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Satz:Gerfrid Arnold
Einbandgestaltung:Gerfrid Arnold
Einbandvorlage:Hans Hermann, 1590
Pläne, Skizzen, Fotos: Gerfrid Arnold (soweit nicht anders angegeben)
© 2014 Gerfrid Arnold
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7357-5265-9
Kein anderes Baudenkmal prägt die Stadt Dinkelsbühl mehr als die Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen. Dienten solche historische Befestigungsanlagen ursprünglich zum Schutz vor Angreifern, wurden sie zunehmend Merkmal einer Stadt oder eines Marktes. In der heutigen Zeit stehen sie für unsere gedankliche und räumliche Größe der Altstadt. Fahren wir durch eines der Tore stadteinwärts, fangen die Reifen auf dem Kopfsteinpflaster an zu klappern, die Häuser bekommen mehr Fachwerk, alle historischen Sehenswürdigkeiten sind in sichtbarer Nähe und die Gassen werden enger.
Die Stadtmauer mit ihren 27 Toren und Türmen sowie ihren Wall- und Grabenanlagen ist auch das am meisten fotografierte Baudenkmal bei Besuchern und Touristen. Die Relikte der früheren Stadtbefestigung wie Wachtürme, Zwingerbauten, Wehrtürme, Zollhäuschen, verschiedene Weiher und Wege tragen dazu bei, dass die Stadt ein Kulturdenkmal von europäischem Rang ist.
Diese Vielfalt an Bauwerken und deren historische Entwicklungen zeigt das vorliegende Buch “Stadtbefestigung“ von Herrn Gerfrid Arnold, Stadtarchivar der Stadt Dinkelsbühl. Es reiht sich als Band 5 an die bereits von ihm erschienenen Bücher der Chronik Dinkelsbühl. Ein unschätzbar großes Wissen von Chronisten wurde aus Rechnungen, aus Protokollen und aus zahllosen Publikationen wurde in mühevoller Kleinstarbeit im Stadtarchiv zusammengetragen und gebündelt. Entstanden sind fünf Werke, welche die Stadtgeschichte und Stadtarchitektur Dinkelsbühls textlich und mit zahlreichen Abbildungen bestens veranschaulichen. Dafür einen großen Dank dem Autor Gerfrid Arnold.
Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich viele neue Erkenntnisse und eine interessante Lektüre.
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer
Geboren am 8. März 1944 in Wien, Kindheit in Niederbayern im Landkreis Vilsbiburg, Jugendzeit in Nürnberg. Volksschullehrer in Dinkelsbühl von 1972 bis 2005.
Ehrenamtlicher Stadtarchivar der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl ab 2005; Schriftleiter von „Alt-Dinkelsbühl, Mitteilungen aus der Geschichte Dinkelsbühls und seiner Umgebung“, Beilage der Fränkischen Landeszeitung seit 2006.
Mitglied der Gesellschaft für Archäologie in Bayern seit Gründung 1980. Mitglied im Historischen Verein Alt-Dinkelsbühl e. V. seit 1981. Konservator im Historischen Museum des Historischen Vereins Alt-Dinkelsbühl 1988 bis 1993. Vereinsarchivar im Historischen Verein Alt-Dinkelsbühl ab 2006.
Mitglied im Arbeitskreis „Jüdisches Leben in der Region Hesselberg“ seit Gründung 2007.
Ehrennadel des Verbandes Bayerische Geschichtsvereine, 2011.
Verstreute geschichtliche Veröffentlichungen seit 1988 in der Fränkischen Landeszeitung, Zeitschriften, Jahrbüchern und Buchbeiträgen. Eigene Buchpublikationen siehe letzte Seiten.
Selfie, September 2014
Die Bände 1 bis 4 der Chronik Dinkelsbühl zeigen die politische Entfaltung und rekonstruierte Befestigung des Königshofs, der Königs- und Stauferstadt und nachmaligen Reichsstadt Dinkelsbühl auf, die nach dem Handwerkeraufstand im Frühjahr 1387 zu einer von Patriziern und Zünften gemeinsam regierten Stadtrepublik aufstieg. Im Band 5 werden zuerst die mittelalterlichen Verteidigungsanlagen der Frühzeit bis 1372 als Zusammenfassung dargeboten und danach die Entwicklung bis in die Gegenwart beschrieben: Wall und Graben, die Zwinger und deren Stände, die Innere und Äußere Stadtmauer mit ihren Türmen bzw. Basteien, die Inneren Stadttore und deren Torbastionen samt Äußeren Tortürmen. Den Text veranschaulichen über 250 Abbildungen.
Zur Dinkelsbühler Stadtbefestigung liegen bisher spärliche Publikationen vor. Selbst über den weitgehend erhalten gebliebenen Inneren Mauergürtel sind nur kurze Ausführungen zu finden, wobei die Veröffentlichungen von August Gebeßler 1962, Helmut Gebhard 1969 und August Gabler 1986 auf den 27-seitigen Beitrag Wilhelm Reuleins „Dinkelsbühls Wehranlagen“ von 1954 zurückgreifen, veröffentlicht in der Zeitungsbeilage Alt-Dinkelsbühl.
Im vorliegenden Band konnten Stadtbaumeister Max Neesers Notizbücher und der 2. Teil seiner handschriftlichen „Stadtgeschichte Dinkelsbühl“ ausgewertet werden. Anfang des vorigen Jahrhunderts entstanden, wurden sie vor über einem Jahrzehnt dem Stadtarchiv übergeben. Daten zum frühen 19. Jahrhundert stammen u.a. vom zeitgenössischen Chronisten Johann Matthäus Metzger, dessen Mitteilungen verstreut zugänglich sind. Auch sämtliche Bildquellen, einschließlich der neuerdings bekannt gewordenen, wurden eingearbeitet. Darüber hinaus wurden Angaben aus den Akten, Stadtkammerrechnungen und Ratsprotokollen des Stadtarchivs Dinkelsbühl eingefügt.
Im Band 5 der Chronik Dinkelsbühl wird das gesamte Befestigungswerk von den Anfängen eines Königshofs bis ins 21. Jahrhundert dargestellt. Die größtenteils abgegangenen Äußeren Verteidigungsanlagen sind ebenso aufgenommen wie die verschwundenen Teile der Inneren Stadtbefestigung. Mit einer Fülle fundierter Daten und neuer Erkenntnisse konnte das lokale Forschungsgebiet „Stadtbefestigung“ auf den heute gültigen Wissensstand gebracht werden.
Mein herzlicher Dank gilt Frau Isgart Erhard, Mitarbeiterin im Stadtarchiv, für ihre sachkundigen Hinweise und das Lektorat.
Dinkelsbühl zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs: Die Türme der Inneren Stadtmauer und der Äußeren Stadtbefestigung mit Torbastionen - ohne Zwingerstände und Zwingerbasteien.
AmTü | Am Türlein |
ÄuNöToTu | Äußerer Nördlinger Torturm |
ÄuRoToTu | Äußerer Rothenburger Torturm |
ÄuSeTu | Äußerer Segringer Turm |
ÄuWöToTu | Äußerer Wörnitztorturm |
BaFe | Bauernfeind |
BäTu | Bäuerlinsturm |
BeTu | Berlinsturm |
BlTo | Bleichtor |
DaTu | Dalkinger Turm |
DöTu | Dönersturm |
DrgTu | Dreigangsturm |
DrkTu | Dreikönigsturm |
FaTu | Faulturm |
GrTu | Grüner Turm |
GiTo | Gigertor |
HaTu | Hagelsturm |
HayTu | Haymersturm |
HenTü | Henkerstürmlein |
HerTu | Hertleinsturm |
KlBa | Kleine Bastei |
KrTu | Krugsturm |
MeTu | Melberturm |
NöToTu | Nördlinger Torturm |
NüTö | Nürnberger Törlein |
RaTu | Radstattturm (2) |
RoToTu | Rothenburger Torturm |
SaTu | Salwartenturm |
SchBa | Schanzbastei |
SeBaEcSt | Segringer Basteieckstand |
SeBaEcTu | Segringer Basteieckturm |
SeToTu | Segringer Torturm |
TuamHo | Turm am Hospitalbad (2) |
TubeimSe | Turm beim Seelhaus |
WäTu | Wächterturm |
WeTu | Weißer Turm |
WöBa | Wörnitzbastei |
WöToTu | Wörnitztorturm |
Die ehemalige Reichsstadt Dinkelsbühl war 1806 aus preußischem Besitz unter die Landeshoheit des Königreichs Bayern gekommen. Die finanziellen Mittel der kleinen Landstadt ließ den baulichen Erhalt ruinöser Teile der „überflüssigen“ Stadtbefestigung nicht rechtfertigen. Der Abbruch schritt in den Außenbereichen voran, die Torbastionen fielen. Auch der Wehrgang war schon nahezu abgebrochen, als die denkmalpflegerische Gesetzgebung König Ludwig I. von 1826 eine weitere Zerstörung verbot.
Dennoch musste die für Dinkelsbühl zuständige Regierung des Kreises Mittelfranken einschreiten: Der Magistrat hatte 1840 den Abbruch des Wehrgangs zwischen Segringer Tor und Grünem Turm nicht von der Regierung genehmigen lassen. So erhielt die Stadt am 4. Februar 1843 „Im Namen seiner Majestät des Königs“ einen mahnenden Brief der Regierung von Ansbach, Kammer des Innern, in dem auf die städtebauliche Verantwortung verwiesen wird:
„Da übrigens Dinkelsbühl keineswegs eine offene Stadt ist, indem der größte Teil der Ringmauern noch besteht und mit vielen schönen Türmen geziert ist, so wird dem Magistrat, unter persönlicher Verantwortlichkeit seines Vorstandes, die geordnete bauliche Erhaltung und Unterhaltung dieser Mauern und Türme hiemit zur strengsten Pflicht gemacht.“01
01 Akten IX A 4, 18.
Zur Erforschung der Befestigungsanlagen Dinkelsbühls können bildliche Überlieferungen hilfreich sein. Allerdings sind sie in ihrer Genauigkeit und Zuverlässigkeit eingeschränkt, da zu ihrer Entstehungszeit die Wirklichkeit nicht fotografisch, sondern in typischen Wesensmerkmalen erfasst wurde. Abgesehen von Perspektive und Größenverhältnissen wurde manches weggelassen, hinzugefügt oder übertrieben dargestellt. Zudem diente der verbreitete Kupferstich von Matthäus Merian verschiedenen Künstlern als Vorlage, ohne selbst in Dinkelsbühl gewesen zu sein. Bei der Bewertung der Aussagekraft ist auch der Zweck ihrer Entstehung von Bedeutung. Dennoch sind sie wertvolle Informationsquellen, insbesondere für inzwischen verschwundene Bauten der Wehranlage.
Der Augenschein-Abriss der Gemarkung, 1579 (textdatiert), ist die älteste Ansicht der Reichsstadt Dinkelsbühl. Er hatte den juristischen Zweck, eine Klage gegen den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zu untermauern und wurde im Auftrag der Stadt angefertigt, um die Gerichtshoheit ihres Territoriums zu belegen. Die farbige Bildkarte des Bürgers Wolf Steudlin zeigt Dinkelsbühl in der Vogelschau von der Höhe Sittlingen/St. Ulrich (Südansicht). Sie wollte einen Frevelort innerhalb der reichsstädtischen Gebietsgrenze aufzeigen und nicht die Stadtbefestigung detailliert abbilden. So fehlen der doppelte Stadtgraben samt Zwinger und ihren Ständen, auch manche Türme an der Wörnitzseite. Einige Einzelheiten: Der Hagelsturm ist irrig als prächtiger Torturm dargestellt, der Weiße Turm wirkt wie ein Torturm, der Dönersturm ist richtig als kleiner Viereckturm dargestellt, der Haymersturm als großer Rundturm, das Segringer Tor hat einen Turmvorbau, aber keine Torbastion, zwischen Grünem Turm und Faulturm ist ein Rundturm eingeschoben, die Mauer der Äußeren Stadtbefestigung zwischen Melberturm und viereckiger Wörnitzbastei ist im Bau. Zu sehen sind ein mächtiger Rundturm am Hospitalbad, das Henkerstürmlein, die Stadtmühle als Fachwerkbau und ohne Mühlradstatt, der Wehrgang von der Mühle zum Nördlinger Turmzwinger sowie ein falsch platzierter Äußerer Nördlinger Torturm samt angedeuteter rechteckiger Umbauung.
Literatur: Von der gemalten Landschaft zum vermessenen Land, Ausstellung des Bay. Hauptstaatsarchiv, 2006, 17-109.
Abbildung: Ebenda, 108.
Aufbewahrung: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plansammlung 21392.
Bildquelle 1: Augenschein-Abriss von Steudlin, 1579.
Der Augenschein-Abriss der Gemarkung, 1586 (textdatiert), der Reichsstadt Dinkelsbühl zeigt die Stadt in der Vogelschau von der Höhe Sittlingen/St. Ulrich (Südansicht). Die farbige Bildkarte hatte einen juristischen Zweck und wurde wegen eines Streits um die Gerichtshoheit zwischen Dinkelsbühl und der Grafschaft Oettingen angefertigt. Sie sollte den von einer Kommission besichtigten Grenzverlauf des Stadtgebiets darstellen, nicht die Stadtbefestigung. Beispielweise fehlen die Stadtgräben und Zwinger samt deren Ständen, dagegen ist die Torbastion des Segringer Tors angedeutet. Auffällig sind u.a. die fehlenden Türme an der Wörnitzseite. Dargestellt ist der Bäuerlinsturm mit Fachwerkgeschoss, es folgen zwei Türmchen bis zur Stadtmühle, die Mühlradstatt fehlt. Der Äußere Nördlinger Torturm mit Umbauung und das Zollhäuschen sind gut erkennbar. Der Abriss wird dem Dinkelsbühler Bürger und Maler Hans Hermann zugeschrieben.
Literatur: Schnurrer, Ludwig: Das Territorium der Reichsstadt Dinkelsbühl. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, 1962/63, 55-86. – Fleischmann, Peter: Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg bis 1806, 1998, 92 f.
Abbildung (Detail): Rummel/Möslang (Hrsg.): 500 Jahre St. Georg in Dinkelsbühl, 1999, n. 40.
Aufbewahrung: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plansammlung 8124.
Bildquelle 2: Augenschein-Abriss von Hermann, 1586.
Der Augenschein-Abriss der Gemarkung, 1590 (textdatiert), der Reichsstadt Dinkelsbühl stammt ebenfalls vom Bürger und Maler Hans Hermann, angefertigt für einen juristischen Zweck. Erneut wurde nach Besichtigung der Gemarkungsgrenze wegen eines Frevels auf Dinkelsbühler Territorium ein Vogelschaubild angefertigt (Südansicht). Der Prozess wurde gegen die Grafen von Oettingen geführt, die sich die Gerichtshoheit bis zum Äußeren Stadtgraben anmaßten. Die farbige Bildkarte ist schärfer gezeichnet als die vorherige. U.a. ist der Turm am Hospitalbad mit dortigem Mauerknick zu sehen, dagegen fehlen zwischen Wörnitztor und Nördlinger Tor zwei Türme. Die Stadtmühle ist als Fachwerkbau mit dem Turm Am Türlein, aber ohne Radstatt und Radstatttürme abgebildet. Der Äußere Nördlinger Torturm, falsch platziert, zeigt richtig seine rechteckige Umbauung.
Literatur: Schnurrer, Ludwig: Das Territorium der Reichsstadt Dinkelsbühl. In: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, 1962/63, 55-86. – Von der gemalten Landschaft zum vermessenen Land, Ausstellung des Bay. Hauptstaatsarchiv, 2006, 104-106.
Abbildung: Ebenda, 104. – Gabler, August: Die alemannische und fränkische Besiedlung der Hesselberglandschaft, 1961, Tafel II.
Aufbewahrung: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Plansammlung 10295.
Bildquelle 3: Augenschein-Abriss von Hermann, 1590.
Die schwedische Militärkarte „Dünckelspüchel in Schwaben“, 1632/1634 (neu datiert), stammt aus der ersten schwedischen Besatzungszeit und wurde wohl vor dem Abzug angelegt. Es ist die älteste zweidimensionale Karte Dinkelsbühls – keine Landschaftsansicht. Ohne Gebäude im Stadtinneren hatte sie den militärischen Zweck, die komplette Festung Dinkelsbühl mit ihren Verteidigungsanlagen und Brücken zu erfassen. Der Maßstab ist etwa 1:5500, wobei die Stadtlänge zu kurz geraten ist, was zu einer Verzerrung der Wörnitzseite führt. Auffällig ist insbesondere: Am Rothenburger Weiher fehlt die Äußere Stadtmauer zwischen sog. Parkwächterhaus und Loderweg, der Äußere Graben fehlt von der viereckig gezeichneten Wörnitzbastei bis zum Abfall-Graben an der Luitpoldstraße. Am Abschluss des Spitalzwingers fehlt der große Rundturm, die beiden Hausreihen der Wörnitzvorstadt liegen irrig hinter dem Bleichtor. Der Dreigangsturm fehlt, der Stadtmaueranschluss an der Stadtmühlecke ist falsch. Vorhanden sind die Inselschanze, die Nördlinger Torbastion und die Segringer Torbastion. Dennoch ist die Militärkarte eine wertvolle Darstellung der Stadtbefestigung.
Literatur: Arnold, Gerfrid: Eine unbekannte Militärkarte der schwedischen Besatzung Dinkelsbühls 1632-1634. In: Alt-Dinkelsbühl 2010, 17-23.
Abbildung (Ausschnitt): Ebenda, 18.
Aufbewahrung: Kriegsarchiv Schweden, Nr. 0406:25:050:001; Foto im Stadtarchiv.
Das Altarblatt Allerheiligen von 1642 (altardatiert) zeigt Dinkelsbühl verhältnismäßig klein, dem Künstler ging es um die religiöse Bildaussage. Die Stadt ist vereinfacht und von der Höhe der Bechhofener Straße abgebildet (Nordostansicht). Diese Ansicht wurde von nachkommenden Künstlern gern gewählt. Das Altarblatt wird dem Dinkelsbühler Maler und späteren Bürgermeister Sebastian Reigel zugeschrieben, der als Einheimischer seine Ortskenntnis einbrachte. Interessant sind u.a. die Äußere Stadtmauer zwischen Faulturm und Bauernfeind, der ältere Äußere Rothenburger Torturm, der viereckige Melberturm, der Platz des Rundturms am Hospitalbad beim Unteren Spitaltor und der Äußere Wörnitztorturm mit rundem Treppenturm, der selten dargestellt ist. Die Stadtmühle zeigt die richtige Giebelstellung und beide Radstatttürme, ebenso realistisch ist die Inselschanze zu sehen.
Literatur: Helmberger, Werner: Sebastian Reigel, Allerheiligenbild mit Stadtansicht von Dinkelsbühl, 1642. In: Rummel/Möslang (Hrsg.): 500 Jahre St. Georg in Dinkelsbühl, 1999, 26-28. – Abbildung: Ebenda, n. 40.
Aufbewahrung: Münster St. Georg über dem Nordost-Portal neben der Sakristei.
Bildquelle 4: Schwedische Militärkarte, 1632/1634.
Bildquelle 5: Altarblatt Allerheiligen von Reigel, 1642.
Der Kupferstich „Dünckelsbühel“ von Matthäus Merian, 1643 (buchdatiert), erschienen in der „Topographia Sueviae“, hatte den kommerziellen Zweck, eine attraktive Stadtansicht anzufertigen. Die Stadt wird von der Höhe der Bechhofener Straße aus gezeigt (Nordostansicht). Möglicherweise orientierte sich der aufnehmende Zeichner am 1642 gemalten Allerheiligenbild Reigels in der Pfarrkirche St. Georg. Erstmals richtig dargestellt ist bei Merian die Lage des Rundturms am Hospitalbad in der Spitalbastei. Bei Merian ist die Gesamtbefestigung gut erfasst, die Türme sind aber dekorativ überhöht und Einzelheiten nicht exakt. Er bildet die Äußere Stadtmauer am Rothenburger Weiher zwischen sog. Parkwächterhaus und Bauernfeind (am Loderweg) mit Wassertor und Wehrgang ab. Grobe Ungenauigkeiten sind vor allem der fehlende runde Treppenturm am Äußeren Wörnitztor, ein zweiter Straßenzug in der Wörnitzvorstadt, die Giebelstellung der Stadtmühle, auch die übertriebene Mauerbefestigung der Inselschanze, die ruinöse Friedhofskirche St. Leonhard ist um 90 Grad gedreht. Richtig gezeigt wird dagegen der seinerzeit niedrigere Segringer Torturm mit damaligem Satteldach. Merians weit verbreitetes Werk wurde von nachkommenden Künstlern als Vorlage benutzt. Sie waren wohl nicht in Dinkelsbühl und kopierten dessen Fehler.
Text abgedruckt bei: Erhard, Ernst-Otto: Dinkelsbühler Gästebuch. Texte aus vier Jahrhunderten, 2001, 9-11.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 6: Merian, 1643.
Die französische Vedute „Dunctelsbuhel“ in der Kartusche von de Beaulieu, 1645 (bezeichnet), erschienen um 1650, ist auf dem Plan der Schlachtordnung bei Alerheim/Nördlingen (3. August 1645) zu sehen. Das propagandistische Erinnerungsblatt des Ingenieurs und Geografen de Beaulieu wurde von Cochin gestochen. Die Dinkelsbühl-Ansicht in der Kartusche stimmt nahezu exakt mit Merians Kupferstich überein, ergänzt mit dekorativer, militärischer Vordergrund-Staffage aus Reitern und Fußvolk.
Aufbewahrung: Kopie im Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 7: Kartusche von de Beaulieu, 1645.
Die französische Belagerungskarte „Plan de la Ville de Dinckespuhel“ von de Beaulieu, 1645 (bezeichnet), erschienen um 1650, stellt die Truppenaufstellung in der Dinkelsbühler Landschaft (19.-26. August 1645) dar und hatte einen überwiegend dekorativen Zweck. Der Ingenieur und Geograf de Beaulieu zeigt in seinem Erinnerungsblatt der ruhmreichen Einnahme Dinkelsbühls eine Vordergrund-Staffage mit illustrem Militär: Der von den Bayern in der Schlacht bei Alerheim/Nördlingen gefangen genommene und ausgetauschte Marschall de Granmont begrüßt seinen Oberbefehlshaber Prinz Louis II. Herzog von Bourbon-Anghien. Die Dinkelsbühler Stadtbefestigung ist lediglich schematisch erfasst und stimmt so gut wie nicht mit der Wirklichkeit überein.
Literatur: Arnold, Gerfrid: Stadtbelagerung vor 350 Jahren. In: Fränkische Landeszeitung, 27.11.1995.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 8: Belagerungskarte von de Beaulieu, 1645.
Der Belagerungsabriss „Dünckelspill“ von Carl Henric de Osten, 1648 (bezeichnet), 1652 erschienen im Theatrum Europäum von J. Ph. Abelius, war ein Erinnerungsblatt der ruhmreichen Eroberung der Reichsstadt Dinkelsbühl für den Generalquartiermeister Cornelius van den Busch. De Osten wählte eine hohe Vogelperspektive von Segringen her, da die Beschießung der Stadt an der Bergseite erfolgte (Südwestansicht). Die Ansicht zeigt die Befestigungsanlage unter militärischen Gesichtspunkten, die Innenstadt blieb deshalb ohne Gebäude. Seine Darstellung ist nicht fehlerlos: Der viereckige Dönersturm und der viereckige Dreikönigsturm sind als Rundtürme zu sehen. Die Darstellung der Wallbefestigung zwischen Hippenweiher und Rothenburger Weiher mit vier Brücken ist unwahrscheinlich. Am Platz des Henkerstürmleins ist der Bäuerlinsturm gezeichnet, dessen eigentlicher Platz leer bleibt. Der Äußere Nördlinger Torturm und der Segringer Turmzwinger zeigen fälschlich Staffelgiebel. Der Abfluss des Mühlgrabens fehlt, das Stellhäuslein steht beim Großen Abfall u.a.m. – Der Stich war um 1920 Grundlage für die „Große Stadtschaue“ im Haus der Geschichte.
Literatur: Reulein, Wilhelm: Dinkelsbühls Wehranlagen. In: Alt-Dinkelsbühl 1954, 47-49. Der Kupferstecher Carl Henric de Osten wurde bislang mit Rittmeister/Kapitänleutnant Andreas von der Osten verwechselt, der 1632 in Dinkelsbühl Kommandant war. Das „Ingen.“ der Bildsignatur bezeichnet C. H. de Osten als Entwerfer, bisher irrig als Ingenieur oder Ingenieurleutnant gedeutet. Abbildung: Bogenberger, Walter/Vogel, Michael: Dinkelsbühl, 1983.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 9: Belagerungsabriss von Carl Henric de Osten, 1648.
Das Stadtgemälde von Johann Ferdinand Freyhardt, 1672, restauriert von H.B. 1833 (tradierte Bezeichnung), zeigt eine groß angelegte Stadtkulisse aus bausteinartig gemalten Gebäuden, die an Reigels Altarblatt Allerheiligen von 1642 erinnert. Das Ölbild wurde im vorigen Jahrhundert aufgezogen und die Signatur „Gemalt von j. F F 1672 / Restauriert von / HB. 1833“ auf der Rückseite vermerkt. Der Dinkelsbühler Maler Johann Ferdinand Freyhardt (1656 -?) ist bislang mit Werken von 1696 bis 1710 nachweisbar gewesen. In seinem Jugendwerk orientiert er sich an Merians Kupferstich von 1643 mit Blick von der Bechhofener Straße her (Nordostansicht) und belebt sie mit Personen und Tieren. Einige Unterschiede zu Merian: Freyhardt zeigt keine Mauerbefestigung auf der Inselschanze und bildet erstmals die Häuser an der Feuchtwanger Straße und die als Knüppeldamm befestigte Luitpoldstraße ab. Er stellt zeitstimmig den nach dem 30-jährigen Krieg neu aufgebauten Äußeren Rothenburger Torturm mit Zeltdach und den Segringer Torturm mit Welscher Haube (1660) dar, das vermutlich 1632 abgerissene Farbhaus nicht mehr. Der gotische Dachreiter der Karmeliterklosterkirche fehlt, stattdessen hat die Kirche einen hohen Seitenturm mit Barockhaube. An der Äußeren Stadtmauer steht der Säuturm (Melberturm) als Viereckturm irrig stadtseitig, der Turmzwinger des Inneren (heutigen) Wörnitztors fehlt. Die zwischen Wörnitz und Luitpoldstraße stehenden Gartenhäuser wurden im 30-jährigen Krieg niedergebrannt und sind nicht wieder aufgebaut. Das nach Freyhardts Zeit erbaute auffällige Barockanwesen im Obstgarten an der Luitpoldstraße malte er zeitstimmig noch nicht.
Bei der Restaurierung des Gemäldes im Jahr 1833 wurde der Segringer Torturm vermutlich übermalt. Da als einziger J. E. Belling in seiner Dinkelsbühler Gesellenbrief-Vedute aus der Zeit um 1780 (Bildquelle 18) den Turm oktogonal darstellt, dürfte das Blatt jenem Maler H. B. 1833 als Vorlage gedient haben.
Literatur: Helmberger, Werner: Stadtansicht von Dinkelsbühl, nach 1729. In: Rummel/Möslang (Hrsg.): 500 Jahre St. Georg in Dinkelsbühl 1999, 33 f. – Er datiert irrig „nach 1729“ wegen des barocken Turms der Karmeliterklosterkirche, der jedoch bei Freyhardt kein Dachreiter, sondern ein Fantasie-Campanile ist. Ihm war die Baudatierung 1660 der Welschen Haube des Segringer Torturms unbekannt, die gegen seine Datierung spricht. Die Urheberschaft und Neudatierung wird durch genealogische Angaben der Stadtkammerrechnungen erhärtet. Der Bruder von Johann Ferdinand Freyhardt, der Maler Johann Franz Freyhardt, malte 1669 ein Bild für das Münster (Ritter, Friedrich: Die St. Georgskirche in Dinkelsbühl (1912), 28). Er kommt jedoch nicht in Frage, da er Dinkelsbühl bereits 1670 verließ und laut Stadtkammerrechnung 1694 aus Erbschaftsgründen für verschollen und verstorben erklärt wurde.
Abbildung: Wie Helmberger, n. 40.
Aufbewahrung: Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden.
Bildquelle 10: Stadtgemälde von Freyhardt (an den Seiten beschnitten), 1672. Restauriert von H. B. 1833.
Miniatur-Vedute Dinkelsbühl mit Königin Maria Eleonore von Schweden, 2. Hälfte 17. Jh. (neu datiert), von einem unbekannten Zeichner. Das Blatt zeigt wohl die Königin, da auf dem Nebenblatt König Gustav II. Adolf abgebildet ist. Die zwei Pergamentblätter wurden wahrscheinlich 1750 mit zwei Stammbüchern zusammengebunden, die von Johann Cleffmann stammen, dem Regimentssekretär des schwedischen Obristen Sperreuth. Dieser hatte im Mai 1632 Dinkelsbühl besetzt. Die etwa 3 χ 3 cm kleine, links beschnittene Stadtansicht zeigt den Segringer Torturm mit Welscher Haube, also mit Laterne, die erst 1660 aufgesetzt wurde. Im Widerspruch zeigt dagegen der Äußere Rothenburger Torturm die Haube, die er bis zur seiner schwedischen Demolierung 1646 hatte. Wahrscheinlich hat der Zeichner den Merianstich von 1643 herangezogen, auf dem beide Türme zeitstimmig abgebildet sind. Interessant ist der Grüne Turm, der als einziges Gebäude der Miniatur-Vedute eine grüne Bedachung aufweist, was die Ableitung seines Namens von der Farbe bestätigt.
Literatur: Sven Ekdahl: Zwei unbekannte Miniaturen von Gustav Adolf und Maria Eleonora in einem zeitgenössischen Stammbuch. In: Reichel, Maik u. Schuberth, Inger: Gustav Adolf König von Schweden. Die Kraft der Erinnerung 1632-2007, 117-124. – Seine Datierung wird durch die Welsche Haube des Segringer Torturms widerlegt. Zu Cleffmanns Dinkelsbühler Zeit hatte der Segringer Torturm ein Satteldach, wie es bei Merian 1643 und auf dem Belagerungsabriss von de Osten 1648 zu sehen Ist. Insgesamt sind im wohl 1750 zusammengebundenen Buch nur fünf Pergamentblätter zu den über 300 Papierblättern gebunden. Außerdem ist diese Darstellung vergleichsweise von anderer Qualität. Das Pergamentblatt dürfte zwischen 1660 und 1702 entstanden sein, da nach 1702 der Turm wieder ein Satteldach trug. Oder – weniger wahrscheinlich – 1749, damals erhielt er erneut eine Welsche Haube.
Abbildung: Ebenda und im Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden.
Aufbewahrung: Handschriftenabteilung der Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften F 14 -306.
Die Predellatüre St. Georg eines unbekannten Malers, um 1670 (kunsthistorisch datiert), zeigt Dinkelsbühl von der Bechhofener Straße her (Nordostansicht). Auf der Klapptüre des Untersatzes eines Altarschreins ist in der Mitte der Hauptpatron St. Georg dargestellt, das Kirchenmodell in Händen haltend, daneben die Szene seiner Enthauptung. Im Hintergrund liegt Dinkelsbühl mit der St. Georgskirche im Zentrum. Der Künstler orientierte sich vermutlich fantasiereich am Stadtgemälde von Freyhardt, 1672. Die Stadt ist auf kleinem Raum gestaucht gemalt, die wenigen Gebäude sind übergroß dargestellt, weshalb der Platz z.B. für den Bäuerlinsturm fehlt. Mangelhaft ist die gedrehte Karmeliterklosterkirche, bei der statt des gotischen Dachreiters – ähnlich wie bei Freyhardt – ein Campanile, ein frei stehender Glockenturm, mit eingezogener Zwiebelhaube zu sehen ist. Zu hoch geraten ist auch der Turm der Spitalkirche. Die Spitalbastei wird mit Kegeldach dargestellt, als ob es die Schwarzländer Bastei sei. Diese fehlt hingegen, wie auch der Rundturm am Hospitalbad. Die Stadtmauer am Spital wird bis zum Dalkinger Turm gar mit Zinnen verschönert. Auf der Bleiche liegen wie bei Freyhardt weiße Tuchbahnen ausgebreitet. An der Äußeren Stadtmauer ist anstelle des Melberturms (Pulverkasematte) ein Törlein zu sehen, und die Wörnitzbastei hat einen rechteckigen Abschluss mit Eingangstüre. Zeitstimmig stellt der Maler den Segringer Torturm mit der Welschen Haube von 1660 dar. Richtig erkannt ist auch die Giebelstellung der Stadtmühle. Ebenso korrekt ist in der Nördlinger Torbastion das Äußere Tor als Rundturm mit rechteckigem Umbau gemalt, statt des Kegeldachs trägt er jedoch irrig eine Zwiebelhaube.
Literatur: Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Stadt Dinkelsbühl 1931. Er datiert „um 1670“. – Gebeßler, August: Bayerische Kunstdenkmale, Stadt und Landkreis Dinkelsbühl 1962. Er datiert „noch 17. Jh.“ – Helmberger, Werner: Predella, hl. Georg mit Modell der Georgskirche. In: Rummel/Möslang (Hrsg.): 500 Jahre St. Georg in Dinkelsbühl 1999, 30-33. Er datiert „nach 1729“, da er den frei stehenden Glockenturm der Karmeliterkirche als Dachreiter auffasst. Ihm war auch die Baudatierung 1660 der Welschen Haube des Segringer Torturms unbekannt.
Abbildung: Erhard, Ernst-Otto: Dinkelsbühler Gästebuch. Texte aus vier Jahrhunderten, 2001, Tafel 2.
Aufbewahrung: Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden.
Bildquelle 12: Predellatüre St. Georg, um 1670.
Der Kupferstich „Dünckelsbühel“ von Christoph Riegel, nach 1689 (textdatiert), ist u.a. als Illustration des Reiseberichts „Der getreue Reiß-Gefert durch Ober- und Nieder-Teutschland“ erschienen. Er wiederholt im Wesentlichen die Merian-Darstellung von 1643. So trägt der inzwischen wieder aufgebaute Äußere Rothenburger Torturm statt des Satteldachs noch die frühere Zwiebelhaube. Der flüchtig arbeitende Künstler vergröbert die Gebäude auf dem kleinen Format und verändert die Details. Beispielsweise reicht der Raum für den Segringer Torturm nicht mehr aus, der Bleichweiher lässt kaum Platz für die Bleichwiese, aus dem Floß bei der Wörnitzbrücke ist eine kleine Insel geworden. Seine Dinkelsbühl-Ansicht ist für die Erforschung der Stadtbefestigung unbrauchbar.
Text abgedruckt bei Erhard, Ernst-Otto: Dinkelsbühler Gästebuch. Texte aus vier Jahrhunderten, 2001, 13.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 13: Kupferstich von Riegel, nach 1689.
Der gezeichnete und kolorierte Markungs-Grundriss des Stadtstaatsgebiets von „Dinckelsbühl“ des Baseler Feldmessers Daniel Meyer, 1698 (bezeichnet), wurde im Auftrag der Reichsstadt Dinkelsbühl angefertigt und hatte den Zweck einer kartografischen Vermessung der „in der Markung gelegenen Güter“, um die Steuererhebung zu verbessern. Das dazugehörige Register fehlt. Erstmals wurden die Flurstücke innerhalb des Landgrabens katastermäßig erfasst. Die Karte zeigt darüber hinaus den Grundriss der Reichsstadt und ziemlich genau die Innere Stadtbefestigung mit ihren Gräben und Wällen sowie zehn der Zwingerstände, alle Mauertürme (bis auf den bereits abgegangenen Turm beim Seelhaus und den Turm Am Türlein; anstatt des Rechteckturms am Hospitalbad steht ein Rundturm, sein eigentlicher Platz ist leer), wie auch die Basteien. Ebenso ist die Äußere Stadtbefestigung mit den Torbastionen vor den heutigen Tortürmen mit den Türmen, den Äußeren Tortürmen und den Zollanlagen dargestellt. Im Stadtinnern sind dagegen lediglich die Umrisse der Häuserblöcke und die Brunnenanlagen eingezeichnet.
Literatur: Börner, Max.: Das Territorium Dinkelsbühl am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Alt-Dinkelsbühl 1958, 14-16. – Meyer, Hermann: Die Markung der Reichsstadt Dinkelsbühl wurde 1698 erstmals katastermäßig auf einer Karte dargestellt. In: Reichsstädte in Franken, Katalog zur Ausstellung, 1987, 29.
Abbildung (Gesamtansicht) in: Reichsstädte In Franken, wie oben, 28 o.
Aufbewahrung: Original dieser Großkarte im Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden. Ein zweites Original sowie eine Kopie des Geometers Georg Anton Reiner 1767 mit den Grundstücksbesitzern um 1800 im Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 14: Markungs-Grundriss von Meyer (1698), 1767.
Der Händler-Stich „Dinkelspulia. Dinkelspüll“ von Joseph Friedrich Leopold († 1727), vor 1727, hatte einen kommerziellen Zweck. Der Augsburger Kupferstecher und Verleger versah sein Blatt mit einer lateinisch/deutschen Beschreibung der Stadt und von 24 öffentlichen Gebäuden. Er kopierte den Merianstich von 1643 (Nordostansicht) einschließlich der übertriebenen Inselschanze, war jedoch zweifellos in Dinkelsbühl. Er ergänzt einige Gebäude im Stadtinnern und gibt den Münsterturm (im Gegensatz zu Merian) in korrekter Proportion wieder. Er zeigt auch das Satteldach des nach dem 30-jährigen Krieg wieder aufgebauten Äußeren Rothenburger Torturms. Zeitstimmig trägt der Segringer Torturm sein 2. Satteldach von 1702 sowie die Karmeliterkirche den gotischen Dachreiter der Zeit vor 1729. Den Vordergrund bereichert eine lebendige Staffage, die den blühenden Dinkelsbühler Handel demonstrieren sollte: Im Zentrum lässt sich ein Ankommender den Weg erklären, Reiter und Kleinhändler sind unterwegs, darunter ein Bauernpaar mit Tragekorb. Eine weidende Schafherde ist zu erkennen, ein Viehtreiber bringt Ochsen zum Verkauf in die Stadt, eine Reisekalesche ist unterwegs.
Abbildung in: Francé, Raoul H.: Der Weg der Kultur, 2. Aufl. 1928. – Reklameblatt der Wilhelm Reulein OHG, Dinkelsbühl, um 1960.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 15: Händler-Stich von Leopold, vor 1727.
Der Iphigenie/Harpyie-Stich „Dünckelspiel“ von Johann Christoph Dehne (zugeschrieben), erschienen 1732 (buchdatiert) in „Der, auf Ordre und Kosten seines Kaysers, reisende Chineser“ von David Fassmann. Er zeigt vereinfacht und abgeändert die Dinkelsbühl-Ansicht aus Christoph Riegels Reisebuch nach 1689, erkennbar beispielsweise am fehlenden Segringer Torturm, am ausgedehnten Bleichweiher, an der vergrößerten Insel bei der Wörnitzbrücke oder an der Baumallee der heutigen Luitpoldstraße. Der Text besteht u.a. „In einer Beschr. der Stadt Duenckelspiel“, die Stadtansicht ist jedoch als Buchillustration lediglich Beiwerk zur dargestellten griechischen Mythologie. Gezeigt sind die Sagengestalten Iphigenie und eine der Harpyien (Unholdinnen), hier halb Jungfrau, halb Raubvogel. Der Stecher dieser Stadtansicht war ebenso wenig in Dinkelsbühl wie der Autor.
Literatur: Erhard, Emst-Otto: Dinkelsbühler Gästebuch. Texte aus vier Jahrhunderten, 2001, 18 f.
Abbildung: Fassmann, David: Der, auf Ordre und Kosten seines Kaisers, reisende Chineser, 1732, 4. Teil, Bl. 12.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 16: Iphigenie/Harpyie-Stich von Dehne, 1732.
Die Prozessionsfahne mit den Patronen der Stadtpfarrkirche St. Georg, 1749 (doppelt bezeichnet), Ölfarbe auf Leinen, zeigt die belagerte und unter Kanonenbeschuss stehende Reichsstadt von der Bechhofener Straße her in stärkerer Vogelschau als gewöhnlich (Nordostansicht). Auf der Rückseite der Fahne befindet sich eine weitere, gröber gemalte Stadtansicht, die nicht im Original erhalten ist. In den Wolken schweben Christus, Maria und die drei Patrone der Stadtpfarrkirche St. Georg Ursula, Bartholomäus, Georg. Gewiss wurde die Schutzfahne von Katholiken 1749 zum 100-jährigen Dinkelsbühler Friedensschluss-Fest in Auftrag gegeben. Mit dieser Jahreszahl ist der Helm des Segringer Torturms zusätzlich bezeichnet, was das Baujahr der zweiten Zwiebelhaube mit Laterne, der Welschen Haube, festlegt. Dinkelsbühl ist gestaucht und nicht vollständig dargestellt. Obwohl es insgesamt keine originäre Arbeit ist, hatte der Künstler zweifellos Ortskenntnis. So ist auf der Karmeliterklosterkirche erstmals der barocke Dachreiter mit Zwiebelhaube der Zeit nach 1729 zu sehen.
Literatur: Helmberger, Werner: Prozessionsfahne mit Christus über Dinkelsbühler Stadtansicht, 1749. In: Rummel/Möslang (Hg.): 500 Jahre St. Georg in Dinkelsbühl, 1999, 35 f.
Abbildung: Gesamtansicht ebenda n. 40. – Ernst-Otto: Dinkelsbühler Gästebuch. Texte aus vier Jahrhunderten, 2001, Tafel 3.
Aufbewahrung: Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden.
Bildquelle 17: Prozessionsfahne, 1749.
Die Gesellenbrief-Vedute Dinkelsbühl, um 1780 (1786 textdatiert), wurde vom Augsburger Kupferstecher und Verleger Joseph Erasmus Belling gestochen. Sie befindet sich im oberen Blattteil eines Gesellenbriefs in einer Rokokorahmung, der von der Dinkelsbühler Schmiedezunft 1786 für Christian Friedrich Drießlein ausgefertigt wurde. Der Künstler übernimmt detailliert die Darstellung des Händler-Stichs von Leopold der Zeit vor 1727. Auch die Personen, beispielsweise die Schafherde mit Hirten, das Bauernpaar mit Tragekorb oder die Baumgruppierungen sind exakt kopiert, während die Vordergrund-Staffage weggelassen ist. Allerdings zeigt Belling die inzwischen erfolgten baulichen Veränderungen, nämlich den barocken Dachreiter der Karmeliterklosterkirche (nach 1729) und die Welsche Haube mit Laterne des Segringer Torturms (1749), wobei der Turm fälschlich in achteckiger Form dargestellt wird. Auch steht bei Belling, im Gegensatz zu Leopold, der Stadtmühlgiebel richtig. Als Neuheit zeigt er das kurz zuvor erbaute Haus im Garten des Rosenwirts Erhard, heute Luitpoldstraße 10.
Der Historische Verein Alt-Dinkelsbühl übernahm 1980/81 diese Darstellung als Dekor für seine Ehrenbriefe.
Text abgedruckt bei: Greiner, Joseph: Vom Zunftwesen in Dinkelsbühl. In: Alt-Dinkelsbühl 1933, 28 f. – Dort irrig datiert.
Aufbewahrung: Haus der Geschichte Dinkelsbühl von Krieg und Frieden.
Bildquelle 18: Gesellenbrief-Vedute von Belling, um 1780.
„Alte Ansicht von Dinkelsbühl (nach einem Holzschnitt)“, abgedruckt in Ulrich Christoffels Stadtführer „Dinkelsbühl“, 1928. Dieses vermeintlich originäre Werk ist lediglich ein Ausschnitt der Gesellenbrief-Vedute Dinkelsbühls von Joseph Erasmus Belling, gestochen um 1780.
Abbildung bei Christoffel, Ulrich: Dinkelsbühl, 1928, Tafel 1.
Der Sirach-Stich „Dünkelsbühl“, erschienen 1806 (textdatiert) im „priv. Zittau‘schen monatlichen Tagebuch“, zeigt vereinfacht den Stich von Christoph Riegel, nach 1689. Erkennbar ist dies an den seit damals erfolgten baulichen Veränderungen: Beispielsweise an der Zwiebelhaube und der Geschosszahl des Äußeren Rothenburger Torturms, den es so nach dem 30-jährigen Krieg nicht mehr gab, am fehlenden Segringer Torturm, am ausgedehnten Bleichweiher, an der vergrößerten Insel bei der Wörnitzbrücke oder an der Baumallee vor der Wörnitz, der heutigen Luitpoldstraße. Der Stich verweist auf einen Spruch des alttestamentarischen Apokryphen Jesus Sirach, Kap. 26, Vers 25, 26. Er zeigt als Vordergrund-Staffage einen verkrüppelten Kriegsinvaliden, der von einem Reiter eine milde Gabe erhält. Höchstwahrscheinlich hielt sich der Stecher nicht in Dinkelsbühl auf.
Literatur: Wißmeyer, Günter: Dinkelsbühler Stadtansicht von 1806 (Sirach-Stich). In: Alt-Dinkelsbühl 1995, 31 f.
Text: Ebenda.
Abbildung: Ebenda.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 20: Sirach-Stich, 1806
Das Katasterblatt „Dinkelsbühl“, gemessen 1825 und graviert 1827 (datiert), ist die amtliche bayerische Erstvermessung der Gebäude und Grundstücke der Stadt und ihres Umlands. Es zeigt die seinerzeit noch vorhandenen Befestigungsanlagen Dinkelsbühls ziemlich exakt. Es fehlen beispielsweise der Dreigangsturm, die rechteckigen Turmreste des Turms am Hospitalbad und der Turm Am Türlein an der Stadtmühle.
Aufbewahrung: Stadtarchiv Dinkelsbühl.
Bildquelle 21: Katasterblatt, 1825/1827.
Der Ortsname Dinkelsbühl setzt sich aus dem Personennamen „Thingolt“ (oder einem ähnlichen) und der Geländebezeichnung „Bühl“ (Hügel) zusammen, was nach der Ortsnamenkunde auf eine Ansiedlung des 8. Jahrhunderts schließen lässt.
Um 730 kann Dinkelsbühl als militärischer Stützpunkt eingerichtet worden sein, als die Frankenkönige ihre Eroberungszüge gegen die Herzogtümer Alemannien und Baiern führten. Zur Sicherung der Fernwegekreuzung an der Wörnitzfurt entstand ein befestigter fränkischkarolingischer Königshof. Diese strategische Gründung war notwendigerweise mit einer umfangreichen Krondomäne ausgestattet, die ein königlicher Amtmann, der Villicus, verwaltete.
Das große Reichsadler-Siegel, wohl um 1240 entstanden, zeigte gewiss bereits die gleiche lateinische Umschrift wie das reichsstädtische Siegel von 1387, als es längst keinen Villicus mehr gab: S(IGILLUM) VILLICI 7 CIVIUM IN DINCHILSPUHEL (7 = et), was „Siegel des königlichen Verwalters und der Bürgerschaft in Dinkelsbühl“ heißt.
So stellte sich Kreisbaurat Ludwig Neeser 1955 den Königshof vor. Blick von der Wörnitzniederung. (Bilder A 7 N 5)
Der Dinkelsbühler Königshof (Villa) wurde im Schutz von Berghang und Flussniederung im Wörnitz-Talkessel auf einer hochwasserfreien Geländeterrasse angelegt. Nahe der Furt und bei der Fernwegekreuzung eines West-Ost-Wegs, einem Zweig der „Nibelungenstraße“, und eines Nord-Süd-Wegs nach Italien, dem späteren „Pilger-“ oder „Romweg“.