Romane mit einem Vorwort sind wie Bilder mit einer Inschrift; gleichsam ein Zugeständnis, daß etwas eigentlich nicht zum Ausdruck gekommen ist und durch ein Addendum angefügt werden mußte. Doch soll die folgende Betrachtung nicht so sehr ein Vorwort als ein Protest sein und steht zum Zeichen dessen vor dem Titelblatt, ohne im Inhaltsverzeichnis zu erscheinen. Ein Protest gegen gewisse üble Gepflogenheiten der Bücherrezensenten und Vorurteile der Menge, welche sich auf die in Romanen ausgedrückte Weltanschauung beziehen und auf das Recht des Dichters, lebende Personen in seinem Werke auftreten zu lassen.
Dieses Buch, ›Die Welt des William Clissold‹, ist ein Roman. Es erhebt keinen Anspruch darauf, etwas anderes zu sein als ein richtiger Roman. William Clissold ist ein erfundener Charakter, und seine Gedanken und Empfindungen gehören auf die natürlichste Weise zu dem geistigen und sozialen Typus, den er vorstellt. Er entspricht nach dem besten Können des Autors in seinen Gefühlsregungen, in seiner harten Willenskraft, in seinem Glauben, in seinen politischen Ideen, in seinen Urteilen seinem eigenen Selbst und nicht dem des Autors. Er ist das Beispiel eines modernen Liberalen im weitesten Sinne des Wortes, ist eine Studie darüber, wie ein moderner Typus sein Schicksal zu erfüllen versucht. Seine Lebensbedingungen und seine Ansichten sind sorgfältig miteinander in Einklang gebracht, auf daß sich eine einheitliche Persönlichkeit ergebe. Seine Ansichten kommen mitunter – aber durchaus nicht immer – den persönlichen Ansichten des Autors nahe. Ist es darum etwa zu viel verlangt, daß man sie als die des William Clissold achte? Natürlich ähnelt sein Standpunkt dem des Mr. Wells. Das war zu erwarten. Wie könnte man auch die innere Welt eines wesensfremden Typs nachfühlen und erfinden? Jeder Autor muß die Lebensäußerungen beschreiben, die er kennt oder die er aus seinem Wesen heraus noch mitempfinden kann. Es wäre töricht, zu erwarten, daß der Autor dieses Buches das Innenleben solcher Leute beschriebe, wie zum Beispiel des Frömmlers Mr. Belloc oder des Aristokraten Duke of Northumberland oder des Politikers Mr. Ramsay MacDonald. Er kann über solche Typen aus unüberbrückbarer Ferne Betrachtungen anstellen, er kann sie angreifen, bewundern, Unterschiede zwischen ihrer Wesensart und seiner eigenen feststellen. Ihr Innenleben ist ihm unzugänglich. Niemals noch hat ein Dichter einen Charakter von innen her geschaffen, dem das unvermeidliche Element der Ich-Projektion gefehlt hätte. Auch Hamlet gilt als eine Ich-Projektion Shakespeares. Doch während dies den meisten Autoren verziehen und bei kritischer Betrachtung ihrer Werke als gegeben hingenommen wird, macht man dem Schreiber dieses Buches einen gewaltigen Vorwurf daraus. Es wäre äußerst gütig gegen einen Autor von bescheidenen Verdiensten, wenn man diesmal ausnahmsweise William Clissold als William Clissold auffassen wollte; wenn man Mr. Wells diesmal die immer wieder gegen ihn erhobene Beschuldigung ersparte, er habe seine Ansichten aufs neue geändert, denn William Clissold betrachtet viele Dinge von einem anderen Standpunkt aus als Mr. Polly, George Ponderevo, Susan Ponderevo, Mr. Preemby, Dr. Devizes, Dr. Martineau, Remington, Kipps, der Artillerist in ›The War of the Worlds‹, Onkel Nobby, Benham, Billy Prothero und die zahlreichen anderen Gestalten, die bisher als Sprachrohr des Mr. Wells, als die Träger seiner ach so schwankenden Weltanschauung gegolten haben. Man bedenke eines: wenn der Autor anstatt eines Romanes eine Selbstbiographie hätte schreiben wollen, was sollte ihn in diesem Zeitalter so vieler erfolgreicher persönlicher Memoiren daran gehindert haben?
Er wollte keine Autobiographie schreiben.
Und das bringt uns zu dem zweiten Punkte dieser persönlichen, aber notwendigen Verteidigung. ›Die Welt des William Clissold‹ ist kein Schlüsselroman. Es ist durchweg ein reines Werk der Dichtung. Eines ist jedoch als Neuerung zu vermerken: Eine große Anzahl wirklich lebender Menschen werden in dieser Geschichte mit Namen genannt. Nur so, meint der Autor, ist es möglich, das zeitgenössische Leben samt den aus ihm entspringenden Ideen und Bewegungen anschaulich darzustellen. Ein Mann wie William Clissold kann unmöglich in der heutigen Welt leben, ohne jemals Leuten von Namen zu begegnen. Einige dieser wirklich lebenden Persönlichkeiten sind nicht nur erwähnt, sondern mehr oder weniger geschildert. Aber immer unter ihrem wirklichen Namen. Dr. Jung führt in einer Londoner Abendgesellschaft ein Gespräch. Dieses Gespräch lautet fast wörtlich so, wie es wirklich geführt wurde. Er erscheint in dem Buche, weil einige seiner eigensten Ideen in die Clissoldsche Betrachtungsweise aufgenommen und verwoben worden sind. Es wäre unrecht gewesen, die weitreichende Anregung, die der Autor von ihm empfangen hat, nicht anzuerkennen, und plump und überheblich, es in einer Fußnote oder einer einleitenden Notiz zu tun. Shaw andererseits, der Shaw der achtziger Jahre, nimmt an einer Abendgesellschaft in Kensington teil, und Keynes ißt mit Clissold zu Mittag. Diese Szenen wollen nichts anderes als geselligen Umgang schildern; sie können niemanden beleidigen und keinerlei Groll erwecken.
Mit einer klar erkennbaren Ausnahme, dem im ersten Buche enthaltenen Bilde eines großen Wissenschaftlers bei sich zu Hause, das teilweise ein Porträt ist, sind alle Gestalten des Werkes, die unter einem erfundenen Namen auftreten, auch durchaus erdichtete Charaktere. Je näher sie lebendigen Menschen kommen, desto erdichteter sind sie. Sie sagen und tun Dinge, die lebende Leute sagen und tun. Das ist bei einem Gemälde zeitgenössischen Lebens unvermeidlich. Wenn einer eine Geschichte schreiben wollte, in der ein Prime Minister aus der Amtszeit Balfours auftritt, so müßte dieser Prime Minister wohl Lord Balfour gleichen, oder die ganze Geschichte wäre auf den Kopf gestellt. Und wenn eine hohe Persönlichkeit in der Erzählung erschiene, so müßte diese Gestalt einer hohen Persönlichkeit jener Epoche ähneln. Ein Bettler oder ein Polizist müssen ungefähr so sein, wie ein Bettler oder ein Polizist, den man kennt. Alle Gestalten müssen mehr oder weniger wirklichen Menschen von der obersten bis zur untersten Klasse herab ähnlich sehen, solange man einen Roman und nicht eine Phantasie schreibt. Doch wenn man auch den Prime Minister so balfourisch wie möglich zeichnete und den Prinzen so prinzlich wie nur denkbar, so geschähe es nur der Atmosphäre wegen und nicht, um Tatsachen festzustellen. Der letzte Vorwurf, den man einem Romanschreiber machen darf, ist, daß er bestimmten Personen dies oder jenes nachzusagen versuche, ohne dabei den Mut zu haben, seine Ansicht offen und ehrlich an die richtige Adresse gehen zu lassen. Könnte von diesem Anwurf nicht abgesehen werden? Könnten die Leute, die Bücher kritisieren und über Bücher schreiben, nicht aufhören, dem Lieblingsvergnügen pöbelhafter, halbgebildeter, neugieriger und dabei schlecht unterrichteter Menschen Vorschub zu leisten, der Jagd nämlich nach dem vermutlichen ›Originale‹ jedes erdichteten Charakters? Ich denke an jene, die im vorliegenden Falle zum Beispiel behaupten werden, der Reklamefachmann namens X, Y oder Z habe für Bruder Dickon Modell gestanden, oder Lady Steinhart sei eine gewisse in Cannes oder Nizza wohnhafte Dame, weil sie einen großen Garten besitzt, – um hinzuzufügen, das ganze Buch sei ein Riesenspaß und wunderbar boshaft, dürfe aber keinen Augenblick als ein ernst zu nehmendes Literaturwerk aufgefaßt werden. Der Hinweis auf die ›Originale‹ war ein Trick der Romanschreiber und Verleger im Victorianischen Zeitalter; man deutete an, daß das betreffende Buch etwas von einer Schmähschrift an sich habe, und hoffte, dadurch das Interesse des Publikums zu erwecken. Es wäre ungerecht gegen den Geist und die Absicht dieses Buches, dergleichen von ihm zu behaupten.
Ein Beispiel aus der Welt der leblosen Dinge wird die Sache vielleicht klarer machen, ohne daß die Saite des Persönlichen berührt würde. Das vorliegende Buch enthält eine genaue und eingehende Schilderung des ›Mas‹, des kleinen Hauses in der Provence, in welchem der Roman der Hauptsache nach spielt. Einzelne Zimmer dieses Hauses werden beschrieben, ebenso Teile des Gartens und die Aussicht aus den Fenstern. Man kann sich das Haus wenige Meilen von Grasse entfernt denken und wird dort nicht nur ein Dutzend Male einen dem geschilderten sehr ähnlichen Ausblick, sondern tatsächlich auch ein ähnliches ›Mas‹ finden. Das Haus des Buches aber, mit genau denselben Zimmern und genau derselben Aussicht wird keiner entdecken. Denn es gibt in Wirklichkeit weder dieses ›Mas‹ noch diese Aussicht. Es ist dieselbe Geschichte wie mit Mr. Britlings Haus, von dem jeder, der den Besitz des Mr. Wells in Essex nicht kannte, so sicher zu wissen glaubte, es sei ein getreues Konterfei von Easton Glebe. Je weniger diese Spürnasen davon wußten, desto nachdrücklicher lobten sie die photographische Treue des Bildes. Je weniger sie Mr. Wells kannten, desto besser erkannten sie ihn in Mr. Britling. Immer noch äußern enthusiastische Fremdlinge die Bitte, ob sie nicht den Ort sehen dürften, an dem Mr. Wells die Nachricht erhielt, daß sein ältester Sohn getötet worden sei. Es ist peinlich, solcher zudringlichen Anteilnahme an einem durchaus erdichteten Verluste zu begegnen. Verwickelt wird die Sache, wenn ›Originale‹ sich freiwillig melden und sich den Detektiven stellen. Vor kurzem hat eine reizende Zeitgenössin der Welt anvertraut, daß sie das Vorbild der Beatrice in ›Tono Bungay‹ gewesen sei. Diese interessante Tatsache ist dadurch dem Autor zum ersten Male zum Bewußtsein gebracht worden; weder er noch sonst jemand hatte bis dahin eine Ahnung davon.
Wie wäre es, wenn man diesmal darauf verzichtete, der Kunst des Romanschreibers solch unkünstlerische Absichten unterzuschieben? William Clissold, eine durchaus erdichtete Gestalt, hat die meisten der Probleme seines Lebens selbst zu Ende gedacht, er hat sich in vorgerückten Jahren in seine erdichtete Clementina verliebt und hat in einem erdichteten Haus in der Provence gewohnt; und trotz des erfundenen Automobilunfalles auf der Straße nach Thorenc ist der Autor des Buches heute noch am Leben. Es hat keinen Zweck, den Stein mit der einfachen Inschrift auf dem Friedhofe von Magagnosc zu suchen. Der Autor kann nach bestem Wissen und Gewissen versichern, daß er bisher noch nicht begraben worden ist. Selbst Bruder Dickons Anspielung auf Williams äußere Erscheinung ist nicht als bescheidenes Selbstlob aufzufassen. Jeder Romanschreiber benützt wirkliche Erfahrungen in seinem Werk. Er muß die Welt kennen, ehe er sie schildert. Doch gestaltet er die Wirklichkeit auf seine Weise, sublimiert sie und verdichtet sie. Er blättert im Skizzenbuch seiner Erinnerungen und nimmt, was er braucht, hier eine hochgezogene Augenbraue, dort einen blühenden Mimosenzweig. Seine Phantasie entdeckt eine gewisse Übereinstimmung zwischen einem tatsächlichen Vorgang und einer konstruktiven Notwendigkeit, und er entnimmt dem Vorgang, soviel er braucht. Doch er verändert das Tatsächliche, gestaltet es ohne Bedenken um. Die Augenbraue ist kein Porträt, die Schilderung des Vorgangs kein getreuer Bericht. Wer dieses Buch liest, hat auch, ohne zwischen den Zeilen zu lesen, Arbeit genug.
Noch eine Frage will ich streifen, ehe ich diese Betrachtung abschließe. Es wird in diesem Buche viel über Meinungen diskutiert. Kann es darum nicht als Roman gelten? Eine neue Idee kennen lernen und sich mit ihr auseinandersetzen ist eben so sehr ›Leben‹, wie einem neuen Liebhaber begegnen! Müssen die Gestalten unserer englischen und amerikanischen Romane wirklich von jeglichem Gedanken gesäubert werden, ehe man sie der Leserwelt vorführt? Dieses Buch enthält religiöse, historische, ökonomische und soziologische Diskussionen und bringt mitunter zornige Empörung oder quälende Zweifel zum Ausdruck; trotzdem wird es der Welt als Roman dargeboten, als ein Roman und nichts anderes, als die Geschichte des irdischen Abenteuers, des körperlichen, seelischen und geistigen Lebens eines Menschen. Wenn du, lieber Leser, es nicht als Roman hinnehmen willst, dann lege es lieber aus der Hand. Es würde dir bei aller Schlauheit nicht gelingen, etwas Wirklicheres darin zu entdecken als die Wirklichkeit der Kunst, und deine Versuche, durch diese hindurchzuschielen, würden nur dein Gesicht entstellen.
Ich bin gestern neunundfünfzig Jahre alt geworden. In einem Jahr werde ich sechzig sein – und mich den siebenzig nähern, wie die Leute dann zu meinem Mißvergnügen sagen werden. Ich wurde im November des Jahres 1865 geboren, und nun haben wir November 1924. Die mittlere Lebensdauer in England beträgt einundfünfzigeinhalb Jahre, also bin ich bereits achteinhalb Jahre über das Durchschnittslos hinaus. Der Prozentsatz der Leute, die über sechzig alt werden, ist siebenundvierzig. Über siebenzig beträgt er dreißig. Nur einer von fünftausend lebt über hundert Jahre, und zwei Drittel dieser kleinen Schar von Hundertjährigen sind Frauen. Nach der Tabelle im ›Almanac‹ habe ich noch vierzehn Jahre und vier Monate zu leben. Diese Tabelle ist kein mathematisches Meisterwerk, kommt aber wohl der Wahrheit nahe genug, um meinem Zwecke dienen zu können.
Wenn ich diese Zahlen betrachte, kann ich mich der Tatsache nicht verschließen, daß der größte Teil meiner Jahre verstrichen ist. Bisher habe ich nur sehr wenige körperliche Anzeichen der Ebbe meines Lebens verspürt. Ich fühle nicht, daß ich anfange, alt zu werden. Vielleicht werde ich schneller müde als mit dreißig Jahren, und im Tennis bin ich nicht mehr so tüchtig und behend wie früher, meine Arterien aber, so sagen die Ärzte, sind noch jung. Wenn ich im Kursbuch nachschlagen will, muß ich mir eine Brille aufsetzen, und ein kaltes Bad macht mir kein Vergnügen mehr. Gewöhnlichen Druck jedoch kann ich bei gutem Tageslicht immer noch mit freiem Auge lesen, und wenn ich's mir recht überlege, ist mir in kaltem Wasser seit jeher der Atem ausgegangen. Ich glaube, ich habe an Leistungsfähigkeit nicht so viel verloren, als an Einsicht gewonnen. Und im allgemeinen fühle ich mich im ungeschmälerten Besitze meiner Kräfte. Die Daten und Zahlen aber lassen sich nicht wegleugnen. Sie zeigen ganz deutlich, daß ich höchstens noch zwei Jahrzehnte vor mir habe; wenn die um sind, werde ich bestenfalls ein blasser, ziemlich verschrumpelter und auf fremde Hilfe angewiesener alter Mann sein – ›wunderbar, wie frisch er noch ist‹, werden die Leute sagen. Ich weiß das, weil ich selbst es jetzt von Sir Rupert York und dem alten Hayes sage. Der größeren Wahrscheinlichkeit nach aber wird dann nichts mehr von mir übrig sein als ein Häuflein Asche und ein verblassendes Andenken.
Möglicherweise werden mir die Affendrüsen, von denen jetzt so viel die Rede ist, rechtzeitig zu Hilfe kommen; ich habe aber kein Zutrauen zu diesen Verjüngungsversuchen. Und ich wünsche mir keine Verlängerung meines Lebens, die vielleicht nichts weiter wäre als ein unerfreuliches Experiment. Wahrscheinlich werde ich noch einige Zeit ohne Hilfsmittel bei Kräften bleiben, wenn mich nicht irgend eine ernste Krankheit befällt. Nach einer solchen ist man ›alt‹, habe ich beobachtet, wenn man überhaupt davon genest.
Ich klage nicht über das Altwerden. Ich denke auch nicht dauernd daran. Doch der alljährlich wiederkehrende Geburtstag ist eine Mahnung. Und heuer hatte irgend ein Journalist mein Geburtsdatum in Erfahrung gebracht, sich aber beim Ausrechnen meines Alters geirrt, und der ›Evening Standard‹ bedachte mich mit Glückwünschen zur Vollendung meines sechzigsten Lebensjahres. Ich erschrak und stellte sofort am Rande des Zeitungsblattes die Addition nochmals auf. Einen Augenblick lang hatte ich ein Gefühl gehabt, als wäre mir aus einer ohnehin nicht sehr gefüllten Brieftasche eine Banknote abhanden gekommen.
Er hatte sich geirrt.
Heute aber hat mich eine Stimmung des Rückblickens erfaßt. Ich muß auf dem Wege nach dem geliebten Lande des Sonnenscheines, nach der Provence, einige Tage in London verweilen und bin ganz allein. Draußen herrscht nicht so sehr Tag als vielmehr ein von trübem Licht erfüllter Zeitraum, ein verworrenes, feuchtes und schmutziges Stück vierter Dimension zwischen zwei Nächten. Es regnet, bald in feinem Rieseln, bald in heftigen Güssen; dazwischen Nebelfallen ohne Unterlaß. Die Läden sind erleuchtet, auch aus den Fenstern scheinen Lichter, von oben her fällt ein mißfarbener grauer Schimmer herunter, den man wohl als Tageslicht gelten lassen muß. Nasse Omnibusse, nasse Taxis und Privatwagen fahren schwerfällig und spritzend vorüber, auch einige widerwillige Fußgänger unter nassen Regenschirmen sind zu sehen. Alles schimmert fettig im Regen, wie der schuppige Rücken eines Tümmlers. Welch ein Klima! Und von dieser unerträglichen Stadt wird behauptet, sie sei die gesündeste der Welt. Dem Himmel sei Dank! Ich verlasse sie morgen.
Ich wage mich heute nicht aus dem Zimmer. Jedenfalls werde ich mein Mittagessen zu Hause einnehmen. Ich bin in der vortrefflichen Wohnung meines Bruders abgestiegen, in der ein französisches Ehepaar die Wirtschaft führt und englische Behaglichkeit mit französischer Kochkunst verbindet. Kein Wunder, daß der alte Dickon an Wohlbeleibtheit zunimmt. Jetzt ist er in Brüssel und wird dort wahrscheinlich, ohne es zu merken, noch dicker. Er möchte nicht gern dicker werden. Er speist dort mit den Mitgliedern einer merkwürdigen kleinen Gesellschaft, deren Zweck die Finanzierung wissenschaftlicher Unternehmungen ist. Er ist einer der Gründer dieser Gesellschaft. Mehr weiß ich nicht über seine Geschäfte in Brüssel. Dann reist er nach Deutschland weiter, wo er ebenfalls finanzielle Pläne verfolgt. Er entwickelt eine wunderbare Tatkraft und Emsigkeit in Sachen, die er einmal aufgegriffen hat – dabei ist er fast drei Jahre älter als ich. Seine Unternehmungen sind sehr einträglich. Kein Wunder, daß er hier einen behaglichen Ruhesitz nötig hat. Nach seiner Wohnung könnte man schließen, daß er ein sehr seßhafter Mensch sei. In mir zumindest erwecken diese gemütlichen Räume Lust zur Seßhaftigkeit. Aber selbst seine Seßhaftigkeit hat etwas Zielbewußtes und Kräftiges. Dieses Zimmer vor allem und sein Schreibtisch und der Sessel davor verlocken einen, nicht auszugehen. Ganz besonders heute.
Vor mir liegen gute, große Bogen Papiers und Schreibfedern. Alles lädt zum Schreiben ein. Das Licht der Lampe ist vortrefflich abgedämpft. Warum also sollte ich nicht schreiben und den ungeheuerlichen Schnupfen, den tintigen Katarrh eines Klimas vergessen, der gegen die Fensterscheiben spuckt?
Ich habe den Plan, ein Buch zu schreiben, dessen Thema mich seit langem erfüllt, doch konnte ich bisher zu keinem rechten Anfang kommen. Es verlangte mich so sehr, damit zu beginnen, die Sache gewann solche Wichtigkeit für mich, daß gerade die Heftigkeit meines Wunsches mir zu einem Hindernis wurde. Ich habe schon das eine oder das andere Buch geschrieben, doch waren das technische Arbeiten, die nur für Leute von Fach Bedeutung hatten. Auch verschiedene Berichte habe ich verfaßt und dreißig bis vierzig wissenschaftliche Aufsätze. Solche Dinge schreiben sich gewissermaßen von selbst. Das Buch, das ich jetzt im Sinne habe, ist von allgemein menschlichem Inhalt und viel schwieriger.
Was ich zu schreiben beabsichtige, ist genau genommen weder eine Autobiographie noch ein Buch der Bekenntnisse. Ein großer Teil meiner Zeit ist der Arbeit gewidmet gewesen; der einzige Skandal meines Lebens war ganz öffentlich und wurde in allen Einzelheiten berichtet. Wozu sollte ich wiederholen, was in allen Zeitungen gestanden hat? Ein gut Teil meiner Arbeit kann ich in Anbetracht meiner Verpflichtungen gegen meine Firma und meine Geschäftsinhaber nur ganz allgemein besprechen. Es bleibt mir wenig zu bekennen übrig, selbst wenn ich eine Rousseau'sche Ader in mir hätte. Das Buch, das ich plane, soll von Größerem handeln als von meinen eigenen Angelegenheiten. Zwar soll es kein systematisch aufgebautes Werk werden, wie etwa eine allgemein gehaltene Lebensphilosophie, doch wird es immerhin mehr von einer solchen an sich haben, als sonst in einer Autobiographie üblich ist. Vielleicht ist das, was ich beabsichtige, am besten als eine Schilderung meiner Welt zu bezeichnen – meiner Welt und meines Wollens.
Ich will schildern, wie sich das Bild der Welt in meinem Kopfe malt. Und mein Buch soll ein umfassendes Gemälde werden. Sowie es mir vorschwebt, sollte es mit – wie sage ich's nur? – mit meiner Beziehung zum Metaphysischen anheben; es sollte meinen › orbis terrarum‹ aufrollen, sollte dann die Menschen, wie ich sie sehe, beschreiben, und feststellen, welchen Platz ich im Getriebe des Lebens einnehme; sollte, auf die Geschehnisse des Alltages übergehend, meine Launen und Leidenschaften, meine Erlebnisse und Erfahrungen schildern, um schließlich den Glauben und den Zweck darzulegen, die mich erfüllen und aufrecht erhalten und mir das Leben lebenswert erscheinen lassen. Sein vornehmster Gegenstand muß mein Glaube und mein Lebenszweck sein. Alles übrige führt auf dieses Wesentliche zurück, beleuchtet die Frage, inwieferne und warum ich das Leben gelten lasse und weshalb ich weiterlebe.
Die Metaphysik kann ich sofort in Angriff nehmen. Ich muß in dieser Hinsicht hauptsächlich erklären, warum ich kein Verhältnis zur Metaphysik habe. Keine Angst, lieber Leser! Ich habe nicht die Absicht, ein System aufzustellen, nicht einmal ein negatives. Auch will ich nicht so sehr irgend welche Zweifel äußern, als vielmehr meine Unwissenheit in dieser Hinsicht bekennen, mit der ich mich abgefunden habe. Das soll aber nicht heißen, daß ich – wie lautet die Bezeichnung? – ein Positivist bin.
Ich finde das Weltbild mancher anderen Leute, die Weltanschauung, die viele äußern oder als einzig richtig hinstellen, roher, klarer und bestimmter als meine eigene. Ich bin kritischer und darum vage. Ich glaube nicht so völlig und unbedingt, wie anscheinend die meisten Menschen, daß die Welt, in der wir leben und Gedanken austauschen, ein mit der Vernunft zu erfassendes Etwas, eine Welt der Tatsachen ist. Mein Gefühl sagt mir, daß diese ›vernünftige‹ Welt nicht endgültig sein kann. Sie beruht in vieler Hinsicht auf den Bedingungen, unter denen wir denken und uns einander mitteilen, doch wäre meiner Ansicht nach auch eine Existenz auf ganz anderer Grundlage möglich. Die vernünftige Welt ist eine praktisch wirksame und insoferne auch wahr, aber sie ist nicht notwendigerweise letzten Endes wahr. Ich habe zuweilen ein Gefühl, als ob sie nicht so sehr die Sphäre wäre, die mich umschließt und aus mir macht, was ich bin, als vielmehr eine Art magischer Kristall, in dem ich mich, hineinblickend, leben sehe. Es ist mir, als stünde ich gewissermaßen außerhalb der vernünftigen Welt, als könnte ich mich auf irgend eine, mit dem Verstand allerdings nicht zu erfassende Art und Weise von ihr abwenden, um etwas anderes – eine andere Welt – ins Auge zu fassen.
Ein Mehr an Objektivität in dieser Hinsicht ist mir unmöglich. Nur so weit vermag ich mich vom Positivismus loszulösen. Gibt es etwas Vageres? Es ist der Schatten des Geistes eines Zweifels. Das Individuum in der kristallenen Sphäre von Zeit und Raum zeigt hunderttausend Züge, an denen ich es als mich selbst erkenne. Wie kann ich da auch der Betrachter sein, von dem ich nichts weiß, als daß er sieht? Vielleicht ist das Gefühl des Außenstehens weiter nichts als ein Trick meines Gehirns, einem Anfall von Schwindel vergleichbar, der einen im Gehen erfaßt. Es hat gewiß keinerlei praktische Bedeutung.
Indem ich dies schreibe, kommt mir eine sehr seltsame Empfindung in den Sinn, die ich früher, besonders in meinen Knaben- und Jünglingsjahren, zuweilen hatte. Ich glaube nicht, daß sie während der letzten zehn oder fünfzehn Jahre in mir aufgetaucht ist. Sie bestand in folgendem: Alles, was ich rings um mich sah, wurde mit einem Male winzig klein, blieb dabei aber ganz so deutlich und klar wie zuvor. Die Leute wurden zu Mücken, die Häuser und Möbelstücke zu Puppenhäusern und -möbeln, die Bäume zu Moosstämmchen. Ich selbst schrumpfte nicht in gleichem Maße zusammen; nur meine Umgebung wurde so winzig. Die Empfindung dauerte einige Sekunden oder sogar ein paar Minuten und verlor sich dann. Ich habe niemals von jemandem gehört, daß er diese sonderbare Erscheinung an sich erlebt hätte, bin aber überzeugt, daß viele Leute außer mir sie kennen. Den umgekehrten Eindruck einer Vergrößerung habe ich dagegen nie gehabt.
Irgend eine geringfügige momentane Veränderung meines Blutes oder meiner Atmung dürfte meinen Nervenzustand derart beeinflußt haben, daß ich eine Abweichung der Gesichtsempfindung verspürte, was mein Geist, einigermaßen verwirrt, auf solche Weise auslegte. Wenn das stimmt, so mögen gewisse Arzneien dieselbe Wirkung erzeugen.
Es mag aber auch irgend eine vorübergehende kleine Schwankung des optischen Ausgleichs in meinem Sehvermögen die Ursache jener Erscheinung gewesen sein. Psychiater führen Zweifel an der eigenen Identität oder diesbezügliche Wahnvorstellungen, wie sie sich in Träumen oder in Fällen von Geistesgestörtheit zeigen, auf Veränderungen des körperlichen Empfindens zurück. Doch mag man wohl behaupten, daß eine Überzeugung von der Realität der Dinge, die schon bei einem geringfügigen Übermaß oder Mangel an Sauerstoff im Blut oder irgend einem ähnlichen Anlaß ins Wanken gerät, nicht sehr fest begründet sein kann.
Ich habe aber nicht die Absicht, mich ins Mystische zu verlieren, sondern wollte nur über die Welt im Kristall sprechen, über die kristallene Sphäre, in die ich nun seit neunundfünfzig Jahren blicke, während ich gleichzeitig darin lebe. Ich will die Realität oder Qualität des Kristalls nicht weiter in Frage stellen. Für meinen gegenwärtigen Zweck ist es einerlei, ob sie etwas endgültig Reales oder nur ein vergängliches Bild darstellt, welches durch das Zusammenwirken bestimmter Stoffe in einer Membrane der Gehirnmasse meines Schädels erzeugt worden ist. Von den Triebkräften, die in ihr wirken, von ihren Leiden und Freuden, von ihrer Schönheit und ihren quälenden Mängeln will ich schreiben, ehe die Regsamkeit meines Geistes im unvermeidlichen Lauf der Dinge abzuebben beginnt. Ich will über Liebe sprechen, über Wißbegier, Gewohnheit und Trägheit, über all die Kräfte mit einem Wort, die in mir lebendig sind. Ich mache mich als ein äußerlich und innerlich recht glücklicher Mensch an mein Werk, als einer, der gerne gelebt hat und froh ist, noch weiter leben zu dürfen, ja, der ein erstaunlich großes Bedauern darüber empfindet, daß das fesselnde Spiel der Erscheinungen und Erfahrungen, so unvollständig noch und so aufreizend in seiner Rätselhaftigkeit, sich unerbittlich dem Ende nähert.
Ich möchte noch nicht sterben. Es tut mir leid, daß ich nur mehr so kurze Zeit vor mir habe. Ich wünschte, ich könnte, ehe die Ebbe mich den Dingen dieser Erde völlig entrückt, größere Erkenntnis und bessere Einsicht gewinnen. Als junger Mensch trat ich unter lautem Protest ins Leben; und bis auf den heutigen Tag ist Auflehnung in mir – mein Geist wird von Fragen verfolgt, zu unbestimmt, als daß ich ihnen eine Form geben könnte, die eine Antwort ermöglichen würde. Ich wünschte, ich hätte mehr Muße und könnte, ehe ich scheide, ein wenig Zeit, ein Plauderstündchen am Kamin etwa, der Klarstellung gar mancher Dinge widmen.
Das Leben scheint mir kurz, muß ich gestehen, betrüblich und widersinnig kurz, gemessen an der Tragweite des menschlichen Denkens im Raum sowohl, als an den ungeheuren vergangenen und künftigen Zeitspannen, die wir heute zu überblicken vermögen. Wahrscheinlich war dem Menschen ein derartiges Gefühl des ›zu kurz‹ fremd, ehe er astronomische Entfernungen und geologische Zeitalter zu errechnen begann. Und das Leben ist nicht nur kurz, sondern weist auch in sich selbst beträchtliche Mißverhältnisse auf. Die Gesetze der Perspektive sind umgekehrt: die entferntesten Erinnerungen ragen am größten empor und sind am deutlichsten. Manches, was vor fünfundzwanzig Jahren geschah, erscheint mir fern und dunkel, Ereignisse aus der Kinderzeit hingegen so nah, als hätten sie sich gestern zugetragen. Der Jüngling, der ich war, bin ich nicht mehr, er und ich haben kaum mehr etwas gemein. Das Kind aber, das ich dereinst gewesen, bin ich in vieler Hinsicht geblieben.
Vermutlich kommt dies daher, daß die meisten Dinge schon in der Kindheit zum ersten Mal gesehen, gehört oder empfunden werden und der Geist, das Bild dieser frühen Eindrücke bewahrend, alle späteren auf sie bezieht. Dadurch werden sie immer wieder aufgefrischt. Auf spätere Erfahrungen jedoch wird nicht mehr in solcher Weise zurückgegriffen.
Ich habe zum Beispiel im Laufe meines Lebens wohl hundert Male und an zwanzig verschiedenen Orten die herbstlich verfärbten Blätter einer Roßkastanie sich in bräunlichem Wasser spiegeln und die Zweige des Baumes dicht an die ruhige Wasserfläche heranreichen sehen, doch ist mir nur ein Kastanienbaum aus der Kinderzeit klar im Gedächtnis, das Bild aller anderen ist im Vergleich dazu unbestimmt und verschwommen. Ich sehe mich in unserem alten Boot auf dem großen Teich in Mowbray. Die silberglänzende Wasserfläche erweckte, wie stets an völlig windstillen Tagen, den Anschein einer konvexen Form. Sie sah wie ein ganz glatter, großer Schild aus. Der Eindruck des Gebogenseins dürfte seinen Grund in der eigentümlichen Art der Beschattung des Randes durch Schilf und Sträucher gehabt haben, oder auch in irgend einer Besonderheit des Spiegelungswinkels der Nadelbäume, die droben auf den Abhängen des Ufers standen. In der Ferne hob sich von einem Hintergrund dunkler Büsche, manche noch tiefgrün, andere rötlichbraun gefärbt, eine kleine Schar ruhig dahingleitender Schwäne ab; die Schwanenmutter war, im Vergleich zu den Tagen fürchterlicher Angriffslust im Frühsommer, erstaunlich friedfertig geworden. Sogar die Enten zwischen den Wasserlilien samt ihren sie gehorsam begleitenden Jungen waren still. Alles war so ruhig, daß mich ein plötzlicher ›Platsch‹ hinter mir erschrecken ließ – eine Kastanienschale war in das kristallklare Wasser gefallen.
Ich glaube, die durchnäßten Roßkastanienblätter, die die Fliesen des Hofes hinter dem Hause, in dem ich mich befinde, bedecken, haben diese Erinnerungen in mir wachgerufen. Der Lehnstuhl, in dem ich sitze, und das Arbeitszimmer Dickons verblassen zu einem Nichts. Ich sitze wieder in dem alten Boot, und eine Reihe glänzender brauner Roßkastanien, alle fein säuberlich durchbohrt, liegen neben mir. Ich habe sie recht mühsam mit Hilfe eines langen Nagels durchbohrt und dabei sehr achtgeben müssen, daß ich mir die Handfläche nicht verletzte. Die eine oder die andere ist mir beim Bohren zerbrochen. Der Boden des Bootes ist von abgefallenen Blättern bedeckt, die Zweige über mir haben nur mehr spärliches Laub aufzuweisen. Ich habe ein ganz goldfarbiges Blatt, ohne das geringste Fleckchen von Grün oder Braun darauf, gesucht, habe eine Roßkastanie gekostet, sie abscheulich gefunden und wieder ausgespuckt und dann beobachtet, wie die zerkauten Krümel, Ringe werfend, langsam durch das klare Wasser hinabsanken, und verwundert überlegt, weshalb wohl einige herumwirbeln, während andere rasch und gerade hinunterfallen; dann habe ich darüber nachgedacht, ob das hufförmige Ende des Blattstengels dem Baume seinen Namen gegeben hat. Und nun bin ich mit einem Male der ungeheuren Stille des Tages gewahr geworden und sitze bewegungslos da.
Es ist, als ob die ganze Welt still stünde. Es ist, als ob Gott gegenwärtig wäre, Gott, von dem in der Kirche so viel die Rede ist ...
Ja, ich bin fast ebenso sehr dort auf dem Teich, wie hier in diesem Zimmer. Und zum ersten Male vielleicht kommt mir der Friede jenes Tages zum Bewußtsein.
Ein halbes Jahrhundert ist seither verflossen, der Tag liegt am anderen Ende des Lebens, und doch ist die Erinnerung daran lebendiger als die an gestern. Es muß im ersten Jahr unseres Aufenthaltes in Mowbray gewesen sein, zu Anfang der letzten erfolgreichen Zeit, die meinem sonderbaren Vater vor seinem tragischen Sturz beschieden war. Wir waren von Bexhill nach Mowbray übersiedelt, und hier war alles neu, größer und schöner.
Ich hatte damals mein achtes Lebensjahr fast vollendet und scheine in Mowbray plötzlich zu neuem Verständnis, zu Interesse an der Schönheit meiner Umgebung erwacht zu sein. Aus der Bexhiller Zeit ist mir keinerlei Eindruck von Schönem oder Lieblichem in Erinnerung. Der Sommer jenes Jahres war, glaube ich, besonders warm und heiter. Eine neue Entwicklungsphase hob für mich an, die veränderte Lebensweise und größere Bewegungsfreiheit wirkten sehr anregend. Indem ich hier grübelnd am Schreibtische sitze, durchlebe ich eine Reihe kleiner und doch bedeutsamer Geschehnisse aufs neue; die meisten von ihnen spielten sich im Freien ab, im Park und insbesondere in der Nähe des großen Teiches; kaum eines im Hause. An die Wohnräume in Mowbray erinnere ich mich überhaupt nicht genau. Im Zimmer habe ich damals, glaube ich, immer nur gelesen, gelesen und wieder gelesen.
In dem alten Boot ging mir zum ersten Male ein Licht über die Optik auf. Ich entdeckte am Stock eines kleinen Fischnetzes, das ich ins Wasser gelassen hatte, etwas höchst Erstaunliches. Ich hielt es ganz still, hoffend, daß ich es binnen kurzem mit einigen Elritzen darin aus dem Wasser ziehen würde; da bemerkte ich, daß der Stock an der Wasserfläche scharf gebrochen schien. Ich vergaß die Elritzen und begann das Netz auf und ab zu bewegen. Der Stock schien gebrochen, war es in Wirklichkeit jedoch nicht. Die scheinbare Bruchstelle rückte hin und her, je nachdem ich das Netz hob oder senkte. Und ich verfiel in Nachdenken über diese Erscheinung.
In jenem Boot lernte ich über die Rätsel der Spiegelung sowohl als der Lichtbrechung nachdenken. Ich entdeckte, daß ich, wenn ich die Nase über den Rand des Bootes dicht ans Wasser hielt, den Grund des Teiches nicht sehen konnte, sondern nur den blauen Himmel und Bäume. Wenn ich den Kopf jedoch hob, wurde der stille Grund mit einem Male sichtbar, ich konnte Wurzeln, abgestorbene Blätter, schlammiges Schilf und Schwärme winziger Fische unterscheiden. Ich experimentierte. Ich erhob mich und bückte mich wieder hinunter und versuchte zwischen Hocken und Stehen den Augenblick festzuhalten, in dem der Spiegel durchsichtig und der Grund erkennbar wurde.
Eines Nachmittags – es muß früher im Jahr, irgendwann im Sommer gewesen sein – sah ich zum ersten Male in meinem Leben Vergißmeinnicht. Am oberen Ende des Teiches, nahe der Stelle, wo das Flüßchen einmündete, war das Wasser seicht und von Unmengen grüner Pflanzen mit rosafarbigen Blüten und dicken Schilfmassen bedeckt, und halb verborgen zwischen dem Schilf standen Büschel von entzückend blauen Blumen. Vielleicht hatte ich bis dahin wirklich niemals Vergißmeinnicht wachsen gesehen, oder ich hatte sie nur nicht beachtet. Nun betrachtete ich sie sehnsüchtig vom Ufer her, dann zog ich mir Schuhe und Strümpfe aus und watete durch Schlamm und Wasser, bis meine Höschen, so hoch ich sie auch hinaufgeschoben hatte, völlig durchnäßt waren. Und ich pflückte einen großen Strauß von diesen lieblichsten unter all den wild wachsenden Blumen Englands.
Dann befiel mich mit einem Male Entsetzen, maßloses Entsetzen, wie es Kindern eigen ist. Meine Beine waren blutüberströmt. Die scharfen Ränder der Schilfblätter hatten mir an mindestens zwanzig Stellen die Haut verletzt. Dick quoll das Blut aus den Schnittwunden und lief in hellroten Streifen meine nassen, schlammbedeckten Beine hinab. »Oh! Oh!« rief ich in tiefster Bestürzung und patschte mühsam zum Ufer zurück, wobei ich meine Vergißmeinnicht immer noch mit beiden Händen festhielt.
Mit großer Lebhaftigkeit erinnere ich mich noch meines Staunens über den Verrat des in goldenem Lichte strahlenden, saphiräugigen Tages.
Daß er mir das angetan hatte!
An die Kinderzeit zurückdenken heißt, ein großes, lange vernachlässigtes Buch aufs Geratewohl öffnen und da und dort darin lesen. Viele tausend Seiten sind mir noch lebendig und frisch im Gedächtnis. Die ältesten Bilder sind am fragmentarischesten. Ein sehr früher Augenblick der Selbstentdeckung kommt mir in den Sinn: ich lag nackt auf dem Rücken und betrachtete mein Bäuchlein und meine Knie in einer Art ungläubiger Verwunderung. Es muß noch in Bexhill gewesen sein, obgleich ich den Hintergrund des Bildes vergessen habe, und ich war bestimmt nicht älter als drei Jahre.
›Bin das ich?‹ fragte ich mich.
Gebrauch und Gewohnheit haben die erste Verwunderung beim bewußten Anblick meines Körpers abgeschwächt, doch ist etwas von der ursprünglichen Ungläubigkeit immer noch in mir lebendig. Irgendwie besitze ich jenen kindlichen Körper noch heute, obgleich meine Enkel mir nicht glauben würden, wenn ich ihnen das sagte; er hat sich verändert, aber nicht so sehr, daß ich ihn nicht mehr erkennen könnte; er ist jünger als mein Gesicht; trotzdem werde ich ihn in kurzer Frist zum letzten Male sehen und ihn dann nicht mehr wahrnehmen oder empfinden können; er wird nichts mehr bedeuten, wird nichts mehr weiter sein als Material für den Leichenbestatter und das Krematorium. Und das wird wohl das Ende aller Bilder bedeuten, nichts wird dem Buche mehr hinzugefügt, nie wieder wird es geöffnet werden. Ich weiß von keiner Bodenkammer, keinem Speicher, wo der umfangreiche Band verwahrt werden würde – sei es auch nur, um zu vermodern. Er wird allem Anscheine nach verschwinden.
Diese Aussicht erfüllt mich mit ziemlich derselben Verwunderung, wie seinerzeit, vor fünfzig und etlichen Jahren, der Anblick meines kindlichen Körpers. Die kommende Auflösung ist mir sogar noch erstaunlicher als die damalige Wahrnehmung meiner Körperlichkeit.
Ich glaube, jene Entdeckung meines Körpers ist eines der frühesten Bilder in meinem Buche. Doch sind derartige Kindheitserinnerungen nicht fest und klar umrissen. Wahrscheinlich lag ich sehr häufig nackend und in Selbstbetrachtung verloren in meinem Bettchen. Ich erinnere mich, wie ich das rosige Bäuchlein und die gepolsterten Knie und Zehen als mir gehörig erkannte, und ich weiß auch, daß ich damals oder später – das kann ich nicht genau sagen – in der Mitte meines Bäuchleins einen höchst merkwürdigen und unerklärlichen Knopf entdeckte. An dieser Stelle war ich, was ich damals nicht wußte, vom Baume des Lebens losgetrennt und so zu einem selbständigen Individuum gemacht worden.
Mit der Entdeckung meines Nabels vermengt sich das Bild des Gitters meiner Bettstelle und die Erinnerung daran, wie meine Mutter einmal, am Fußende des Bettes stehend, bitterlich weinte, was mein kindliches Gemüt mit Staunen und Schrecken erfüllte. Ich glaube nicht, daß ich etwas sagte oder eine Frage stellte, und meine Mutter dachte wahrscheinlich, ich hätte ihre Tränen gar nicht bemerkt, doch sind sie mir deutlich im Gedächtnis.
Alle diese Eindrücke hat mein Geist als helle und riesenhaft große Erinnerungsbilder bewahrt. Die späteren Ereignisse meines Lebens sind, selbst bei gleicher Lebhaftigkeit, doch nicht von so überragender Größe. Dies ist, wenn ich nicht irre, eine ganz allgemeine Erscheinung; fast alle Autobiographen zeigen die Neigung, die Erfahrungen der Kindheit und Jugend ganz unverhältnismäßig breiter zu schildern als die Haupttatsachen des Lebens. Ich aber will das nicht tun; mir liegen die reiferen Beziehungen des Lebens am Herzen ...
Für eine Weile muß ich nun meine Aufzeichnungen unterbrechen. Der alte Sir Rupert York hat mich eben telephonisch angerufen. Er hat herausbekommen, daß ich in London bin, und der trostlose Regen hat ihn so traurig gemacht, daß er nicht allein bleiben mag. Er darf bei nassem Wetter nicht ausgehen, also werde ich von meinem Entschluß, mich heute nicht aus diesem Zimmer zu rühren, lassen und ihn aufsuchen, um mit ihm zu Mittag zu essen. Ich muß mich bei Madame Deland entschuldigen.
›Wunderbar‹ ist das richtige Wort für Sir Rupert. Er wird bald achtzig und sein Geist ist so frisch wie eh' und je. Er spricht und bewegt sich langsam, sagt, daß er angestrengter Arbeit nicht mehr fähig sei und leicht ermüde, aber er folgt jedem Gespräch mit unverminderter Auffassungskraft und äußert seine Gedanken offen und klar. Auf seinem Schreibtische befanden sich Zeichnungen, Photographien und ein Gipsabguß eines Gorillafußes; irgend ein Amerikaner hatte verkehrtes Zeug darüber veröffentlicht, welche Rolle die große Zehe, das heißt der Daumen am Fuße des Affen beim Gehen spiele, und Sir Rupert hatte ihn geduldig, ohne Hast und gründlich widerlegt. Nun erforscht er bedächtig, wie eine besondere Art von Werkzeug mit spitz zulaufendem Ende in der Steinzeit verwendet worden ist; in seinem Zimmer lagen zahlreiche Proben davon umher.
Er sieht besser aus als vor zwei Jahren, da ich ihm das letzte Mal begegnete. Damals schien er mir sehr abgemagert, sein Gesicht war runzelig geworden und zeigte die Blässe des Alters; dieses Mal war ich entweder auf seine veränderte Erscheinung vorbereitet, oder er hat an Farbe und Körperfülle gewonnen. Er verzehrte ein tüchtiges Mittagbrot; er nährt sich durchaus noch nicht ausschließlich von leicht verdaulichem Brei und begleitete mich trotz des nassen Wetters ohne Mantel vor die Haustür, um mir freundlich lächelnd nachzuwinken.
Fröhliche Kraft und eine feine Vornehmheit zeichnen ihn aus. Der Besuch bei ihm war mir ein Trost, denn er zumindest ist trotz des Alters keine armselige Gestalt in Filzpantoffeln, erfüllt von Egoismus und Neid auf die Jugend.
Ich erzählte ihm von dem Buche, das ich schreiben will, und er gestand mir, daß er sich einst mit ähnlichen Plänen getragen habe. Es wurde nichts aus ihnen, weil schnabel- und kielförmige Steinwerkzeuge und ähnliche Rätsel ihn mehr interessieren als seine eigene Person. Es ist merkwürdig, wie völlig anders als ich er sich zu einer Autobiographie stellt. Er hat gar keinen Sinn für Metaphysik; er zweifelt nicht an der Realität unserer Welt, dieser Welt der Zeit und des Raumes, und befaßt sich weder mit Grübeleien über seine Identität noch mit der Betrachtung irgend eines außerhalb des Bereiches der Wissenschaft gelegenen Systems; sogar für die neuesten Analysen der modernen Physik hat er nur Geringschätzung übrig. Die Geschichte, die er schreiben wollte, wäre ein Tatsachenbericht geworden; sie hätte einen kräftigen Knaben geschildert, der erfüllt war von sachlicher Wißbegier und fasziniert von der Entdeckung seltsamer Säugetierknochen, und hätte berichtet, wie dieser Junge, von emsigem Sammeln ausgehend, sich dem systematischen Studium der Geologie und Morphologie widmete und schließlich als ein tüchtiger Forscher die ganze Kraft seiner Mannesjahre darauf verwandte, Material zu sammeln, Schlüsse zu ziehen, Tatsachen festzustellen und falsche Behauptungen zu widerlegen. Ich habe vor Jahren mit Sir Rupert gemeinsam am Probleme der Knochen- und Feuersteinfraktur gearbeitet und empfinde seither große Zuneigung für ihn; er erbat damals bei der optischen Untersuchung des Feuersteines unter Druck meine Mithilfe; und er erscheint mir bis auf den heutigen Tag in vielerlei Hinsicht als der größte Wissenschaftler, dem ich jemals begegnet bin, der größte und dabei schlichteste. Er ist so einfach in seinem Wesen wie irgend ein schönes Tier, das unter günstigen Bedingungen zu voller Entwicklung gelangt ist.
Meine eigene wissenschaftliche Arbeit ist mir ein Maß für die seine. Neben ihm fühle ich mich nur als Ausflügler in die Welt der Wissenschaft, in der er als Fürst wohnt. Ich bin nicht – und war niemals – einfach wie er. Gleich ihm wurde auch ich im Knabenalter von staunender Wißbegier erfaßt. Doch reizten nicht so sehr die Fossilien meine Einbildungskraft, als vielmehr das Rätsel der doppelten Brechung und die damals noch geltende Ansicht von den ›Formen‹ der Atome und Moleküle. Ich habe ganz anständige Arbeit geleistet. Andere sind den Weg, den ich erschloß, weitergegangen; es war ein guter Weg. Ich aber war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Und schließlich habe ich die Wissenschaft völlig aufgegeben, wie ich noch näher auseinanderzusetzen haben werde. Heute bin ich Industrieller und gelte als reicher Mann. Ich bin einer der aktiven Direktoren der Firma Romer, Steinhart, Crest & Co. und überdies an den meisten ihr angegliederten Unternehmungen beteiligt. Ich habe eine beträchtliche Anzahl von Patenten inne und ziehe Nutzen aus Geheimverfahren, die ich als eine Schädigung der Wissenschaft erkennen muß. Das Wesen der Wissenschaft ist offene Darlegung. Während des Krieges war ich ein sogenannter Sachverständiger und nachher beging ich die Dummheit, in der Politik herumzustümpern. Ich bildete mir ein, es müsse nun ein neues und größeres Zeitalter anbrechen; ich hielt den Krieg für einen Lehrer der Menschheit. Das ist er wohl auch, aber die Lehren, die er erteilt hat, werden nur sehr langsam verdaut. Ich habe in dem Bemühen, meine Auffassung davon auszudrücken und zu verwirklichen, allerlei Experimente in dieser und jener Richtung gemacht. Den Frauen habe ich beträchtlichen Einfluß auf mein Leben eingeräumt. Ich war von heftigem Verlangen nach Besitz, Unabhängigkeit und Macht erfüllt, und nach allerlei Erlebnissen, die ich wohl besser vermieden hätte. Sir Rupert hingegen fuhr in größter Bescheidenheit und Hingabe fort, der Wahrheit durch jene Arbeit zu dienen, zu der er sich berufen fühlte.
Ich glaube nicht, daß es in seinem Leben jemals große innere Konflikte gegeben hat. Ganz früh und ohne irgend welchen Vorbehalt beschloß er, sich der Naturwissenschaft zu widmen. Diesem Entschlusse mußte sich alles andere anpassen. Äußere Umstände ebneten ihm den Weg; Professor Huxley war ein oft gesehener Gast in seinem Elternhause und Charles Darwin kannte und liebte den Knaben. Naturforscher zu werden, bedeutete damals ein gewagtes Abenteuer; die Wissenschaft hatte Tradition und Dogma angegriffen, und der Kampf, der sich daraufhin in den Gemütern der Menschen entspann, war dramatisch bewegt. Heute genießen wir die Freiheit des Denkens, die damals erobert wurde. Er heiratete nicht, und wenn er auch, wie ich vermute, keinen übermäßig keuschen Lebenswandel geführt hat, so bin ich doch überzeugt, daß jenes Gemisch von sexuellem Verlangen und Sehnsucht nach einer geliebten Gefährtin, das mir so viele Nöte bereitete, für ihn nur wenig bedeutet hat. Noch hat sich jemals, über die aufrechte und unentwegte Hingabe an das ihm angeborene Wahrheitsgefühl hinaus, irgend ein religiöser Trieb in ihm entfaltet. In aller Aufrichtigkeit machte er sich an die Arbeit, die vor ihm lag, und lebte dabei behaglich und glücklich und ohne im geringsten das Gefühl zu haben, daß er ein Opfer bringe. Und er hat Prächtiges geleistet, hat ein tüchtiges und umfassendes Stück Arbeit getan, und diese Arbeit hat sich stets strenge innerhalb der Grenzen einer klaren Erkenntnis der Dinge gehalten. Er weiß das Problem so gut zu stellen, weil ihm die Lösung alles gilt. Ehe ich heute zu ihm ging, hatte ich, seine Wesensart für den Augenblick außer acht lassend, daran gedacht, ihm meine Ansicht von der nur bedingten Realität des Lebens darzulegen, um sie mit ihm zu diskutieren. Doch könnte man solch einen Gedankenaustausch ebenso gut mit einem nachdenklichen Löwen im Tiergarten pflegen.
Wir sprachen von dem und jenem, und zwischendurch kam er immer wieder auf seinen amerikanischen Professor zu reden. »Wissen Sie,« hob er an, sobald sich eine Pause in unserem Gespräch ergab, »wenn einer, um einen Streit herbeizuführen, die Photographie absichtlich zu fälschen bemüht gewesen wäre, dann hätte er bei der Aufnahme des Fußes nicht besser zu Werke gehen können als der Bursche. Wenn er nämlich die Photographie überhaupt gemacht hat. Was ich bezweifle. Er spricht sich darüber nicht aus. Der Fall kann auch ganz anders liegen. Möglicherweise hat er die Photographie irgendwo gesehen und bei ihrer Betrachtung eine falsche Vorstellung gewonnen. Das wäre dann nicht so schlimm. In diesem Falle wäre er nur unüberlegt und eigensinnig. Er wollte gern eine originelle Ansicht entwickeln, und die Photographie schien geeignet, sie plausibel zu machen. Während der Abguß, den ich hier habe, dem Fuße eines lebenden Gorillas abgenommen ist, hält sich seine Skizze an eine Photographie zweifelhaften Ursprungs, an die Photographie eines Fußes, der meiner Ansicht nach in das Reich der Phantasie gehört ... Sonderbar ... Und dabei legt er einen verwunderlichen Übereifer an den Tag ...«
»Diese Amerikaner lassen die Zeitungen zu nahe an sich herankommen. Der Geist der Überschriften fährt in sie. Sie möchten in aller Eile erstaunliche Entdeckungen machen, bemerkenswerte Neuerer werden ...«
»Das geht aber nicht ...«
»Ich fürchte, die Verhältnisse da drüben sind recht übel. Es ist mir nicht ganz klar, in welchem Milieu der Biologe einer amerikanischen Universität zum Beispiel arbeitet. Die Leute scheinen mir unruhigen Geistes und dabei unglaublich abhängig vom Urteil der Allgemeinheit. Diese Amerikaner – –«