Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2021 Karlheinz Huber
Bildquelle Internetplattform Pixabay
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH,
Norderstedt
ISBN: 978-3-7534-6957-7
Anmerkung des Autors:
Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Ähnlichkeit mit fiktiven Personen aus Filmen oder Comics ist gewünscht und soll zum Kauf anregen.
Donnerstag, 12.05.2061:
„Guten Morgen Lars, würdest du bitte so freundlich sein und aufstehen. Du hast heute Morgen einen Termin in der Redaktion,“ säuselte das Home-System in dem 25 m2 Junggesellen-Einraum-Apartment, und eine verschlafene männliche Stimme grunzte aus dem Bett: „Ach, lass mich in Ruhe, ich will noch schlafen - verdammt.“
Aber die weibliche Stimme blieb freundlich, hartnäckig, und nach zähen 15 Minuten schlug Lars endlich die Bettdecke zur Seite und begab sich verschlafen ins Bad. Als er aus dem Badezimmer zurückkam und zur Küchenzeile schlurfte, roch es schon nach frischem Kaffee und aufgebackenen Brötchen.
Er dachte: ‚Das neue Home-System, das mir Mark empfohlen hat, ist ja doch zu gebrauchen‘, und griff fröhlich nach der Tasse mit dem duftenden Kaffee. Nach dem ersten Schluck aber spuckte er den Kaffee in die Spüle, und die Tasse landete krachend auf dem Boden.
„Verflucht! Will das Ding mich vergiften? Und kochend heiß ist diese Brühe auch noch! Das wird kein guter Tag heute.“
Kopfschüttelnd machte sich Lars fertig. Nach weiteren 15 Minuten war er angezogen und machte sich schlecht gelaunt auf den Weg zur Redaktion. Lars arbeitet bei einem Onlineportal und ist verantwortlich für die Kolumne „unglaubliche Phänomene“ und einem Forum für Trekkies. Heute war irgendein wichtiger Termin mit dem Chefredakteur, und er war spät dran.
Im Aufzug, der vom 78. Stockwerk nach unten in die Tiefgarage fuhr, überlegte er noch intensiv, warum der Termin heute wichtig war, aber ihm fiel nichts ein. Er zog seine PHMD auf und schaltete die Brille mit einem Kopfnicken ein.
Er liebte es, wenn ihn die Leute anstarrten, wegen seinen altmodischen Gewohnheiten. Heutzutage hatten alle nur noch ein „Flexy“ um den Arm gewickelt. Wenn man das Teil auf den Tisch stellt, konnte man alles in 3D sehen, aber Lars bevorzugte immer noch die Brille, die ein Konzern Namens Google mal erfunden hatte. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich verschiedene Implantate operativ einsetzen, um dann mit Mimik oder Gestik die Animation auf die projizierten Augenlinsen zu steuern, das war der aktuelle Trend. Lars war im Allgemeinen etwas anachronistisch veranlagt, und zum Cyborging war er noch nicht bereit. Mit der aktuellen Musikwelle konnte er ebenfalls nichts anfangen. Ihm gefiel die Musik der 1980er immer noch am besten.
Eines aber hatte sich durch die neue Digitalisierung nicht verändert: Die Informationsflut war immer noch zu groß, und jeder war jederzeit erreichbar. Also ging er seinen selbst auferlegten Pflichten nach.
Als Erstes checkte er seinen IE (Informationseingang), und speziell seine beiden Sciencefiction Blogs, die er mit Mark führte. Es waren wieder 20 IA (Informationsanfragen) eingegangen, die er schnell abarbeiten musste, denn ein Blog ohne schnelle Reaktion war kein guter Block, und für jede IA bekam er immerhin einige „Gift-Cards" von Facebook. Dann kamen die altmodischen Mails an die Reihe. Na klar, wieder eine Mail seiner Mutter, und immer wieder die gleiche Frage: ‚Wann werde ich endlich Oma‘? Frustriert schüttelte er den Kopf. Jetzt kamen noch Facebook und Twitter sowie YouTube an die Reihe.
In seine Informationen vertieft, stieg er widerwillig aus dem Aufzug. Er wusste, dass es jetzt Wichtigeres gab - nur immer noch nicht, was?
Er schaltete das PHMD aus, ging mit schnellen Schritten auf die Box mit der Nummer 78-25 zu und öffnete das Rolltor.
Er zog den Helm auf und startete seinen E-Roller. Als er aus der Tiefgarage fuhr, fluchte er ein zweites Mal, denn es regnete in Strömen. Er betätigte den Schalter für Regenschutz, und eine leichte Hülle zog sich über den gesamten Roller. Missmutig fädelte er sich in den Verkehr ein. Zur Redaktion musste er einmal um den großen Park herumfahren; das war zwar ein Umweg, aber er war froh, dass die Menschheit endlich erkannt hatte, wie wichtig die Natur ist.
Manchmal fragte er sich, wie es wohl früher gewesen sein mochte, mit den ganzen Verbrennungsmotoren, dem Geruch und vor allem dem Lärm.
Zufriedener fuhr er weiter und nach 40 Minuten kam er an seinem Ziel an. Er stellte den Roller zu den anderen Zweirädern in die Park-Box und rannte in das Gebäude, um nicht allzu nass zu werden. Verdammt, er war zu spät - schon wieder - das würde Ärger geben, und so war es dann auch. Alle waren schon da und warteten nur auf ihn. Er nuschelte eine Entschuldigung, schenkte sich einen Kaffee ein und setzte sich auf einen freien Stuhl.
Aber die Besprechung begann nicht, denn alle 10 anwesenden Personen starrten ihn ungläubig an, und Lars lief es plötzlich eiskalt den Buckel herunter.
Verdammt, er hätte eine Präsentation vorführen sollen, über die seltsamen Lichter über der Stadt, die viele Anwohner seit vorgestern gemeldet hatten. Das hatte er völlig vergessen – was stimmte nur nicht mit ihm?
Jetzt würde er wieder mal zum Gespött seiner Kollegen, und den zaghaften Flirtversuch mit Hellen konnte er jetzt vergessen. Hellen war hübsch, intelligent und stand schlichtweg nicht auf Looser, wie er einer war.
Paul, sein Chef, rettete die Situation, indem er zum Tagesablauf überging. So endete das Meeting, ohne Lars‘ Vortrag, nach zwei Stunden. Lars wusste genau, dass er nun eine Standpauke von Paul bekommen würde und blieb daher auf seinem Stuhl sitzen, um zu warten, bis alle den Raum verlassen hatten.
Es war ja nicht so, dass ihm das zum ersten Mal passierte.
Jochen schlug ihm beim Herausgehen lachend auf die Schulter, beugte sich zu seinem Ohr herunter und flüsterte: „Gut gemacht, Bro.“
Schnell waren Paul und Lars alleine im Raum, und sein Chef kam sofort zur Sache:
„Lars, das geht so nicht weiter. Warum soll ich dich eigentlich noch bezahlen? Du bist jetzt 30 Jahre alt und bekommst solche Sachen immer noch nicht auf die Reihe - wo soll das hinführen?“
Lars dachte bei sich: „Eigentlich hat er ja Recht, aber was soll ich denn machen?“ Demütig hörte er Paul weiter zu:
„Du kannst nicht immer nur in der Welt von Star Wars und Star Trek leben. Wir haben das Hier und Jetzt – wann wirst du endlich erwachsen! Vielleicht suchst du dir endlich mal eine Frau, die dich mal richtig wachrüttelt. Und übrigens, dein letzter wirklich guter Artikel ist auch schon länger her. Hast du schon gesehen, dass sich deine Leserschaft zusehends von dir verabschiedet? Lars - was mach‘ ich nur mit dir?“
Lars stotterte nur, dass er nichts zu seiner Entschuldigung anbringen könne und dachte: ‚Großartig, noch nicht einmal das kann ich‘.
Paul öffnete die Tür, stürmte wütend hinaus und sagte:
„Das war deine letzte Spezialbehandlung von mir. Dein Kredit ist verspielt. Beim nächsten Fehlverhalten werde ich dich feuern müssen.“
Lars nickte nur und entfernte sich aus dem Redaktionsgebäude, peinlichst darauf achtend, dass ihn niemand sehen konnte – das konnte er wenigstens sehr gut – unsichtbar sein. Er dachte: ‚Wenn ich das in meiner Selbsthilfegruppe „stärke dein Selbstvertrauen“ erzähle, werden sie mich wieder auslachen‘.
Am Zweiradabstellplatz angekommen, konnte er seinen Roller nicht mehr finden. Schwer seufzend erinnerte er sich daran, dass eigentlich Mark, mit dem er den Roller teilte, ihn für heute reserviert hatte. Jetzt hatte er ihn natürlich mit seinem Flexy ausfindig gemacht und abgeholt. Lars dachte: ‚Das war wohl nicht der einzige Termin, den ich heute verkackt habe‘. Kopfschüttelnd griff er in seine Jackentasche und wollte den Personen-Transportschein herausholen, aber er griff ins Leere. ‚Auch das noch‘, dachte er. ‚Jetzt muss ich bis nach Hause laufen‘. Ärgerlich schaute er nach oben in den mittlerweile strahlend blauen Himmel und freute sich, dass es wenigstens aufgehört hatte zu regnen. Zumindest war der Weg nach Hause durch den Park nicht so weit. Er stiefelte los.
Heute war Montag. Trotz den allgemein gültigen flexiblen Arbeitszeiten war es immer noch montags recht leer im Park, und so konnte er in aller Ruhe seinen Gedanken nachhängen. Obwohl er eigentlich ein Naturliebhaber war, sah er nichts von dem saftig grünen Rasen und den bunten blühenden Blumen.
Die Ansprache von Paul hatte ihm dieses Mal doch schon zugesetzt. Sollten denn Alle Recht behalten – taugte er wirklich zu nichts, außer zu Phantastereien?
Warum war er nur so?
Sein leiblicher Vater war ein Draufgänger. Auch seine Mutter hatte es früher oft krachen lassen, und in der Kommune war immer Action angesagt.
Er blieb stehen, schüttelte sich einmal kräftig durch, und nun nahm er seine Umgebung endlich wahr. Er blieb erstaunt stehen, schüttelte seinen Kopf und dachte: ‚Wie konnte ich diese Herrlichkeit nur übersehen?‘ Er setzte sich freudestrahlend ins Gras und sagte zu sich selbst:
‚Was habe ich in der Selbsthilfegruppe gelernt? Fokussiere dich auf die Dinge, die du ändern kannst. Also, was kann ich ändern?
Zuerst:
- die Fragen im Blog beantworten,
- bei Mark wegen dem Roller entschuldigen,
-Mark das dämliche Home-System zurückgeben,
- mal wieder Mutter anrufen und
- ja klar, diesen dämlichen Artikel endlich schreiben.‘
Nach einer Stunde mit kreisenden Gedanken stand er auf und ging weiter, mit positiven Gedanken und dem guten Gefühl – ich packe das!
Doch was war das - konnte das sein?
Er blieb unsicher stehen. Hatte er wirklich eben seinen Namen gehört – hatte ihn jemand gerufen?
Verdutzt schaute er sich die Umgebung genauer an, aber niemand war zu sehen. Er war ganz alleine.
Da - auf einmal hörte er wieder ganz leise, aber jetzt viel deutlicher: „Lars, komm zu mir.“
Wieder schaute er sich genauer um, aber immer noch war keine Menschenseele zu sehen. Hinter ihm war die große Wiese mit den schönen Blumen, und genau vor ihm war ein dichter Wald, ein sogenanntes Biotop im Park. Es gab fünf solcher Biotope in diesem Parkabschnitt, die absichtlich einfach der Natur überlassen wurden.
Lars schaute in die Dunkelheit des Dickichts und konnte ein kleines, regelmäßig blinkendes Licht erkennen, und wieder flüsterte jemand seinen Namen, genau aus der Richtung des Lichtes im Biotop!
Lars überlegte: ‚Eigentlich bin ich ja nicht mutig und neugierig bin ich auch nicht unbedingt – aber vielleicht ist das die Story, die mich bei Paul rettet.‘ Also nahm er all seinen Mut zusammen, schob die Blätter vorsichtig zur Seite und ging durch das Dickicht auf das Licht und die Stimme zu. Als er 10 Meter, mittlerweile auf allen Vieren, gekrochen war, öffnete sich der Himmel über ihm und er stand am Rande eines Kraters. Verwundert rieb er sich die Augen, denn was er dort unten im Krater sah, konnte unmöglich sein!
Er schloss die Augen und zwickte sich mit der rechten Hand in den linken Unterarm, um dann wieder die Augen zu öffnen. Zuerst das linke Auge.
Aber er sah es immer noch, und was er sah, war einfach nicht möglich – oder etwa doch?
Seine Gedanken rasten hin und her, und je genauer er die Szenerie erfasste, umso klarer wurden seine Gedanken.
Er flüsterte: „Was, zum Teufel, sucht die Untertassensektion der USS Enterprise NCC1701-D hier in unserem Park?“
Er schaute fasziniert noch genauer hin und erkannte, dass die Proportionen nicht ganz passten. Was er hier sah, war etwa ein Drittel so groß wie das Original, aber immer noch groß genug, um beeindruckt zu sein.
Jetzt konnte er auch das Licht sehen, und wieder flüsterte die Stimme seinen Namen. Lars beugte sich etwas nach vorne, um noch genauer zu sehen, als die feuchte Erde unter ihm nachgab. Ehe er sich versah, rutschte er in die Tiefe. Seine rasante Fahrt nach unten wurde hart gebremst, mit einem Schlag gegen das vermeintliche Raumschiff.
Beinahe hätte er das Bewusstsein verloren, aber nur beinahe – die Sache war zu aufregend! Unsicher kam er wieder auf die Beine und schüttelte sich. Der Schwindel war schnell vorbei und sein Blick wurde wieder klar. Langsam, ganz langsam, in sicherem Abstand, begann er staunend das Raumschiff zu umrunden. Als er ungefähr die Hälfte der Untertasse umrundet hatte, öffnete sich plötzlich mit einem lauten Zischen eine Luke genau vor ihm.
Lars erstarrte. Mit weit aufgerissenen Augen stand er da, zu keiner Bewegung fähig. Seine Augen waren auf die Luke gerichtet. Jetzt, etwas lauter, flüsterte wieder jemand seinen Namen. Langsam entspannte er sich und wischte mit der linken Hand seinen Schweiß von der Stirn.
Was sollte er nur tun? Sich von Aliens entführen lassen?
Immerhin hätte er jetzt die Chance, in unendliche Weiten der Galaxy vorzudringen, in der noch nie ein Mensch zuvor gewesen war. Plötzlich musste er grinsen: ‚Na klar, jetzt verstehe ich – versteckte Kamera!
Ja, dann werden wir mal mitspielen. Mark kann was erleben, der Schlingel‘, dachte er und ging frohen Mutes auf die Luke zu.
Sein Bauchgefühl sagte ihm aber etwas ganz anderes, und die Bauchstimme warnte ihn eindringlich davor, das Schiff zu betreten – aber die Kopfstimme siegte gegen die Bauchstimme, und Lars betrat immerhin doch zögerlich das Schiff.
Er betrat einen dunklen Gang. Plötzlich erschien eine Lichtspur im Boden, der er vorsichtig folgte bis zu einer Tür, die sich automatisch öffnete, als er davorstand. Seine Augen weiteten sich, denn er erkannte den Raum sofort wieder.
Er stand in 10 Vorne der Enterprise. Die Sitzgruppen, die Fenster und die Bar, alles war originalgetreu vorhanden. Grinsend dachte er: ‚Wenn jetzt noch Guinan hinter der Theke stehen würde, könnte ich mir ein Romulanisches Ale bestellen‘. Langsam ging er auf die Fensterfront zu und konnte das Grün des Biotops erkennen. Das war das Letzte, was er sah! Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Lars erwachte liegend, sein Schädel brummte gewaltig. Langsam und vorsichtig öffnete er erst das linke, dann das rechte Auge, wie er es immer tat und schaute sich um. Wieder begannen seine Gehirnströme auf Hochtouren zu arbeiten und die sich ihm bietende Szene zu verarbeiten. In drei Millisekunden verschlug ihm die Erkenntnis, wo er sich befand, abermals die Sprache. Das war die Krankenstation des Raumschiffes Voyager – aber wie kann das sein? Erst 10 Vorne, dann die Voyager?
Vielleicht träume ich das alles ja nur, dachte er, als auf einmal eine ihm bekannte Stimme erklang:
"Bitte nennen sie mir die Art des medizinischen Notfalls."
Lars war bestürzt und zu keiner Reaktion fähig!
Langsam kam die Person mit der Stimme in sein Blickfeld, und es war genau, wie er vermutete:
Vor ihm stand kein Geringerer als der Doktor der Voyager, oder das Medizinische-Notfallprogramm! Lachend sagte der Doktor: „War nur ein Scherz. Ihr seid eine sehr empfindliche Spezies, da war es angebracht, als ein vertrauenswürdiges Individuum zu erscheinen.“ Grinsend ergänzte er: „Oder wäre ihnen Dr. Beverly Crusher lieber gewesen?“
Lars fasste all seinen Mut zusammen und krächzte:
„Wo bin ich?" Der Doktor antwortete ihm. „Das kann ich nicht sagen. Was ich ihnen sagen kann, ist, dass ich ihnen hinter ihrem rechten Ohr einen Multiübersetzer eingepflanzt habe, und dass sie eine Beule am Hinterkopf haben, die ich ebenfalls behandelte.“
Lars nahm seine Hand und fühlte eine Erhebung hinter seinem rechten Ohr und eine Beule am Hinterkopf. Der Doktor hatte also die Wahrheit gesagt.
„Ein kleines Dankeschön wäre mehr als angebracht,“ schnauzte der Doktor in seiner bekannt unfreundlichen Art.
„Nun zu ihrem Multiübersetzer in ihrem Dickschädel. Er übersetzt nicht nur jede im Universum bekannte Sprache, sondern versucht entsprechend dem Wissen des Besitzers die Übersetzung so zu erklären, dass es in jedem Fall verstanden wird. Unabhängig vom Intelligenzquotienten des Individuums,“ fügte er hämisch lächelnd hinzu.
„So, genug geredet. Jetzt schlafen sie erst einmal und erholen sich von dem Schock“, und ehe sich Lars wehren konnte, setzte der Doktor eine Spritze an seinem Arm an und er schlief sofort ein.
Als Lars erwachte, traute er sich nicht, die Augen zu öffnen. Hatte er alles nur geträumt oder war er noch in dem komischen Raumschiff? Seufzend öffnete er ganz langsam das linke Auge. Misstrauisch schaute er sich um. Was er sah, erleichterte ihn, und er öffnete nun auch sein rechtes Auge.
Er lag angezogen in seinem Bett in seinem Zimmer. Tief durchatmend stand er auf und war sehr erleichtert. Er dachte: ‚Das war aber ein mieser Traum. Apropos erleichtert, das wäre eine gute Idee.‘ Er stand auf und ging zur Badtür.
Auf der Toilette sitzend, ging ihm der Traum nochmal detailliert durch den Kopf. Er fuhr mit der Hand seinen Hinterkopf entlang und konnte deutlich eine Beule spüren. Panik erfasste ihn und er fühlte hinter seinem Ohr eine kleine Narbe. Jetzt drehte sich wieder alles in seinem Kopf und schnell stand er auf, schloss seine Hose und ließ sich kaltes Wasser über das Gesicht laufen. „Vielleicht schlafe ich ja immer noch“, dachte er voller Verzweiflung und trocknete sich ab. Unsicher auf den Beinen, öffnete er vorsichtig die Badtür und erstarrte:
Mitten in seiner Junggesellenbude stand kein Geringerer als Jean-Luc Picard, der ihm grinsend zuwinkte. Es öffnete sich eine unsichtbare Tür und Picard trat hinaus und winkte Lars zu, ihm zu folgen. Unsicher setzte Lars einen Fuß nach dem anderen in Richtung Tür und tapste ehrfürchtig hinter dem Kapitän der Enterprise her.
Wieder öffnete sich eine Tür, durch die Picard schritt, nur diesmal war Lars zu langsam und die Tür schloss sich vor ihm. Tief durchatmend schritt er auf die Tür zu und sie öffnete sich wieder mit einem leisen Zischen.
Er hatte es sich schon gedacht, wo er war und seine Gedanken hatten Recht. Wieder stand er in 10 Vorne, aber Picard war verschwunden.
Mit offenem Mund starrte er zu den Fenstern und sah – nichts! Nun, um genau zu sagen, Schwärze mit kleinen Lichtpunkten. Hatte er so lange geschlafen, dass es schon dunkel war? Halt, stopp, die Lichtpunkte bewegten sich – zischend zog er die Luft durch seine Zähne. „Ich bin im Weltall“ flüsterte er voller Entsetzen.
Ängstlich, aber gleichzeitig fasziniert, starrte er in Richtung der Fenster, als er ein unbekanntes Geräusch zu seiner Rechten vernahm. Langsam drehte er den Kopf in diese Richtung, und wieder einmal schloss er die Augen, denn was er dort sah, konnte nicht real sein!
In der ersten Sitzgruppe saßen vier Lebewesen, und jedes war beeindruckender als das andere. Magisch angezogen von der Faszination des Neuen ging er vorsichtig, Schritt für Schritt, auf die Sitzgruppe zu. Alle starrten ihn misstrauisch an, bis er vor der Gruppe stehen blieb.
Lars Selbstsicherheit wuchs etwas, als er erkannte, dass die Lebewesen genauso verunsichert waren wie er.
‚Ich bin im Weltall, ich bin nicht alleine, und es wartet ein Abenteuer auf mich – genau das, was ich mir immer erträumt habe‘, dachte er. Leise flüsterte er vor sich hin: „Ich bin wie Picard – cool und offen für alles.“
Er schaute langsam von links nach rechts und erkannte jetzt fünf Lebewesen, eines davon künstlich.
In wenigen Sekunden erfasste sein Gehirn jeden Einzelnen der Gruppe und sortierte sie gleich in sein Schubladensystem ein.
Zuerst fiel ihm eine Amazone ins Auge: Groß, weiblich, blonde lange Haare, in einen Anzug aus Kevlar gezwängt. Mit zwei Patronengürteln, die sich über ihren üppigen Brüsten spannten.
Schublade: Arrogant, selbstsicher und gefährlich!
Daneben saß ein unscheinbares Wesen: Klein, eindeutig weiblich, aber nur mit Blättern bekleidet.
Schublade: Unsicher, freundliche Augen, nicht gefährlich!
Dann nahmen seine Augen das künstliche Wesen in den Blick: Nicht höher als einen Meter, eine größere Kugel mit drei Augen, die auf drei kleineren Kugeln schwebte, die anscheinend als Beine dienten.
Schublade: R2D2, keine Ahnung, aber Vorsicht ist geboten!
Rechts davon schwebte ein Rechteck mit vier Armen und einem kleinen runden Kopf, von dem sich seine Augen nicht lösen wollten.
Schublade: Exotisch, die Augen sehen freundlich aus, wahrscheinlich ungefährlich!
Daneben stand ein männliches Wesen, das ihn zum Schmunzeln brachte. Denn dort stand ein Terminator T 800, wie das Original mit Sonnenbrille, nur mit dem Unterschied, dass dieser hier nur 1,20 m groß war.
Schublade: Grimmiger Blick, dicke Muskeln, klein, aber gefährlich!
Das alles erfasste sein Gehirn im Bruchteil einer Sekunde und veranlasste Lars, sich etwas zu entspannen. Innerlich grinsend vor Selbstsicherheit dachte er: ‚Das wird bestimmt interessant‘. Er räusperte sich und sagte mit fester Stimme und sicherem Blick in die Runde:
„Hi, ich bin Lars vom Planeten Erde, auch Terra genannt.“
Die Amazone und Arnold starrten ihn feindselig an, das exotische Wesen eher überheblich, die Blattfrau schüchtern und der Roboter war nicht einzuschätzen.
Nach längerem Schweigen und intensivem Taxieren ergriff überraschend die Blattfrau zuerst das Wort: „Hallo Lars, willkommen. Setze dich doch bequem hin. Wir werden uns der Reihe nach vorstellen.“ ‚Wie in meiner Selbsthilfegruppe‘, dachte Lars und ließ sich lässig auf einem Sessel nieder. Langsam verflog die restliche Anspannung bei allen und die Amazone begann zuerst zu sprechen:
„Ich bin Jaka, Hüterin der Götterstäbe vom Planet Drachin. Drachin hat einen Durchmesser von 12.000 Kilometern und eine durchschnittliche Oberflächentemperatur von 50° Celsius.“
‚Der Übersetzer funktioniert einwandfrei! Celsius und Kilometer - perfekt auf mein Gehirn angepasst‘, dachte Lars und lauschte weiter den Worten von Jaka:
„Da meine Wohlfühltemperatur höher liegt, als hier in der Umgebung, trage ich diesen wärmenden Anzug, und trotzdem ist mir verdammt kalt!“ Wütend stampfte sie beim letzten Wort mit ihrem Fuß auf.
„Ich war gerade dabei, mich auf eine ausgiebige Meditation vorzubereiten, als ich ein Licht in der Dunkelheit sah. Als das Licht immer näherkam, verlor ich plötzlich das Bewusstsein. Ich erwachte hier auf diesem Schiff. Warum ich hier bin, weiß ich nicht, genau wie die anderen hier.“
Jaka setzte sich wieder hin und die Pflanzenfrau erhob sich schüchtern:
„Ich bin Biljka vom Planeten Isizalo. Unser Planet ist mit 36 000 Kilometern Durchmesser sehr groß. Wir haben mit 25° Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit ideale Bedingungen, um in Symbiose mit unseren Pflanzen zu leben. Auch ich sah ein weißes Licht, und plötzlich wurde ich in diesem kalten Metallteil hier wieder wach.“
Lars fiel auf, dass sie ein wunderschönes schwarzes Stirnband trug, und dass die Pflanze nicht alle Körperteile bedeckte. Der Kopf, die Hände und die Füße waren ohne Pflanzenbewuchs, und daher konnte er in ein sehr hübsches Gesicht schauen, in dem die Augen wie Diamanten funkelten.
Auch sie setzte sich wieder hin.
Das künstliche Wesen begann sich im Kreis zu drehen und der Übersetzer versah seinen Dienst:
„Hallo, ich bin Tripod von der Kristallwelt Dloc-Eaf. Mein Heimatplanet hat einen Durchmesser von 65.000 Kilometern und ist sehr trocken. Mit einer Temperatur von minus 25° Celsius könntet ihr alle dort auf Dauer nicht überleben. Auf unserem Planeten gibt es nur künstliche Wesen.
Wir sind alle miteinander verbunden und helfen uns so gegenseitig. Warum ich hier bin, weiß ich ebenfalls nicht, genau so wenig, wie ich hierherkam. Das verwirrt mich immer noch und fast alle meine Schaltkreise sind mit diesem Problem beschäftigt. Mehr kann ich zu dieser Unterredung nicht beitragen.“
Zack! Schon sackten die Kugeln wieder in sich zusammen.
Lars dachte: „Okay, nicht R2D2, eher C3PO mit Borg-Anwandlungen“.
Jetzt erhob sich, wie von Zauberhand, das faszinierendste Wesen und begann sich vorzustellen:
„Meine Bezeichnung lautet Uten buk og fire armer, aber ihr könnt mich gerne Ubofa nennen. Ich lebe auf einer riesigen Raumstation im Weltall. Auch ich war gerade in meinem Labor beschäftigt, als ich einschlief. Das passiert mir dort öfter, aber dieses Mal bin ich hier aufgewacht, auf diesem Schiff, dessen Klasse mir gänzlich unbekannt ist.“
Langsam schwebte Ubofa wieder etwas nach unten, bis sie in Augenhöhe der Amazone lautlos zum Stillstand kam.
Innerlich grinsend dachte Lars: ‚Jetzt kommt Arnold dran‘.
Langsam, mit grimmigem Blick, stand das kleine Muskelpaket auf und erhob seine Stimme auf Lars gerichtet:
„Mein Name ist Kakhulu von Ulik. Wir leben auf einem kleinen Exoplaneten, der durch seine geringe Schwerkraft durch die Galaxy schlingert und sich an kein Gravitationssystem anpasst. Wir sind daher sehr früh in das Innere unseres Planeten geflüchtet, um die extremen Temperaturschwankungen zu überleben. Wir leben ständig in der Gefahr mit einer Sonne zusammen zu stoßen. Daher ist unsere Hauptaufgabe der Erforschung der Gravitation gewidmet.
Auch ich war gerade mit einem Experiment beschäftigt, als ein Blitz mich traf, und auch ich bin hier aufgewacht. Wahrscheinlich weiß keiner, warum er hier ist. Vielleicht weißt du es ja, weiße Bohnenstange“, beendete er, grinsend an Lars gerichtet, seine Ansprache.
Lars verlor kurz seine Fassung durch das intelligente Übersetzungsprogramm, doch dann stand er auf und sagte mit fester Stimme:
„Ich war auf dem Nachhauseweg, als ich dieses Ding hier fand. Es hat mich zu sich gerufen und ich bin dem Ruf neugierig gefolgt. Dann wurde ich ebenfalls ohnmächtig und nun stehe ich hier vor euch. Auch ich habe keine Ahnung, warum ich hier bin.“
Er setzte sich wieder hin, und nun begannen alle aufgeregt durcheinander zu reden.
Lars beteiligte sich zuerst an dem Durcheinander, verfiel aber dann in die Rolle des Zuhörers. Schnell wurde ihm klar, dass sein Schubladendenken von der Wahrheit nicht allzu weit entfernt war. Die Amazone, also Jaka, und Kakhulu, alias Arnold, begannen sich schon nach kurzer Zeit zu streiten. C3PO, also Tripod, haute einen Klugscheißer-Spruch nach dem anderen heraus.
Ubofa schwebte ständig hoch und runter, um immer in Augenhöhe ihres Gesprächspartners zu sein, und die Pflanzenfrau Biljka versuchte Ordnung und Ruhe in die wilde Diskussion zu bringen.
Immerhin schaffte sie es, dass sich niemand an die Wäsche ging.
Nach zähen 15 Minuten brauchte Lars eine Gehirnpause, wie er es immer nannte, um wieder herunter zu fahren. Er stand auf und schlenderte zur Bar, und siehe da – sein Gespür hatte ihn mal wieder richtig geleitet. Hinter dem Tresen standen sechs Getränke und ein Kännchen, alle mit Namen gekennzeichnet. Schmunzelnd schaute er auf das Öl-Kännchen für C3PO – das musste er sich abgewöhnen, natürlich für Tripod.
Er schnappte sich sein Glas mit seinem Lieblingsgetränk, wie er erstaunt feststellte, und kostete einen Schluck davon. Begeistert und zufrieden nickte er mehr zu sich selbst und dachte: ‚Der Orangensaft schmeckt wirklich vorzüglich‘.
„Darf ich fragen, was für ein Getränk du gerade genießt?“, sagte Biljka, die sich lautlos zu ihm gesellt hatte. Er reichte ihr sein Glas und forderte sie auf, zu probieren. Mit seiner anderen Hand schnappte er sich Biljka’s Glas und hielt ihr das Glas mit einer dunkelbraunen Brühe ebenfalls herausfordernd hin und sagte freundlich lächelnd:
„Mein Getränk ist Orangensaft, eine süße vitaminreiche Frucht auf unserem Planeten, und das hier scheint dein Lieblingsgetränk zu sein – oder?“
Sie lächelte zurück, nippte wohlwollend an seinem Orangensaft, entschied sich dann doch für ihr Getränk, das sie in einem Zug leerte. Als sie ihr Glas abstellte, sagte sie an Lars gerichtet:
„Das wäre nichts für dich gewesen – glaube mir einfach. Dein Getränk ist mir etwas zu süß, aber sonst ganz okay.“
Lars schaute mit ernstem Blick und fragte: „Biljka, warum sind wir hier? Wer könnte ein Interesse an uns haben und warum?“
Sie antwortete: „Ich glaube jeder von uns oder unserem Volk hat etwas, was jemand anderes haben möchte. Zumindest ist das meine grobe Theorie, nachdem ich mich mit euch allen unterhalten habe. Tripod und du passt aber nicht zu meiner Theorie. Daher sag mir, was ist an dir oder euch Menschen so besonders?“
Lars schwieg und verarbeitete die Information erst einmal, dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Wir haben zwar Raumschiffe und sind schon zu zwei Planeten in unserem Sonnensystem geflogen. Aber dies hier“ und er zeigte in die Runde, „ist viel besser als alles, was wir haben. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, was wir besser können als die, die dieses Raumschiff gebaut haben.“
Auf Biljka‘s Stirn bildeten sich kleine Falten, was Lars sehr süß fand. Allgemein war ihm Biljka am sympathischsten von allen.
Plötzlich öffnete sich eine Tür, und wie von Geisterhand rollte ein Servierwagen in den Raum. Tripod, der es wohl am wenigsten nötig hatte zu essen, war als Erster an dem Wagen, um ihn zu inspizieren. Langsam gesellten sich alle zu ihm und staunten nicht schlecht über das, was sie sahen.
Fünf Teller mit durchsichtigem Deckel standen auf dem Wagen. Lars erkannte sofort, welches Essen für ihn war und schnappte sich wortlos den Teller, setzte sich und begann, genüsslich die Spaghetti mit Tomatensoße zu essen.
Biljka gesellte sich wieder zu ihm, und die anderen drei setzten sich an den zweiten Tisch bzw. schwebten. Tripod rollte zweimal um den Servierwagen und begann mit weinerlicher Stimme zu lamentieren:
„Warum bekommt der Künstliche nichts? Es ist immer dasselbe! Wir sind euch weit überlegen und trotzdem behandelt ihr uns so. Das verstehen wir nicht“, und so ging es geschlagene fünf Minuten.
Dann stand Lars auf, stampfte zum Tresen, schnappte sich das Kännchen und reichte es Tripod. Der drehte sich vor Freude dreimal im Kreis und bedankte sich unterwürfig bei Lars:
„Lars, du bist wenigstens ein Freund – ihr anderen nicht – schämt euch!“ und schon stand er vor Lars‘ und Biljkas Tisch. Biljka verdrehte die Augen in Lars‘ Richtung, der die Botschaft verstand und grinsend mit den Augen sagte: „Den werden wir nicht mehr los“.
Tripod öffnete eine kleine Luke an der schwebenden Hauptkugel und begann, das Kännchen langsam in einen Trichter zu entleeren. Mit einem Auge sah er Lars und Biljka an und sagte im trotzigen Ton:
„Ich habe das eben gesehen mit euren Augen, aber ich kann es nicht deuten. Ich gehe dann mal davon aus, dass es freundlich gemeint war.“
Jetzt mussten Biljka und Lars lachen und beide dachten: ‚Endlich mal ein gutes Gefühl.‘ So verbrachten sie noch eine gewisse Zeit gemeinsam mit den anderen, bis sich allgemeine Müdigkeit breit machte. Lars dachte:
‚Ist schon komisch – so unterschiedliche Lebewesen - aber alle müssen regenerieren‘.
Er und Biljka machten sich als Erste auf, um ein passendes Quartier zu finden. Genau wie er vermutete, waren Türen mit dem Namen ihrer Rasse beschriftet, und er verabschiedete sich anstandsmäßig von Biljka und wünschte ihr eine gute Nacht.
Auch die anderen gingen und suchten ihre Zimmer auf. Nur Tripod hatte kein Zimmer. Darüber meckerte er noch eine Weile, bis er sich selbst nicht mehr hören konnte und sich in einer Ecke in den Stand-by-Modus schaltete.
„Computer, hast du alle ihre Gehirne gescannt und die Informationen gesendet, wie befohlen?“
„Ja, mein Herrscher.“
„Wird es Ärger geben auf der Reise?“
„Nein, mein Herrscher.“
„Werden sie herausfinden, warum sie hier sind?“
„Die Isizaloterin vielleicht, mein Herrscher.“
„Na ja, das kann uns eigentlich egal sein. Bald ist die Reise vorbei, dann erfahren sie es von mir persönlich. Bring sie zu mir.“
„Ja, mein Herrscher.“
Als Lars seine Kabine betrat, befand er sich wieder in seinem Zimmer auf der Erde. Darauf hatte er jetzt keine Lust mehr und sagte:
„Schiff, ich möchte den Raum so sehen, wie er wirklich ist.“
Und schon war sein Zimmer verschwunden und ein karger Raum mit einem gewöhnlichen Bett, einem kleinen Tisch und einer Tür zur Nasszelle kamen zum Vorschein.
„Schiff, kannst du mir sagen, warum ich hier bin?“ fragte er, mutig geworden, und bekam, wie er sich schon dachte, keine Antwort auf seine Frage. Trotzig versuchte er es noch einmal: „Schiff, wer schickt dich?“
„Die Galaxy Rulers“, bekam er zur Antwort.
‚Okay, die Herrscher der Galaxy‘, dachte er und ihm fiel die Unterredung mit Biljka wieder ein. Was hatte sie nochmal gesagt? ‚Jeder von uns soll etwas Besonderes haben, was für jemanden interessant sein könnte‘.
Das könnte passen – aber bei ihm halt nicht! Ihm kam eine Idee:
„Warum bin ich hier?“ fragte er.
„Weil die Galaxy Rulers es so wollen“, antwortete das Schiff.
Alle weiteren Fragen wurden nicht mehr beantwortet, daher beschloss er, sich hinzulegen und erst einmal zu schlafen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, aber sein Körper war todmüde. Irgendwann wurde sein Gehirn ebenfalls müde und er schlief ein. Unsanft wurde er durch helles Licht geweckt. Müde öffnete er die Augen und versuchte, sich zu orientieren. Plötzlich fiel ihm wieder alles ein, und schlagartig wurde er wieder richtig wach.
‚Also doch kein Traum‘, dachte er und streckte sich im Bett der Kabine. Nach dem Toilettengang, und einer Ladung Wasser im Gesicht, schaute er erstaunt auf sein Bett, denn dort lag frische Kleidung.
„Das ist aber nicht mein Geschmack, Schiffscomputer“, sagte er lachend und bekam natürlich keine Antwort.
„Humorlose Schrottkiste“, flüsterte er und zog sich an.
Als er in 10 Vorne ankam, waren Biljka, Jaka und Kakhulu schon da. Biljka winkte ihn zu ihrem Tisch und er nahm wahr, dass der Raum sich verändert hatte.
Die Bar war nicht mehr vorhanden, und nur zwei große Tische standen im Raum. An der Fensterfront war ein längliches Regal aufgebaut, mit allerlei Lebensmitteln.
Er nickte höflich und steuerte zuerst die Fensterfront an, um sich einige ihm vertraute Lebensmittel und eine Kanne Kaffee zu holen – zumindest hoffte er inständig, dass sich Kaffee in der Kanne befand!
Arnold und die Amazone machten irgendwelche gymnastische Übungen, um ihre Muskeln zu stählen.
Kopfschüttelnd und leicht lächelnd setzte er sich zu Biljka an den Tisch. „Na, gut geschlafen?“, begann er den Smalltalk.
„Naja, den Umständen entsprechend“, bekam er zur Antwort.
„Ich habe über deine Theorie nachgedacht, und ich glaube, du hast vielleicht Recht. Immerhin habe ich noch erfahren, dass die Galaxy Rulers unsere Gastgeber sind“, sagte Lars und biss in ein Ding, das aussah wie ein Croissant.
„Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, was jeder so zu bieten hat“, ergänzte er und schlürfte an seinem Kaffee.
Genüsslich zog er die Augenbrauen nach oben und dachte erstaunt: ‚Das schmeckt ja alles richtig gut!‘