Prof. Dr. Thomas Schlegel studierte Softwaretechnik an der Universität Stuttgart – beinahe wäre es mit Paläontologie ein ganz anderes Fach geworden.
Heute setzt er sich als Professor im Studiengang Verkehrs-SystemMangement an der Hochschule Karlsruhe für die Lehre ein und leitet das Institut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme (IUMS).
Studierende stellen ihm häufig Fragen, die er ihnen gerne schon vor dem Studium beantwortet hätte. Als ehemaliger Student, Doktorand, Wissenschaftler, Gruppenleiter, Juniorprofessur und Professor berichtet er aus verschiedenen Sichten auf Hochschulen und auch aus 20 Jahren Lehrtätigkeit.
So kennt er viele Fragestellungen während des Studiums aus unterschiedlichen Perspektiven: Forschung bei Fraunhofer, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Technik Stuttgart, Teamleiter an der Universität Stuttgart und Juniorprofessor für Software Engineering ubiquitärer Systeme an der Technischen Universität Dresden.
Mit dem Ruf an die Hochschule Karlsruhe gestaltete er den Studiengang VerkehrsSystemManagement mit, etablierte die Vertiefung Intelligente Mobilitätssysteme und das Forschungsinstitut für Ubiquitäre Mobilitätssysteme. Er konnte auch Fördermittel für innovative Lehrformate in der Informatikausbildung für Ingenieure an die Hochschule holen.
Mit diesem Buch erfüllt er sich den Wunsch, zukünftige Studierende schon bei der Studienwahl zu beraten und bei ihrer Entscheidung zu unterstützen.
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
Gestaltung Cover: Luca Gallina
Coverfoto: signpost – sodafish visuals, Adobe Stock
© 2020 Prof. Dr. Thomas Schlegel, Stutensee
Dieses Buch wurde nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Dennoch übernimmt der Autor keine Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für Inhalte und Aktualität von Webseiten oder eventuelle Druckfehler. Die Inhalte stellen keine Beratung dar.
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7519-2894-6
Wenn Sie gerade Ihr Abi machen oder bald ein Studium beginnen, gehören Sie zu einem besonderen Jahrgang.
Mit der Corona-Pandemie hat sich vieles verändert und Gewissheiten wurden in Frage gestellt. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass von Abitur bis hin zu Studienwahl trotzdem alles gut bei Ihnen läuft. Zumindest für den Erfolg bei Letzterem möchte ich Ihnen etwas Unterstützung aus der Hochschule geben. Unseren Studierenden, und damit auch zukünftig Ihnen, geht es ja ganz ähnlich.
Nachdem absehbar wurde, dass Studien-Informationsveranstaltungen und fast alles, was zu persönlichen Terminen in der Studienwahl gehört, abgesagt wird, und sich damit ein ganzer Jahrgang erstmals von ferne ein Bild vom Studium machen muss, entschloss ich mich, diesen Studienwahl-Ratgeber zu schreiben.
Auch wenn das nun recht schlagartig gehen musste, liegt dieser Plan schon länger bei mir auf dem Tisch: In Gesprächen mit vielen (auch potenziellen) Studierenden wurde mir schon vor längerer Zeit klar, dass sie von einer internen Sicht aus der Hochschule bei ihrer Studienwahl deutlich profitieren würden.
Das ist nun vielleicht etwas ungewöhnlich, dass Ihnen ein IT- und Mobilitäts-Professor Ratschläge geben will, wie Sie Ihr Studium auswählen sollen. Ich denke aber, dass Sie von der etwas anderen und internen Perspektive und auch Retrospektive (auch ich war ja einmal Student und Doktorand) sicherlich profitieren werden.
Die neuen digitalen Medien bieten uns eine nie dagewesene Informationsvielfalt. Trotzdem bin auch ich (obwohl ein Vertreter der digitalen Medien) der Meinung, dass ein gut lesbares Buch, in Kombination mit den vielen verfügbaren Informationen und quasi als Reisebegleiter und „Navi“ für die Studienwahl hilfreich ist.
Darum ist dieses Buch entstanden. Es soll mit Denkanstößen, Angeboten zum Vorgehen und Hintergrundinformationen ergänzen, was Sie vermutlich im Netz lange suchen oder nicht in dieser Form finden werden, und helfen, die vielen unterschiedlichen Informationen etwas einzuordnen.
In Deutschland gibt es viel Ratgeberliteratur für alle Fragen des Lebens und auch wissenschaftliche Publikationen, die sich mit der Studienwahl analytisch und statistisch beschäftigen.
Für dieses Buch gehe ich jedoch davon aus, dass Sie sich mit allen Seiten des Studiums und der Studienwahl beschäftigen wollen und dazu weder einen allgemeinen Lebensratgeber noch ein wissenschaftlich-analytisches Buch benötigen – falls doch, schreiben Sie mir, das können wir gerne nachliefern. Genauso schreiben Sie mir gerne, wenn Ihnen eine Information fehlt oder natürlich auch gerne, was Ihnen viel gebracht hat.
Ich wollte dieses Buch für Sie schreiben, weil auch ich mich noch daran erinnere, wie alleingelassen man sich manchmal, trotz der vielen Informationen und „Ratgeber“, in Familie und Umfeld fühlt.
Es ist ein wenig wie bei unseren Forschungsprojekten zur Mobilität, speziell auch zum öffentlichen Verkehr: Jeder hat eine Meinung und jeder will mitreden. Hier ist es aber letztendlich Ihre Entscheidung und Ihr Leben – und es zählt auch nur Ihre Sicht auf die Dinge, denn das Studium werden Sie absolvieren und nicht Ihre Ratgeber.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen in dieser speziellen Zeit eine inspirierende Lektüre dieses Buches, eine gute Wahl und viel Freude und Erfolg in Ihrem Studium.
Herzliche Grüße
Ihr Thomas Schlegel
P.S.: Danke!
Ganz herzlich möchte ich mich bei den Unterstützern bedanken, die die Herausgabe dieses Buchs ermöglicht haben. Swenja und Cara Sawilla für die inhaltliche Durchsicht aus „Nutzersicht“, Werner Schlegel und meiner Frau Veronika Schlegel, die auch meine vielen Nachtschichten für dieses Buch miterleben musste, für das Lektorat, sowie Luca Gallina für die Umschlaggestaltung.
Schön, dass Sie sich für den Weg des Studiums entschieden haben. Wie bei anderen Pfaden und Reisen des Lebens ist es vorteilhaft, viele Antworten schon vorab zu kennen. Gerade wenn Sie einen Studiengang auswählen und sich für dieses Studium bewerben, starten Sie in einen ganz neuen Lebensabschnitt.
Deshalb ist dieses Buch aus dem Gedanken entstanden, dass es schön wäre, wenn bei uns an den Hochschulen noch mehr Studierende ankommen würden, die genau „ihren Studiengang“ gefunden haben, der so ist, wie sie es sich vorgestellt und hoffentlich sogar gewünscht haben. Auf dem Weg dorthin soll Sie dieses Buch möglichst unterhaltsam und mit einem „Blick über den Tellerrand“ auf die Hochschulen und ihre Besonderheiten unterstützen.
Vielleicht haben Sie schon viel über den interessantesten Studiengang, die richtige Hochschule und den zu Ihnen passenden Beruf nachgedacht, gelesen und gesprochen? – Dann werden Ihnen einige der allgemeinen Informationen schon bekannt vorkommen.
Der Aufbau der Hochschullandschaft ist ja kein Geheimnis. Sie müssen daher auch nicht alles lesen, was Ihnen – vermutlich vor allem im, allerdings auch kompakt gehaltenen, Informationsteil – schon bekannt vorkommt. Auch dann sind sicherlich die Entscheidungshilfen und die Innensicht des Hochschulsystems für Sie interessant.
Vielleicht stehen Sie aber auch noch am Anfang und wollen wissen, was da auf Sie zukommt, wie Sie sich orientieren, welche Möglichkeiten Sie haben und wie Sie zu einer Entscheidung kommen. Dann, so hoffe ich, finden Sie hier viele der Aspekte, die Beachtung verdienen und Ihre Entscheidung beeinflussen können. Das Buch eignet sich auch, um es zur allgemeinen Information und als Übersicht zu nutzen.
„Nachher ist man immer schlauer“, könnte man vielleicht sagen. Denn wie die Entscheidung für ein Studium, ist auch der Hochschulbetrieb nicht selbsterklärend. Hier werden Sie aber zukünftig leben und arbeiten.
Für eine Entscheidung ist also wichtig, das Umfeld zu kennen. Nutzen Sie Kontakte zu Menschen, die schon studieren oder kürzlich ihr Studium abgeschlossen haben. Das richtige „Gefühl“ für ein Studium bekommen Sie so sicherlich besser als von reinen Informationsseiten.
Dieses Buch spricht deswegen neben der sachlichen Ebene mit Informationen auch die persönliche Ebene an, damit Sie sich nach „informierter“ Entscheidung auch mit Begeisterung „Ihrem“ Studiengang widmen können.
Statt in mühsamer Recherche erhalten Sie hier zusammengefasst sachliche und Hintergrundinformationen zum Durchlesen. Zusätzlich bekommen Sie viele Tipps und Beispiele aus dem Hochschulleben und den Fachgebieten, Einblicke ins Studium aus Hochschul(lehrer)-Sicht und Hinweise zu weitergehenden Informations- und Beratungsmöglichkeiten.
Nutzen Sie diesen Ratgeber wie einen Reiseführer auf Ihrer Reise zum Wunsch-Studiengang für eine effektive, effiziente und zufriedenstellende Studienwahl (siehe Exkurs). Wie bei einem guten Reiseführer wählen Sie immer selbst, was zu Ihren Interessen passt und welche Stationen Sie benötigen oder gerne hätten.
Exkurs
Usability und die Aufgaben des Lebens
Wissen über Fachgrenzen hinweg: Wenn Sie sich mit Usability, also der Benutzbarkeit und Gestaltung von Systemen für menschliche Nutzer beschäftigen1, werden Sie bemerken, dass sogar die DIN EN ISO 9241-11 diese drei Punkte – effektiv, effizient und zufriedenstellend – anführt, um die Usability / Gebrauchstauglichkeit / Benutzbarkeit zu definieren.
Selbst die entsprechende ISO-Norm2 für Usability gibt Ihnen also diese Kriterien mit.
Sie sehen bereits hier: Studienwissen gilt meist nicht nur für das spezielle Fach... darum gleich ein paar Details.
Effektiv heißt: „Die richtigen Dinge tun.“ Es führt daher zum richtigen Ergebnis, also zur richtigen Entscheidung. Am Ende ist also alles klar.
Effizient heißt: „Die Dinge richtig tun.“ Es führt also mit möglichst geringem Aufwand zum Ziel. Man kann viel Aufwand / Energie und Nerven in eine Entscheidung stecken. Wenn man es geschickt angeht, verringert das den Aufwand und die Zeit ist ja ohnehin begrenzt.
Zufriedenstellend heißt: Sie sind zufrieden mit Ihrer Wahl – es ist, wie es sein soll. Kein Studium wird Sie mehrere Jahre zu andauernden Begeisterungsschreien animieren.
Dieses Thema der emotionalen Qualitäten wie Begeisterung wird viel im Bereich der User Experience (UX) diskutiert. UX beschäftigt sich mit der Frage, welche „Erfahrung“ Nutzer mit einem System vor, während und nach der Benutzung machen.
Beliebtes Beispiel dabei ist das iPhone von Apple: Ein „nur“ effizient, effektiv und zufriedenstellend arbeitendes Smartphone bringt Sie nicht dazu, zwei Tage vor einem Shop in einer Menschenschlange zu übernachten, um das erste zu bekommen. Das macht nur UX.
Deswegen ist dieser arbeitswissenschaftlich entstandene Begriff auch so treffend. Anfänglicher Begeisterung folgt gerne Ernüchterung, aber wenn Sie mit Ihrem Studium zufrieden sind, haben Sie vermutlich alles richtig gemacht.
Sicher ist Ihnen schon das Zeichen mit der Insel oben aufgefallen: „Exkurs“. Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie eine Menge Informationen und Hinweise aufnehmen können oder aber möglichst kompakt einfach das lesen, was Sie gerade benötigen.
Dieser ("normale") Text ist der auch solo lesbare „inhaltliche“ Teil. Dazu kommen noch vier weitere Arten von Elementen, die ich für Sie speziell gekennzeichnet habe:
Exkurs
Exkurs ist ein Thema, das Sie nicht gelesen haben müssen, aber das etwas weiterführt, für eine bestimmte Lesergruppe mehr interessant ist oder einfach spannende Informationen enthält, die einmal mehr und einmal weniger direkt mit Ihrem möglichen Studium zu tun haben bzw. vielleicht auch fachlich darauf hinweisen.
Tipp
Tipps sollen genau das sein: Ein Tipp, der Ihnen möglicherweise hilft. Ob direkt bei der Studienwahl oder vielleicht auch darüber hinaus: Es geht hier weniger um weitere Themengebiete oder Informationen als um das Vorgehen und darum, weiterzukommen. Sie müssen das nicht so machen, aber vielleicht ist ja etwas Hilfreiches für Sie dabei.
Beispiel
Was wäre ein Ratgeber ohne Beispiele? Mit Beispielen erhalten Sie diverse Geschichten, Erkenntnisse und eben konkrete Beispiele für das zuvor im Text Gelesene. Das können auch Beispiele sein, wie sich etwas äußert oder wie etwas zu verstehen ist. – Gerne auch mit Stories und Themen, die ich selbst erlebt habe – oder mir vielleicht auch einfach nur gut erzählt wurden.
Dann dürfen natürlich ein paar Links ins World Wide Web (WWW) nicht fehlen. Hier werden meist gute Beispiele oder konkrete Themen weiter verlinkt, damit Sie dort nachlesen, recherchieren etc. können. Das ist naturgemäß in Büchern immer etwas schwierig, weil sich das Netz deutlich schneller ändert als ein Buch.
Mit dem Scherensymbol sind Seiten gekennzeichnet, die Sie am besten herauskopieren oder in sonst einer Form zum separaten oder auch mehrfachen Ausfüllen nutzen können.
Sie sind bereits mitten in der „Einleitung“, das ist quasi die Gebrauchsanweisung. In Kapitel „Studienwahl – der Prozess“ erfahren Sie, wie ein möglicher Plan aussieht und wo Sie überall Station machen können, um weitere Informationen zu bekommen. Das können Sie einfach als Hinweis betrachten oder auch gleich mit den Stationen loslegen.
Dann geht es in „Mein Leben und ich“ und „Mein Leben und die anderen – Weltansichten“ erst einmal um Sie selbst und dann um die Gründe, warum Ihnen das vermutlich für die Entscheidung nicht reichen wird, also um die Welt um Sie herum.
Studium und Wissenschaft sind eng verbunden und ganz allgemein sehen Sie in „Was lerne ich im Studium?“ Themen und Sichten, die vielen Studienfächern gemeinsam sind und die auch gleichzeitig die Felder voneinander unterscheiden. Daneben spielen natürlich auch viele Kompetenzen, Themen und Fragen für das Studium eine Rolle, die sich nicht am Studienfach orientieren: Mehr „Fürs Leben und ins Leben“. Auch die Frage „was soll ich studieren?“ – Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt und Zukunftsthemen – wird oft gestellt und in „Gefragte Absolventinnen und Absolventen“ etwas beleuchtet.
Vielleicht ist Ihnen noch nicht klar, wohin die Reise gehen könnte, was zu Ihnen passt und was überhaupt möglich ist. In „Mein Studiengang“ geht es um den Weg zu diesen Punkten.
Damit ist die eigene Richtung schon etwas mehr geklärt. Nun geht es an die Informationen: „Die Hochschulen – Welche stehen zur Wahl?“ zeigt die Hochschultypen, „Studienabschlüsse und Studienverläufe – Was steht zur Wahl?“ Aufbau und Ablaufmöglichkeiten des Studiums.
Bei den Studienfächern geht es zunächst in „Fächer und breit gefächerte Arten von Studiengängen“ um Hintergründe und Typen von Studienfächern, in „Was steht zur Wahl? – Studienfächer kompakt“ dann um die tatsächlichen Studienfelder, zu denen ein konkreter Studiengang gehören kann. Nun geht es beim „Studiengänge finden, analysieren und verstehen“ darum, an passende Studiengänge zu kommen und zu sehen, was diese tatsächlich enthalten, wie also ein Studium in diesem Studiengang inhaltlich aufgebaut ist.
In „Meine Wahl“ steht die Entscheidung an – was kann und soll es werden. Auch die Entscheidung gehen wir etwas analytisch an, um auch die richtigen Prioritäten zu setzen. Wenn das noch nicht so klar geht oder funktioniert, hilft „Noch unentschieden – einfach probieren?“ vielleicht weiter.
Ist die Entscheidung gefallen, geht es um die Realisierung. Zunächst müssen Sie „Reinkommen – aber wie?“. Vor und auch während des Studiums stellt sich die Frage nach der „Finanzierung des Studiums“ und ein paar Tipps zum „Im Studium ankommen und drinbleiben – Survival-Kit kompakt“ helfen Ihnen vielleicht dort weiter.
Aha, gute Frage. Lesen Sie doch, was Sie gerade interessiert und anspricht, wenn Sie eher der Querleser oder die Querleserin sind, blättern Sie einfach durch und lesen was Sie anspricht. Ich persönlich mache so etwas auch gern bei fachlichen Texten und ähnlichen Dokumenten, denke aber, dass Sie diese Art von Buch im Sinne eines maximalen Nutzwerts besser komplett lesen und dann Einzelteile für Ihre Entscheidung ausfüllen, nutzen und nochmals überdenken sollten.
Im Studium werden Sie aber, im Gegensatz zur Schule, wenig Anweisungen bekommen, wie Sie ein Thema erschließen. Dies ist aus gutem Grund so: Jeder tickt anders und braucht daher andere Informationen. Sie sollen ja genau dieses Erschließen als Kompetenz erwerben, um Ihren eigenen, passenden Stil zu entwickeln. Für mich ist das einer der größten Pluspunkte im Studium. Also, schnuppern Sie schonmal den Duft der Freiheit (welche Herausforderungen das mit sich bringt, erzähle ich Ihnen dann später im Buch) und lesen Sie die Teile, die gerade für Ihre Phase relevant sind, Sie ansprechen – oder auch gleich das ganze Buch, am besten immer mal wieder.
Das Buch behandelt sehr viele Themen in zugegebenermaßen kompakter Form. Ich wollte auch keine Dissertation (Doktorarbeit) schreiben, sondern Ihnen einen Überblick und Hinweise zu den Themen geben, die ich für wichtig erachte.
Natürlich ist mir auch klar, dass Ratgeber wie dieser zwar gerne einmal durchgeblättert oder auch gelesen werden, die meisten Leserinnen und Leser aber nicht alle Übungen und diese möglicherweise sogar noch wiederholt (wie die Walt-Disney-Methode in Kapitel 8, „Mein Studiengang“), so wie beschrieben, durchführen. Ich gestehe, mir geht das häufig genauso. Wenn Sie also einfach die Informationen im Überblick haben wollen, lesen Sie einfach das Buch.
Wenn Sie sich etwas strukturiert Gedanken machen wollen und dafür einfache Instrumente suchen, können Sie die im Buch angebotenen Methoden nutzen oder sich selbstverständlich auch selbst welche suchen. Bei der großen Auswahl von Methoden aus Coaching, Self-Coaching, Kreativität, Beratung, Recherche und Analyse bis hin zu Darstellungen wie Mind-Mapping, findet sich für jeden Zweck etwas. Es ist wirklich Ihre Entscheidung. Ich bin auch kein Lebensberater, davon haben Sie vermutlich schon genügend.
Exkurs
Gendering – Grüße vom Professix
Ob Querleserin, Querleser oder Querlesende – ganz ausdrücklich meine ich alle Menschen, egal welchen Geschlechts und welcher Orientierung, auch wenn ich nicht immer alle aufzähle. Das würde das Buch nämlich unleserlich sowie für sprachsensible Menschen schmerzhaft machen. Ob der Querlesende oder die Querlesende letztlich ist nur der Plural passend und der ist ohnehin im Deutschen weiblich. Es gibt auch Studienfächer, die sich damit beschäftigen, ohne bis jetzt, meiner Meinung nach, eine wirklich schöne Lösung gefunden zu haben, die alle anspricht: Student*in, Student/-in, StudenteX, Studentes, StudentIn, … wurde mir alles schon genannt. Vielleicht fällt Ihnen ja noch eine weitere ein oder Sie sehen gar kein Problem.
Ich bitte Sie jedenfalls, mir das nachzusehen, wenn ich das nicht immer politisch korrekt und vollständig ausdrücke(n kann) – was dann manchmal wieder begrifflich nicht korrekt wäre, weil sonst das Studierendenwerk für Sie nur zuständig ist, wenn Sie gerade am Studieren sind und nicht, wenn Sie den Status Student / Studentin haben (dazu gibt es vom Kabarettisten Dieter Nuhr eine nette Nummer). Machen Sie Ihren Weg, kämpfen Sie gegen Unfairness und lassen Sie sich von niemandem erzählen, Sie könnten oder dürften etwas nicht, weil…
Wenn Sie mal studieren, werden Sie lernen, wissenschaftlich zu arbeiten. Dazu gehört es, Quellen für alle Fakten, Aussagen, Stand der Technik, verwandte Arbeiten und vieles mehr einzeln zu referenzieren und ein entsprechend umfangreiches Literaturverzeichnis mitzuliefern.
Selbstverständlich mache ich das in meinen wissenschaftlichen Publikationen genauso. Nachdem dies aber sogar Studierenden höherer Semester nicht ganz einfach fällt und auch bislang noch in keinem Fall zu Freudensprüngen geführt hat, wollte ich Ihnen das, auch auf Anraten Betroffener, ersparen. Geben Sie mir gerne Bescheid, wenn Sie das doch wünschen.
Exkurs
Entscheidungen und Wunschvorstellungen
Natürlich durfte ich im Rahmen meiner Laufbahn bemerken, dass es für jedes Thema Befürworter und Gegner gibt. In manchen Bereichen haben wir, nach dem Feedback der Studierenden, Dinge verändert und mussten diese im nächsten Jahr wieder revidieren, da genau diese Wunsch-Änderung der Vorgänger bei der Mehrheit Grund zur Beschwerde war. Ich hoffe, dass die Mehrheit der Entscheidungen für Sie passt.
Im Text habe ich natürlich trotzdem immer wieder Personen oder Links angegeben. Für die meisten Themen finden Sie gleich auf die erste Suchanfrage hin das Passende.
Viele Geschichten und Exkurse sollen auch eher zum Nachdenken anregen, als zur Vertiefung des speziellen Beispiels. Sie wollen ja eine Studienwahl treffen und nicht ein populärwissenschaftliches Magazin lesen. Dieses Buch soll ja gerade auch explizit als Leitfaden dienen und eine ergänzende Recherche nach den persönlichen Interessen ermöglichen.
Exkurs
P.S.: … und liebe Kolleginnen und Kollegen …
… (ja, es sind immer auch Professorinnen und Professoren unter den Lesern solcher Literatur, schöne Grüße an dieser Stelle), das Buch ist für angehende Studierende geschrieben und keine wissenschaftliche Literatur. Ich hoffe, dass niemand dies als Referenz für wissenschaftliches Arbeiten nutzt. Dazu ist es nicht gedacht.
Ich freue mich aber natürlich über weitere Informationen und andere Sichten aus den Hochschulen, Ergänzungen und Korrekturen. Das Buch ist bewusst subjektiv und persönlich und daher auch unvollständig und nicht beliebig generalisierbar – eben ein typischer Ratgeber oder wie ein Mentor im Leben. Übrigens gibt es aktuell ein gutes Mentoring-Programm „Traumberuf Professorin“ in Baden-Württemberg, falls Sie als Frau einmal an diesem Punkt der wissenschaftlichen Karriere stehen. Sicher ähnliche auch andernorts.
Vielleicht fragen Sie sich auch im Laufe des Lesens, warum so viele Geschichten, Episoden und Randbemerkungen im Buch auftauchen? Wenn Sie sich mit dem Thema Lernen und Entscheiden etwas beschäftigen, werden Sie bemerken, dass unser Gedächtnis episodisch funktioniert und Sie damit Zusammenhänge in Geschichtenform deutlich besser behalten und einordnen können als reine Fakten.
Exkurs
Fakt ist, dass gerade Lerntechniken für Fakten häufig auf Bildern und deren Verknüpfung zu Geschichten basieren. Sie können sich also eine Reihe von Wörtern beispielsweise besser merken, wenn Sie diese mit Zimmern in ihrem Haus oder Körperteilen assoziieren und diese zu einer Geschichte verbinden – je lustiger und abstruser desto besser.
Zudem ist mittlerweile klar, dass Entscheidungen nie rein analytisch, sondern auch emotional getroffen werden. Ohne Emotionen keine Entscheidung. Sehen Sie mir daher den nicht rein analytischen Stil nach, der auch in meinen Lehrveranstaltungen ganz gut ankommt.
Vielleicht fragen Sie sich, warum ich Sie nicht duze. Auch wenn das IKEA und viele andere mit allen Menschen schon lange tun, finde ich das etwas übergriffig. Sie sind erwachsen und werden das jetzt zunehmend, auch im Studium, erleben.
Für mich ist das ein Zeichen von Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe. Sie können mich ja auch nicht Duzen. Und wenn Sie irgendwann einmal bei mir im Team arbeiten, verspreche ich Ihnen, dass ich Ihnen das Du anbiete.
Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen (darauf wies mich ein von mir sehr geschätzter Kollege aus Dresden hin, der einige Zeit in Schweden verbrachte), dass es sehr schwerfällt, mit jemand in der Sie-Form zu schimpfen. Man wechselt dann automatisch direkt ins „Du“.
1 oder vielleicht einmal bei mir das Fach „Dynamische Informationssysteme“ im Studiengang VerkehrsSystemManagement hören
2 Eine Norm sagt für ein bestimmtes Arbeitsgebiet, wie technische Dinge zu tun sind. So werden Sie sich sicher über Normen für die Elektrik und Statik freuen: Wohnen ist deutlich angenehmer ohne Kurzschlüsse und wackelige Wände. Diese gibt es für Deutschland (DIN), Europa (EN) und die Welt (International Standards Organisation, ISO). Die Nummer 9241 hilft sie eindeutig zu finden und die -11 sagt, dass es um den elften Teil dieser Norm geht.
Auf viele „Betroffene“ wirkt der Prozess der Studiengangwahl wie ein großer Berg, der kaum zu bewältigen ist und viele Risiken bereithält. Natürlich treffen Sie hier eine grundlegende Entscheidung.
Es ist aber nicht so, dass diese nicht revidierbar3 wäre oder Sie ein Leben lang ohne Alternative binden würde. Allerdings ist dies meist mit größerem Aufwand und hohem Zeitbedarf verbunden. Ich kenne niemanden, der nach seinem Studium die gleichen Vorstellungen von seinem Studienfach hatte, wie in Ihrer Situation, also vor dem Studium.
An dieser Aufgabe können Sie viele Eigenschaften von Problemstellungen bereits kennenlernen, wie Sie auch im Studium und im späteren Berufsleben häufig auftreten. Ob in den Ingenieurwissenschaften, in der Verkehrsplanung, in der Informatik oder auch in den Wirtschaftswissenschaften, viele Probleme erscheinen komplex obwohl sie hauptsächlich kompliziert sind.
Exkurs
Komplexität und Kompliziertheit – Probleme von Problemen
Was heißt das? Komplexität ist eine inhärente Eigenschaft von Problemen, d.h. egal wie Ihr Lösungsansatz aussieht, die Lösung ist aufwändig. Für viele Probleme zur Berechnung und Optimierung ist bereits nachgewiesen, dass diese hoch komplex sind und damit schon bei relativ kleinen Problemstellungen exorbitante Mengen an Rechenoperationen erfordern4 oder unlösbar zu Lebenszeiten werden.
Das gilt erstaunlicherweise bereits für das optimale Packen eines Rucksacks mit einer definierten Menge von Gegenständen und auch für die optimale Reisestrecke, wenn Sie Freunde oder Verwandte besuchen wollen, die über das Land oder die Welt verteilt leben.
Ich flechte immer wieder einmal Beispiele ein, die für eine bestimmte Studienrichtung stehen und Ihnen so möglicherweise „nebenher“ zeigen, ob Sie das Thema interessiert oder eher abstößt.
Zurück zu unserem Problem mit der Studiengangwahl: Komplex wird das Problem vor allem durch die Optimierung und Rahmenbedingungen. Student oder Studentin zu werden ist vergleichsweise einfach:
und die Problemstellung ist gelöst. Das ging schnell, das Buch hat sich also schon rentiert.
Kompliziert wird das Ganze dadurch, dass viele Menschen, Einflussfaktoren, Wünsche und Unsicherheiten mit in Ihre Entscheidung hineinspielen, die Randbedingungen.
Das soll die Aufgabenstellung nicht verharmlosen, aber bewusst machen, wo die Problematik herkommt und Ihnen versichern: Sie haben wirklich die Freiheit an einem bestimmten Punkt zu entscheiden und sich dann nicht rechtfertigen zu müssen.
Tipp
Auf den letzten Drücker – Leistung ist Arbeit pro Zeit
Das heißt nicht, dass Sie einen Tag vor Bewerbungsschluss zum ersten Mal nach einem Studiengang suchen sollten, aber manchmal hilft eine Frist oder Begrenzung doch. Wir machen das gerne als „interne Deadline“, um vor dem formalen Ende zu einem abgabereifen Stand zu kommen.