Heather MacAllister, Jill Shalvis, Samantha Hunter, Elle Kennedy

TIFFANY EXTRA BAND 3

IMPRESSUM

TIFFANY EXTRA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: 040/60 09 09-361
Fax: 040/60 09 09-469
E-Mail: info@cora.de

© 2011 by Heather W. MacAllister
Originaltitel: „Kept In The Dark“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Andrea Cieslak

© 2012 by Jill Shalvis
Originaltitel: „Time Out“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Sandra Roszewski

© 2012 by Samantha Hunter
Originaltitel: „Straight To The Heart“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

© 2011 by Leeanne Kenedy
Originaltitel: „Witness Seduction“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: BLAZE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Birgit Hannemann

Fotos: conrado / Shutterstock, iStockphoto / Getty Images

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY EXTRA
Band 3 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-95446-676-4

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY

 

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HEATHER MACALLISTER

Heimlich, still und sexy

Was führt sie im Schilde? Securityspezialist Blake ist sicher, dass Kaia nur auf die Party gekommen ist, um Juwelen zu stehlen! Still und leise folgt er ihr. Gerade als er sie festnehmen will, gehen die Lichter aus …

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Heimlich, still und sexy

1. KAPITEL

Brooklyn, New York

Sechs Jahre zuvor

„Sei nicht dumm, Kaia.“

Kaia Bennets Vater gestikulierte wild und schlug dabei versehentlich gegen die Schreibtischlampe ihrer Zimmergenossin. Während er die Lampe wieder ordentlich hinstellte, warf Kaia ihre schmutzige Wäsche in einen Weidenkorb im Wandschrank. Sie wollte eigentlich auch ihr T-Shirt vor dem Unterricht wechseln, aber nicht, solange ihre Eltern im Raum waren.

„Das bin ich nicht.“ Sie atmete tief ein und lächelte vor sich hin, als ihr Blakes Duft in die Nase stieg. „Ich bin Studentin. Genau wie alle anderen hier.“

„Du bist nicht wie alle anderen.“ Ihr Vater schnaubte. „Ich dachte, du hättest diese Phase inzwischen hinter dir.“

„Es ist keine Phase. Ich mache das, was normale Leute in meinem Alter tun.“

Sie bückte sich, um die unterste Schublade der Kommode zu öffnen. Die Schublade ließ sich nicht ganz herausziehen, es sei denn, Kaia verrückte das Bett, doch ihr Vater stand auf der anderen Seite.

Ihre Mutter hatte sich an der Türschwelle postiert, wo sie alles im Blick hatte.

Typisch. Weniger typisch war hingegen, dass ihre Eltern extra in die Stadt gekommen waren, um sie aufzusuchen.

„Wie kannst du so leben?“ Ihr Vater schaute sich in dem engen Raum um.

„Sie kann es nicht. Das ist der Grund, weshalb sie drei Tage lang nicht hier gewesen ist“, warf ihre Mutter ein.

Kaia richtete sich mit einem Sport-BH in der Hand auf; es war das einzige saubere Wäschestück, das sie in der Schublade gefunden hatte. „Habt ihr mir nachspioniert?“

„Nein“, leugnete ihr Vater, während ihre Mutter zur selben Zeit Ja sagte.

„Louisa, es ist kein Spionieren, wenn man um das Wohl seiner Tochter besorgt ist.“

Ihre Mutter ignorierte ihn. „Du warst nicht bei Roy Dean, um nach Nachrichten für dich zu fragen.“

„Er nennt sich jetzt Royce“, erinnerte Kaia sie, wenngleich sie wusste, dass er für ihre Eltern immer Roy Dean bleiben würde.

Sie stopfte den BH zusammen mit ihrer letzten sauberen Jeans in ihren Rucksack. Die meisten ihrer Sachen befanden sich im Wäschesack. Kaia schnürte ihn zu und nahm sich vor, ihn später mitzunehmen. Sie konnte in Blakes Waschsalon waschen. „Die meisten Eltern rufen einfach an oder schicken eine E-Mail, wenn sie mit ihren Kindern in Kontakt treten wollen. Sie geben keine Nachrichten über einen Mittelsmann weiter.“

Die meisten Kinder hatten allerdings auch keine Juwelendiebe als Eltern.

„Wir ziehen es vor, möglichst nicht im Netz aktiv zu sein.“

Erzählt mir etwas Neues. Offen begegnete Kaia dem finsteren Blick ihres Vaters. „Ich habe keinen Grund, nicht ins Netz zu gehen.“ Das war sowieso unvermeidlich, da sie sich am Brooklyn College eingeschrieben hatte. „Und so wird es auch bleiben.“ Letzteres fügte sie für den Fall hinzu, dass die beiden hier waren, um sie zu einem gemeinsamen Coup zu überreden.

Sie wurden älter, auch wenn das Haar ihrer Mutter immer noch so schwarz war wie Kaias, ohne dass sie es färben musste. Aber seit dem Sturz ihrer Mutter vor einigen Jahren war Kaia diejenige gewesen, die an Fassaden hochgeklettert und durch Lüftungsschächte gerutscht war.

Bis sie alt genug gewesen war, Nein zu sagen und von zu Hause auszuziehen.

Während sie ihren Laptop und Unterrichtsmaterial im Rucksack verstaute, merkte sie, wie ihre Eltern einen langen Blick austauschten.

„Kommst du finanziell zurecht?“, fragte ihr Vater.

„Ja, gut.“ Mehr als gut.

„Wir haben von dem Job gehört“, sagte ihre Mutter und schaute rasch nach links und rechts in den Flur.

„Ja. Anscheinend habe ich Talent zur Schmuckverkäuferin. Wer hätte das gedacht?“

„Wir reden nicht über deinen Studentenjob im Einkaufszentrum.“ Ihr Vater langte übers Bett und tippte an den kleinen Stein unter ihrem T-Shirt.

Mist, dachte Kaia. Sie hatte gehofft, dass ihre Eltern die Kette nicht bemerken würden.

„Roy Dean erwähnte einen Diamanten“, fügte ihr Vater hinzu.

„Royce“, betonte Kaia, „redet zu viel.“ Ohne Aufforderung zog sie die Goldkette unter dem T-Shirt hervor.

Ihr Vater nahm den Anhänger in die Hand. Kaia wusste, dass er mit einem einzigen Blick Reinheit, Gewicht und Farbe abschätzte.

„Interessanter Riss, betont durch den Navetteschliff. Wie ein Katzenauge. Ein Katzenauge für eine Juwelendiebin, die wie eine Katze klettern kann. Wie passend.“ Er ließ den Anhänger fallen und wurde durch ihre Mutter abgelöst, die herüberhumpelte, um selbst einen Blick auf den Stein zu werfen.

Kaia verdrehte die Augen, zum einen wegen des Verfolgungswahns der beiden und zum anderen, weil ihre Mutter so übertrieben hinkte.

„Ich hab das gesehen“, sagte ihr Vater, ohne sie anzuschauen.

Ihre Mutter starrte auf den Anhänger und dann in Kaias Gesicht. „Den hast du nicht aus deinem lausigen kleinen Schmuckladen.“

„Ich habe ihn geschenkt bekommen.“

„Nicht von deinem Freund“, stellte ihre Mutter unmissverständlich fest.

Kaia war nicht überrascht, dass sie von Blake wussten. „Nein.“

„Von Casper Nazario?“, fragte ihr Vater.

Sie schnappte nach Luft. Jetzt hatten sie sie doch überrascht. „Ich …“

„Weiß er, dass du ihn hast?“, unterbrach ihre Mutter sie.

„Natürlich. Er hat ihn mir gegeben.“

Ihre Eltern tauschten wieder die Plätze.

„Als Bezahlung? Für einen Job?“ Ihr Vater wirkte jetzt ehrlich besorgt.

Was glaubte er? „Ja! Ich meine, nein, für den Job hat er mich mit Geld bezahlt. Dies war etwas anderes. Ein Bonus, weil er froh darüber war, dass alles geklappt hatte.“

Der Mann mit dem silbrigen Haar war fast außer sich vor Freude gewesen. Er hatte jemanden gesucht, der verschiedene Gegenstände in die Häuser seiner Freunde zurückbrachte, ohne dass diese es merkten. Royce hatte davon gehört und ihren Namen erwähnt. Mit dem Geld, das sie für den Job erhalten hatte, war ihr zweites Studienjahr finanziell gesichert.

Kaia erinnerte sich, wie ihr der Diamant aus einem offenen Kästchen zugezwinkert hatte, als Casper das Geld aus dem Safe genommen hatte. Sie hatte ihn bewundert, und Casper hatte ihn ihr gereicht. „Er gehört Ihnen. Ein Katzenauge für eine Juwelendiebin, die wie eine Katze klettern kann.“

Dieselben Worte hatte ihr Vater gerade benutzt.

Ein unangenehmes Kribbeln überlief sie jetzt. Vor allem, als ihr Vater dann auch noch den Kopf schüttelte und sagte: „Oh, Kaia.“ Es war derselbe Ton, den er anschlug, wenn sie einen Fehler gemacht hatte.

„Was?“

„Männer wie Casper Nazario verschenken nichts.“

„Diesmal hat er es getan.“ Aber jetzt fragte sie sich, ob dieser Stein ihm überhaupt gehört hatte.

„Kaia, du kannst einem Mann wie ihm nicht trauen.“

„Deiner Meinung nach kann ich niemandem trauen.“

„Stimmt.“

„Ich habe das so satt!“ Kaia zog den Reißverschluss ihres prall gefüllten Rucksacks zu. „Ich möchte einfach nur ein normales Leben führen, mit Freunden und einem richtigen Job, von dem ich jedem erzählen kann.“

Ihr Vater musterte sie mitleidig.

„Sag es ihr, Manny“, forderte ihre Mutter ihn auf.

„Was sollst du mir sagen?“

Ihr Vater legte beide Hände auf ihre Schultern und seufzte. „Kaia, Kaia, Kaia.“

„Papa, Papa, Papa.“ Der Rhythmus passte nicht ganz, weil er darauf bestand, dass sie Papa auf der zweiten Silbe betonte.

„Mach schon, Manny“, drängte ihre Mutter ihn.

„Kaia, dieser Mensch, mit dem du zusammen bist, dieser Blake McCauley …“

Ihr stockte das Herz. „Was ist mit ihm?“

„Er ist Police Detective.“ Ihr Vater machte ein Gesicht, als ob er ihr gerade erklärt hätte, dass es keinen Weihnachtsmann gibt.

Kaia aber lachte erleichtert. „Ich weiß.“ Mit einem Schulterzucken entwand sie sich dem Griff ihres Vaters. „Er hat es mir erzählt.“

„Du wusstest es?“, fragten ihre Eltern gleichzeitig.

„Ja.“ Sie hievte den Rucksack über ihre Schultern. „Und wisst ihr was? Cops sind gar nicht so schlecht. Ehrlich gesagt …“, sie machte eine dramatische Pause, wie sie es sich bei ihrem Vater abgeschaut hatte, „… wir lieben uns.“

Sie hob den Wäschesack auf und amüsierte sich über die entsetzten Gesichter ihrer Eltern. „Er würde euch gern kennenlernen“, fügte sie hinzu.

„Ich wette, dass er das gern täte!“, brach es aus ihrem Vater heraus.

„Ich werde Phillip warnen“, murmelte Kaias Mutter und verschwand.

„Onkel Phil ist auch hier?“ Was sollte das denn sein? Eine konzertierte Aktion?

„Was glaubst du, wer die Straße im Auge behält?“ Ihr Vater deutete zur Tür. „Hast du alles vergessen, was wir dir beigebracht haben?“

„Niemand braucht die Straße im Auge zu behalten, Papa. Ich habe Blake nur erzählt, dass du eine kleine Schmuckreparaturwerkstatt besitzt.“ Und vielleicht noch ein wenig mehr.

„Du hast ihm die Wahrheit gesagt?“

„Nicht die ganze.“

Ihr Vater ging auf und ab. Das Zimmer war so klein, dass er sich alle vier Schritte umdrehen musste. „Wir machen Folgendes: Pack alles ein, was du tragen kannst. Du wirst nicht hierher zurückkommen. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos, wenn wir schnell handeln. Zum Glück haben wir …“

„Papa, hör auf. Du brauchst nicht zu verschwinden.“

„Ich muss es, wenn meine Tochter mir erzählt, dass sie in einen Polizisten verliebt ist.“ Er blieb vor dem Schreibtisch stehen. „Brauchst du etwas von diesem Kram?“

Kaia schüttelte den Kopf. „Der gehört meiner Mitbewohnerin. Pass auf: Wenn man nichts Ungesetzliches tut, braucht man sich nicht vor der Polizei zu verstecken. Tolles Konzept, nicht wahr?“

„Mir gefällt das nicht.“ Ihr Vater trat ans Fenster und schob den Vorhang beiseite. Alles, was es da zu sehen gab, war das Gebäude nebenan.

„Was gefällt dir nicht? Ehrlich zu werden?“

„Deine Situation. Ich traue diesem Kerl nicht.“

„Du kennst ihn nicht einmal.“

Ihr Vater ließ den Vorhang zurückfallen. „Ich traue dir nicht, wenn du mit ihm zusammen bist.“

Kaia wusste das, doch ihn das sagen zu hören tat trotzdem weh. „Du vertraust niemandem.“

„Und du solltest es auch nicht. Es wird Zeit zu gehen.“ Er griff nach ihrem Wäschesack.

„Nein.“

Etwas in ihrer Stimme ließ ihren Vater innehalten. Vielleicht war es, weil sie nicht geschrien oder gebettelt hatte. Vielleicht, weil sie sich wie eine Erwachsene benahm, die sich für einen anderen Lebensweg entschieden hatte. Vielleicht, weil er ihr endlich glaubte, dass sie mit dem „Familiengeschäft“ endgültig durch war.

Er richtete sich auf. Einen Moment lang musterten sie sich gegenseitig. Kaia bemerkte, dass er eine Hand in seine Tasche schob. Dann strich er über ihren Arm, beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn.

Kaia fasste in ihre Jackentasche. „Was hast du mir da zugesteckt?“

„Eine Nummer.“

Für ein Prepaid-Handy, wie sie wusste. „Ich werde meine Meinung nicht ändern.“

Schwach lächelnd berührte er ihre Wange. „Du darfst ihm nicht vertrauen, Kaia.“

„Ich liebe ihn.“

Ihr Vater ließ die Hand sinken und ging zur Tür. „Du darfst ihn auch nicht lieben.“

„Ich brauche mehr Zeit.“ Blake McCauley saß in seinem Auto auf dem Parkplatz hinter einem Einkaufszentrum in Brooklyn.

„Sie hatten viel Zeit“, erwiderte sein Captain. „Haben Sie ein Treffen mit den Eltern arrangiert?“

„Nein, aber ich bin nah dran. Kaia redet mit ihnen.“

„Und was haben sie gesagt?“

„Noch nichts. Sie sind nicht in der Stadt.“

„Klar. Sie spielt mit Ihnen, McCauley.“

Blake starrte durch die Windschutzscheibe in die Ferne und sah in Gedanken Kaia mit ihrem vollen schwarzen Haar und den geheimnisvollen dunklen Augen. Sie schliefen seit Wochen miteinander, und seit Wochen gab es nicht einen einzigen Missklang zwischen ihnen. Blake kannte sie. Und – so paradox es klingen mochte, da er undercover arbeitete – sie kannte ihn besser als jede andere Frau, mit der er bisher zusammen gewesen war.

Das Einzige, was nicht stimmte, war die Geschichte, die man ihm über sie erzählt hatte. Die Kaia, die er kennengelernt hatte, und die Kaia, die sie angeblich wirklich war, passten nicht zusammen. Es sei denn, sie war die beste Lügnerin, die ihm während seiner Laufbahn als Detective begegnet war.

„Sie macht mir nichts vor“, antwortete er. „Sie hat es nicht getan.“

„Trägt sie den Diamanten?“

Blake lächelte vor sich hin. „Oh, ja.“ Meistens war die Halskette alles, was sie trug.

Sein Vorgesetzter seufzte tief. „Fangen Sie an, mit Ihrem Kopf zu denken, McCauley.“

Blake hörte auf zu lächeln und setzte sich aufrechter hin. „Das tue ich, Sir. Wenn sie den Diamanten gestohlen hat, warum ist sie dann nicht untergetaucht, als sie erfuhr, dass ich Polizist bin?“

„Oh, Mann. Weil sie so vielleicht umso unverdächtiger wirkt? Weil sie so eine Chance hat, ihre Eltern zu warnen? Weil sie Ihnen so weismachen kann, dass ein Mitglied eines schwer zu fassenden Clans von Juwelendieben unmöglich einen Diamanten gestohlen haben kann?“

„Sie hat gesagt, dass er ein Geschenk sei.“ Blake wusste, dass seine Erklärung nicht gerade überzeugend klang.

„Komisch. Nazario hat das nicht so in Erinnerung.“

Blake fühlte sich unbehaglich. Sein Bauch sagte ihm, dass Kaia unschuldig war. Sein Verstand wiederum sagte ihm, dass es nicht sein Job war, über ihre Schuld oder Unschuld zu urteilen. Normalerweise hielt Blake sich an sein Bauchgefühl.

„Hören Sie, Sie sind bei diesem Fall viel zu nah dran. Wir alle hatten einmal einen Fall, der unsere Gefühle völlig durcheinanderbrachte.“ Blake hörte ein trockenes Lachen. „Sie waren längst überfällig.“

„Das ist es nicht.“

„Sie ist wirklich hübsch. Natürlich ist es das.“

Blake ging darüber hinweg. „Ich bin dabei, den Fall zu lösen. Irgendwann wird sie etwas preisgeben, das uns zu ihren Eltern führt.“ Denn wenn jemand diesen Diebstahl begangen hatte, dann waren es sie. „Kaia hat nie erzählt, wer ihr die Kette geschenkt hat. Vielleicht waren es ihre Eltern.“

„Wir können sie mit dem Tatort in Verbindung bringen.“

„Wir können viele Menschen mit dem Tatort in Verbindung bringen.“

„Die tragen aber keinen Diamanten, der wie ein Katzenauge aussieht.“

Blake schloss die Augen. Sein Captain war bis jetzt erstaunlich nachsichtig mit ihm gewesen, doch er vermutete, dass die Geduld seines Vorgesetzten erschöpft war. Die nächsten Worte des Mannes bestätigten seinen Verdacht.

„Es ist Ende des Monats. Zeit, die Sache abzuschließen, McCauley.“

Blake drehte sich der Magen um. „Lassen Sie mich das alleine machen“, bat er. „Ich brauche keine Verstärkung.“

„McCauley!“ Der Ton des Captains war scharf. „Kaia Bennet ist Expertin darin, aus allen möglichen Räumen, Wohnungen, Gebäuden zu entwischen. Sie können das nicht allein machen.“

Blake knirschte mit den Zähnen. „Erwarten Sie, dass sie einfach herausspaziert kommt, wenn ich von Streifenwagen begleitet werde?“

„McCauley, ich habe Sie nicht vom Dienst suspendiert, als Sie Ihre Deckung auffliegen ließen, aber wenn Sie nicht sofort den Mund halten und Ihren Job machen, werde ich Sie jetzt suspendieren.“

„Ja, Sir.“ Blake unterließ den Hinweis darauf, dass seine Ehrlichkeit in diesem einen Punkt viel dazu beigetragen hatte, Kaias Vertrauen zu gewinnen.

„Wir warten auf Ihr Signal.“

In diesem Moment sah Blake, wie Kaia aus dem Lieferanteneingang an der Laderampe herauskam. Sie war ein paar Minuten früher dran als gewöhnlich, also hatte sie heute Abend nicht abschließen müssen.

Das bedeutete, dass seine Verstärkung noch nicht da sein konnte. Blake schaute in den Seiten- und Rückspiegel, dann wieder zu Kaia. Sie entdeckte ihn und lächelte voller Vorfreude. Ein Gefühl von Ruhe und Glück durchströmte ihn.

In diesem sehr kurzen Moment schien ihm das Leben perfekt, und er wünschte sich nur, sie für den Rest seines Lebens jeden Tag und jede Nacht lächeln zu sehen.

Wie in Zeitlupe nahm er wahr, wie sie auf ihn zukam. Er hielt sein Telefon an seine Wange und zögerte.

Sie war früh dran. Immer noch keine Verstärkung da. Sie war eine Fluchtexpertin.

Er könnte sie warnen. Er könnte sie wie immer abholen, mit ihr vom Parkplatz fahren und sie gehen lassen. Oder gemeinsam mit ihr verschwinden. Sie könnten irgendwo neu anfangen. Zusammen.

„McCauley?“

„Sie ist da“, sagte er, weil es unumgänglich war. Er klappte das Handy zu und stieg aus dem Wagen, um ihr entgegenzugehen.

Sie zog einen Sack hinter sich her.

„Was ist das alles?“

„Schmutzwäsche!“ Sie lachte, ließ den Sack fallen und warf sich ihm an den Hals, schlang die Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlich.

Blake umklammerte sie und flüsterte die Worte „Ich liebe dich“ in ihren Mund. Weil er es wirklich tat. Weil er alles ganz klar sah, wenn er sie küsste. Gemeinsam würden sie zum Captain gehen. Blake würde ihn überzeugen, dass sie die falsche Person überprüft hatten. Er würde einen Weg finden, ihr alles zu erklären – sie fühlte sich so gut in seinen Armen an …

Er hörte die herannahenden Autos kaum. Reifen quietschten. Lichter blinkten hinter seinen geschlossenen Lidern auf. Türen schlugen zu.

Kaia zuckte zusammen und hörte auf, ihn zu küssen.

Sie waren von Streifenwagen umstellt. Noch eine Tür schlug zu, und Blake sah in die Augen seines Captains.

Sie waren bereits vor Ort gewesen, auf Beobachtungsposten, während des ganzen Telefongesprächs. Der Captain hatte ihm nicht vertraut. Aus gutem Grund.

„Blake?“ Kaias Stimme klang panisch. „Was ist hier los?“

Blake schaute sich zu den Männern um. Seinen Kollegen. Seinem Vorgesetzten. Sie wussten alle, was er beinahe getan hätte. Er konnte das Mitleid und die Verachtung in ihren Blicken sehen.

Verachtung.

Und plötzlich empfand er diese Verachtung für sich selbst. Er hätte nicht nur beinahe seine Karriere ruiniert, er hätte beinahe das Gesetz gebrochen.

„Blake?“ Kaia berührte seinen Arm.

Blake sah in ihre dunklen Augen und erkannte den Moment, in dem sie die Situation durchschaute.

Der Captain trat vor. „Von hier an übernehme ich, McCauley.“

„Nein. Das ist mein Fall.“ Blake packte Kaia am Handgelenk und drehte sie herum. „Sie haben das Recht zu schweigen …“

Aber sie tat es nicht. „Blake!“

Und er wusste, dass ihn der Klang ihrer Stimme, voller Wut und Schmerz, für den Rest seines Lebens verfolgen würde.

2. KAPITEL

Washington, D.C.

Gegenwart

Als Kaia Bennet am Freitagmorgen in den Konferenzraum des Sicherheitsdienstes Guardian Security trat und Casper Nazarios Anwalt mit ihrem Chef zusammensitzen sah, machte sie hastig kehrt und stürzte in die Damentoilette. Sie verriegelte die Tür und stand kurz darauf auf einem WC-Sitz, ein Deckenpaneel herausdrückend, als Tyrone La-Salle die Tür öffnete.

„Im Ernst?“, fragte sie, während er den Dietrich einsteckte. „Zählt die Tatsache, dass es sich hier um eine Damentoilette handelt, denn gar nicht?“

Er schüttelte den Kopf. „Tun Sie es nicht, Kaia.“

„Ich hatte noch keine Chance, irgendetwas zu tun.“ Sie schaute auf die muskulöse Wand von einem Meter fünfundachtzig herunter. Licht spiegelte sich auf seinem rasierten Kopf. „Ich hätte Ihnen nie beibringen dürfen, Schlösser aufzubrechen.“

„Sie wissen, dass Wendell Sicherheitsgitter über den Lüftungsschächten anbringen ließ, nachdem Sie letztes Jahr die Bailey-Dokumente zurückgeholt hatten?“, fragte er.

Kaia wusste es. Ihr Chef war zugleich fasziniert und entsetzt gewesen, mit welcher Leichtigkeit sie diese Schwäche in vermeintlich sicheren Regierungsgebäuden in Washington ausgenutzt hatte. Auch die Lüftungsschächte bei Guardian waren nicht mit Sicherheitsrosten ausgestattet gewesen. Ihr Chef hatte es nicht für notwendig erachtet, weil die Schächte so schmal waren – ein Grund, weshalb Kaia sich bei einer Größe von einem Meter zweiundsechzig nicht mehr als fünfzig Kilo gestattete.

„Natürlich wissen Sie es“, beantwortete Tyrone sich die Frage selbst. „Das bedeutet, dass Sie woanders hinwollten.“

Aufs Dach, aber das würde Kaia ihm nicht erzählen.

„Aufs Dach?“, riet er richtig. „Und was dann? Haben Sie da oben eine Kletterausrüstung deponiert?“

Ja, aber was wichtiger war, ein Prepaid-Handy, in das die Nummer eines Hubschrauberpiloten einprogrammiert war, der ihr einen Gefallen schuldete.

„Tun Sie es nicht, Kaia“, wiederholte Tyrone. „Laufen Sie nicht weg. Ich hole Sie ein, bevor Sie das Dach erreicht haben.“

Das bezweifelte sie, doch sicher würde er noch vor dem Hubschrauber dort ankommen. Die Frage war, wie lange Tyrone brauchen würde, um die Tür zum Dach aufzubrechen, nachdem sie sie verriegelt hatte.

Es könnte Spaß machen, seine Zeit zu stoppen.

Tyrone bewegte sich langsam einen Schritt vor. Seine lässige Bewegung ließ sie vermuten, dass er beschlossen hatte, ihre Beine zu packen, statt ihr über die Treppe zum Dach nachzulaufen.

„Keine gute Idee.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bevor Sie durch die Kabinentür kommen, bin ich längst außer Reichweite.“

„Ich könnte durch das Loch in der Decke schießen.“

„Zu laut. Außerdem könnten Sie mich töten.“

„Was, wenn mir das egal wäre?“

Kaia schob das Deckenpaneel wieder an seinen Platz. „Das war’s.“ Sie sprang vom WC-Becken. „Sie wussten, dass ich weglaufen würde, sonst wären Sie nicht so schnell hier gewesen.“

Tyrone lächelte. „Casper Nazarios Anwalt weckt auch in mir den Wunsch, wegzulaufen.“

„Das sollte es nicht.“ Kaia boxte ihn leicht auf den Arm. „Wenn ich die Wahl hätte zwischen Ihnen und zehn Anwälten wie ihm, würde ich mich trotzdem für Sie entscheiden.“

„Er ist ein besserer Anwalt als ich“, meinte Tyrone.

„Er ist erfahrener als Sie. Glatter. Wie sein Boss“, fügte Kaia düster hinzu.

„Ich bin zu groß, um glatt zu sein.“

„Und genau das mag ich an Ihnen. Sagen Sie Ihrer Frau, wenn sie Sie nicht gut behandelt, haben Sie andere Möglichkeiten.“

Tyrone brummte verlegen. Kaia liebte es, ihn hin und wieder aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Nach dem einzigen Mal, als Kaia selbst aus dem Gleichgewicht gebracht worden war, hatte sie über zwei Jahre im Gefängnis Zeit gehabt, sich wieder zu fangen.

Tyrone fasste nach dem Türgriff, doch Kaia hielt ihn zurück. „Ich kann es nicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Was immer Casper Nazario von mir will, ich kann es nicht tun.“

„Sie müssen es. Das ist Teil Ihrer Bewährungsauflagen.“ Tyrone hatte die Bedingungen ausgehandelt. Und jedes Mal, wenn ein Regierungsbüro Kaias besonderes Talent in Anspruch nahm, sorgte er dafür, dass ihre Bewährungsfrist weiter verkürzt wurde.

Casper Nazario gehörte allerdings kaum zur Regierung. „Sie wissen, dass Casper gelogen hat und dass ich deshalb im Gefängnis gelandet bin.“

„Es stand Aussage gegen Aussage.“

„Nur dass seine Aussage falsch war und meine richtig.“ Kaia fragte sich, ob Tyrone ihr glaubte. Es sollte ihr egal sein. „Ich gehe nicht in die Nähe dieses Mannes oder einer seiner Günstlinge.“

„Zumindest nicht allein.“

Ihr Selbsterhaltungstrieb warnte sie vor einer Falle. „Sie können ihm nicht trauen.“

„Ich weiß.“ Tyrone sah ihr unverwandt in die Augen, so wie bei ihrer ersten Begegnung, als sie sich über zehn Minuten lang stumm an einem Tisch im Besucherzimmer des Gefängnisses gegenübergesessen hatten. „Aber Sie können mir vertrauen.“

Es ging nicht um Vertrauenswürdigkeit. Es ging darum, es mit einem arroganten Widerling zu tun zu haben. „Warum hat er nach mir gefragt?“, flüsterte sie.

„Lassen Sie es uns herausfinden.“ Tyrone zog fragend die Brauen hoch. Kaia nickte kurz und ging an ihm vorbei zur Tür hinaus.

Dass ich zum Meeting gehe, heißt nicht, dass ich den Auftrag annehme, schwor sie sich. Der einzige Lichtblick in dieser düsteren Lage war, dass Casper verzweifelt sein musste, wenn er ausgerechnet sie um Hilfe bat. Was hatte seine kleptomanisch veranlagte Ehefrau diesmal gestohlen?

Im Konferenzraum setzte sich Kaia in einen bequemen Klubsessel. Der schmierige Anwalt, den sie nur das Wiesel nannte, saß ihr gegenüber auf dem Chintzsofa.

Sie erinnerte sich von ihrer Gerichtsverhandlung her an ihn: stechender Blick, Frisur wie ein Fernsehprediger und kleiner Spitzbart. Er färbte den Bart jetzt dunkelbraun, ließ die Schläfen und Koteletten aber grau. Auffällig. Und nicht im positiven Sinn.

Sein Blick schweifte unruhig über die beiden Männer im Raum. „Wir brauchen Miss Bennets Dienste in einer delikaten Angelegenheit, die ich ihr unter vier Augen darlegen werde.“

„Nein“, sagten Wendell und Tyrone gleichzeitig.

Kaias Nein erklang einen Herzschlag später, weil sie ihm ein „Verdammt“ vorausgeschickt hatte.

„Tyrone als Miss Bennets Anwalt wird bleiben“, erklärte ihr Chef und verließ den Raum, leise die Tür hinter sich schließend.

Es war von Wendells Seite ein ziemlich großes Zugeständnis. Demnach handelte es sich um eine wichtige Sache.

Alvin Rathers alias „Das Wiesel“ schien nicht glücklich über Tyrones Anwesenheit zu sein, dennoch begann er zu reden. Er erfand eine Geschichte von Caspers Frau Tina, die „vergessen“ hatte, ein paar Armbänder zurückzugeben, die irgendein Schmuckdesigner ihr geliehen hatte.

Tina war Kleptomanin, ganz einfach. Kaia hatte das von Anfang an vermutet. Erstaunlich war nur, dass Tina auch nach all den Jahren immer noch ungeschoren davonkam.

Das Wiesel erklärte Caspers Wunsch, dass die Armbänder an den Designer zurückgegeben wurden, ohne dass jemand, vor allem nicht Tina, davon erfuhr. Gott behüte, dass der Mann seine Frau damit konfrontiert und sie von der Notwendigkeit einer Therapie überzeugt, dachte Kaia ironisch.

Ja, ja. Dasselbe Lied, zweite Strophe.

Wie vor sechs Jahren, als Casper sie engagiert hatte, heimlich Schmuckstücke zurückzubringen, die Tina während eines Sommeraufenthalts in den Hamptons bei Freunden hatte mitgehen lassen. Kaia war in seinem Auftrag in Häuser eingebrochen und hatte dort glitzernde Juwelen deponiert – wie ein Osterhase von Tiffany’s –, damit die Besitzer sie „wiederfinden“ konnten.

Dann hatte Casper gelogen, und sie war ins Gefängnis gewandert.

Glaubte er, sie hatte das vergessen?

„Warum bezahlt er die Armbänder nicht einfach?“, unterbrach Kaia den Anwalt.

„Sie sind unverkäuflich“, antwortete er.

Man kann alles kaufen, dachte Kaia zynisch.

„Wie dem auch sei, Mrs Nazario behauptet, dass sie die Armbänder bereits zurückgegeben hat, und in der Tat befinden sie sich nicht im Safe.“ Alvin Rathers rutschte nach vorn, um nicht noch tiefer in dem weichen Sofa einzusinken. „Allerdings erinnert sich Mr Nazario, dass seine Frau einen oder mehrere Safes für ihren persönlichen Gebrauch einbauen ließ, zu denen er keinen Zugang hat.“

Er wusste nicht einmal, wie viele? Kaia wurde hellhörig. Das war großartig. Alles, was Casper leiden ließ, war großartig.

„Es ist möglich, dass Mrs Nazario die Armbänder dort sicherheitshalber verwahrt und es vergessen hat.“

Kaia war stolz darauf, dass sie diese faustdicke Lüge unkommentiert stehen ließ.

Das Wiesel holte ein Dokument aus seiner Aktentasche. „Mr Nazario möchte Miss Bennet engagieren, den oder die Safes zu finden und zu öffnen und den Inhalt auf diese beiden Armbänder hin zu überprüfen.“ Er schob ein Foto über den Couchtisch.

Kaia sah zwei breite silberne Armbänder mit großen türkisfarbenen Steinen. Das Design erinnerte schwach an Indianerschmuck. Sehr schön, sicher, aber sie hatte wenigstens Diamanten erwartet.

„Wenn Miss Bennet die besagten Armbänder identifiziert, wird sie …“

„Sie identifiziert, soweit es ihr als Nichtexpertin möglich ist“, warf Tyrone ein, der den Vertrag studierte.

„Ganz richtig“, stimmte Kaia zu. „Ich verstehe nichts von Türkisen. Deshalb bin ich auch nicht die richtige Person für diesen Job. Tut mir leid.“ Sie stand auf.

Tyrone meldete sich wieder zu Wort. „Wir sind uns alle bewusst, dass Mr Nazario Kaias Dienste schon einmal in Anspruch genommen hat …“

Das hörte sich verdammt noch mal so an, als ob sie eine Pros­tituierte wäre.

„… und es dann zu Unstimmigkeiten kam.“

Unstimmigkeiten? Kaia musterte Tyrone scharf. „Er hat mir einen Anhänger geschenkt und dann behauptet, ich hätte ihn gestohlen, nur um seiner Frau nicht die Wahrheit sagen zu müssen. Ich bin dafür ins Gefängnis gekommen!“

„Es gab keine Unterlagen über ihre Abmach…“

„Diesmal wird es welche geben“, sagte Tyrone.

„Es wird kein Diesmal geben. Sehen Sie.“ Kaia hielt eine Hand hoch. „Der Gedanke an Casper Nazario macht mich so wütend, dass meine Finger zittern. Damit kann ich keinen Safe knacken.“

„Wird es gegen das Zittern helfen, wenn ich Ihnen sage, dass Mr Nazario das doppelte Honorar zahlen wird und Sie davon fünfzig Prozent erhalten sollen?“, fragte Tyrone.

Kaias Hand wurde postwendend ruhig. „Das wird es.“ Sie setzte sich hin. Sie wollte sich einreden, dass es nicht nur wegen des Geldes war, dass mehr hinter diesen paar Türkisarmbändern stecken musste, und sie neugierig war zu erfahren, um was es wirklich ging. Aber es war wegen des Geldes.

Das Wiesel lächelte spöttisch. „Gute Entscheidung, zumal ich mir vorstellen kann, dass das Honorar wegen der Beschränkungen ziemlich hoch sein wird.“

„Was für Beschränkungen?“, fragte Kaia misstrauisch.

„Wir verlangen äußerste Diskretion in einer höchst delikaten Angelegenheit.“ Das Wiesel holte weitere Papiere aus seiner Aktentasche. „Mrs Nazario soll nichts von dem Versuch, die Safes zu finden und die Armbänder zu holen, mitbekommen.“

„So wie sie auch nicht mitbekommen wird, wenn sie nicht mehr da sind?“

„Wenn sie es bemerkt, dann wird sie jedenfalls nicht Mr Nazario verdächtigen. Er wird in London sein, wenn Sie heute Abend das Haus durchsuchen.“

„Heute Abend? In den Hamptons?“

„Nein. In seinem Haus in Alexandria.“

Nur auf der anderen Seite des Flusses in Virginia, aber trotzdem. Kaia war noch nie in dem Haus gewesen. Sie schüttelte den Kopf. „Ich brauche Zeit, um den Grundriss und das Alarmsystem zu studieren und das nötige Werkzeug zu beschaffen. Ich weiß noch nicht einmal, mit welcher Art von Safe – oder Safes – ich es zu tun haben werde. Dieser Job besteht aus zwei Teilen. Erst muss ich die Safes finden, dann mit dem entsprechenden Werkzeug zurückkommen.“

„Unmöglich. Heute Abend bietet sich eine einmalige Gelegenheit, und die müssen wir ausnutzen. Sie werden Zugang zum Haus erhalten.“ Alvin faltete eine Kopie vom Grundriss auf dem Tisch auseinander. „Mrs Nazario veranstaltet eine Verkaufsparty für Royce, den Designer, dem die Armbänder gehören.“

Royce? Sie hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Sie hatte seit Jahren zu niemandem aus ihrem früheren Leben Kontakt.

„Ich habe es so arrangiert, dass Sie als seine Assistentin auftreten.“

„Sie wollen, dass ich die Armbänder während einer Party stehle?“ Kaias Puls ging schneller.

Das Wiesel zuckte zusammen. „Nicht stehlen …“

Kaia winkte ab. „Wie immer Sie es nennen wollen.“

Ein vertrautes Gefühl durchströmte sie. Ein Mix aus Spannung, Herausforderung und Aufregung. Welch ein Wagnis! Der Gastgeberin während einer Party Schmuck zu stehlen. Und nicht auf irgendeiner Party, sondern einer Verkaufsparty mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Wenn sie es schaffte, würde das ein Kick sein, wie sie ihn nicht erlebt hatte seit … seit damals. Seit sie bei den raffiniert geplanten Coups ihrer Familie mitgemacht hatte, bei hohem Risiko und entsprechender Bezahlung.

Kaia vermutete, dass ihre Eltern und ihr Onkel immer noch ihren Betrügereien nachgingen. Irgendwo. Ohne sie. Weil sie jetzt auf der Seite des Gesetzes stand. Im Grunde war der Unterschied gar nicht so groß, nur dass sie die gestohlenen Sachen hinterher abgeben musste und ihre Diebstähle genehmigt waren. Tyrone sorgte für ihre rechtliche Absicherung, und ihr Chef übernahm während ihrer Bewährungsfrist die Verantwortung für sie. Es geschah nicht aus reiner Herzensgüte – Kaia brachte der Firma viel Geld ein. Und es war auf alle Fälle besser als Gefängnis.

„Der Designer ist also eingeweiht?“ Sie fragte sich, ob Royce erwähnt hatte, dass sie sich kannten. Sie würde es nicht zugeben, wenn er es nicht getan hatte. Niemand brauchte davon zu wissen.

„Ja. Er sieht die Notwendigkeit der Diskretion ein.“

Ich wette, dass er das tut. „Ich vermute, dass die Sicherheitsvorkehrungen heute Abend gering sind.“

„Richtig“, bestätigte Tyrone. „Wir haben auch keine Spezialvorrichtungen im Haus installiert. Die Nazarios sind große Kunstmäzene und veranstalten oft private Ausstellungen in Zusammenhang mit Spendenaktionen.“

„Sie sprechen von Sicherheit nach Museumsmaßstäben, nicht wahr?“, fragte Kaia. „Laser. Sperren. Fingerabdruck-Scanner. Alles Sonderanfertigungen. Und keine Zeit zum Vorbereiten?“ Es gab einen Unterschied zwischen einer Herausforderung und einer Unmöglichkeit.

„Einzelheiten sind mir nicht bekannt.“ Tyrone richtete den Blick auf den Anwalt.

Alvin hatte aus seiner Aktentasche eine Mappe in mattem Gold, Schwarz und Silber herausgeholt, die offensichtlich die Sicherheitspläne enthielt. Nach kurzem Zögern reichte er sie Kaia. „Die Maßnahmen wurden kürzlich verschärft.“

Kaia schlug die Mappe auf und schaute auf eine Skizze der komplexen Anlage. Was für eine Herausforderung! Sie hätte es geliebt, dieses System zu überlisten, aber ohne angemessene Vorbereitungszeit hatte sie keine Chance. „Falls, nein, wenn ich einen Alarm auslöse, wird das viel mehr Wirbel verursachen, als wenn man den Sicherheitsdienst einweiht. Gibt es nicht so etwas wie Höflichkeit unter Kollegen?“

„Wie zum Beispiel ‚Schaut in die andere Richtung, während wir euren Kunden bestehlen‘?“, fragte Tyrone. „Hm, nicht dass ich wüsste.“

Kaia lächelte ihn an. Das Funkeln in seinen Augen verriet ihr, dass er nichts lieber täte, als die Konkurrenz auszutricksen. Sie blätterte um. „Also, wer ist heute Abend zuständig?“

„Blake McCauley von TransSecure.“

Sie erstarrte.

Blake McCauley. Sie schaute auf das Anschreiben, sah Blakes Unterschrift und hoffte, dass die beiden ihr nicht anmerkten, wie sehr sie um Fassung rang.

Blake McCauley. Es musste derselbe Mann sein, auch wenn er damals Detective bei der Polizei gewesen war.

Und ihr Liebhaber.

Unerwünschte Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. Hauptsächlich an seine Berührungen. In ihrer Familie war es nicht üblich, sich zu berühren oder zu umarmen, es sei denn, man stahl jemandem etwas aus den Taschen. Doch von dem Moment an, als sie beide von einem Regenschauer überrascht wurden, Blake seinen starken Arm um ihre Schultern gelegt und sie unter seinem Schirm eng an sich gezogen hatte, hatte sie sich nach seiner Berührung gesehnt. In seinen Armen verschwand die schreckliche Einsamkeit. Vor Blake hatte sie nicht gewusst, dass sie einsam war. Sie hatte geglaubt, dass sie sich selbst genügte.

Kaia starrte so lange auf das Papier, dass ihre Augen brannten. Sie blinzelte, bis die Schrift wieder klar wurde. Jahre zuvor hatte die Sehnsucht nach Blakes Berührung sie blind für alles andere gemacht. Sie war nicht nur aus dem Gleichgewicht geraten, sie war tief gefallen. Blake McCauley hatte ihr viel mehr als nur eine Affäre bedeutet. Er war die Liebe ihres Lebens gewesen.

Bis zu dem Moment, als er ihr Handschellen angelegt und sie ins Gefängnis gebracht hatte.

3. KAPITEL

„Ich habe Mrs Nazario ausdrücklich zu verstehen gegeben, dass es keine Änderungen an der Gästeliste mehr geben soll.“ Während er in das Mikrofon seines Headsets sprach, beobachtete Blake, wie seine Leute das Servicepersonal beim Hereinkommen überprüften. Jeder bekam einen unauffälligen Button mit Sender angeheftet, mit dessen Hilfe jede Bewegung in Form eines wandernden Pünktchens auf einem Monitor verfolgt werden konnte. Falls jemand beschloss, im Haus herumzuschnüffeln, würde er auffallen.

„Der Enkel irgendeiner Lady ist zufällig in der Stadt, und sie möchte ihn mitbringen“, erklärte eine junge männliche Stimme.

Praktikanten. Man musste sie einfach lieben. „Machen Sie ihr klar, dass das nicht geht, Justin.“

„Aber Mrs Nazario hat ihr bereits gesagt, dass es okay ist.“

Blake atmete tief aus. Er würde nie verstehen, warum Menschen einen Sicherheitsdienst engagierten und dann ihr Bestes taten, dessen Maßnahmen zu sabotieren. Er stellte ganz besondere Bedingungen, wenn er einen Auftrag annahm, und darum hatte es bisher auch noch keinen ungeklärten negativen Vorfall in den fünfeinhalb Jahren gegeben, in denen er Wertsachen transportierte und bewachte. Eine perfekte Bilanz in einer Branche, in der ein guter Ruf und Vertrauen schwer zu gewinnen und leicht zu verlieren waren. Deshalb hatte er auch beschlossen, persönlich vor Ort zu sein, statt die Sicherheitsvorkehrungen für die Party an diesem Abend allein seinem Supervisor zu überlassen.

„Ich regle das mit Mrs Nazario. Sie kümmern sich um den Enkel.“

„Aber es ist Freitag!“, protestierte Justin. „Da arbeite ich nur halbtags.“

„Wie würde es Ihnen gefallen, jeden Freitag frei zu haben?“

„Wow, wirklich?“

„Klar“, erwiderte Blake lässig. „Und wenn Sie schon dabei sind, nehmen Sie auch noch Montag bis Donnerstag dazu.“

„Aber … das würde bedeuten, dass ich am Wochenende arbeite.“

Blake schwieg. Justin war der Sohn von Lukes Schwester, ein Studienanfänger, und Luke war Blakes bester Supervisor. Ich tue ihm nur einen Gefallen, erinnerte er sich. Er konnte es aushalten bis … Es war Ende Juni. Wann waren die Semesterferien zu Ende?

Wie die meisten Menschen füllte Justin die Pause mit Geschwätz. „Ich meine, meine Wochenenden sind … Oh. Verstehe. Sie wollten eigentlich nicht …“

Blake atmete ein.

„Ich kümmere mich sofort darum“, versicherte Justin eilig.

„Tun Sie das.“

Blake war mit der Hand schon halb an seinem Kopfhörer, da rief Justin: „Warten Sie. Da ist noch etwas.“

„Was?“

„Oder … oder vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.“

„Justin.“

„Nun, der Designer ist da, um seine Sachen aufzubauen. Und er hat eine Assistentin mitgebracht.“

„Ja?“ Ungeduldig schaute Blake auf seine Armbanduhr. Das Personal zu überprüfen dauerte zu lange, außerdem schien Luke eine Auseinandersetzung mit einem Lieferwagenfahrer zu haben. Blake musste wissen, was da los war.

„Nur dass keine Assistentin auf der Liste steht.“

Plötzlich hatte Justin Blakes ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Ich meine, es ergibt einen Sinn, dass er Hilfe hat, aber …“

„Ich kümmere mich darum.“ Bevor Blake die Verbindung beendete, fügte er hinzu: „Gute Arbeit.“ Es kam nicht oft vor, dass er einen Grund fand, den Jungen zu loben.

Während er über den Kiesweg zu Luke und dem Lastwagenfahrer ging, rief er sich die Liste der an diesem Abend anwesenden Personen auf seinem Tablet PC auf.

Der Designer wurde als Royce aufgeführt – kein Nachname. Oder vielleicht Vorname. Jedoch keine Assistentin, es sei denn, ihr Name stand unter denen der Gäste.

Blake nahm über sein Headset Kontakt zu Josef auf, den er im Partysaal positioniert hatte.

„Haben Sie ein Auge auf Royce?“

„Ja.“

„Hat er eine Assistentin bei sich?“

„Ja. Außerdem eine Horde von Dekorateuren.“

„Die werden gehen. Finden Sie heraus, ob die Assistentin auf der Party sein wird. Jeder, der bleibt, bekommt einen Sender, auch der Designer.“

„Alles klar.“

In diesem Moment verlor der Fahrer des Lieferwagens die Geduld. Luke nicht, was den Mann noch wütender zu machen schien. Er gestikulierte mit den Armen aus dem Führerhaus. „Ich habe noch mehr zu tun!“

Blake schlenderte bewusst zurückhaltend zu ihnen herüber. „Was ist los?“

„Ich soll eine Plane über der Einfahrt anbringen!“, erklärte der Mann erregt. „Für heute Abend ist Regen und Sturm angekündigt.“

Blake schaute gen Himmel. „Wir wurden nicht über das Anbringen einer Plane informiert.“

„Ich informiere Sie! Ich informiere Sie, dass ich außerdem noch zwei Aufträge habe. Ich muss endlich anfangen!“

„Ich verstehe. Wir lassen uns den Auftrag sofort bestätigen.“

Luke schüttelte den Kopf. „Mrs Nazario ist im Spa und darf nicht gestört werden.“

Großartig. „Wer trägt die Verantwortung?“

Luke lächelte. „Sie.“

„Ja, das dachte ich mir. Okay, durchsuchen Sie den Lieferwagen und lassen Sie den Mann an die Arbeit gehen.“

„In Ordnung.“ Luke ging zur Rückseite des Vans, wo der Fahrer bereits ungeduldig wartete.

Ursprünglich hatte Blake geplant, nach ein paar Stunden in sein Büro in Washington zurückzukehren, doch nun beschloss er, den ganzen Abend zu bleiben. In letzter Zeit hatte es eine Reihe von Einbrüchen in der Gegend gegeben, da wollte er sich persönlich vergewissern, dass alles reibungslos funktionierte. Nicht dass er glaubte, dass tatsächlich während der Party eingebrochen würde. In seiner ganzen Laufbahn, erst als Detective und jetzt als Sicherheitsexperte, war Blake nur einer Person begegnet, die die Fähigkeit und Kühnheit besaß, so etwas zu wagen.

Kaia Bennet.

Ihr blasses Gesicht, umrahmt von glattem dunklem Haar, tauchte im Geiste vor ihm auf, wie so oft, wenn er einen schwierigen Auftrag hatte. Wie würde sie die Sicherheitsmaßnahmen umgehen? Wenn er ein neues System entwickelte, versuchte er, sich in sie hineinzudenken. Sie war die Beste, die er je kennengelernt hatte – als Diebin und als Geliebte.

Sogar nach sechs Jahren erinnerte er sich noch daran, wie sie sich anfühlte, wie sie duftete und schmeckte und wie perfekt ihr Körper an seinen passte. Er vermisste es, mit ihr zu schlafen. Nicht nur den Sex, sondern tatsächlich auch das Schlafen. Ihr Atmen zu hören und ihre Nähe zu spüren, hatte ihm die friedvollsten Nächte seines Lebens geschenkt.

Er dachte daran, wie ihre Miene sich bei seinem Anblick aufhellte und wie er sich dabei fühlte – oder gefühlt hatte bis zu dem Abend, an dem er erkannt hatte, dass alles Lüge gewesen war. Sie war eine Diebin, eine sehr gute sogar, aus einer Familie von Dieben.

Aber die Zeit mit ihr hatte sich echt angefühlt – echter als jede Beziehung danach. Außer dass er danach keine richtige Beziehung mehr gehabt hatte. Nur Begegnungen. Leere Begegnungen.

Normalerweise gelang es ihm recht gut, sich an die Diebin zu erinnern und die Geliebte auszublenden. Heute nicht. Die ganze Woche nicht. Ihr letzter Coup vor ihrer Verhaftung war der Diebstahl eines Diamantanhängers von den Nazarios gewesen.

Sein letzter Fall, bevor er seinen Dienst quittiert hatte.

Und das war alles, woran er denken würde. Es war vorbei. Vergangenheit.

Während er zum großen Saal ging, ließ er den Blick über den Seiten- und Vordereingang schweifen und registrierte die toten Winkel, die durch die Plane entstehen würden. Ja, es war eine gute Entscheidung, heute Abend hierzubleiben. Bei dem drohenden Unwetter, dem wertvollen Schmuck, den vielen Leuten und einer Gastgeberin, die die Sicherheitsvorkehrungen nicht ernst nahm, konnte Luke seine Hilfe gebrauchen.

Nur für alle Fälle.

Kaia stand mitten im Partyraum und schaute sich um. Casper konnte es sich eindeutig leisten, die unselige Gepflogenheit seiner Frau weiterhin zu decken.

„Hör auf, mich so anzustarren“, murmelte sie Royce zu, während sie systematisch all die Glasbruchsensoren und Überwachungskameras erfasste.

„Du siehst nach deinem Aufenthalt im Knast nicht schlechter aus als früher.“

Kaia machte mit ihrer Bestandsaufnahme weiter, um sich zu vergewissern, dass es keine Abweichungen von den Plänen gab, die das Wiesel ihr gegeben hatte. „Ich bin seit fast drei Jahren draußen.“

„Vorzeitig entlassen wegen guter Führung?“

„So ungefähr.“

Royce lehnte sich näher. „Bleiben wir dabei, dass wir uns nie vorher gesehen haben?“

„Außer bei denen, die glauben, dass ich deine Assistentin bin.“

„Wie kompliziert. Warum wirst du nicht wirklich meine Assistentin? Du könntest es.“

„Nein.“

Royce lachte leise. In seiner Stimme klang ein leichter britischer Akzent mit. Gespielt natürlich. Je teurer der Schmuck, desto ausgeprägter der Akzent.