„Die hemmungslosen Sieben (3)“ von Benjamin Larus
herausgegeben von: Club der Sinne®, Allee der Kosmonauten 28a, 12681 Berlin, August 2012
zitiert: Larus, Benjamin: Die hemmungslosen Sieben (3), 1. Auflage
© 2012
Club der Sinne®
Inh. Katrin Graßmann
Allee der Kosmonauten 28a
12681 Berlin
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Stand: 01. August 2012
Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 12681 Berlin
Coverfoto: © OLJ Studio, www.shutterstock.com
Covergestaltung: Club der Sinne®
ISBN 978-3-95527-289-0
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Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Erfundene Personen können darauf verzichten, aber im realen Leben gilt: Safer Sex!
Benjamin Larus
Die hemmungslosen Sieben
Teil 3: Patrice
Nach der orgiastischen Party am Freitagabend waren mein Geliebter und ich entschlossen, uns zunächst einmal so weit wie möglich vom Rest der Welt abzuschotten und ein richtig kuscheliges Wochenende zu verbringen. Ein paar alltägliche Verrichtungen wie das dringend nötige Einkaufen wollten in einträchtiger Zweisamkeit erledigt werden, ansonsten aber würden wir uns ganz in unserer Höhle, also in Guidos versteckter Dachwohnung verkriechen und ausschließlich füreinander da sein!
Auch wenn keiner dies direkt aussprach, so stand hinter diesem Vorsatz wohl auch die Absicht, einander zu beweisen, dass wir uns selbst genug waren – am Abend zuvor, inmitten all jener tollen Männer, waren die Versuchungen gewaltig gewesen, und wir hatten ihnen ja auch hemmungslos nachgegeben. Natürlich waren wir uns im Grunde einig, dass so etwas in der Art Beziehung, die wir zu führen gedachten, immer erlaubt sein sollte, und wir waren auch beide auf unsere Kosten gekommen. Ich hatte mehr getan als nur großzügig hinzunehmen, dass mein Geliebter den kleinen Gabriel vor meinen Augen nach allen Regeln der Kunst durchfickte – für mich war es sogar ein ganz besonderer Lustgewinn gewesen! Das Bild seines muskulösen, schweißnassen Hinterns, der den erbarmungslosen Stößen in diesen jungenhaften Leib so eindrucksvoll Kraft verleiht, wird mir bis in alle Ewigkeit unauslöschlich im Gedächtnis bleiben!
Und dass es umgekehrt auch ihn selbst extrem scharf gemacht hatte, mir kurz zuvor bei derselben Tätigkeit zuzuschauen, hatte ich mehr als deutlich in seinen lüsternen Blicken lesen können. Allenfalls in jenem Moment, da ich mich von Sven hatte vollspritzen lassen, war bei meinem Schatz für einige Sekunden so etwas wie eine Irritation zu beobachten gewesen, aber als Eifersucht will ich das noch nicht bezeichnen. Womöglich eher als eine Art Unschlüssigkeit über das angemessene Verhalten eines beschützenden Partners? Wie auch immer, wir hatten unseren Spaß gehabt, aber ich würde mich einer unglaubhaften Verharmlosung schuldig machen, wollte ich leugnen, dass vor allem Guidos offensichtliche Begeisterung für den nun endgültig Fleisch gewordenen Flamur wie auch die Tatsache, dass mir zwei der attraktiven Gäste ganz gezielt und sehr nachdrücklich ihre Telefonnummern aufgedrängt hatten, unsere scheinbar so unerschütterliche Harmonie doch auf eine gewisse Probe stellten.
Nein, auch mir selbst wollte ich es beweisen: Mein Guido war der Größte, der Allerbeste, der Geilste, mein Traummann, und weder ein attraktiver Klamottenverkäufer – und lief sein Penis auch den vollkommenen Skulpturen aller Museen dieser Welt den Rang ab – noch der perfekteste schwarze Modellathlet würden ihm je das Wasser reichen können! Nicht dass ich Sebastians und Patrice’ Visitenkarten wegzuwerfen gedachte, o nein, aber ich war entschlossen, sie erst einmal dort zu belassen, wo sie sich am Samstagmorgen noch immer befanden, nämlich zerdrückt und gewiss verfärbt in der Gesäßtasche meiner Jeans. In der kommenden Woche dann würden wir mal schauen.
Tja, wie das so ist mit solchen Vorsätzen! Dass sie in diesem Fall nur so kurze Zeit vorhielten, ist allerdings nicht nur meine Schuld.
Das gemeinsame Aufwachen in Guidos gemütlichem Hochbett war in der Tat sehr kuschelig. Das erregte Herumtollen, das sich zwangsläufig anschloss, wurde nach und nach schon etwas ausgelassener. Und als ich mich schließlich im festen Griff meines Geliebten bäuchlings auf die Matratze gepresst sah und meinen Körper keuchend dem starken Sieger überlassen musste, war er es, der meine offensichtliche Erregung mit provozierenden Anspielungen auf den gestrigen Abend weiter anstachelte.
„Na, woran denkst du, mein geiler Nimmersatt?“, knurrte er mir ins Ohr, während mir seine starke Rechte von hinten zwischen die Schenkel langte und meine heiße Stange umfasst hielt. „Mach mir nichts vor, du hast doch die ganze Nacht von nichts anderem als von Patrice’ schwarzem Riesenschwanz geträumt! Du kannst es doch gar nicht abwarten, bis er ihn dir in dein hungriges Arschloch schiebt!“ Ich konnte nicht verhindern, dass mein bestes Stück sich auf diese Bemerkung hin übermütig aufblähte, was Guido natürlich nicht verborgen bleiben konnte. „Da, wer sagt’s denn!“, zischte er, packte umso fester zu und drängte sich mit noch größerem Nachdruck an meine Kehrseite. Ich fühlte seinen eigenen Schwanz heiß und fett an meinem Schenkel, auch er hatte natürlich seinen Spaß an solchen Fantasien.
„Um Himmels willen!“, japste ich. „Willst du, dass er mich zerreißt? Außerdem steht er nur auf Frauen, das hast du selbst immer wieder gesagt!“
„So heißt es“, bestätigte mein Schatz, ohne mich auch nur einen Millimeter aus seiner Umklammerung zu entlassen, „ aber was will er dann von dir? Probetraining, ist doch lächerlich! Er hat dir seine Karte ja geradezu aufgedrängt!“
In der Tat, auch mich trieb diese Frage um, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Franzose mich lediglich als Kunden für sein Fitnessstudio werben wollte. Mich anzubaggern konnte allerdings ebenso wenig seine Absicht sein, das stand für mich außer Frage – nicht dass ich meine Attraktivität unterschätzen würde, aber ich kenne zu genüge den Blick und die Körpersprache von Männern (und Frauen), die mit mir ins Bett wollen, und bei Patrice war davon so gar nichts zu beobachten gewesen. Nein, auch sein sonstiges Verhalten an diesem Abend hatte mich davon überzeugt, dass es sich bei ihm um das seltene Exemplar eines tatsächlich rein heterosexuellen Mannes handelte. Dass er trotzdem an dieser Party teilgenommen und vor uns masturbiert hatte, bestätigte in meinen Augen diese These eher, als dass sie sie in Frage stellte. Nach meiner Erfahrung nämlich haben die echten, reinen Heten in der Regel das entspannteste Verhältnis zu Schwulen, während diejenigen Männer, welche sich über deren angeblich widernatürliches Verhalten ereifern und die abstrusesten Berührungsängste an den Tag legen, zumeist mit gewissen Fantasien und Gelüsten in sich selbst zu kämpfen haben und sich diese nicht eingestehen wollen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nachdem es meinem Liebhaber gelungen war, mich immer weiter aufzuheizen, sodass ich mich schließlich hilflos in die flauschigen Tiefen der weichen Bettwäsche ergoss, ließ er nach einigen Sekunden des Innehaltens scheinbar ungerührt von mir ab und kroch zur Leiter hinüber. Während ich keuchend und beglückt liegenblieb, hörte ich, wie er über die knarrenden Sprossen ins Zimmer hinunterstieg und sich dort zu schaffen machte. Mit einem behaglichen Lächeln auf den Lippen malte ich mir aus, wie er nun den Frühstückstisch decken und mir sogleich anheimelnden Kaffeeduft in die Nase zaubern würde, aber weit gefehlt!
Als ich mich einige Zeit später aufraffte und ebenfalls auf weichen Knien hinunterkletterte, sah ich Guido bewegungslos am Tisch sitzen. Er hatte sich nur ein T-Shirt übergezogen, hockte in ungewohnt krummer Haltung auf seinem schönen, nackten Arsch und war offensichtlich in den aufgeklappten Laptop vertieft. Neben ihm über einem Stuhl hing, achtlos hingeworfen, meine Jeans, und ehe ich mir einen Reim darauf machen konnte, sah ich auf der Tischplatte die beiden Visitenkarten liegen, welche Guido anscheinend daraus hervorgekramt hatte.
„Hab mal ein bisschen gegoogelt über den Kerl“, murmelte er ohne aufzublicken, als ich neben ihn trat und ihm die Hand auf die warme Schulter legte. „Ganz interessant …“
Zunächst schauten wir uns aufmerksam Patrice’ Homepage an, auf welcher er in – soweit ich es beurteilen kann – recht professioneller Darstellung das Konzept des von ihm offerierten Personal Trainings erläuterte. Der darüber hinaus einzusehende Lebenslauf las sich in der Auflistung verschiedener Stationen seiner Ausbildung und Tätigkeiten ziemlich eindrucksvoll, schon alleine aufgrund der wohlklingenden Ortsnamen wie Paris, Montreal oder Den Haag. Ferner gab es da ein kurzes Video, in welchem man ihn verhalten grinsend an der Seite einer blond gefärbten, etwas pummeligen Frau Mitte Vierzig sah, die ihn offenbar als ihren persönlichen Trainer und Ernährungsberater engagiert hatte und sich vor der Kamera begeistert über seine unerbittliche Professionalität und ihre daraus resultierenden Erfolge beim Abnehmen und Schöpfen neuer Lebensfreude ausließ. Dazwischen konnte man zusehen, wie er sie im schwarzen Trainingsanzug durch Parkanlagen jagte und sie bei Dehnungsübungen quälte. Na ja, ganz nett, aber wir sahen uns nicht alles an – da war der Menüpunkt Galerie schon interessanter, denn dort gab es auch einige freizügigere Bilder von Patrice zu bewundern. Sicher, am gestrigen Abend hatten wir wesentlich mehr von ihm zu sehen bekommen, aber auch jetzt konnte ich nur wieder fassungslos den Kopf schütteln über die fast unwirkliche Perfektion dieses muskulösen, schwarzen Körpers, der uns dort in knackig sportlichen Posen präsentiert wurde.
„Uff!“, seufzte ich beeindruckt. Guido schaute kurz zu mir auf, nickte und grinste, bevor er sich wieder dem Rechner zuwandte und mit einigen Mausklicks eine andere Seite aufrief. „Hier gibt’s noch mehr Material, schau mal! Auch 'ne nette Seite …!“
Es handelte sich um die Internetpräsenz einer Männer-Strip-Formation, die sich für Veranstaltungen wie Junggesellinnen-Abschiedspartys und dergleichen anbot und natürlich nicht mit ansprechenden Bildern ihrer Tänzer geizte. Unter den Top Guests war inmitten manch anderer, heißer Typen auch unser neuer Bekannter aufgelistet – unter seinem vollständigen, wahrscheinlich echten Namen übrigens, denn sonst hätte ihn Guido ja auch nicht aufgestöbert. Patrice schien voll und ganz zu dem zu stehen, was er war und was er tat. Sehr sympathisch!
Der Lebenslauf fiel hier eher knapp aus (wer auf einer solchen Seite landet, interessiert sich wohl eher für das Fotomaterial) und vernachlässigte die Karriere als Fitnesstrainer zugunsten einiger Titel bei Bodybuilding-Wettbewerben sowie Engagements als Model und Tänzer, letztere vor allem in den Niederlanden. Darüber hinaus stieß man auf einige mehr oder weniger interessante Daten wie Sternzeichen (Widder) und Körpergröße (179 cm), vor allem aber eine Reihe von sechs oder sieben recht unterschiedlichen Bildern. Zwei davon kannten wir schon von der Trainerseite, die anderen zeigten Patrice mal stimmungsvoll im Pferdestall mit Cowboyhut, lässig geschultertem Sattel und gerade das Nötigste bedeckenden, schief hängenden Chaps, mal in einer Art Marineuniform, auf dreien aber konnte man seinen gänzlich unverhüllten Körper eingeölt in sorgfältig gestellten Posen und professioneller Ausleuchtung bewundern, die Geschlechtsteile freilich stets durch sorgsam drapierte Schenkel oder Arme verdeckt. Seine wundervolle, pralle Kehrseite aber reckte uns Patrice auf einem Foto in provozierender Nacktheit entgegen!
„Wahnsinn, was für ein Arsch!“, entfuhr es mir überwältigt.
„Ja, geil“, stimmte Guido atemlos zu, und erst jetzt registrierte ich, dass sein fetter Schwanz ihm zu voller Größe aufgepumpt zwischen den Schenkeln ragte. „Ich muss wissen, was der Typ von dir will!“, bekräftigte er, umfasste ungeduldig sein heißes Fleisch und begann, es zu drücken und zu streicheln. „Ruf ihn an, jetzt sofort!“ Plötzlich drehte er den Kopf zu mir, zog mich zu sich herunter und schob mir in überraschender Wildheit die Zunge in den Mund. Ich stöhnte auf, löste mich kurz von seinen Lippen und protestierte.
„Jetzt gleich? Du hast sie wohl nicht alle, der glaubt ja, ich kann es gar nicht abwarten!“
„Stimmt doch auch!“, keuchte er zwischen weiteren Küssen, mit denen er jetzt meine nackte Brust bedeckte. „Los, ruf an!“
„Nix da, du bist ja nicht zurechnungsfähig!“, beharrte ich, während Guido mehr und mehr in eine wahre Raserei geriet und ich halbherzig Widerstand leistete. „Kein Wunder, du hast ja heute morgen auch noch nicht abgespritzt!“ Seufzend gab ich in den Knien nach, ließ mich am begierig sich windenden Körper meines Liebhabers hinunterrutschen und spreizte mit sanfter Gewalt seine festen Schenkel.
„Wir werden dir jetzt erst mal ein bisschen Erleichterung verschaffen“, beschloss ich fürsorglich, „dann frühstücken wir in Ruhe. Patrice können wir, wenn wir wollen, später immer noch anrufen.“ Damit schien Guido fürs Erste zufrieden. Er grunzte zustimmend, lehnte sich zurück und vergrub seine Finger in meinem zerzausten Schopf, während ich mir eifrig über die Lippen leckte, seine mächtig angeschwollene Eichel sorgfältig von ihrem weichen Kragen befreite und genüsslich ans Werk ging.
***
Tja, nachdem Guido sich mit meiner tatkräftigen Hilfe vorübergehend entspannt und das ausgedehnte Frühstück Sinne und Verstand bei uns beiden wieder in eine gewisse Ordnung gebracht hatte, gelang es uns dann doch, unsere Neugier den Samstag über halbwegs zu zügeln. Ehe ich jetzt wieder zu weit abschweife und mich in verliebten Hymnen an meinen Göttergatten ergehe – wozu mir auch besagtes Wochenende wieder reichlich Anlass geliefert hätte! – will ich mir einen Ruck geben und mich ganz darauf beschränken, wie es im Hinblick auf Patrice weiterging, denn ihm soll dieses Kapitel ja gewidmet sein.
Am Sonntagabend war endgültig Schluss mit unserer Geduld, und nachdem ich mich hatte überzeugen lassen, dass ein Fitnesstrainer gewiss kein heiliges Wochenende im klassischen Sinne gewöhnt sei und ich Patrice daher bedenkenlos zu dieser Zeit anrufen könne, fasste ich mir ein Herz, ließ mich entschlossen auf Guidos tiefem Ledersofa nieder und wählte die auf Patrice’ Karte angegebene Mobilfunknummer. Nach einer ziemlich atemlosen Ansage auf Französisch und Deutsch folgte der Signalton einer Mailbox, und ich brabbelte in meiner Aufregung irgendetwas drauf. Ich schien mich halbwegs verständlich gemacht zu haben, denn eine gute Dreiviertelstunde später – es war gegen halb zehn, und mein Schatz zog gerade seine Jacke an, um mich nach Hause zu fahren – schnurrte mein Telefon. Noch ehe ich die Nummer auf dem Display richtig entziffert hatte, wusste ich schon, wer anrief.
„Hallo?“, keuchte ich ins Mikro und fühlte mir das Blut wie wild gleichzeitig in Schoß und Kopf schießen.
„Salut, Benjamin!“, tönte es mir gut gelaunt entgegen, und augenblicklich identifizierte ich Patrice’ etwas raue Stimme vor einer geschäftigen Geräuschkulisse aus vereinzelten Stimmen, aufeinanderschlagenden Gewichten und mehr oder weniger dezenter Hintergrundmusik. „Das ist gut, dass du disch so schnell gemeldet ’ast!“ Ehe ich daraufhin eine Erklärung, Entschuldigung oder was auch immer zusammendrucksen konnte, half mir Patrice aus meiner Verlegenheit, indem er munter fortfuhr: „Isch bin gerade im Studio. Wann seh isch disch zum Probetraining? Am besten wär es tagsüber, dann ist es ’ier nischt so voll!“
Seit wir im Geschäft auch samstags geöffnet haben, komme ich ja unter der Woche ab und zu in den Genuss von Tagesfreizeit, und nachdem ich mir kurz meinen Dienstplan ins Gedächtnis gerufen hatte, konnte ich Patrice den für mich freien Dienstagnachmittag vorschlagen, was von ihm nach einem Blick in irgendwelche Listen auch kurzerhand bestätigt wurde. Im Nu war das etwas atemlose Gespräch auch schon wieder beendet, und ich blickte leicht benommen auf mein Mobiltelefon, als könne ich noch nicht so ganz glauben, dass ich mich soeben innerhalb einer Minute mit einem der aufregendsten Kerle des Rhein-Main-Gebiets verabredet hatte.
„Übermorgen also schon“, bemerkte mein Freund, der geduldig in der Tür zum Flur stehengeblieben war und natürlich genau zugehört hatte. Scheinbar gelassen zog er jetzt seine Lederjacke, unter der er nichts anhatte, wieder aus. „Dann würde ich sagen, wir lassen uns noch ein bisschen Zeit mit dem Heimbringen. Wir müssen dich dringend noch ein bisschen vordehnen ...“
***
Am Dienstagvormittag musste ich noch arbeiten und sauste anschließend im Höllentempo zu mir nach Hause. Natürlich rechnete ich nicht ernsthaft damit, dass es im Rahmen meines Probetrainings mit Patrice zu engerem Körperkontakt mit ihm kommen würde, trotzdem verwandte ich die mir daheim zur Verfügung stehende Zeit voll und ganz darauf, mich gründlich zu schrubben und mein Äußeres in optimale Form zu bringen. Nicht nur für Patrice wollte ich mich von meiner besten Seite zeigen – schließlich ging es in die Stadt, was nach wie vor alleine schon meinen Adrenalinspiegel zu erhöhen vermochte, diesmal noch dazu an einen Ort, an welchem dem Vernehmen nach Scharen gut aussehender, schwuler Männer ihre Körper zu modellieren und zur Schau zu stellen pflegten!
Trotzdem ich die Klamottenfrage in weiser Voraussicht bereits am Abend vorher geklärt und meine Sporttasche entsprechend gepackt hatte, musste ich mich schließlich doch noch ziemlich sputen, um die vorgesehene S-Bahn nach Frankfurt zu erwischen, denn – ich muss es leider zugeben: Ich konnte wieder mal meine Finger nicht von mir lassen!
Die Aussicht auf das Treffen mit dem heißen, schwarzen Modellathleten, die unterschwellig erregende Ungewissheit, was er wohl von mir wollte, dazu die Erwartung einer Atmosphäre, die ich mal, um im Szenejargon zu bleiben, mit dem Oberbegriff Locker Room umschreiben möchte – das alles hatte den Tag über trotz morgendlicher Selbstbefriedigung mein Verlangen auf ein dermaßen schmerzhaftes Maß emporgeschraubt, dass ich nun, da ich mich nackt unter warmem Wasser aalte und meinen steinharten Riemen einseifte, nicht widerstehen konnte, mir abermals vorübergehende Erlösung zu schenken und schreiend meinen Saft über die Wände der Duschkabine zu verteilen.
Als ich kurz darauf mit schweren Beinen schnaufend zum Bahnhof hetzte, verfluchte ich mich innerlich für meine mangelnde Selbstdisziplin, aber Gott sei Dank war an diesem Tag wieder mal Verlass auf die Unpünktlichkeit der Bahn, und als ich mich dann in letzter Sekunde mit einem erleichterten Seufzer auf meinen Sitz fallen ließ, schob ich die Selbstvorwürfe rasch wieder beiseite. Mehr noch, ich gratulierte mir im Nachhinein dazu, meinem Verlangen nachgegeben zu haben, denn zum Einen trat ich die Fahrt zu jenem aufregenden Treffen nun wesentlich befriedigter, entspannter und somit lockerer an, zum anderen bewahrte sie mich womöglich vor peinlichen Situationen – auf meinem vorherigen Erregungsniveau hätte ich mein Probetraining gewiss nur mit einer schmerzhaften Dauererektion absolvieren können, und ich glaube kaum, dass es mir gelungen wäre, diese vor Patrice zu verbergen.
Da ich nun doch meinen vorgesehenen Zug erwischt hatte, lag ich gut in der Zeit. Fast sorgte ich mich, zu früh an Ort und Stelle zu sein und dumm herumstehen zu müssen, aber diese Bedenken erwiesen sich als unbegründet. Nachmittags um halb fünf war an der Konstablerwache natürlich die Hölle los!
Dass ich eben doch ein ziemliches Provinzpflänzchen bin und die Großstadt für mich noch immer ungewohntes Terrain ist, merke ich immer an meinem Unvermögen, mich mit ähnlicher Selbstverständlichkeit in die vorüberflutenden Menschenströme einzureihen wie routiniertere Zeitgenossen. Beim Aus- und Einsteigen, auf Rolltreppen, selbst bei ganz unkomplizierten Wegen quer über geräumige Plätze und Fußgängerüberwege, alle Nase lang stehe ich jemandem im Weg und ernte strafende Blicke. Schuldbewusst komme ich mir dann immer wie ein Wesen von einem anderen Stern vor und drücke mich auf die Seite, um mich erst einmal zu orientieren, bevor ich mich wieder ins Getümmel wage. So brauchte ich auch heute für die lächerlichen paar Meter von der S-Bahn-Station zum Eingang des Fitnessstudios (welches, was ich nicht bedacht hatte, im fünften Stockwerk des Gebäudes lag!) immerhin so viel Zeit, dass ich, nachdem ich zunächst einen der beiden Aufzüge überfüllt hatte entschweben lassen und der andere auf sich warten ließ, entnervt die Treppen hinaufhetzte und schließlich doch mit ein paar Minuten Verspätung und zudem ziemlich außer Atem oben ankam.
Während vor mir drei, vier mit Sporttaschen bepackte Mitglieder in gelassener Routine nacheinander am Drehkreuz eincheckten und dabei einen vorübergehenden Stau verursachten, blieb ich wie angewurzelt stehen und ließ meinen Blick beeindruckt über die weitläufige Etage schweifen. Reizüberflutung!
Die paar Male, da ich Guido in sein geliebtes Studio begleitet hatte, war dieses zu den stets vorgerückten Tageszeiten nicht nur entsprechend spärlich besucht gewesen, auch führte dort zumindest der Bereich mit dem schwereren Eisen traditionell eher ein Schattendasein neben den Squash- und Badmintonplätzen. Hier jedoch schwirrte mir augenblicklich der Kopf, wenn ich versuchte, mich mit einem Rundumblick zu orientieren und dieser dabei über auf und ab tanzende Gewichte, sich spannende Drahtseile und zitternd in der Luft verharrende Hanteln schweifte, über angestrengte, schweißnasse Gesichter, nackte Schultern und Beine jeglicher Formung.
Die lange Reihe der Crosstrainer vor der Fensterfront schien lückenlos besetzt, und die annähernd synchron kreisenden Bewegungen der auf ihnen kämpfenden Menschen ließen mich an schicksalsergebene Galeerensklaven oder auch eine Horde Hamster in ihren Laufrädern denken. Hinzu kam die Geräuschkulisse: die schnurrenden Getriebe der Cardiogeräte, aufeinanderschlagende Metallteile, hier und da auch mal das meist von einem animalischen Aufstöhnen begleitete Poltern einer etwas heftiger zu Boden geworfenen, schweren Hantel, die eine Idee zu laute Hintergrundmusik und ein irgendwie atemloses Volksgemurmel. Täuschte ich mich, oder war da tatsächlich ein permanentes Keuchen und Ächzen? Verständlich wäre es ja, denn sehr entspannt sah das bei den meisten nicht aus, wie sie da auf ihren Maschinen schufteten und schwitzten!
„Hallo, kann ich dir helfen?“ Ich hatte wohl allzu gedankenverloren in der Gegend herumgestanden und war etwas überrascht, als ich mich dem Empfangsschalter zuwandte und direkt in ein forschendes, blaues Augenpaar schaute, das einer streng gescheitelten Blondine im roten Poloshirt gehörte.
„Ich … äh … ja“, druckste ich herum und besann mich des eigentlichen Zwecks meines Hierseins, „ich habe einen Termin für ein Probetraining.“
„Bei wem?“
„Patrice!“, antwortete ich nicht ohne einen gewissen Stolz und genoss den Klang des schönen, französischen Namens. Augenblicklich wich die Strenge aus dem Augenpaar, das übergangslos von freundlichen Fältchen umgeben wurde, und mit einer auffordernden Geste wies die junge Frau auf das Drehkreuz, welches sie im selben Moment mit einem Knopfdruck entriegelte. „Bitte schön, komm rein!“
Im selben Augenblick, da ich also den Eingang passierte, sah ich ihn schon von ganz hinten den langen Weg zwischen den Geräten entlang auf mich zueilen. Patrice trug ein auffallendes, hellgrünes Poloshirt mit der roten Aufschrift Personal Trainer, winkte mit einem Klemmbrett und zeigte mir seine weißen Zahnreihen.
„Salut, Benjamin, wartest du schon lange?“, rief er mir bereits aus einigen Metern Entfernung zu und streckte mir gut gelaunt seinen muskulösen Arm entgegen. Indem ich die dargebotene Hand ergriff und unter ihrem kraftvollen Druck scharf die Luft einzog, setzte ich zu einer Antwort an, aber Patrice hatte mich bereits mit einem Klaps an die Schulter in Richtung auf den Trainingsbereich gedreht und schickte sich an, mit mir im Schlepptau in die Richtung zu verschwinden, aus welcher er soeben gekommen war.
„Leider ’aben wir heute nischt die Zeit und die Ruhe, wie es beim ersten Training sein sollte“, rief er mir über die Schulter zu, während ich kaum hinterherkam. „Du bist mein Letzter, isch muss pünktlisch weg. Aber wir machen gleisch noch eine zweite Termin aus, dann mach isch auch den üblischen Fitness-Check mit dir, heute geht das nämlisch nischt, ein Kollege hat da noch einen Kunden …“ Patrice plapperte munter weiter, ich kam gar nicht zu Wort, hätte aber auch nicht gewusst, was ich zu all dem hätte sagen sollen, zumal ich ganz in den Anblick seines selbst in der dunklen Trainingshose unvergleichlichen Hinterns vertieft war, der vor mir seinen kraftvoll-geschmeidigen Gang mit eindrucksvollen Muskelkontraktionen begleitete.
Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, es ging etwas hektisch zu bei diesem unseren Treffen, allerdings schrieb ich das zunächst jenem von Patrice’ entschuldigend erwähnten Zeitdruck zu, darüber hinaus sicher auch der gesamten, ziemlich atemlosen Atmosphäre des um diese Zeit so belebten Studios und nicht zuletzt meiner eigenen Nervosität. Nachdem ich ihn nun aber nach und nach etwas besser kennenlernen durfte, muss ich schlichtweg feststellen, dass dieser Typ wohl von Natur aus ein bisschen chaotisch ist. Von jemandem, der gewiss immer zielgerichtet und diszipliniert an sich gearbeitet hat und zu dessen beruflichen Aufgaben es gehört, genaue Trainings- und Ernährungspläne zu erstellen, sollte man das eigentlich nicht unbedingt erwarten, aber der besondere Stoffwechsel eines Supersportlers und sein unerschütterlich hohes Energieniveau scheinen Patrice permanent in Bewegung zu halten, ihn kaum einmal zur Ruhe kommen zu lassen. Sicher war das bei ihm schon immer so – als Kind wird er es seinen Eltern nicht leicht gemacht haben (ich vermeide hier mal das in letzter Zeit etwas überstrapazierte Wort hyperaktiv), aber vielleicht hat er diese Disposition ja auch von ihnen geerbt.
Am Freitagabend, das muss ich zugeben, war mein Eindruck ein ganz anderer gewesen, da hatte er für mich wie ein Fels in der Brandung gewirkt, was aber daran gelegen haben mag, dass er einfach professionell in seiner Rolle als gefeierter Star in einer Runde – überspitzt ausgedrückt – notgeiler Tucken aufgegangen war.
Jedenfalls drückte er mir jetzt eine Plastikkarte für das Spindschloss in die Hand und scheuchte mich als nächstes über eine Treppe hinauf in die gut bevölkerte Umkleide, wo ich mich in Windeseile umzog und meine Sachen in einem der Schränke verstaute, während er unten auf mich wartete. Ich fühlte mich von Patrice zu sehr zur Eile angetrieben und aufgeregt, um mich weiter umschauen zu können, wiewohl es in meiner Umgebung durchaus einiges Ansprechende zu sehen gab und ich zudem den einen oder anderen, unverhohlen interessierten Blick auffing. Später, Jungs!
Am Abend vorher hatte ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen, was ich wohl anziehen sollte. Ich habe ja eine Schwäche für Sportkleidung, vor allem an eng anliegenden Radlerklamotten herrscht in meinem Kleiderschrank kein Mangel, aber wenn ich auch selten abgeneigt bin, zu zeigen, was ich habe – es ging mir vor allem darum, mir Patrice’ wodurch auch immer erworbene Sympathie nicht zu verscherzen, und eine allzu aufreizende Garderobe schien mir zu diesem Zweck nicht dienlich. Obwohl ich weiß, dass mein Fahrgestell zu meinen größten Trümpfen gehört, spielte ich diesen heute also bewusst nicht aus, sondern zog mir lange, weite Sporthosen über, und auch meine Schultern bedeckte ich mit einem schlichten, wenngleich knackig eng geschnittenen, weiß-blau gestreiften T-Shirt. Er, der ein Stockwerk tiefer bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, musterte mich dennoch aufmerksam von unten bis oben ab, bevor er mich dann gut gelaunt mit sich zog und mich auf eine Maschine drückte.
„Alles klar, Benjamin! Machen wir 'eut mal zusammen eine Komplettprogramm!“ So ging es los, und dann kam ich eine gute halbe Stunde lang kaum zum Atemholen!
Anfangs war ich noch voller Energie und gespannter Nervosität. Die permanente Nähe dieses beeindruckenden Körpers, den ich vor wenigen Tagen nackt und in kraftvollen Lustschauern sich hatte winden sehen, das Wissen um den gigantischen Penis, der sich hinter jener Beule dort in seinem Schrittbereich verbarg – ich hing mit allen Sinnen an meinem Trainer!
Je mehr ich mich auf meine Übungen konzentrierte, desto deutlicher bestätigte sich bei mir aber auch wieder die eigentlich nicht neue Erkenntnis, dass jene Art sportlicher Betätigung meinem Naturell zuwiderläuft. Das ergebene Trotten von Gerät zu Gerät, das Einstellen der Sitze und Ausleger, das stumpfsinnige Abarbeiten von Sätzen und Wiederholungen – nein, tut mir leid, das ist nichts für mich! Je aufmunternder Patrice mich dabei instruierte und zu motivieren versuchte, desto zermürbter fühlte ich mich und sehnte das Ende unseres Trainings herbei – zumal er selbst mich zu nerven begann!
Der Kerl redete wie ein Wasserfall. Er erklärte mir Vor- und Nachteile von Maschinen oder Freihanteln, betonte noch einmal, dass er normalerweise immer zuerst einen Fitness-Check mache, dass er bei einem so offensichtlichen Supersportler wie mir aber auch einmal darauf verzichten könnte (überhaupt sparte er auch heute nicht an Komplimenten für meinen Körperbau und vor allem meine Definition), hielt Vorträge über endo-, ekto- und mesomorphe Stoffwechseltypen. Bei den Übungen achtete er natürlich stets auf korrekte Haltung und Bewegungsabläufe, legte hier und da mitunter nachdrücklich Hand an, lobte mich für meine saubere Ausführung, knuffte mir auch mal, wenn ich meine Blicke allzu auffällig schweifen ließ, kumpelhaft in die Seite und flachste: „Na, na, nischt dauernd nach die schöne Männer schauen, auf die Übung konzentrieren!“