James Fenimore Cooper


Die Wassernixe


oder

Das Schmugglerschiff



Eine Erzählung von der See

Impressum




Klassiker als ebook herausgegeben bei RUTHeBooks, 2016


ISBN: 978-3-95923-051-3


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Vierunddreißigstes Kapitel



"Bitte, Sir, waren Sie bei der
Erzählung gegenwärtig?"

Wintermärchen


Am nächsten Morgen war an den Fenstern von "Lust in Ruhe" zu erkennen, daß der Eigentümer sich wieder zu Hause befinde. Auf den Gesichtern Vieler, die man in den Umgebungen des Hauses und auf den daran stoßenden Gründen erblickte, lag eine gewisse gedämpfte Fröhlichkeit, als ob sich ein sehr glückliches, aber von ernsten, niederschlagenden Umständen begleitetes Ereignis zugetragen hätte. Die Neger verrieten in ihren Mienen jenes Merkmal der Unwissenheit, die Liebe zum Außerordentlichen, und den Individuen, welche einer glücklicheren Kaste angehörten, war die Erinnerung an eine trübe Vergangenheit in die Züge geschrieben.

Im Privatzimmer des Bürgers hingegen fand eine Unterredung zwischen diesem und dem Freihändler statt, welche sich vorzüglich durch ernste Angelegentlichkeit von beiden Seiten auszeichnete. Beider Blicke bewiesen, daß sie sich über wichtige Gegenstände besprachen; ein geübter Menschenbeobachter hätte jedoch den Unterschied herausgefunden, daß der Seemann vom Shawl gerührt, der Kaufmann aber blos interessirt war.

"Meine Minuten sind gezählt," sagte der Seemann, indem er in die Mitte des Zimmers trat und seinen Gefährten scharf ansah. "Alles Übrige muß nun kurz abgemacht werden. Durch den kleinen Kanal kann ich nur bei hohem Wasser hindurchkommen, und es wird sich schlecht mit Ihren Ansichten von Klugheit vortragen, wenn ich weile, bis die neulichen Vorfalle zur See das öffentliche Aufsehen in der Provinz erregt haben werden."

"Gesprochen mit der Klugheit eines Seewanderers! Diese Vorsicht wird unserem freundschaftlichen Verhältnis Dauer geben, wie denn dasselbe ohnehin schon bedeutend verstärkt worden ist durch Ihre Tätigkeit während unserer kürzlichen und unbequemen Seereise auf den Raaen und Masten des ehemaligen königlichen Kreuzers. Na, ich wünsche jedem loyalen Herrn in den Diensten Ihrer Majestät alles Gute, aber es ist doch Jammerschade, daß Du jetzt, wo die Küste rein ist, keine reichliche Ladung für das Inland bereit hast. Die letzte bestand fast aus lauter kostbaren kleinen Artikeln, feinen Spitzen und dergleichen, hat freilich im Austausch schönen Gewinn abgeworfen, aber die Kolonie hat gerade jetzt gewisse andere Waren nötig, zu deren Ladung Zeit gehört."

"Ich kam wegen anderer Angelegenheiten. Es haben zwischen uns Verhandlungen statt gefunden, Alderman Van Beverout, von denen Sie wenig zu begreifen scheinen."

"Sie meinen den unbedeutenden Irrtum in der letzten Faktura? der ist schon berichtigt, Herr Meerdurchstreicher; wir haben sie noch einmal durchgesehen und gefunden, daß Sie in Hinsicht auf Genauigkeit mit der Bank von England selbst wetteifern können, so sehr hat sie sich bewährt."

"Bewährt oder nicht; wer zweifelt, mag seinen Verkehr mit mir aufgeben. Ich habe kein anderes Wahlwort als "Vertrauen", und keine andere Verhaltungsregel als Gerechtigkeit!"

"Sie finden mehr in meinen Worten, Freund, als ich eigentlich sagen will. Ich spielte nicht auf Verdacht an, aber Präcision ist die Seele des Handels, so wie Profit Zweck desselben ist. Klare Rechnungen nebst billigen Bilanzen, sind der festeste Kitt des geschäftlichen Vertrauens. Ein wenig Offenherzigkeit bei geheimen Abmachungen wirkt wie die sogenannten Billigkeitsbehörden, sie stellt nämlich die Gerechtigkeit, die das Gesetz zerstört hat, wieder her: nun, was wollten Sie denn eigentlich?"

"Es sind nun viele Jahre her, Herr Alderman Van Beverout, seit dieser geheime Handelsverkehr angeknüpft worden zwischen Ihnen und meinem Vorgänger, demselben, welchen Sie für meinen Vater gehalten haben, der aber nur in so fern auf diesen Titel Anspruch machte, als er das hilflose Kindesalter der Waise seines Freundes beschützte."

"Der letztere Umstand ist mir neu," erwiderte der Bürger, langsam den Kopf niedersenkend. "Er klärt gewisse kleine leichtsinnige Handlungen auf, welche nicht ohne Verlegenheit zu erzeugen, begangen worden. Es sind künftigen August fünf und zwanzig Jahre, mein Herr Meerdurchstreicher, und zwölf davon sind unter Deinen eigenen Auspicien verflossen. Ich will gerade nicht behaupten, daß die Spekulationen nicht noch besser hätten geleitet werden können, doch wie es nun einmal war, geht es an. Ich fange an, alt zu werden, und denke daran, die Risicos und Wagnisse des Lebens zu schließen, noch zwei oder drei, oder höchstens vier bis fünf gewinnbringende Reisen, so halten wir unsere Schlußabrechnung mit einander."

"Es wird wohl früher geschehen müssen. Ich glaube nicht, daß Ihnen die Geschichte meines Vorfahrs ein Geheimnis gewesen. Die Art, wie er aus dem Dienst der Marine der Stuarts wegen seines Widerstandes gegen die Tyrannei vertrieben worden; seine Flucht nach den Kolonien mit seiner einzigen Tochter und seinendliches Ergreifen des Smugglergewerbes, um sich zu ernähren, sind Dinge, die mehr als einmal zwischen uns zur Sprache kamen."

"Hm, für Geschäftssachen, Herr Meerdurchstreicher, habe ich ein treffliches Gedächtnis, aber Dinge, die man eigentlich nicht wissen sollte, vergesse ich so leicht, wie ein neugeschaffener Edelmann seine bürgerliche Herkunft. Indessen verhält sich wahrscheinlich Alles so wie Sie sagen."

"Es ist Ihnen ferner nicht unbekannt, daß mein Beschützer und Vorfahr, als er das Land verließ, sein Alles mit sich zur See nahm."

"Er nahm einen stattlichen, trefflich segelnden Schooner, Herr Meerdurchstreicher, nebst einer sortirten Fracht ausgewählten Tabaks mit, so wie auch eine ziemliche Portion Steine vom Seeufer als Ballast. Er war kein närrischer Bewunderer von meergrünen Jungfern und großprahlerischen Brigantinen. Gar manches Mal hielten die königlichen Kreuzer den wackern Kaufmann für einen industriösen Fischer!"

"Er hatte seinen Geschmack und ich habe den meinigen. Doch Sie vergessen einen Teil der Ladung, die er führte, und zwar einen Teil, der keineswegs der am wenigsten schätzbare war."

"Kann sein, daß er außerdem noch einen Ballen Marderfelle führte; der Handel in diesem Artikel kam damals gerade in Aufnahme."

"Ein schönes, unschuldiges, liebendes Mädchen ..."

Eine unwillkührliche Bewegung des Ratsherrn verbarg fast gänzlich dessen Gesicht, als er mit gedämpfter, heiserer Stimme antwortete:

"Es ist wahr, ein schönes, und, wie Sie bemerken, höchst warmherziges Mädchen war mit dabei! Sie starb, wie Du selbst, Meister Seestreicher, mir erzähltest, auf den italienischen Gewässern. Ich habe den Vater, seit dem letzten Besuch seines Kindes an dieser Küste nie wieder gesehen."

"Ja, sie ist auf den Inselgewässern des Mittelmeeres gestorben; allein die leere Stelle, die sie in dem Herzen aller Derer, die sie kannten, zurückließ, wurde zur gehörigen Zeit wieder ausgefüllt durch ihre Tochter."

Der Alderman sprang vom Stuhle auf, schaute dem Freihändler fest und sorglich in's Angesicht und wiederholte gedehnt:

"Tochter!"

"Nicht anders; Eudora ist die Tochter jenes ungerecht behandelten Weibes; brauche ich noch hinzuzufügen, wer ihr Vater sei?"

Der Bürger stöhnte, und mit verhülltem Gesicht sank er in seinen Sitz zurück und zuckte krampfhaft.

"Was für Beweise lieferst Du mir?" murmelte er endlich zwischen den Zähnen hervor. "Eudora ist Deine Schwester!"

Des Freihändlers Antwort war von einem melancholischen Lächeln begleitet.

"Ihr seid getäuscht worden. Ich stehe allein da in der Welt, nur der Brigantine gehöre ich an. Als mein tapferer Vater an der Seite des Beschützers meiner Jugend fiel, da war der Letzte von meinem Geschlechte tot. Den Letzteren liebte ich wie meinen Vater, und er nannte mich Sohn, während Eudora Euch als das Kind einer zweiten Ehe angegeben wurde. Doch hier ist hinlänglicher Beweis von ihrer Geburt."

Mit diesen Worten und tiefem Ernste überreichte er dem Aldermann ein Papier, welches Dieser mit hastigen, eifrigen Blicken durchlief. Es war ein Brief von Eudora's Mutter an ihn, geschrieben nach der Geburt der Letzteren mit der innigen Zärtlichkeit eines liebenden Weibes. Die Liebe des jungen Kaufmanns zur schönen Tochter seines heimlichen Geschäftsfreundes hatte von seiner Seite weniger Tadelnswertes, als in den meisten ähnlichen Verhältnissen der Fall ist. Nur die Eigentümlichkeit ihrer Lage, und die wirkliche Schwierigkeit, ein Frauenzimmer in die Welt einzuführen, von der seine Bekannten nicht einmal wußten, daß sie existire, endlich ihre beiderseitige Furcht vor dem unglücklichen, aber dennoch stolzen Vater, hatte eine gesetzmäßige Trauung verhindert. Den einfachen Formen, die in der Kolonie bestanden, war leicht ein Genüge geschehen, ja es war aller Grund zu glauben vorhanden, daß sie hinreichten, die Frucht der Verbindung legitim zu machen. Als daher Myndert Van Beverout das Schreiben Derjenigen las, die er einst so wahrhaft geliebt, und deren Verlust für ihn in mehr als einem Sinne ein nicht wieder gut zu machendes Unglück war, da ihr milder Einfluß heilsam auf seinen Charakter gewirkt haben würde, so zitterte er an allen Gliedern unter der heftigsten Gemütsbewegung. Die Sprache der Sterbenden war voller Güte und frei von Vorwürfen, aber feierlich und ermahnend. Sie benachrichtigte ihn von der Geburt ihres Kindes, stellte die Verfügung über dasselbe ihm, dem Urheber seines Daseins, ganz anheim, und empfahl es ernstlich seiner Liebe, sollte es je seiner Sorgfalt anvertraut werden. Am Schluß nahm sie Abschied von ihm, und hier erschien die unaustilgbare Liebe für Die, so dem Menschen hienieden teuer sind, in trauerregendem Gegensatze zu den Hoffnungen des zukünftigen Lebens.

"Warum ward mir dies so lange vorenthalten?" fragte der gerührte Kaufmann. "Warum, leichtsinniger, rücksichtsloser Mensch, gabst Du zu, daß mein eignes Kind Zeuge meiner Fehler wurde!"

Bitter stolz war das Lächeln des Freihändlers.

"Herr Van Beverout, wir sind keine Küstenbefahrer. In unserm Handel besteht der Beruf unsers ganzen Lebens, und die Wassernixe macht unsre ganze Welt aus. Da wir nun so wenige Interessen mit dem Lande gemein haben, so ist auch unsre Art zu denken über die Schwachheiten der Landbewohner erhaben. Die Geburt Eudora's wurde Ihnen geheim gehalten, weil ihr Großvater es so haben wollte, kann sein aus Rache, kann sein aus Stolz; aber das Mädchen ist so herrlich geworden und hält so schadlos für die Täuschung, daß Sie so dankbar sein können, als wäre der Beweggrund Liebe gewesen."

"Und Eudora? Kennt sie die Wahrheit, kennt sie sie schon lange?"

"Erst seit Kurzem. Seit dem Tode unsers gemeinschaftlichen Freundes war ich der einzige Ratgeber und Beschützer des Mädchens. Es ist jetzt ein Jahr, seit sie zuerst erfuhr, daß sie nicht meine Schwester sei. Bis dahin war sie mit Ihnen in gleichem Wahn befangen: sie hielt sich und mich für Kinder Dessen, der weder mein noch ihr Vater gewesen. Die Notwendigkeit hat mich in der letzten Zeit gezwungen, sie selten aus der Brigantine zu lassen."

"Gerecht ist die Wiedervergeltung!" stöhnte der Alderman, "Ich werde für meinen Kleinmut bestraft durch die Entwürdigung meines eigenen Kindes!"

Mit hoher Würde trat der Freihändler auf den Alten zu, und sein blitzendes Auge glühte mit dem Unwillen eines Beleidigten.

"Ratsmann!" sagte er, und seine Stimme tönte wie scharfer Tadel; "Du empfängst Deine Tochter, makellos wie ihre unglückliche Mutter war, als die Not Denjenigen, der sie wie sich selbst liebte, zwang, sie vertrauensvoll unter Deinem Dache zu lassen. Wir Contrebandirer haben unsre besonderen Begriffe von Recht und Unrecht, und wenn auch meine Grundsätze es mich nicht schon lehrten, so würde die Dankbarkeit mich gelehrt haben, daß der Nachkomme meines Wohltäters Schutz, nicht Beleidigung, von mir verdiene. Keine reinere Sprache, als die, welche Eudora unter meiner Aufsicht hörte, kein zarteres Benehmen gegen sie hätte beobachtet werden können, als das, welches gegen sie beobachtet wurde, und wenn ich auch ihr wirklicher Bruder gewesen wäre."

"Von ganzem Herzen dank' ich Dir!" sprach mit Gefühl der Alte. "Das Mädchen soll anerkannt werden, und bei der Mitgift, die ich ihr geben kann, darf sie wohl auf eine passende und ehrenvolle Partie Anspruch machen."

"Du kannst sie Deinem Liebling, dem Patroon, geben," erwiderte der Meerdurchstreicher gelassenen, aber traurigen Blickes. "Ihr Wert übertrifft bei weitem Alles, was er ihr anzubieten hat. Auch geht er mit Freuden darauf ein, denn ihr Geschlecht und ihre Lebensgeschichte sind ihm bekannt. Ich glaubte dies Eudora schuldig zu sein, als der Zufall den jungen Mann in meine Gewalt brachte."

"Du bist nur zu ehrlich für diese gottlose Welt, lieber Meerdurchstreicher! Laß mich das liebende Pärchen sehen, daß ich ihnen gleich meinen Segen gebe."

Langsam wendete sich der Freihändler ab, öffnete eine Tür und winkte Denen drinnen, herauszutreten. Alsbald erschien Alida mit dem nachgemachten Seestreicher an der Hand; Eudora trug keine männliche Kleidung mehr. Der Bürger hatte zwar die vermeintliche Schwester des Meerdurchstreichers schon vordem in weiblicher Tracht gesehen, doch nie fiel ihm ihre seltene Schönheit so sehr auf, als in diesem Augenblick. An der Stelle der Backenbärte von Seide glänzte jetzt eine brennende Wange, deren Farbe durch die warmen Spuren der Sonne nicht gelitten hatte, vielmehr reicher glühte. Die dunkel schimmernden Locken waren nicht mehr so gelegt, daß sie die Vermummung begünstigten, sondern umwallten in natürlicher Lage Schläfe und Stirn, und umflatterten eine Physiognomie, die Schlauheit und fröhlichen Mutwillen verriet, auf welcher jedoch in diesem Moment der Ausdruck des Nachdenkens und des Gefühls vorherrschte. Nicht oft sieht man zu gleicher Zeit zwei so sehr durch körperliche Schönheit ausgezeichnete weibliche Wesen, wie die, welche jetzt vor dem Kaufmann hinknieten. In der Brust des Letztern schien einen Augenblick lang ein Kampf vorzugehen zwischen der längstgefühlten Liebe des Onkels und Beschützers, und der neuerwachenden Zärtlichkeit des Vaters. Die Natur war selbst für sein abgestumpftes und irre geleitetes Gemüt zu mächtig; der selbstische, berechnende Kaufmann rief sein Kind laut beim Namen, fiel ihr um den Hals und weinte. Es wäre schwer, das, was im Innern des ernsten, dem Auftritt zuschauenden Freihändlers vorging, zu schildern. Mißtrauen, Unruhe und Trauer kämpften in seinem Auge; die Letztere trug den Sieg davon, und mit diesem Gefühl im Herzen verließ er das Zimmer, als ein Fremdling, der kein Recht hätte, durch seine Gegenwart das heilige Geheimnis der Familie zu entweihen.

Seit dem Obigen waren zwei Stunden verflossen, da sah man die Haupthandelnden unsrer Erzählung am Rande der Runden Bucht unter dem Schatten einer uralten Eiche versammelt. Die Brigantine hatte Fahrt, und schwamm unter einigen ausgebreiteten Segeln im kleinen Bassin hin und her, so leicht, so anmutig in ihrer Bewegung wie ein schöner Schwan, der sich im hohen Genusse des Instinkts auf seinem heimatlichen Flusse wiegt. So eben hatte ein Boot das Ufer berührt, und der Meerdurchstreicher stand am Wasserrande und reichte dem Knaben Zephyr die Hand zum Aussteigen.

"Wir Untertanen der Elemente sind Sklaven des Aberglaubens," sagte er, als der leichte Fuß des Kindes den Boden berührte. "Das ist die Folge eines unaufhörlich von solchen Gefahren umgebenen Lebens, welche der menschlichen Kraft Trotz bieten. Seit vielen Jahren kann ich mich des Glaubens nicht erwehren, daß der erste Besuch, welchen dieser Knabe auf dem festen Lande machen würde, mir entweder ein großes Glück, oder ein großes Unglück zuwege bringen würde. Hier steht er nun. Mag nun kommen was will, ruhig erwarte ich mein Schicksal!"

"Es wird ein glückliches sein," erwiderte Ludlow. "Alida und Eudora werden ihm die einfachen Sitten dieses schönen Landes beibringen, und er scheint ein Kind zu sein, das seinen Lehrerinnen Ehre machen wird."

"Ich fürchte nur, der Knabe wird die Lehren der seegrünen Dame vermissen! Kapitän Ludlow, es bleibt mir noch eine Pflicht, und als ein Mann von mehr Gefühl, als Sie mir vielleicht zutrauen, kann ich sie unmöglich unerfüllt lassen. Irre ich nicht, so hat die schöne Barberie Sie erhört: ist dem so?"

"Ich bin so glücklich, bejahend antworten zu dürfen."

"Sir, Sie haben keine Erklärung des Vergangenen verlangt, und dadurch ein edles Vertrauen an den Tag gelegt, das Erwiderung verdient. Mein Zweck bei meiner diesmaligen Reise hierher bestand darin, Eudora's Ansprüche auf den Schutz und das Vermögen ihres Vaters geltend zu machen. Wenn die Lage dieser Dame mir Mißtrauen einflößte und ihre gewinnende Naturgaben mich ihren Einfluß als meinem Zwecke feindselig fürchten ließen, so vergessen Sie nicht, daß ich damals noch nicht bekannt genug mit ihrem Charakter war, und nur ihre Schönheit würdigen konnte. Sie wurde auf mein Geheiß in ihrem Pavillon ergriffen und als Gefangene nach der Brigantine gebracht."

"Meine Vermutung war, daß sie die Geschichte ihrer Cousine kenne und irgend einem Plane zur glücklichen Wiedereinführung der Letzteren bei ihren Angehörigen, ihre Mitwirkung schenke."

"Sie haben ihrer großmütigen Seele nur Gerechtigkeit widerfahren lassen. Teils um das persönliche Unrecht wieder gut zu machen, teils um so schnell und sicher, als ich nur konnte, ihren Schrecken zu beseitigen, setzte ich meine Gefangene vom ganzen Tatbestand in Kenntnis. Damals hörte auch Eudora selbst zum erstenmal die Geschichte ihrer Abkunft. Der Beweis war unwiderstehlich, und wir fanden eine eifrige, unsere Sache ergebene Freundin, wo wir eine Nebenbuhlerin erwartet hatten."

"Ich wußte, daß Alida sich nicht anders als edelmütig zeigen könne!" rief der von Bewunderung erfüllte Ludlow, indem er die Hand des errötenden Mädchens an seine Lippe hob. "Der Verlust des Vermögens ist ein Glück: da durch ihn ihr Charakter sich in seiner ganzen Schönheit zeigt."

"Sachte, sachte!" unterbrach der Aldermann, "es ist keine Notwendigkeit vorhanden, laut vom Verlust zu schwatzen. Was die Natur und die Gerechtigkeit verlangen, soll allerdings geschehen, aber wozu braucht's in der Kolonie ausposaunt zu werden, wie viel oder wie wenig der Braut mitgegeben wird?"

"Der Verlust an Vermögen soll reichlich ersetzt werden," erwiderte der Freihändler. "Hier in diesen Säcken ist Gold. Die Morgengabe meiner Pflegbefohlenen steht, wie Sie sehen, augenblicklich zur Verfügung, sobald sie sich über ihre Wahl ausgesprochen haben wird."

"Potz Vorsicht und Glück!" rief der Bürger. "Man muß gestehen, Meister Meerdurchstreicher, Dein Vorrat zeugt von lobenswerter Sorgfalt. Was auch immer die Herren Schatzkommissäre von Deiner Pünktlichkeit und Zahlungsfähigkeit halten mögen, ich meinesteils glaube, daß es selbst in der Bank von England Leute giebt, die weniger Kredit verdienen! Ohne Zweifel kann doch das Mädchen auf das Geld als Erbteil von ihrem Großvater Anspruch machen?"

"Das kann sie."

"Den jetzigen Augenblick halte ich für geeignet, mich über einen Gegenstand, der mir nahe am Herzen liegt, auszusprechen; heraus muß es doch einmal, und günstigere Auspicien schwerlich eintreten als die gegenwärtigen. Ich lasse mir sagen, Herr Van Staats, daß Sie nach reiflicher Erwägung Ihrer Gesinnungen gegen einen alten Freund, zu der Überzeugung gekommen seien, eine nähere Verbindung, als die von uns beabsichtigte, würde zu Ihrem Glücke beitragen."

"Ich kann nicht bergen, daß die Kälte der schönen Barbérie meine eigene Wärme vermindert habe," erwiderte der Patroon von Kinderhook, der selten in seinen Antworten über den Bereich der ihm vorgelegten Frage hinaus zu gehen pflegte.

"Ferner erfahre ich, Sir, daß sie nach einer vierzehntägigen Bekanntschaft mit meiner Tochter sich bewogen finden, derselben Ihre Liebe zu schenken. Die Schönheit des Mädchens stammt von ihrer Mutter, und ihrem Vermögen geschieht eben auch kein Abbruch durch das redliche Betragen dieses tapfern Seemanns hier."

"Einmal als ein Mitglied in Ihre Familie aufgenommen, wüßte ich nicht, was mir in diesem Leben noch zu wünschen übrig bliebe."

"Und was das zukünftige Leben anbetrifft, so habe ich noch von keinem Patroon von Kinderhook gehört, der sich nicht die gegründetste Anwartschaft darauf gesichert hätte. Wenig Familien in der Kolonie haben mehr für die Religion getan als die Patroons; haben Sie doch reichlich zu den zwei holländischen Kirchen in Manhattan beigetragen, haben aus eigenen Mitteln drei sehr niedliche Kirchen aus Backstein auf ihrem Gut aufführen lassen, wovon eine jede ihren flamländischen Spitzturm und Wetterhahn hat, und zu dem Gotteshaus in Albany haben sie eine sehr erkleckliche Summe hergegeben. Eudora, mein Kind, dieser Herr ist mein besonderer Freund, und als solchen wage ich es, ihn Deiner Gunst zu empfehlen. Ihr seid Euch nicht ganz fremd mehr, doch damit Ihr Gelegenheit habt, ohne Übereilung zu wählen, so bleibt noch einen Monat länger hier beisammen, das Übrige wird sich dann schon finden, denn in solchen wichtigen Angelegenheiten pflege ich Alles der Vorsehung zu überlassen!"

Die Tochter, auf deren sprechendem Antlitz die Röte bald erschien, bald schwand, wie die Tinten eines italienischen Himmels, blieb stumm.

Ludlow füllte die Pause aus, indem er sich an den Freihändler wendete:

"Sie haben glücklich den Vorhang weggezogen, der ein Geheimnis verbarg, welches mich nicht mehr beunruhigt. Ist es Ihnen möglich, mir zu sagen, von wem dieser Brief kam?"

Hier blitzte das dunkle Auge Eudora's. Sie schaute den Meerdurchstreicher an und lachte.

"Das war ebenfalls einer der weiblichen Ränke, die in meiner Brigantine geschmiedet wurden. Man war nämlich des Dafürhaltens, der junge Kommandeur eines königlichen Kreuzers würde von dem Aufpassen auf unsere Schliche abgezogen werden, wenn wir ihn damit beschäftigten, zu erraten, wer seine Correspondentin sei."

"Und jenes war nicht die erste List dieser Art, nicht wahr?"

"Ich läugne es nicht. Doch ich kann nicht länger mehr zaudern; in wenig Minuten tritt die Ebbe ein, und der schmale Kanal wird unfahrbar. Eudora, wir müssen noch über das Schicksal dieses Kindes einen Beschluß fassen: soll der Knabe wieder auf's Meer, oder soll er sich im weniger einförmigen Leben auf dem festen Lande versuchen?"

"Wer und was ist der Knabe?" fragte gravitätisch der Ratsherr.

"Er ist uns Beiden gleich teuer," erwiderte der Freihändler. "Sein Vater war mein liebster Freund, und seine Mutter lange die Erzieherin Eudora's. Bis jetzt hat er unser beider Sorgfalt genossen, er muß nun zwischen uns wählen."

"Er wird mich nicht verlassen!" fiel die erschrockene Eudora hastig in's Wort. "Du bist mein angenommener Sohn, und Niemand vermag wie ich Dein junges Gemüt zu leiten. Du bedarfst der zärtlichen Pflege der weiblichen Hand, Zephyr, wirst Du mich verlassen?"

"Lassen Sie das Kind selbst sein Loos bestimmen. Ich habe nun einmal in Dingen des Zufalls meinen Aberglauben, was, für mein Gewerbe wenigstens, besser ist als Glaube."

"Nun so mag er sprechen. Willst Du hier bleiben, auf diesen lachenden Feldern, unter jenen bunten, duftenden Blumen umherwandeln, oder willst Du lieber nach dem Wasser zurück, wo Alles öde ist und wechsellos?"

Sehnsuchtsvoll schaute der Knabe ihr in's Auge, dann richtete er den ihm gewöhnlichen Blick auf die gelassenen Züge des Freihändlers.

"Wir können zur See gehen," sagte er endlich, "und wenn wir wieder nach Hause kommen, so bringen wir Dir viel schöne Sachen mit, Eudora."

"Aber dies ist vielleicht das letzte Mal, daß es Dir vergönnt ist, Dein Vaterland zu sehen. Bedenke, wie furchtbar das Meer in seinem Zorne ist, und wie oft die Brigantine schon in Gefahr gewesen, Schiffbruch zu leiden!"

"Ei nein, das ist weibisch! ich war doch auf der Oberbramraa als es stürmte, mir kam's nicht vor, als wenn's gefährlich wäre."

"Weil Du unbefangen und zuversichtlich bist, wie ein Schiffsjunge. Aber die älter sind als Du, wissen, daß das Leben eines Matrosen ein beständiges hohes Wagniß ist. Du befandest Dich ja wohl auf den Inselgewässern, als der Orkan wütete; warst Du da nicht Zeuge von der Gewalt der Elemente?"

"Ich war freilich im Orkan, und die Brigantine auch, und dennoch siehst Du, wie stattlich und nett ihre Segel wehen, als wenn ihr nichts begegnet wäre!"

"Und gestern sahst Du, wie wir auf der offenen See schwammen, und nur ein paar schlecht gebundene Spieren uns trugen, daß wir nicht in die Tiefe sanken."

"Die Spieren schwammen, und Du ertrankest nicht, sonst, glaub' mir's, Eudora, hätte ich sehr geweint."

"Aber wenn Du erst mehr in's Binnenland kommst, so wirst Du mehr von dessen Schönheiten erblicken, Flüsse, Berge, Höhlen, Wälder. Hier ist Alles Wechsel, auf dem Wasser ewiges Einerlei."

"Wahrlich, Eudora, Du bist sehr vergeßlich! Hier ist Alles Amerika; dieser Berg ist Amerika, das Land dort jenseits der Bai ist Amerika, und wo wir gestern vor Anker lagen, ist auch Amerika. Laufen wir von der Küste ab, so ist das nächste Land, was wir entdecken, vielleicht England, vielleicht Holland oder Afrika, und mit einem guten Wind segeln wir an einem Tage die Küsten von zwei bis drei Ländern entlang."

"Und strandet auch vielleicht, unbesonnener Knabe! Verlierst Du diese Gelegenheit, so verbindest Du Dein Leben mit der Gefahr!"

"Leb' wohl, Eudora," sagte der Kleine, und hob den anmutigen Mund zum Kusse.

"Eudora, leb' wohl!" hallte es von einer stärkeren, traurigtönenden Stimme neben ihr wieder. "Ich darf nicht länger weilen, meine Leute fangen an, ungeduldig zu werden. Sollte dies die letzte meiner Reisen nach dieser Küste sein, so vergiß Diejenigen nicht, mit denen Du so lange Freude und Leid geteilt hast!"

"Noch nicht ... noch nicht ... Sie werden noch nicht von uns gehen! Lassen Sie mir den Knaben ... lassen Sie mir nicht den bloßen Schmerz zum Andenken an die Vergangenheit zurück."

"Meine Stunde ist gekommen. Der Wind bläst frisch und ich mißbrauche seine Gunst. Es wird Deiner Ruhe zuträglicher sein, wenn Niemand die Geschichte der Brigantine kennt, und in wenig Stunden blicken hundert neugierige Städteraugen auf die Brigantine."

"Was kümmert mich ihre Meinung! Du wirst, kannst mich nicht verlassen!"

"Gern bliebe ich, wie gern, Eudora! doch des Seemanns Heimat ist sein Schiff. Zu viele kostbare Zeit ist schon hin. Noch einmal, leb' wohl!"

Das dunkle Auge des Mädchens schaute wild umher; es schien mit diesem einem raschen, eiligen Blick das ganze Land und alle Genüsse, die es darbietet, einzusaugen.

"Wohin gehst Du?" fragte sie mit erstickter Stimme. "Wohin segelst Du und wann kehrst Du wieder?"

"Ich folge dem Glücke. Meine Wiederkehr ist fern ... vielleicht nie ... So leb' denn wohl, Eudora ... sei glücklich bei den Verwandten, welche die Vorsehung Dich wiederfinden ließ."

Schwankender ward das wandernde Auge des Mädchens von der See. Fest hielt sie die dargebotene Hand des Freihändlers in den ihrigen, und drückte sie mit unbeschreiblicher Leidenschaftlichkeit. Dann ließ sie sie plötzlich fahren, öffnete weit ihre Arme und warf sie um seine unbewegliche Gestalt.

"Wir wollen zusammen gehen! Dein bin ich, einzig Dein!"

"Du weißt nicht, was Du sagst, Eudora!" keuchte der Meerdurchstreicher. Du hast einen Vater, Freund, Gatten."

"Hinweg! hinweg!" rief halb wahnsinnig das Mädchen, und wies mit wilder Bewegung der Hand Alida und den Patroon von sich zurück, wie sie herbeieilten, als wollten sie sie vom Rande des Abgrunds zurückreißen. "Dein, einzig Dein!"

Der Smuggler machte sich von ihrer krampfhaften Umarmung los, und mit Mannskraft hielt er die sich Sträubende von sich ab, während er innerlich den unbändigen Sturm der Leidenschaft niederkämpfte.

"Bedenke es, was Du tust, bedenke es!" sagte er. "Du willst einem Verworfenen, einem Vogelfreien, einem Menschen folgen, von seinen Mitgeschöpfen gejagt, in die Acht erklärt!"

"Dein, einzig Dein!"

"Wirst als Wohnung nur ein Schiff haben, einen sturmvollen Ozean zur Welt!"

"Deine Welt ist meine Welt! Deine Heimat die meinige, Deine Gefahr meine!"

Laut jauchzte nun der Meerdurchstreicher auf, wie ein Mensch, dessen Triumphgefühl alle Schranken durchbricht.

"Ja, Du bist mein!" rief er. Ein Band wie dieses läßt wohl die Ansprüche eines solchen Vaters vergessen! Bürger, Adieu! ich werde Deine Tochter redlicher behandeln, als Du das Kind meines Wohltäters behandelt hast!"

Mit unbeschreiblicher Leichtigkeit hob er Eudora's zarte Gestalt vom Boden und trug sie, trotz einer plötzlich ungestümen Bewegung Ludlow's und des Patroons, in sein Boot. Im Nu schwamm es dahin, und der muntre Knabe Zephyr schwang seine Matrosenmütze im Triumph in die Höhe. Gleichsam dessen, was vorgefallen war, bewußt, drehte sich die Brigantine wie ein im Kreise bewegter Wagen, und ehe die vom Ufer Hinschauenden sich noch halb von ihrer Verwirrung und ihrem Erstaunen erholt hatten, hing das Boot schon an seinen Taljen. Der Freihändler stand auf dem Spiegel, den einen Arm um Eudora's Gestalt geschlungen, mit der andern Hand der regungslosen Gruppe am Ufer zuwinkend, während das Mädchen des Ozeans von Alida und ihrem Vater mit schwächeren Geberden Abschied nahm. Das Fahrzeug glitt durch den Kanal, und wogte bald auf der Brandung. Hier füllten sich die Segel mit der ganzen Wucht des südlichen Windes, die schönen, leichten Spieren bogen sich unter dessen Gewalt, und an der weißschäumenden Linie seines Kielwassers maßen die Zurückgebliebenen seinen schnellen Lauf.

Der Tag hatte schon angefangen, sich zu neigen, ehe Alida und Ludlow den Plan vor der Villa verließen. Während der ersten Stunden konnte man noch den dunklen Körper der Brigantine unter ihrem weißen Segelgewölk sich bewegen sehen, dann verschwand der niedere Bau, und allmählig sank auch ein Segel nach dem andern, bis nichts mehr als ein weißer, schimmernder Punkt sichtbar war; dieser zögerte eine Minute, und ward dann von dem leeren Raum verschlungen.

Die Vermählung Ludlow's mit Alida trübte ein Schatten von Trauer. Natürliche Anhänglichkeit von ihrer, und seemännische Teilnahme von seiner Seite ließ sie Beide mit inniger Rührung an das Schicksal unsrer Abenteurer denken.

Jahre flossen dahin, und gar mancher Monat ward auf "Lust in Ruh" zugebracht und viele tausend Blicke auf den Ozean gerichtet. Während der Frühlingsmonate eilte Alida jeden Morgen an das Fenster ihres Pavillons, in der Hoffnung, daß sie das Contrebande-Schiff einmal in der Runden Bucht vor Anker liegend erblicken würde. Aber stets vergeblich: es kam nie wieder. Der gedemütigte, in seinen Hoffnungen getäuschte Alderman ließ gar manche geheime Nachforschung längs der ganzen amerikanischen Küstenlinie anstellen; doch nie vernahm er das Geringste, weder von dem Streicher durch die Meere, noch von dessen unvergleichlicher Wassernixe.

 

 

Inhalt




Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Vierundzwanzigstes Kapitel

Fünfundzwanzigstes Kapitel

Sechsundzwanzigstes Kapitel

Siebenundzwanzigstes Kapitel

Achtundzwanzigstes Kapitel

Neunundzwanzigstes Kapitel

Dreißigstes Kapitel

Einunddreißigstes Kapitel

Zweiunddreißigstes Kapitel

Dreiunddreißigstes Kapitel

Vierunddreißigstes Kapitel

 

 

 

Erstes Kapitel



Soll diese Red' uns zur Entschuld'gung dienen?
Wie? oder treten wir nur grad' hinein?

Romeo und Julia


Innerhalb des vierzigsten und des einundvierzigsten Grades nördlicher Breite erhält der Ozean den Zoll der vier großen Flüsse Hudson, Hackensack, Passaic und Rariton und einer Menge von geringerer Bedeutung. Aus dem Zusammenfluß aller dieser Gewässer entsteht die herrliche Bucht, welche in der bezeichneten Erdgegend die amerikanische Küstenlinie durchbricht. Den Stürmen der offenen See verschließt die glückliche Lage der Inseln Nassau und Staaten den Zutritt in das Innere, während die tiefen, breiten Meeresarme dem Welthandel wie dem Binnenverkehr die wünschenswertesten Erleichterungen bieten. Dieser trefflichen Verteilung von Land und Wasser, verbunden mit einem gemäßigten Klima, verdankt die Stadt New York, in der Mitte der Bucht und vor einem nach allen Richtungen hin von Kanälen und Flüssen durchschnittenen unermeßlichen Innern gelegen, ihr außerordentliches Aufblühen. Fehlt es auch keineswegs den Gestaden dieser Bai an Schönheiten der Natur, an reizenden Aussichten, so wird sie doch in dieser Beziehung von vielen übertroffen; dagegen dürfte die Erde schwerlich noch einen Punkt aufzuweisen haben, dem die Natur die Mittel zum Wachstum und Gedeihen eines ausgebreiteten Handels in solcher Fülle geschenkt hätte. In ihren Gunstbezeugungen unermüdlich, hat sie der Insel Manhattan einen Punkt angewiesen, der für die Lage einer Stadt der erwünschteste ist. Bewohnten selbst Millionen diesen Fleck, so könnte ein Schiff doch vor jeder Türe seine Ladung einnehmen. Des Bodens Oberfläche hat nicht mehr Unebenheiten, als die Gesundheit und die Reinlichkeit erfordern, und sein Schooß trägt in Fülle das zum Bauen unentbehrlichste Material.

Jedermann weiß, was dieses so außergewöhnliche Zusammenwirken günstiger Umstände zu Stande gebracht hat. Ein kräftiges, gesundes und stetiges Wachsen, selbst in der Geschichte dieses eigentümlichen, glücklichen Landes ohne Beispiel, hat die unbedeutende Provinzialstadt des verstoßenen Jahrhunderts bereits auf gleiche Höhe mit den Städten zweiten Ranges auf der andern Halbkugel erhoben. Schon wetteifert das Neu Amsterdam dieses Festlandes mit seiner Mutterstadt auf dem östlichen, und, sofern der Mensch irgend eine Voraussagung wagen darf, wird es binnen wenigen, kurzen Jahren den Vergleich mit Europa's stolzesten Hauptstädten nicht scheuen dürfen.

Fast scheint es, als hätte die Natur nicht blos dem Tierleben seinen Stufengang vorgeschrieben, sondern auch jedem sittlichen und politischen Emporstreben Gränzen gesetzt. Immer weiter wird der leere Raum zwischen den verfallenen Mauern und den Gebäuden in der einstigen Stadt der Medici, gleich der verschrumpfenden Menschengestalt sich verlierend "in den mageren bepantoffelnden Pantalons;" die Spuren der Königin des adriatischen Meeres, die auf ihren schlammigen Eilanden schläft, ja selbst die Spuren Roms, sind gesunkene Tempel, begrabene Säulen: unterdessen verbreitet sich die jugendliche Kraft Amerika's über die Wildnisse des Westen, und füllt sie mit den glücklichsten Früchten des menschlichen Gewerbfleißes an.

Gewöhnt an die Wälder von Mastbäumen, an die meilenlangen Kais, an zahllose Villen, Hunderte von Kirchen und Palästen, an die rauchenden geschäftigen Fahrzeuge, von denen die Bai wimmelt, an das tägliche Wachsen und lebendige Regen überall in seiner Vaterstadt, wird der Manhattanese die Umrisse des Bildes kaum wieder erkennen. Ja, das nächste Geschlecht lächelt vielleicht, daß die Stadt sogar in ihrer gegenwärtigen Lage ein Gegenstand unserer Bewunderung sein konnte; und doch steigen wir in kein hohes Altertum hinauf, der Leser soll sich mit uns nur um ein Jahrhundert in die junge Geschichte seines Vaterlandes zurückversetzen.

Als am Morgen des dritten Juni 1715 die Sonne aufging, hörte man, auf den Gewässern des Hudson einhergewälzt, den Knall einer Kanone. Eine Rauchwolke kam aus der Schießscharte einer kleinen Festung hervor, welche auf der Landspitze lag, da wo der Fluß und die Bai ihr Wasser vereinigen. Der Knall war noch nicht verhallt, da stieg eine Flagge empor, und als sie die Höhe ihres Stocks erreichte und sich langsam im leichten Windstrom entfaltete, ward das blaue Feld und das rote Kreuz der englischen Standarte sichtbar. Einige Meilen in der Ferne unterschied man die dunklen Masten eines Schiffes, matt hervorgehoben durch den grünen Hintergrund der Höhen auf der Insel Staaten. Jetzt zog eine kleine Wolke über diesen Gegenstand, und alsbald ertönte, schwerfällig daherrollend, das erwidernde Signal. Aus der Ferne ließ sich nicht erkennen, welche Flagge der Kreuzer aufzog.

Genau in dem Augenblick, wo der Lärm der ersten Kanone erschallte, öffnete sich die Türe eines der ansehnlichsten Gebäude in der Stadt, und ein Mann, höchst wahrscheinlich der Hausherr, trat in den "Stoop", wie man noch jetzt die unbequemen Hauseingänge dort zu benennen pflegt. Er schien gerüstet, als wenn er im Begriff stände, eine Reise anzutreten, die einen Tag dauern könnte. Ihm folgte bis zur Türschwelle ein Schwarzer von mittlerem Alter, und ein zweiter, noch ein Knabe, trug ein kleines Bündel unterm Arm, das wahrscheinlich die zur Bequemlichkeit des Herrn unentbehrlichsten Sachen enthielt.

"Sparsames Wirtschaften, Herr Euclid, sparsames Wirtschaften ist dir der wahre Stein der Weisen;" sagte der Hausherr in volltönigem breitem Holländisch zu seinem obersten Sklaven, wahrscheinlich als Schluß bereits schon erteilter Abschieds-Instruktionen. "Sparsames Wirtschaften hat noch Niemand zum Bettler, aber schon Manchen reich gemacht. Durch Sparsamkeit ist mein Haus zu seinem Kredit gelangt, und, ich darf es immer selbst sagen, breitere Schultern und festeres Fußgestell hat kein Kaufmann in den Kolonien aufzuweisen. Du, Schelm, bist blos der Abglanz von deines Herrn Wohlgedeih'n; um so nötiger also, daß du auf seinen Vorteil bedacht seiest. Wenn der Körper abzehrt, was wird dann aus dem Schatten! Wenn ich schwächlich werde, wirst du krank; wenn ich hungere, so kannst du verhungern; sterbe ich, so kannst du ... hum ... Hör', Euclid, unter deine Aufsicht stelle ich, so lange ich abwesend bin, Güter und Geräte, Haus und Stallung; auch hast du dafür zu sorgen, daß mein Charakter bei den Nachbarn keinen Schaden erleide. Ich gehe nach 'Lust in Ruhe', um einen Mundvoll frische Luft zu schöpfen. Pest und Fieber! ich glaube, die Leute werden nicht eher aufhören, in diese Stadt zu ziehen, bis sie so verpestet ist, wie Rotterdam in den Hundstagen. Du, Junge, bist jetzt in den Jahren, wo man anfängt vernünftig zu werden; ich erwarte also, selbst wenn ich dich nicht unter Augen habe, geziemende Wachsamkeit und Diskretion in der Hausumgebung. Denn, hör' mal, Bengel, der Charakter deiner Sippschaft will mir nicht ganz gefallen; er ist gar nicht so respektabel, wie er sich für den vertrauten Bedienten eines Mannes von gewissem Range in der Welt geziemt. Deine beiden Vettern da, der Brom und der Kobus, sind nicht viel besser, als ein Paar gemeiner Schufte; und der engländische Neger, der Diomed, der ist vollends ein kleiner Teufel. Die andern Schlösser stehen schon unter deiner Bewachung: hier hast du auch den Stallschlüssel;" dabei zog er das genannte Instrument mit sichtbarem Zwang aus der Tasche. "Nicht ein Huf soll zum Stall heraus, außer wenn's zur Schwemme geht und daß jedes Tier sein Futter zur rechten Zeit bekomme, bis auf die Minute! Ihr Quartiermeister des Satans! so ein Neger in Manhattan glaubt, ein flamländischer Wallach sei ein schmächtiges Windspiel, nie außer Atem; da geht's denn Nachts im wilden Galopp die Heerstraße entlang, wie eine Uankih-Here durch die Lüfte auf einem Besenstiel, aber gib Acht, Meister Euclid! ich habe Augen im Kopf, wie du aus bitterer Erfahrung weißt! Oder hast du schon vergessen, Schlingel, wie ich dich im Haag die Bestien den Leydener Damm entlang reiten sah, als wenn der Teufel sie spornte, ohne Erbarmen, wie ohne Erlaubnis?"

"Immer mir will vorkommen, daß ein boshafter Ohrenbläser damals dem Masser es gesagt hat;" erwiderte der Neger mürrisch, obgleich nicht ohne Zagen.

"Die Ohrenbläser waren seine eigene Augen. Hätten Herren keine Augen, die Neger würden die Welt auf den Kopf stellen! Jede schwarze Ferse auf der Insel steht in dem großen Buche eingezeichnet, in dem ich, wie du weißt, so oft blättre, besonders an Sonntagen; und wenn sich einer von den genannten Hetz-Kerlen untersteht, meinen Boden zu betreten, so soll er sich auf einen Besuch bei dem Stadt-Profos gefaßt halten. Was denken sich die wilden Katzen! Glauben sie, die Wallachen sind in Holland gekauft worden mit Kosten für's Zureiten, Einschiffen, Assecuriren, Fracht und Risiko von Krankheiten, damit ihnen hier das Fleisch von den Rippen abschmelze wie ein Küchentalglicht?"

"In'r ganzen Insel nix wird getan, wo nicht ein farbiger Mensch es soll haben getan! Er das Unheil tut, und alle Arbeit er auch tut! Möchte wohl wissen, was für Farbe Masser glaubt, daß der Kapitän Kiod hat gehat?"

"Der war, schwarz oder weiß, ein Erzschelm; dafür weißt du auch, was für ein Ende er genommen. Ja, ja, der Wasserdieb hat seine schlechten Streiche höchst wahrscheinlich damit begonnen, daß er bei Nacht die Pferde der Nachbarn ritt. Sein Schicksal sollte jedem Neger in der Kolonie eine Warnung sein. Diese Höllenbrut! Den Engländern fehlt es doch zu Hause nicht an Schelmen, daß sie uns den Piraten nicht lassen konnten, damit wir ihn in den Inseln als eine Vogelscheuche für unsere Schwarzen aufknüpften."

"Na, ich glaube, der Anblick einem Weißen auch nit gerade könnte schaden;" erwiderte Euclid, der die ganze Keckheit eines verzogenen holländischen Negers auf seltsame Weise mit wahrer Anhänglichkeit für den Herrn, in dessen Diensten er geboren war, vereinigte. "Ich jedermann doch höre sagen, es waren nur zwei farbige Mensch in'm Schiff, und die noch dazu in Guinea geboren waren."

"Willst du wohl bescheidener sprechen, du Nacht-Trotter! hab' Acht auf meine Wallachen. Da, da hast du zwei holländische Gilders, drei Stüber und einen spanischen Piaster; der eine Gilder ist für deine betagte Mutter, und mit dem Rest kannst du dir in den Lustbarkeiten zu Paus Ostern, für die Neger in New York eine Zeit großer Lustbarkeiten was zu gute tun. Hör' ich, daß einer deiner spitzbübischen Vettern oder der englische Diomed eine meiner Bestien geritten hat, so mag sich ganz Afrika in Acht nehmen. Hungersnot und Skelette! ich quäle mich nun schon sieben Jahre hier, die Klepper zu mästen, und noch sehen sie einem Paar Wiesel ähnlicher, als soliden Wallachen."

Den Schluß dieser Rede bekam der Namensvetter des großen Mathematikers nur halb zu hören, die andere Hälfte brummte der Bürger im Selbstgespräche beim Fortgehen vor sich hin. Während dieser Abschiedspredigt war die Miene dessen, dem sie gehalten wurde, etwas zweideutig. Es kämpfte offenbar in seinem Innern die angeborne Liebe zum Ungehorsam mit der geheimen Furcht vor der Spionirkunst seines Herrn. So lange dieser noch im Gesicht blieb, haftete der zweifelnde Blick des Schwarzen an seiner Gestalt; kaum aber war sie um eine Ecke herum, so wechselte er mit einem Neger an einer nahen Haustür Blicke, dann nickten sie bedeutsam mit den Köpfen, brachen in ein helles Gelächter aus und verschwanden. Die Nacht kam heran, und der vertraute Diener nahm sich der Angelegenheiten seines verreisten Herrn mit der Treue und Sorgfalt eines Menschen an, welcher weiß, daß seine Existenz gänzlich von dem Eigentümer seiner Person abhängt. Schlag zehn Uhr jedoch bestieg er und des Nachbars Neger die trägen, überfütterten Pferde, und nun ging's im Galopp so schnell als die Füße sich nur bewegen konnten, mehrere Meilen landeinwärts, nach einem der gewöhnlichen Sammelplätze der Neger, wo eben eine Lustbarkeit vor sich ging.

Hätte der Stadtrat Myndert Van Beverout geahnet, wie bald nach seiner Abreise ihm so mitgespielt werden würde, so würde er wahrscheinlich nicht mit so gelassener Miene vorwärts geschritten sein. Die selbstgefällige Ruhe, verbreitet über Züge, die überhaupt nicht leicht in eine gewaltsame Lage zu versetzen und noch schwerer in solcher zu erhalten waren, zeugte von dem Vertrauen Myndert's in die Wirksamkeit seiner Drohungen. Dieser wohlhabende Bürger war nicht viel über die fünfzig, und ein englischer Witzbold, der aus seinem Mutterlande den britischen Humor mit eingeführt hatte, sagte einst, als die Herren im Magistrat miteinander wetteiferten, wer am witzigsten sei, Ratsherr Van Beverout sei ein Mann von lauter Alliterationen. "Denn," sagte er, als man ihn über diesen Bruch parlamentarischer Schicklichkeit zur Rede stellte und eine Erklärung verlangte, der Alderman ist, was anbelangt den Körper, kurz, knollig und körnig, was angeht die Physiognomie, pausbackig, purpurn und putzig, und in Hinsicht auf Stimmung des Gemüts, stolz, schwerfällig und sparsam." Diese Beschreibung hatte jedoch, wie alle erkünstelten Bonmots, mehr Pikantes als Wahres an sich, insofern nämlich auch der Charakter Myndert's darin mit beschrieben war, wiewohl in physischer Beziehung die Schilderung so richtig und genau war, als sie zu unserer Erzählung nötig ist, und wir brauchen für jetzt nichts weiter zu erinnern, als daß wir einen Junggesellen und sehr begüterten schlauen Händler vor uns sehen.

Die frühe Stunde, in welcher dieser handelsfleißige, blühende Kaufmann seine Wohnung verließ, hinderte nicht, daß er durch die engen Straßen seines Geburtsortes mit abgemessenen, gravitätischen Schritten einherging. Mehr als einmal blieb er stehen, erkundigte sich bei dem bevorzugten Bedienten der einen und andern Familie nach dem Wohlbefinden seines Herrn, und endigte jedesmal das Gespräch mit einem harmlosen Scherz auf den angeredeten Sklaven. Es scheint daher, daß der ehrenwerte Städter zwar etwas übertriebene Ansichten von Hausdisziplin hegte, aber keineswegs ein Vergnügen an solchen Drohungen fand, wie wir ihn haben ausstoßen hören. Er hatte eben einen solchen auf der Straße sich herumtreibenden Neger entlassen, als ihm beim Wenden um eine Ecke ein Weißer, der erste an diesem Morgen, unvermutet entgegen trat. Etwas erschrocken machte der Bürger unwillkürlich eine ausweichende Bewegung; als er aber sah, daß es nicht gelingen wollte, fügte er sich in die Notwendigkeit mit so guter Miene, als wenn er die Zusammenkunft gesucht hätte.

"Das Tagesgestirn, die Morgensalve und der Herr Stadtrat Van Beverout!" rief ihm der Unerwartete entgegen. "Das ist in dieser frühen Stunde, bei jeder neuen Umkugelung dieses Erdballs, die Folgereihe der Dinge."

Bevor der Aldermann diesen vertraulichen und etwas scherzhaften Gruß gehörig zu erwiedern hatte, fand er gerade noch Zeit genug, seine Fassung wieder zu gewinnen. Er zog den Hut, verbeugte sich steif und gab eine Antwort, die dem Aufdringling wenig Ursache ließ, sich seines Scherzes zu freuen.

"Die Kolonie mag mit Recht bedauern, daß sie die Dienste eines Gouverneurs entbehren soll, der sein Bett so früh verläßt. Daß wir Geschäftsmenschen bei Zeiten rührig sind, ist ganz in der Ordnung, gewiß aber würden manche Städter kaum ihren Augen trauen, wenn sie so glücklich wären, jetzt an meiner Stelle zu stehen."

"Sir, es gibt in dieser Kolonie Viele, die große Ursache haben, ihren Sinnen zu mißtrauen, obgleich Niemand irren wird, wenn er in einem zweckmäßig beschäftigten Manne den Ratsherrn Van Beverout vor sich zu sehen glaubt. Wer mit dem Erzeugnis des Bibers handelt, muß ja wohl auch die Ausdauer und vorsichtige Klugheit dieses Tiers besitzen. Fürwahr, wäre ich ein Wappenkönig, so würde ich Herrn Myndert einen Schild beilegen mit jenem beißenden Tier, einem Pelzmantel, zwei Mohawk-Jägern als Schildhalter, und der Devise: "Industrie"."

"Oder was denken Sie, Mylord," erwiderte der Andere, dem die aufziehende Bemerkung nicht ganz gefallen wollte, "von einem blanken Schild für ein reines Gewissen, zum Helm eine flache Hand, mit der Devise: "Mäßigkeit und Gerechtigkeit"?"

"Hm, die offene Hand gefällt mir, obgleich das Bild etwas anspruchsvoll ist. Ich sehe, Sie wollen damit sagen, daß die Van Beverout nicht jetzt noch nötig haben, sich in einem Wappenamte nach Ehrenzeichen umzusehen. Auch fällt mir eben ein, daß ich schon einmal Ihr Wappen gesehen haben muß; eine Windmühle im Gange; ein Damm geschlängelt; Feld, grün, mit Schwarzvieh gesprenkelt, Nicht? nun denn, so trügt mich mein Gedächtnis; die Morgenluft ist voller Nahrung für die Einbildungskraft."