Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über www.dnb.de abrufbar.
© 2018 Dietmar Schumacher
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783748104612
Als echter Westerwälder Bub bin ich 1951 auf die Welt gekommen und in Breitscheidt und Wissen aufgewachsen. Schon in der Schule habe ich ständig irgendetwas gekritzelt und gemalt, auf die Tafel, ins Heft, meist im Unterricht. Während mein Volksschullehrer in Breitscheidt keine Einwände hatte, waren die Lehrer in Wissen wesentlich negativer gegenüber meinen Malversuchen eingestellt. Die Berufsprognose dieser Lehrer für mich war vernichtend.
Erst mein Kunstlehrer in der Oberstufe erkannte gewisse künstlerische Fähigkeiten und riet mir, das Studium der Graphik aufzunehmen. Als ich meine Eltern mit diesem Vorschlag konfrontierte, gab es ungeahnten Widerstand: „Kunst ist ein brotloses Gewerbe, mit dem man keine Familie ernähren kann!“
Letztendlich wurde ich Lehrer, kritzelte während des Studiums ungestört, nahm während der Lehrerausbildung und später in Konferenzen und zahlreichen Weiterbildungen meine „gestalterischen“ Neigungen wieder auf und baute sie während der unzähligen Schulleitertreffen sowie anderer dienstlicher Termine und Unterrichtsbesuche aus. Auch die kommunalpolitischen Sitzungen waren für meine künstlerische Entwicklung sehr ertragreich.
Beim Aufräumen und Ausmisten nach meiner Pensionierung als Schulleiter der IGS-Hamm/Sieg fand ich in unzähligen Ordnern meine „Werke“ wieder und setzte einige bereits in Linolschnitte um. Viele werden noch folgen, denn sie sind Dokumente gesellschaftlicher und pädagogischer Entwicklungen.
Heute weiß ich, dass ich „Kritzeleien“ benötigte, um das Gehörte situativ und zusammenhängend einzuordnen. Ich male und höre, ich sehe Farben und Formen und ordne sie Gehörtem zu. Ich verbinde Gekritzeltes mit Gehörtem. Ich lerne, indem ich male.
Nach einigen ersten Versuchen mit großformatigen Aquarellbildern auf Leinwand habe ich erleben müssen, wie diese Bilder besondere Fresslust bei den gemeinen Stubenfliegen auslösten.
Die Farben „rot“, „gelb“ und „blau“ wurden und werden angenagt; vielleicht eine bisher kaum beachtete Erkenntnis zur Farberkennung der Fliegen.
Die weggefressenen Stellen kann man übermalen, die multispektralen Scheißhäufchen aber nicht. Die sehr resistenten Kotreste lassen sich nur mit schweren kollateralen Schäden für die Bilder entfernen.
Vielleicht stelle ich die angenagten Bilder irgendwann in einer gesonderten Ausstellung mit dem Titel „Beschissen“ aus.
Aber das war nicht der eigentliche Grund, die Technik zu verändern. Ich erinnerte mich an die vielfältigen Möglichkeiten, mit Drucken gewollte Gedanken zu vermitteln. Beim Aufräumen fand ich eigene Linoldrucke aus meiner Schulzeit und Entwürfe, die ich als Lehrer gemacht hatte. Seit 2013 schneide ich wieder Linoleum, drucke die Schnitte auf unterschiedliche Medien, höre dabei meist Radio und behalte nahezu alles, was mich interessiert.
Ich entschied mich für den Linoldruck, weil man dort „klare Kante“ zeigen kann. Ich experimentierte und entdeckte für mich die Technik, einen Linolschnitt so zu gestalten, dass er im Nachhinein koloriert werden kann. Drucke mit verlorener Platte sind für mich derzeit nicht möglich, weil ich bisher keine Druckpresse besitze und alle Drucke per Handabzug erstelle. Beim Druck mit verlorener Platte, auch Eliminationsdruck genannt, sind je nach Motiv für unterschiedliche Farben getrennte Druckvorgänge notwendig. Hier ist eine hohe Präzision gefragt, die mit einer Druckpresse erreicht werden kann, beim Handabzug allerdings nicht.
Die Abgrenzung durch das gedruckte „Schwarz“ ermöglicht interessante und vielfältige Gestaltungsmöglichkeit durch und mit Farben. Einige Farben kämpfen, durch das Schwarz getrennt, gegeneinander und versuchen Vormacht zu erringen, andere verbiegen die nebenliegende Farbe und es gibt auch welche, die sich selbst und andere Farben in die Tiefe ziehen oder sich über andere erheben.
Meine Bilder hängen überall in meinem Haus, wenn sie nicht verkauft oder verschenkt sind. Jeden Tag sehen sie anders aus, weil jeden Tag ein anderes Licht vorherrscht. Faszinierend ist zu sehen, dass es auch Farben gibt, die sich, nebeneinander liegend, bei unterschiedlichen Lichteinfällen oder beim längeren Hinsehen verändern.
Schauen Sie einfach auf die Bilder, die ich Ihnen in dieser Broschüre zeige, und lassen Sie die Farben auf sich wirken. Es sind nicht die Farben, die Sie täuschen werden, es sind alleine Ihre Sehnerven und Ihr Gehirn, die Sie manipulieren. Wenn nichts geschieht, sollten Sie den Augenarzt Ihres Vertrauens aufsuchen.