Die drei ???® Kids

Band 59

Fußballhelden

Erzählt von Boris Pfeiffer

Mit Illustrationen von Harald Juch

KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von Harald Juch, Berlin

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© 2014, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-14210-3

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Der große Tag

Der große Tag war gekommen. Ganz Rocky Beach fieberte diesem Ereignis seit Wochen entgegen, und nun war es endlich so weit. Die drei ???, Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, standen in brandneuen, roten Fußballtrikots auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel Titus und klatschten sich gegenseitig ab. »Cool«, rief Bob begeistert. »Und die Trikots sind extra für uns angefertigt worden, Just?«

»Ja«, bestätigte der Anführer der drei ???. »Für uns und alle anderen Auflaufkinder, welche die Spieler nachher aufs Feld führen werden. Der PSC hat tief in die Tasche gegriffen.«

Der PSC war der Police Soccer Club Rocky Beach, der Polizeifußballklub von Rocky Beach.

»Wahnsinn«, freute sich Peter. »Es ist wirklich toll von Kommissar Reynolds, dass er uns als Auflaufkinder mitmachen lässt. Ich bin richtig aufgeregt! Aufgeregter als bei jedem noch so spannenden Detektivfall, den wir schon gelöst haben. Könnt ihr euch das vorstellen?«

»Natürlich«, rief Bob. »Bei dir als Sportskanone ist das doch ganz normal. Immerhin handelt es sich beim heutigen Spiel um das Halbfinale der kalifornischen Polizeimeisterschaft. Wenn der PSC gewinnt, stehen unsere Spieler im Finale.«

»Ja, aber das wird schwer«, nickte Peter. »Unser Gegner, die Santa Monica Blues, waren schon letztes Jahr Meister. Die haben eine sehr starke Mannschaft …«

»Freunde, im Fußball ist immer alles möglich«, sagte Justus gelassen. »Gerade in so einem Pokalspiel kommt es oft vor, dass der Außenseiter gewinnt. Die Spieler mobilisieren dann alle ihre Kräfte und …«

»Erspar uns bitte deine gesammelten Fußballweisheiten, Justus!« Peter verdrehte die Augen. »Wissen wir doch alles: Der Ball ist rund, ein Spiel hat 90 Minuten, und wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken!«

Bob lachte: »Wer hat das denn gesagt?«

Peter grinste. »Ein berühmter deutscher Fußballspieler. Aber seinen Namen habe ich vergessen. Und jetzt, Freunde, lasst uns endlich losgehen. Wir müssen schnell ins Stadion, denn ein gewisser Justus Jonas hat angekündigt, dass wir schon zweieinhalb Stunden vor dem Spiel dort sein werden. Warum auch immer das so früh sein muss?!«

Justus sah Peter und Bob an. »Na, ganz einfach: Wir sind mit Kommissar Reynolds verabredet. Er wartet nämlich mit einer Sonderaufgabe auf uns. Und ihr werdet euch sicher freuen, wenn ihr erfahrt, um was für eine Aufgabe es sich handelt.« Er blickte zur Veranda des Wohnhauses hinüber, auf der soeben seine Tante Mathilda erschien.

»Justus, Peter und Bob!«, schallte Tante Mathildas Stimme über den Schrottplatz. »Wollt ihr noch ein Stück Kirschkuchen, bevor ihr euch auf den Weg macht? Als Wegzehrung sozusagen. Ich habe gerade welchen gebacken.«

Das ließen sich die drei ??? nicht zweimal fragen. Für Tante Mathildas Kirschkuchen musste selbst eine noch so spannende Spezialaufgabe warten. Begeistert rannten die Freunde zur Veranda des Jonasschen Wohnhauses. Justus lebte bei seiner Tante und seinem Onkel, seit er fünf Jahre alt war. Damals waren seine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen, aber er hatte hier ein neues Zuhause gefunden und war, trotz des schweren Unglücks in seiner frühen Kindheit, ein glücklicher Junge geworden.

Auf dem Verandatisch stand ein großer Kirschkuchen, von dem Tante Mathilda jetzt jedem der drei Freunde ein ordentliches Stück abschnitt.

»Mhm, monsterlecker«, verkündete Bob, als er abgebissen hatte. »Ihr Kirschkuchen ist wirklich der beste der ganzen Welt, Mrs Jonas!«

Tante Mathilda strahlte. Tatsächlich war ihr Kirschkuchen weit über die Grenzen des kleinen kalifornischen Küstenstädtchens hinaus berühmt. Aber sie freute sich jedes Mal ganz besonders, wenn die drei ??? den Kuchen lobten. Zufrieden sah sie ihnen beim Essen zu. »Na, freut ihr euch auf das Spiel?«

»Und wie«, mampfte Peter. »Wir haben alle vom Feeling her ein gutes Gefühl!«

»Wie bitte?« Tante Mathilda sah fragend auf.

»Das hat auch mal ein Fußballspieler gesagt«, lachte Peter. »In den Interviews nach einem Spiel reden die Spieler oft wirres Zeug.«

»Das kommt von der hohen körperlichen Anspannung«, meinte Bob. »Da sind sie so erschöpft, dass sie nicht mehr klar denken können.«

»Ich glaube eher, es kommt vom zu kurzen Nachdenken«, verkündete Justus. »Nicht jedem ist es gegeben, sowohl auf dem Spielfeld als auch bei einem Interview vor der Fernsehkamera im Rampenlicht zu stehen.«

Peter nickte. »Da hast du recht. Aber manchmal geben Fußballer auch richtig witzige Sachen von sich. Ein Trainer, der viel kritisiert wurde, hat zum Beispiel in einem Interview mal gesagt: Wenn ich übers Wasser laufe, sagen meine Kritiker: Nicht mal schwimmen kann er!«

Tante Mathilda lachte. »Herrlich, was ihr alles wisst! Onkel Titus und ich werden nachher natürlich auch ins Stadion kommen. Ganz Rocky Beach wird da sein. So, aber erst muss ich noch die Wäsche waschen und den Abwasch erledigen.« Sie ließ ihren Blick über den Schrottplatz schweifen. »Und eigentlich müsste auch der Schrottplatz endlich einmal wieder aufgeräumt werden …« Justus’ Tante seufzte. »Aber heute werdet ihr dafür keine Zeit mehr finden, oder?«

»Nein, leider wirklich nicht«, rief Bob hastig. Er stieß Peter und Justus an. »Kommt, Freunde, jetzt aber los! Der Kommissar wartet schon!«

Die drei ??? sprangen auf und verabschiedeten sich schnell von Tante Mathilda. Dann schwangen sie sich auf ihre Fahrräder und machten sich auf den Weg zum Stadion.

Es war früher Nachmittag. »Die nächsten Tage müssen wir uns in der Kaffeekanne verstecken«, rief Peter seinen Freunden zu. »Als deine Tante eben mit dem Thema Aufräumen anfing, hatte ich schon Angst, sie würde darauf bestehen, dass wir das heute noch machen.« Bei der Kaffeekanne handelte es sich um das Geheimversteck der drei ???, das sie sich in einem ausgedienten Wassertank für Dampflokomotiven eingerichtet hatten.

»Ja«, murmelte Justus. »Tante Mathildas Ordnungsfimmel ist wirklich sehr gefährlich. Gefährlicher als jeder noch so gute gegnerische Stürmer im eigenen Strafraum. Sosehr ich meine Tante liebe, manchmal ist sie einfach zu ordentlich.«

Bob lachte. »Dafür war ihr Kirschkuchen mal wieder einmalig. Und jetzt, Freunde, denken wir nicht mehr ans Schrottplatzaufräumen oder die Kaffeekanne, denn dieser Tag wird ganz dem Fußball gewidmet. Auf ins Stadion!«

Lokalderby

Zwanzig Minuten später standen die drei ??? im Kabinentrakt des Fußballstadions von Rocky Beach und lauschten aufgeregt auf das gewaltige Summen, das bereits von den Stadionrängen bis zu ihnen drang. »Freunde, das hört sich ja an wie ein wild gewordener Bienenschwarm«, gruselte sich Peter.

»Keine Sorge«, beruhigte ihn Justus. »Das sind nur die Stimmen der vielen Zuschauer, die schon Platz genommen haben. Typisch Lokalderby! Wenn zwei Fußballvereine aus derselben Gegend aufeinandertreffen, finden das die Zuschauer immer besonders aufregend. Es scheint schon gewaltig voll zu sein!«

»Das weiß ich auch, Just«, murmelte Peter. »Aber ein bisschen unheimlich klingt es trotzdem. Man kann von hier drinnen überhaupt nicht erkennen, was draußen passiert.« Er starrte zum Ausgang. Aus dem Tunnel, der aus den Tiefen des Kabinentrakts hinaus aufs Spielfeld führte, sahen die drei ??? tatsächlich lediglich ein helles Licht am Tunnelende. Die einzelnen Zuschauer auf den Rängen konnten sie nicht ausmachen.

»Ich finde es irre spannend«, rief Bob. »Das ist das erste Lokalderby, das zwischen Rocky Beach und Santa Monica ausgetragen wird. Und dann auch noch durch die Polizeivereine der beiden Städte. Das ist wirklich großartig!«

»Stimmt«, gab Peter zu. Dennoch zupfte er nervös an seinem roten Trikot.

Justus lächelte. »Denk dran, wir sind die Heimmannschaft. Da haben wir nun wirklich nichts zu befürchten. Im Gegenteil! Wir haben zusammen mit den anderen Auflaufkindern die höchst ehrenwerte Aufgabe, die beiden Mannschaften nachher unter dem Jubel der Zuschauer aufs Feld zu führen. Also beruhige dich! Wenn du weiter so bibberst und zitterst, knicken dir noch die Knie weg. Und wenn du dann lang auf dem Spielfeld hinschlägst, wirft das kein gutes Licht auf uns …«

»Kein gutes Licht?!«, knurrte Peter. »Ich würde mich zu Tode schämen. Aber dass ich überhaupt so aufgeregt bin, ist nur deine Schuld, Just. Du wolltest ja unbedingt schon so viel früher hier sein. Dabei ist der Kommissar offensichtlich noch gar nicht da. Und jetzt müssen wir hier rumstehen und warten. Wir sind viel zu früh losgefahren. Das Warten ist das Schlimmste! Es macht mich total nervös.«

»Das sollte es aber nicht, Peter!«, unterbrach ihn Justus belehrend. »Erstens sind wir das geduldige Warten als Detektive gewöhnt, und zweitens solltest du mir lieber dankbar sein. Wenn du nämlich ein bisschen mehr detektivischen Vorausblick an den Tag legen würdest, wäre dir schon längst klar, warum wir hier sind!«

Bob sah neugierig auf. »Was meinst du damit, Just?«

»Na, seht mal da!« Justus wies auf eine große Torwand, die an der Seite des Tunnels aufgebaut war. »Gleich geht draußen das Torwandschießen für die Zuschauer los. Und dazu muss das Ding da aufs Spielfeld getragen werden. Dabei werden wir helfen und dürfen dann nämlich mitspielen. Ich habe den Kommissar gefragt.«

Augenblicklich leuchteten Peters Augen auf. »Just, das ist ja super! Ich kann ganz gut Torwand schießen …«

Justus zwinkerte seinem Freund zu. »Das weiß ich doch. Und wenn dich das alles hier nicht so nervös machen würde, hättest du die Torwand auch sicher schon selbst bemerkt«, fügte er begütigend hinzu.

PSC Rocky Beach