„Dienstverhältnis – Teil 3“ von Benjamin Larus
herausgegeben von: Club der Sinne®, Eichenallee 26m, 16767 Leegebruch, April 2016
zitiert: Larus, Benjamin: Dienstverhältnis – Teil 3, 1. Auflage
© 2016
Club der Sinne®
Inh. Katrin Graßmann
Eichenallee 26m
16767 Leegebruch
www.Club-der-Sinne.de
kontakt@club-der-sinne.de
Stand: 01. April 2016
Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 16767 Leegebruch
Coverfoto: © Gabriel Georgescu/Shutterstock.com
Covergestaltung: Club der Sinne®
ISBN 978-3-95604-685-8
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Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden und volljährig.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Erfundene Personen können darauf verzichten, aber im realen Leben gilt:
Safer Sex!
Benjamin Larus
Dienstverhältnis
Teil 3
4. Doppeldienst
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Ob ich bis Mittwoch durchhalten würde, hatte die augenzwinkernd-anzügliche Frage meiner Chefin gelautet, kurz bevor sie mich am Freitagabend nach unserem Holland-Trip wieder zu Hause abgeliefert hatte. Hätte eigentlich kein Problem sein sollen, aber schon am Montagmorgen war ich mir da gar nicht mehr so sicher.
Seit ich mit ihr schlief, hatte ich ja selten genau voraussehen können, wie lange es bis zu unserem nächsten Schäferstündchen dauern würde. Da wir uns vorgenommen hatten, es einerseits nicht außerhalb der Dienstzeiten, andererseits aber auch nicht im Geschäft zu tun (ein ehrenwerter Vorsatz freilich, gegen den wir nicht nur einmal verstoßen hatten), waren dafür eigentlich immer gemeinsame Besichtigungs- oder Verkaufstermine vonnöten, was sich schon mal nicht beliebig arrangieren ließ, ohne dass es auffiel. Und selbst dann war ja nicht gesagt, dass wir auch tatsächlich ungestört sein würden. Die Nummer im Auto vor einigen Wochen war ja ein sehr anregender Notbehelf gewesen, und sicher würde Frau Vollendorf mit der Zeit noch eine gewisse Routine darin entwickeln, auf unseren Wegen Zwischenstopps in einem unserer leer stehenden Objekte einzuplanen. Trotzdem konnte ich nie sicher sein, wenn ich mich in der Frühe mit der üblichen Morgenlatte aus den Federn quälte, ob ich an diesem Tag noch bei ihr zum Zug (besser gesagt: zum Schuss) kommen würde oder nicht. Spannend, aber ganz schön stressig.
Die Dienstreise der vergangenen Woche freilich hatte uns in dieser Hinsicht geradezu paradiesische Zustände beschert. In unseren Hotelzimmern nur durch eine Verbindungstür getrennt, hatten wir schon in Utrecht im Grunde miteinander tun und lassen können, was wir wollten, wenn wir natürlich auch nach außen hin die Form wahren mussten. Die anschließende Erholung in Zeeland dann konnten wir vollends genießen: Der beruflichen Pflichten war genüge getan, selbst die Chefin spürbar gelöst, und da uns in dem Ferienpark kein Mensch kannte, hatte sie sich sogar auf meine verrückte Idee eingelassen, für zwei Tage das verliebte Pärchen zu spielen. Dass uns der strömende Regen fast die ganze Zeit über in unseren gemütlichen Bungalow verbannte, konnte uns die Laune nicht verderben, im Gegenteil: Wir haben die Zeit weidlich ausgenutzt, und in puncto Sex dürfte es kaum etwas geben, das wir ausgelassen hätten.
Insofern könnte man annehmen, mein Bedürfnis nach Antje Vollendorf, nach reiferen Frauen, womöglich sogar nach Frauen schlechthin sei nach dieser Woche vorerst für eine Weile gestillt gewesen, zumal ich meinen Guido zum ersten Mal seit Jahresbeginn für so lange Zeit hatte entbehren müssen. Und tatsächlich: Am Freitagabend, als mein Göttergatte nach seinem Training dann frisch durchblutet wie eh und je bei mir in der Wohnung stand, die geschulterte Sporttasche in gewohnter, unvergleichlich kerliger Geste von sich warf und zu mir aufs Bett sprang, da wurde mir warm um Herz und Schwanz wie schon lange nicht mehr. Nur noch ihn, schoss es mir durch den Kopf, um nichts in der Welt will ich diesen Traumtypen jemals gegen irgendjemand anderen eintauschen!
Hatte ich allerdings erwartet, dass er mich gerade nach, wie er wusste, einer Woche hemmungslosen Fremdvögelns in einer Anwandlung grimmiger Eifersucht besonders heftig bis gewalttätig rannehmen würde, so wurden wir wohl beide ein bisschen von unserem offenkundig übergroßen Bedürfnis nach Zärtlichkeit überrascht. Anstatt mir erst mal den Hintern zu versohlen, begrub mich mein Traummann unter dem atemberaubendsten Bombardement so gieriger wie liebevoller Küsse, an das ich mich erinnern kann, und dieser Abend wurde einer unserer kuscheligsten seit Langem – was natürlich nicht heißt, dass wir keinen richtigen Sex gehabt hätten. Oh doch, den hatten wir, und zwar sehr ausdauernd, sehr leidenschaftlich; aber es war kein animalisches Übereinander-Herfallen, eher ein gemeinsamer, gefühlvoll jeden Schritt auskostender Aufstieg zu den Gipfeln der Lust.
Mein immer wieder durch atemlose Aktionen unterbrochener, letzten Endes aber lückenloser Bericht über all die Sauereien der vergangenen Tage hatte unsere Zärtlichkeiten mehr als nur garniert. Guido wollte alles ganz genau wissen, stellte schonungslos Fragen und geilte sich ganz unverblümt an meinen detaillierten Schilderungen auf. Die Sache mit dem Etagenkellner, von dem ich ihm ja bislang noch gar nichts erzählt hatte, nahm er zunächst leicht überrascht, letzten Endes aber eher amüsiert als zähneknirschend zur Kenntnis.
„Na, diese Dienstreise hat sich ja wirklich gelohnt, du kleines Ferkel“, hauchte er irgendwann dicht an meiner Stirn, als wir uns am Samstagmorgen noch lange im Bett herumfläzten. Dabei hielt er unsere steifen, warmen Schwänze mit einer Hand zusammengepresst und kniff mit der anderen in eine meiner Brustwarzen. „Da bekomme ich direkt Lust, der blöden Ziege selbst mal was reinzuschieben …“
Den unwillkürlichen Ärger darüber herunterschluckend, jemanden über meine Antje in dieser Weise reden zu hören (noch vor einer Woche hätte mich das weniger gestört), seufzte ich ihm ins Ohr: „Glaub mir, mein unersättlicher Superficker, ich selbst wünsche mir das am allermeisten …!“
Guido, der meinen etwas skurrilen Drang, ihm nach Möglichkeit all meine Intimpartner zuzuführen, nur allzu gut kannte, biss mir mit einem animalischen Knurrlaut in die Schulter.
„Ich weiß, du perverser Mistkerl!“, zischte er. „Aber den Kellner, von dem du ja wohl noch nicht mal den Namen weißt, siehst du sowieso nie wieder, und die Vollendorf – nee, ausgeschlossen!“
Da musste ich ihm angesichts der lokalen und persönlichen Verstrickungen innerhalb unserer Kleinstadt und der Immobilienbranche leider Recht geben. Das ging nicht. Und just in diesem Moment bedauerte ich zum wiederholten Male, dass damit auch Guidos Einsatz als leichtgeschürzter Aushilfsgärtner ausgeschlossen war.
Apropos. Von diesem Projekt hatte ich ihm noch gar nicht erzählt, was ich nun umso ausführlicher nachholte. Als ich meine ursprünglichen Überlegungen vor ihm ausbreitete, wer aus unserem Bekanntenkreis denn wohl am ehesten für diese Aufgabe geeignet schien, sah ich an seinem angestrengt die Dachschräge entlangwandernden Blick, dass auch seine Fantasie sich eifrig in Bewegung gesetzt hatte. Wahrscheinlich nahm vor seinem geistigen Auge in diesen Sekunden eine prachtvolle Parade aus gestählten, in goldener Mittagssonne schweißglänzenden Männerkörpern Aufstellung, mit schwellenden Muskeln schwere Geräte stemmend und sich in anmutigen Verrenkungen nach der Heckenkrone reckend.
„Du weißt natürlich, zu welchem Ergebnis ich zwangsläufig kommen musste?“, fragte ich grinsend und stieß ihn neckend in die Seite.
„Was?“
Er schien mich gar nicht gehört zu haben.
„Komm schon, Guido!“, kicherte ich. „Es kann nur einen geben!“
Jetzt kam das Grinsen und zog seine Mundwinkel quasi im Zeitlupentempo breit auseinander. In seinen schönen, grauen Augen leuchtete es begeistert auf.
„Ich seh ihn schon vor mir“, bekannte er lüstern, und wir wussten beide, dass wir den Namen nicht mehr aussprechen mussten.
Dann legte er mit einem zugekniffenen Auge den Kopf schief und sah mich in einer amüsierten, aber auch irgendwie triumphierenden Art, die ich nicht einzuordnen vermochte, von der Seite an.
„Du hast ihn jetzt schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen, stimmt's?“, fragte er dann verschmitzt.
„Mit Sicherheit“, betätigte ich. „Viel zu lange jedenfalls! Ich weiß schon kaum noch, wie er aussieht.“
Na, das war allerdings geflunkert. Wer, der Flamur, unserem albanischen Adonis, jemals begegnet war, könnte den Anblick dieser Fleisch gewordenen Götterstatue mit den seelenvollen Augen eines Rehs je vergessen, sich seinem Zauber entziehen?
Ich kann meinem Guido wirklich nicht verdenken, dass er sich im Fitnessstudio einst so dermaßen in diesen Musensohn im Körper eines Athleten verguckt hatte – eher, dass er dann so lange brauchte, um den Kontakt mit ihm anzubahnen und ihn mit entsprechendem Feingefühl auf den richtigen Weg zu geleiten, welcher auf Umwegen über die legendäre Jack-Off-Party über den Dächern Frankfurts schließlich ins sturmfreie Haus Mattern führen sollte.
O ja, das war ein unvergessliches Wochenende gewesen! Ich habe es bei früherer Gelegenheit ja ausgiebig beschrieben und bin des Öfteren gefragt worden, wie es denn danach weitergegangen sei mit uns dreien.
Nun, die Zeit vergeht schnell, gerade wenn man noch so viele andere interessante Kontakte pflegt wie ich im Anschluss an besagte Party. Und deshalb waren es wohl, wenn ich mich nicht irre, tatsächlich nur zwei weitere Treffen, bei denen wir in jener bewährten Dreierkonstellation zusammenkamen. Das eine Mal hatten wir uns auf einem längeren Spaziergang im Taunus in die Büsche geschlagen und waren uns in verspieltem Übermut unter die Sachen gegangen. Es war an diesem Tag recht frisch gewesen, weswegen wir uns nicht ganz auszogen. Aber zu guter Letzt hatte ich mich doch ergeben an einen dicken Baumstamm geklammert, die Hose in den Kniekehlen, und mich brav von einem nach dem anderen durchficken lassen.
„Flamur muss üben!“, hatte Guido immer wieder geflachst.
Zwar bin ich der Ansicht, dass eigentlich die passive Rolle beim Analverkehr die anspruchsvollere ist und deshalb viel eher geübt werden müsste. Außerdem hatte sich Flamur auf der aktiven Seite sogleich als Naturtalent erwiesen, schließlich verdanke ich ihm meinen ersten analen Orgasmus. Aber na ja. Für mich bedeutete es alles andere als ein Opfer, und so ganz selbstverständlich war es für unseren frisch entjungferten Liebesgott eben noch immer nicht, sich im Beisein eines Kerls einem anderen auszuliefern. Bei unserem nächsten Dreiertreffen kam ich dann allerdings auch zum Zug.
In Guidos Höhle konnten wir uns alle Zeit der Welt nehmen, Flamur entsprechend zu entspannen und ihm jegliche Skrupel zu nehmen, sodass er sich schließlich nach allen möglichen kumpelhaften Wichsspielchen zu vorgerückter Stunde sogar bereitwillig in den Sling schnallen ließ. Und nachdem wir ihn dort tüchtig rangenommen hatten, durfte er die Nacht auf der Besucherritze oben in Guidos kuscheligem Hochbett verbringen. Das war richtig schön, wie er am nächsten Morgen zwischen uns und mit uns aufwachte, und ich fühlte mich trotz Guidos offenkundig verzehrenden Blicken auf unseren Gast auch kein bisschen ausgeschlossen. Wir haben dann noch ein wenig herumgerauft, wobei wir natürlich wieder geil wurden, und schließlich wurde Flamur sogar noch eine weitere Premiere zuteil: gleichzeitig die aktive wie die passive Rolle zu erleben. Ja, das war schon eine geile Aktion, wie mein Guido sich stehend, mit lasziv herausgestrecktem Hinterteil splitternackt an einem der Stützbalken in der Mitte des Raumes platzierte und Flamur nicht lange ermuntern musste, ihn aufzuspießen! Als ich mich dessen in seinen genüsslichen Fickbewegungen so unwiderstehlich aussehendem Arsch dann in eindeutiger Absicht von hinten näherte, hielt er zwar für einige Sekunden ungläubig inne, aber dann machte er mit und erwies sich als so tapfer wie unersättlich.
Da habt ihr so wundervollen Sex, seid euch im Grunde einig, dass ihr das Ganze fortsetzen wollt, und kommt über so viele Wochen nicht zusammen!, wird manch einer uns jetzt womöglich vorwerfen. Es mag unglaubhaft und spießig klingen, aber tatsächlich mangelte es zumindest mir schlichtweg an Zeit. Von dem ganzen Alltagskram abgesehen, von Familie in Form der stattlichen Schar an Nichten und Neffen, die ich sowieso viel zu selten sehe, wollen Guido und ich ja ab und zu auch noch ein bisschen Zeit zu zweit verbringen. Und dann haben er und ich ja spätestens seit der Party im Februar noch ein paar weitere heiße Eisen im Feuer, teils offen, teils aber auch heimlich, was mit besonderem Aufwand und sorgfältiger Planung verbunden ist.
Mein Liebster trifft Flamur ja immerhin noch regelmäßig beim Training, und wenn die beiden es ab und zu schaffen, als Letzte im Studio zu bleiben und die gute Diana am Tresen ein bisschen nachsichtig zu stimmen (auf welche Weise auch immer ihnen das gelingt), dann haben sie dort schon mal ein bisschen Spaß miteinander, wie ich so höre. Neulich waren sie wohl sogar so kühn, unter der Dusche zu ficken.
„Meine Güte, ihr kriegt noch mal Hausverbot, wenn nicht sogar eine Anzeige!“, hatte ich kopfschüttelnd prophezeit, als Guido mir davon erzählte.
Wie auch immer. Jedenfalls hatte ich unseren wohlgestalteten Freund seit etlichen Wochen nicht gesehen, und das war neben seiner, wie ich glaubte, optimalen Eignung für Frau Vollendorfs Angebot schon Grund genug, ihn für diesen Job zu rekrutieren.
„Und gesprochen hast du ihn auch nicht, oder?“, hakte Guido bedeutungsvoll nach.
Ich zuckte die Schultern, seinen merkwürdigen Unterton vermochte ich nicht einzuordnen.
„Nö, warum?“
„Na, dann ruf ihn gleich mal an!“, ermunterte er mich vergnügt und warf mir mein Telefon zu.
Jetzt muss ich eine Sache in Erinnerung rufen – beziehungsweise diejenigen davon in Kenntnis setzen, welche meine früheren Erzählungen nicht gelesen haben und Flamur noch nicht kennen. Die Natur hat diesen Typen mit erstklassigen Anlagen gesegnet: mit einer schönen, reinen, recht hellen Haut, tiefdunklen Augen und Haaren, mit markanten Gesichtszügen und ausgewogenen Proportionen. Durch unermüdliches Training hat er das Optimum aus diesen Anlagen herausgeholt, seinen einsneunzig großen Jünglingskörper perfekt modelliert (allenfalls im Brustbereich mag er etwas übertrieben haben, weswegen er bei uns vor Kenntnis seines Namens lange als das Pectoralis-Wunder geführt wurde). Kurzum: eine lebendig gewordene, antike Götterstatue in Perfektion!
Eines nur wollte so gar nicht zu diesem Athletenkörper passen: Wenn er den Mund aufmachte, zuckte ein jeder in der Umgebung ungläubig zusammen. Dieses dünne, pubertäre Stimmchen aus der Tiefe einer so eindrucksvoll modellierten, breiten Brust? Irgendetwas musste da beim Stimmbruch entscheidend schief gelaufen sein, denn das hochatmige Gepiepse, das man da zu hören bekam, das konnte die Natur so nicht vorgesehen haben. Als ich das Thema einmal vorsichtig ansprach, hatte Flamur auch gestanden, dass man ihn bereits in der Schule darob gehänselt und nach einer Fernsehfigur den Beaker genannt hatte.
So machte ich mich auch jetzt wieder, da ich mit erhöhtem Puls seine Nummer wählte und das Telefon ans Ohr führte, darauf gefasst, sogleich ein körperlos-gepresstes Hallo zu hören zu bekommen, und straffte mich in dem festen Vorhaben, mir das Prachtbild vor meinem inneren Auge dadurch nicht zerstören zu lassen.
„Hi, Benjamin, wie geht’s?“
Meine Überraschung hätte nicht größer sein können. Ich war schlichtweg sprachlos, denn was mir da entgegendröhnte, war nicht nur das Organ eines erwachsenen Mannes, es handelte sich vielmehr um eine ganz besonders wohlklingende, geradezu balsamisch strömende Bassstimme!
Was hatte das zu bedeuten? Mein erster Reflex war, mich zu entschuldigen und aufzulegen – ich konnte mich doch wohl nur verwählt haben, oder? Dann wurde mir klar, dass ein Fremder mich wohl kaum beim Namen genannt hätte.
„Äh – wer spricht da, wenn ich fragen darf?“, stotterte ich verunsichert.
Ein verhaltenes, aber wohltönendes Lachen war die Antwort.
„Schon okay, ich bin's“, ließ das Mannsbild am anderen Ende sich dann vernehmen, und man hörte seiner Stimmfärbung an, dass es breit lächelte.
„Flamur?“, fragte ich fassungslos nach.
„Aber sicher. Ich merke, Guido hat es dir noch nicht erzählt ...“
Meine Augen zuckten zu meinem Liebsten hinüber, der sich über mein wahrscheinlich grandios dummes Gesicht köstlich amüsierte.
„Nein, hat er nicht“, bestätigte ich mit einem strafenden Blick in dessen Richtung. „Äh – was eigentlich hat er nicht erzählt? Was ist passiert?“
„Eigentlich ist es deine Schuld“, kam es aufgeräumt vom anderen Ende der Verbindung. „Erinnerst du dich, dass du mir damals im Haus von Guidos Eltern wegen meiner Stimme ins Gewissen geredet hast?“
„Na ja, ins Gewissen geredet ...“
„Du hast zumindest gemeint, ich sollte mal einen Fachmann fragen.“
„Kann sein, ja.“
„Und kurz darauf war ich tatsächlich bei einem Phoniater.“
„Bei einem …?“
„Einem Stimmarzt“, erklärte Flamur geduldig. „Und der hat mich zur Logopädie geschickt. Zwölf Sitzungen.“
Ich will die Sache abkürzen, auf den genauen Wortlaut des Gesprächs kommt es ja nicht an, und sicher zog es sich unnötig in die Länge, weil ich es noch immer nicht fassen konnte und immer wieder nachfragen musste. Unglaublich, aber wahr: In einem Zeitraum von gerade einmal drei Wochen war es irgendeiner Frau, die ihr Handwerk zu verstehen schien, gelungen, Flamurs schwere, wie man im Fachjargon wohl sagte, Mutationsstörung zu beseitigen und aus seiner gepressten Teenagerstimme das volltönende Organ eines im besten Sinne des Wortes reifen Mannes zu machen.
„Unglaublich, unglaublich!“, stammelte ich immer wieder vor mich hin. „Und was für eine tolle Stimme! Wer ist jetzt noch vor dir sicher, Flamur?“
Er, der in den letzten Tagen seine Geschichte gewiss immer und immer wieder hatte erzählen müssen und mittlerweile an das ungläubige Staunen ringsum gewohnt war, blieb geduldig. Irgendwann aber – ich hatte meine gute Erziehung vergessen und ihn eingangs gar nicht gefragt, ob mein Anruf eventuell ungelegen kam – brachte er das Gespräch dann aber doch wieder in die rechte Bahn.
„Hast du mich eigentlich aus einem bestimmten Grund angerufen? Suchst du deinen Guido? Der ist nicht hier.“
Dass ich ihn anrief, kam tatsächlich selten vor. Nun, das würden wir ändern müssen, schon das rein akustische Vergnügen war seit heute ja ein ganz besonderes!
„Nein, nein“, beeilte ich mich zu sagen und streckte die Hand nach meinem Traummann aus, der diese nachdrücklich ergriff. „Ich habe ein ganz bestimmtes Anliegen. Einen Job, gewissermaßen. Vielleicht nicht ganz alltäglich.“
„Spuck's aus!“
Ihm die ganze Sache am Telefon auseinandersetzen zu müssen, war nicht ideal. Aber uns blieb ja nicht viel Zeit, Frau Vollendorf wollte uns schließlich bereits am Mittwoch zum Einsatz bringen. Und Flamur war ja nicht blöd. Er kapierte wohl recht schnell, worauf es ankam: ein bisschen Gartenarbeit, dabei aber wie zufällig einiges an Muskeln und nackter Haut zeigen, um die Laune der Kundschaft zu heben. Davon, was zwischen der Chefin und mir lief, erzählte ich natürlich nichts.
Flamur schien nicht nur aufgeschlossen, er war regelrecht begeistert – endlich einmal ließ sich genau damit Geld verdienen, woran er die letzten Jahre so hart gearbeitet hatte: mit seinem Körper. Dass, wie ich ihm versicherte, Frau Vollendorf sich auch in finanzieller Hinsicht nicht lumpen lassen würde, machte ihm die Entscheidung zusätzlich leicht. Und: Er hatte am Mittwoch Zeit, was ja trotz Sommerferien auch nicht selbstverständlich war. Also machten wir die Sache fest.
Nun springe ich gleich zum darauffolgenden Montagmorgen, an dem ich mich natürlich mit besonderem Herzklopfen auf den Weg ins Geschäft machte. Während ringsum auf den Straßen und Bürgersteigen eine gewisse Katerstimmung zu spüren war, nachdem die deutsche Nationalelf am Abend vorher den EM-Titel so knapp verpasst hatte, war ich selbst voll gespannter Erwartung, wie sich nach der vorangegangenen Woche das Wiedersehen mit meiner Chefin in gewohnter Umgebung gestalten würde.