Auf einem Ozeandampfer begegnen sie sich das erste Mal, es ist das Jahr 1928. Max, jung und von wildem Charme, arbeitet als Eintänzer in der ersten Klasse. Mecha zieht ihn augenblicklich in den Bann, ihre aparte Schönheit, der weltberühmte Komponist an ihrer Seite, das funkelnde Perlencollier um ihren schlanken Hals. Es folgt ein Tanz, ein nichtssagender Smalltalk, der verheißungsvoller nicht sein könnte. In Buenos Aires angekommen, führt Max das Paar durch die zwielichtigen Tangobars seiner Geburtsstadt. Doch in dieser Nacht geraten die Dinge außer Kontrolle, und für Max und Mecha beginnt das Abenteuer ihres Lebens: die große Liebe. Eine Liebe, die erst viele Jahre später auf der Promenade Nizzas zwischen entrücktem Glamour und den Wirren des Krieges eine zweite Chance erhält.

Amouröse Verwicklungen, Spionage, abgründige Intrigen – Arturo Pérez-Reverte hat eine so zarte wie monumentale Geschichte geschrieben, die das Leben zweier Menschen und die ganze Welt umspannt.

Arturo Pérez-Reverte, 1951 im spanischen Cartagena geboren, ist einer der erfolgreichsten Autoren Spaniens. Sein Werk wurde in 41 Sprachen übersetzt, sein Roman Der Club Dumas ist ein Weltbestseller und wurde von Roman Polanski mit Johnny Depp in der Hauptrolle unter dem Titel Die neun Pforten verfilmt. Arturo Pérez-Reverte arbeitete 21 Jahre als Kriegsreporter. Seit 2003 ist er Mitglied der Real Academia Española.

Petra Zickmann lebt als Übersetzerin (u. a. Jaume Cabré, Carme Riera, Manuel Vázquez Montalbán, Rosa Montero) in Frankfurt am Main.

Arturo Pérez-Reverte

DREIMAL
IM LEBEN

Roman

Aus dem Spanischen
von Petra Zickmann

Insel Verlag

INHALT

  1  Der Eintänzer

  2  Tangos zum Leiden und Tangos zum Töten

  3  Die Jungs von früher

  4  Damenhandschuhe

  5  Eine Hängepartie

  6  Die Promenade des Anglais

  7  Von Dieben und Spionen

  8  La vie est brève

  9  Die Max-Variante

10  Der Klang von Elfenbein

11  Gewohnheiten eines alten Wolfs

12  Der Train Bleu

13  Der Handschuh und das Collier

Danksagung

»Und dennoch treffen eine Frau wie Sie und ein Mann

wie ich auf Erden nicht oft zusammen.«

Joseph Conrad, Zwischen Ebbe und Flut

IM NOVEMBER 1928 reiste Armando de Troeye nach Buenos Aires, um einen Tango zu komponieren. Er konnte es sich leisten. Mit dreiundvierzig Jahren war der Schöpfer von Nocturnos und Pasodoble para Don Quijote auf dem Höhepunkt seiner Karriere, und alle spanischen Illustrierten veröffentlichten ein Foto, auf dem er sich Seite an Seite mit seiner schönen Gattin auf die Reling des Überseedampfers Cap Polonio der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft stützt. Das imposanteste Bild erschien auf den Gesellschaftsseiten von Blanco y Negro: Das Ehepaar de Troeye auf dem Deck der ersten Klasse, er mit einem englischen Trenchcoat über den Schultern, eine Hand in der Jackentasche, in der anderen eine Zigarette, wie er den Leuten zulächelt, die ihn vom Kai aus verabschieden; sie, Mecha Inzunza de Troeye, im Pelzmantel, die hellen Augen – die der Verfasser der Bildunterschrift im Überschwang als »betörend tiefgründig und golden« beschrieb – beschattet von einem eleganten Hut.

An diesem Abend, die Lichter der Küste waren in der Ferne noch zu sehen, kleidete sich Armando de Troeye zum Essen an. Er war spät dran, aufgehalten von einer leichten Migräne, die eine Weile gebraucht hatte, um wieder zu verschwinden. Er hatte darauf bestanden, dass seine Gattin schon einmal vorgehen und der Musik im Tanzsaal lauschen sollte, bis er fertig wäre. Da er ein gewissenhafter Mensch war, nahm es einige Zeit in Anspruch, das Zigarettenetui zu füllen, es in der Innentasche der Smokingjacke zu verwahren und alle für den Abend notwendigen Dinge auf die übrigen Taschen zu verteilen: eine goldene Uhr mit Kette, ein Feuerzeug, zwei weiße, ordentlich gefaltete Schnupftücher, ein Döschen mit Verdauungspillen, eine Geldbörse aus Krokodilleder mit Visitenkarten und kleinen Scheinen für Trinkgelder.

Schließlich schaltete er das Licht aus und schloss die Tür der Suite hinter sich. Bemüht, seine Schritte mit dem sanften Schaukeln des großen Schiffes in Einklang zu bringen, ging er über den Teppich, unter dem gedämpft das Stampfen der Maschinen zu spüren war, die das Schiff über den nächtlichen Atlantik bewegten.

Bevor er den Salon betrat und während der Maître de table mit der Liste der Tischreservierungen auf ihn zukam, begutachtete de Troeye in dem großen Spiegel des Vorraums seine gestärkte Hemdbrust, die Manschetten und die auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhe. Gesellschaftskleidung brachte seine vornehme, zierliche Erscheinung stets besonders gut zur Geltung. Er war mittelgroß, mit einem eher durchschnittlichen als attraktiven Gesicht, das jedoch durch den intelligenten Blick, den gepflegten Oberlippenbart und die schwarzen, graumelierten Locken an Reiz gewann. Für einen Moment horchte sein geschultes Komponistenohr auf die Musik des Orchesters, das einen schwermütigen, sanften Walzer spielte. De Troeye lächelte nachsichtig. Die Ausführung war allenfalls korrekt. Dann steckte er die linke Hand in die Hosentasche, und nachdem er den Gruß des Maître erwidert hatte, folgte er diesem durch den Saal zu dem besten Tisch, den er für die ganze Reise reserviert hatte. Er zog einige Blicke auf sich. Eine schöne Frau mit Smaragdohrringen blinzelte ihn überrascht an. Man kannte ihn. Das Orchester stimmte einen weiteren langsamen Walzer an, als de Troeye sich an seinem Tisch niederließ, auf dem neben einem Glaskelch mit einer künstlich flackernden elektrischen Kerzenflamme ein unberührter Champagner-Cocktail stand. Von der Tanzfläche, auf der sich die Paare im Takt der Musik drehten, lächelte ihm seine junge Gattin zu. Mercedes Inzunza, die zwanzig Minuten vor ihm in den Saal gekommen war, tanzte mit einem schlanken, gutaussehenden Mann im Smoking: dem Eintänzer des Schiffes, dessen Aufgabe es war, sich um die weiblichen Erste-Klasse-Passagiere zu kümmern, die entweder allein reisten oder deren männliche Begleiter nicht tanzten. De Troeye lächelte zurück, schlug die Beine übereinander, wählte ein wenig affektiert eine Zigarette aus dem Etui und begann zu rauchen.

1 DER EINTÄNZER

Es gab Zeiten, da besaß in seiner Zunft jeder Charisma. Und er war der Charismatischste von allen. Beim Tanzen hielt er immer fehlerlos den Takt, abseits der Tanzfläche waren seine Hände ruhig und gewandt, und stets hatte er einen geistreichen Satz oder eine schlagfertige Antwort auf den Lippen, was ihm die Sympathie der Männer und die Bewunderung der Frauen eintrug. Wie kein Zweiter beherrschte er damals – neben den Gesellschaftstänzen, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente: Tango, Foxtrott, Boston – die Kunst, mit Worten Feuerwerke zu entfachen und schweigend melancholische Landschaften zu zeichnen. In vielen ertragreichen Jahren hatte er sich nur selten getäuscht: Kaum eine gutsituierte Dame, gleich welchen Alters, die ihm widerstanden hätte, ob bei einem Tanztee im Palace, im Ritz oder im Excelsior, auf einer Terrasse an der Riviera oder im Erste-Klasse-Salon eines Überseedampfers. Er hatte zu der Sorte von Männern gehört, die man morgens im Frack in einer Konditorei antreffen konnte, wo sie den Dienstboten des Hauses, in dem sie am Abend zuvor zu einem Ball oder Festmahl geladen waren, ein Frühstück spendierten. Für solche Dinge hatte er eine Begabung, oder ein Gespür. Wenigstens einmal in seinem Leben hatte er es auch fertiggebracht, sein gesamtes Vermögen im Kasino zu verspielen, auf dem Trittbrett der Straßenbahn nach Hause zu fahren, vollkommen bankrott, und ungerührt The Man Who Broke the Bank at Monte Carlo zu pfeifen. Und er wusste mit solcher Nonchalance eine Zigarette anzuzünden, die Krawatte zu binden oder gut gebügelte Hemdmanschetten zu tragen, dass die Polizei nie gewagt hätte, ihn festzunehmen, solange sie ihn nicht auf frischer Tat ertappte.

»Max.«

»Señor?«

»Sie können den Koffer ins Auto legen.«

Die Sonne des Golfs von Neapel schmerzt in den Augen, wenn sie sich in den Chromteilen des Jaguars Mark X spiegelt, genau wie bei den Automobilen, die er und die anderen früher fuhren. Aber auch das ist seither anders geworden; und sogar sein Charisma hat sich verflüchtigt, das einmal so sehr Teil von ihm gewesen war, dass selbst sein Schatten welches besessen hatte. Max Costa wirft einen Blick auf den Schatten zu seinen Füßen, bewegt sich sogar ein bisschen, ohne Ergebnis. Er weiß nicht, wann genau es geschehen ist, doch das ist das Wenigste. Sein Charisma ist dahin und gehört, wie so vieles andere, der Vergangenheit an.

Er zieht eine resignierte Grimasse, oder vielleicht kneift er auch nur die Augen zusammen, weil ihn die Sonne blendet, und versucht, seine Gedanken auf etwas Konkretes, Greifbares zu lenken – den Reifendruck bei halber und voller Belastung, das reibungslose Funktionieren der vollsynchronisierten Gangschaltung, den Ölstand –, um sich von diesem bittersüßen Gefühl abzulenken, das sich immer dann einstellt, wenn er Nostalgie und Einsamkeitsgefühl die Oberhand gewinnen lässt. Er atmet tief und still durch, und nachdem er die silberne Raubkatze auf der Kühlerhaube mit einem Lappen poliert hat, greift er nach der grauen Uniformjacke, die gefaltet über der Lehne des Fahrersitzes liegt, und schlüpft hinein. Erst als er sie ordentlich zugeknöpft und den Krawattenknoten zurechtgerückt hat, geht er langsam die Stufen hinauf, die, flankiert von kopflosen Marmorstatuen und Steinvasen, zum Hauptportal führen.

»Vergessen Sie die Aktentasche nicht.«

»Keine Sorge, Señor.«

Doktor Hugentobler mag es nicht, in Italien von seinen Angestellten mit Doktor angesprochen zu werden. In diesem Land, pflegt er zu sagen, wimmelt es von dottori, cavalieri und commendatori. Ich bin ein Schweizer Arzt. Und seriös. Ich will nicht, dass sie mich für einen der Ihren halten, für den Neffen eines Kardinals, eines Mailänder Industriellen oder etwas in der Art. Max Costa dagegen wird in der Villa am Stadtrand von Sorrent von allen einfach nur Max gerufen. Worin eine gewisse Paradoxie liegt, immerhin hat er im Lauf seines Lebens wechselnde Namen und Titel verwendet, den jeweiligen Umständen entsprechend adlige oder bürgerliche. Doch seit einiger Zeit, seit sein Charisma zum letzten Mal das Taschentuch geschwenkt und sich ein für alle Mal verabschiedet hat – wie eine Frau im Fenster eines Schlafwagenabteils, die, eingehüllt in eine Dampfwolke, für immer entschwindet, ohne dass man jemals erfahren wird, ob sie einen in ebendiesem Augenblick oder schon seit langem nach und nach verlassen hat –, ist er zu seinem eigenen, wahren Namen zurückgekehrt. Charisma im Tausch gegen einen Namen, der bis zu seiner jüngsten, ebenso natürlichen wie zwangsläufigen beruflichen Veränderung, zu der auch ein vorübergehender Gefängnisaufenthalt beigetragen hat, in halb Europa und Amerika dicke Polizeiakten füllte. Jedenfalls hätte er sich niemals träumen lassen, denkt er, während er die lederne Aktentasche und den Samsonite-Koffer im Wagen verstaut, nicht einmal in seinen schlimmsten Momenten, dass er einmal mit »Señor?« antworten würde, wenn ihn jemand beim Vornamen ruft.

»Auf geht’s, Max. Haben Sie die Zeitungen?«

»Dort hinten liegen sie, Señor.«

Das Zuklappen zweier Wagentüren. Er hat die Chauffeursmütze aufgesetzt, abgezogen und wieder aufgesetzt, um seinen Fahrgast einsteigen zu lassen. Als er hinter dem Lenkrad Platz nimmt, legt er sie auf den Beifahrersitz, wirft einen Blick in den Rückspiegel und streicht sich mit altgewohnter Eitelkeit über das graue, noch einigermaßen volle Haar. Nichts könnte die Ironie seiner Lage besser zum Ausdruck bringen als diese Mütze, denkt er, jetzt, da ihn die Gezeiten des Lebens nach seinem letzten Schiffbruch an dieses aberwitzige Ufer geschwemmt haben. Und trotzdem, wenn er in seinem Zimmer in der Villa vor dem Spiegel steht und beim Rasieren seine Falten zählt wie die Narben von Liebeswunden und Kriegsverletzungen, die er alle beim Namen kennt – Frauen, Spielkasinos, ungewisse Morgendämmerungen, glorreiche oder ernüchternde Abendstunden –, zwinkert er dem hochgewachsenen, nicht mehr ganz so schlanken alten Mann mit den dunklen, müden Augen verständnisinnig zu, wie einem guten Kumpel, dem er nichts zu erklären braucht. Alles in allem, suggeriert ihm sein Spiegelbild mit vertraulicher, leicht zynischer und sogar ein wenig durchtriebener Miene, lasse sich nicht leugnen, dass er sich mit seinen vierundsechzig Jahren, und obwohl ihm das Leben in letzter Zeit übel mitgespielt hat, noch immer glücklich schätzen darf. Anderen – Enrico Fossataro, dem alten Sándor Esterházy – blieb unter ähnlichen Umständen nur die Wahl zwischen der öffentlichen Wohlfahrt und einer Minute qualvoller Zuckungen im Bad einer armseligen Absteige, aufgehängt an ihrem Schlips.

»Irgendwelche wichtigen Nachrichten?«, erkundigt sich Hugentobler.

Vom Rücksitz des Wagens hört man das Rascheln flüchtig durchgeblätterter Zeitungen. Es war eher eine Bemerkung als eine Frage. Im Rückspiegel sieht Max die gesenkten Augen seines Chefs hinter der auf die Nasenspitze gerutschten Lesebrille.

»Haben die Russen die Atombombe abgeworfen oder so was?«

Hugentobler scherzt natürlich. Schweizer Humor.

»Es ist nichts Besonderes passiert, Señor. Muhammad Ali hat wieder gewonnen, und die Astronauten der Gemini XI sind gesund und munter auf die Erde zurückgekehrt ... Und im Indochina-Krieg geht es immer härter zur Sache.«

»Sie meinen den Vietnam-Krieg.«

»Ach so, ja, Vietnam ... Und der Lokalteil meldet den Beginn des Schachturniers um den Campanella-Preis in Sorrent: Keller gegen Sokolow.«

»Gütiger Himmel«, erwidert Hugentobler fahrig und spöttisch. »Ein Jammer, dass ich das verpasse ... Womit doch manche Leute ihre Zeit vergeuden, was, Max?«

»Da haben Sie recht, Señor.«

»Können Sie sich das vorstellen? Ein Leben lang über einem Schachbrett zu brüten. So enden sie ja dann auch. Geistesgestört wie dieser Bobby Fischer.«

»Ja, genau.«

»Nehmen Sie die untere Straße. Wir haben Zeit.«

Das Knirschen des Kieses unter den Reifen verstummt, als der Jaguar durch das Eisentor fährt und langsam zwischen Olivenbäumen, Mastixsträuchern und Feigenbäumen über die asphaltierte Straße rollt. Max schaltet sanft herunter, als er in eine enge Kurve fährt, hinter der still und leuchtend das Meer liegt; im Gegenlicht wirken die Silhouetten der Pinien, als betrachtete man sie durch mattes Glas, ebenso wie die den Berghang hinauf gebauten Häuser und der Vesuv auf der anderen Seite der Bucht. Für einen Augenblick vergisst Max seinen Passagier, streichelt das Lenkrad und konzentriert sich ganz auf das Vergnügen des Fahrens, die reine, unbeschwerte Bewegung. Die Luft, die durch das Seitenfenster hereinweht, riecht nach Honig und Harz, den letzten Düften des Sommers, der sich in dieser Gegend immer sträubt, das Feld zu räumen, und sich einen sinnlosen, gutmütigen Kampf mit den Kalenderblättern liefert.

»Herrlicher Tag, Max.«

Blinzelnd kehrt er in die Realität zurück und schaut wieder in den Rückspiegel. Doktor Hugentobler hat die Zeitungen beiseitegelegt und eine Havanna im Mund.

»In der Tat, Señor.«

»Bis ich zurückkomme, wird es mit dem schönen Wetter vorbei sein, fürchte ich.«

»Hoffen wir, dass es sich hält. Es sind ja nur drei Wochen.«

»Fahren Sie nicht direkt zum Hafen. Ich möchte vorher noch in die Stadt.«

»Jawohl, Señor.«

Er wirft einen raschen Blick auf seine billige, aber verlässliche Armbanduhr, eine Festina aus Katzengold, die er am linken Handgelenk trägt, und steuert den Wagen über den Corso Italia, wo um diese Tageszeit kaum Verkehr herrscht. Sie haben ausreichend Zeit bis zur Abfahrt der Autofähre, die den Doktor von Sorrent ans andere Ufer des Golfs bringen und ihm die lange, kurvenreiche Straße zum Flughafen von Neapel ersparen wird.

Das Arbeitsverhältnis zwischen Max Costa und seinem Chef ist aus spontaner Zuneigung zustande gekommen. Kaum hatte der Psychiater einen ersten Blick auf Max geworfen, vergaß er sofort dessen ausgezeichnete, wenn auch von vorn bis hinten gefälschte Referenzen. Da Hugentobler ein praktisch denkender Mensch und fest davon überzeugt ist, dass ihm aufgrund seiner Intuition und Berufserfahrung niemand etwas vormachen kann, erschien ihm dieser mit leicht überholter Eleganz gekleidete Mann, sein respektvoller, gelassener Gesichtsausdruck und vor allem die kultivierte Zurückhaltung seiner Gebärden und Worte auf Anhieb der lebende Beweis für Redlichkeit und Anstand zu sein. Der ideale Kandidat also, um dem blitzenden Fuhrpark in Sorrent, auf den der Doktor so stolz ist – den Jaguar, einen Rolls-Royce Silver Cloud II und drei Oldtimer, darunter ein Bugatti 50T Coupé – mit der angemessenen Würde vorzustehen. Natürlich wäre er nicht im Entferntesten darauf gekommen, dass sein Chauffeur zu anderen Zeiten selbst Eigentümer so luxuriöser Autos war, wie er sie jetzt als Angestellter fährt. Wäre Hugentobler über alles im Bilde gewesen, hätte er seine Meinung bezüglich der eigenen Menschenkenntnis in einigen Punkten überdenken müssen und sich einen weniger feschen Fahrer mit einem durchschnittlicheren Lebenslauf gesucht. Was auf alle Fälle ein Irrtum gewesen wäre. Wer sich mit der dunklen Seite der Dinge auskennt, weiß, dass diejenigen, die ihr Charisma eingebüßt haben, den Frauen mit Vergangenheit ähneln, die eine Ehe eingehen: Niemand ist treuer als sie, weil sie das Risiko kennen. Doch wird es beim aktuellen Stand der Dinge gewiss nicht Max Costa sein, der Doktor Hugentobler aufklärt über die Flüchtigkeit von Charisma, die Ehrbarkeit der Huren oder die zwangsweise Rechtschaffenheit alter Salontänzer und späterer Ganoven im Frack.

Als die Fähre Riva sich von der Marina Piccola entfernt, steht Max Costa noch eine Weile an den Wellenbrecher gelehnt, der die Hafenmauer schützt, und beobachtet, wie die Kielspur einen weißen Streifen in die blaue Fläche der Bucht zeichnet. Dann nimmt er die Krawatte ab und zieht die Uniformjacke aus, hängt sie über den Arm und schlendert zurück zum Auto, das er unweit des Gebäudes der Guardia di Finanza geparkt hat, am Fuß der Steilwand, über der Sorrent thront. Er gibt dem Jungen, der den Jaguar bewacht hat, fünfzig Lire, startet den Wagen und fährt langsam die Straße entlang, die sich in einer schmalen Schleife bis zum Städtchen hinaufzieht. An der Piazza Tasso hält er an, um drei Fußgänger über die Straße zu lassen, die aus dem Hotel Vittoria gekommen sind. Es sind zwei Frauen und ein Mann, und er folgt ihnen zerstreut mit den Augen, während sie dicht vor dem Wagen die Fahrbahn überqueren. Sie sehen nach wohlhabenden Touristen aus. Der Mann ist noch keine dreißig, trägt eine dunkle Brille und eine Jacke mit Wildlederflecken an den Ellbogen. Die jüngere der beiden Frauen ist eine reizvolle Brünette in einem kurzen Rock und langem, auf dem Rücken zum Zopf geflochtenem Haar. Die andere, wesentlich ältere, trägt eine beige Strickjacke zu einem dunklen Rock und auf dem Kopf einen zerknautschten Herrenhut aus Tweed, unter dem silbergraues, sehr kurz geschnittenes Haar zum Vorschein kommt. Eine vornehme Dame, stellt Max fest. Mit dieser Eleganz, die nicht in der Kleidung besteht, sondern in der Art, sie zu tragen. Die heraussticht aus dem, was man sonst in den Sommervillen und Nobelhotels von Sorrent, Amalfi und Capri zu sehen bekommt, selbst um diese Jahreszeit.

Etwas an dieser zweiten Frau hält seinen Blick fest, während das Grüppchen sich über die Piazza Tasso entfernt. Vielleicht ist es ihr Gang: langsam, sicher, die rechte Hand lässig in der Jackentasche. Der Gang derjenigen, die ein Leben lang selbstbewusst durch ihre mit Teppichen ausgelegte Welt geschritten sind. Möglicherweise ist es auch ihre Art, den anderen das Gesicht zuzuwenden, die Max’ Aufmerksamkeit fesselt, wie sie über etwas lacht oder wie sie spricht, wobei natürlich die schalldichten Autoscheiben ihre Stimme verschlucken. Tatsache ist, dass Max, so unvermittelt wie einem manchmal Bruchstücke eines vergessenen Traumes wieder einfallen, vom fernen Echo einer Erinnerung aufgeschreckt wird. Dem Abglanz eines längst vergangenen Bildes, einer Geste, einer Stimme, eines Lachens. Er ist so perplex, dass der Wagen hinter ihm erst hupen muss, damit er den ersten Gang einlegt und ein Stück weiterfährt, ohne das Trio aus den Augen zu lassen, das jetzt auf der anderen Seite des Platzes angelangt ist und sich um einen der Tische auf der Terrasse der Bar Fauno in die Sonne setzt.

Als er eben in den Corso Italia einbiegen will, überkommt ihn das vage Gefühl einer Erinnerung plötzlich aufs Neue, nur ist es jetzt die konkrete Erinnerung an ein Gesicht, eine Stimme. An eine Szene, oder mehrere. Wie vom Donner gerührt, tritt er so heftig auf die Bremse, dass das Auto hinter ihm zum zweiten Mal hupt und der Fahrer wütend gestikuliert. Max reißt das Steuer herum, der Jaguar schert nach rechts aus, bremst wieder und kommt an der Bordsteinkante zum Stehen.

Er zieht den Zündschlüssel, bleibt reglos sitzen und betrachtet seine Hände auf dem Lenkrad. Schließlich steigt er aus dem Wagen, zieht die Jacke über und geht unter den Palmen entlang auf die Terrasse der Bar zu. Er ist nervös. Fast fürchtet er, seine Vermutung bestätigt zu finden. Das Trio sitzt dort und unterhält sich lebhaft. Um nicht aufzufallen, bleibt Max hinter ein paar Blumenkübeln mit hohen Sträuchern stehen. Der Tisch ist etwa zehn Meter entfernt, und er sieht die Frau mit dem Tweedhut von der Seite. Sie ist so ins Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkt, wie eingehend sie beobachtet wird. Ganz offensichtlich, denkt Max, war sie einmal sehr attraktiv, ihre Züge lassen die frühere Schönheit erahnen. Sie könnte die Frau sein, für die er sie hält, überlegt er zweifelnd, doch es ist schwer zu sagen. Zu viele weibliche Gesichter überlagern sich in seiner Erinnerung, denn es gab ein Vorher und ein langes Nachher. Hinter den Pflanzen versteckt, hält Max Ausschau nach möglichst vielen Einzelheiten, die zu den Bildern in seinem Gedächtnis passen könnten, gelangt jedoch zu keinem schlüssigen Ergebnis. Da er irgendwann auffallen wird, wenn er dort noch länger herumsteht, umrundet Max schließlich die Terrasse und setzt sich an einen der hinteren Tische. Er bestellt einen Negroni, und in den folgenden zwanzig Minuten mustert er das Profil der Frau, achtet auf ihre Mimik und jede Gebärde und vergleicht sie mit seinen Erinnerungen. Als die drei die Bar verlassen, wieder über den Platz und Richtung der Via San Cesareo davongehen, hat er sie endlich erkannt. Oder glaubt es zumindest. Er steht auf und folgt ihnen in einigem Abstand. Es ist lange her, dass sein altes Herz so schnell geschlagen hat.

Die Frau tanzte gut, stellte Max Costa fest. Locker und beherzt. Sie traute sich sogar, ihm bei einem komplizierten Seitschritt zu folgen, den er improvisierte, um ihre Gewandtheit auf die Probe zu stellen, und bei dem eine weniger agile Tänzerin keine so gute Figur gemacht hätte. Sie musste Mitte zwanzig sein. Groß und schlank mit langen Armen, schmalen Handgelenken und endlosen Beinen unter dem feinen, violett changierenden Seidenstoff, der die Schultern und den Rücken bis zur Taille frei ließ. Dank der hochhackigen Schuhe, die das Abendkleid perfekt ergänzten, war ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem: ruhig, mit schön gezeichneten Zügen. Das dunkelblonde Haar war leicht gewellt und nach der aktuellen Mode im Nacken kurz geschnitten. Beim Tanzen hielt sie den Blick starr über die Frackschulter ihres Partners gerichtet, auf der ihre Hand mit dem Ehering ruhte. Nachdem er sich ihr mit einer höflichen Verbeugung genähert und sie zu diesem langsamen Walzer, einem sogenannten Boston, aufgefordert hatte, sahen sie sich kein einziges Mal mehr in die Augen. Ihre waren von einem so hellen Honigton, dass sie fast flüssig wirkten, mit ein wenig Wimperntusche betont – nicht mehr als unbedingt nötig, was auch für das Lippenrot galt –, und darüber wölbten sich die zu einer feinen Linie gezupften Brauen. Sie hatte nichts mit den anderen Frauen gemein, mit denen er an diesem Abend getanzt hatte: älteren Frauen mit aufdringlichem Duft nach Veilchen und Patchouli und tollpatschigen Backfischen in hellen, kurzen Kleidchen, die sich bemühten, nicht aus dem Takt zu kommen, und sich dabei vor Anstrengung auf die Lippen bissen, erröteten, wenn er ihnen den Arm um die Taille legte, oder zu klatschen anfingen, wenn ein Boogie-Woogie erklang. Und somit hatte der Eintänzer der Cap Polonio zum ersten Mal an diesem Abend Freude an seiner Arbeit.

Sie sahen sich nicht wieder an, bis der Boston – es war What I’ll Do – zu Ende war und das Orchester einen Tango, A media luz, anstimmte. Für einen Moment hatten sie sich auf der halbleeren Tanzfläche reglos gegenübergestanden, und da sie keine Anstalten machte, an ihren Tisch zurückzukehren – wo mittlerweile ein Herr im Smoking saß, vermutlich ihr Ehemann –, breitete er bei den ersten Tönen die Arme aus, und die Frau nahm sofort wieder ihre Tanzhaltung ein, ebenso unnahbar wie zuvor. Sie legte die linke Hand auf seine Schulter, streckte träge den anderen Arm aus, und sie begannen, sich über die Tanzfläche zu bewegen – zu schweben, dachte Max, das ist der Ausdruck. Die Augen mit der honigfarbenen Iris starrten wieder an ihrem Tanzpartner vorbei und richteten sich nie auf sein Gesicht, obwohl sie sich mit erstaunlicher Präzision führen ließ, im festen, langsamen Rhythmus des Mannes, wobei er dafür sorgte, dass eine respektvolle Distanz gewahrt blieb und der Körperkontakt nicht über das hinausging, was zur Ausführung der Tanzfiguren erforderlich war.

»Ist das für Sie in Ordnung so?«, fragte er nach einer komplizierten Schrittkombination, der sie mit traumwandlerischer Sicherheit gefolgt war.

Endlich bedachte sie ihn mit einem flüchtigen Blick. Möglicherweise sogar mit dem Anflug eines Lächelns, das sofort wieder erstarb.

»Absolut.«

Nachdem der ursprünglich argentinische Tango die Bars der Pariser Halbwelt erobert hatte, machte er seit einigen Jahren auf beiden Seiten des Atlantiks Furore. Darum füllte sich die Tanzfläche bald mit Paaren, die sich mehr oder weniger anmutig über das Parkett schoben, sich aufeinander zu und voneinander weg bewegten, was je nach Begabung und Übung korrekt bis grotesk wirkte. Max’ Partnerin jedoch begleitete ihn gekonnt bei den schwierigsten Schritten, passte sich den klassischen, vorhersehbaren Figuren ebenso an wie solchen, die er, seiner Tänzerin immer mehr zutrauend, zwischendurch improvisierte, stets in seinem eigentümlich schnörkellosen, verhaltenen Stil, aber gespickt mit cortes und neckischen Seitschritten, die sie mühelos parierte, ohne aus dem Takt zu geraten. Auch sie schien Freude an der Bewegung und der Musik zu haben, sie schenkte Max jetzt öfter ein Lächeln.

Während sie über das Parkett glitten, studierte er ihren Mann mit dem ruhigen Auge eines erfahrenen Jägers. Darin war er geübt: Ehegatten, Väter, Brüder, Söhne, Liebhaber der Frauen, mit denen er tanzte, einzuschätzen. Männer, die ihre Frauen mit Stolz, Herablassung, Langeweile, Schicksalsergebenheit oder anderen ähnlich männlichen Gefühlen begleiteten. Es verbarg sich viel nützliche Information in Krawattennadeln, Uhrketten, Zigarettenetuis und Ringen, dem Umfang der vor dem Kellner halb geöffneten Brieftaschen, in Qualität und Schnitt eines Sakkos, der Bügelfalte einer Hose oder dem Glanz der Schuhe. Selbst in der Art des Krawattenknotens. Alles das ergab den Fundus, aus dem Max Costa im Takt der Musik seine Methoden und Pläne schöpfte, um, prosaischer ausgedrückt, vom Salontanz zu lukrativeren Tätigkeiten überzugehen.

Als das Stück zu Ende war, geleitete Max seine Partnerin zu ihrem Tisch und warf aus nächster Nähe einen letzten Blick auf ihren Gatten: elegant, selbstsicher, Anfang vierzig. Kein schöner Mann, aber von angenehmem Äußeren mit seinem feinen, distinguierten Oberlippenbart, dem gelockten, leicht ergrauten Haar, dem wachen, intelligenten Ausdruck der Augen, denen, wie Max sehr wohl bemerkt hatte, nichts von dem entging, was sich auf der Tanzfläche abspielte. Max hatte vom Maître erfahren, dass es sich um den spanischen Komponisten Armando de Troeye und seine Gattin handelte: exklusive Suite in der ersten Klasse und der Tisch neben dem des Kapitäns im großen Speisesaal, was an Bord der Cap Polonio viel Geld oder eine herausragende gesellschaftliche Stellung und meistens beides zugleich bedeutete.

»Es war mir ein Vergnügen, Señora. Sie tanzen wundervoll.«

»Danke.«

Er verabschiedete sich mit einer kleinen, fast militärischen Verbeugung, einer Geste, die Frauen zu gefallen pflegte, wie auch die Unbefangenheit, mit der er ihre Finger an die Lippen führte, und sie erwiderte den Gruß mit einem knappen, kühlen Nicken, bevor sie auf dem Stuhl Platz nahm, den ihr Gatte, der dazu aufgestanden war, für sie zurechtrückte. Max wandte sich ab, strich erst rechts, dann links sein glänzendes, mit Brillantine zurückgekämmtes schwarzes Haar an den Schläfen glatt und entfernte sich entlang der Tanzfläche. Um seine Lippen spielte ein feines Lächeln, und obwohl er niemanden ansah, spürte er das weibliche Interesse, das seinen Einszweiundachtzig in dem makellosen Galaanzug – in den er seine letzten Ersparnisse investiert hatte, bevor er mit einem Arbeitsvertrag für die einfache Fahrt nach Buenos Aires an Bord gegangen war – von den Tischen zuteilwurde, die die Passagiere allmählich verließen, um sich in den Speisesaal zu begeben. Die Hälfte des Salons verabscheut mich jetzt, dachte er, teils resigniert, teils belustigt. Die andere Hälfte sind Frauen.

Die drei sind vor einer Buchhandlung stehengeblieben. Zwar schließen in Sorrent zum Ende der Hauptsaison einige der Geschäfte und Restaurants, auch einige der edlen Läden am Corso Italia, doch die Altstadt und die Via San Cesareo sind das ganze Jahr über voller Touristen. Die Straße ist nicht sehr breit, also hält Max Costa in vorsichtigem Abstand vor einem Delikatessengeschäft inne, ein Ständer mit einer kreidebeschrifteten Schiefertafel bietet ihm Deckung. Das Mädchen mit dem Zopf ist in den Laden gegangen, während die Frau mit dem Hut und der junge Mann plaudernd davor stehenbleiben. Die Sonnenbrille hat er abgenommen und lächelt. Er ist dunkelhaarig und sieht gut aus. Sie scheint ihn zu mögen, denn einmal streichelt sie ihm die Wange. Danach sagt er etwas, und sie lacht laut auf, so schallend, dass der heimliche Beobachter es deutlich hören kann: ein helles, offenes Lachen, das sie sehr verjüngt und Max erbeben lässt, als die Erinnerung abermals über ihn hereinbricht. Sie ist es, denkt er. Neunundzwanzig Jahre sind vergangen, seit er sie zum letzten Mal gesehen hat. Damals fiel leichter Regen auf eine herbstliche Küstenlandschaft. Ein Hund rannte über die feuchten Kiesel am Strand, unterhalb der Promenade des Anglais in Nizza, und jenseits der weißen Fassade des Hotels Negresco versank die Stadt in grauem Dunst. Nach so langer Zeit kann das Gedächtnis trügen. Der frühere Eintänzer und jetzige Hausmeister und Chauffeur von Doktor Hugentobler aber hat keinen Zweifel mehr. Es handelt sich um dieselbe Frau. Dasselbe Lachen, dieselbe Art, den Kopf zur Seite zu neigen, dieselbe lässige Gestik. Die natürliche Eleganz, mit der sie die eine Hand in die Tasche ihrer Strickjacke gesteckt hat. Er würde sich gern nähern, um ihr Gesicht besser zu sehen, wagt es aber nicht. Während er noch mit sich ringt, kommt das Mädchen mit dem Zopf aus dem Geschäft, und die drei machen sich auf den Rückweg, vorbei an dem Delikatessengeschäft, in das Max sich eilends geflüchtet hat. Von drinnen sieht er die Frau mit dem Hut vorübergehen, betrachtet ihr Profil und ist jetzt ganz und gar überzeugt. Honigaugen, stellt er erschüttert fest. Fast flüssig. Und so folgt er ihnen, immer in sicherer Entfernung, zurück zur Piazza Tasso bis zum Gittertor des Hotels Vittoria.

Am nächsten Tag sah er sie wieder, auf dem Deck, wo die Rettungsboote lagen. Es war Zufall, denn keiner von beiden hatte dort etwas zu suchen. Wie alle Angestellten der Cap Polonio, die nicht zur Besatzung gehörten, hatte Max Costa sich von der ersten Klasse und deren Flanierdecks fernzuhalten. Um Letztere zu umgehen, wo die Passagiere in Liegestühlen aus Teakholz und Weidengeflecht auf der Steuerbordseite ihr Sonnenbad nahmen – auf dem Backborddeck wurde gekegelt, Shuffleboard gespielt und auf Tontauben geschossen –, kletterte er schließlich eine Stiege hinauf und gelangte auf ein anderes Deck, wo zu beiden Seiten der drei großen rot-weißen Schornsteine des Überseedampfers je acht der sechzehn Rettungsboote aufgereiht in ihren Halterungen hingen. Es war ein stiller Ort, wo man für gewöhnlich keine Passagiere antraf, da die großen Boote keinen schönen Anblick boten und zudem die Aussicht nahmen. Das einzige Zugeständnis an die, die sich dennoch dort aufhalten mochten, waren einige Holzbänke. Und als der Eintänzer zwischen einem weißgestrichenen Bullauge und der Öffnung eines der mächtigen Ventilatoren, die Frischluft ins Innere des Schiffes bliesen, heraustrat, erkannte er auf einer dieser Bänke die Frau, mit der er am Vorabend getanzt hatte.

Es war ein strahlender Tag, windstill und für die Jahreszeit noch angenehm mild. Max hatte keinen Hut auf und weder Handschuhe noch Stock bei sich – er trug einen grauen Anzug mit Weste, ein Hemd mit weichem Kragen und Strickkrawatte –, also beschränkte er sich darauf, der Frau im Vorbeischlendern kurz zuzunicken. Sie war mit einem schicken Kaschakostüm aus dreiviertellanger Jacke und geradem Faltenrock bekleidet und las in einem Buch, das auf ihrem Schoß lag. Als der Schatten des Mannes über sie fiel, hob sie das schmale Gesicht unter der schmalen Krempe des Filzhutes und sah ihn an. Mag sein, dass es das kurze Aufblitzen war, das er in ihren Augen wahrzunehmen glaubte, jedenfalls verhielt er, mit der gebotenen Zurückhaltung und eingedenk der unterschiedlichen Stellung beider an Bord, für einen Moment den Schritt.

»Guten Morgen«, sagte er.

Die Frau, die schon wieder in ihr Buch schaute, antwortete nur mit einem Nicken.

»Ich bin ...«, begann er, plötzlich verlegen. Er fühlte sich auf unsicherem Gelände und bereute bereits, sie angesprochen zu haben.

»Ja«, gab sie gelassen zurück. »Der Herr von gestern Abend.«

Sie sagte Herr, nicht Tänzer, und dafür war er ihr dankbar.

»Ich weiß nicht«, setzte er an, »ob ich Ihnen gesagt habe, wie wundervoll Sie tanzen.«

»Haben Sie.«

Wieder wandte sie sich ihrem Buch zu. Einem Roman, wie er mit einem raschen Blick auf den Titel festgestellt hatte, während sie es halb zugeklappt auf dem Schoß hielt: Die apokalyptischen Reiter von Vicente Blasco Ibáñez.

»Auf Wiedersehen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre.«

»Danke.«

Er entfernte sich, ohne zu wissen, ob sie ins Buch oder ihm hinterherschaute, und er bemühte sich, eine Hand in der Hosentasche, möglichst ungezwungen und gleichgültig zu wirken. Im Windschatten des letzten Rettungsbootes blieb er stehen, zog ein silbernes Etui hervor – die eingravierten Initialen waren nicht die seinen – und zündete sich eine Zigarette an. Bei dieser Gelegenheit warf er einen verstohlenen Blick gen Bug, zu der Bank, auf der die Frau noch immer mit gesenktem Kopf saß und las. Gleichgültig.

Grande Albergo Vittoria. Max knöpft sich das Jackett zu, als er unter dem goldenen Schriftzug über dem Eisenbogen des Portals hindurchgeht, begrüßt den Wächter und wandert die von hundertjährigen Pinien, anderen Bäumen und Pflanzen aller Art gesäumte Allee entlang. Der Park ist weitläufig und erstreckt sich von der Piazza Tasso bis direkt an den Rand der Steilküste, wo oberhalb der Marina Piccola und des Meeres die drei Gebäude des Hotels aufragen. Im mittleren nimmt Max eine kleine Treppe nach unten und steht in der Empfangshalle vor der verglasten Wand mit Blick in den Wintergarten und auf die Terrassen, wo, ungewöhnlich für diese Jahreszeit, viele Menschen beim Aperitif sitzen. Hinter der Rezeption zu seiner Linken entdeckt er einen alten Bekannten: Tiziano Spadaro. Sie kennen sich aus früheren Zeiten, als Max selbst als Gast in Hotels wie dem Vittoria abzusteigen pflegte. Viele üppige Trinkgelder hatten mit der ungeschriebenen Gesetzen folgenden Diskretion die Hand gewechselt und einer Zuneigung den Boden bereitet, die mit der Zeit immer herzlicher und vertrauter geworden ist. Selbst das freundschaftliche Du – zwanzig Jahre zuvor undenkbar – gehört mittlerweile dazu.

»Na so was, Max. Welch Glanz in unserer Hütte ... Ist lange her.«

»Fast vier Monate.«

»Schön, dich zu sehen.«

»Danke, gleichfalls. Wie geht es dir?«

Schulterzuckend stimmt Spadaro das branchenübliche Klagelied zum Ende der Saison an: weniger Trinkgeld, Wochenendgäste mit jugendlichen Gespielinnen, die Schauspielerinnen oder Models werden wollen, Gruppen brüllender Amerikaner auf der Neapel-Ischia-Capri-Sorrent-Amalfi-Rundreise, jeden Tag an einem anderen Ort, Frühstück inbegriffen, die andauernd Mineralwasser bestellen, weil sie dem aus der Leitung nicht trauen. Zum Glück – Spadaro weist durch die Fenster in den belebten Wintergarten hinaus – schaffe dieser Campanella-Preis derzeit Abhilfe: Das Duell zwischen Keller und Sokolow fülle das Hotel mit Journalisten und Schachbegeisterten.

»Ich brauche eine Information. Unter der Hand.«

Spadaro sagt nicht »wie in alten Zeiten«, doch in seinem Blick, zunächst überrascht, dann spöttisch, leicht beunruhigt über die unerwartete Bitte, glimmt die frühere Komplizenschaft. Kurz vor der Rente, nach fünf Jahrzehnten in diesem Metier, seit seinen Anfängen als Page im Hotel Excelsior zu Neapel, hat er eine Menge erlebt. Und dazu gehört auch Max Costa in seinen Glanzzeiten.

»Ich dachte, du bist im Ruhestand.«

»Bin ich auch. Hier geht es um etwas anderes.«

»Ach so.«

Der alte Rezeptionist wirkt erleichtert, und Max rückt mit seinem Anliegen heraus: eine stilvolle ältere Dame in Begleitung eines Mädchens und eines gutaussehenden jungen Mannes. Sie hätten vor zehn Minuten die Halle betreten. Vielleicht seien sie ja Gäste des Hotels.

»Selbstverständlich sind sie das ... Der Junge ist kein Geringerer als Keller.«

Max blinzelt verwirrt. Der junge Mann und das Mädchen interessieren ihn nicht so sehr.

»Wer?«

»Jorge Keller, der chilenische Großmeister. Anwärter auf den Weltmeistertitel.«

Endlich fällt bei Max der Groschen, und Spadaro liefert ihm weitere Einzelheiten. Der Luciano-Campanella-Preis, der dieses Jahr in Sorrent vergeben wird, ist nach seinem Stifter benannt, dem Turiner Multimillionär, einem Großaktionär von Olivetti und Fiat. Campanella, ein leidenschaftlicher Anhänger des Schachspiels, organisiert jährlich ein Turnier an einem bedeutenden Ort Italiens, immer im ersten Hotel am Platz, zu dem er die Weltspitze der Schachspieler einlädt und sie freigebig entlohnt. Die Veranstaltung dauert vier Wochen und findet wenige Monate vor der Weltmeisterschaft statt. Mittlerweile gilt sie als inoffizieller Meisterschaftskampf zwischen den beiden stärksten Spielern, dem amtierenden Weltmeister und seinem gefährlichsten Kontrahenten. Abgesehen vom Preisgeld – fünfzigtausend Dollar für den Gewinner und zehntausend für den Zweitplatzierten – beruht das Prestige des Campanella-Preises vor allem darauf, dass der Sieger bisher jedes Mal anschließend auch den Titel gewonnen oder erfolgreich verteidigt hat. Zurzeit ist Sokolow Weltmeister und Keller, der alle anderen Kandidaten geschlagen hat, sein Herausforderer.

»Dieser Knabe ist Keller?«, fragt Max ungläubig.

»Ja. Ein netter Junge ohne Allüren, was in seinen Kreisen ungewöhnlich ist. Der Russe ist weniger freundlich. Immer umringt von Leibwächtern und scheu wie ein Maulwurf.«

»Und sie?«

Spadaro wischt mit der Hand durch die Luft: seine Gebärde für belanglose Kunden. Ohne besondere Geschichte.

»Das ist seine Freundin. Gehört auch zu seinem Team.« Der Rezeptionist blättert in den Reservierungen, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. »Irina heißt sie ... Irina Jasenovic. Der Name ist jugoslawisch, aber sie hat einen kanadischen Pass.«

»Ich meine die Ältere. Die mit dem kurzen grauen Haar.«

»Ach so, das ist die Mutter.«

»Von dem Mädchen?«

»Nein, von Keller.«

Zwei Tage später sah er sie wieder im Tanzsaal der Cap Polonio. Es war ein Festbankett, zu dem der Kapitän zu Ehren eines illustren Gastes geladen hatte, und einige der männlichen Passagiere hatten statt des dunklen Anzugs oder Smokings die knappe Jacke mit den langen Schößen, die gestärkte Hemdbrust und die weiße Halsbinde eines Fracks angelegt. Die Gäste versammelten sich, tranken Cocktails und lauschten der Musik, bis sie in den Speisesaal gebeten wurden. Nach dem Essen kamen die jungen Leute und die Tanzlustigen wieder und blieben bis spät in die Nacht. Das Orchester begann, wie gewohnt, mit langsamen Walzern und sanften Stücken, und Max tanzte zu einigen davon, vorwiegend mit jungen, ledigen oder verheirateten Damen, die unter der Obhut ihrer Familie reisten. Zu einem Slowfox forderte er eine schon ältere Engländerin auf, die sympathisch wirkte und in Begleitung einer Freundin war. Er hatte gesehen, dass sie flüsterten und einander mit dem Ellbogen anstießen, wann immer er in ihre Nähe kam. Die Engländerin war blond, rundlich, mit etwas rüden Manieren. Vielleicht ein wenig ordinär, er meinte, zu viel My Sin auf ihrer Haut wahrzunehmen, und übertrieben mit Schmuck behängt, doch sie tanzte nicht schlecht. Außerdem hatte sie schöne blaue Augen und genug Geld, um reizvoll zu wirken: Ihr Täschchen war aus Goldfäden gewoben, wie er mit fachmännischem Blick feststellte, als er vor ihr stand und sie um einen Tanz bat. Der Schmuck schien wertvoll zu sein, insbesondere ein mit Saphiren besetztes Armband und die passenden Ohrringe; die Steine, nähme man sie aus der Fassung, würden fünfhundert Pfund Sterling bringen. Ihr Name war Miss Honeybee, wie er der Gästeliste des Maître hatte entnehmen können. Verwitwet oder geschieden, behauptete dieser – er hieß Schmöcker und war Deutscher wie fast alle Offiziere, Matrosen und das gesamte Stammpersonal des Schiffes – mit der Selbstgewissheit der fünfzig Atlantiküberquerungen, die er auf dem Buckel hatte. Und aus all diesen Gründen nahm Max Costa Miss Honeybee nach einigen Tänzen und einem sorgsamen Studium ihrer Reaktionen auf sein Verhalten und seine körperliche Nähe – bar jeder Zudringlichkeit, korrekt auf Abstand, mit professionellem Gleichmut und einem breiten männlichen Lächeln, als er sie zuletzt wieder an ihren Tisch brachte, wofür sie ihm mit einem schmelzenden so nice dankte – in seine Liste möglicher Kandidatinnen auf. Fünftausend Seemeilen und drei Wochen Schiffsreise boten reichlich Gelegenheit.

Diesmal trafen die de Troeyes gemeinsam ein. Max gestattete sich gerade eine Pause und hatte sich hinter einige Blumenkübel an der Seite der Orchesterbühne zurückgezogen, um sich auszuruhen, ein Glas Wasser zu trinken und eine Zigarette zu rauchen. Von dort aus sah er das Ehepaar eintreten, angeführt von dem beflissenen Schmöcker. Sie gingen dicht nebeneinander, sie einen halben Schritt voraus, er mit einer weißen Nelke am schwarzen Satinrevers, in der einen Hand eine Zigarette und die andere in der Hosentasche, wodurch sich der rechte Frackschoß leicht nach oben verschob. Armando de Troeye ignorierte die Aufmerksamkeit, die er unter den Passagieren erregte. Seine Frau sah aus wie einer exklusiven Modezeitschrift entstiegen. Sie trug eine lange Perlenkette und passende Ohrringe. Schlank, gelassen, auf hohen Absätzen mit sicherem Schritt im sachten Wiegen des Schiffes, zeichnete sich ihr Körper in gestreckten, nahezu endlosen Linien unter einem langen jadegrünen Kleid ab – mindestens fünftausend Francs in Paris, Rue de la Paix, so Max’ Schätzung –, das Arme, Schultern und den Rücken bis zur Taille freigab und nur von einem einzigen schmalen Träger um den Nacken gehalten wurde, den das kurze Haar auf bezaubernde Weise entblößte. Voller Bewunderung erkannte Max zweierlei: Sie war eine der Frauen, deren Eleganz ins Auge springt, deren Schönheit man aber erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Außerdem gehörte sie zu den wenigen, die dafür geschaffen waren, derartige Kleider zu tragen.

Er konnte vorerst nicht mit ihr tanzen. Das Orchester spielte einen Camelwalk, unmittelbar gefolgt von einem Shimmy – der mit dem absurden Titel Tutankamon war noch immer in Mode –, und er musste sich nacheinander zwei temperamentvollen Gören widmen, die sich, durchaus talentiert, an den Tanzschritten versuchten, wobei ihre Familien, zwei nette brasilianische Ehepaare, aus der Ferne ein Auge auf sie hatten: erst die rechte Schulter, dann die linke, immerzu vor und zurück, bis die beiden völlig außer Atem waren und er fast. Bei den ersten Takten eines Black Bottom – das Stück hieß Amor y palomitas de maíz – wurde er dann von einer Amerikanerin aufgefordert, noch jung, nicht besonders hübsch, aber sehr geschmackvoll gekleidet und zurechtgemacht. Sie erwies sich als unterhaltsame Tanzpartnerin, und zum Schluss, als er sie an ihren Tisch zurückbrachte, steckte sie ihm einen Fünf-Dollar-Schein zu. Während er noch mit ihr tanzte, kam Max mehrfach am Tisch der de Troeyes vorbei, doch jedes Mal, wenn er hinsah, schien die Frau wegzuschauen. Jetzt war der Tisch verlassen, und der Kellner räumte die beiden leeren Gläser ab. Abgelenkt von seiner letzten Partnerin, hatte Max das Paar nicht aufstehen und in den Speisesaal hinübergehen sehen.

Er nutzte die Pause während des Abendessens, das gegen sieben Uhr serviert wurde, um eine Tasse Consommé zu sich zu nehmen. Er aß nie feste Nahrung, wenn er tanzen musste; auch eine Gewohnheit aus Legionärszeiten, wenngleich es damals um eine andere Art von Tanz ging und leichte Mahlzeiten eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme hinsichtlich der Gefahr eines Bauchschusses waren. Nach der Brühe zog er den Mantel über und ging hinaus auf das Steuerborddeck, um eine Zigarette zu rauchen und frische Luft zu schnappen, während er die Lichtreflexe des aufgehenden Mondes auf dem Wasser betrachtete. Um viertel nach acht kehrte er in den Saal zurück und setzte sich an einen der freien Tische in der Nähe des Orchesters, wo er mit den Musikern plauderte, bis die ersten Gäste aus dem Speiseraum kamen, die Männer sich auf den Weg zum Spielsalon, zur Bibliothek oder zum Rauchzimmer machten und die Frauen, die jüngeren Leute und die tanzwütigen Paare sich an den Tischen um die Tanzfläche niederließen. Das Orchester begann, die Instrumente zu stimmen, der Maître Schmöcker brachte seine Mannschaft auf Trab, und man hörte Gelächter und das Knallen von Champagnerkorken. Max stand auf, prüfte den Sitz von Fliege, Kragen und Manschetten, zog die Piquéweste glatt und schlenderte zwischen den Tischen umher, um Ausschau nach einer Dame zu halten, die seine Dienste beanspruchen könnte. In diesem Moment kam sie herein, diesmal am Arm ihres Gatten.

Sie setzten sich an denselben Tisch. Das Orchester begann mit einem Bolero, und sofort eilten die ersten Paare auf die Tanzfläche. Miss Honeybee und ihre Freundin waren nach dem Essen nicht zurückgekehrt, und Max wusste nicht, ob sie an diesem Abend noch auftauchen würden. Im Grunde war er froh, sie nicht zu sehen. So schlängelte er sich mit einer vagen Absicht zwischen den Tanzenden hindurch, die sich im fließenden Takt der Musik über das Parkett bewegten. Die de Troeyes saßen schweigend da und sahen zu. Als Max vor ihrem Tisch stehenblieb, hatte der Kellner soeben eine Flasche Clicquot im Kühler und zwei Champagnergläser serviert. Mit einer kleinen Verneigung grüßte er den Mann, der zurückgelehnt mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Stuhl saß, den Ellbogen auf den Tisch stützte und wie stets eine Zigarette in der linken Hand hielt, an deren Ringfinger, zusammen mit dem Ehering, ein dicker Goldring mit blauem Siegel steckte. Dann schaute der Eintänzer die Frau an, die ihn neugierig musterte. Ihr einziger Schmuck – sie trug weder Armbänder noch Ringe, abgesehen von ihrem Ehering – waren die wundervolle Perlenkette und die dazu passenden Ohrringe. Wortlos offerierte sich Max als ihr Tanzpartner, verbeugte sich wieder leicht, knapper als zuvor, wobei er zackig die Hacken zusammenschlug, und wartete reglos ab, bis sie ihm mit einem langsamen Lächeln dankte und den Kopf schüttelte. Schon wollte sich der Eintänzer mit einer Entschuldigung zurückziehen, als der Mann den Ellbogen vom Tisch nahm, die Bügelfalten seiner Hose zurechtzupfte und durch den Zigarettenrauch seine Frau anblickte.