73 Texte zu Ausstellungen & über Künstler

Inhalt

Eröffnungsreden dauern in der Regel etwa 10 Minuten. Man will als Redner möglichst viel über den Künstler; sein Werk, seine Zeit und sein Leben, die Problematik, die Inhalte und die Rezeption den Besuchern mitteilen. Man will ihnen einen Gesamteindruck der Schau geben und sie auf Details die einem wichtig erscheinen, hinweisen.

Es sind Miniaturen, die als Panoramagemälde daher kommen.

Das macht ziemlich viel Arbeit und ist nach kurzem Beifall vorbei. Die Lebensdauer einer Eröffnungsrede, ist sie einmal hinausgeblasen, ist kürzer als die einer Tageszeitung. Und weil nicht gedruckt, ist sie nicht einmal mehr, wie die Redensart von der Tageszeitung behauptet, geeignet um einen toten Fisch einzupacken.

Um dem Vergehen zu entgehen, deshalb diese Sammlung von Reden. Die meisten von Eröffnungen von Ausstellungen im PhantastenMuseum, die fast immer Samstags stattfinden.

Samstagsreden und immer der Versuch, keine Sonntagsreden zu halten.

Da ich zur altersgemäßen Geschwätzigkeit, der weitschweifigen und ausufernden Rede neige, habe ich die meisten in den letzten Jahren aufgeschrieben um sie vorzutragen.

Hier sind sie: Gedruckt wie gesprochen.

Gerhard Habarta

Verräter-Enthüllung Eröffnungsrede PhantastenMuseum, 15.1.2011

Meine Damen und Herrn,

Ich bin da, um einiges über die Verräter an der modernen Kunst zu enthüllen. Und die sind unter Ihnen.

Es ist ja so, dass 1945 von einem Tag auf den anderen, die Modernen das Sagen hatten und die bis dahin Gefeierten, die Nazimaler und die Haus der Kunst-Maler, die Meister des deutschen Schamhaars, die Realisten die die Scheinwirklichkeit im offiziellen Auftrag malten, unten durch waren. Die danach als die Modernen galten, kamen zurück aus den Strafkompanien, aus den KZs, aus den Fabriken, weil sie Malverbot hatten oder aus der gar nicht freiwillig gewählten Emigration. Und die Jungen, wie sie da waren, der 16jährige Ernst Fuchs, der 17jährige Lehmden, die 18jährigen Hutter und Brauer, die hatten die Moderne, die bis dahin verbotene Moderne, in den Drüsen. Und die doppelt so alten die aus dem Krieg kamen wie der Hausner und auch der Janschka, die waren auf einmal gleichaltrig mit den Buben und auch am Anfang. Wie modern und progressiv und fortschrittlich und in ihrer Zeit die waren, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Sie suchten und sie wussten, wie das sein muss, was sie in ihren Visionen von ihrer Kunst erahnten.

Und sie wurden dafür beschimpft. Lesen sie im Katalog nach. Bei der Budgetrede 1950 stellte ein Abgeordneter fest: „dass diese Kunst nicht wahr ist, weil sie nicht dem alten Kulturboden Österreichs entspricht und einen Kult treibt mit allem, was der abendländische Mensch als hässlich empfindet.“ Als ob das, was diese abendländischen Menschen 5 Jahre vorher an Mord und Totschlag betrieben haben, schön gewesen wäre. Und die Professoren Gütersloh und Wotruba bekommen auch gleich eine Gnackwatschen, für unsere internationalen Gäste: eins um die Ohren, „weil sie die jungen Menschen in einem Sumpf der Perversität herumwaten lassen“.

Verräter am abendländischen Menschen, waren die, deren Werke sie heute hier im Museum sehen können.

Am Anfang war nicht ganz klar, was moderne Kunst ist. So wie in der Bibel das Lamm im Paradies neben dem Pardel weidet, so war es eine vorsichtig konkurrierende, sich duldende Nachbarschaft der Abstrakten und der Phantasten, die auch von den Impulsgebern akzeptierend publiziert und gefördert wurde.

Die Gedenkfahnen dieser Impulsgeber wie Otto Basil, G.K. Beck, Gütersloh, Breton oder Johann Muschik haben wir gleich am Beginn der Ausstellung aufgehängt. Ihr Geist schwebt über allem.

Aber die wussten sich auch nicht alle etwas mit den Phantasten anzufangen.

Arnulf Neuwirth schreibt 1950 bei der Art Club Ausstellung vom „Durchbruch der Abstrakten.“ und Jorg Lampe der 10 Jahre vorher noch vor der Nazikunst in die Knie gegangen ist, bescheinigt, dass sie „Wiens offizielle Moderne“ sind. Und so trennen sich die Fronten. Johann Muschik, der in seinem Leben trotz vieler Auszeichnungen, nur auf zwei Dinge stolz war, auf den von ihm verfassten Kollektivvertrag der Angestellten bei Radio Austria und dass er den Namen Wiener Schule des phantastischen Realismus erfunden hat, der widmet den Abstrakten nur einen Satz. „Die Schar der Abstrakten, die sich langsam zu einer Menschheitskrätze auswächst.“

Der Kalte Krieg hatte begonnen. Das ist eine ganz einfache Sache gewesen. So wurde 1949 das ACUE (American Committee on United Europe) gegründet. Vorsitzender war ‚Wild Bill‘ Donovan, sein Stellvertreter Allen Dulles, der spätere erste Direktor des CIA, Exekutivdirektor war Thomas W.

Braden, Chef der internationalen Organisationsabteilung des CIA. Gewaltige finanzielle Mittel wurden aus dem US-Außenministerium nach Brüssel transferiert, um beim Aufbau des Vereinigten Europa als Bollwerk gegen den Kommunismus zu helfen. Die Generale, die diese Kunstschlachten des Kalten Krieges schlugen, waren Porter A. McCray und Thomas W. Braden.

McCray ging 1951 nach Paris um die Ausstellungs-Abteilung des Marshallplanbüros zu leiten. Das Scherzwort von der ‚Marshallplan-Kunst ist also gar keines. Rudolf Hausner erzählte, dass er Victor Brauner in Paris kennen gelernt hatte, als er die Ausstellung der Phantastischen Kunst im Wiener Künstlerhaus vorbereitete. Und Brauner sagte, „Die Marshallplankunst ist in Europa ausgebrochen.“ Die gegenständliche Kunst war durch die Nazikunst und ihr Pendant im sowjetischen Einflussbereich desavouiert worden. So wurde das Informelle als Bekenntnis zum freien Westen, als Staatskunst herausgestrichen. Die abstrakte Kunst ist gleichzeitig mit den CARE-Paketen und ERP-Krediten gekommen. Sie war nur in den Marshallplan-Ländern zu lokalisieren.

Die Werke die auf US Auslandsausstellungen gezeigt wurden, sollen ausschließlich nach „ihrem künstlerischen Wert und nicht nach sozialen Anliegen der Künstler ausgewählt werden. Die USIA (United States Information Agencies) hat eine Politik gegen die Verwendung politisch suspekter Werke, (also der Realisten) in Auslandsausstellungen zu betreiben.“ So der damalige Direktor der USIA.

Der leider vor wenigen Tagen verstorbene Wolfgang Kudrnofsky: „Das Abstrakte wurde zur Rekonvaleszenz-Droge für die europäische Nachkriegsgesellschaft.“

Der Kalte Krieg wurde in der Zwischenzeit längst umstrukturiert, nur in der Kunst hat er sich gehalten und wird immer noch gegen die Phantasten geführt. Sie sind nach dieser Doktrin die Verräter an der Moderne.

Da die Moderne immer etwas anderes war, als das was die Wiener Phantasten gemacht hatte, waren sie auch immer unaktuell. Das meiste was in diesen letzten 50, 60 Jahre aktuell war, ist schon fast vergessen, wenn es nicht der Kunsthandel braucht um Banken-Foyers zu füllen.

1946 stellte Arnulf Neuwirth schon die „greisenhaft erstarrte Form“ in Frage und wirft ihnen vor, dass sie „sogar demonstrativ die Ausdrucksweise alter Meister gebrauchen.“

1947 wirft man den Phantastischen Realisten vor, „die jungen Leute gefallen sich in der Übernahme eines fix und fertigen Vokabulars und geben dies für Revolution aus.“

1948 „kann man natürlich streiten, ob das noch Malerei oder schon illustrierte Literatur ist, wofür bereits die haargenaue und damit aller modernen Farb- und Formentwicklungsweise abgekehrte Detailbehandlung zu sprechen scheint.“

1954 als Surrealismus das Thema der Biennale von Venedig ist und den UNESCO-Preis erhält, ist es „Ein Weltbegräbnis für den Surrealismus“ (Jorg Lampe).

1959 fragt Karl Maria Grimme angesichts der Präsentation im Belvedere: „Hat der Surrealismus noch Gegenwartsbedeutung?“

1962 sieht Schmeller „Die Grenzen der phantastischen Malerei.“

Dann kommt aber durch den Wiener Wieland Schmied, der Direktor der bedeutenden Kestner-Gesellschaft in Hannover wird, das was 1963 die WOCHENPRESSE als eine „Phantastische Hochkonjunktur“ sieht und man feiert sie 1965 als siegreiche Heimkehrer aus dem deutschen Ausland. Aber schon ist es 1972 „Kommerzialisierung der Kunst“ und die „Musterstückkollektion von fünf Einmannkunstmanufakturen.“ Wolfgang Hutter sagt es ganz einfach „Eine der stärksten Bewegungen im Nachkriegs-Wien, ist von der Kritik als rascheste absterbende Nebensache klassifiziert worden. Dann waren die Kritiker eine Zeitlang ruhig, schmähstad sozusagen. Und dann, als wir das geworden sind, was wir heute sind, haben sie gesagt: nun wiederholen sie sich nur noch, jetzt ist es aus, sie haben sich erschöpft.“

Dass es nicht so ist, dass ihre Werke frisch und spannend sind, das sehen sie oben im Museum.

Und sie sehen dort auch, dass es eine lebendige Sache ist. Die Gleichzeitigen von Seinerzeit, die von Ernst Fuchs, der ja zur Künstler-Bandenbildung neigt immer wieder vorgestellt wurden, gilt es wieder zu entdecken. Und die Jungen, die scheren sich nicht darum als Verräter an der Modernen Kunst gebrandmarkt zu sein, die machen unbeirrt was sie können und sie können es sehr gut und sind damit international auch noch erfolgreich.

Und die die Werke dieser Verräter sehen, sind ein bisschen unsicher, ob das nicht die wahre gültige Kunst ist.

Die Welt gibt ihnen Recht. Sie sehen oben einige Botschafter des fantastischen Universums. Und das ist ziemlich groß, größer als manche aus der Kunst-Museums-Kuratoren-Oberschicht glauben.

Und wenn sie etwas zur Geschichte dieses Museums hören wollen, nur kurz. Mehr können sie am Mittwoch im Brav-Da Salon hier im Haus hören:

Es begann 1987 in einem Restaurant in Mechelen, in Belgien. Vor fast einem viertel Jahrhundert skizzierten Brauer, Lehmden, Fuchs, Hutter und Hausner in Anwesenheit der Ministerin, wie ein Museum in Wien aussehen sollte. Bald gerieten Hutter und Fuchs aneinander, die es höchst gegensätzlich wollten. Ich schlug damals eine Wabenstruktur vor, vorzugsweise statt der Volksgartendisco im Stadtzentrum oder auf dem Areal des Schweizergartens beim Museum des 20 Jahrhunderts angesiedelt, so dass jeder seine eigene, wenn auch große Zelle hat. Und durch das Sechseck war auch eine unauffällige Erweiterung möglich. Wie gesagt, ich denke, das fantastische Universum ist groß.

Es wurde natürlich nichts daraus.

2001 versuchten wir es noch einmal, diesmal neben der Fuchs-Wagner-Villa auf einem riesigen Grundstück mit allem was zu einem anständigen Museum gehört, Wohn-Ateliers, Shop, Restaurant, Seminar-Räume und Arena. Irgendwie war dann eine große, weitverzweigte Familie hinderlich.

Und dann stand auf einem dieser unergründlichen Umkehrplätze des Schicksals das Palais Palffy und der Gotthard Fellerer meinte, da könne man doch, und der Erich Peischl fand da müsse man doch, und der Präsident Banchero sagte, das ist das was unsere internationalen Besucher verlangen. Und ein freundlicher Freund meinte, das müsse man sich leisten können und zahlte. Und jetzt ist es da, eröffnet unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer.

Ein echtes Museum mit 150 tollen Bildern. Nehmen sie sich Zeit, es gibt viel zu sehen. Und kommen sie wieder, denn erstens sehen sie mehr als sie sehen können und zweitens erhalten sie mit dem Eintrittsgeld das Museum.

1 Jahr PhantastenMuseum, 2012

Liebe Freunde des Widerstands,

Sie sind hier im Underground der Kunst.

Bei meiner Rede zur Eröffnung des Museums habe ich die phantastischen Künstler in die Kategorie Verräter an der modernen Kunst klassifiziert.

Ich habe dazu gelernt. Sie sind nicht nur Verräter, sondern Widerstandskämpfer, Partisanen im Untergrund der Kultur.

Der Underground, der im Zentrum Wiens, in einem Palais, sein Widerstandsnest hat.

Es gibt jetzt das PhantastenMuseum Wien seit genau einem Jahr.

Es war eine sehr rasche Entscheidung von Peischl und Banchero vom ÖKZ hier das Museum anzusiedeln. Und ebenso wurde alles abgewickelt. In nur wenigen Wochen konnte gestartet werden, ohne die 1000 Einwände und Überlegungen warum und wie etwas nicht geht.

Es ging.

Nicht alle haben geglaubt, dass es überlebt. Viele haben gemeint, es sollte auch gar nicht leben, die Phantastik ist lebensunwertes Leben, gehört eher abgetrieben, als im Wachstum gefördert zu werden.

Das Museum wurde konzipiert als eine Heimat für die Legende der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Aber einige erfahrene Altmeister fürchteten auf Grund ihrer Lebenserfahrung, dass besser als ein zentraler Ort der Identifikation, die erfolgreiche Guerillamethode des Einzelkampfs im Bereich des Unsichtbaren ist, da jede Aufmerksamkeit nur Beschimpfungen, Verleumdungen und Verächtlichmachung provoziert. Da Öffentlichkeit der Museen und Kuratoren und der Politik, der jeweils gerade aktuellen Avantgarde gehört.

Ganz so Unrecht haben sie nicht, aber dieses Haus, das den Untergrund im 2. Stock beherbergt, hatte eine unglaubliche, erhoffte, aber nicht wirklich erwartete Wirkung.

Das Interesse an der Phantastischen Kunst ist groß:

Die Albertina zeigt eine Ausstellung phantastischer Kunst nach der anderen, unter Bevorzugung der verstorbenen Surrealisten. Nach dem Motto, nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer. Die Kunsthalle zeigte Surrealismus an den Aufhängern Salvador Dalí und Weltraum: Die Kunst und ein Traum. Das Kunsthistorische Museum zeigt Einzelausstellungen wie Jan Fabre oder Glenn Brown und Das Ungeheuerliche in der Kunst. Die internationalen Museen bemühen sich in allen möglichen Umschreibungen, nur um nicht sagen zu müssen: das ist phantastisch, surreal, symbolistisch, visionär. Und das gibt es auch heute, das lebt. Aber wenn sie es sagen, schreiben, plakatieren, dann wissen sie, das ist ein Publikums-Magnet.

Das Interesse an unserem Museum bei Künstlern war groß und wird größer. Vor allem im Ausland vom EU-Inland bis zu den exotischsten Destinationen.

Und dann kamen auch die Wiener. Sie überwanden ihre Scheue in unglaublichem Staunen: da passiert ja wirklich etwas. Da wird nicht nur geredet. Und die Jungen, was bei allen die ihr Geschäft wirklich lernen, halt so als jung gelten darf, die sind auch da. Für viele von ihnen ist das Museum echte Heimat geworden, inklusive dem Café, wo es bereits einen Künstlerstammtisch gibt.

Und die Besucher des Hauses. Bei allen Orientierungsschwierigkeiten und dem wirklich großartigen Angebot an Ausstellungen in Wien, sie finden her, sie finden herein und sie sind rundum fasziniert, was es alles gibt an phantastischer Kunst. Und vor allem: die internationalen Besucher suchen in Wien nach Spuren der Wiener phantastischen Kunst, die ja weltweit überaus geachtet wird. Und sie sind dankbar, das hier im Original sehen zu können.

Ich wollte die Wiener Künstler hier zeigen und damit man sieht, dass das eine international sehr präsente Kunstform ist und nicht eklektizistischer, hintergestriger Schmarrn aus der untersten Lad des Wienerischen, auch Botschafter der internationalen Netzwerke des Phantastischen.

Innerhalb dieses Jahres hat sich das Bild gewandelt.

Die Internationalen sind viel präsenter geworden. Das Interesse an ihnen ist sehr groß und die Qualität, die sie zu bieten haben, ist im höchsten Maße erstaunlich. Und wir bekommen immer mehr wertvolle Donationen und Dauerleihgaben von Internationalen, die stolz darauf sind in diesem Museum zu sein.

Das Museum ist durchaus in der Öffentlichkeit wahrnehmbar. Die Presse schreibt immer öfter – die Ausländische. Wenn man googelt, gibt es 11.200 Ergebnisse. Nur diese kleine wichtige Zeitung, die sich lange Jahre um die Öffentlichkeit der Kunst in Wien verdient gemacht hat, deren Erwin Melchart wirklich einen Ausstellungsmarathon gelaufen ist, die ignoriert das Museum. Die Kunst des Hauses ist zu wenig Event, zu wenig Schicki Micki Action für Adabei und Feinspitze.

Anders die Internet-Medien. Kultur und Wein und Phantastisch.at berichten als Logbücher über unser Museum.

Die Tourismusorganisationen haben das internationale Publikumsinteresse genau erkannt und präsentieren uns weltweit. So konnte man Großfotos unserer Bilder in der zentralen Metrostation in Paris sehen. Oder das Museum war Teil der Fragen bei einem Publikumsquiz in Moskau.

Und die Besucher-Gruppen, die Schulklassen und Pensionistenverbände, die sind zu unseren Freunden geworden. Die genießen es, etwas über die Kunst des Phantastischen zu erfahren und sie zu sehen. Unsere Besucher - also sie – sind die wahren Förderer des Museums. Danke für Ihr Eintrittsgeld.

Und natürlich gibt es reichlich öffentliche Gelder für Museen. Wir haben noch keine bekommen, vielleicht ein Teil des vorgezogenes Sparpaketes oder politische Hungerkur, aber das ÖKZ hat dafür mehr als 50.000€ an Steuern abgeliefert.

Dieses Österreichische Kulturzentrum, mit seinem Präsidenten Piero Banchero, ist ein wirklicher Förderer des Museums. Das ÖKZ hat seine Ressourcen dem Museum und dem Prof. Gotthard Fellerer für seinen BravDa Salon zur Verfügung gestellt.

Das Lexikon definiert Ressource von lat. Resurgere = ‚hervorquellen‘,, als ein Mittel, um eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen. Und diese Möglichkeit den ‚Vorgang ablaufen zu lassen‘ geht sehr weit. Die Phantastische Kunst hat dadurch einen wirklichen Freund und Förderer gefunden, den Direktor des Hauses Erich Peischl. Er ist mit vollem Einsatz und Engagement dabei, hat das Vertrauen der Künstler gefunden und ist der, der als ‚Hänger von Wien‘ permanent neue Plätze für neue Bilder findet.

Er hat sich auch um die Neuordnung des Museums bemüht. Die Werke der Hundsgruppe und der Seitenaltar für Hundertwasser wurden entfernt, und so wurde Platz geschaffen für neue Werke anderer Künstler, die noch nicht im Museum vertreten waren. Bei der Neuhängung wurde zum Beispiel einem oft geäußerten Wunsch gefolgt, Werke von Künstlerinnen zu zeigen. Das haben wir immer getan, aber jetzt hat Peischl die Österreicherinnen an einem Ort vereinigt. Spannend das Spektrum einmal so zu sehen.

Freitagsrede, 2012

Das Kulturblattl BravDa hat wie ein gutes Wiener Schnitzel; eine Beilage. Diesmal 2 Kataloge, der eine für eine Wanderausstellung des NÖ Kulturforums und der Nachtragskatalog für die vielen Neuzugänge des PhantastenMuseums. Diese neuen Werke sind einerseits eine Bestätigung für die Bedeutung des Museums – wissen sie eigentlich, dass dieses Haus bei der Langen Nacht der Museen von 125 Museen in Wien, an 11. Stelle steht bei den Besucherzahlen? Und andererseits nützen sie den Künstlern, denn sie werden von vielen Kunstinteressierten sonst kaum irgendwo gezeigt.

Und so möchte ich mich bedanken.

Bei allen Freunden, die etwas für das Museum machen.

Das ist nicht selbstverständlich in unserer Zeit.

Alles ist kommerzialisiert, auch die Kulturpolitik,

Alles ist berechnet auf Kostenwahrheit – eine der großen Lügen der Zeit

und Profitmaximierung – eine der Todsünden unserer Zeit

und auf Kosten/Nutzen abgestellt – der größte Verhinderer unserer Zeit.

Und auf wirtschaftsliberale Kulturpolitik – die Tüchtigen überleben und siegen, die andern sollen sich brausen oder sterben gehen.

Und auf mediengerechte Eventkultur - oder wie es Julien Alvard in der Ledernackensprache des CIA, einer der Erfinder dieser Kulturpolitik damals formulierte: „es wird siegen, wer am meisten Staub aufwirbelt. Kurz, die Malerei gehört den Mannskerlen.“

Die Freunde dieses Museums sind da anders.

Sie tun etwas, in der guten alten Tradition des ‚Blutspendern‘. Sie geben etwas vom eigenen Lebenssaft für die Idee, das Projekt, die Verwirklichung und Realisierung.

Mit dem US Päsidenten Kennedy möchte ich auf wienerisch sagen: „Wart net, dass des Museum was für dich macht, hast du was fürs Museum g‘macht?“

Gotthard Fellerer ist einer von denen, der als Einzelkämpfer, als Kulturpartisane, etwas für das Museum macht. In der guten alten Tradition der 3 Musketiere oder auch der Sozialdemokratie, für die das Kulturforum steht, er redet und er tut was.

Danke für den Supplementkatalog, der dokumentiert, welche Zustimmung das PhantastenMuseum Wien unter den Künstlern gefunden hat, die ihre Werke – ihr Leben, also auch Blutspender – dem Museum überlassen haben.

Das imponierendste Konvolut darunter ist sicher das 10teilige Werk von Arik Brauer, das morgen öffentlich gezeigt wird. Ich hoffe, sie kommen.

Arik Brauer-Saal, 2012

Meine Rede war der schwächste Teil der Eröffnungsreden. Zuerst sprach Präsident Karl ‚Charly‘ Blecha, Minister a.D. Er sprach mit dem Feuer der Jugend, der die Kunst in Wien seit ihren Anfängen nach dem Weltkrieg miterlebte und rechnete in scharfen Worten und jugendlichem Elan ab mit der Interesselosigkeit des offiziellen Wiens gegenüber der phantastischen Kunst in Wien.

Dann kam Arik Brauer. Der 84jährige benutzte nicht die Stufen auf die Bühne, die ich mich mühsam hinaufschleppte, sondern sprang aus dem Stand aufs Podium. Was er sagte war klar, deutlich auf den Punkt gebracht und mit einem kleinen Brauer-Lied ergänzt, das nicht ohne Bitterkeit die Liebenswürdigkeit der Wiener gegenüber seiner Kunst mit dem ‚Hackl ins Kreuz’ beschrieb.

Neben der Naturgewalt der beiden Redner, war mein Text harmloses Eröffnung-Gesäusel.

Es ist jetzt schon fast 2 Jahre her, dass wir hier im Palais Palffy das PhantastenMuseum Wien eröffnen durften.

Danke Herr Banchero, danke Erich Peischl, Dank dem ÖKZ, dass sie der phantastischen Kunst eine Heimat gegeben haben, eine Heimat die von vielen Künstlern aus aller Welt besiedelt wird.

Wir haben das Museum zur Ehre und in Würdigung der Wiener Phantasten gemacht, den Begründern einer weltweit ausstrahlenden Gruppe von Malern: von Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und nicht zuletzt dem Arik Brauer, wegen dem wir heute hier sind. Und es zeigt sich, dass es manchmal gut, nein besser ist, wenn man etwas nicht so gut macht.

Bei der Eröffnung hat Arik Brauer mit ziemlich strengem Ton gesagt, warum wir nichts Besseres von ihm zeigen.

Einfache Antwort: weil wir nichts haben.

Ich habe damals alle relevanten Künstler um Leihgaben gebeten – wir hätten sie auch als Geschenk genommen.

Stolzer Spanier, der ich bin, habe ich, wenn keine Spontanreaktion kam, nicht nachgebohrt, gebeten, gebettelt sondern weiter gesucht.

Wenn nicht, dann nicht, wir bekommen schon etwas fürs Museum.

Und über das, was wir hatten und zeigten, freuten sich die österreichischen Besucher, die auch, und vor allem die Gäste aus aller Welt.

Wissen sie eigentlich, dass dieses Haus bei der Langen Nacht der Museen von 125 Museen in Wien, an 11. Stelle steht, bei den Besuchern.

Endlich ein Platz in Wien, wo man international bekannte Wiener Phantasten sehen kann.

Und bei dieser Eröffnung bot uns Arik Brauer an, Eindrucksvolleres aus seinem Schaffen zur Verfügung zu stellen. Ich konnte mir einiges vorstellen. Etwa den Teppich der neben seiner Küchentür hängt, weil der der im Museum hing, ihm nicht optimal erschien. Oder eines der Bilder aus seinem Privatmuseum. Nichts dergleichen.

Der Hinweis, wir hätten ja ein wichtiges Bild von Brauer in einer der Auktionen oder Ausstellungen kaufen können, ist illusorisch. Noch leben wir von Geschenktem und Geborgtem, finanziert von den zahlreichen Besuchern des Hauses.

Darf ich über Geld reden? Ich tu’s, obwohl es nicht fein ist, wie man sagt. Ja es ist sogar beschämend für viele die nicht unter Konsumverzicht sich ein Bild kaufen können.

In der zweiten Ausstellung des Arik Brauer in Wien - die erste zählt nicht, weil im Konzerthaus 1947 wurde kein Bild verkauft, sondern eines gestohlen. 1958 in der Galerie Fuchs, da kosteten die Bilder zwischen 2.500 und 6.000 Schilling. Hätte man das Geld auf ein Sparbuch gelegt, so hätte man jetzt nach mehr als 50 Jahren 11.780 Schilling und würde dafür stolze 840 Euro bekommen, für das man aber keinen Brauer bekommt.

G‘scheite Geldmacher haben für das Geld Aktien gekauft. Wenn der Dow Jones Aktienindex damals auf 615 Punkte stand und heute auf ca. 13.500 Punkte, so wären das 77.000 Schilling, wenn ihnen die Banken-Spekulanten nicht zwischenzeitig alles gestohlen haben. Dann wären das heute noch stolze 5.500€uro, abzüglich aller Bankspesen natürlich. Wirklich gescheite Geldmacher aber hätten damals Brauer Bilder gekauft.

Darf ich anmerken, dass man für so einen geringen Betrag heute kein Brauer Bild erwerben kann, selbst der Künstler muss, wenn er ein Frühwerk für sein Museum erwerben will, sehr viel mehr dafür bezahlen. Und wir haben hier nebenan jetzt 10 großformatige Werke von Arik Brauer.

Es sind für die Feinmaler des Phantastischen monumentale Werke.

Für viele zeitgenössische Maler sind 20m2 Werke alltäglich, ein Lercherlschaß, wie man in Wien sagt, vom Format, wie vom Kunstwerk her.

Im Arik Brauer Saal, den sie dann bald sehen dürfen, hängen 10 Bilder jedes etwa 2 m2 groß.

Und es sind nicht x-beliebige Werke. Sie haben einen inneren Zusammenhang, der sich Ihnen sehr rasch erschließen wird, wenn sie sie sehen. Es ist das Leben des Künstlers, nicht Anekdoten, von denen er viele meisterlich erzählt und geschrieben hat.

Es ist das Leben des Künstlers.

Das Musikerlebens des Wieners Brauer am Beispiel Schuberts und der Winterreise.

Sein jüdisches Leben, wegen dem ihn die Nazis als Kind inhaftierten, durch die Bilder der Bibel.

Sein Leben in dieser Welt, von der Geburt des Menschen in der Menschin, bis zum Kampf der Menschen gegen ihre Welt die sie zur Umwelt reduzieren.

Und seine Hoffnung auf die Neuen Menschen, seine kritisch-optimistisches Sicht, seinen „Frühlingsglauben“.

Danke Arik Brauer dafür, was sie für das PhantastenMuseum, für Ihr Museum und das ihrer Freunde tun.

Auch danke dafür, dass sie eine Reihe von Grafiken signierten, mit deren Verkauf (zu einem viel zu geringen Preis), das Museum weiter gefördert wird.

Darf ich noch einmal vom Geld reden, von Ihrem Geld?

Kaufen sie die Brauer Grafiken und auch die von Brauer gestaltete Förderkarte des Museums.

Ihnen macht es Freude

Uns macht es Freude.

Das 3. Jahr

Die ersten 3 Jahre der Errichtung und des Aufbaus des PhantastenMuseums sind vorbei. Das Palais Palffy ist wirklich zum Haus einer Legende geworden. Und mehr noch, heute beweisen wir, dass die Phantastische Kunst eine internationale, bedeutende und außerordentlich lebendige Kunstrichtung der Gegenwart ist.

Ich hatte die Idee zu diesem Ort der Bewusstseinsbildung. Aber Ideen haben kann bald jemand, man muss auch dafür arbeiten und Partner haben, um es zu realisieren.

Dank Ihnen, den Künstlern, die durch die Schaffung und auch die Überlassung ihrer Werke zum Bestand des Museums beigetragen haben.

Dank dem Österreichischen Kulturzentrum mit seinem Direktor Erich Peischl, der erkannte, welche Bedeutung für Wien und für das ÖSTERREICH-HAUS – das er leitet - eine solche Initiative hat.

Und Dank den Besuchern und Freunden des Hauses, die mit Ihren Eintrittsgeldern und Förderbeiträgen, das Museum zu einem lebendigen Instrument der Kunstvermittlung und Information machten.

Die öffentlichen Stellen, die einst vor 55 Jahren, als das Palais Palffy etabliert wurde, es mit Engagement – das heißt mit reichlichen Budgetmitteln - unterstützten, haben in den letzten Jahren völlig ausgelassen.

In den letzten Jahren fanden wir echte Freunde, die ohne dass darüber viel geredet wurde, immer einsprangen, wenn wir Geld und Unterstützung brauchten.

Ich freue mich auf eine sichere Zukunft des Phantasten-Museums Wien.

GROSSE EHRUNG
FÜR DAS PHANTASTENMUSEUM WIEN
Wir freuen uns, dass der Herr Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer
dem Begründer des PHANTASTENMUSEUMS WIEN,
Gerhard Habarta
als besondere Ehrung den Berufstitel Professor verliehen hat.
Gerhard Habarta (*1939)
ist seit vielen Jahren Ausstellungsmacher und
Autor von Büchern zur Kunst und Kulturgeschichte.
Als Autor des ‚Lexikons der Phantastischen Künstler‘
hat er zum ersten Mal
Biographien von über 1.000 phantastischen Künstlern
zusammengefasst.
ÖSTERREICHISCHES KULTURZENTRUM
SEIT 1958
PHANTASTENMUSEUM WIEN

Danksagung, 2013

Ich möchte mich bedanken.

Danke Herr Bundespräsident, dass sie mir im Oktober 2011 den Professoren-Titel verliehen haben.

Die Beamtin des Ministeriums Frau Bognar bemühte sich sehr, aber mit der Stadt Wien ging das nicht so einfach, nicht für ein Museum der Wiener Phantasten.

Früher, unter Stadtrat Mandl, unter Gerti Fröhlich-Sandner, unter Zilk, unter Präsident Hubert Pfoch oder mit dir Franz Mrkvicka wäre das ein Vergnügen geworden.

Aber schon jetzt, nur 2 Jahre später, ist es erreicht, konnte mir ein Niederösterreicher das Dekret hier im PhantastenMuseum überreichen.

Dazu muss ich sagen, ich bin selbst schuld, dass das nicht schon 2 Wochen vorher geschah.

Die Wiener Landtagspräsidentin sollte die Urkunde übergeben. Sie ist die Vorsitzende Stv. der Geriatriekommission der Stadt Wien – was ja sicher auf mich passt - und Mitglied des Kuratoriums Psychosozialer Dienste – dessen Hilfe ich in Zukunft nicht ausschließen kann.

Aber ich hab die Frau Präsidentin noch nie in einem kulturnahen Zusammenhang, geschweige denn im Wiener PhantastenMuseum gesehen, oder eine relevante Äußerung zu dringenden Kulturfragen von ihr gehört.

Ich habe es also abgelehnt, schon nach 2 Jahren von den Wienern die Urkunde zu übernehmen.

Deshalb möchte ich mich bei dem kulturaktiven Niederösterreicher Prof. Ewald Sacher ganz herzlich und aufrichtig bedanken, dass er diese Aufgabe übernommen hat. Das ist sein ganz persönliches Verdienst.

Ich freue mich über die Ehre, von ihm die Urkunde überreicht zu bekommen.

In früher Jugend durfte ich ein Buch über den damaligen Bundespräsidenten Franz Jonas machen. In jugendlicher Respektlosigkeit äußerte ich mich gegenüber meinem Genossen, ehemaligen Wiener Bürgermeister und Arbeiter-Esperantisten abfällig über die Titellust eines Wiener Sozialisten. Worauf er mir das sagte, was ich jetzt als ganz persönliches Statement wiederhole: Jeder soll sehen, dass aus einem Wiener Arbeiterkind etwas werden kann.“

Ich bin Professor!

Heute ist ein großer Tag für mich.

Weil: Das PhantastenMuseum besteht seit 999 Tagen.

Danke lieber Erich Peischl, dass Du es ermöglichst hast und täglich dafür kämpfst damit es erhalten wird. Danke lieber Präsident Banchero, dass das Museum das Haus zu einem echten Österreichischen Kulturzentrum machen kann.

Danke, die Ehrung ist eine für dieses Museumsprojekt.

Und jetzt die üblichen gelogenen Dankesworte:

Deshalb gilt auch mein Dank der Stadt Wien, die das Museum täglich mit der bedeutenden Summe von 50 Euro fördert. Damit könnte man das Museum vergrößern.

Danke liebes Ministerium für Wissenschaft und Kunst, für die Förderung mit 100€ täglich, damit kann man monatlich einem Künstler eine Ausstellung im Haus ermöglichen.

Und danke lieber Herr Wirtschaftsminister, in dessen BIG Verwaltung das Palais Palffy steht, dass sie es so denkmalgerecht renovierten und zu einem Schmuckstück machten.

Ich hab mir diese Dankesworte überlegt, weil bei so einer Gelegenheit immer viel gelogen wird und wie sie alle wissen, ist das natürlich auch alles nicht wahr.

Leider.

Ich bin jetzt Professor, das ist wahr.

Danke liebe Frau, liebe Familie, liebe Freunde, dass ihr mir das ermöglicht habt.

Die Aigners Phantastisches Zusammenspiel, 2012

Sie heißt Zorica, ist eine Wienerin mit Migrationshintergrund aus Serbien. Er ist Wiener aus der Kulturprovinz Linz, in die Provinzmetropole Wien zugewandert, heißt Florian, was der Schutzpatron des Landes ist aus dem er kommt und unter anderem der Patron der Töpfer. Beide heißen Aigner und gehören zur umfassenden Künstlerfamilie gleichen Namens.

Auch die beiden fühlen sich als eine Künstler- und Lebensgemeinschaft. Ihre ersten gemeinsamen Ausstellung waren 2007 in der Galerie Hofkabinett, Linz ‚Hochzeitsausstellung mit meiner Frau Zorica‘ heißt es in seiner Biographie, ‚Hochzeitsausstellung mit meinem Mann Paul Florian Aigner‘ in ihrer Ausstellungsliste. Und 2009 ‚Fantastisches Zusammenspiel‘ in der Galerie Fröhlich. Dieses fantastische Zusammenspiel ist es geblieben und wurde auch der Wunschtitel der ersten Museums-Ausstellung der Beiden.

Es ist aber nicht so wie in anderen Künstlerpartnerschaften, dass sie gemeinsam an Werken arbeiten oder sich nahtlos ergänzen, einer beim anderen hineinmalt, den anderen verformt. Es sind zwei völlig getrennte Künstlerpersönlichkeiten mit Gemeinsamkeiten und Gegensätzen: Zorica (Nikolic) Aigner die Malerin / Florian Aigner der Bildhauer.

Als Zorica 9 Jahre alt war – 1989 – und sie zu malen begann, begann der Bürgerkrieg in Jugoslawien. Als sie ihre Schulbildung abgeschlossen und maturiert hatte, gab es kein Jugoslawien mehr und Belgrad, ihre Heimatstadt, war zerbombt. Und sie wollte immer noch Malerin werden, machte die Aufnahmeprüfung an der Akademie, bestand, wurde aber nicht angenommen. Auch Kulturbeamte wollen leben und das konnten sie nur mit den Bestechungskuverts der Kandidaten.

Zorica hätte Mathematik oder Naturwissenschaften studieren können, das wollte aber sie, die Malerin werden will, nicht. Also begann sie mit dem Studium der Landschaftsarchitektur. Und dann ging sie mit einem 5-Tage-Besuchervisum nach Wien um die Aufnahmeprüfung an der Akademie zu machen.

Sie lernte Deutsch und begann an der Universität für Angewandte Kunst bei Wolfgang Herzig mit dem Malereistudium. Hier verarbeitete sie die Erlebnisse des Krieges in gelegentlich surrealen, aber auch kritisch-realistischen Bildern. Sie, die sehr strukturiert ist, denkt, arbeitet, schloss dieses Kapitel ihres Lebens und Werks fürs Erste mit ihrer Diplomarbeit ab. Aber immer wieder taucht es als Reminiszenz, als Anklang an Früheres auf. So zeigt sie aus der kritisch-skeptischen Distanz der Künstlerin den Raben - Symbol des Bösen, da er nach den Kämpfen in Schwärmen über den Schlachtfelder einfällt - verkleidet als Friedensengel. Oder das Bild des Zerstörerischen wirkt in ihren Bildern nach, konvertiert in das puzzleartige Zusammensetzen isolierter Fragmente. Als sie eine Plastik von Florian Aigner vor seinem Haus sah, wusste sie, dass das genau das Objekt ist, das sie schon einmal gezeichnet hatte, noch bevor sie ihn kannte. Und als er mit seinem Freund in eine Disco ging, wusste er, dass das der Tag ist an dem er die Mutter seiner Kinder treffen würde, noch bevor er Zorica auch nur gesehen hatte.

Florian Aigner ist ein Stückemacher, einer der Stückwerk formt: Torsi. Er tut es in zwei unterschiedlichen Ausformungen, aber immer sind es Teilstücke, die nie ein Ganzes waren. Am klarsten ist dies in den Marmorarbeiten Auge, Ohr, Nase, Daumen. Ein Torso aus der Antike war immer ein Ganzes, von dem Stücke wegbrachen. Aigner meißelt das Detail aus dem Marmor, zum Ganzen muss es der Beschauer ergänzen. Aigner tut es mit anatomischer Genauigkeit, aber immer wird es zur Skulptur. Eine gute Skulptur beansprucht den Raum um sich herum für sich und für das Auge des Betrachter. Bei den Körper-Teil-Objekten ist nur eine Seite gestaltet, man weiß, dass die Rückseite einer Nase, eines Ohrs das nicht Dargestellte ist, Torso eben. Diese Skulpturen erzählen keine Geschichten, sie sind Skulptur. Sie sind Ausschnitt eines Ganzen, der zum Ganzen wurde.

Die andere Art der Aignerschen Plastik ist eine skurril phantastische Geschichte in Ton geformt. So stringent - bis zur kubistischen Formreduzierung - seine Marmorstücke sind, so erzählerisch sind seine phantastischen Gestalten modelliert und dann in Bronze gegossen. Manchmal auch, wie eine Fingerübung, die den Meister der Bildhauerkunst beweisen soll, in Marmor geschnitzt. Dabei wird der Entstehungsprozess aus dem weichen leicht formbaren indifferenten Material Ton durch den Bronzeguss in etwas Endgültiges übersetzt. Zu diesem Wandel in der Erscheinung genügt oft schon die Bronzetönung durch Farbe. Aigner modelliert Fabelgestalten und projiziert Bewusstseinszustände ins Dreidimensionale.

Florian Aigner studierte Bildhauerei von 1998 bis 2007 an der Kunstuniversität Linz, bei Erwin Reiter, war aber vorher an der Lehranstalt für Heilpädagogische Berufe und übte diesen Beruf auch von 1996 bis 2000 als Sozialpädagoge mit psychisch kranken Menschen aus. Aus einer Malerfamilie kommend, wollte er vieles sein, aber kein Maler. Die Bildhauerei und Plastik war für ihn der Weg der Realisierung seiner Vorstellungen außerhalb des Mediums Bild. Aber man kann sich dem Bild nicht entziehen, schon gar nicht dem phantastischen: seine Plastiken sind Bilder, Traumbilder, Allegorien, Gedankenbilder.

Ihre Bilder und seine Skulpturen halten sich in einer Ausstellung aus. Keiner blockiert den anderen. Die Skulpturen reduzieren die Bilder nicht zum Wanddekor, ihre Bilder nicht die Skulpturen zum Lückenfüller.

Schön dieses phantastische Zusammenspiel.

Alesandrion – Zwischen den Welten, 2011

Der Mann lebt in zwei Welten, in zumindest zwei.

Und deshalb kennt man ihn auch unter zwei Namen: In der einen hieß er Alexander M. Wallner und ist ein gefragter Räume-Träume-Maler.

Und er nennt sich Alesandrion. Das klingt sehr antik, archaisch, mythologisch. Ist es aber nicht. Es löst bloß im Leser, Hörer etwas aus, was in jedem in den Archetypen des kollektiven Unbewussten eingelagert ist.

Zuerst zu Alexander M. Wallner, der Räume-Träume-Maler

Er studierte 5 Jahre lang Restaurierung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Kein schlechter Zugang zur Kunst, wenn man Praktisches lernen will. Danach war er 5 Jahre lang Lehrbeauftragter an dieser Akademie in der Meisterschule für Naturstudien, des Abstrakten Josef Mikl.

Sein Thema war immer der Einfluss, den Kunst auf die menschliche Seele ausübt.

Positiv wie negativ.

Es gibt in der modernen Kunst Elemente, die eine bis zum klinischen Krankheitsbild krank machende Wirkung haben. Und auch das Gegenteil ist wahr. Die Fülle an wunderbaren Kunstwerken in Florenz, führte bei sensiblen Menschen zu psychosomatischen Störungen, von Panikattacken mit erhöhtem Blutdruck bis zu Ohnmachtsanfällen oder Halluzinationen. Und zu Verschiebungen in der Selbstkenntnis von depressiven Anfällen bis zu Allmachtsphantasien. Die praktische Psychologie hat das an hunderten Krankheitsfällen von Kunstinteressierten in Florenz nachgewiesen.

Das brachte Wallner dazu, sich mit der praktischen Umsetzung dieser Erkenntnisse im medizinischen Bereich zu beschäftigen. Kunstwerke, die aus anderen Quellen kommen, wie er sagt, als unsere heutige naturwissenschaftlich geprägte Sichtweise. Kunstwerke die der Harmonisierung, Stärkung, Entwicklung und Heilung der menschlichen Seele dienen und damit verbunden auch des Körpers.

Wallner entwickelte eine eigenen Lehrgangs und Vortragstätigkeit zu den Themen: Farbe – Form – Symbol, Kunst und Heilung. Und hielt ab1998 Vorlesung am Institut für Farbenchemie und Farbenlehre an der Universität der bildenden Künste in Wien, über die Wirkung von Farbe, Form, Symbol auf Körper, Geist und Seele.

Da er Maler ist und nicht Berufsschwätzer, realisierte er seine Theorien in großen Wandmalereien. Nicht irgendwo, sondern an Orten wo sie eine ganz tiefe Wirkung in menschlichen Extremsituationen haben.

In ansonsten steril weiß getünchten, gekachelten Entbindungsstationen entstanden illusionistische Wandgemälde wie ‚Wasserspiel‘, ein illusionistisches Meerbild in ‚Seestille‘, wehende Tüllvorhänge die den Trompe l’Oeil-Meeresblick bewegen in ‚Lufthauch‘, Dschungelblätter in ‚Sonnenlicht‘. Der Blick der Gebärenden geht nicht ins Leere, auch wenn es antibakterielles Weiß ist, sondern in die Schönheit einer gemalten Welt.

Das war Wallner und ist es noch immer.