Sandra, Armin und Mario,
ihr CodeName ist SAM!

Das ZUSATZMATERIAL am ende der Geschichte
verrät dir Wissenswertes und Geheimnisvolles.

SCHRÄG GEDRUCKT
sind Sicherheitsratschläge von Experten.

Das Zombie-Elixier
Von Martin Selle

1. Digitale Auflage, 2015
www.ggverlag.at
ISBN E-Book
ISBN Print 978-3-7074-1056-3

Illustration: Martin Weinknecht

©2008 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.

INHALT

1. Der sprechende Wald

2. Todeszauber

3. Onkel Otto in Gefahr?

4. Geistermusik

5. Seltsame Vorgänge

6. Puppen, die töten?

7. Entsetzen

8. In großer Gefahr

9. Lagebesprechung am Marché de Fer

10. Wände mit Ohren

11. Lauschangriff

12. Die letzte Warnung

13. Das Zombie-Elixier

14. Augen

15. Mit Blut geschrieben

16. Lebendige Tote

17. Das Schlammgesicht

18. Tetrodotoxin

19. Schwarze Schlangen

20. Freitag, der Dreizehnte

21. Die Glühbirnenfalle

22. Nadeln im Herz

23. Die Zeit wird knapp

24. Ein schwarzer Brief

25. Aristides geheime Aufzeichnungen

26. Der Zauber aller Zauber

27. Eine furchtbare Erkenntnis

28. Endlich Klarheit

29. Das letzte Geheimnis

WISSENSWERTES ZUSATZMATERIAL

Sandra, Armin und Mario sind SAM.

Sandra Wolf

Toll finde ich:Bücher, Schlagzeug spielen, Theater und Kino (spiele gerne im Schultheater, Schauspielerin wäre ein cooler Beruf)

Nicht mag ich: unwirkliche Computerspiele mit Schießen und so, Angsthasen

Talent: Alles rund um Sprachen fällt mir leicht.

Hobbys:Musik (ich ärgere mit meinem Schlagzeug oft die Nachbarn), mein Kater Mozart, Gruselbücher, Pferdegeschichten.

Besonderes Merkmal: Habe immer zwei Maschen im Schuh (mit zwei Schuhbändern hintereinander passen die Schuhe besser).

Mein Motto: Mit etwas Fantasie gibt es immer eine Lösung.

Armin hauser

Toll finde ich: Sport, Lesen und Menschen, Tieren helfen

Nicht mag ich: Tierquäler, Sprücheklopfer und wenn man seine Zeit am Computer verplempert.

Talent: Hab ich eins? Sicher nicht Mathe, das fällt mir schwer.

Hobbys: Tiere, Rad fahren, Fußball spielen, Krimis

Besonderes merkmal: Kann meine Freunde gut nerven!

Mein Motto: Gemeinsam sind wir stark.

Mario Klein

Toll finde ich: Wissen, rätselhafte Phänomene, den Weltraum, unsere Erde

Nicht mag ich: Faulpelze, Angeber, Gemeinheiten

Talent: Verstehe Technik ganz gut.

Hobbys:Sachbücher, Wissensspiele am Computer, Quiz

Besonderes merkmal: Hab einen ganz leichten Sprachfehler.

Mein Motto: Abenteuer sind tolle Lehrer!

1 DER SPRECHENDE WALD

Sandra hatte schon seit einigen Minuten ein ungutes Gefühl. Sie war gegen diesen riskanten Plan gewesen, doch ihre beiden Freunde hatten sich nicht davon abbringen lassen. Dichter Nebel umfing Sandra, Armin und Mario, jene drei Detektive, die unter dem Decknamen „CodeName SAM“ ermittelten. Mühsam bahnten sie sich einen Weg durch das Unterholz des haitianischen Waldes.

„Drehen wir lieber um. Wer weiß, was da draußen auf uns lauert?“, flüsterte Sandra nicht zum ersten Mal.

„Vergiss den Zeitungsbericht und die Schauermärchen, auch Sprachtalente wie du können sich bei Übersetzungen irren. Hier ist nichts Gefährliches – und schon gar keine Zombies“, gab Mario zurück.

Doch schon im nächsten Augenblick zuckten sie zusammen. Spitze Schreie drangen aus dem Wald, die allmählich in Gewimmer übergingen.

Mit weichen Knien schlichen sie weiter. Sandra wusste nicht, ob sie sich ängstigen oder ärgern sollte, während sie hinter ihren Freunden den schmalen Grat des Waldhügels hinaufkletterte. Sich nachts in diesem Wald herumzutreiben war für sie nicht Mut, sondern Leichtsinn. Und bestimmt gab es Dinge, die man zu seiner eigenen Sicherheit besser nicht wusste oder sah.

„Wir haben Onkel Otto hoch und heilig versprochen, das Haus nicht zu verlassen“, erinnerte sie Mario und Armin.

„Ich will ja nur einen kurzen Blick auf die andere Seite werfen. Mach dir nicht gleich in die Hosen“, erwiderte Armin und kroch ein Stück weiter. Er kannte Sandras Neugier. „Interessiert es dich nicht, wieso dieser Wald in manchen Nächten spricht? Außerdem könnte jemand in Schwierigkeiten sein und unsere Hilfe brauchen.“

Als sie oben ankamen, legten sie sich flach auf den Boden und lauschten angestrengt. Die Quelle der geisterhaften Stimmen konnte nicht mehr weit entfernt sein. Dumpfes Trommeln mischte sich jetzt in das Wimmern. Sandra, Armin und Mario bemühten sich, trotz ihrer Aufregung einen kühlen Kopf zu bewahren und durch den Nebel hindurch etwas zu erkennen. Doch er war zu dicht.

„He!“, rief Armin in die Dunkelheit. „Ist da unten jemand? Brauchen Sie Hilfe?“

Die Stimmen und das Trommeln verstummten augenblicklich.

Es war totenstill.

„Bist du total übergeschnappt?“, zischte Mario wütend. „Vielleicht stimmt der Zeitungsbericht ja doch! Wenn wir entdeckt werden, sind wir so gut wie tot!“

Wieder hörten sie die Stimmen, diesmal jedoch näher. Sie wurden nun von einem bedrohlichen Singsang untermalt. Da wurde auch Armin unwohl. Er hatte schon einiges über den Schwarzen Voodoo-Zauber gehört, aber nie daran geglaubt. „Wenn das wirklich das Lied des Schlangengottes Damballah ist, dann …”

„Halt doch die Klappe! Willst du uns noch mehr Angst einjagen?“, fuhr Sandra ihn an. Mit pochenden Herzen lauschten SAM weiter in die Nacht. Plötzlich herrschte wieder Stille.

„Wir müssen näher ran. Der Nebel ist zu dicht“, flüsterte Mario.

„Ohne mich!“, schimpfte Sandra. „Denkt dran, was mit Samedi passiert ist!“

„Du hast ja Recht. Aber wenn wir schon hier sind, können wir auch den letzten Schritt wagen. Oder seid ihr Feiglinge?“ Mario wusste, dass dieses Wort seine Wirkung nicht verfehlen würde.

Gemeinsam schlichen sie auf Zehenspitzen vorwärts. Zweige knackten unter ihren Schuhen. Da setzte der Singsang wieder ein, diesmal noch näher. Sie konnten Schatten wahrnehmen, die sich rhythmisch bewegten. Ein Windstoß riss die Nebelwand auf und gab den Blick frei auf eine gespenstische Szene. Ein unglaublicher Anblick bot sich SAM. Mario sah, wie sich Sandras Augen vor Schreck weiteten.

2 TODESZAUBER

SAM sprangen in Deckung. Sandra verhedderte sich in einer Wurzel, die über den Waldboden wucherte, stürzte und schlug mit dem Kopf an einen Felsen. Blut floss ihr über die Wange. Doch was sie sah, ließ sie den Schmerz vergessen.

Auf einer kleinen Lichtung hatten sich Menschen versammelt. Aus ihrer Mitte ragte ein Holzpfahl, in den schaurige Dämonenfratzen geschnitzt waren. Er stand in einem Kreis aus Kerzen. Die Flammen loderten düster im Nebel. Ein dunkelhäutiger Mann, der wie geistig weggetreten wirkte, hielt ein lebendes Huhn zwischen den Zähnen. Er tanzte zum Gesang der anderen um den Pfahl. Seine Hand umklammerte einen schlangenförmigen Stab. Beschwörungen begleiteten seinen seltsamen Tanz.

Eine breitschultrige Gestalt trat in den Kreis. Sie begann mit einem krummen Stock Zeichen in den Boden zu ritzen. Gesang und Tanz wurden immer lauter. Als sie einen Höhepunkt erreicht hatten, biss der Mann dem Huhn den Hals durch und leckte das Blut von den Lippen.

„Oh nein. Nichts wie weg hier, bevor sie uns erwischen!“, zischte Mario. Er hatte einen furchtbaren Verdacht. „Das ist das Todeszauber-Ritual. Ich habe in einem alten Buch darüber gelesen. Der Mann dort hält einen Miniatursarg, eine Puppe und eine Schlange in der Hand, die er im Namen der unheiligen Dreifaltigkeit segnet und jemandem schickt, dessen Seele sie ins Jenseitsholen sollen. Diese kleinen Steingebäude rundherum, das sind Voodoo-Tempel, in denen Menschenknochen und andere Reliquien aufbewahrt werden. Der Tanz, den sie aufführen, wurde von afrikanischen Sklaven nach Haiti gebracht…“

„Dann war der Zeitungsbericht doch kein fauler Zauber und es gibt sie wirklich!?“, japste Sandra und starrte auf die Horrorszene. Das Kerzenlicht ließ die Augen der Menschen bedrohlich funkeln.

Langsam breitete die Gestalt in der Mitte die Arme aus; es trat Stille ein. Niemand rührte sich. Der sprechende Wald war verstummt. Zwei Männer stellten feierlich eine Puppe auf einen Baumstumpf und traten neben den großen Mann, huldigten ihm mit einer tiefen Verbeugung und begannen den Boden aufzugraben. Als sie bis zur Hüfte in der Erde verschwunden waren, kamen ihnen drei weitere Männer zu Hilfe. Gemeinsam hievten sie einen Holzsarg aus dem Loch. Sie stellten ihn im Lichterkreis ab und nahmen langsam den Deckel ab.

Der Anführer wollte gerade in den Sarg greifen, als Armin sich bewegte und dabei einen trockenen Zweig knickte.

In Sekundenschnelle zerstreuten sich die geisterhaften Figuren. Der Anführer wandte sich um, starrte unter einer Kapuze hervor in den Nebel und stieß einen drohenden Schrei aus.Er befahl seinen Leuten offenbar, den Wald zu durchkämmen.

SAM schossen aus ihren Verstecken. Jetzt zählte jede Sekunde. Sie hatten Mühe, im Nebel den richtigen Weg zu finden und beisammenzubleiben. Kopfüber hasteten sie durch das Dickicht einen Hang hinunter. Am Fuße des Hügels zerrte Mario Armin und Sandra hinter einen Felsvorsprung.

„Warum habt ihr bloß nicht auf mich gehört?“, flüsterte Sandra verärgert.

„Schschscht!“, zischte Armin und hielt ihr den Mund zu.

Schritte näherten sich ihrem Versteck. Mario bemerkte, dass sich der Nebel allmählich lichtete. In wenigen Sekunden würde er keinen Schutz mehr bieten.

„Los, weiter!“, flüsterte er und sprang hinter dem Felsen hervor.

Sandra und Armin wollten ihm gerade folgen, als Mario von einer monströsen Gestalt umgerannt wurde und zu Boden fiel. Grün funkelnde Augen starrten ihn aus einem weißen Gesicht an. Aus den Mundwinkeln tropfte Blut. Jetzt ist es aus, dachte Mario. Er wollte nach einem Stein als Waffe greifen, doch im selben Augenblick war der Fremde wie vom Erdboden verschluckt. Mario rappelte sich hoch und stieß mit der Hand an einen seltsam weichen Gegenstand mit rauer Oberfläche. Er hob ihn auf, wollte ihn aber erst untersuchen, wenn sie in Sicherheit waren.

Eine halbe Stunde später hatten SAM ihr Ferienhaus in Port-au-Prince erreicht. Sandra drehte das Licht an, um den Gegenstand, den Mario gefunden hatte, betrachten zu können.

„Das ist so eine Voodoo-Puppe, wie sie die beiden Totengräber auf den Baumstumpf gestellt haben!“, stellte Armin fest. Jetzt dachte auch er an den Zeitungsbericht, den sie kurz nach ihrer Ankunft gelesen hatten.

Die Puppe war aus Jute und schien mit einer Art Heu gefüllt zu sein. Gliedmaßen und Kopf bestanden aus Wachs.

Als Mario die Puppe auf den Rücken drehte und ihr Gesicht sah, stockte ihm das Blut in den Adern.

3 ONKEL OTTO IN GEFAHR?

„Das… das kann doch nicht sein!“, stotterte Mario. Doch es gab keinen Zweifel: Die Puppe hatte Onkel Ottos Gesicht! Das Beunruhigendste war der gequälte und gleichzeitig bösartige Ausdruck. Onkel Otto aber war ein gutherziger Mensch, der niemandem etwas zu Leide tat.

„Wieso er?“, fragte Armin verstört.

„Ich wette, es war dein Onkel, mit dem wir im Wald zusammengestoßen sind“, meinte Sandra. „Aber was macht ein Wissenschaftler nachts in dieser gottverlassenen Gegend? Er weiß doch besser über die mysteriösen Vorfälle Bescheid als jeder andere.“

„Und warum schleppt er eine Puppe mit sich herum, die ihm ähnlich sieht?“, fragte Armin.

„Das war nicht Onkel Otto“, widersprach Mario. „Völlig absurd. Nur – dieses Gesicht …“

„Vielleicht war ja das der Grund dafür, weshalb er uns verboten hat, heute das Haus zu verlassen“, setzte Sandra nach und sah Mario fragend an.

„Nie im Leben. Onkel Otto ist normal im Kopf, der rennt doch nachts nicht mit Puppen im Wald herum.“ Mario nahm die Jutepuppe wieder in die Hand.

„Da muss ich dir Recht geben“, meinte Armin und warf sich auf sein Bett. „Aber komisch ist die ganze Sache doch irgendwie.Du selbst behauptest immer, dass mysteriöse Gegenstände aus fremden Kulturen meist was Schlimmes bedeuten.“

Marios Hand glitt über die raue Jute. „Onkel Otto ist Wissenschaftler. Er steht mit beiden Beinen fest im Leben, ist bekannt für seine Leistungen auf dem Gebiet der Völkerkunde. Er hat Bücher geschrieben und Preise erhalten. Er hat gar keine Zeit für so einen Firlefanz.“

Sandra verstaute ihren Detektivgürtel und warf sich ebenfalls aufs Bett, müde von der Aufregung. Sie starrte nachdenklich zur Decke, an der sich ein Ventilator drehte. Nach einer Weile sah sie zu Mario, dem die Ähnlichkeit der Puppe mit seinem Onkel sichtlich Unbehagen bereitete.

„Hör auf zu grübeln. Je länger du dich damit beschäftigst, desto verwirrter wirst du. Das bringt nichts. Die Puppe ist völlig harmlos, ein Spielzeug, weiter nichts.“

Armin stand auf. Er wusste nicht warum, aber er fühlte sich in Gegenwart der Vodoo-Puppe nicht wohl. Er öffnete ein Fenster und sah in die schwüle Nacht hinaus. Vom Meer wehte ein warmer Wind herüber. „Warum nehmt ihr eigentlich immer etwas Schlimmes an? Diese Puppen könnten ja auch Glücksbringer sein. Nur weil sie unheimlich aussehen …“

„Nein“, erwiderte Mario. „Denkt doch daran, was wir im Wald gesehen haben! Das war kein Kinderspielplatz.“

„Warum lange herumrätseln?“, meinte Sandra. „Geben wir die Puppe doch einfach Onkel Otto und fragen ihn, wo er heute Nacht war.“ Sie sprang auf und setzte sich an den kleinen Tisch.

„Es reicht, wenn wir ihn im Labor anrufen“, meinte Armin,der noch immer aus dem Fenster starrte und sich den lauen Wind durch das Haar streichen ließ.

„Ja, genau, wir rufen ihn einfach an.“ Sandra stand auf und ging nachdenklich im Zimmer auf und ab. „Wenn es wirklich Onkel Otto war, der die Puppe im Wald verloren hat, sucht er sie sicher. Wenn er aber im Labor ist, wissen wir wenigstens, dass wir mit jemand anderem zusammengestoßen sind.“

„Auf jeden Fall müssen wir ihn fragen, was das hier zu bedeuten hat“, sagte Mario düster und starrte auf eine Hand der Puppe.

Sandra griff nach ihr und drehte sie in den Schein der Lampe.

Mario ging zum Telefon und wählte die Nummer von Otto Klein. Es meldete sich eine vertraute Stimme mit den Worten: „Doktor Klein. Wer ruft hier mitten in der Nacht an und stört mich bei der Arbeit, wenn ich fragen darf?“

„Ich bin’s, Mario. Entschuldige bitte, dass ich so spät anrufe, aber ich hab gesehen, dass in deinem Haus nebenan noch kein Licht brennt, da wollte ich mal fragen, wie’s dir geht, wenn du so spät noch arbeitest.“

„Danke. Soweit alles in Ordnung. Ich ersticke in Arbeit.“

„Suchst du nach etwas?“

„Wissenschaftler suchen nicht, sie forschen, Mario. Wir sehen uns morgen. Schlaft euch aus, auf Haiti sind die Tage heiß und aufregend. Da braucht ihr Kraft.“

Mit diesen Worten legte Onkel Otto auf.

„Er vermisst die Puppe offenbar nicht. Er hat sie nicht mal erwähnt“, murmelte Mario.

„Was nun?“, fragte Armin. „Wenn sie doch gefährlich ist? Ich meine, wenn die Leute keine Märchen erzählen und das, was wir gesehen haben, tatsächlich eine ,mojo‘-Beschwörung war?“

„Wenn es auf Haiti wirklich lebendige Tote gibt, ist dein Onkel in großer Gefahr“, sagte Sandra besorgt zu Mario.

„Lebendige Tote“, schüttelte Armin abfällig den Kopf. „Alles Blödsinn aus dem Fernsehen. Es gibt keine Toten, die wieder zu Leben erwachen. Oder ist euch vielleicht schon mal einer begegnet?“

„Klarer Fall“, stimmte Mario Armin zu. „Für den ganzen Zauber mit den Voodoo-Puppen muss es eine logische Erklärung geben.“

„Die Frage kann uns vielleicht jemand beantworten, der dieses merkwürdige Zeichen kennt.“ Sandra zeigte auf die Puppenhand.

Auf der Handfläche war ein Kreis zu erkennen, der von einem Kreuz in vier gleiche Teile unterteilt wurde. In jedem Viertel befand sich ein anderes Symbol.

Armin strich sanft über das Zeichen. Da fegte ein Windstoß durch das Zimmer. Das Fenster knallte zu. Im selben Augenblick ging das Licht aus.

Sandra erschrak.

4 GEISTERMUSIK

Die Fensterläden schlugen noch vom Windstoß. Scharniere quietschten rostig.

„Die Stromversorgung hier ist der reinste Horror“, knurrte Armin. Er tastete sich durch das Dunkel zum Sicherungskasten vor. Seine Finger fanden den Schutzschalter und legten ihn um. Die trübe Glühbirne über dem Tisch flackerte wieder auf.

Sandra packte die Puppe in eine Plastiktasche und griff nach ihrem Detektivgürtel.

„Wohin willst du noch um diese Zeit?“, fragte Mario verwundert.

„Zu deinem Onkel. Ich will endlich wissen, womit wir es hier zu tun haben. Es ist kein Zufall, dass die Puppe das Gesicht von Onkel Otto hat.“

Armin und Mario waren zwar müde, kamen aber mit. Sandra hatte so etwas wie einen sechsten Sinn für mysteriöse Sachen.

15 Minuten später hielt der grell bemalte Bus in einer Straße mit bunten Häusern im ,Gingerbread-Stil‘. SAM fühlten sich fast wie in einem kleinen Disneyland. Pastellfarbene Türmchen, Giebel, Balkone, Veranden und steile Dächer schufen eine ganz eigene Atmosphäre. Reklame lud zu Kaffee, Tanz und ,bandera dominicana‘ ein, einem Gericht aus Reis, Bohnen, Fleisch, gebratenen Bananen, Maniok und Süßkartoffeln.

„Das da drüben ist das ,Palais National‘“, sagte Mario, als sie um eine Ecke bogen.