Ein herzliches Dankeschön an meinen Musiklehrer, Herrn Egon Schöffel, für die ganz reizenden Illustrationen zu diesem Buch.
Biographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie, detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar
© 2018 Gertrud Harzenetter
Herstellung und Verlag
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9 783752 881387
Der kleine Regentropfen Micki sitzt mit seinen Geschwistern in einer großen Wolke. Sie haben es recht gemütlich hier und sitzen so weich wie auf einem Wattebausch. Man hört sie miteinander lachen, denn Micki erzählt lauter lustige Geschichten. Jetzt ruft einer der Regentropfen: „Wer hat Lust, Stille Post zu spielen?“ Micki meint: „Das ist eine super Idee, da kommen die witzigsten Wörter dabei heraus.“ Der Erste flüstert seinem Nebenmann leise ins Ohr: „Märchenbuch.“ Doch bevor das Wort beim Letzten in der Reihe ankommt, rüttelt mit einem Mal der Wind kräftig an der Wolke. Die Regentropfen purzeln alle durcheinander. Mal ist der Kopf oben, dann wieder unten. Micki wispert: „O je, ist das ein Durcheinander.“ Die Wolke ruft den Regentropfen zu: „Ich kann euch nicht mehr halten, ihr seid mir zu schwer.“ Die Tröpfchen fallen mit einem Purzelbaum aus der Wolke. Der Wind bläst seine Backen auf und treibt sie vor sich her. Micki und seine Geschwister bleiben dicht beieinander. Es geht mit rasender Geschwindigkeit in Richtung Erde. Plötzlich ändert sich die Temperatur der Luft. Es wird recht kalt. Der kleine Regentropfen schlottert: „Ich bin schon ganz steif vor Kälte.“ Auch seine Geschwister fangen an zu bibbern. Auf einmal merken sie, dass sich ihre Form verändert. Sie gefrieren zu wunderschönen Schneekristallen. Einer von ihnen ruft: „Schaut doch, es ist ganz toll, wie wir auf einmal glitzern.“ Alle Kristalle haben sechs Spitzen. Trotzdem sind sie ganz verschieden in ihrem Aussehen. Sie wirken wie kunstvolle kleine, weiße Sterne. Nun hat der Wind aufgehört zu pusten. Der kleine Schneekristall Micki sagt zu einem seiner Geschwisterchen: „Komm, gib mir deine Hand.“ Leise schweben sie, wie an einem Fallschirm, in Richtung Erde. Jetzt können sie es richtig genießen und alles genau betrachten. Von da oben sieht alles ganz klein aus.
Doch langsam wird die Landschaft immer größer. Zuerst sehen sie Wälder, Seen und Berge unter sich. Dann kommt ein Bergbauernhof in Sicht. Inzwischen sind sie schon ganz in seiner Nähe. Genau auf der Fensterbank des Wohnzimmers landen die Beiden. Sie staunen über das, was sie durch das Fenster sehen.
Im Zimmer steht ein wunderschöner, mit echten Kerzen, bunten Kugeln und Strohsternen geschmückter Tannenbaum. Darunter ist eine Krippe mit geschnitzten Holzfiguren aufgebaut. Das Schneeflöckchen Micki flüstert ganz leise: „Heut ist ja Heilig Abend, der 24. Dezember. Da wird die Geburt des Christuskindes gefeiert.“
Die Bauernfamilie singt gerade das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Das klingt ganz feierlich. Alle schauen begeistert auf den schönen, glänzenden Christbaum. Man hört den Wind um das Haus heulen, denn es hat soeben ein richtiger Schneesturm zu toben begonnen. Nun liest der Vater seinen vier Kindern die Geschichte von der heiligen Nacht vor. Die beiden Mädchen Paula und Johanna sowie ihre Brüder Tobi und der kleine Leonhard hören aufmerksam zu. Dann greifen Paula, Tobi und ihre Mutter zu den Musikinstrumenten. Die Mutter spielt Zauberharfe, Paula auf der Flöte und Tobi mit der Gitarre. Es erklingt „Ihr Kinderlein kommet“ und danach „O du fröhliche“. Der Vater und Johanna singen aus voller Kehle mit. Leonhard krabbelt schon zwischen den Geschenken umher.
Auf dem Tisch stehen eine Schale mit leckeren Weihnachtsplätzchen und ein Krug mit Früchtepunsch. Micki, der seinen Blick gar nicht mehr vom Geschehen in der Stube abwenden kann, stubst sein Geschwisterchen an und raunt ihm zu: „Schau nur, sie sehen alle so fröhlich und glücklich aus.“ Da sagt der Vater: „Jetzt dürft ihr eure Päckchen auspacken.“ Die Kinder können es kaum erwarten und sind schon ganz gespannt auf die Geschenke. Auch für Vater und Mutter liegt jeweils ein Geschenk unter dem schön geschmückten Baum.
Da klopft es plötzlich ans Fenster. Vater wundert sich: „Wer kann das so spät noch sein?“ Er geht zur Haustüre und schaut nach. Es steht ein Mann vor der Türe. Er ist ganz erschöpft und bringt fast kein Wort hervor. Doch schließlich sagt er: „Kann ich mich bei euch etwas aufwärmen, ich habe mich total verlaufen.“ Der Vater bittet ihn herein und merkt gleich an der Sprache, dass der Mann nicht von der Gegend ist. Nachdem der Fremde Jacke, Schuhe und Mütze ausgezogen hat, darf er sich neben den Ofen setzen.