Bahar Yilmaz
Trance
Healing
Der mediale Weg zu Heilung und Selbstheilung
Bahar Yilmaz
Trance
Healing
Der mediale Weg zu Heilung und Selbstheilung
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Copyright © 2012 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany.
Redaktion: Dr. Diane Zilliges
Einbandgestaltung: Guter Punkt, München
ISBN 978-3-641-07318-3
V003
www.randomhouse.de
Für meine Eltern
Ein wichtiger Hinweis
Liebe Leserin, lieber Leser, dieses Buch will dir ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem du an dir selbst Heilung geschehen lassen und diese Erfahrung an deine Mitmenschen weitergeben kannst. Alle Übungen sind von mir und meinen Schülerinnen und Schülern ausführlich erprobt und praktiziert worden. Sie dienen deinem Wohl und überdies der spirituellen Kontaktaufnahme zu geistigen Heilenergien. Es liegt ganz in deiner Verantwortung, wie du die beschriebenen Techniken anwendest und einsetzt. Die hier vorgestellten Methoden sind nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt, die Informationen und Arbeitsanleitungen können und sollen aber ärztlichen und/oder therapeutischen Rat nicht ersetzen. Trance Healing kann unterstützend im Rahmen eines ärztlich geführten Therapieprogramms eingesetzt werden. Wenn du eine ausführliche Einführung ins Trance Healing wünschst, empfiehlt es sich, sich an ein professionelles Trancemedium zu wenden.
Vorwort
Du kannst davon ausgehen, dass es kein Zufall ist, dass dir dieses Buch in die Hände gefallen ist. Es hat einen ganz bestimmten Grund. Es mag sein, dass du schon viele Bücher zu ähnlichen Themen gelesen hast, und doch spürst du vielleicht eine ganz besondere Anziehungskraft, die von diesem Buch ausging. Das, was du im Moment in deinen Händen hältst, ist kein Werk rein menschlicher Natur, sondern ein Geschenk aus der Geistigen Welt. Die Geistige Welt freut sich darüber, dass du ihr in diesem Buch nun begegnen kannst. Sie will dich auf deinem spirituellen Weg begleiten.
Ich bin auch jetzt, während ich diese Zeilen zu Papier bringe, Medium, das heißt eine Mittlerin zwischen dem Jenseits und dem Diesseits. Durch mich, durch meine Vermittlung manifestieren sich die Botschaften und Lehren aus der Geistigen Welt in Worten. Doch weder macht mich das zu jemand Besonderem noch fühle ich mich dir oder irgendjemand anderem überlegen. Nur lebe ich in mehr als nur einer Welt, und die Geistige Welt ist für mich mindestens so real wie die diesseitige. Die Bestimmung, die Geistige Welt zu spüren, begleitet mich bereits mein Leben lang, ich spürte den »Ruf« schon sehr früh. Die Welt des Übersinnlichen war mir von klein auf nicht fremd, und immer wieder versuchte ich mir einen Zugriff zu ihr zu verschaffen.
Meine Oma, in deren Obhut ich die ersten Jahre zu einem großen Teil aufwuchs, erzählte von verschiedensten Wesen, die sie überall zu sehen schien, ob dies in unserem Zuhause oder auf der Straße war. Für sie waren die geistigen Wesen überall spürbar und sichtbar. Sie sprach mit Freunden, die nur sie zu sehen schien, und wandelte unter den Sterblichen, als wäre sie keine von uns. Es ging von ihr eine extrem starke Anziehungskraft aus, sie zog Menschen und geistige Wesen aufgrund ihrer Liebenswürdigkeit geradezu magnetisch an.
Eines Tages bemerkte ich, dass ich genau dieselben Dinge sah wie meine Oma und dass sie aber für den Rest der Menschen in unserer Umgebung nicht selbstverständlich waren. Ich war während des Tages ständig von geistigen Wesen begleitet, wobei ich mit manchen bewusst kommunizieren, mit anderen nur über Gedanken Verbindung aufnehmen konnte. Meine erste konkrete außerkörperliche Erfahrung, die einer Art Trance sehr nahe kam, hatte ich mit etwa sechs Jahren. Körperlich lag ich in meinem Bett, mein energetischer Körper jedoch wanderte währenddessen durch die Zimmer unserer Wohnung. Ich ging durch die Räume – ohne Mühe und ohne dass ich gespürt hätte, wie sich meine Füße bewegen. Auch schien ich, um von einem Zimmer zum anderen zu gelangen, nicht mal eine Sekunde zu brauchen. Ich konnte mich mit meiner bewussten Intention innerhalb eines Moments an einen anderen Ort bewegen. Mir schien dies zum damaligen Zeitpunkt etwas Normales zu sein, und ich dachte, dass dies wohl alle Menschen bis zu einem gewissen Grad tun könnten. Diese Art von Astralwandern passierte mir noch etliche Male, es legte sich erst, als ich mich mehr um die Schule und Ähnliches kümmern musste.
Die Zeit verging, meine Oma starb, und ich begann nun mein Leben in den zwei Welten allein fortzuführen. Meine übersinnlichen Wahrnehmungen verstärkten sich im Laufe der Jahre. Ich begann, Dinge, die in der Zukunft lagen, zu erspüren, das energetische Feld um Menschen herum zu sehen und nicht zuletzt auch Schmerzen und Leiden anderer wahrzunehmen. Es begann damit, dass ich unaufgefordert Familienmitglieder darauf ansprach, ob sie denn hier und dort Schmerzen hätten. Immer lag ich richtig, und mein Umfeld begann wahrzunehmen, dass die Dinge, die ich sagte, nicht nur die Hirngespinste eines kleinen Mädchens waren, sondern Hand und Fuß hatten.
Schon bald quoll unser Zuhause von Menschen über, die von meinem Können gehört hatten und nun bei mir eine Antwort für ihre Leiden und Schmerzen suchten. Für sie war ich ein Mädchen mit einer außergewöhnlichen Gabe. Für mich hingegen bedeutete es das Natürlichste von der Welt, mich in die Körper der Menschen hineinzuspüren und wahrnehmen zu können, wie es ihnen ging. Manchmal erschienen mir Bilder vom Inneren ihrer Körper. Manchmal waren es aber auch ganz kurze Augenblicke von Empfindungen, Schmerz oder Beschwerden, die ich erhielt.
Neben meiner Fähigkeit, spüren zu können, worunter die Menschen litten, konnte ich ihnen auch helfen, ihre Schmerzen zu lindern. Sie berichteten, dass ihre Beschwerden nachließen, wenn ich meine Hände auf ihren Körper legte. Mir war schon sehr früh bewusst, dass nicht ich es war, die Heilung schenken konnte, sondern dass ich als eine Mittlerin zwischen den geistigen Wesen und den Menschen auf Erden diente.
Geistige Wesen, Engel und diverse Energien waren meine ständigen Begleiter, auch wenn ich sie nicht immer mit meinen physischen Augen sah, spüren konnte ich sie auf jeden Fall. Ich konnte wahrnehmen, wenn sie sich mir näherten, und auch spüren, wenn sie einander abwechselten. Das taten sie sehr oft, es fühlte sich fast so an, als würde jedes einzelne Wesen mich mal testen und schauen wollen, wie gut es sich denn mit mir arbeiten lässt. Heute erkenne ich manchmal geistige Wesen, denen ich bereits in meiner Kindheit schon einmal begegnet war.
Mit wachsendem Alter merkte ich, dass ich mein außergewöhnliches Können erweitern wollte, und begann, meine übersinnlichen Wahrnehmungen mit Meditation und Yoga zu schulen und zu stabilisieren, sodass ich meine Fähigkeiten bald gezielter einsetzen und zudem willentlich ein- und ausschalten konnte.
Den Feinschliff meiner Sensitivität und Medialität sollte ein Aufenthalt in Stansted am Arthur Findlay College liefern. Ich landete mehr zufällig als gewollt im Trance-Healing-Kurs unter der Leitung von Steven Upton. Bereits bei der ersten Übung der Trance war für mich klar, dass es genau diese Methode des Healings war, mit der ich arbeiten wollte. Völlig mühelos glitt ich in den Zustand einer tiefen inneren Einkehr. Diese Empfindung hatte ich jahrelang in meiner Meditationspraxis gesucht, und nun fand ich sie innerhalb von wenigen Minuten in dieser Trancetechnik. Gleichzeitig schien mir die Geistige Welt unbeschreiblich nahe zu sein, ich fühlte mich in jeder Faser meines Körpers und in jeder Schicht meiner Seele mit ihr verbunden.
Im Laufe des Kurses hatten wir Teilnehmer die Möglichkeit, in den Genuss einer Trance-Healing-Sitzung bei Steven Upton zu kommen. Ich nahm das Angebot in Anspruch und war voller Neugier, was mich denn erwarten würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer wiederkehrende Beschwerden mit meinen Ohren. Ohrgeräusche waren in meinem Kopf schon die Norm geworden, und ich hatte fast schon gelernt, mit der Lärmkulisse in mir zu leben. Als nun Steven Upton seine Hand auf meinen Rücken legte, begannen sich die Geräusche in meinen Ohren um einiges zu verstärken und ich spürte leichte Schmerzimpulse an den verschiedensten Stellen meines Körpers. Gleichzeitig breitete sich jedoch auch eine tiefe innere Ruhe in mir aus und ich fühlte mich auf unerklärliche Weise wohl und gut aufgehoben.
Steven Upton bewegte dann seine Hand in Richtung Nacken und berührte kaum spürbar mit ein oder zwei Fingern einen Halswirbel. Als hätte er über diese Stelle einen uralten, seit Langem vergrabenen Schmerz in meiner Seele wachgerufen, begann ich mit einem Mal schluchzend und völlig haltlos zu weinen. Bewusst konnte ich nicht wahrnehmen, weshalb ich weinte. Was ich jedoch spüren konnte, war eine tiefe und befreiende Erleichterung. Ich fühlte mich von einer sehr alten Trauer erlöst und ließ sie mit meinen Tränen aus meinem Körper entschwinden. So plötzlich wie das Weinen aufgetreten war, genauso plötzlich zog es sich bald wieder zurück. Mit einem Schlag stoppten meine Tränen. Mein ganzes Gesicht war nass, ich konnte jedoch den inneren Schmerz mit einem Mal nicht mehr spüren.
Nach der Sitzung gab mir Steven zu verstehen, dass ich wohl eine sehr tief sitzende traumatische Erfahrung in mir getragen hatte. Sie war so stark, dass sie sich ein Ventil gesucht hatte: meine Ohren. Über die Geräusche hatte mein Organismus einen Weg gefunden, mit der emotionalen Belastung umzugehen. Diese Erklärung machte für mich absolut Sinn, auch wenn ich mich an kein konkretes traumatisches Ereignis aus meiner Vergangenheit erinnern konnte. Irgendwie spürte ich jedoch die Wahrheit hinter seinen Worten.
Für einige Tage nach der Sitzung quälten mich meine Ohrgeräusche noch mehr als zuvor und eine Art Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass es wohl so sein sollte, dass ich mit der emotionalen Dysbalance so umging, dass sich meine Ohren »meldeten«. Fast hatte ich mich damit abgefunden. Nachdem aber fünf Tage verstrichen waren, hörten die Geräusche in meinem Kopf mit einem Schlag auf. Es wurde ganz still in meinen Ohren. Zuerst konnte ich es gar nicht glauben und wartete eigentlich schon darauf, dass der Lärm nach einigen Tagen wieder einsetzte. Das sollte aber nicht passieren. Die Geräusche in meinen Ohren waren weg. Meine Seele schien endlich Ruhe gefunden zu haben.
Es war die absolute Heilung von dieser sehr tief sitzenden Lärmkulisse in mir, die womöglich einen alten Schmerz zu übertönen versucht hatte. Bis heute hat sich dieser Zustand gehalten und meinen Ohren geht es so gut wie nie zuvor. Das einschneidende Heilungserlebnis hinterließ viele Spuren in mir und prägte meinen spirituellen Weg auf gravierende Weise. Ich tat alles in meiner Macht stehende, um diese Art des Heilens zu lernen und zu trainieren. Ich versuchte, immer näher mit meinen Geistführern in Kontakt zu kommen, und konnte beobachten, wie mein Team von Geistführern, Geisthelfern und Geistdoktoren mit jeder Trance-Healing-Sitzung, die ich abhielt, wuchs. Heute kann ich sagen, dass ich meine persönliche spirituelle Erfüllung im Trance Healing finden konnte.
Mit der Methode des Trance Healing kann ich nicht nur Menschen helfen, ich trete auch immer wieder mit meinem Höheren Selbst in Verbindung und spüre, was es heißt, sich auf höhere Dimensionen und Schwingungen einzulassen. Ich erkannte eines immer deutlicher: Wenn wir auf mediale Weise den Menschen dienen, tun wir es gleichzeitig auch der Geistigen Welt gegenüber. Indem wir Menschen Heilung vermitteln, geben wir auch geistigen Wesen die Möglichkeit, sich durch uns und für die gesamte spirituelle Welt zu entwickeln. Denn jegliches Leiden, sei es auf individueller oder globaler Ebene, entsteht aus einem Sträuben gegen eine notwendig gewordene Weiterentwicklung, aus einer Art Stagnation. Wenn wir auf unserem Weg stehen bleiben, leiden wir zwangsläufig. Denn es ist die Bestimmung unserer Seele, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen – und dies in jedem Moment und bei jeder nur möglichen Gelegenheit.
Damals war es für mich ein spiritueller Wendepunkt in meinem Leben und ein Geschenk, das Trance Healing erfahren und lernen zu dürfen. Ich durfte und darf bis heute daran wachsen und mich und die Geistige Welt besser kennenlernen. Ich wünsche dir, liebe Leserin, lieber Leser, dass du mindestens genauso viel Inspiration, Freude und spirituelle Erfüllung im Trance Healing findest wie ich. Und genau dies wünscht sich auch die Geistige Welt für dich.
I. Theorie
Das Thema Heilung ist in aller Munde und kann kaum noch aus dem esoterischen Bereich weggedacht werden. Egal, ob es sich um Meditation, Medialität, Yoga oder Spiritualität ganz allgemein handelt, Menschen erhoffen sich stets Heilung auf den verschiedensten Ebenen ihres Seins. Sie erwarten Heilung von erlebten Traumata, vergangenen Gräueln, negativen Erfahrungen, chronischen Schmerzen und vielen anderen Einschränkungen und Beschwerden.
Leiden und Schmerzen können sich jedoch nicht nur auf das jetzige Leben beziehen, sondern auch aus früheren Inkarnationen in das gegenwärtige Leben hineingetragen worden sein. Oftmals geschieht es, dass die Suche nach Heilung mit der Suche nach den Ursachen des Leidens verwechselt wird und man sich jahrelang wundert, wieso keine Heilung einsetzt. Allein die Tatsache, dass man den Grund für bestehende Schmerzen kennt, garantiert keineswegs die Heilung. Es gibt heute so viele verschiedene Methoden, die Gründe für ein körperliches oder seelisches Leiden zu identifizieren, von Familienaufstellungen und Reinkarnationstherapien bis hin zu exorzistischen Ritualen.
Wieso aber bleibt in den häufigsten Fällen eine wirkliche Heilung aus oder liefert zumindest nicht die erhofften Resultate? Heilt es den Menschen denn wirklich, zu wissen, woher die Störung in seinem System kommt? Im Hinblick auf das Trance Healing müssen wir diese Fragen mit einem Nein beantworten. Wir als in weltlichen Dimensionen eingesperrte und physischen Grenzen ausgesetzte Geschöpfe können nur mit übermenschlicher Anstrengung alle Ursachen von Leiden, die mehrdimensional sein können, erkennen und aufheben. Oftmals ist es auch so, dass uns eine gewisse Vogelperspektive auf all unsere verlebten Leben fehlt und wir nur aus der weltlichen Begrenztheit heraus unsere Situation beobachten und analysieren können.
Gänzlich anders ist es, wenn wir die Geistige Welt in den Heilungsprozess mit einschließen. Genau dies geschieht im Trance Healing.
Englischer Spiritualismus und Trance Healing
Lass uns zuerst betrachten, wo das Trance Healing seinen Ursprung hat und wie es sich bis heute entwickelt hat. Seine Wurzeln liegen im englischen Spiritualismus, der 1848 durch die berühmten Geschwister Fox in Hydesville (USA) ins Leben gerufen wurde. Es war eine Zeit, in der sich die Menschheit in einer Krise befand: Der Materialismus und die Naturwissenschaften schienen sich in einem extremen Aufschwung durchzusetzen, während sich gleichzeitig eine spirituelle Leere in den Menschen ausbreitete. In einer Welt, in der der Rationalismus immer mehr die Oberhand gewann, wuchs in den Herzen der Menschen der Wunsch nach dem Geistig-Spirituellen. Wer weiß, vielleicht hätten die Fox-Geschwister auch Gehör gefunden, wenn die Umstände anders gewesen wären. Doch sicher haben diese Entwicklungen ihre Popularität begünstigt. Margareta und Catherine Fox, beide von Geburt an stark medial veranlagt, erregten in kürzester Zeit gesellschaftliches Aufsehen, insbesondere durch die nicht zu leugnenden Klopfgeräusche, die sie verstorbenen Menschen zuschrieben. Sie läuteten die Geburtsstunde des Spiritualismus ein, der bis heute überlebt hat und mittlerweile eine weltweit verbreitete Religion ist.
Spiritualisten bezeichnen sich als rational-religiös und sind stets darauf bedacht, durch ihren Glauben den Spagat zwischen Philosophie, Wissenschaft und Religion zu meistern. Bis heute scheuen sich spiritualistische Medien nicht davor, sich wissenschaftlichen Tests zu unterziehen und Beweise für ein Leben nach dem Tod und das Übersinnliche zu liefern. Sie unterstützen Trauernde in Krankenhäusern, halten Taufen und Vermählungen ab und führen Gottesdienste aus.
Im Rahmen meiner Ausbildung am Arthur Findlay College durfte ich erleben, wie grundlegend die mediale Arbeit auf Beweisen beruht. Eine Botschaft sollte das Medium nämlich nur dann weitergeben, wenn es im Vorfeld beweisen konnte, dass es in der Tat einen Kontakt zur betreffenden verstorbenen Person herstellen konnte. Beispielsweise dadurch, dass die Todesursache des Verstorbenen genannt und vom Klienten bestätigt wurde. Diese Beweise bauen in erster Linie eine glaubwürdige Vertrauensbasis zwischen dem Medium und dem Klienten auf, auf der anderen Seite wird die feinstoffliche Verbindung zwischen dem Medium und der verstorbenen Person gestärkt.
Im Hinblick auf das Trance Healing, das eine Form des geistigen Heilens ist, verhält es sich mit der Beweisführung etwas anders. Hier wird eine direkte Verbindung zum Klienten hergestellt, und in einer Art Scanverfahren werden der physische und alle anderen »Körper« nach Ursachen des Leidens untersucht. Vor allem versucht man, mithilfe der Healing Power der Geistigen Welt dieses Leiden aufzuheben.
Wie bereits erwähnt handelt es sich beim Trance Healing um eine Form des geistigen Heilens. Dies hat auch seine Berechtigung, da im Zustand der Trance das Medium seinen Geist als Werkzeug zum Heilen einsetzt. Der Geist wird auf ein minimales Aktivitätsniveau heruntergefahren und kann somit Platz für die geistigen Wesen machen. Diese Methode, den Geist als Mittel zum Heilen zu verwenden, hat seinen Ursprung in sehr alter Zeit, es ist ein uraltes Phänomen. Höhlenmalereien in den Pyrenäen beispielsweise deuten darauf hin, dass die Menschen diese Heilform schon vor 15 000 Jahren kannten. In zahlreichen mündlichen und schriftlichen Überlieferungen aller Kulturen der Erde finden sich weitere Zeugnisse, die die Existenz dieser Heilkunst belegen. Es gibt Hinweise auf geistiges Heilen in Babylon und im alten Ägypten. Ebenso war es im fernen Osten, in der griechischen Antike und auch im alttestamentlichen Judentum verbreitet, wie der Schweizer Arzt Mark Ebneter in seiner Dissertation schreibt.1
Im christlichen Kontext ist die Gabe, auf geistigem Wege Krankheiten zu heilen, ebenfalls bekannt. Der Korintherbrief des Neuen Testaments berichtet über verschiedene Fähigkeiten des Geistes. So schreibt dessen Verfasser beispielsweise über die Gabe der Heilung als eine der verschiedenen Gaben Gottes:
»Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allem. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem anderen – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem anderen werden Wunderkräfte geschenkt« (1. Kor 12, 6–10).
Paracelsus (1493–1541), der bekannte Arzt, war in der anbrechenden Neuzeit wohl der Erste, der das geistige Heilen in die Gesamtheit seiner Heiltätigkeit einbezog. Erst viel später wurde das geistige Heilen in England bedeutsam. Dort entwickelte sich schließlich die Anwendungsform, auf die ich mich in diesem Buch stützen werde. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich durch meine eigene praktische Erfahrung über die Jahre hinweg viel Wissen ansammeln durfte. Mit den folgenden Kapiteln möchte ich es mit dir teilen.
1 Vgl. Jakob Bösch: Spirituelles Heilen und Medizin. Eine Wissenschaft am Neuanfang. AT-Verlag Baden / München 2006, S. 98
Die Geistige Welt
Wenn wir über die Geistige Welt sprechen, liegt es nicht fern, sich zunächst einmal Gedanken darüber zu machen, wie eine Trennung zwischen der materiellen und der Geistigen Welt beziehungsweise zwischen Materie und Geist erfolgen kann und in welchem Kontext wir den Begriff Geist hier verwenden wollen. Im Gegensatz zum Wort »Geist« im Zusammenhang von Körper, Seele und Geist im Menschen verwenden wir den Begriff beim Trance Healing für feinstoffliche Dimensionen mitsamt all ihren Wesenarten. Somit besteht die Geistige Welt aus feinstofflichen Energien und Erscheinungen jeglicher Form, die für unsere physische Existenz in erster Linie nicht greifbar sind. Das bedeutet, dass wir die Geistige Welt nicht über unsere physischen Augen wahrnehmen können. Alle geistigen Erscheinungsformen haben eine höhere Schwingungsfrequenz als unser Körper und allgemein die Materie.
Erst durch den Einsatz unserer Hellsinne wird es uns möglich, Einblicke in die Geistige Welt zu gewinnen. Erfahrene Yogis, spirituelle Meister und auch Medien haben ihre übersinnlichen Fähigkeiten so weit geschult, dass sie willentlich ihre Hellsinne einsetzen können, um zum Geistigen Verbindung aufzunehmen. Die Geistige und die materielle Welt sind nie voneinander getrennt, ihre Grenzen sind fließend. So wie geistige Wesen in unsere Welt eintreten können, so können auch wir in die Geistige Welt reisen.
Ein intensives Erlebnis in dieser Hinsicht hatte ich einst, als ich mich an einem verregneten Urlaubstag in der Türkei ins Bett legte. Ich fühlte mich schon den ganzen Tag über sehr müde und wollte eigentlich nichts anderes als schlafen. Sobald ich im Bett lag, glitt ich vollkommen erwartungs- und absichtslos in einen Trancezustand. Es war eine Art Schlaf, den ich bis dahin so nicht kannte. Ich verlor das Gefühl für meinen Körper, während ich gleichzeitig bei vollem und klarem Bewusstsein zu sein schien.
Auf einmal wurde alles extrem hell vor meinem inneren Auge, und ich befürchtete, dass ich erblinden könnte. Doch aus diesem Licht trat mit einem Mal mein verstorbener Großvater hervor, der mich an der Hand nahm und sagte, dass er mir nun die »andere Seite« zeigen wolle. Das, was ich erblicken durfte, kann ich kaum mit Worten beschreiben. Wir flogen gemeinsam durch die Lüfte und landeten an einem paradiesischen Ort, an dem die Dinge nicht nur ihre materielle Erscheinung, sondern auch ihre geistige Form offenbarten. Alles befand sich in einer Art wellenförmigen Schwingung, es waren keine klaren Umrisse zwischen den Dingen festzustellen. Die Farben verschwommen ineinander und hier und da blickten mich Wesen an, die mir bis zu diesem Tag vollkommen unbekannt gewesen waren. Mein Großvater hatte außerdem Botschaften, die ich an meinen Vater übergeben sollte.
Als ich aus diesem tranceähnlichen Zustand erwacht war, berichtete ich das Geschehene meinem Vater. Da er gegenüber solchen Dingen etwas kritisch gestimmt ist, zögerte er. Doch ich konnte ihm Details über meinen Großvater erzählen, die ich eigentlich niemals hätte wissen können. Ich wusste ja nicht einmal, wie mein Großvater ausgesehen hatte, da er vor meiner Geburt verstorben war und es keine Fotos von ihm gab. Seit diesem Tag nimmt mein Vater in seinem Geist immer wieder Kontakt zu seinem Vater auf, und ich konnte meinen Beitrag dafür leisten, dass diese zwei Welten sich näher gekommen sind.
Unsere Geistführer sind stets darum bemüht, Kontakt mit uns Menschen auf der Erde aufzunehmen und unsere spirituelle Entwicklung zu begleiten. Der Begriff »Geistführer« kann unter Umständen irreführend sein und den Gedanken nahelegen, dass die Geistführer »oben« und wir unter ihnen sind. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine freundschaftliche Beziehung, die darauf baut, dass beide Seiten voneinander lernen und miteinander wachsen können. Es wäre somit eigentlich angebrachter, die Geistführer »Geistfreunde« oder »Geistbegleiter« zu nennen. Da sich jedoch in unserem Kulturraum der Begriff des Geistführers durchgesetzt hat, werde ich unsere Begleiter aus der Geistigen Welt weiterhin so nennen.
Meist haben wir eine ganze Reihe von geistigen Wesen aus dem Jenseits an unserer Seite, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Für mich als hellsichtiges Medium ist es immer spannend zu beobachten, wie sehr sich unsere Geistführer darum bemühen, sich uns mitzuteilen. Erst neulich hatte ich im Zug ein sehr klares Bild von einer Geistführerin und einem jungen Mann, der unwissend in ihren Armen lag und von ihr in grünes Licht eingehüllt wurde. Über die Aura des Mannes war zu erkennen, dass es ihm nicht gut ging, aber gleichzeitig konnte ich sehen, dass sich sein elektromagnetisches Feld mehr und mehr aufhellte. Es passiert so vielen Menschen in der Welt, wahrscheinlich der allergrößten Mehrheit: Sie sind sich weder der Existenz geistiger Wesen noch der Unterstützung durch sie bewusst. Doch die Geistige Welt ist da.
Bestimmend dafür, welcher Geistführer sich an unsere Seite gesellt, sind unsere Interessensgebiete und Talente, die wir in eine Inkarnation mit hineintragen. Wenn sich jemand in irgendeine bestimmte Richtung spezialisiert, kommen entsprechende Spezialisten aus der Geistigen Welt zu ihm und versuchen, ihm behilflich zu sein.
Pramesh, einer meiner Geistführer, der für die Bereiche Yoga, Meditation und Coaching zuständig ist, offenbarte sich mir zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, an dem ich begann, mich ernsthaft mit Yoga und indischer Philosophie zu beschäftigen. Meine erste Begegnung mit ihm hatte ich in der Meditation. Wie jeden Tag setzte ich mich auf meine Matte und schloss die Augen. Auf einmal blickte mich vor meinem inneren Auge ein tief-braunes, leicht schimmerndes Augenpaar an. Während ich gebannt und voller Bewunderung in diese wundervollen Augen blickte, wurde mein Sichtfeld immer größer und ich konnte Pramesh in seiner ganzen Erscheinung sehen.
Da saß er nun, mein Geistführer, gekleidet in einen weißen Umhang und begann telepathisch mit mir zu reden. Ich konnte seine Gedanken in meinem Kopf hören und sah entsprechende innere Bilder vor meinem inneren Auge. Mit dieser ersten Begegnung begann für mich eine lange Lernphase. Er baute mir eine geistige Kulisse auf, in der ich lernen und wachsen konnte. Dort befanden sich ein Tempel zu Ehren der Göttin, ein Fluss und ein alter Baum mit kräftigen Wurzeln – und dies alles inmitten einer paradiesischen Umgebung schönster Natur. Wir trafen uns immer am Baum und dort lauschte ich seinen Belehrungen über verschiedenste Themen des Yoga, der indischen Philosophie, der Mystik und Magie. Manchmal ließ er in unserer Lernkulisse Szenen aus den Leben Buddhas oder Krishnas entstehen.
Meine Lehrzeit dauerte ungefähr ein Jahr, bis sich Pramesh mehr und mehr in den Hintergrund zurückzog und mich das von ihm Gelernte anwenden und weiterentwickeln ließ. Auch heute noch begegne ich ihm ab und an in der Meditation, jedoch hat sich unser Verhältnis mittlerweile geändert. Auch wenn er für mich immer noch mein spiritueller Lehrer ist, unterhalten wir uns heute auf einer ebenbürtigen Stufe. Wir diskutieren über die alte und die neue Zeit, und ich kann ihm von Veränderungen auf dieser Welt berichten. So kann er sich weiterentwickeln und ich mich auch.
Einer der Gründe, wieso sich Pramesh etwas zurückzog, war auch der, dass sich mein Interesse auf Medialität und Heilen verlagerte und dies nicht seine Spezialgebiete sind. Somit bekam ich einen neuen Geistführer an die Seite gestellt. Während wir uns im Verlauf unseres Lebens verändern, wechseln sich auch unsere geistigen Freunde gemäß unseren und ihren Bedürfnissen und Neigungen ab.
Obwohl sich Pramesh nun in den Hintergrund zurückgezogen hatte, blieb er jedoch stets mein Hauptführer. Der Hauptführer hat die Aufgabe, den Menschen zu schützen und seine Bedürfnisse und Wünsche anderen geistigen Wesen gegenüber zu kommunizieren. Insbesondere für die Trancemedialität ist es äußerst wichtig, dass der Hauptführer eine Art Schutzfunktion übernimmt und dem Menschen während der Trance Schutz und Halt anbietet. Ganz oft erlebe ich es in der Trance, wie sich Pramesh in den Weg stellt, wenn sich andere geistigen Wesen, die der Klient mit sich gebracht hat, in das Healing einmischen wollen. Während eines Trance Healing arbeite ich grundsätzlich nur mit meinem eigenen geistigen Team aus Geistführern, Geisthelfern und Geistdoktoren. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team und »fremde Energien« können die Sitzung stören.