SF-Roman von Freder van Holk
Der Umfang dieses Buchs entspricht 136 Taschenbuchseiten.
Die kosmischen Strahlen des Weltalls, die großen Elektrizitätsvorräte der Lufthülle sind noch ungenutzte Energiequellen, die der Erschließung harren. Auf der ganzen Welt wird an diesen Problemen gearbeitet.
Experimente sind gut, aber häufig lassen sich die Einwirkungen weltweiter Versuche auf das Leben der Menschen nicht übersehen.
Deshalb spürt Bert Pratt seltsamen Wetterveränderungen nach und lässt sich durch nichts von seiner Suche abbringen …
Sprachgebrauch und Wertvorstellungen entsprechen der Entstehungszeit der Romane und unterlagen seitdem einem steten Wandel. So ist beispielsweise eine der Hauptpersonen Schwarzafrikaner und wird durchgängig als „Neger“ bezeichnet. Heute wird dieser Begriff von vielen als diskriminierend empfunden. Bis in die 1970er Jahre hinein war das jedoch nicht so. Das Wort „Neger“ entsprach dem normalen Sprachgebrauch und wurde nicht als herabsetzend angesehen. Selbst der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King sprach in seinen Reden häufig von der „Emanzipation der Neger.“ Für den deutschen Sprachraum markiert der DUDEN das Wort erstmalig in seiner Ausgabe von 1999 mit der Bemerkung „wird heute meist als abwertend empfunden“ und trug damit dem in der Zwischenzeit gewandelten Sprachgebrauch Rechnung.
Da die Romane nur vor dem Hintergrund ihrer Zeit in sich stimmig sind, wurde auf eine sprachliche Glättung ebenso verzichtet wie auf eine Anpassung heute nicht mehr zeitgemäßer Wertvorstellungen oder inzwischen widerlegter wissenschaftlicher Ansichten.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© Cover: Nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2018
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Bert Pratt — Globetrotter und Weltreisender aus Leidenschaft
Nimba — sein schwarzer Mitarbeiter und Freund
Hal Mervin — Pratts Assistent und Helfer in allen Lebenslagen
Professor Nicholson — ein zerstreuter, aber genialer Gelehrter, wie er im Buche steht
Will Ratcliff — ein junger Wissenschaftler, der sich nicht genügend gewürdigt glaubt
Arlow — ein Oberingenieur, der stets auf dumme Gedanken kommt
Violet Nicholson — die Tochter des Professors, fröhlich und unbekümmert. Wo bleibt da die Familienähnlichkeit?
Steve Randall — ein junger Mann, von dem man nicht weiß, auf welcher Seite er steht
Cubierta alias Juan Garcia — ein ehrgeiziger Mensch ohne Gewissen
Die Stimme des Sprechers drang wie durch raschelndes Stroh hindurch. Der Sender Melbourne kam schlecht. Der Empfang litt unter starken atmosphärischen Störungen.
„... bringen wir den Wetterbericht: Achtung! Sturmwarnung! Die Wetterstationen auf den Macquaries und Campbell melden ein umfangreiches Tiefdruckgebiet, das sich mit großer Geschwindigkeit nach Nordwesten verschiebt und von schweren Stürmen um Windstärke elf begleitet wird. Es ist damit zu rechnen, dass das Sturmzentrum die Südostküste erreichen wird, wobei mit ungewöhnlichen Flutwellen und starken Regenfällen zu rechnen ist. Das Wetteramt Melbourne meldet für heute Morgen, sechs Uhr, folgende Werte: Luftdruck ...“
Der Fernfahrer Henry Shepman drückte auf den Knopf, sodass der Bericht abbrach. Das Dröhnen des Motors, der den schweren Lastzug von Geelong nach Portland rollen ließ, wurde wieder stärker hörbar.
„Da hast du die Schweinerei!“, sagte Shepman, während er das große Steuerrad gemächlich in die Kurve hineinzog. „Das ist das dritte Mal in wenigen Monaten. Die verfluchten Atombomben!“ Sein Beifahrer grinste.
„Nächstens sind die noch dran schuld, dass dir die Haare ausgehen, was? Von den Weihnachtsinseln bis zur Antarktis ist ein weiter Weg, und ich kann mir nicht denken ...“
„Ja, ja, ich weiß schon“, unterbrach Shepman mürrisch. „Du gehörst auch zu den Leuten, die sich nicht denken können, dass man von nassen Füßen Fieber in den Kopf bekommt. Das liegt ja so weit auseinander, he? Wenn sie mit ihren Atombomben, Wasserstoffbomben und was noch alles die Luft einmal außer Rand und Band bringen, dann zieht es an allen möglichen Ecken. Oder glaubst du etwa an den Zufall?“
„Hm, warum nicht? Wetter hat es immer gegeben.“
„Solche nicht. Und das wird das dritte Mal. Könnte leicht sein, dass es einmal den ganzen Küstenstrich zerschlägt. — Denk an mich, wenn du dein Haus wegschwimmen siehst.“
„Na, na“, begütigte der Beifahrer. „Du bist ja heute in einer feinen Laune. Wird schon nicht so schlimm werden, wenn es auch ein paar Tage regnet.“ Henry Shepman nahm den Fuß vom Gaspedal und ließ den Lastzug langsam über die brüchige Küstenstraße rollen.
„Sieh dir das an“, sagte er entspannter. „Das war vor drei Monaten noch eine herrliche neue Straße. Wenn jetzt wieder so ein Wetter kommt wie das letzte, liegt sie im Meer. So sieht es an der ganzen Küste aus, und unser Brot wächst nun einmal auf den Küstenstraßen. Und gelegentlich solltest du getrost mal einen Blick auf die Hafenanlagen von Melbourne bis Adelaide riskieren. Noch so eine Springflut wie die letzte, dann ist Feierabend.“
„Ja, ja“, seufzte der Beifahrer unbestimmt.
Professor A. Pury, zurzeit in Bourke, Neusüdwales, Australien, blieb mit beiden Füßen in einer schlammigen Pfütze stehen und hob erregt den Zeigefinger der rechten Hand. Er schien von dem wolkenbruchartigen Regen, der auf seinen Umhang herunterklatschte ebenso wenig zu bemerken wie davon, dass sich das Land ringsum allmählich in einen See verwandelte.
„Und ich sage Ihnen, dass Ihre Theorie jeglicher Grundlage entbehrt, Herr Kollege“, erklärte er heftig. „Diese Wassermengen sind nicht das Produkt einer tektonischen Bewegung, sondern die Folge eines Temperaturanstiegs in der Antarktis, für den uns bedauerlicherweise vorläufig die Erklärung fehlt. Sie erinnern sich, dass sich in den nordpolaren Gegenden in den letzten Jahrzehnten ähnliche Erscheinungen zeigten, die den Russen ermöglichten, die nördlichen Durchgänge eisfrei zu halten. Niemals kann eine tektonische Bewegung in solchem Ausmaß ...“
Professor C. Gouth, der neben ihm in der Schlammpfütze herumtrat, winkte mit beiden Händen wütend ab.
„Hören Sie auf, hören Sie auf!“, schrie er gereizt, während ihm das Wasser an der Nase herunterlief. „Die Beurteilung tektonischer Bewegungen müssen Sie schon mir überlassen, Herr Kollege. Ich wiederhole Ihnen, dass nur die Senkung des ganzen Kontinents den schnellen Anstieg des Grundwassers erklären kann. Nehmen wir dazu Einbrüche auf dem antarktischen Kontinent, so haben wir eine einleuchtende Begründung für diese außergewöhnlichen Vorgänge.“
Professor Pury starrte ihn wütend an. „So? Meinen Sie? Und wie wollen Sie dann diese erstaunlichen Niederschläge erklären?“
„Pah! Erscheinungen sekundärer Bedeutung. Nicht der Rede wert, nicht der Rede wert.“
Professor Pury warf entrüstet die Arme in die Luft und stampfte weiter, blieb aber bald wieder in der nächsten Pfütze stehen und knurrte seinen nachkommenden Kollegen erbost an:
„Nicht der Rede wert, he? Sind wir eigentlich Wissenschaftler oder nicht? Die Tatsachen, Herr Kollege, nur die Tatsachen zählen. Gerade diese Niederschläge sind die Hauptsache. Alles andere ist unwichtig und nicht bemerkenswert. Sagen Sie nichts! Sagen Sie kein Wort! Ich weiß schon, was Sie sagen wollen, aber ich sage Ihnen: Das Ansteigen des Grundwassers ist nicht die Ursache, sondern die Folge. Es erklärt sich zwanglos daraus, dass das Meer von Süden her mit einem um mehrere Meter höheren Wasserspiegel drückt. Selbstverständlich müssen dann die Flüsse, die Seen und das Grundwasser heraustreten, weil ja der normale Abfluss gestaut ist und nach dem Gesetz der kommunizierenden Röhren ...“
„Märchen ...!“, protestierte Professor Gouth, während er heftig den Kopf schüttelte. „Nichts als Märchen! Sie setzen etwas voraus, was fantastisch ist und niemals dem nüchternen Auge der Wissenschaft standhält, Temperaturanstieg in der Antarktis? Ha, Sie kennen doch die Wärmemengen, die erforderlich sind, um derartige Mengen von der Eiskappe abzuschmelzen. Wo sollen sie herkommen? Geben Sie mir eine Zahl, eine Andeutung! Ihre Theorie ist praktisch unmöglich, glatt unmöglich und deshalb falsch. Falsch, sage ich Ihnen!“
„Falsch?“, fauchte Pury. „Herr Kollege, meine Theorien sind — in aller Bescheidenheit festgestellt — nie falsch. Wenn sie praktisch unmöglich sind, so kann das allein an der Praxis liegen. Habe ich mich darum zu kümmern, ob der Temperaturanstieg in der Antarktis möglich ist oder nicht? Meine Sache ist nur, festzustellen, dass diese Überflutungen nur diese eine bereits genannte Ursache haben können. Und sie haben sie. Darauf können Sie sich verlassen, so wahr ich hier stehe.“
Er kreuzte mit einer napoleonischen Geste die Arme auf der Brust und ging weiter. Leider purzelte er im nächsten Augenblick in ein wassergefülltes Loch hinein und nahm dadurch seinen Worten einige Überzeugungskraft. Gouth sprang ihm hilfreich bei, verlor aber den Boden unter seinen Füßen und teilte infolgedessen das Schicksal seines Kollegen. Sie hatten Mühe, sich aus dem Loch wieder herauszuarbeiten.
Als sie glücklich wieder nur bis zum Knöchel im Wasser standen und ihre Blicke über ihre mitgenommene Kleidung und über die umgebende trostlose Landschaft schweifen ließen, als sie die ersten Schauer einer Erkältung über den Rücken rieseln spürten, geschah das Wunder, dass sie einmal einer Meinung waren. Wie auf Kommando murmelten sie trübselig:
„Es scheint, dass wir nass geworden sind.“
Dann wandten sie sich um und gingen in stummer, aber restloser Übereinstimmung heimwärts.
In Canberra, der Hauptstadt Australiens, regnete es in Strömen. Der Regen flutete über die Stadt, dann und wann von kalten Windstößen durchrüttelt.
Der Portier des Hotels „Imperial“, der voll Unbehagen unter dem gläsernen Vordach stand, spannte den großen Schirm auf und eilte an die Bordkante, an der eben eine Taxe anfuhr. Er brachte den Schirm eben noch rechtzeitig über die Wagentür, als Hal Mervin ausstieg — schlank und sehnig, gepflegt und angezogen wie ein Prinz, sommersprossig wie immer, aber so würdig, als wäre er im Himmelbett groß gezogen worden. Es war eine Lust, ihn zu sehen, wie er neben dem Portier unter dem rot gestreiften Riesenschirm zur Drehtür ging. Geradezu wochenschaureif! Er wollte zu Bert Pratt.
Er blieb jedoch unter dem Glasdach und beobachtete interessiert, wie sich der Portier bemühte, den Schirm wieder zusammenrutschen zu lassen, ohne sich die Finger einzuklemmen.
„Etwas unhandlich, nicht?“, fragte er sachlich.
„Gewiss. Sir“, bestätigte der Portier respektvoll.
„Ist das das ortsübliche Format?“, fragte Hal ernst weiter.
„Es gibt auch kleinere, Sir“, erwiderte der Portier mit gleichem Ernst.
„Aha! Eine ungewöhnliche Farbe für einen Regenschirm.“
„Eigentlich ist es ein Sonnenschirm, Sir. Wenn es aber regnet ...“
„Ein Sonnenschirm? Interessant! — Scheint hier gelegentlich auch die Sonne?“
„Nur, Sir. In Canberra scheint immer die Sonne. Diese Regenfälle sind höchst ungewöhnlich.“
„Hm, auf solche Aussprüche werden die Hotelportiers in aller Welt vereidigt, nicht?“
„Gewiss Sir — ich meine, diese Regenfälle sind wirklich ...“
„Trotzdem sollten Sie einen Kursus in der Behandlung von Regenschirmen nehmen“, riet Hal und schritt würdig durch die Drehtür, die ein aufmerksamer Boy für ihn in Bewegung setzte.
Eine Minute später verließ er oben den Lift. Als er um die Ecke bog, sah er vor dem Appartement Bert Pratts einen Fremden, der seiner Kleidung nach ein Geistlicher oder ein Missionar sein konnte. Der Mann trug, abgesehen von einem weißen Kragenrand, Schwarz, dazu einen weichen Hut, der ebenfalls schwarz war. Der Anzug hatte etwas Schäbiges an sich. Über dem linken Arm trug er einen dünnen Stoß Papier, vielleicht Zeitschriften.
Was Hal auffiel, war, dass der Fremde an der Wand lehnte, als wollte er sich ausruhen oder lauschen.
Es sah verdächtig aus. Der Mann setzte sich im Augenblick, in dem er Hal bemerkte, in Bewegung, aber das machte ihn nicht unverdächtiger. Am stärksten stutzte Hal, als er Gelegenheit fand, in das Gesicht des Mannes zu blicken. Es passte nicht zu der schwarzen Tracht. Der Fremde konnte nicht viel älter als dreißig sein. Ein Sportanzug hätte auf jeden Fall besser zu ihm gepasst. Er musste intelligent, verwegen und entschlossen sein, doch ließ sich schwer abschätzen, ob zum Guten oder Bösen.
„Das Licht der Wahrheit!“, murmelte er und reckte Hal eine dünne Zeitschrift mit buntem Deckblatt hin. „Lesen Sie das Licht der Wahrheit. Zehn Cent oder mehr. Nur wer der Wahrheit dient, wird in Wahrheit leben.“
Hal war im Bilde. Er kannte solche Leute von London her. Sie gehörten zu einer von hundert Sekten und verkauften bei Wind und Wetter ihre Traktätchen. Er kannte diese Typen von Kind auf zu gut, um diesen Fremden für echt zu nehmen. So stellte er sich ihm in den Weg.
„Moment, Bruder. Für Wahrheit interessiere ich mich immer. Was gab’s denn dort an der Wand?“
Der Fremde räusperte sich, während er Hal musterte. Er blickte dabei belustigt, und das war ein Fehler. Hal konnte es zeitweise nicht leiden, wenn man ihn nicht für voll nahm.
„Keinen Stuhl, Bruder“, murmelte der Fremde. „Wenn es einen Stuhl gegeben hätte, hätte ich mich gesetzt. Diese Lauferei halten auf die Dauer die besten Füße nicht aus. Aber was tut man nicht alles für die Wahrheit? Falls Sie zehn Cent übrig haben ...“
Die Situation war für Hal schwierig. Es stand nichts dafür, dass der Mann mit Erlaubnis der Hotelleitung in den Gängen herumstrich, und sehr viel dafür, dass sich Bert Pratt in einer Verhandlung befand, die für Lauscher interessant sein konnte.
„Hm, das dauernde Laufen ist scheußlich“, gestand er zu, während er sich noch einen Plan zurechtlegte. „Dagegen müsste man etwas tun. Ich werde Ihnen gleich den ganzen Stoß abkaufen. Das Geld habe ich dort in meinem Zimmer. Kommen Sie.“
„Oh, so meinte ich es nicht“, lehnte der andere mit einer gewissen Hast ab. „Andere wollen auch das Licht der Wahrheit erwerben. Es ist das Licht, das man nicht unter den Scheffel stellen ...“
Hal trat einen Schritt zur Seite und vertrat ihm damit wieder den Weg.
„Langsam, langsam. Sie wollen sich doch nicht etwa drücken?“
Der Fremde kniff die Augen zusammen. Sein Gesicht wurde härter. Seine Sprache bekam einen ganz anderen Tonfall.
„Also nicht, Sonnyboy. Eine Gegenfrage: Sie wollen mir doch nicht etwa den Weg versperren?“
Hal grinste freundlich.
„Genau das, Sie Wahrheitsfreund. — Dort hinein! Ich möchte Sie doch lieber jemand vorführen.“
Der Fremde schob Hal beiseite, um an ihm vorbeizukommen. Eine Kleinigkeit später saß ihm ein Schlag an der Kinnspitze, der zwar nicht ganz genau war, aber ausreichte, um seinen Kopf zurückrucken zu lassen.
„Verdammt!“, ächzte er verblüfft, dann reagierte er. Hal fing einen Schwinger, der ihn durchrüttelte, aber gleich darauf konnte er einen Magenschlag anbringen, der den Fremden zusammenzog und ihn veranlasste, sich stöhnend an die Wand zu lehnen. Das dauerte nur einen Augenblick; aber als er wieder ins Gefecht steigen wollte, tauchte seitwärts ein Hüne auf. Er trug blendend weiße Shorts und ein blendend weißes Hemd, und sie ließen genug von den Muskelpaketen der Arme und der Beine frei. Wo dieser Schwarze hin schlug, wuchs kein Gras mehr.
Steve Randall verfluchte sein Pech, während er an der Wand lehnte. Erst der Junge, nun der Neger. In diesem Viertel schienen sie wirklich auf Draht zu sein.
„Verdammt!“, fluchte auch Hal leise in sich hinein, während er seinen aufgeschlagenen Fingerknöchel mit der Zunge ableckte.
„Du solltest dich schämen!“, knurrte Nimba vorwurfsvoll. „Der Schlag auf die Kinnspitze war ungenau. Er hätte umkippen müssen. Habe ich dich monatelang darauf trainiert, damit du mir Schande machst? Wieder mal zu aufgeregt, was?“
„Pöh!“, schnaubte Hal giftig. „Aufgeregt? Mit dem Aufregen fange ich jetzt erst an. Was mischst du dich denn hier ein?“
„Das ist überhaupt kein Gegner für dich“, sagte Nimba streng. „Seit wann schlägst du dich mit Priestern herum?“
Hal tippte mit dem Finger gegen seine Schläfe.
„Der kann wahrscheinlich noch nicht einmal das Vaterunser beten. Ansehen kostet nichts, Liebling.“
Nimba schluckte den Liebling hinunter und sah sich Randall an. Steve Randall, der sich inzwischen auf die Beine gestellt hatte, lächelte mild. Es nützte ihm nicht viel. Dieser sommersprossige Terrier neben dem Neger war auf ihn aus.
„Er lehnte dort an der Wand, als ob er lauschte. Der Herr ist doch drin?“
„Ja. Eine Besprechung.“
„Aha! Mir kommt da eine Idee.“
Die Idee war goldrichtig. Steve Randall verwünschte den Jungen, aber er blieb lieber stehen, rührte sich nicht und ließ sich die Taschen durchsuchen. Der schwarze Hüne vor ihm hatte ihn bedeutungsvoll angeblickt und einen afrikanischen Warnlaut ausgestoßen. — Das genügte.
„Da!“, triumphierte Hal und zog ein flaches Kästchen aus der Seitentasche Randalls. „Weißt du, was das ist? Ein Abhörapparat. Mit solchen Dingern kann man Gespräche durch dicke Wände hindurch auf Band nehmen. Genau so etwas dachte ich mir. Sprachlos, was, Sie Traktätchenhändler!“
„Du bist nicht berechtigt, seriöse Leute zu überfallen und auszunehmen“, sagte Steve Randall würdig. „Das Gerät dient nur dazu, die Predigten unseres großen Oberlichts — hm, unseres Hohen Lichts der Wahrheit, aufzunehmen. Innerkirchliche Zwecke gewissermaßen.“ Hal grinste nur.