Inhaltsverzeichnis

  1. Eintreten
  2. Beginn
  3. Luftschutzkeller 1
  4. Luftschutzkeller 2
  5. Doku Beznau
  6. Luftschutzkeller 1
  7. NICHT im Luftschutzkeller 2
  8. Strahlenalarm-Propaganda
  9. Luftschutzkeller 1
  10. Luftschutzkeller 2
  11. Tschernobyl
  12. Luftschutzkeller 1
  13. Luftschutzkeller 2
  14. Fukushima
  15. Im Zivilschutzraum E
  16. Im Zivilschutzraum Q
  17. Das ENSI
  18. Schweizer Fernsehen SRF 1
  19. Die radioaktive Strahlung
  20. Im Zivilschutzraum E
  21. Im Zivilschutzraum Q
  22. Die SVP
  23. Zum letzten Mal im Zivilschutzraum E
  24. Zum letzten Mal im Zivilschutzraum Q
  25. Die Flucht
  26. In einem Flüchtlingslager
  27. ZDF-News
  28. Es werde Licht!

1

Eintreten

Informationsflut rund um Akws, Beznau 1 und 2, Energiepolitik: Zahlen, Fakten, Werbespots, aber auch Dokus über Tschernobyl und Fukushima. Auf Ausstellungswänden, normalen Wänden und Leinwänden.

Zwei Bühnen in der Mitte: Luftschutzkeller, umgeben von Gitterstäben.

In Luftschutzkeller 1 und 2 sitzen, stehen, knien, liegen starr und unbeweglich je zwei junge Frauen respektive junge Männer: A, B, C und D.

2

Beginn

Werbespots leuchten auf:

Strom mit Atom: Grenzenlos sicher.

Unsere KKW Beznau 1 und Beznau 2 laufen so lange, wie sie sicher sind. Und noch viel länger. Todsicher.

Beznau ist Weltklasse. Beznau hat Zukunft. Beznau 3000.

3

Luftschutzkeller 1

Zwei junge Frauen unterhalten sich.

Viel Camping- und anderes Material steht und liegt herum.

A Wie weit bist du?
B Auf Seite 257. Endlich hab ich mal Zeit, das zu lesen, was ich schon lange möchte.
A Mir geht’s auch so. Ich habe alle Werke von Frisch, Hesse und Remarque mitgenommen. Mit „Im Westen nichts Neues“ bin ich fast fertig. Schon grausam und brutal, der Erste Weltkrieg!
B Wann machen wir eine Essenspause?
A Von mir aus jetzt, wenn es dir recht ist! Voraussichtlich haben wir noch zwei bis drei Tage Zeit bis zur Evakuation.
B Es kann auch sein, dass niemand evakuiert wird: Es sei eine reine Vorsichtsmassnahme, eine Gefahr bestehe nicht wirklich, hat‘s vor einer Stunde geheissen.
A Gut haben wir genügend Vorräte gelagert inklusive Mineralwasser.
B Man rät davon ab, Hahnenwasser zu trinken.
A Was wollen wir essen?
B Spaghetti Napoli, wenn’s recht ist. Wir können ja dann am Abend Gemüse aus der Tiefkühltruhe dampfgaren.
A Was meinst du zu einer Flasche Rotwein?
B Nimm den „Bordeaux“, der ist sehr süffig und macht schläfrig.
A Ja, nachher machen wir ein Nickerchen.
B Fast wie Ferien – nur dass wir im Luftschutzkeller statt im Ferienhotel logieren!
A Dafür werden wir auch nicht abgelenkt – höchstens durch neue News.
B Eigentlich bin ich ja fast froh um diesen Strahlenalarm: Wenn ich denke, was ich sonst alles hätte erledigen müssen! Einen Riesenstress hätte ich gehabt, einen Riesenstress!
A Zum Glück wohnen wir innerhalb der 20-Kilometer-Zone! Stell dir vor, alle, die ausserhalb wohnen, müssen zur Arbeit, in die Schule, an die Uni…
B Und wir können hier voll relaxen!
A Noch mindestens bis übermorgen!
B Was geht ab im Facebook?
A Hier haben wir doch sowieso keinen Empfang – leider! Da wird die Hölle los sein!
B Schön schade, dass wir das verpassen! - Komm, machen wir dafür ein paar Selfies – es fehlen ja nur Sand, Sonne und Meer.
A Zwei Liegestühle, einen sandfarbenen Teppich, ein Campingtischchen,
einen Sonnenschirm, Campingkocher, Gaslampen, Wein und Bier haben wir immerhin! Fast alles ist vorhanden!
B Ja, richte ruhig alles ein – ich bin hier am Spaghetti-Kochen.
A Was ist denn eigentlich genau passiert?
B Ach, ein Störfall. Weisst du, was ich glaube? Das ist nur eine Übung, damit sie beweisen können, dass alles klappt im Ernstfall.
A Meinst du? Das wäre aber etwas viel Aufwand und ziemlich teuer, einige zehntausend Leute für 3 bis 4 Tage in die Zivilschutzräume zu schicken und zu betreuen.
B Stimmt schon – aber die KKW-Betreiber und der Zivilschutz verfügen über Millionen!
A Ja, wie willst du denn so viele Menschen betreuen? Woher sollen die denn das Personal nehmen?
B Was weiss ich? Ich nehme an, dass sie genau das zum Beispiel mit dieser Übung herausfinden wollen.
A Und wenn es tatsächlich keine Übung ist?
B Sicher ist es eine. Die Schweizer Kernkraftwerke sind die sichersten der Welt! Da kann gar nichts passieren – nur keine Angst!
A Ist mir schon klar. Ich hoffe einfach, dass das stimmt, was du sagst. – Die Spaghetti sind bald fertig!
B Wo ist der Korkenzieher? – Mist, der ist noch oben in der Küche. Soll ich ihn holen? Es ist ja eh nur eine Übung.
A Auch wenn’s nur eine Übung ist: Wir sollten die Anweisungen der Behörden befolgen und da müssen wir halt auf den Wein verzichten – es sei denn, wir finden hier unten noch irgendwo einen Zapfenzieher.
B Irgendwo ist eine Kiste, die meinem Bruder gehört und dort drin hat’s bestimmt ein Armee-Taschenmesser.
A Meinst du die blaue Box dort auf dem Regal?
B Je, genau die!
A Ist es ok, wenn ich in der Kiste deines Bruders wühle?
B Ja natürlich, er hat ja keine Geheimnisse vor mir.
A Uiuiui! Bist du sicher? Da hat’s aber ein paar ganz heisse Aufnahmen von ihm und seiner Freundin!
B Komm, zeig schon! – Mein Gott, dass die das zugelassen hat!
A Und das ganze Fotobuch ist voll davon!
B Dabei hat sie ihn plötzlich einfach sitzen lassen…
A Eine Tussi halt!
B Mir hat sie nie gefallen!
A Nun bist du sie ja los!
B Aber die Fotos schau ich mir schon noch genauer an!
A Ob sie ihm wohl dieses Fotobuch geschenkt hat?
B Ich glaube, s’war eher umgekehrt: Er wollte es ihr vermutlich auf den Geburtstag schenken – und da war sie halt schon weg!
A Mit einem andern?
B Ja, ich hab sie mal mit so einem Schleimer gesehen – eng umschlungen…
A Muss hart für deinen Bruder gewesen sein!
B Ja, schon… So, gleich ist das Essen fertig!
A Ich setz mich schon mal!
B Und die Gläser?
A Diese Becher tuns doch auch!
B Und Mineralwasser!
A So – los! Stossen wir an!
B Auf was denn?
A Auf deinen Bruder!
B Auf meinen Bruder!
A Und den STRAHLENALARM!
B Auf den STRAHLENALARM!

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Luftschutzkeller 2

Zwei junge Männer, HG3345 (C) und MG9307 (D), unterhalten sich, umgeben von einigem Gerümpel.