zum Naturgarten
im
NATURNAHEN
GARTEN
Vorwort
„Natur im Garten“ stellt sich vor
Warum naturnah gärtnern?
Zurück in die Steinzeit?
Vorteile eines naturnahen Gartens
Biologische Vielfalt – wozu?
Bestandsaufnahme
Wie vielfältig ist der eigene Garten?
Die Umstellung
Radikale Veränderung
Umstellung Schritt für Schritt
Von Grund auf – der Boden
Leben im Boden
Die Schichten des Bodens
Bodenart, Krümelstruktur und Humusaufbau
Was Boden und Pflanzen guttut
Organische Düngung und Heilung mit Kompost
Mulchen – die Decke für den Gartenboden
Der richtige Spatenstich
Wasser marsch?
Richtig gießen
Zum Schutz der Pflanzen
Chemische Pflanzenschutzmittel
Gesunde und reiche Ernte
Die Pflanzenschutzpyramide
Nützliche Helfer
Heimische Nützlinge
Umstellung auf natürlichen Pflanzenschutz
Tief greifende Veränderungen im Garten
Zum Naturgarten Schritt für Schritt
Lebenswichtige Naturräume
Bunter Lebensraum Hecke
Vom Rasen zur Wiese
Der Hausbaum
Bunte Blumenbeete
Langlebige Stauden
Trockensteinmauern
Teiche im naturnahen Garten
Pflanzen, die alleine kommen
Der Gemüsegarten
Kräuter im Naturgarten
Obst im Naturgarten
Baulichkeiten im Naturgarten
Wechselwirkung: Gestaltung und Nutzung
Gartenwege
Gartenzäune
Verschiedene Materialien
Wie viel Natur verträgt ein Garten?
Sich im Garten wohlfühlen
Register
Impressum
Naturgärten sind von einer breiten Vielfalt geprägte, oft sehr üppige bunte Gärten und immer sehr individuell in ihrer Gestaltung. Das und ihre wichtige Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht unserer Fauna und Flora macht sie zu ganz besonderen Juwelen. Durch die sorgsame, ökologische Pflege der vielen Naturgärtner haben diese Grünoasen mittlerweile in der gesamten Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Die Nachfrage, wie so ein Naturgarten gestaltet werden kann, worauf zu achten ist und wie er Mensch und Umwelt bereichert, ist sehr groß. Deshalb entstand dieses Buch, um hilfreiche Antworten und praktische Tipps zu geben.
Ob es um den Neustart oder um die Umstellung eines bestehenden Gartens geht: Erfahren Sie, wie einfach es sein kann, das eigene Bild vom Naturgarten zu verwirklichen und den Garten ökologisch zu pflegen. Schaffen und finden Sie Raum für Vielfalt und Genuss oder einen Ort, um die Seele baumeln zu lassen und auszuspannen.
Viel Freude im Garten wünschen Ihnen
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Landesrat Martin Eichtinger
Foto: NiG/Haiden
Ein Nützlingshotel lockt viele Tiere an, die dort Unterschlupf finden.
Seit mehr als 16 Jahren setzt sich die Aktion „Natur im Garten“ für vielfältige Gärten ein, die nicht nur Wirkungsfeld und Ruheoase für jene sind, die sie gestalten und pflegen, sondern auch den Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen darin einen ökologisch intakten Lebensraum bieten.
So wie sich ein junger Garten über die Jahre entfaltet und neue Facetten hervorbringt, hat sich der Verein „Natur im Garten“ inzwischen zu einer Organisation entwickelt, die interessierte HobbygärtnerInnen durch einführende Vorträge, vertiefende Seminare, Broschüren, Magazine und die beliebten Bücher der kurz & gut-Reihe, aber auch durch die Fernsehsendung mit Biogärtner Karl Ploberger zu allen Gartenfragen informiert. Das „Natur im Garten“-Telefon steht ebenso beratend zur Seite wie die ExpertInnen vor Ort, denen die Liebe zum Gärtnern ohne Pestizide, Torf und chemisch-synthetische Mineraldünger gemeinsam ist. Mit praxisnahen Lehrgängen und Fachtagen wendet sich „Natur im Garten“ an die Profis aus Gärtnereien, Garten- und Landschaftsbaubetrieben, Fachmärkten und Planungsbüros. Zertifizierte Partnerbetriebe und Gütesiegelprodukte mit dem „Natur im Garten“-Siegel unterstützen KonsumentInnen bei der Wahl von nachhaltigen Gartenprodukten und fachlich fundierten Konzeptionen.
Die „Natur im Garten“-Idee wird nicht nur in Österreich umgesetzt, sondern ebenso in Deutschland, in der Schweiz, in Tschechien, der Slowakei und Italien. So weite Kreise zieht mittlerweile die Aktion und treibt überall bunte kreative Blüten. Eine davon ist die „Natur im Garten“-Plakette, die in Niederösterreich fast 14.000 Gartentüren und Zäune von privaten GartenbesitzerInnen ziert und ein Bekenntnis zum ökologischen Gärtnern ist. Viele kleine und große Schaugärten öffnen ihre Pforten neugierigen BesucherInnen und laden zum Schauen, Staunen und Entdecken ihrer Naturgartenschätze ein. Gemeinschaftsgärten liegen nicht nur im städtischen Bereich, sondern auch in ländlichen Regionen im Trend und ermöglichen gärtnerischen, aber auch kulturellen Erfahrungsaustausch. Die BeraterInnen von „Natur im Garten“ unterstützen solche lokalen Initiativen bei der Anlage der Gärten und in Pflegefragen mit ihrem Fach- und Erfahrungswissen.
Illustration: Monika Biermaier
Vielfalt prägt den Naturgarten.
Der Erfolg dieser Naturgartenidee kommt nicht von ungefähr, liegt darin doch die Suche nach einem Stückchen Gartenwelt, in der Geben und Nehmen im Gleichgewicht sind, wo die eigene Verwirklichung, Entspannung und Genuss je nach persönlicher Vorliebe möglich ist.
Doch wie wird der eigene Garten zur gesunden Oase der Vielfalt? Wie gelingt naturnahes Gärtnern von Anfang an? Wie wird der Boden belebt, damit kräftige Pflanzen heranwachsen und nützliche Tiere angelockt werden? In unserem Buch geben wir Ihnen auf all diese Fragen Antworten und begleiten Sie auf dem Weg zum Naturgarten.
Foto: NiG/Haiden
Beim Blick auf die Entwicklung der Weltbevölkerung wird deutlich, dass jede stärkere Zunahme an eine landwirtschaftliche Revolution gebunden war. Durch Kunstdünger und chemischen Pflanzenschutz wurde im 19. Jahrhundert der Grundstein für eine Entwicklung gelegt, die zu einer stark industrialisierten Landwirtschaft und rasch wachsender Weltbevölkerung geführt hat. Lange Zeit war man der Ansicht, was für die Landwirtschaft gut ist, kann auch dem Garten nichts schaden. So spielten etwa in der Rosenzüchtung Resistenzen gegen Pilzerkrankungen ab den 1940er- bis in die 1990er-Jahre kaum eine Rolle, denn es gab gegen jeden Schaderreger chemische Pflanzenschutzmittel. Die Meinung, dass Rosen ohne diese Spritzmittel nicht gedeihen, war weit verbreitet. Mittlerweile wird der Einsatz sogenannter synthetischer Pflanzenschutzmittel sehr kritisch gesehen. Eine Trendwende hin zu umweltfreundlicher ökologischer Wirtschaftsweise ist im Gange.
Die Kritik, ökologische Produktionsweisen könnten die Weltbevölkerung nicht ernähren, sondern würden uns zurück in die Steinzeit führen, tangiert uns im Garten nicht. Dennoch stellt sich die Frage: Kann die konventionelle Bewirtschaftung die Weltbevölkerung ernähren, obwohl wir heute wissen, dass sie die Böden nachhaltig zerstört und damit langfristig zu einem kaum umkehrbaren Produktionsrückgang führt? Das passiert in Europa gerade. Im Garten, der auch als Ziergarten immer noch das Potential hat, in Notzeiten Lebensmittel zu produzieren, können wir relativ leicht ohne wirtschaftliche Zwänge mit gutem Beispiel vorangehen, um produktive Flächen zu erhalten. Auch in der Landwirtschaft wird an passenden Strategien geforscht. Zurück in die Steinzeit werden wir nicht müssen, sofern wir mit modernen Technologien mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten.
Vorweg sei gleich einmal festgestellt: Ein ökologisch geführter Garten schont die Umwelt genauso wie unsere Gesundheit. Aber das ist nur eines von vielen Argumenten, die für naturnahes Gärtnern sprechen.
Illustration: Monika Biermaier
Wichtige Lebensräume für Tier- und Pflanzenwelt im Garten.
Wir sind gewohnt, unsere Umgebung nach unseren Wünschen zu gestalten. Dafür verwenden wir viel Zeit und Energie, z. B., wenn der Rhododendron unbedingt auch in einer trockenheißen Gegend auf einem Kalkboden kultiviert werden soll oder der Rasen aussehen muss wie ein grüner Teppich.
Eine für den Standort passende Pflanzenwahl spart dagegen nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Bodenaustausch, Bewässerung und der Einsatz von Pestiziden können dann nämlich wegfallen. Natürlich gibt es immer auch Wunschpflanzen, die man trotz eines nicht optimalen Standortes gern haben möchte. Das darf auch sein. Es ist schon viel gewonnen, wenn das Gerüst des Gartens aus standortgerechten Pflanzen besteht.
Ob Englischer oder Kräuterrasen ist eine Frage der Ästhetik. Wer das gleichmäßige Grün bevorzugt, kann es aber durchaus ökologisch pflegen. Hier wird zwar weder Zeit noch Geld einzusparen sein, aber das Ergebnis ist überzeugender und längerfristig ohne Neuanlage zu erhalten. Was man allerdings wissen sollte: Ein Englischer Rasen ist kein Lebensraum für eine große biologische Vielfalt. Auch das Gemüsebeet ohne Mischkultur mit anderen Gemüsearten, Kräutern oder Wildkräutern nicht. Wir müssen also mit vermehrtem Schädlingsaufkommen rechnen. Das mag nun paradox klingen – mehr Arten bedeuten doch auch mehr Schädlinge, oder? Eben nicht! Aber dazu im Kapitel „Zum Naturgarten Schritt für Schritt“ mehr.
Viele Gärten sind keine geeigneten Lebensräume für unsere Tierwelt. Zu viel „ausräumende Sauberkeit” vernichtet Brutraum, Überwinterungsplätze und Unterschlupfmöglichkeiten. Nur Arten, denen die minimalen Möglichkeiten im Garten genügen, können sich gut vermehren. Im Garten wird häufig zwischen Schädlingen und Nützlingen unterschieden. Typische Gartenschädlinge können auch im ausgeräumten Garten gut leben. Nützlinge tun das nicht und andere Tierarten auch nicht. Je weiter geeignete Lebens- und vor allem Überwinterungsplätze vom Garten entfernt sind, desto länger dauert es, bis die Nützlinge die Schädlinge im Garten finden.
Die Schädlinge sind vorwiegend Pflanzenfresser, die sich mangels nützlichen Gegenspielern ausbreiten – etwa Blattläuse, die im Sommer an der Wirtspflanze leben und deren Eier den Winter über an ihr kleben. Viele Marienkäfer hingegen überwintern im abgefallenen Laub, das aber weggeräumt wird. Und das meist mit dem falschen Argument, hier würden Schaderreger überwintern.
Je weniger „sauber“ ein Garten ist, desto mehr Arten finden darin einen Lebensraum. Ein Gleichgewicht entsteht, das heißt: Obwohl es mehr potenziell schädliche Arten gibt, gibt es weniger Schäden, weil für viele Lebewesen Lebensraum vorhanden ist. Beziehungsnetze spannen sich zwischen den Organismen. Die Erdhummel, die unsere Zucchini bestäuben wird, gründet ihr Nest meist in Erdlöchern von Mäusen oder Maulwürfen. Die Wurzeln des Bingelkrauts und ihre Mykorrhizapilze bereiten den Boden auf, in dem der Kohl deswegen besser wächst. Laucharten geben ihren Mykorrhizapilzen Schwefelverbindungen, die sie etwa bei Rosen gegen Zucker tauschen. Die Rosen befreien den eingetauschten Schwefel in den Blättern und bekämpfen damit Blattpilze. Die Mauerbiene, die unsere Obstbäume effizient bestäubt, brütet just in dem Loch, das der Holzwurm zuvor in den Stamm des Apfelbaums gebohrt hat. Je größer die Artenvielfalt, desto geringer sind die Schäden, die Krankheiten und Schädlinge anrichten können. Der Lebensraum reagiert „elastischer“ auf Störungen.
Foto: NiG/Haiden
Die Umstellung zum ökologisch gepflegten und gestalteten Biogarten kann schrittweise oder schnell umgesetzt werden.
Und selbst wenn ein „Schädling“ kurzzeitig doch die Herrschaft übernimmt, kann es auch positiv gesehen werden: Frostspannerraupen, die gebietsweise alle 6−8 Jahre Gehölze kahl fressen, sorgen dafür, dass im nächsten Jahr kaum Würmer im Obst zu finden sind, denn im Jahr des Befalls gibt es ohne Bekämpfung kaum Fruchtansatz, die Fruchtfresser verhungern. Im Garten sind wir ja im Gegensatz zur Landwirtschaft nicht auf regelmäßige Ernten angewiesen. Wenn allerdings ein bestimmter Schädling oder eine bestimmte Krankheit jedes Jahr zum Problem wird, so passt eindeutig der Standort der befallenen Pflanze nicht.
Die meisten Schädlinge, wie z. B. Blattläuse und verschiedene Raupenarten – mit Ausnahme einiger im Garten bedeutender Schädlinge –, sind wirtsspezifisch. Das heißt, dass sie immer nur eine bestimmte Pflanzenart befallen. Die Blattlaus also, die auf einer Wildpflanze sitzt, wird keine Nutzpflanzen schädigen. Lassen Sie verlauste Wildpflanzen deshalb ruhig stehen, sie dienen Nützlingen als Futterquelle.
Grundlegend für den Naturgarten sind folgende Kernkriterien:
Verzicht auf
•synthetische Pestizide
•chemisch-synthetische Dünger (Kunstdünger)
•Torf
Unter dem Begriff Pestizide werden verschiedene Pflanzenschutzmittel zusammengefasst, nämlich Insektizide (gegen Insekten), Acarizide (gegen Milben), Fungizide (gegen Pilze) und Herbizide gegen Beikräuter. Es gibt recht gezielt wirksame sogenannte nützlingsschonende Pestizide, die nur ganz bestimmte Schaderreger erfassen, genauso wie Breitbandpestizide, die mehr oder weniger alles vernichten. Kollateralschäden gibt es allerdings immer. Auch unsere eigene Gesundheit gehört oft genug dazu.
Neben den synthetischen gibt es auch natürliche („biologische“) Pestizide. Diese natürlich vorkommenden Giftstoffe werden binnen kurzer Zeit vollständig abgebaut. Was die Natur herstellt, kann sie auch wieder zerlegen. Künstliche Gifte sind weitaus stabiler. Auch der Abbau ist nicht unproblematisch. Meistens zerfallen solche Gifte in weitere unnatürliche Abbauprodukte, die mitunter viel stabiler und oft sehr mobil sind. Sie sind oftmals für uns und unsere Umwelt nicht unbedenklich.
Aber nicht alle biologischen Mittel sind zugelassen. Nikotin etwa – ein Tabakaufguss – bringt nicht nur alle Schädlinge um, sondern vernichtet auch das Bodenleben und kommt daher im Naturgarten nicht zum Einsatz. Zugelassene biologische Mittel können verwendet werden, wenn Krankheiten oder Schädlinge Schadschwellen überschreiten und beachtliche Schäden an den Pflanzen auftreten können.
Landläufig wird im konventionellen Anbau von Kunstdüngern gesprochen, gemeint sind hier aber Düngesalze. Sie wurden entwickelt, weil Pflanzen Nährstoffe nur in dieser Form aufnehmen können. Bei Verwendung von Kunstdüngern werden die Pflanzen gefüttert, das Bodenleben aber verhungert. Als Folge zerfallen die Bodenkrümel, der Boden kann kaum noch Nährstoffe speichern oder Wasser aufnehmen und verdichtet. Im Gegensatz dazu stärken organische Dünger das Bodenleben. Sie sorgen somit für einen gesunden, strukturstabilen Boden, der Regenwasser rasch aufnimmt. Dadurch erhalten wir gesunde Wurzeln und gleichmäßig ernährte, gesunde Pflanzen.
Die „Natur-im-Garter“-Plakette kann je nach Region bei „Natur im Garten“ und einigen Gartenpartnern beantragt werden. Näheres finden Sie unter www.naturimgarten.at.
Der umsichtige Naturgärtner wünscht sich auch außerhalb seines Gartens intakte Natur und verzichtet deshalb völlig auf den Einsatz von Torf im Garten. Torfmoore gehören zu den weltweit bedrohtesten Lebensräumen und sind Heimat sehr spezialisierter Arten. Durch das extrem langsame Wachstum der Torfmoose (nur 1 Millimeter pro Jahr) sind zerstörte Moore kaum renaturierbar. Außerdem wird Torf in den üblichen Gartenböden oder im Kompost fast vollständig zu Kohlendioxid abgebaut. Zusammen mit der Verwendung als Brennmaterial ist Torf zu 5–10 Prozent an unserer CO2-Bilanz beteiligt. (Zum Vergleich: Der Verbrauch an Treibstoffen trägt 14 Prozent bei.)
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Gut durchdacht, blüht der Naturgarten beinahe das ganze Jahr hindurch.
Jeder Garten ist individuell – er wird geprägt von den Menschen, die ihn pflegen, bewirtschaften und darin leben. Der Garten stellt im Gegensatz zum Wohnhaus, das über Jahre hinweg meist ein gleichbleibendes Erscheinungsbild hat, das veränderliche Prinzip dar. Vor allem Naturgärten verändern sich ständig.
Im Garten wird Raum mit Pflanzen gestaltet. Ein junger, also erst kürzlich angelegter Garten wird Jahre benötigen, bis die Gehölze ihre natürliche Größe erreicht haben. Er wird sich auch jedes Jahr verändern – einige Pflanzen gehen ein, andere kommen hinzu. Den Jahreszeiten entsprechend wird der Garten ein immer anderes Erscheinungsbild zeigen. Auch die Bedürfnisse der Menschen verändern sich und somit auch der Garten. Erholung und kreatives Betätigungsfeld, Förderung der Gesundheit, Spielraum, Selbstversorgung durch den Nutzgarten, Beobachtung und Kontemplation, Ruhe und Abgrenzung, Naturerlebnis, Erfüllung einer bestimmten Lebensweise – das alles kann ein Garten bieten.
Ein Naturgarten ist am besten über die Vielfalt zu beschreiben – das optische Erscheinungsbild ist dabei nicht maßgeblich. So kann auch ein streng formal gestalteter Garten eine Vielzahl an ökologisch wertvollen Pflanzen und viele verschiedene Naturgartenelemente enthalten. Wird er ökologisch bewirtschaftet, dann können die für einen Naturgarten typischen ökologischen Kreisläufe stattfinden. Von einem ökologisch verarmten Garten bis hin zu einem sehr vielfältigen Naturgarten gibt es fließende Übergänge.
Durch die fehlende Ausstattung mit Naturgartenelementen und ökologisch wertvollen Pflanzen – die Nahrung, Unterschlupf, Brutraum für Tiere bieten, robust und an den jeweiligen Standort angepasst sind – sowie durch Bewirtschaftungsmängel werden in ökologisch armen oder verarmten Gärten natürliche Kreisläufe gestört oder sogar ganz unterbunden. Da gibt es beispielsweise keinen Lebensraum für Nützlinge, eine geringe Artenvielfalt und oft werden durch den Einsatz chemischer Pestizide Nützlinge vernichtet. Es müssen jede Menge sogenannter Fremdmittel – verschiedenste Geräte und Maschinen, chemisch-synthetischer Pflanzenschutz und Dünger – eingesetzt werden, um den naturfremden Charakter aufrechtzuerhalten.