Alle Rechte beim Autor.
© 2016 Hanns-Otto Oechsle, 71720 Oberstenfeld
Satz:
Hanns-Otto Oechsle, Oberstenfeld
Layout:
Typographie-Studio E. Kircher, 71717 Beilstein
Zeichnungen und Fotos:
Hanns-Otto Oechsle, Oberstenfeld
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7431-8559-3
Wer sich in unsere Heimat „umhört“ bemerkt, wie schnell unsere Mundart untergeht.
Schwädsch du no oder sprichst du schon?
Was isch a Schwoab ohne sei Schwäbisch?
Neue humorvolle Geschichten und Gedichte ond s`Beschd, vom Autor ausgesucht enthält dieser neue Sammelband. Wie in seinem aktuellen Vortrag, wurden die Artikel an Hanns Oechsles „Lebensspur“ aufgereiht:
Heute, mit 72 Jahren immer noch im aktiven Ruhestand, ist er der Meinung:
Bloß mid schwäbischem Humor kommsch o`bschaded durch a sodds Leba!
Wer ihn kennt, ond des send ed wenich, gibt ihm recht.
Cannstadt, Stadtkirche am Marktplatz
Überall, woni en meim Läba längr dohoim war,
wachsd a guads Vierdele, en Cannstatt, en Geradstetten,
en Spielberg ond en Oberstenfeld, ieberal!
Sell sei joa au beim meim Nama koi Wondr,
saged meine Freind.
Bei dem Nama, des fälld mor ei,
kommsch audomadisch uff dor Wei.
Ob Trollenger, Riesleng odr en andrer Dropfa,
du muasch dr gar dei Maul vorschdopfa
oder mid gschlossene Auga
durch d`Landschafd laufa,
weldsch koi Schlüggle drenga.
Du muasch joa ned saufa!
Muasch schlürfa, rieacha,
gemüadlich probieara
ond dor midma Zwieblkuacha
die Gurgl schmieara
odr en guadr Salzkuacha,
der däds au.
Übrigens :
Wer Wei saufa muaß,
der solls lau!
Bloß wer vor Weihnachda en dor alda Cannstatter Markdschdroaß sei Noas em Schaufenster vom Glaser bladddruggd hoad, wos Eiseboahna ond anders Spielzeig ghed hoad,
wer a laua Sommernachd em Kurpark mid ma scheena Mädle erlebd hoad,
wems em kalda Wasser vom Leuze gfälld ond . . .
wer onser Sauerwasser wiea Sprudl drenga koa . . .
ond niea ned moind, dassr von Bad Cannstatt schdamma
duad,
dr sell isch a Cannstatter.
p.s. Wussten sie, dass Cannstatt erst ond ausgrechned 1936 das Prädikat „Bad“ bekommen hat, als es längst keine Bäderstadt mehr war (ond von wem?).
Deshalb ischs für mi fir emmr bloß „Cannstatt“.
Ursprung meiner Malerei
Auf meinem Heimweg vom Daimler-Gymnasium kam ich oft über den Wilhelmsplatz. Von der Marktstraße zum Wilhelmsplatz war beim schnellen Wiederaufbau nach dem Krieg eine kleine Passage entstanden. Dort gab es eine erste „Spielhölle“ mit Tischfußball, an dem wir Schüler ganze Meisterschaften austrugen. Es gab aber auch einen kleinen Innenhof.
Dort im Kunsthöfle stellte der Canstatter Maler Hermann Metzger seine neuesten Bilder aus. Motive vom Neckar und aus der Stadt. Ich schaute sie an und wünschte, einmal im Leben so malen zu können. Natürlich malte ich auch einige Bilder nach, kopierte Cezanne und Picasso und begann zu malen.
Leider ist Metzger heute vergessen, er entsprach nicht dem Trend der Zeit. Ein Freund hat die letzten Bilder gerettet. Ob eines meiner Bilder Bestand hat?
Die Hoffnung bleibt.
Auch unser Markt ist eine Erinnerung an die alte Stadt, nördlichste Stadt der Schwaben.
Ein Gedicht über eine uralte Stadt, die durch eine königlich Unterschrift plötzlich verschwand:
Alda Stadt aus Römerzeit,
wohlbekannt bis heid!
Dass vom Neggr du bisch geschützd
hoad dir schließlich wenich gnützd.
Als doamoals en dem Studagarda
d`Füx uff d`Hase dean no warda
ond diea Reh drenged ausem Näsabach
häld mor bei ons längschd scho Wach
uff de Maura ond de Türm,
die hen ghalda älle Stürm.
Erschd als dor Könich hoad hald gmeind
Schduagerd wär größer, wenns vereind
mid der alda Cannaschadt wär,
fiel das Ende wirklich schwer.
Wer kennt heid no die alda Gschichd?
Diea Jonge sicher nicht!
Ond au der weißrode VfB
isch nix meh.
Die ald Stadt soll lang no leba.
Druff welled mir diea Gläser heba,
mid Zuggerle, dem Cannstatter Wei.
Schenk dir den hald ei!
Des isch koi Freid, häb mei Opa, gsaid, dass heid onsere alde, ehrwürdiche Stadt von dene großkopfede Schduagerder oifach gschluggd wird. Älder war Cannstatt ond viel größer au.
So isch des neue Stuttgart durch die Zwangseingemeindung von Cannstatt plötzlich sieben mal so groß gwä als dovor. En guader Schlugg!
1943–44
Ich habe das Gefühl, dass mir schon em zarda Aldr von drei Monaten der germanische Militarismus ausgetrieben wurde. Statt der Ruhe, die ein Baby dringend in der Lebensphase benötigt, unterbrachen Bomben und Granaten meinen Schlaf. Im Winter 1943 auf 44 hatte unser Gröfaz aus Österreich zum Endkampf der Germanen aufgerufen und die Welt antwortete mit Bomben.
Damals sangen die Kinder:
Maikäfer flieg, dein Babba isch em Krieg,
d`Mamma war em Pommernland,
s`Pommernland isch abgebrannd.
Maikäfer flieg!
Mein Vater war auch nicht da, der musste seine kleine Familie in Russland verteidigen, was ihm schwer fiel. ...Dofir hen mi, des feindlich Babi, ausgrechned Franzosa, Zwangsarbeiter, en Keller na draga, damid dem Bua nix bassierd. Sie selbst durften als wertlose Gefangene bei Bombenalarm nicht in den Schutzkeller. Kann es sein, dass ich dabei meine Liebe zu Frankreich entwickelte? Dafür schaute mein Onkel Wilhelm jede Nacht vom Weinbergweg in Geradstetten das brennende Schduagerd an. Er war beim Daimler (uk), musste nicht einrücken und beschloss, eigahädich meine Mutter und das Baby, mich, aus dem brennenden Schlamassl zu retten. Wenn dr Oddo außem Krieag kommd ond eich isch was bassierd, sechdr: Worom hoasch dia nen hoim nach Gradschdeda ghold?
Geradstetten, am Ruafaberg
1944 -50
So ben i uffem Schoß vom Ongl uffgwachd, han gmergd , wos warm herkommd, weil der mi midden beschda Essa gschdopfd hoad , grad wiea a Goas.Älles war schee, bloß meine Bäsla hoads ned so gfalla, weil i ihrn Blatz uff seim Schoß eignomma han. Wie sagten sie später: Sie hätten sich ja über a Vedderle gfreid, aber en soddena wiea di, hemmr ned wella. Ich denke, i han ehn lang als mein Babbe agseha, bis dor reachd gsond hoimkomma isch ond i gsagd häb : Gang weg schwarzer Mann, du ned mei Babbe, Ongele isch mei Babbe. Dabei hat er nur mit viel Glück und Bewahrung den Krieg überstanden. Ich übrigens auch.
Was isch des fir a wenzichs Kend
mid seinem ronda Gsichd!
aus dem wird moal a Schwoab am End,
doch jedzd, doa merksch des nichd.
A jeder guggd en Waga nei
ond lachd, duad middem schwätza
ond zwiggds end digga Bagga nei,
des duad es gar ed schätza.
No sechd dor Neiguggr:
Wo isch denn bloß mei Butzale,
mei Klois, mei Deideidei.
No denkds Babi:
I liegd doch romm! Siehsch du des ned?
so domm koasch gar ned sei!
Mor merkd, dass so a Schwoabakend
isch oiga scho gebora.
Hoad angsch vor sodde bääbiche Händ
ond fühld sich so vorlora
ond machd deswega glei a Gschrei.
Vorgessa isch des Dei-dei-dei!
Mama, I ond’s Kendrwägele
Was des isch?
Ha, äba so en alder weißer Korbkendrwaga mid
vorchromde Schutzblechla,
der scho honderd moal omghageld isch, mid vorbogenam Fahrwerk
Wäre der Kinderwagen neu ond ned a uralter
Familieakendrwaga von dr dridda Behna gwä, noa ...
I vorzähls eich :
Mei Bäsla hen mi dormid ausgführd ond des ald Wägale uff a Biggele nuff gschuggd ond emmr widdr ralaufa lassa. Was mir so gfalla häb, weils so hobbld. No häb se s`oine moal hald z arg gschuggd ond `sell ald hädschich Kendrwägele, sei z`erschd iebr d`Kubba ond noa mid Karacho dr Wengerdsweg na gsaud. Eigentlich geht der geteerte Weg von dort mehrere hundert Meter ins Dorf hinunter ond mi häds, wärs ned so a schieachs Wägale gwä, oweid vom Remsdalrebell Palmer seim Häusle uff d`Mauer bäbbd. Doch der Kinderwagen lief eben nicht gerade, ned bolzgrad dr Buggla nondr. Noi der hoad, wiea älles em Dal en leichda Rechdsdrall ghed ond isch noach fuffzich Meder en d`Wengerd nei gsaud. Diea Drauba send uff mi na ghagld ond seiddem moag i Wei.
Wer Oechsle hoißd muaß Wein schätza!
Oabends hogg i mi gern noa,
damid i a bissle gruaga koa.
A guads Veschbr, a Glas Wei,
des muaß sei!
En Rieling ausem Kellr frisch
stoahd, wenns hoiß isch, uffem Disch.
En Trollengr en kalde Dage
koa em Schwoab au niea ned schada.
Ond isch mei Maga endlich still,
hol i Papier, weil i etzt will,
so a klois Gedicht verfassa,
des koa i joa gar ned lassa
ond beima guada Wei
fälld mir schnell was ei!
Isch des ferdich ond au greimd,
wird em Schwoabahemml dräumd.
Z`frieda, weil des Dagwerk gmachd
leg i mi noa.
A guada Nachd!
Wein galt bei den bhäben Schwaben als wertvolles Gut nach dem Motto :
Dor Wei, den koasch vorkaufa.
Den Mooschd duasch selbr saufa.
Wer die Verwandtschaft uffem Hof werdichs besucht hat,
was wegam Schafficha fast nicht möglich war,
dia selle wared niea ned dohoim, der bekam ein Glas
Most, das alle zum Veschbr tranken, manche ältere Onkel
gern etwas zu viel. So kam es nach dem dridda Krieagle