Der Autor:

Peter Hofmann (*1959)

wohnhaft in Oberaudorf im bayerischen Inntal beschäftigt sich seit seiner Jugend mit Fotografie und Höhlenkunde.

Zusammen mit seiner Frau Gabriele (*1960), neuerdings auch mit Tochter Julia (*2000), ist er nicht nur in deutschen Höhlen aktiv, sondern bereiste insbesondere den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und viele Länder Osteuropas, worüber er regelmäßig in Fachvorträgen berichtet.

Sein Hauptinteresse gilt anthropospeläologischen Themen, also dem Bezug von Mensch und Höhle im weitesten Sinne. Er ist Mitglied im Verein für Höhlenkunde München e.V. und betreibt selbst das „Netzwerk Mensch & Höhle“.

Als Autor veröffentlichte er zahlreiche Fachartikel in höhlenkundlichen Zeitschriften, wirkte als Schriftleiter und Autor an wissenschaftlichen Veröffentlichungen mit und brachte im BOD-Verlag bislang drei eigene Gebietsführer (Inntal, Istrien, Malta) heraus.

www.tropfstein.de

Mensch & Höhle

 

 

 

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Teile des Bandes, aktuelle Nachträge und eine ergänzende Linkliste neben vielen weiteren Informationen zur Höhlenforschung sowie andere Literatur des Autors:

www.tropfstein.de

© Februar 2009 Peter Hofmann, Oberaudorf; Email: peterhofmann@t-online.de

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Titelgestaltung:

Hans Lehmann und Markus Scholz

Fotos Umschlagvorderseite:

Bild oben:

Haus in Höhlenportal bei Quasam Barrani

Bild unten:

Höhlenwohnung Ghar il-Kibir

Fotos Umschlagrückseite:

Bild links:

Blick aus der Ghar Lapsi

Bild Mitte:

Treppe zur Schauhöhle Ghar Xerri auf Gozo

Bild rechts:

Eingangsbereich der Ghar Hasan

Alle Fotos von Peter Hofmann, falls nicht anders vermerkt.

ISBN 978-3-8448-8327-5

- Inhalt -

Weg

 

 

Einleitung

 

Malta und seine Nebeninseln

 

Eine Landschaft wird entdeckt

I

Museen, Bunker, Kirchen

 

Rund um die Hauptstadt Valletta

II

Das Hypogäum

 

Unterirdischer Tempel von Weltrang

III

Die Schauhöhle Ghar Dalam

 

Überraschende Funde

IV

Ghar Hasan

 

Ein Besuch mit Schwierigkeiten

V

Von der Blauen Grotte bis Ghar Lapsi

 

Ein Ausflug zu Maltas Meereshöhlen

VI

Ghar il-Kibir

 

In den Höhlenwohnungen

VII

Unterwegs im Südosten

 

Höhlenkirchen mit Geheimnissen

VIII

In Rabat

 

Stadt der Katakomben

IX

Rund um Rabat

 

Höhlen, Gräber, Kirchen

X

Victoria-Lines und Mgarr

 

Die vergessene Festung

XI

Mellieha

 

Stadt der Höhlenkirchen

XII

Quasam Barrani

 

Im Tal der Höhlen

XIII

Die Insel Comino

 

Höhlen auf kleinstem Raum

XIV

Die Insel Gozo

 

Ein grandioser Auftakt

XV

Ghar Ninu und Ghar Xerri

 

Überraschungen unter Häusern

XVI

Höhle der Calypso

 

Zu Besuch bei der Nymphe

XVII

Ghar Abdul und Ghar Ilma

 

Die bronzezeitlichen Wohnhöhlen Gozos

XVIII

Das Azure-Window

 

Naturwunder in der Dwejra-Bucht

XIX

Höhlen und mehr …

 

Das Finale im Süden Gozos

Anhang

LinksAdressenKartenmaterialLiteratur

… und ein letzter Hinweis …

Ein Wort voraus…

Dieser höhlenkundliche Reisebericht, der dritte unserer keinen Buchreihe, entstand fast „zufällig“.

Vor langer Zeit schon bereisten wir einmal die Insel Malta, damals schon erstaunt über die Vielfalt der höhlenkundlichen Besonderheiten.

Als meine Frau und ich, diesmal in Begleitung unserer kleinen Tochter Julia, 2008 noch einmal zurückkehrten, waren wir vorbereitet – und da wir etwas Zeit mitgebracht hatten, gelang es uns, erstaunlich viel zu entdecken.

Eigentlich so viel, dass es schade wäre, dies dem Interessierten vorzuenthalten.

In den Höhlen Maltas gibt es nichts Neues mehr zu entdecken, im geschichtlichen Wissen über sie aber durchaus. Kein deutschsprachiger Führer fasst bislang die Erkenntnisse darüber zusammen. Und auch die Malteser machen bislang kaum etwas ais ihren Schätzen, die durchaus vorhanden sind. Denn gibt es überhaupt eine Region mit mehr als Wohnungen genutzte Höhlen, mit mehr Höhlenkirchen, mit mehr prähistorischen Spuren in Höhlen auf kleinstem Raume?

Tony Oldham unternahm bislang als einziger den Versuch einer Gesamtschau, und so wurde sein selbst verlegtes Büchlein und die Korrespondenz mit ihm darüber zur wichtigsten Quelle. Ich danke ihm herzlich dafür, ebenso allen Kollegen, die mich unterstützt haben, insbesondere Ingrid und Dr. Heinrich Kusch aus Graz.

Ich wünsche den Benutzern unseres Führers viele überraschende Einsichten bei der Entdeckung eines unbekannten Zipfels Europas …

Im Januar 2009

Peter Hofmann

Eine Bitte …

Dieser Führer richtet sich an die Freunde der Natur, insbesondere der Höhlen und des Karstes.

Dabei geht der Autor von der Selbstverantwortlichkeit der Leser aus. Bitte beachten Sie, dass verschiedene Wege einfach sind und von jedermann zu bewältigen – andere eine gewisse Erfahrung voraussetzen. ohne dass darauf immer explizit hingewiesen wird.

Bei den vorgestellten Wegen handelt es sich um altbekannte Routen und Höhlen. Sie werden dort nicht der Erste sein, im Gegenteil: Allzu oft werden Sie leider gerade im Malta unliebsame Spuren Ihrer Vorgänger vorfinden. Fassen wir diese als Ermahnung auf und benehmen wir uns besser!

Beherzigen wir deshalb die Grundregeln der Höhlenforscher:

Nimm nichts mit – außer Erinnerungen!

Schlag nichts tot – außer der Zeit!

Lass nichts zurück – außer Fußstapfen!

Einleitung

Malta und seine Nebeninseln

– Eine Landschaft wird entdeckt –

Malta liegt ca. 100 km südlich Sizilien und nur noch 300 km nördlich der Küste Libyens. Die Republik Malta, Mitglied der EU seit 2002 und seit 1.1.2008 dem Euroraum angeschlossen, besteht aus 3 Inseln: der Hauptinsel Malta dem kleineren Gozo und dem noch kleineren, dazwischen liegenden Comino. Zwei winzige Eilande, Cominotto und Filfla sind unbewohnt.

Die Gesamtfläche beträgt nur 316 qkm, die Hauptinsel Malta ist nur 27 km klang und 14 km breit, sie bringt es auf eine Fläche von gerade einmal 246 qkm! Die Bevölkerung beträgt knapp 400.000.

Ein Besuch Maltas ist ein interessantes Erlebnis, mancher ist durch die Kargheit und starke Zersiedelung der Insel im ersten Moment abgeschreckt, auf den zweiten Blick gibt es durchaus bedeutende Sehenswürdigkeiten.

Tunlichst sollte man diesen Besuch übrigens ins Frühjahr legen – wer nicht nur verbrannte Erde besuchen möchte, sondern einen blühenden Garten, wer die Sehenswürdigkeiten der Inseln und nicht nur die Pools erkunden möchte, fährt damit besser, doch dazu später mehr.

Ein wenig Geologie

Auch wenn die relative Nähe zum Ätna einen vulkanischen Ursprung vermuten lassen könnte: Malta gehört geographisch zum europäischen Festlandsockel. Die Inseln bestehen überwiegend aus sedimentären Kalkstein-Schichten. Unter der obersten, harten Schicht liegt der leicht abbaubare Globigerinenkalk, welcher als wichtigster Baustoff auf den Inseln den Häusern ihre typische gelbe Farbe verleiht.

Im Mittelmeerraum herrschte keine Eiszeit, aber die Eiszeiten in Europa hatten auch dort Auswirkungen. Es gab eine Art Regenzeit, die mit gewaltigen Fluten unter anderem Tiere vernichtete und die meiste Täler auf Malta, wie man sie heute vorfindet, ausgewaschen hat.

Malta war während der Eiszeit mit dem Festland verbunden und wurde erst 11.000 v. Chr. am Ende der letzten Vereisungsperiode durch den ansteigenden Meeresspiegel von Sizilien getrennt. Gegenüber heute war einst der Meeresspiegel bis zu 100 m abgesunken. Das Meer zwischen Sizilien und Malta ist heute an den meisten Stellen maximal 100 m tief, nur ein kurzes Stück 100 bis 200 m.

Ein wenig (prähistorische) Geschichte

Etwa 6.200 v. Chr. erfolgte die Erstbesiedlung des Archipels. Die jungsteinzeitliche Bevölkerung machte in der Folgezeit mehrere Umbrüche mit, die als „Phasen“ bezeichnet werden.

Die Megalith-Tempel Maltas, eine Gruppe von besser erhaltenen (von ursprünglich über 23!) Anlagen auf Malta und Gozo sind Zeugen der Kultur Maltas während der Jungsteinzeit. Diese Zeit brachte hoch qualitative Plastiken hervor, wie die „Schlafende Dame“, von der noch die Rede sein wird.

Die Monumentaltempel Maltas sind von herausragender Bedeutung, die ältesten Großbauten der Welt, älter als die Pyramiden Ägyptens!

Tempel in Mgarr - Grundriss

Die Ghar Dalam-Phase (6200-4500 v. Chr.) beginnt mit den ersten nachweisbaren Spuren der menschlichen Besiedlung. Sie ist nach einer Höhle im Südosten der Insel benannt (Weg 3). Dort wurden neben Spuren der menschlichen Besiedlung auch Tausende Tierknochen gefunden, unter anderen von Zwergelefanten und Flusspferden. Aus dieser frühen Zeit gibt es generell nur Höhlenfunde.

Die Skorba-Phase (4500-4100 v. Chr.) ist nach einem Fundort in der kleinen Stadt Zebbieh benannt. Dort wurden Überresten eines Megalithtempels gefunden, bestehend aus einem Eingangsbereich mit Stelen der über einem Gang zum Tempel führt. Danach begannen die Menschen unterirdische Grabkammern anzulegen um ihre Toten zu bestatten.

Die Zebbug-Phase (4100-3800 v. Chr.) ist nach dem Ort Zebbug benannt, bei dem primitive Grabkammern gefunden wurden, aber auch erste einzellige Tempel. Weitere Gräber wurden in Höhlen bei der Küstenstadt Xemxija gefunden. Diese Gräber waren deutlich weiterentwickelt. Einige hatten nierenförmige Ausbuchtungen, die unregelmäßig den Gegebenheiten der Höhle folgten. Mit ihr beginnt die eigentliche 1300-jährige Megalithphase auf Malta.

Nach der Mgarr-Phase (3800-3600 v. Chr.) folgt die Saflieni-Phase (3600-3000 v. Chr.), nach dem unterirdischen Kultraum Hypogäum von Ħal-Saflieni benannt, das in dieser Epoche begonnen wurde (Weg 2).

In der folgenden Tarxien-Phase (3000-2500 v. Chr.) entwickelten sich vier- und sechsapsige Baumuster der Tempel. In dieser wurde der Zentraltempel von Tarxien errichtet, die Anlage von Ggantija vollendet, die Tempel von Hagar Qim und Mnajdra fertig gestellt und das Hypogäum durch die unteren Stockwerke erweitert.

Auch in Maltas großartiger prähistorischer Tempelarchitektur lässt sich „Höhle“ entdecken: Eingang und Details des Tempels von Hagar Qim

Dann geschieht etwas höchst Erstaunliches: Der Tempelbau bricht abrupt ab, ohne Anzeichen einer Naturkatastrophe oder ähnliches. Mögliche Erklärungsansätze sind Seuchen, die die Gesellschaft vernichtet haben, oder die Überbeanspruchung des Landes. Es gibt Hinweise auf eine Verkarstung verbunden mit gesteigerter religiöser Bautätigkeit und die Isolierung von anderen Gesellschaften außerhalb Maltas. Nach diesem Zusammenbruch um 2500 v. Chr. gibt es für 500 Jahre keine Besiedelungsspuren! Die restlichen Einwohner verließen offenbar die Insel.

Gegen 2000 v. Chr. erfolgte die Neubesiedelung. Sie leitete die Bronzezeit auf Malta ein, die bis etwa 1000 v. Chr. andauerte. Aus dieser Zeit stammen die bis heute ungeklärten Schleifspuren, die besonders bei Clapham Junction auf der felsigen Südküste zu finden sind. Fliehburgen wurden gebaut (Borg in-Nadur) und auch Dolmengräber angelegt.

Die folgende Geschichte Maltas ist interessant und sehr bewegt, sie soll an dieser Stelle nur deshalb extrem kurz gehalten werden, weil das Thema des Buches eben die Höhlen sind …

Über die Eisenzeit (ab 1000 v. Chr.) weiß man nicht allzu viel, Funde sind eher rar.

Den Phöniziern (ab ca. 800 v. Chr. verdankt Malta vermutlich den Namen, das phönizische Wort Malat steht für „Hafen“ bzw. „Zuflucht“.

Für drei Jahrhunderte kamen die Punier und der Einfluss Karthagos (ab ca. 550 v. Chr.) bis die Römer übernahmen, ab 218 v. Chr. Zahlreiche Höhlengräber aus dieser Zeit werden uns auf der Insel begegnen. Die Römer prägen die Insel bis heute, der Schiffbruch des Apostel Paulus etwa beschert uns eine großartige Höhlenkirche und einen Namen, der heute noch wie kaum ein anderer auf der Insel präsent ist.

Die Araber (ab 870) hinterließen – wie so oft – prägende Eindrücke in der Architektur.

Mit den Normannen begann 1090 wieder die Herrschaft des Kreuzes, anfangs in friedlicher Toleranz. Die christliche Tradition riss seither nicht mehr ab und ist heute sehr prägend. Glaubt man den Reiseführern, soll es ja genau 365 Kirchen geben auf Malta! Die Erbauer nutzten oft natürliche Gegebenheiten – und so entstand die hohe Dichte an Höhlenkirchen.

Dann wurde in höchst wechselvoller Geschichte die Insel unter den europäischen Königshäusern herumgeschoben – keine glückliche Zeit, bis zum prägenden 23. März 1530, als Kaiser Karl V. Malta dem Johanniterorden als Lehen gab. Bereits 1565 bewährte sich das Bollwerk gegen die Osmanen in der „großen Belagerung“, in der vermutlich ein wichtiger Beitrag geleistet wurde, Europa vor der Islamisierung zu bewahren. Die folgende Bautätigkeit verlieh der ganzen Insel, besonders natürlich Valletta, ihre heutige Prägung einer schier uneinnehmbaren Festung.

Die Ritter kapitulierten dennoch kampflos vor Napoleon 1798, wieder einmal wurde das Land ausgeplündert.

Bemerkenswert ist die Phase als Kolonie Englands, 1814 bis 1964, sie ist verantwortlich dafür, dass Malta heute im täglichen Leben (und leider auch der Esskultur) teils recht englisch geprägt erscheint …

Als Ironie der Geschichte darf man es ansehen, dass der winzige, eigentlich unbedeutende Vorposten Europas im Zweiten Weltkrieg noch einmal ganz besonders zu leiden hatte. Die unglaubliche Zahl von 6.000 t Bomben soll abgeworfen worden sein. Die zahlreich entstandenen Bunker bilden heute bisweilen Touristenziele – als unterirdische Objekte spezieller Art sollen sie hier auch nicht unerwähnt bleiben.

Im September 1964 erlangte Malta seine Unabhängigkeit, wie schon erwähnt, ist es als selbständiger Staat heute Mitglied der EU und hat den Euro eingeführt.

Malta für Reisende

Man kann an dieser Stelle nicht verschweigen, dass Malta touristisch nicht ganz ohne Probleme ist. Leider ist der Hotelstandard insgesamt sehr niedrig, alle ehrlichen Reiseführer weisen darauf mehr oder weniger deutlich hin, die Sterneeinteilung nach lokalem Standard kann man nach mitteleuropäischem Standard meist gut einen Stern nach unten korrigieren.

Uns ging es mit dem Hotel Qawra-Palace in Qawra so, nach dem Prospekt nett mit kleiner Poollandschaft am Meer liegend, die unmittelbar daran vorbeiführende Hauptstraße war durch geschickten Kamerastandort unsichtbar. Das Hallenbad entpuppte sich als Kinderbecken, das Frühstück geriet zur lieblosen Massenabspeisung in einem dusteren Speisesaal mit eintöniger Auswahl, der Service war wenig kundenorientiert.

Dabei hatten wir Glück mit dem Zimmer, es hatte Meerblick, 70% der Räume aber münden in einen schachtartigen Innenhof, romantisch vielleicht für Höhlenforscher, aber für ein 4-Sterne-Hotel??? (Bei Buchung von zu Hause unbedingt darauf achten, bei der Buchung vor Ort erhält man manchmal ein absolut unzulängliches Preis-Leistungsverhältnis.)