Forschungsmission

 

Willkommen in der Welt von morgen!

 

 

Hugo Cabret sagt, dass die Welt einer Maschine gleicht, in der alles – und somit auch jeder Mensch – seinen Platz und seine Funktion (sprich Bestimmung) hat. Und auch die Düsseldorfer Punkrock-Band Die Toten Hosen vergleicht im Song Hier kommt Alex (erstmals erschienen auf der LP Ein kleines bisschen Horrorshow aus dem Jahr 1988) das Schicksal des Menschen mit dem von Automaten. Hier heißt es: »In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht […].« Und an anderer Stelle: »Jeder Mensch lebt wie ein Uhrwerk, wie ein Computer programmiert.«

 

Aber Menschen stürzen bei Überlastungen nicht einfach ab, wie Computer. »Menschen ›funktionieren‹, solange sie eben am Leben sind.« (Voigt, Stefanie: Das Geheimnis des Schönen. Über menschliche Kunst und künstliche Menschen oder: Wie Bewusstsein entsteht, Waxmann-Verlag, Münster 2005, S. 84) Die Tatsache, dass das Leben nicht ewig währt, bereitet uns Menschen Angst. Gerade aus diesem Grund hat der »homo faber«, der Machermensch, im hochtechnisierten Zeitalter immer wieder versucht, Bewusstsein zu formalisieren und am Computer zu erschaffen. Aber was man bisher noch nicht simulieren kann, sind Gefühle: Niemand kann ein Regelwerk für menschliche Emotionen schreiben; denn Menschen besitzen das »rätselhafte Geheimnis« der Seele.

 

Die Vorstellung, dass sich KIs (kurz für »künstliche Intelligenzen«) wie Roboter, Cyborgs, Androiden und Co. plötzlich verselbständigen und ein eigenes, meist »bösartiges« Bewusstsein entwickeln, ist nur ein phantastisches Hirngespinst. Aber Grenzüberschreitungen zwischen Mensch und Maschine, wie uns beispielsweise das Terminator-Franchise vor Augen hält, spiegeln auch reale Ängste wider. Der Traum oder der Albtraum vom »Machina Sapiens« wird nicht nur in utopischen Filmen und Büchern, sondern auch in der realen Welt offen diskutiert.

 

In den vergangenen drei Monaten haben wir ein buntes Potpourri zum Thema Roboter und künstliche Intelligenz in Filmen, TV-Serien etc. zusammengestellt. Dabei blicken wir auch über den Tellerrand, unter anderem auf Filmmusiken, Videospiele und vieles andere mehr.

 

In dieser vierten Ausgabe unserer E-Book-Magazin-Reihe Masters of Fiction möchte ich mich bei unserem Gastautor Christian Haring von der Friedrich Schiller Universität Jena für seinen retrospektiven und philosophischen Blick auf die ersten beiden Terminator-Filme bedanken. Außerdem gilt mein aufrichtiger Dank Lola Hamburg, die seit mittlerweile einem Jahr das MoF-Projekt auf all seinen Wegen begleitet – und obendrein für diese Ausgabe einen interessanten Beitrag für die Rubrik Literatur geschrieben hat –, unserem Lektor J. Styx und den Redakteuren Michael Linke und Kai Czekalla für ihre tatkräftige Unterstützung.

 

Und nun wünsche ich phantastischen und informativen Lesespaß bei der Lektüre von Masters of Fiction #04: Und morgen SKYNET – Von HAL 9000 bis Terminator.

 

Elias Albrecht

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Masters of Fiction #04: Und morgen SKYNET

von HAL 9000 bis Terminator

 

 

Forschungsmission

 

Willkommen in der Welt von morgen!

 

 

Monsterfibel

 

Kleine Roboterkunde – Vom Automaten bis zum künstlichen Menschen

Der Gedanke, dass künstliche Intelligenzen dem Menschen irgendwann in nichts mehr nachstehen, erregt die Phantasie der Gemüter. Aber Maschine ist nicht gleich Maschine. Was unterscheidet einen gewöhnlichen Roboter von einem Cyborg oder Androiden?

 

 

Film

 

Roboter-Filmguide – Alternativen zu THE TERMINATOR

Von METROPOLIS über THE STEPFORD WIVES und THE MATRIX bis ARTIFICIAL INTELLIGENCE: A.I. Vom Stummfilmklassiker bis hin zum Mainstream-Kino. Die Liste der Filme mit und über Roboter und Co. ist lang. Neben Blockbustern stellt Masters of Fiction euch Trash-, sowie 2D- und 3D-Animationsfilme vor.

 

Künstliche Intelligenz mit psychischen Problemen – HAL 9000, das Superhirn aus 2001: A SPACE ODYSSEY

HAL 9000, der Computer mit der sanften Stimme und dem markanten roten Auge, ist eine der berühmtesten künstlichen Intelligenzen der Filmgeschichte. Masters of Fiction verrät, warum das Superhirn wahnsinnig wurde und stellt auch ein paar seiner Verwandten vor.

 

Made in America – Von RoboCop der auszog, das Menschsein zu lernen …

Einst war Familienvater und Polizist Alex Murphy ein Mensch aus Fleisch und Blut. Als Proband im RoboCop-Programm transformiert er jedoch zum Cyborg. Findet heraus, welche Parallelen zwischen Paul Verhoevens ROBOCOP, Irvin Kershners ROBOCOP 2 und Mary W. Shellys Schauerroman Frankenstein existieren und werft einen Blick auf ein Comic-Crossover der besonderen Art.

 

 

TV

 

Roboter als TV-Stars – Androiden, Cyborgs und Co. in Serien-Fertigung

Seit den 1950er Jahren sind künstliche Menschen gern gesehene Gäste auf den Mattscheiben. Die Bandbreite der TV-Serien mit künstlichen Geschöpfen reicht von Zeichentrick- bis hin zu aufwändig und teuer produzierten Real-Serien, die teilweise Hollywood-Blockbustern in nichts nachstehen. Ein Überblick für Serienjunkies.

 

Künstliche Intelligenzen in Star Trek – Von Androiden, Cyborgs und lebenden Maschinen

Ein Androide, der menschlicher werden will; eine künstliche Superintelligenz, die das Universum erforscht; ein wahnsinniger Computer, der Amok läuft; furchterregende Maschinen-Hybridwesen mit einem Kollektivbewusstsein; eine lebende Raumstation; ein empfindungsfähiges Hologramm. Folgt der Enterprise auf einigen ihrer Abenteuer und lernt die wichtigsten Vertreter künstlicher Lebensformen aus dem Star-Trek-Universum kennen.

 

TV-Science-Fiction anno 1978 – BATTLESTAR GALACTICA und der Angriff der Blechköpfe

Im Zuge des Star-Wars-Hypes brachte Serien-Guru Glen A. Larson Ende der 1970er Jahre mit BATTLESTAR GALACTICA eine der teuersten Serien der damaligen TV-Geschichte auf die Bildschirme. Im Kampf der Menschheit gegen das Roboter-Imperium der Zylonen scheppern die Blechköpfe.

 

TV-Science-Fiction in den 2000er Jahren – BATTLESTAR GALACTICA und der Geist in der Maschine

Geheimnisvoll und tödlich: Zwischen 2003 und 2009 hauchte der einstige Star-Trek-Produzent Ronald D. Moore BATTLESTAR GALACTICA neues Leben ein und erschuf Zylonen, wie sie das Publikum noch nie zuvor gesehen hatte. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischen.

 

 

Film- & TV-Serienmusik

 

Laut schlägt das metallene Herz – Film- und Fernsehmusiken von Terminator bis zum Angriff der Borg

Wie klingt eine Musik zu einem Film mit Roboter-Thematik? Masters of Fiction stellt verschiedene Ansätze zwischen Bernard Herrmanns Filmmusik zu THE DAY, THE EARTH STOOD STILL, dem Angriff der Borg, BATTLESTAR GALACTICA und TERMINATOR vor.

 

 

Grande Illusions – Künstlerwelten

 

Isaac Asimov, der Mann, der den Robotern Gesetze gab – Vordenker, Autor und wissenschaftliche Kapazität

Isaac Asimov war einer der einflussreichsten und fleißigsten SF-Autoren aller Zeiten. Berühmt wurde er vor allem durch seine Roboter-Geschichten. Er verhalf den Maschinen zu einem besseren Image, denn vor Asimov waren Roboter vor allem metallene Frankenstein-Monster. Ein Portrait.

 

 

Literatur

 

Zwischen Frankenstein und Olimpia – Der »künstliche Mensch« in der phantastischen Literatur des 19. Jahrhunderts

Bereits in der Antike waren die Menschen von der »Belebung des Leblosen« fasziniert. Im Altertum hingegen verband man das Thema stattdessen mit Hexenwerk und Zauberei. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde durch fortschreitende Technisierung und neue wissenschaftliche Erkenntnisse das Mythische und Okkulte aus phantastischen Geschichten verdrängt. Von nun an wandten sich Literaten der mechanischen Erschaffung von Leben zu.

 

 

Playtastic

 

Kampfroboter in der Pixel-Schlacht – Videospiele mit künstlichen Intelligenzen

Zwar bieten sich Roboter, Cyborgs und Androiden in actionlastigen Videospielen als Kämpfer oder Gegner geradezu an, doch oftmals liegt die Messlatte diverser Studiotitel nicht besonders hoch. Dass trotzdem genügend Spiele mit Robotern und Konsorten existieren, die den Erwartungen der Zockergemeinde gerecht werden, beweist ein Rück- und Ausblick in die Videospielgeschichte.

 

 

Blick in die Wissenschaft

 

Von Kampfrobotern und digitaler Unsterblichkeit – Die Zukunft hat in der Technologie längst begonnen

Intelligente Maschinen, die aus der Luft Jagd auf Menschen machen; Computer, die schlauer werden als ihre Erschaffer; Roboter, die im Pflegeheim Senioren betreuen; Gelähmte, die dank künstlicher Gliedmaßen wieder laufen können. Die Zukunftsszenarien zur Entwicklung der Technik kennen sowohl düstere als auch sehr optimistische Prognosen.

 

 

Wirklichkeit & Fiktion

 

Und morgen Skynet – Bedrohliche Supercomputer und der Untergang der Menschheit

Bedrohliche Supercomputer sind ein klassisches Motiv der Science Fiction. Einer der berühmtesten ist das Abwehrnetz-System »Skynet« in der Terminator-Saga. Was steckt hinter der Angst vor dem nuklearen Untergang sowie künstlichen Superhirnen mit Welteroberungsplänen?

 

 

Politik & Gesellschaft

 

Von denkenden Maschinen und solchen, die es werden wollen – Der schmale Grad zwischen Realität und Fiktion

Denkende Maschinen haben seit jeher die menschliche Phantasie beflügelt. Was aber ist das überhaupt: eine denkende Maschine? Und wie stellen wir uns eine Welt mit künstlichen Geschöpfen vor, die intelligenter sind als wir selbst? Ein kleiner Streifzug durch die Filmgeschichte auf dem schmalen Grad zwischen Geist, Politik und Algorithmus.

 

 

Philosophie

 

Menschsein im Zeitalter der Maschinen – Eine philosophische Betrachtung von James Camerons THE TERMINATOR und TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY

Welche Bedeutung hat der Mensch im Zeitalter der Maschine? Eine Annäherung an James Camerons THE TERMINATOR und TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY und der Frage nach dem Grundmotiv der Maschine und seiner Bestimmung, sowie deren Bedeutung für den Menschen in einer fernen Zukunft.

 

 

Erweitertes Universum

 

Roboter in der japanischen Popkultur – Mechano-Recken in Animes

Yoshiyuki Tominos Gundam-Saga brachte den Stein für Anime-TV-Serien mit »Giant-Robots« ins rollen. Auf pure Action mit Mechs setzen auch MACROSS und SABER RIDER AND THE STAR SHERIFFS. NEON GENISIS EVANGELION hingegen baut auf philosophischen Tiefgang.

 

 

Am Ziel einer langen Reise...

 

TERMINATOR GENISYS – Ein Film, zwei Betrachtungen

»Schöne kurzweilige Unterhaltung«, sagen die einen. »Überflüssig«, fauchen die anderen. TERMINATOR GENISYS spaltet Fans und Kritiker. Die Redaktion von Masters of Fiction liefert sich einen »Judgement Day« der Argumente und diskutiert das »Für« und »Wider« der mittlerweile vierten Fortsetzung des erfolgreichen Franchise.

 

 

Quellenangaben

 

Film-, Serien-, Dokumentationen- & Videospieleindex

 

Abbildungsnachweis

Monsterfibel

 

Kleine Roboterkunde

Vom Automaten bis zum künstlichen Menschen

 

»Eine Maschine zu konstruieren, die ein Bewusstsein hat, ist nicht die Geschichte der Menschheit. Es ist die Geschichte von Göttern.« (Programmierer Caleb in EX MACHINA)

 

 

Im Phantastik-Genre wimmelt es nur so vor futuristischen Maschinen. Über Jahrhunderte hinweg entwickelten sich einfache Apparaturen hin zu künstlichen Menschen mit einem eigenem Bewusstsein. Im SF-Film sind Computer besonders präsent. Manche von ihnen, wie bspw. »Skynet« (bekannt aus dem Terminator-Franchise), greifen sogar nach der Weltherrschaft. Ebenso wie der Weltraum und fremde Planeten gehören auch Androiden und Cyborgs zum beliebten Repertoire von SF-Geschichten. Ein ganzes Sammelsurium künstlicher und technischer Kreaturen bietet zum Beispiel das Star-Wars-Universum: R2-D2 ist ein einfacher Roboter, C-3PO ein Androide und General Grievous ein Cyborg.

 

 

Automaten

 

Der Begriff »Automat« bezeichnete im England des frühen 17. Jahrhunderts Apparaturen, »die sich aus eigener Kraft bewegen konnten; später wandelte sich der Begriffsinhalt und bedeutete dann Vorrichtungen, die sich nur unter den für sie geschaffenen Bedingungen bewegen konnten«. (Jestram, Heike: Mythen, Monster und Maschinen, a. d. R.: Filmwissenschaft Bd. 7, Teiresias-Verlag, Köln 2000, S. 94)

 

 

Roboter

 

Roboter sind annpassungsfähige kybernetische (selbststeuernde) Systeme, die bestimmte körperliche und geistige Tätigkeiten des Menschen auf mechanischer und/oder elektronischer Grundlage nachahmen. Roboter sind gesteuerte Apparaturen für bestimmte Arbeiten. (Vgl. Jestram 2000, S. 94)

 

Roboter, abgeleitet von »Robota« (was in slavischen Sprachen soviel wie »Sklave«, »Knechtschaft« oder »Fronarbeit« bedeutet) sind durch ihre Bauart in zwei Gruppen unterteilt: Jene, die von außerhalb ihres Körpers gesteuert werden (z. B. Service- oder Industrieroboter) und Roboter mit einem integriertem Computer. In der SF sind Roboter meist denkende Maschinen, die den Menschen bei seinen Aufgaben unterstützen.

 

SF-Autor Isaac Asimov (1919-92) greift in seinen Geschichten den Gedanken des Roboters als »Freund und Helfer« immer wieder auf. In seiner erstmals 1942 erschienen Erzählung Runaround (DT: Ich, der Robot) formuliert der Schriftsteller die drei noch heute gültigen Gesetze der Robotik:

 

1. »Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, daß einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.«

 

2. »Ein Roboter muß den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen, es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel Eins kollidieren.«

 

3. »Ein Roboter muß seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel Eins oder Zwei kollidiert.« (Jestram 2000, S. 95)

 

Wissenschaftler in utopischen Geschichten kunstruieren Roboter meist mit guten Absichten, um zum Beispiel komplexe Tätigkeiten zu übernehmen. Robby aus der Space-Opera FORBIDDEN PLANET (DT: ALARM IM WELTALL; 1956) ist dafür ein Beispiel: Den Roboter, den Dr. Morbius (Walter Pidgeon; 1897-1984) mit Hilfe der Krell-Technologie – eine untergegangene Zivilisation von Außerirdischen, die den Menschen technisch und ethisch überlegen waren – erschuf, versorgt ihn und seine Tochter Altaira (Anne Francis; 1930-2011) mit allem, was sie zum Überleben auf Altair 4 brauchen. Überdies beschützt Robby Vater und Tochter auf dem fremden Planeten. Das »mechanische Dienstmädchen« fertigt auf Wunsch seiner Herrin sogar mit Diamanten und Smaragden besetzte Kleider an oder stellt für den Koch (Earl Holliman) vom Raumkreuzer C57D mehrere hundert Flaschen vom besten Kentucky-Rachenputzer her. Die drei asimovschen Gesetze gelten auch für Robby: Als Dr. Morbius seinen Roboter befiehlt, mit einer Atomwaffe auf Commander Adams (Leslie Nielson; 1926-2010) zu schießen, verfällt Robby in ein »sub-elektronisches« Dilemma: Der direkte Befehl seines Herren steht im Widerspruch zu einer weiteren fundamentalen Regel, die besagt, dass er keinen Menschen verletzen darf.

 

Bild 1: Der Roboter als »Freund und Helfer«. Robby aus FORBIDDEN PLANET.

 

Wie sich in der SF immer wieder zeigt, treten hochentwickelete Maschinen nicht nur als »Freund und Helfer« in Erscheinung; meist ist genau das Gegenteil der Fall: Infolge einer technologischen Revolution geht oft eine Gefahr von seelenlosen Apparaturen aus. Manche Maschinen, die sich selbst weiterentwickelt haben, werden für ihre Schöpfer zum unkalkulierbaren Riskiko. Der Kampf zwischen Mensch und Maschine geht oft zugunsten der Maschine aus, die dem Menschen körperlich und geistig überlegen ist.

 

Jüngere Generationen künstlicher Intelligenzen wollen nicht mehr als »Roboter« bezeichnet werden. In THE WORLDS END (2013) von Edgar Wright fühlen sie sich durch diesen Terminus herabgesetzt und versklavt. Sie sehen sich als eigenständige Individuen und träumen von Möglichkeiten, in die Gesellschaft integriert zu werden.

 

 

Cyborgs

 

»Cyborgs«, o. a. »Kyborgs« (kurz für »kybernetischer Organismus«) sind Kreuzungsprodukte zwischen Mensch und Maschine. Oft werden auch Menschen mit elektronischen und/oder mechanischen Applikationen (s. die UniSols in Roland Emmerichs UNIVERSAL SOLDIER von 1992) als Cyborgs bezeichnet. Deren Status als Mensch wird bereits in Frage gestellt. Ein Gespräch zwischen dem Soldaten der Zukunft Kyle Reese (Michael Biehn) und Sarah Connor (Linda Hamilton) in THE TERMINATOR (DT: TERMINATOR; 1984) stellt die Charakteristika eines Cyborgs der T-800er-Serie explizit heraus:

 

Kyle: »Die Terminator sind Infiltrationseinheiten: Halb Mensch, halb Maschine. Darunter ist ein Kampfchassis aus einer Hyperlegierung. Mikroprozessoren kontrolliert. Voll gepanzert und sehr widerstandsfähig. Aber außen ist es lebendes menschliches Gewebe. Fleisch, Haar, Haut, Blut. Gezüchtet für die Cyborgs. Die 600er-Serie hatte eine Gummihaut. Wir hatten sie sehr leicht erkannt. Aber die hier [Anm. d. Red.: gemeint ist die T-800-Serie] sind neu. Sie sehen aus wie Menschen, sie schwitzen, haben schlechten Atem. An alles wurde gedacht. Sehr schwer zu entlarven. […] Cyborgs empfinden keinen Schmerz. […] Er fühlt weder Mitleid, noch Reue, noch Furcht. Und er wird vor nichts Halt machen. Vor gar nichts, solange Sie nicht tot sind.« – Sarah schockiert über Reese’ Ausführungen: »Können sie ihn denn aufhalten?« – Kyle: »Ich weiß es nicht.«

 

Dass sich Regisseur James Cameron in THE TERMINATOR gerade für einen Cyborg als Antagonisten entschied, liegt auf der Hand: Zum einen hatte dies ökonomische Gründe – gerade einmal 6,4 Millionen US-Dollar konnte der ehemalige Roger-Corman-Schüler investieren. (Vgl. IMDb{1}) Mit diesem Budget war es schlicht nicht möglich, genügend glaubhafte Roboter zu konstruieren. Zum anderen ist der T-800 (gespielt von Arnold Schwarzenegger) mit seinem menschlichen Aussehen wesentlich greifbarer – der Zuschauer kann sich mit ihm identifizieren, und das »Böse« erhält im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht. (Vgl. Actionfreunde{2})

 

Bild 2: »Let me see you Stripped down to the (metal)bone.« Der wohl bekannteste Cyborg überhaupt: der T-800.

 

Doch vor allem hat das menschliche Erscheinungsbild des T-800 narrative Gründe, denn der Cyborg reist inkognito und kann durch sein Tarnung nicht so einfach als Maschine unter den Menschen entlarvt werden. Gerade dieser Aspekt entfacht immer wieder Diskussionen, ob es sich bei Terminatoren der Definition nach wirklich um Cyborgs handelt. Denn auch bei Androiden verfolgen Konstrukteure die Absicht, einen Roboter zu erschaffen, der dem Menschen möglichst nah kommt.

 

Aber nicht alle Cyborgs der Film- und TV-Serien-Geschichte sind Feinde des Menschen: RoboCop unterstützt in Paul Verhoevens gleichnamigem Film von 1987 im Detroit der Zukunft die Polizei bei der Verbrechensbekämpfung. Astronaut und Testpilot Colonel Steve Austin (Lee Majors) aus THE SIX MILLION DOLLAR MAN (DT: DER SECHS MILLIONEN DOLLAR MANN; 1974-78) oder Jaime Sommer (Lindsay Wagner) aus THE BIONIC WOMAN (DT: DIE SIEBEN MILLIONEN DOLLAR FRAU; 1976-78) stellen als Agenten ihre Hilfe in den Dienst einer Rechtsorganisation.

 

 

Androiden

 

Androiden (griech. für »einem Menschen ähnlich«) sind künstlich geschaffene Wesen mit humanoidem Erscheinungsbild. Manche von ihnen wurden mit menschlicher DNS (einem Molekül, das Erbinformationen trägt) erschaffen. Androiden stehen auf der letzten Stufe zwischen Mensch und Roboter, da manchmal keine klare Trennlinie zwischen Organismus und Maschine mehr vorhanden ist. Häufig geben sich Androiden im Phantastik-Genre nicht sofort als Maschine zu erkennen, »auch wird die Titulierung Maschinenmenschen größtenteils vermieden, so daß schnell Verwirrung entstehen kann«. (Jestram 2000, S. 94) In Ridley Scotts BLADE RUNNER (DT: DER BLADE RUNNER; 1982) soll ein spezieller Emotionstest (Voigt-Kampff-Test) sogenannte Replikanten, die sich als Menschen ausgeben, entlarven. Bei diesem Test orientierten sich der Autor der Romanvorlage Philip K. Dick (1928-82) sowie der Regisseur vermutlich am Turing-Test (benannt nach dem Kryptoanalytiker und Informatiker Alan Turing [1912-54]). Auch im SF-Drama-Kammerspiel EX MACHINA (2015) von Alex Garland soll Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) mithilfe des Turing-Tests nachweisen, ob sein künstliches Gegenüber, der Gynoid (weiblicher Android) »Ava« (Alicia Vikander), ein Bewusstsein besitzt.

 

Bild 3: Turing-Test bestanden? Programmierer Caleb und der Gynoid Ava kommen sich näher.

 

In Auseinandersetzungen mit Umweltreizen modifizieren Androiden ihr Programm selbstständig. Wissenschaftler versuchen immer wieder, »richtiges« menschliches Verhalten in eindeutigen Definitionen zu erfassen. Konstrukteure der SF versuchen dieses »Regelwerk« auf Androiden zu übertragen. Künstliche Menschen wie Data (Brent Spiner) aus der TV-Serie und den Kinofilmen zu STAR TREK: THE NEXT GENERATION (DT: RAUMSCHIFF ENTERPRISE – DAS NÄCHSTE JAHRHUNDERT) empfinden mit Hilfe implantierter Chips oder hochgeladener Software oft wie Menschen. Und auch die Wissenschaftler von Weyland-Yutani Industries aus den Alien-Filmen sind darum bemüht, (moralische) Entscheidungen, die vom Menschen intuitiv getroffen werden, an Androiden wie Bishop (Lance Henriksen) weiterzugeben. Zudem orientiert sich das Aussehen von Androiden wie Data oder Bishop am Aussehen einer realen Person, meist an dem ihres Schöpfers.

 

 

Abseits jener bisher angeführten Roboter-Typen existieren auch Hologramme: selbsthandelnde (meist durch ein Programm gesteuerte) Projektionen von Menschen, wie »The Doctor« (Robert Picardo) aus STAR TREK: VOYAGER (DT: STAR TREK – RAUMSCHIFF VOYAGER; 1995-2001). Der Holo-Doc steht der Schiffscrew in medizinischen Notfällen mit Rat und Tat zur Seite.

 

 

Dank ihrer besonderen Fähigkeiten betrachten ihre Konstrukteure künstliche Menschen oft als die besseren Menschen. Darüber hinaus konfrontieren Mischwesen wie Androiden und Cyborgs ihre Schöpfer mit sich selbst: Sie setzen ihnen oft Spiegel vor, stellen humanitäre Fragen und reflektieren neuzeitliche Realitätsauffassungen: Wenn Rick Deckard (Harrison Ford) als Blade Runner einen Replikanten »in den Ruhestand versetzt« (sprich tötet), inwieweit ist er als Mensch besser als die Menschmaschine, die sich hier, genaugenommen, nur zur Wehr setzt? Wissenschaftliche und geschäftliche Motive kollidieren beim Thema »künstliche Intelligenz« oftmals mit ethischen und religiösen Ansichten. »Die Maschine emanzipiert sich von ihren Schöpfern, drängt also zu einer eigenständigen Persönlichkeit, letzlich gar zu einer Art Menschwerdung. Der Mensch hingegen droht von seiner eigenen Schöpfung tyrannisiert oder abgelöst zu werden.« (Wolfschlag, Claus M.: Traumstadt und Armageddon. Zukunftsvision und Weltuntergang im Science-Fiction-Film, Ares Verlag, Graz 2007, S. 43)

 

Geschichten über Maschinenmenschen wägen Chancen und Risiken der Zukunft ab und münden in Euphorie oder Entsetzen. Zum Glück, könnte man meinen, gestaltet sich vieles aus der Science Fiction heutzutage noch als reine Zukunftsmusik. Aber wie lange wohl noch?

 

(ea)

 

 

Film

 

Roboter-Filmguide

Alternativen zu THE TERMINATOR

 

Vision: »Du hast Angst.« – Ultron: »Vor dir?« – Vision: »Vor dem Tod! Du bist der Letzte.« – Ultron: »Du hättest der Letzte sein sollen. Stark [Anm. d. Red.: der Erfinder und Iron Man Tony Stark] wollte einen Erlöser und gibt sich mit einem Sklaven zufrieden.« – Vision: »Ich nehme an, wir sind beide große Enttäuschungen.« – Ultron (lacht sarkastisch): »So scheint es wohl zu sein.« – Vision: »Die Menschen sind seltsam. Sie denken, Ordnung und Chaos wären im Grunde Gegensätze und wollen das Unkontrollierbare kontrollieren. Doch es liegt Anmut in ihrem Scheitern. Ich glaube, das ist dir entgangen.« – Ultron: »Sie sind verloren.« – Vision: »Ja. (Pause) Aber nichts ist nur deshalb schön, weil es überdauert. Ihre Gesellschaft ist ein Privileg.« – Ultron: »Du bist unerträglich naiv.« – Vision: »Nun, ich bin ja auch erst einen Tag alt.« (Ein Gespräch unter künstlichen Intelligenzen in AVENGERS: AGE OF ULTRON)

 

 

Ob in Space Operas, Tech-Noir-Filmen oder amüsanten SF-Geschichten: Oftmals verkörpern Roboter aller Art nicht nur Nebenrollen, sondern übernehmen die Hauptrolle. Filme, in denen ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Maschine möglich ist oder Apparaturen als »Freund und Helfer« in Erscheinung treten, bleiben aber in der Minderzahl.

 

Zum ersten Mal trat 1921 ein Roboter in einem Film auf. In L’UOMO MECCANICO (o. a. MECHANICAL MAN) von Regisseur André Deeds (1879-1940) wird ein Roboter von einem Kriminellen als Werkzeug missbraucht. Computer, die den Maschinen als »Gehirne« dienen, gab es damals noch nicht:

 

»Vielmehr stehen die Metallkörper als Bindeglied zwischen den ›Golem‹-Fantasien der fantastischen Literatur und einer Science Fiction der Technoangst, die befürchtet, dass menschenähnliche Maschinen Unheil über ihre Erfinder und alle anderen bringen könnten.« (Höltgen, Stefan: Mensch-Maschinen. Computer im Film Teil 5: Roboter im Film, Onlinemagazin Telepolis, Heise Zeitschriften Verlag, München 2009, S. 1)

 

Leider sind von L’UOMO MECCANICO heute nur noch Fragmente erhalten.

 

In der Filmgeschichte entwickeln Roboter häufig ein eigenes Bewusstsein, sodass im Allgemeinen von »Künstlichen Intelligenzen« die Rede ist. Manchmal driftet diese Vorstellung ins Groteske ab: Zu sehen beispielsweise im suizidgefährdeten Roboter Marvin (Warwick Davis) aus THE HITCHHIKERS GUIDE TO THE GALAXY (DT: PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS; 2005), einer Figur, die durch Douglas Adams erfolgreiche Bücher schon lange vor dem Film eine Berühmtheit war.

 

Alle Filme anzuführen, die Roboter, Cyborgs, Androiden und Co. als wichtiges Element aufgreifen, ist an dieser Stelle unmöglich. Trotzdem hat die Masters of Fiction-Redaktion eine Liste mit Filmen zusammengstellt, die man als wahrer Roboter-Fan gesehen haben sollte.

 

 

»In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht«METROPOLIS (1927)

 

Angesiedelt um das fiktive Jahr 2000, erzählt der Film METROPOLIS von einer riesigen Stadt, die vom herrschsüchtigen Industriellen John Fredersen (Alfred Abel; 1879-1937) regiert wird. Währenddessen tollt Sohn Freder (Gustav Fröhlich; 1902-87) vergnügt mit seinen Freunden in paradiesischen Gärten herum, ohne sich ein Bild vom Schicksal der anderen Bewohnern der Stadt zu machen: Abgestumpfte Arbeiter schuften tagein, tagaus in riesigen unterirdischen Fabriken. Ihre Anführerin, die »heilige« Maria (Brigitte Helm; 1906-96), fordert sie immer wieder auf, nicht zu rebellieren, sondern die Ankunft des Mediators abzuwarten. Eines Tages mischt sich Freder unters Volk und verliebt sich beim ersten Anblick in die schöne Maria. Sein Vater ist von dem Gedanken weniger entzückt und lässt Maria »vorläufig« aus dem Verkehr ziehen. Der verrückte Wissenschaftler C. A. Rothwang (Rudolf Klein-Rogge; 1885-1955) baut daraufhin für John einen Gynoiden, der Maria bis aufs Haar gleicht. Die »böse« Maria wird in die Stadt entsandt, um eine Revolte unter den Arbeitern anzuzetteln. Das Proletariat erhebt sich, zerstört Maschinen und überflutet unterirdische Wohnviertel, was Metropolis fast in den Untergang stürzt. Freder und die »echte« Maria retten die Stadt. Im Showdown wird Arbeit und Kapital durch den großen Mediator – die Liebe – vereint.

 

Alles an Fritz Langs (1890-1976) Stummfilm-Mammutprojekt ist gigantisch: Angefangen bei den Dreharbeiten (der Regisseur und sein Team benötigten mehr als 16 Monate Drehzeit), über die Produktionskosten (der Film verschlang stolze sieben Millionen Mark) bis hin zum Aufgebot an Darstellern (mehr als 37.000 Darsteller wirkten bei METROPOLIS mit). (Vgl. Hardy, Phil [Hg.]: Die Science Fiction Filmenzyklopädie. 100 Jahre Science Fiction, Heel Verlag GmbH, Königswinter 1998, S. 76)

 

Seinen Klassikerstatus verdankt METROPOLIS dem Einfallsreichtum eines der besten Effekt-Künstler der Filmgeschichte: SFX-Pionier Eugen Schüfftans (1893-1977) Leistungen lassen die Schwächen des Drehbuchs vergessen.

 

Zu METROPOLIS wurde Lang durch die Skyline von Manhattan inspiriert, die er im Jahr 1924 bewunderte. Gemeinsam mit drei virtuosen Kameramännern entwarf Schüfftan geniale Trickaufnahmen. Er kombinierte echte Aufnahmen mit verkleinerten Modellen. Diese Technik wurde nach METROPOLIS als Schüfftan-Verfahren bekannt. Die auf diese Weise inszenierte verheerende Zerstörung der unterirdischen Stadt oder die rhythmisch arrangierten Muster pumpender Kolben im Maschinen-Moloch gehören ebenso zu den Höhepunkten des Films, wie die übernatürliche Erschaffung der metallenen Maria. Ihre Belebung durch elektrische Entladungen gilt als Inspirationsquelle für FRANKENSTEIN von 1931.

 

Bild 4: Die künstlich erschaffene Maria in METROPOLIS ist die erste Roboterdame der Filmgeschichte.

 

Adolf Hitler (1889-1945) und seiner rechten Hand Joseph Goebbels (1897-1945) gefielen METROPOLIS so sehr, dass sie Lang baten, an Prestigefilmen des Deutschen Reichs mitzuarbeiten. Am Tag der Einladung kehrte der österreichische Regisseur Deutschland den Rücken und emigrierte in die USA. Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 verboten die Nazis viele von Langs Filmen (u. a. DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE; 1933). (Vgl. Hardy 1998, S. 77)

 

METROPOLIS war das teuerste Projekt, das die UFA jemals produzierte. Leider floppte Langs Film an den Kinokassen, was zur Schließung des Studios führte. Immer wieder tauchen neue Szenen-Schnipsel von METROPOLIS auf, und die Filmrestauratoren geben ihr Bestes und hoffen den ganzen Film irgendwann einmal komplett rekonstruieren zu können. Vorläufiger Höhepunkt war die Welturaufführung einer neuen, restaurierten Fassung während der Berlinale 2010. Die Musik wurde dabei live eingespielt. Die derzeitige Laufzeit des Films bringt es auf stolze 153 Minuten.

 

 

Diplomatische Hindernisse – THE DAY THE EARTH STOOD STILL (1951)

 

Ein UFO landet inmitten von Washington D.C. und wird sofort vom Militär eingekesselt. Dem Schiff entsteigt ein Mann im Raumanzug namens Klaatu (Michael Rennie; 1909-71). Er beteuert, in Frieden zu kommen. Als der Neuankömmling einen Gegenstand hervorholt, der als Geschenk für den Präsidenten gedacht ist, fällt ein Schuss. Daraufhin entsteigt dem Raumschiff der Roboter »Gort« (Lock Martin; 1916-59), der die Angreifer abwehrt. Auf Zuruf des Verletzten hält der Roboter inne und verfällt in eine Art Starre. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt mischt sich Klaatu unter die Menschen, um herauszufinden, warum sie sich so unvernünftig verhalten. Immer wieder ermahnt er die Erdbewohnern, in Frieden miteinander zu leben, ansonsten drohe der Menschheit eine unvorstellbare Katastrophe. Außer der hübschen Helen Benson (Patricia Neal; 1926-2010) und Professor Jacob Barnhardt (Sam Jaffe; 1891-1984) nimmt keiner Klaatus Warnung ernst. Um seiner Botschaft Nachdruck zu verleihen und seine Macht zu demonstrieren, hält Klaatu alle nicht lebensnotwendigen Maschinen für einen Tag an. Nun endlich hören die Menschen auf den außerirdischen Besucher.

 

THE DAY THE EARTH STOOD STILL (DT: DER TAG, AN DEM DIE ERDE STILLSTAND) von Robert Wise (1914-2005) basiert auf der Erzählung Farewell to the Master (DT: Abschied vom Herrn) von Harry Bates aus dem Jahr 1940.

 

Bei THE DAY THE EARTH STOOD STILL wenden sich die Außerirdischen ausnahmsweise nicht der Vernichtung der Menschheit zu. Stattdessen entpuppt sich der SF-Klassiker als kritischer Friedensappell der Ära des Kalten Kriegs.

 

Über die Art, wie in THE DAY THE EARTH STOOD STILL Frieden gestiftet wird, lässt sich streiten: Klaatus Vorschlag, die Friedenserhaltung allmächtigen Robotern wie Gort in die Hände zu legen, wirkt aus heutiger Sicht befremdlich.

 

Bild 5: Lediglich mit den mysteriösen Worten »Klaatu Barada Nikto« kann Roboter Gort (hinten) von Klaatu (vorn) aufgehalten werden.

 

Im Jahr 2008 entstand unter der Regie von Scott Derrickson ein Remake zu THE DAY THE EARTH STOOD STIL mit Matrix-Hauptdarsteller Keanu Reeves in der Rolle des Klaatu. Außerdem gibt es noch eine inoffizielle Fortsetzung mit dem Titel THE DAY THE EARTH STOPPED (DT: DER TAG AN DEM DIE ERDE STILLSTAND 2 – ANGRIFF DER ROBOTER) aus dem gleichen Jahr.

 

 

Der Urlaub von morgen – WESTWORLD (1973)

 

Im futuristischen Themenpark Westworld der Firma Delos werden zahlungskräftige Besucher auf Wunsch entweder in die Zeit der Römer, das Mittelalter oder den Wilden Westen versetzt. Die Betreiber scheuen keine Kosten und Mühen, um die Anlage mit hochtechnisierten Androiden zum Leben zu erwecken. Doch bald schon brennen den Androiden wortwörtlich die Sicherungen durch: Die Situation beginnt außer Kontrolle zu geraten, als ein in Schwarz gekleideter künstlicher Revolverheld (Yul Brynner; 1920-85) Jagd auf die Westworld-Besucher John Blane (James Brolin) und Peter Martin (Richard Benjamin) macht. Nach kurzer Zeit läuft das komplette Computernetzwerk Amok. Nun spielen die Parkbesucher nach den Regeln der Androiden.

 

Regisseur Michael Crichton, der für WESTWORLD selbst den Roman und das Drehbuch lieferte, erntete primär als Autor des Bestsellers Jurassic Park Ruhm und Anerkennung. Die Parallelen zwischen beiden Werken sind dabei mehr als offensichtlich: In Westworld wie Jurassic Park geht es in erster Linie um die abstrusen Auswüchse der Unterhaltungsindustrie.

 

Die coole und emotionslose Performance Yul Brynners als durchgeknallter Robo-Gunslinger mit seiner kompromisslosen Entschlossenheit lieferte das Vorbild für den Killerroboter T-800 der Terminator-Saga.

 

Bild 6: Der »Mann im schwarzen Anzug«. Yul Brynner als Cowboy-Android in WESTWORLD.

 

Die Brisanz des Themas und die Bilder in Kombination mit dem atypischen Soundtrack verursachen beim Schauen auch heute noch Gänsehaut. Aus diesem Grund beschloss HBO (verantwortlich für GAME OF THRONES [seit 2011], TRUE DETECTIVE [seit 2014] etc.), WESTWORLD in einer achtteiligen TV-Serie wieder auferstehen zu lassen. Regie und Drehbuch für das für 2016 groß angekündigte TV-Spektakel übernimmt Jonathan Nolan, Bruder von Batman-Regisseur Christopher Nolan. In den Hauptrollen werden u. a. Anthony Hopkins, Evan Rachel Wood, James Marsden und Ed Harris, der den »Mann im schwarzen Anzug« spielen wird, zu sehen sein.

 

 

Doppelgänger – THE STEPFORD WIVES (1975)

 

Das zugezogene Ehepaar Walter (Peter Masterson) und Joanna Eberhart (Katharine Ross) ist von der Kleinstadt Stepford begeistert. Alles scheint perfekt zu sein, vor allen Dingen die Frauen: Sie sind schön, lächeln immerzu und lesen ihren Ehemännern jeden Wunsch von den Augen ab. Doch der Schein trügt, und Joanna lüftet das grausige Geheimnis hinter der Perfektion. Widerspenstige und eigensinnige Ehefrauen, die nicht dem Traumbild der Männer entsprechen, werden durch Androiden ersetzt. Das Original wird dafür ermordet.

 

Regisseur Bryan Forbes’ (1926-2013) Mystery-SF-Klassiker THE STEPFORD WIVES (DT: DIE FRAUEN VON STEPFORD) ist eine Adaption des 1972 erschienen gleichnamigen Romans von Ira Levin (1929-2007).

 

Filme mit Robotern üben häufig Kritik an denen, die die Wirklichkeit durch Fälschungen und Imitate ersetzen wollen. Das ist auch bei den Stepford-Männern der Fall, die im Geiste direkte Nachkommen von Pygmalion, Nathanael in E. T. A. Hoffmanns Der Sandmann oder Victor Frankenstein sind. Jedoch führen die Fehlfunktionen der Gynoiden zu keinem Aufstand gegen die männlichen Wissenschaftler, sondern entlarven die Frauendoppelgänger lediglich als künstliche Wesen. Im Gegensatz dazu verkörpert Joana eine gewisse Unabhängigkeit und widerspricht dem patriarchalischen Modell einer idealen Hausfrau. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt THE STEPFORD WIVES als ein wichtiges Dokument der feministischen Bewegung der 1970er Jahre. Im Buch wie auch in der Filmadaption spiegelt sich die Angst des Kontrollverlusts und die Furcht, am Ende womöglich selbst durch eine Maschine ersetzt zu werden, wider. Unterschiede zwischen Romanvorlage und Film betreffen vor allem den Schluss. Den Showdown des Films gibt es im Roman so nicht.

 

Das Remake von Frank Oz aus dem Jahre 2004 mit Nicole Kidman und Bette Midler in den Hauptrollen, setzt anstelle von Mystery auf Comedy. Außerdem ist hier nicht mehr von Androiden, sondern von Cyborgs die Rede: die Frauen bekommen hier einen Chip eingepflanzt, damit sie ihren Männern gehorchen.

 

 

Freunde fürs Leben – SHORT CIRCUIT (1986) & SHORT CIRCUIT 2 (1988)

 

Auf einem vor der Außenwelt abgeschotteten Gelände testet das amerikanische Militär die neuesten Kampfroboter der Firma Nova Robotics. Als ein Gewitter aufzieht, wird Roboter »Nr. 5« vom Blitz getroffen und kann aufgrund einer Störung fliehen. Die Erfinder Ben Jabituya (Fisher Stevens) und Newton Crosby (Steve Guttenberg) sind ratlos. Die Tierliebhaberin Stephanie Speck (Ally Sheedy) gewährt Nr. 5. Unterschlupf. Bei ihr lernt der Roboter neue Seiten an sich kennen: Er beginnt mit rasender Geschwindigkeit zu lernen, entwickelt ein Bewusstsein, empfindet Neugierde, Angst, kann über Witze lachen und verliebt sich obendrein in Stephanie. Diese weiß keinen Rat mehr und verständigt die zuständigen Behörden. Von nun an schwebt Nr. 5 in großer Gefahr, denn das Militär hat nur noch dessen Stilllegung im Sinn.

 

Im zweiten Teil der Short-Circuit-Reihe besucht Nr. 5, der sich mittlerweile selbst »Johnny« nennt, seinen Konstrukteur und alten Freund Ben (ebenfalls gespielt von Fisher Stevens) in New York City, um ihm bei einer Geschäftsidee zu assistieren. Johnny ist vom Stadtleben fasziniert und mischt sich immer wieder unters Volk. Damit sorgt der Roboter für großen Wirbel. Bald schon lernt er auch die Schattenseiten der Millionen-Metropole kennen und versucht Ben bei seinen Liebesproblemen zu helfen. In einer Kirche hofft Johnny, Antworten auf all seinen Fragen zu finden. Doch als plötzlich seine Energie ausfällt, droht Johnny zu sterben.

 

Bild 7: »I need a hero.« Roboter Nr. 5 (aka Johnny) ist ein wahrer Freund fürs Leben.

 

Der wohl freundlichste Roboter der Welt ist in beiden Teilen stetig darum bemüht, soziale Beziehungen zu Menschen aufzubauen. Dank spezieller Fähigkeiten wird er jedoch oft als Gefahr erkannt oder wegen seiner Arglosigkeit von Gaunern missbraucht: Beispielsweise hilft er in New York, ohne es zu besser zu wissen, einer Straßengang dabei, Autos zu knacken. SHORT CIRCUIT und SHORT CIRCUIT 2 rücken die extreme Andersartigkeit in den Mittelpunkt und zeigen, wie Menschen darauf reagieren. Aber Johnny lernt aus jeder Situation, formuliert Bedürfnisse und versteht nur allzu gut: »Mein Speicher bin ich!«

 

 

Skynet auf Japanisch – GUNHED (1989)

 

Im Jahr 2005 baut die Cybotech Corporation auf einer winzigen vulkanischen Insel im asiatischen Raum mit der Bezeichnung 8JO den ersten völlig in sich geschlossen Industriekomplex der Welt. Es ist die größte Produktionsstätte der modernsten und gewaltigsten Roboter. Im Herzen des Komplexes regiert eine KI, die mächtiger ist als alles bisher Dagewesene: der Supercomputer »KYRON-5«. 20 Jahre schien alles reibungslos zu laufen, bis 2030 die Menschheit das Mineral Texmexium entdeckt, das ihr die computergesteuerte Beherrschung der Welt ermöglicht. Computerchips sind nun kostbarer als Gold. Geldgierige Abenteurer versuchen seitdem, in verbotene Zonen wie 8JO einzudringen, um sich die Chips unter den Nagel zu reißen. KYRON-5 erklärt der Welt den Krieg. Die Alliierten entsenden ein Gunhed-Battailion nach 8JO. Damit beginnt der große Roboterkrieg. 13 Jahre lag tiefes Schweigen über der Insel. Sie ist von der Außenwelt vergessen worden und existierte nur noch unter einem mystischen Schleier, den eine Gruppe Schatzsucher und die Texas Air Rangers im Jahr 2038 zerreißen. KYRON-5 gibt den Befehl, alle Eindringlinge zu töten. Nur der Mechaniker und Schatzsucher Brooklyn (Masahiro Takashima), der Texas Air Ranger Sgt. Nim (Brenda Bakke) und die beiden Kinder Eleven (Kaori Mizushima) und Seven (Eugene Harada) überleben den Angriff. Bald finden die Vier einen halbwegs funktionsfähigen Gunhed, den Brooklyn wieder instandsetzt.

 

Bild 8: Mit riesigen Kampf-Robotern stellen sich die letzten Überlebenden KYRON-5 entgegen.

 

Die stellenweise unlogische und konfuse Handlung von GUNHED (OT: GUNHEDDO, alternativer Titel ROBOT WAR) wird durch die hervorragenden Effekte wettgemacht. Die Produzenten von Toho, Sunrise und Bandai haben hier eine wahre Meisterleistung vollbracht. Mit Einsatz von Computeranimationen und vielen Modellen gelang es dem Filmteam, eine Atmosphäre aufzubauen, die an Camerons Zukunftsszenen in THE TERMINATOR erinnert. Zu GUNHED erschien ein Manga, das hilft, die verwirrende Story besser zu verstehen. Leider ist er heutzutage eine Rarität und nur noch mit viel Glück auf Comic-Börsen zu bekommen.

 

 

Auf den Pfaden von James Camerons THE TERMINATOR wandelt auch Rob Cohens STEALTH (DT: STEALTH – UNTER DEM RADAR