Copyright Stefan Schurr – Winterbach 2017

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Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN-13: 978-3-7431-8715-3

Inhalt

Vorwort

Athletiktraining hat sich sowohl im Fitness- als auch im Leistungssport einen festen Platz erobert. Und das zu Recht!

Es sorgt für eine harmonische und umfassende körperliche Ausbildung und damit auch dafür, dass der Athlet belastbarer wird. Sowohl im Alltag als auch im Sport. So dient es einerseits der Verletzungsprophylaxe und ermöglicht Leistungssportlern in ihrer Spezialsportart mit größeren spezifischen Belastungen zu trainieren. Andererseits profitieren aber auch Gesundheits- und Fitnesssportler von einer generell höheren Belastbarkeit im Alltag und einem gesteigerten Wohlbefinden.

Nachdem in den letzten Jahrzehnten das vorausgegangenen Jahrhunderts vor allem das Training einzelner Muskeln im Mittelpunkt des Interesses stand, entwickelte sich in den 2000er Jahren zunehmend ein Fokus auf das sogenannte funktionelle Krafttraining. Es ist zweckorientiert und trainiert einerseits das Zusammenspiel der Muskulatur innerhalb einer Bewegung sowie andererseits auch die Muskeln, die die wichtige Aufgabe der Stabilisierung einzelner Gelenke innerhalb einer Bewegung wahrnehmen. Denn nur wenn sie harmonisch zusammenwirken werden komplexe Bewegungsaufgaben effizient und ökonomisch ausgeführt.

Durch komplexe Bewegungen werden im Training auch Sensomotorik und Koordination mittrainiert. Auch das Training dieser Eigenschaften gehört zum klassischen Athletiktraining.

Seit einigen Jahren ist eine weitere Komponente verstärkt in das Interesse von Sportlern, Trainern und Physiotherapeuten gerückt: Das Training des komplexen Fasziennetzwerkes. Es ergänzt und erweitert das funktionelle Krafttaining und macht damit das Athletiktraining erst komplett.

Das muskuläre System arbeitet immer im Zusammenspiel mit seinen faszialen Strukturen! Wird dies im Training berücksichtigt, dann kann ein gezieltes Faszientraining die Leistungsfähigkeit von Sportlern optimieren und im Alltag zur Beseitigung von Schmerzen beitragen. Gerade bei der Volkskrankheit Nummer eins, den chronischen Rückenbeschwerden, sind oft positive Effekte und große Erfolge zu verzeichnen.

Athletiktraining

Athletiktraining spielt in vielen Sportarten eine wichtige Rolle. Als Ergänzung zum konventionellen Krafttraining wird es meist ganzjährig ins Training integriert. Leistungssportler machen es bereits seit längerer Zeit vor, aber auch Freizeit- und Breitensportler erkennen mehr und mehr die Bedeutung einer umfassenden athletischen Konditionierung. Daher hat das Athletiktraining auf jeder Leistungsstufe eine große Bedeutung. Die wichtigsten Gesichtspunkte sind dabei sicherlich:

Das Athletiktraining läßt sich auch sehr gut im Rahmen eines allgemeinen Fitnesstrainings oder als Ergänzung zum Krafttraining an Geräten einsetzen. Und letztendlich kann es auch die Rehabilitation nach Verletzungen beschleunigen und den Sportler wieder schnell an sein altes Leistungsniveau heranführen.

Das Athletiktraining stützt sich im Wesentlichen auf vier Säulen, dem Faszientraining, dem Training der Sensomotorik, der funktionellen Kräftigung sowie dem Training der Koordination. Man kann sich das ganze ganz gut als das Fundament eines Hauses vorstellen, auf dessen Grundlage dann die spezifischen Trainingsinhalte und Belastungen in der Spezialsportart aufgebaut werden können.

Einen besonderen Schwerpunkt werden wir in diesem Buch auf die ersten drei Bereiche legen, das Faszien-, das sensomotorische sowie das funktionelle Krafttraining. Das Training der Koordination ist gewissermaßen ein Beiwerk, das bei funktionellen Übungen, die an sportartspezifische und alltägliche Bewegungen angelehnt sind, immer auch mittrainiert wird. Das spezielle Koordinationstraining wird dann entsprechend der Bewegungsstruktur der Spezialsportart im spezifischen Teil des Trainings durchgeführt.

Athletiktraining kann und sollte ganzjährig betrieben werden. Für Leistungssportler liegt der Schwerpunkt dabei sicherlich in der Vorbereitungsperiode, in der die Grundlagen für den weiteren Saisonverlauf in der Spezialsportart gelegt werden. Um die hart erarbeiteten Grundlagen zu erhalten, sollte es aber auch in der Wettkampfsaison in vermindertem Umfang beibehalten werden.

Der Stütz- & Bewegungsapparat

Der Stütz- und Bewegungsapparat ist ein komplexer Verbund. Er besteht aus vielen einzelnen Teilsystemen, die einerseits dafür verantwortlich sind, dass der Körper seine Form behält und andererseits dafür sorgen, dass wir uns bewegen können. Erst das fein koordinierte Zusammenspiel seiner einzelnen Bestandteile bewirkt, dass die an ihn gestellten Aufgaben optimal erfüllt werden können.

Der Stütz- und Bewegungsapparat besteht sowohl aus aktiven als auch aus passiven Elementen. Zum passiven Teil gehören Knochen und Gelenke:

Zum aktiven Bestandteil des Stütz- und Bewegungsapparates gehören neben der Muskulatur, die den offensichtlichsten Anteil an der Bewegungsausführung beisteuert, auch noch Faszien, Sehnen und Bänder:

Der menschliche Körper ist keine lose Ansammlung dieser einzelnen Komponenten. Im Gegenteil: sie sind eng ineinander verwoben und arbeiten gemeinsam. Je komplexer die Bewegungsanforderung ist, desto entscheidender ist deren optimales Zusammenwirken. Unterstützt wird es vom Nervensystem. Athletiktraining hat das Ziel alle Komponenten anzusprechen und in ihrer Funktionalität zu optimieren, so dass die bestmögliche sportliche Leistung im Verbund abgerufen werden kann. Aber nicht nur da: auch im Alltag können Bewegungen ökonomischer und effizienter ablaufen und die Gefahr von Überlastungen und Verletzungen kann minimiert werden.

Das Tensegrity Model

Das Tensigrity Modell beschreibt das komplexe Zusammenwirken der einzelnen Bestandteile des Organismus. Tensegrity ist eine Wortschöpfung der beiden englischen Wörter „tension“ (Spannung) und „integrity“ (Einheit). Heute gehen viele Forscher davon aus, dass der menschliche Körper nach diesem Prinzip aufgebaut ist: Muskeln, Faszien und Knochen bilden ein Spannungsnetzwerk, das bei Bewegungen dynamisch reagiert. Wird ein Muskel aktiviert, so kann eine Reaktion an einer ganz anderen Stelle im Körper hervorgerufen werden. Dabei geben lange Faszienketten Impulse weiter. Somit bilden Muskeln und Faszien ein zusammenhängendes Konstrukt das nur im Kollektiv funktioniert und sich gegenseitig beeinflusst. Dies sollte auch im Athletikraining berücksichtigt werden.

Die Muskulatur

Die Gesamtmuskulatur des Menschen besteht aus 639 einzelnen Muskeln. Zusammengenommen ergeben sie beim erwachsenen Mann etwa 40 bis 50 Prozent des Körpergewichts, bei Frauen reduziert sich der Anteil auf etwa 30 bis 40. Die Muskelmasse nimmt im Alter aufgrund der zunehmenden Inaktivität des Menschen um etwa 30 Prozent ab.

Muskelgewebe

Nach funktionellen und anatomischen Gesichtspunkten unterscheiden wir im menschlichen Körper drei Arten von Muskelgewebe:

Das glatte Muskelgewebe wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert und ist daher willentlich nicht zu beeinflussen. Glatte Muskulatur findet sich überall dort, wo es nicht auf eine schnelle, sondern mehr auf eine lang