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Impressum

© 2017 Jens Böhme

1. Auflage

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Korrektorat: Stephanie Rex

ISBN: 978-3-74484-947-0

Dieses Theaterstück wurde 1999 verfasst!

Personen:

Peter Maulberg

Dirk Müller

Erwin Flöher

Thomas Kuller

Adolf Hittelmann

Paul Peter

Penner alias Harry Schmidt

Sylvia Schmidt

Andrea Schmidt

Michelle Flast

Karsten Käser

Tom Gambacher

Ein Erzähler spricht:

„Meine Damen und Herren
die Vorgeschichte ist ganz kurz.

Wir befinden uns im Deutschland der 90er Jahre. Genauer gesagt eher am Ende des Jahrzehntes. Michael Jackson, die Arbeitslosigkeit und auch die Liebe zwischen den Menschen, um einige Phänomene dieser Zeit hervorzuheben, existieren immer noch.

Dresden, das Florenz des Nordens, ist eine große Stadt und zugleich die Landeshauptstadt von Sachsen. So ist es nicht verwunderlich, dass in dieser Stadt an der Elbe für die vielen Menschen, die dort Tag ein Tag aus leben, auch ein Stadtpark vorzufinden ist.

Das Neubaugebiet „Stadtrand Idylle” und das Villenviertel „Parkausblick” grenzen an unterschiedliche Ecken des Parks. Erstaunlicherweise wurde dem Stadtpark eine überaus große Fläche zur Verfügung gestellt, so dass sich ein beträchtlich großer Park, mit Hilfe der dort wohnenden Menschen, frei entfalten konnte. Dieser Park bekam den Namen „Park der vier Himmelsrichtungen”, weil er in fast vier gleichgroße Quartale aufgeteilt wurde. Aus diesem Grund gibt es einen Nordpark, einen Südpark, einen Ostpark und zu guter Letzt einen Westpark.

Seit über einem Jahrzehnt kreucht und fleucht jeder Wurm, jede Biene, jede Wespe, jeder Maulwurf und jede Ratte darin herum, wie es ihm beliebt. Obwohl gesagt werden kann, dass es manchmal mehr menschliche Ratten gibt, die sich die Zeit darin vertreiben, als jene Lebewesen, die den Namen „Ratte“ vom Menschen erhalten haben.

Von jenen menschlichen Ratten, Blutsaugern, schlauen Füchsen, fleißigen Bienchen, Faultieren, Stinktieren und weiß der Teufel, was alles den Grashalm umknickt, erzählt diese Geschichte.

Lange Rede kurzer Sinn … So sei es und die Geschichte möge beginnen.

Bühne frei, für den Kartoffelbrei!

Oh, Entschuldigung!

Bühne frei und Vorhang auf für den ersten Akt!

(wartend auf Applaus)

Warum klatsch denn keiner?

Kein Applaus, kein Stück!

(Claqueure erledigen ihren Job)

Die Künstler bedanken sich!

Und nun: Bühne frei …“

Inhaltsverzeichnis

  1. Akt
    1. Szene
    2. Szene
    3. Szene
    4. Szene
  2. Akt
    1. Szene
    2. Szene
    3. Szene

1. Akt

1. Szene

Südpark - Neubaugebiet

Nächtlicher Park mit sommerlich warmen Temperaturen. Es ist sternklarer Himmel und kurz vor Mitternacht. Peter und Dirk sitzen mit einer Flasche Whiskey auf einer der erneuerten Parkbänke im Südpark und kippen sich billigen Fusel hinter die Binde. Jeder der beiden glaubt, seinen eigenen Frust im Alkohol ertränken zu können.

Peter: (nippt am Whiskey) Da sitzen wir nun hier auf dieser abgewrackten Parkbank und schütten uns diesen billigen Whiskey hinter die Binde. Und warum, frag ich dich? Warum nur?

Dirk: Ich weiß nicht? Vielleicht, weil du heute deinen 50-Markschein verloren hast?

Peter: Ach, scheiß auf die 50 Mark! Nicht wegen der 50 Mark. Da gibt es noch etwas Wertvolleres.

Dirk: Was?

Peter: Die Frauen! Ja wegen der Frauen sitzen wir hier und saufen. Ich sage dir, alles nur wegen der Frauen …

Dirk: Das musst du mir jetzt erklären.

Peter: Immer muss man gleich alles erklären oder eine Erklärung hierfür und dafür haben. Kann man nicht einfach mal vom Gefühl aus handeln oder etwas sagen? Jeder fühlt sich auch immer gleich angegriffen, wenn man ihm seine Meinung oder was weiß ich mitteilt. Manchmal habe ich es echt satt!

Dirk: Gut, du musst mir auch nichts sagen.

Peter: Dirk! (pustet) Also … (wird leiser in der Stimme) mich hat's erwischt. (schaut wenige Sekunden zum Sternenhimmel) Ob sie in diesem Moment auch zu den Sternen hinauf schaut? Vielleicht genau auf den dort oben, der, der so stark leuchtet? (kurze Pause) Das ist vielleicht ein Mädel, Prost Dirk!

Dirk: Du meinst doch nicht etwa …? Du wirst ja richtig romantisch, Alter!

Peter: Doch, DIE meine ich.

Dirk: Die Hübsche vom Sportplatz, die du heute gesehen hast?

Peter: Ja und keine andere.

Dirk: Vergiss es! Die ist eine Nummer zu groß für dich, Alter!

Peter: Nummer zu groß? Werden heutzutage nur noch Nummern vergeben?

Dirk: Neeee.

Peter: Bin ich denn zu hässlich für sie? Zu primitiv, zu arm oder was?

Dirk: Ne, das nicht, aber ...

Peter: Aber was?

Dirk: Wie die sich gegeben hat, wie die aussieht, die hat doch schon längst einen Kerl. Und dann ihr Vater, hast du ihn gesehen?

Peter: Wann denn?

Dirk: Der hat sie doch vom Sportplatz abgeholt. Hast du den Schlitten gesehen? Ein Porsche! Die ist bestimmt eine Menge Luxus gewöhnt. Was willst du da bei der als kleiner Bibliothekar in der Ausbildung; und später als Angestellter in einer Branche, wo die Kohle nicht gerade auf den Bäumen wächst?

Peter: Die Kohle wächst nicht auf den Bäumen.

Dirk: Die nötigen Mittel danach zu graben, hast du auch nicht.

Peter: Solche wie mich muss es doch auch geben! Mensch, die einen ganz normalen Job machen und nicht drei oder vier Luxuskarossen in der Garage stehen haben.

Dirk: Ja schon, aber …

Peter: Außerdem, quatsch nicht dauernd vom Luxus der Frau, das ist doch nicht alles.

Dirk: Wach auf Peter! Sieh es doch mal realistisch. Die Frauen heutzutage wollen Kohle oder zumindest die Aussicht darauf.

Peter: Ich kann und will es aber nicht realistisch sehen! (macht eine Pause, trinkt) Diese Gesellschaft kotzt mich an. Schon bis hier an den Gaumen. Kannst du es sehen? Ich glaube, ich übergebe mich gleich. Am besten da hinten in die Ecke, am Baum, dann hat das wenigsten noch einen Sinn: Dünger für den Baum.

Dirk: Was hat das mit der Gesellschaft zu tun, Peter?

Peter: Eine ganze Menge, sag ich dir. (überlegt, sucht nach Argumenten) Mann! Dabei könnte doch alles so einfach sein. Weißt du, manchmal, wenn ich Zeit habe, dann lese ich in den Büchern der Bibliothek, wenn ich nicht gerade Schule habe. Und wenn ich dann so diese ganzen Texte lese, dann bemerke ich, wie alle diese Schriftsteller und Poeten vom Genießen des kurzen Lebens, von der Liebe und anderen Dingen sprechen. Ihre Phantasie, vorausgesetzt sie schreiben nicht über etwas aus der Realität oder wollen damit etwas ganz Bestimmtes bezwecken, hat stets etwas Positives. Und dieses Positive im Leben, die Lebensweise, die positiv gesehen werden muss, tragen alle Menschen in sich. Das Leben ist einzigartig, weißt du?

Dirk: Ahhh …?

Peter: Eigentlich alle Menschen. Ich meine, so viele Menschen haben in ihren Hirnen die Sehnsucht nach Liebe, Harmonie und den schönen Dingen von dieser Welt. Wie schön die Welt doch sein könnte, wenn sie nach der Phantasie dieser Schriftsteller gestaltet werden würde? Und nicht nach dem Geld, dem Status, dem … Aber keiner tut was. Wie immer!

Dirk: Was sollen sie denn tun? Und was laberst du da? Das kann doch nicht einfach so funktionieren. Die Gesellschaft und die Welt ist nun mal so gewachsen, wie sie gewachsen ist.

Peter: Na, na, na! Ich meine, sie sollen ja keinen Terror machen und gleich alles umstülpen. Ich weiß auch, dass sich so etwas Großes, wie die Gesellschaft, nicht von heute auf morgen ändert. Doch die Menschen könnten doch alles relaxter und etwas positiver angehen und die ganzen kleinen Dinge im Alltag, die oft für all die Streitereien und Unstimmigkeiten verantwortlich sind, damit vermeiden. Es wäre doch ein erster Schritt in die richtige Richtung. Man müsste seine Kraft für den Menschen und für die Zukunft einsetzen, die für jeden Einzelnen so schon viel zu kurz bemessen ist, und nicht gegen den Menschen. (kurze Pause im Gespräch) Dieses scheiß Konkurrenzdenken ist doch wirklich überall! Und dann der Stress, du regst dich auf, regst wieder dich auf und wieder, … dann bekommst du eine fette Ader am Hals, die immer größer und dicker wird und irgendwann hast du einen Herzinfarkt.

Dirk: Frauen bekommen eher einen Schlaganfall. Peter: Den einen trifft der Schlag, den anderen trifft’s am Herzen.

Dirk: Auch wieder wahr.

Peter: Schuhe, Schuhe. Oh diese Schühchen! Sehen nur noch Schuhe. (zeigt auf seine Schuhe) Meine, ihre, andere und fallen in Ohnmacht. Als gäbe es nichts anderes wofür es sich zu Leben lohnt.

Dirk: Was? Was meinst Du mit ‚Schuhe‘?

Peter: Wenn sie wieder zu sich kommen, kennen sie nur noch das Wort Schuhe. Nichts anderes zählt mehr, sie lehnen sich zurück und dann lutschen sie halbseitig liebevoll den Lolli.

Dirk: Was meinst du jetzt mit ‚Lolli‘?

Peter: Schuhe, Lolli - ach, das ist eine Metapher. (kurze Pause) Wenigstens haben sie noch was von der Liebe, wenn auch halbherzig.

Dirk: Aber mal ehrlich, Peter. Ich glaube, du hast schon zu viel gesoffen. Diese philosophischen Themen machen mir heute die Birne kaputt. Und das mit deiner Tussi. Ich weiß