PUSSY RIOT! versammelt Briefe, Plädoyers, Erklärungen und Gedichte der drei Künstlerinnen, die von der russischen Willkürjustiz zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurden. Die Texte bieten ein bedrückendes Bild der »russischen Demokratie«, vom Filz zwischen Staat und Kirche, von der Realität im Gerichtsverfahren und im Gefängnisalltag – sie zeigen aber auch, wie mutig und stark der Widerstand dieser Frauen ist.
Pussy Riot ist ein feministisches Kunst-Performance-Kollektiv aus Moskau. Gegründet 2011, machen sie öffentliche Performance-Auftritte als Angriff auf die russische Politik. Im Februar 2012 wurden drei Mitglieder der Gruppe verhaftet, nachdem sie in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau in bunten Strumpfmasken mit einem »Punk-Gebet für Freiheit« gegen Putin protestiert hatten. Trotz der weltweiten Unterstützung und Medienaufmerksamkeit wurden sie im August 2012 schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Haft verurteilt.
EIN PUNKGEBET
FÜR FREIHEIT
MIT EINEM VORWORT VON LAURIE PENNY
AUS DEM ENGLISCHEN ÜBERSETZT VON BARBARA HÄUSLER
Die Originalausgabe des vorliegenden Buches
erschien unter dem Titel
PUSSY RIOT! A PUNK PRAYER FOR FREEDOM
bei The Feminist Press at the City University of New York,
New York City, September 2012
Besonderer Dank an Albrecht Götz von Olenhusen
für die Durchsicht der juristischen Terminologie
© Texte von Pussy Riot: OOO Kinokompaniya WEB-BIO
© Auswahl und Zusammenstellung der Texte: The Feminist Press
© der einzelnen Beiträge bei den Verfassern
© für die deutsche Ausgabe:
Edition Nautilus Verlag Lutz Schulenburg
Schützenstraße 49 a · D-22761 Hamburg
www.edition-nautilus.de
Alle Rechte vorbehalten
Deutsche Erstausgabe November 2012
Umschlaggestaltung: Maja Bechert, Hamburg
www.majabechert.de
Druck und Bindung: Beltz Bad Langensalza
1. Auflage
Print ISBN 978-3-89401-769-9
E-Book EPUB ISBN 978-3-86438-128-7
E-Book PDF ISBN 978-3-86438-129-4
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Von Laurie Penny
Vorwort der amerikanischen Ausgabe
Von Amy Scholder
Jungfrau Maria, räum Putin aus dem Weg!
Pussy Riot: Kunst oder Politik?
Brief von Mascha aus dem Untersuchungsgefängnis
Briefe von Nadja aus dem Untersuchungsgefängnis
Tod dem Gefängnis, Freiheit dem Protest
Brief an Patriarch Kyrill
Kropotkin-Wodka
Brief an Präsident Medwedew
Putin hat sich in die Hosen gemacht
Eingangserklärung vor Gericht von Mascha
Eingangserklärung vor Gericht von Nadja
Reiß das Pflaster auf
Auszüge aus dem Gerichtsprotokoll
Schlussplädoyer von Verteidigerin Violetta Wolkowa
Schlussplädoyer von Verteidiger Mark Feigin
Schlussplädoyer von Verteidiger Nikolai Polosow
Schlusserklärung von Katja
Schlusserklärung von Nadja
Schlusserklärung von Mascha
Drei Gedichte von Mascha
Solidaritätsadressen
Am 21. Februar 2012 stiegen fünf junge Frauen in Strickmützen und skandalös kurzen Kleidern auf die Kanzel der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, die zu betreten Frauen strengstens verboten ist. Sie hatten keine Waffen bei sich, sondern Gitarren, und trugen einen nicht einmal zweiminütigen Punksong vor, in dem sie den scheinheiligen Schulterschluss der Kirche mit Putins Regime beschrien und verlangten, die Jungfrau Maria solle Feministin werden. Jetzt sitzen zwei der jungen Frauen in russischen Straflagern, weil sie es gewagt haben, die Autorität von Kirche und Staat in Frage zu stellen.
Pussy Riot ist nicht einfach nur eine Rockband, sondern tatsächlich gar keine Rockband im traditionellen Sinn des Wortes. Die Gruppe gibt keine Konzerte, für die man Karten kaufen könnte, sie veröffentlicht keine Singles und arbeitet auch nicht mit großen Modelabels zusammen – wobei ihre Outfits beste Punk-Tradition haben und zumindest einige ihrer Mitglieder das geschriebene Wort besser beherrschen als die Gitarre. Pussy Riot sind mehr als eine Rockband – sie sind das Konzept einer Rockband, und in diesen Zeiten routinierter Überproduktion und politischer Unschlüssigkeit ist das Konzept einer Rockband überzeugender denn je. Der Song »Punk-Gebet« ist Protest-Lyrik: ein paar Akkorde plus ein bisschen durchdringendes Gekreische über schwulen Stolz und die korrupte geheime Absprache zwischen Kirche und Staat. Schaut man sich das Filmmaterial dieses Auftritts an, wie die Pussy-Riot-Frauen da in ihren leuchtenden Strickmützen und bunten Strumpfhosen auf der Kanzel der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale stehen, klopft einem das Herz bis zum Hals. Es versetzt einen nämlich in der Erinnerung weit zurück, in eine Zeit, die es vielleicht gar nicht gegeben hat – eine Zeit, als wilde Musik und mutige Frauen die Kultur vor sich selbst retten konnten.
Nadeschda Tolokonnikowa, die Jüngste der drei Frauen, deren Briefe, Songtexte und Gerichtserklärungen in diesem Buch zu lesen sind, eröffnet ihr Schlusswort damit, dass sie uns daran erinnert, dass in Wirklichkeit nicht Pussy Riot vor Gericht stand. Vielmehr standen das Putin-Regime und seine Marionetten-Justiz nebst der Russisch-Orthodoxen Kirche auf dem Prüfstand – und sie haben diesen Prozess in den Augen einer Welt verloren, die sich für die Sache der Protestierenden zusammentat. Das Wort, das sowohl die Welt als auch die Pussy-Riot-Gruppe für sie gewählt haben, ist »Patriarchen«. Ein Wort, dessen Verwendung im Rest der Welt in Vergessenheit geraten schien, da der Radikalfeminismus aus der Mode gekommen ist. Und doch ist es ein Wort, das angemessener denn je ist in einer Welt, in der sich Macht, Privilegien und Straffreiheit in den Händen einer kleinen Elite konzentrieren, die zum größten Teil aus Männern besteht, auch wenn heute durchaus einige zeitgenössische Patriarchen Frauen sind. Eines können Patriarchen gar nicht ertragen: dass man sich über sie lustig macht. Und deshalb verbüßen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina derzeit zweijährige Haftstrafen in strengen poststalinistischen Straflagern.
Natürlich bestehen Unterschiede zwischen dem Umgang heutiger neoliberal-totalitärer Staaten mit politischen Gefangenen und dem Umgang mit ihnen in der Sowjetdiktatur und ihren Satellitenstaaten. So haben die Sowjets seinerzeit gerne zugegeben, wenn sie Künstler und Aktivisten einsperrten, die es gewagt hatten, sich regimefeindlich zu äußern. Als die Dichterin Irina Ratuschinskaja 1983 an ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag ins Gefängnis kam, lautete die Anklage »antisowjetische Umtriebe«. Ratuschinskaja, die zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt wurde, schrieb später, sie sei »geschmeichelt [gewesen] von einer so langen Haftstrafe, sie war die erste öffentliche Anerkennung meines Werks im Land«. Pussy Riot hat eine solche Anerkennung nicht bekommen. Sie wurden vielmehr wegen »Rowdytums« verurteilt – also reiner und simpler Gewalt –, obwohl das Einzige, was in ihrer Kurz-Performance des »Punk-Gebets« beschädigt wurde, der Stolz der Kirchen-Patriarchen war. In einer Welt, in der Vergewaltigung und häusliche Gewalt weiterhin ungestraft bleiben, wird ideologische Gewalt gegenüber dem Unverwundbarkeitsgefühl eines repressiven Staates als wichtiger eingeschätzt als physische Gewalt gegenüber den Körpern von Frauen und den wehrlosesten Mitgliedern einer Gesellschaft. Es ist diese Form von Protest, den moderne neoliberale Regimes unbedingt bestrafen wollen, auch wenn sie das, anders als die alten Sowjetregimes, nicht beim Namen zu nennen wagen.
Dieser Unterschied ist wichtig. Er ist sogar der entscheidende Unterschied zwischen Zensur im neoliberal-totalitären Staat und Zensur in den alten Sowjetregimes. Letztere begnügten sich damit, die ideologische Dampfwalze zu spielen, die jede abweichende Meinung zerquetscht und jeden Keim kreativer Ausdrucksformen und künstlerischer Freiheit überrollt. Der neoliberal-religiöse Totalitarismus dagegen, wie er in Putins Russland praktiziert wird, setzt viel stärker auf den Anschein ideologischer Übereinstimmung. Deshalb kann nicht öffentlich zugegeben werden, dass drei junge Frauen mit ihren Gitarren eine solche Bedrohung für sein Sicherheitsgefühl sind. Stattdessen werden Pussy Riot und andere wie sie wegen gewalttätigen, geistlosen »Rowdytums« angeklagt, wobei Proteste wie das »Punk-Gebet« tatsächlich alles andere als geistlos sind.
Russland hat nicht das Monopol auf Scheinheiligkeit, was abweichende Meinungen angeht. Heute, während ich das hier schreibe, steht in Großbritannien ein junger Freund von mir vor Gericht, wo er sich für die fadenscheinige Straftat »gewalttätige Ausschreitungen« verantworten muss; sollte er verurteilt werden, droht ihm über ein Jahr Haft. Er wird beschuldigt, 2010 an einer Demonstration gegen die Verdreifachung der Studiengebühren teilgenommen zu haben, bei der er eine lebensgefährliche Hirnverletzung erlitt. In den letzten Jahren wurden Hunderte von Aktivisten und Künstlern wegen nichtgewalttätiger Proteste und Demonstrationen ins Gefängnis gesteckt, nicht nur in Russland, auch in Europa und in Amerika. Der Pussy-Riot-Prozess hat in den liberalen Massenmedien eine neuerliche Anerkennung des Muts von Menschen erzwungen, die gewillt sind, ihre Freiheit und Gesundheit zu opfern, weil sie daran glauben, dass Freiheit mehr bedeutet, als ein Leben in eingeschüchterter Komplizenschaft mit der Plutokratie von Geld und Religion zu führen.
Wenn in London, New York, Berlin und Delhi junge Frauen Strickmützen überziehen und in grellen Farben »Lasst Pussy Riot frei!« auf Wände schreiben, fordern sie damit nicht nur die Freilassung der zu Unrecht eingesperrten Künstlerinnen, nur weil die es gewagt hatten, sich über die Patriarchen des heutigen Russland lustig zu machen. Sie sorgen dafür, dass Pussy Riot diejenigen sind, denen der Sieg gewiss ist, indem sie diese Rebellion in ihren Herzen verstärken. Wenn wir »Lasst Pussy Riot frei!« sagen, sprechen wir damit auch über unsere eigenen Länder und über unser eigenes Leben, wo immer Patriarchen an der Macht sind, wo immer Frauen und Homosexuelle, die Jungen und die Armen dafür bestraft werden, aus der Reihe zu tanzen.
Was ist Freiheit? Die drei inhaftierten Mitglieder von Pussy Riot behaupten, sie seien es, die wirklich frei sind, weil sie Dinge sagen dürfen wie »Jungfrau Maria, heilige Muttergottes, werd’ Feministin«, und die Patriarchen, trotz all ihrer Pracht und Herrlichkeit, nicht. Sie haben recht.
Sie hätten gerne eine Eintrittskarte, um Pussy Riot zu sehen? Sie halten sie gerade in der Hand: Es sind die Songtexte und Schriften von drei unerschrockenen jungen Frauen und ihren Unterstützerinnen aus der ganzen Welt. Beim Lesen werden Sie sich daran erinnern, dass Feminismus kein Manifest für Shopping und sexuelle Unterwürfigkeit ist, sondern eine Waffe in den Händen aller, die an menschliches Potenzial und Redefreiheit glauben. Auf der ganzen Welt verbüßen Männer und Frauen Strafen in grausamen Gefängnissen, weil sie es gewagt haben, gegen Diktatur, Männerherrschaft und Zensur den Mund aufzumachen. Und diese Männer und Frauen verdienen unsere Solidarität, weil sie uns daran erinnern, was wirkliche Freiheit bedeutet.
Lasst Pussy Riot frei!
Laurie Penny, New York, November 2012
Diese Textsammlung stellte der Verlag Feminist Press kurz nach dem Urteilsspruch vom 12. August 2012 zusammen, der drei Mitglieder der feministischen Punkband Pussy Riot wegen »Rowdytums aus religiösem Hass« zu zwei Jahren Straflager verurteilte. Was zu dieser Verurteilung führte, war ein vierzig Sekunden dauernder Auftritt von fünf Frauen in einem nur Geistlichen vorbehaltenen Bereich der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. Ihren dort vorgetragenen Song bezeichnen sie als »Punk-Gebet«, das die Jungfrau Maria bittet, Feministin zu werden und »Putin aus dem Weg zu räumen«.
In der Untersuchungshaft schrieben Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch (bekannt als Mascha, Nadja und Katja) Briefe, bereiteten Gerichtserklärungen vor und machten ihre Gedichte und Songs einem breiten Publikum zugänglich. Wir Frauen von der Feminist Press haben sie gelesen, genau wie Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Diese Erklärungen nehmen erstaunlich klar Stellung zur miserablen Lage der Bürgerrechte in Russland sowie zur Korruption im inneren Kern der russischen Regierung, die eine taktische Allianz mit einer mächtigen religiösen Institution eingegangen ist. In gleicher Deutlichkeit und Ausführlichkeit sprechen sie auch breiter angelegte Themen wie die Gleichstellung der Geschlechter und Menschenrechte an.
Es gibt ein Wort, das viele Menschen nur ungern aussprechen. Es wird häufig als Euphemismus für etwas benutzt, das ernster genommen werden sollte, als es wird. Euphemisierung ist gewöhnlich eine auf Angst oder Unkenntnis beruhende Reaktion von Menschen, die über etwas derart Chaotisches und möglicherweise Unkontrollierbares schlicht nicht nachdenken wollen. Eine zusehends wachsende Subkultur hat sich dieses Wort zu eigen gemacht, die das Spektrum derer, die gesehen und gehört werden, ausdehnen möchte. Diese Aneignung eines Begriffs, der negativ oder als Abwertung verstanden wird, ist ein Signal der Solidarität mit jenen, die in den Machtstrukturen dieser Welt ganz unten stehen. Das Wort, an das ich denke, ist natürlich riot – Randale, Krawall, Aufstand. Bezeichnet man einen Aufstand als Randale, stellt man die mit ihm verfolgten Werte in Frage, ohne dies je auszusprechen. Durch ihre Auftritte, Schriften und Aktionen hat Pussy Riot etwas sehr Wichtiges erreicht. Indem ihre Mitglieder ihren Status als Bürgerinnen aufs Spiel setzten, haben sie die Werte und die moralische Autorität derer infrage gestellt, die Macht und Herrschaft so lange missbraucht haben – Feministinnen nennen es das Patriarchat.
Ich habe mir die Frage gestellt, weshalb dieser Auftritt eine Regierung zu einer solch unverhältnismäßigen Bestrafungsreaktion bewogen hat – eine Regierung, die inzwischen mit Sicherheit bedauern dürfte, welche Aufmerksamkeit sie der Band dadurch verschafft hat. Ich habe auch überlegt, weshalb wir – außerhalb von Russland – uns der Band so verbunden fühlen. Das Punk-Gebet von Pussy Riot stellt in dieser Nebeneinanderstellung eine Herausforderung dar. Kann ein Punk beten? Kann ein Rebell, also jemand, der an Auflehnung glaubt, gleichzeitig an eine höhere Macht glauben? Geht es beim Beten nicht genau darum – um den Glauben, dass es jenseits der sichtbaren oder irdischen Welt etwas oder jemanden gibt, das oder den wir um Gerechtigkeit oder Unterstützung bitten können? Ich habe immer an die transformative Macht der Musik geglaubt. Als der Punk aufkam, kam er mir vor wie die (un)perfekte Kombination meiner Sehnsucht nach dem Energiekick von Popmusik und einer radikalen Ausdrucksform von Widerstand. Widerstand wogegen? Wo soll man da anfangen … Es ist die destillierte Klarheit der Botschaft von Pussy Riot und die Art, auf die sie diese Botschaft vermitteln, die mich und meine Kolleginnen von Feminist Press beeindruckt, genau wie Riot Grrrls, Rockstars, Aktivisten und Journalisten auf der ganzen Welt. Die Botschaft von Pussy Riot ist in den Texten dieses Buchs klar formuliert. Sie kommt aber auch in ihrem gegenwärtigen Status als politische Gefangene zum Ausdruck. Allein in den USA sitzen Tausende in Haft, bloß wegen ihrer oppositionellen Ansichten. Sollte Pussy Riot die Aufmerksamkeit auf die Zwangslage der weltweit unrechtmäßig Inhaftierten lenken, ist dies ein unermesslicher Beitrag. Vielleicht werden Gebete sogar erhört.
Die Vorstellung hat etwas Prickelndes: Fünf maskierte Frauen, die in einem nur Geistlichen zugänglichen Bereich einer orthodoxen Kirche auftreten, welche in ihrer Geschichte die Gleichberechtigung von Frauen systematisch ablehnte und Homosexuelle bekehren will. Dieser radikale öffentliche Dissens und die drakonische Reaktion darauf haben uns dazu veranlasst, für die Freiheit einzutreten – für Pussy Riot und alle, die unter Korruption und einem moralisch bankrotten System leiden. Feminist Press will diese Botschaft verbreiten und verstärken und bietet mit diesem Buch sowohl ein historisches Dokument als auch einen Aufruf zum Handeln. Gleichzeitig nimmt freepussyriot.org Spenden für die Verteidigung der Gruppe entgegen. Auch die Verkaufserlöse dieses Buchs fließen in diesen Fonds.
Fast sofort nach Maschas, Nadjas und Katjas Verhaftung erschienen ihre Briefe online auf Englisch. Viele dieser Übersetzungen bilden die Grundlage für die Texte in diesem Buch. Ich möchte allen Übersetzern und Redakteuren danken, denen, die wir kennen und hier anführen, aber auch all denen, die daran mitwirkten, deren Namen uns aber nicht bekannt sind. Wir danken Maria Corrigan, Elena Glazov-Corrigan, Marijeta Bozovic, Maksim Hanukai, Sasha Senderovich, Liora Halperin, Katharine Holt, Vera Koshkina, Ainsley Morse, Rebecca Pyatkevich, Bela Shayevich, Chtodelat News, Christian MilNeil, Gila Primak, Alisa Obraztsova, Margarita Shalina, Sarah Valdez, Angelica Sgouros und Jeanann Pannasch. Bei allen anderen, die an den Texten mitarbeiteten und hier nicht aufgeführt sind, möchte ich mich entschuldigen. Dies ist keine böse Absicht.
Ich möchte auch all den Websites, Online-Magazinen und Blogs danken, die Texte von Pussy Riot veröffentlicht haben und auch weiterhin wichtige Dokumente, Neuigkeiten und Aktualisierungen zu diesem Fall anbieten. So war das Online-Magazin n+1 eine der Hauptquellen für die vorliegenden Texte, und wir danken ihm dafür, dass es die literarische Landschaft bereichert. Wir hätten dieses Buch auch niemals realisieren können ohne die Unterstützung von Christian MilNeil, Robert Lieber, JD Samson, Yoko Ono, Johanna Fateman, Justin Vivian Bond, Eileen Myles, Karen Finley und Alisa Obraztsova in Moskau. Ohne ihre Solidarität wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen.
Wenn ich von »wir« bei Feminist Press spreche, meine ich die engagierteste und inspirierteste Kolleginnentruppe, die ich mir vorstellen kann. Wir, das sind: Gloria Jacobs, Jeanann Pannasch, Drew Stevens, Maryann Jacob Macias, Cary Webb, Elizabeth Koke, Angelica Sgouros und Amy Scholder.
Zum Schluss danke ich euch, Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch und dem Pussy-Riot-Kollektiv. Ihr macht den Mund auf, und wir hören euch zu. Ich muss an einen Refrain von Karen Finley denken: »Life is more important than art. But life is meaningless without art« – »Leben ist wichtiger als Kunst. Aber ohne Kunst ist Leben bedeutungslos«. Wir unterstützen euren Mut und eure Herausforderung und ermuntern jeden, auf seine Weise neben euch gegen die Macht zu kämpfen.
Amy Scholder, New York, September 2012
(Refrain)
Jungfrau Maria, heilige Muttergottes, räum Putin aus dem Weg
Räum Putin aus dem Weg, räum Putin aus dem Weg!
Schwarzer Priesterrock, goldene Schulterklappen,
Die ganze Gemeinde kriecht in buckelnder Verbeugung
Das Gespenst der Freiheit ist im Himmel
Homosexuelle werden in Ketten nach Sibirien geschickt
Der KGB-Chef ist euer Oberheiliger
Lässt Demonstranten unter Geleitschutz ins Gefängnis abführen
Um Seine Heiligkeit nicht zu verärgern
Müssen Frauen gebären und lieben.
Scheiße, Scheiße, die Scheiße des Herrn!
Scheiße, Scheiße, die Scheiße des Herrn!
(Refrain)
Jungfrau Maria, heilige Muttergottes,
werd’ Feministin Werd’ Feministin, werd’ Feministin!
Das kirchliche Loblied auf miese Diktatoren
Die Kreuzträger-Prozession aus schwarzen Limousinen
Ein Lehrer-Priester kommt in die Schule
Geh zum Unterricht – bring ihm Geld mit!
Patriarch Gundjajew glaubt an Putin
Glaub stattdessen lieber an Gott, du Mistkerl!
Der Gürtel der Seligen Jungfrau ist kein Ersatz für Massendemonstrationen
Maria, die heilige Muttergottes, ist bei uns im Protest!
Jungfrau Maria, heilige Muttergottes, räum Putin aus dem Weg