Monika Hein

30 Minuten

Selbstempathie

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-96739-050-6
eISBN 978-3-96740-073-1

Umschlaggestaltung: die imprimatur, Hainburg

Umschlagkonzept: Martin Zech Design, Bremen

Lektorat: Eva Gößwein, Berlin

Autorenfoto: Romanus Fuhrmann, Hamburg

Satz: Zerosoft, Timisoara (Rumänien)

© 2021 GABAL Verlag GmbH, Offenbach

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

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In 30 Minuten wissen Sie mehr!

Dieses Buch ist so konzipiert, dass Sie in kurzer Zeit prägnante und fundierte Informationen aufnehmen können. Mithilfe eines Leitsystems werden Sie durch das Buch geführt. Es erlaubt Ihnen, innerhalb Ihres persönlichen Zeitkontingents (von 10 bis 30 Minuten) das Wesentliche zu erfassen.

Kurze Lesezeit

In 30 Minuten können Sie das ganze Buch lesen. Wenn Sie weniger Zeit haben, lesen Sie gezielt nur die Stellen, die für Sie wichtige Informationen beinhalten.

Alle wichtigen Informationen sind blau gedruckt.

Zahlreiche Zusammenfassungen innerhalb der Kapitel erlauben das schnelle Querlesen.

Ein Fast Reader am Ende des Buches fasst alle wichtigen Aspekte zusammen.

Inhalt

Vorwort

1. Das Selbst

Was unser Selbst beeinflusst

Wie wir uns selbst sabotieren

Wie wir dem Selbst Gutes tun

2. Radikale Selbstempathie

Wie Selbstempathie die Kommunikation verbessert

Wie Selbstempathie uns strahlen lässt

Wie Selbstempathie dabei hilft, die eigene Wahrheit zu leben

3. Selbstfreundlichkeit

Wie wir uns mit uns selbst anfreunden

Wie wir uns selbst nähren

Wie wir uns selbst den Rücken stärken

4. Selbstreflexion

Wie wir unsere Gedanken steuern

Wie wir unsere Gefühle managen

Wie Sprache unsere Welt formt

5. Selbstdisziplin

Wie Selbstempathie unser Leben verändert

Wie wir aktiv unseren Zustand gestalten

Wie wir konsequent für uns sorgen

Fünf Quickies für radikale Selbstempathie

Fast Reader

Die Autorin

Weiterführende Literatur

Vorwort

Als ich anfing, dieses Büchlein zu schreiben, geriet die Welt gerade aus den Fugen. Die Coronakrise begann, alles wurde infrage gestellt, was bisher selbstverständlich und sicher erschien. Zu allem Überfluss endete auch noch meine Beziehung, sodass für mich eine seltsame Zeit begann: Zu den persönlichen Belangen, der Trauer, der Ratlosigkeit über das eigene Lebenskonzept kam das hinzu, was in der Welt geschah: der Lockdown, Kontaktverbote, wenig bis kein soziales Leben, der Umgang mit Erkrankung und Tod. An irgendeinem Punkt spürte ich: Jetzt muss ich sehr auf mich aufpassen. Jetzt muss ich anwenden, was ich meinen Kunden immer wieder predige. Jetzt muss ich zuerst für mich die Sauerstoffmaske herunterziehen, wie man das im Flugzeug gesagt bekommt.

Dieses Buch steckt voller eigener Erfahrungen, die zum Teil hart erkämpft sind, voller Aufgaben, an die ich mich selbst immer wieder erinnern darf, voller Geschichten, die zeigen, wie wichtig es ist, unser Selbst gut zu behandeln, es zu managen, es zu führen und es zu hinterfragen.

Selbstempathie ist für mich zur täglichen Psychohygiene geworden, ein Ritual wie Zähneputzen und Haarekämmen. Selbstempathie kann das Leben verändern und kann, wenn du konsequent damit arbeitest, sogar einen Teelöffel zum Weltfrieden beitragen. Zumindest führt sie ganz sicher dich in den inneren Frieden und in einen Zustand der Freude. Klingt übertrieben oder naiv? Dann versuche es doch einmal.

Rückblickend kann ich sagen, dass das Schreiben dieses Buches mich im denkwürdigen Sommer 2020 tatsächlich verändert und geprägt hat.

Es lohnt sich, das Selbst einmal in den liebevollen und konsequenten Fokus zu rücken. Voller Genuss, Neugierde und Kreativität. Mach dich auf die Reise und freue dich auf eine neue Begegnung mit dir selbst.

Viel Spaß auf deiner Erkundungsreise und alles Liebe!

Monika Hein

Hamburg, im August 2020

1.Das Selbst

Wenn man im Internet nach Wörtern, die mit „Selbst“ beginnen, sucht, findet man unter anderem den folgenden Eintrag mit der Überschrift: „445 Wörter von ‚selbstabdichtend‘ bis ‚Selbstüberzeugung‘“.

Auch wenn ein üppiger Teil der Begriffe nicht wirklich mit unserem „Selbst“ zu tun hat, gibt es doch eine Menge Wörter, die unser Verhältnis zu unserem Inneren zu beschreiben versuchen. Wie stehen wir eigentlich zu uns selbst und wie drücken wir das aus? Wie leben wir das aus? Welchen Einfluss hat diese Einstellung auf unser Leben und wie verändert sie unsere täglichen Entscheidungen?

1.1Was unser Selbst beeinflusst

Das Selbst ist ein Konstrukt, vielleicht ein Image, das wir mehr oder weniger aktiv erschaffen haben. Ein Bild, wie wir gern wahrgenommen werden möchten. Wie wir uns selbst sehen. Dem zugrunde liegt das sogenannte Selbstkonzept.

Die Selbstkonzeptforschung unterscheidet zwischen dem gegenwärtigen Selbst und möglichen Selbsts, die man zukünftig sein könnte. Das vergangene Selbst bezieht sich auf frühere Lebensabschnitte. Außerdem gibt es auch weniger gewünschte Versionen des Selbst, die man befürchtet zu werden, aber auf keinen Fall werden möchte. Wir designen unser Selbst also ständig neu.

Zudem sehen wir uns selbst stets anders als andere: Die Selbstwahrnehmung ist grundsätzlich anders als die Wahrnehmung von außen. Manchmal sind wir regelrecht erschüttert darüber, wie positiv andere uns wahrnehmen und wie selbstkritisch wir im Gegensatz dazu sind.

Der Neuropsychologe Chris Niebauer schreibt in seinem Buch „No Self, No Problem“, dass es im Gehirn keine konkrete Lokalisation für das Selbst gibt. Dafür ist aber die linke Gehirnhälfte tätig. Pausenlos interpretiert sie Erlebnisse und erfindet förmlich das Selbst – wir denken, dass es ein Selbst gibt, und leben es im Kern gar nicht.

Erst durch das Loslassen dieser ständigen Bewertungen und Konzepte kommen wir uns selbst näher: unserer Intuition, unserer Gefühlswelt, unserem Wesen. Chris Niebauer unterstreicht außerdem die Parallele zur Idee des „Non-Self“ im Buddhismus, das sich zum Beispiel durch Meditation und im besten Fall durch Erleuchtung einstellt. Wir sind dann ins Große und Ganze eingebunden – das Selbst spielt dann keine Rolle mehr.

Das Selbst existiert also gar nicht? Vielleicht ist das Loslassen des Selbst der erste selbstempathische Schritt.

Das Selbst in der neurologischen Forschung

Der Neurowissenschaftler und Arzt Joachim Bauer beschreibt allerdings neuronale Netzwerke, die das Selbst formen. Diese Forschung ist erst wenige Jahre alt. Er beschreibt ein Trieb- oder Basissystem, welches für unsere Affekte und Launen zuständig ist. Das Basissystem besteht aus Belohnungssystem, Angstzentren und Hypothalamus. Es sorgt dafür, dass wir Impulsen schnell nachgeben. Die Kontrollinstanz liegt im präfrontalen Cortex: Dieser Teil beobachtet unsere Impulse, wägt ab, wechselt die Perspektive und prüft auf soziale Angemessenheit. Das Selbst in Aktion besteht also immerfort aus dem Dialog dieser beiden Instanzen im Gehirn. Genau diese Zwiesprache nutzen wir, um selbstempathisch zu werden.

Das Selbst aus dem Gleichgewicht

Unsere Gesellschaft schreit nach narzisstischer Selbstüberhöhung: Wir sollen immer noch besser, noch schneller, noch leistungsfähiger, noch schöner, noch reicher und noch erfolgreicher werden. Zufriedenheit stellt sich selten ein. Zahlreiche Methoden versprechen eine wundersame Veränderung des Lebens: mehr Selbstwert, mehr Selbstliebe, mehr Selbstbewusstsein in fünf Schritten. Das Selbst wird pepimpt, gepusht, frisiert. Selbstoptimierung ist ein großer Teil unseres Zeitgeistes. So wie wir gerade sind, ist es nicht gut genug. Dabei wäre es vielleicht besser, einmal auf die Bremse zu treten und genauer hinzusehen. Müssen wir uns laufend selbst optimieren? Fehlt dem Selbst tatsächlich der Glanz?

Wenn wir mal nicht am Selbst herumschrauben, damit es noch besser wird, dann ist es in Wirklichkeit manchmal ganz klein, ganz bedürftig und verloren: Eigentlich finden wir uns oft gar nicht wieder in all der Hektik, der Digitalisierung, in unserem hohen Lebenstempo. Das Selbst wird still, leise, schüchtern – es genügt einfach nicht, egal, was es tut. Aus dieser Überforderung entsteht dann das, was uns schwächt: Selbstverurteilung, Selbstabwertung, Selbstzweifel. Diese unangenehmen Zustände betäuben wir dann mit Alkohol, Drogen und noch mehr Arbeit.

Gerade sehr empathische Menschen, in der angloamerikanischen Literatur oft „Empaths“ genannt, die die Ansprüche anderer oder die der Gesellschaft besonders stark wahrnehmen, geraten dann in gefährliches Fahrwasser.

Das Selbst online

Die sozialen Medien tragen eine Menge zur Verwirrung des Selbst bei. Jeder möchte gut dastehen und tolle Botschaften verbreiten, während wir gleichzeitig in Selbstzweifeln ertrinken. Wir erschaffen ein virtuelles, künstliches Selbst: So möchten wir gern wahrgenommen werden. Dieser narzisstische Spiegel verzerrt unser Sein, und häufig wird die Kluft zwischen dem, wie wir uns fühlen, und dem Bild, das wir nach außen entwerfen, zu groß. Dann entstehen Ängste und Depressionen – wir werden dem nicht mehr gerecht, was wir selbst anzetteln.

Unsicherheit macht hart