit sie dich packen und verschlingen kann.“

„Das ist nicht wahr!“, rief Pokki und drängelte sich zwischen den Pinguinen hindurch.

„Das sagst du nur, damit ich Angst bekommen und hier bleiben soll. Aber ich werde nicht hier in dieser Kälte bleiben, ich gehe, und zwar sofort!

Er watschelte davon und ließ sich auch durch die vielen Rufe der anderen nicht aufhalten.

Jetzt geht’s los!