Für Maike,
einmal mit Happy End für dich und deine Nerven.
Oder vielleicht auch nicht,
das verrate ich erst am Ende oder wenn du mir jetzt sofort ofenwarme Double Chocolate Cookies mit Macadamianuss vorbeibringst ^-^
Deine Schwippschwappschwuppschwägerin <3
Die Welt wankte um ihn herum, als wäre sie völlig aus den Fugen geraten. Immer wieder flackerte seine Sicht, färbte sich grau und schwamm dann wieder in wilden Farben, die an seinen Pupillen zu zerren schienen. Das Rauschen seines eigenen Blutes dröhnte ihm in den Ohren und seine Lunge zog sich krampfartig zusammen. Leuchtend rot glänzte das Blut auf seinen Händen. Von dem Geruch wurde ihm ganz schwindelig. Er wollte nichts lieber, als in schwarzer Ohnmacht zu versinken, in den Schatten, die am Rande seines Gesichtsfeldes flackerten, einfach liegen bleiben und vergessen.
Nein!
Er durfte nicht. Mühsam rappelte er sich auf die Beine. Seine Knochen waren gleichzeitig aus Gummi und zentnerschwerem Blei. Ishiro lag auf dem Rücken. Er sah schlimm aus, sehr schlimm. Die Wunden auf seiner Brust quollen über vor Blut. An einer Stelle schien eine Rippe hindurchzuschimmern. Was hatte er nur getan? Sein Magen drehte sich um, würgend beugte er sich zur Seite und erbrach sich in das grüne Gras. Alles in ihm schrie danach einfach aufzugeben, aber wenn er das tat, war Ishiro verloren. Noch konnte er den Herzschlag seines Freundes hören, noch bestand Hoffnung. Die Bewegungen kosteten viel Kraft, doch schließlich lag Ishiro auf dem Beifahrersitz des Wagens. Er tastete nach dem Erste-Hilfe-Koffer, doch statt Fingern schabten scharfe Krallen über den Lack und hinterließen tiefe Kratzer. Die Verwandlung überrollte ihn wie eine gigantische Flutwelle. Das Stöhnen, das aus seiner Kehle kroch, verwandelte sich in ein durchdringendes Heulen. Wütend schlug er gegen die Autotür, an der sofort eine große Delle prangte. Er hatte es unterschätzt, hatte nicht gewusst, dass es so schwer sein würde. Er war ein Idiot gewesen.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis er sich endlich hinter das Steuer setzen konnte und seine zitternden Hände den Schlüssel drehten und den Gang einlegten. Ishiro rührte sich nicht. Seine Brust hob und senkte sich kaum, doch sein Herzschlag war immer noch zu hören.
Hoffnung.
Hoffnung.
Hoffnung. Doch das Geräusch konnte sich allzu schnell verlieren. Also drückte er das Gaspedal durch und raste los. Immer wieder ertönte das Quietschen von Reifen oder ein Hupen. Die schnellen Bewegungen verschwammen vor seinen Augen, er fand kaum den Weg. Verbissen kämpfte er darum den Wolf in seinen Käfig zu sperren, um das Leben seines Freundes zu retten, das er selbst in Gefahr gebracht hatte.
»Halte durch, Kumpel«, flehte er. »Bitte halte durch!« Er erkannte seine eigene Stimme nicht.
Ishiro schwieg. Sein Blut tränkte die teuren Sitze des Wagens. Endlich tauchte das weiße kastenförmige Gebäude vor ihnen auf und die Hoffnung leuchtete hell auf wie ein Signalfeuer. Ruckartig hielt er den Wagen an, sprang heraus und ging beinahe in die Knie. Der Wolf kämpfte und brüllte in seiner Brust, wollte sich befreien und seine wahre Gestalt annehmen. »Nicht jetzt«, murmelte er. »Noch nicht, bitte noch nicht.«
Wie schafften es Lillian und die anderen nur die Kontrolle zu behalten? Wie konnten sie die Bestie zähmen, die in ihrem Herzen wohnte? Es war so schwer, schien so unmöglich. Doch er hatte keine Wahl. Aufgeben hieß Ishiro aufzugeben und er könnte es nie verkraften ihn zu verlieren, selbst wenn er ihn vermutlich nie wieder sehen konnte. Wenn sein Freund der Polizei berichtete, was ihm geschehen war, würde man ihn jagen, ihn und Lillian ebenfalls. Sie würden es herausfinden, dann wäre das Geheimnis verraten. Vielleicht sollte er ihn doch fortbringen, vielleicht wäre es besser … Nein! Er biss die Zähne so fest zusammen, dass er Blut schmeckte. Das da war sein bester Freund, die Person, die einer Familie am nächsten kam. Ishiro war alles, was er auf der Welt hatte, seit sie ihn verlassen hatte.
Lillian.
Der Name gab ihm Kraft, zog ihn auf die Beine und stützte seine Arme, als er Ishiro aus dem Wagen hob. Noch immer quoll leuchtend rotes Blut aus den grausamen Rissen, so viel … zu viel! Er wankte vorwärts, nutzte die Kraft des Wolfes, um Ishiro ruhig zu halten. Niemand war hier, kein Pfleger, einfach niemand. Und doch hörte er Stimmen, als würde das Gebäude selbst mit ihm reden. Geistesgegenwärtig zog er seine Kapuze über den Kopf. »Hilfe!«, brüllte er. »Helft uns, bitte!«
Ein Pulsschlag beschleunigte sich, Schritte stockten. Jemand hatte ihn gehört.
Hastig ließ er Ishiro auf den Boden gleiten und umklammerte seine Hand ein letztes Mal. »Es tut mir leid, Bruder«, flüsterte er. »Ich wollte das nicht, das musst du mir glauben! Ich habe es nicht gewollt! Bitte stirb nicht, ich flehe dich an! Und bitte sag es ihnen nicht, nicht mir zuliebe, sondern für sie. Ich habe das doch alles nur für sie getan. Ich liebe sie, Ishiro. Ich liebe sie wirklich.« Silberne Tränen quollen aus seinen Augenwinkeln und fielen auf das Gesicht des Freundes, wo sie zwischen dem Blut verloren gingen. »Bitte vergib mir.« Er drückte die Finger des Verletzten, während die Schritte näher kamen. Ein erschrockenes Keuchen sagte ihm, dass sie entdeckt worden waren. Er sprang auf und rannte davon. Jenseits der Parkplätze in der großen Grünanlage riss der Wolf ihn zu Boden und übernahm die Kontrolle. Sein Geheul stieg in den bewölkten Himmel auf und die ersten Tropfen fielen von einem trauernden Himmel.
»Tracy, wenn du jetzt nicht bald fertig bist, dann …« Ishiro beendete den Satz nicht, sondern schlug nur ein weiteres Mal von außen gegen die Badezimmertür. Ich konnte sein genervtes Gesicht vor mir sehen, die drohend zusammengekniffenen Augen und die Art, wie er die Lippen zusammenpresste, wenn ihn etwas ärgerte. Mit einem Lächeln drehte ich die Musik noch etwas weiter auf und zückte meinen Lippenstift in tiefdunklem Rot, der einfach perfekt zu meinem neuen grauschwarzen Kleid passte, welches sich äußerst schmeichelhaft an meine Taille schmiegte. Nur die Haare … Nachdenklich zupfte ich an den schokoladenbraunen Strähnen. Da könnte man mal wieder was dran ändern. Vielleicht Strähnchen, wie Aria in Pretty Little Liars, aber weniger rosa und mehr bordeaux vielleicht. Oder grün? Mum würde ausrasten.
Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel und öffnete schließlich die Tür. Ishiro lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. »Ach, sind fünf Stunden echt schon rum?« Purer Sarkasmus perlte von seinen Lippen. »Kam mir gar nicht so lange vor.«
»Ishiro, du Nervensäge, in diesem Haus gibt es mindestens drei Badezimmer, was kann ich dafür, wenn du nur dieses eine benutzt?«
»Es ist das einzige mit vernünftigen Fenstern«, zischte mein Stiefbruder und rauschte an mir vorbei.
Ich lächelte ihm liebevoll hinterher. Ishiro und ich waren wie Pech und Schwefel, auch wenn man das aus unseren Dialogen manchmal nicht erahnen konnte. Er mochte keine Räume ohne mindestens ein großes Fenster und wenn gar keins darin war, betrat er es nur im äußersten Notfall. Als wir uns kennengelernt hatten, war das eine der letzten Sachen, die ich über ihn erfahren hatte. Er sprach nicht gern über seine Schwächen. Unsere Eltern (meine Mum, sein Dad) kannten sich schon ewig und hatten schließlich irgendwann beschlossen zu heiraten. Über seine richtige Mutter sprachen weder Ishiro noch sein Vater und über meinen Erzeuger gab es nicht viel mehr zu sagen, außer, dass er ein heißer Barkeeper in einer noch heißeren Nacht gewesen sein musste. In einer Kiste mit Erinnerungsstücken hatte ich mal eine schwarze Schürze gefunden. An der Innenseite war der Name »Riley« aufgestickt. Mum hatte nie zugegeben, dass sie wirklich von ihm stammte, aber ihre Ohren waren ganz rot geworden und ihr Blick so komisch gehetzt und flackernd.
Ich stöckelte auf meinen tiefschwarzen Pumps die geschwungene Treppe hinunter (wobei ich unwillkürlich die Stimme meiner Mutter im Kopf hatte: »Gerade, Kind, Schultern zurück und um Himmels willen guck nicht so blasiert.«). Das Haus war nach der Renovierung wunderschön geworden: überwiegend helle Farben und dazu passende Möbel in modernem Barockstil. Und es war groß, riesig groß. Die obere Etage erstreckte sich über die Schlafzimmer von Ishiro und mir (wirklich große Schlafzimmer!), das eben umkämpfte Bad, ein kleines Wohnzimmer, ein Gästezimmer und einen Raum, der ursprünglich als Abstellkammer gedient hatte und jetzt Regale voller Klamotten aufnahm, die nicht mehr in meinen Schrank passten. In der unteren Etage befanden sich der Wohn- und Essbereich mit Küche und Wintergarten, sowie eine Art Fitnessraum, den ich bisher noch nicht wirklich betreten hatte. Und dann ging es noch über eine andere Treppe hoch in die Gemächer unserer Eltern. Ishiro und ich unterteilten das Haus in »Fressmeile«, »Spaßflügel« und »Spießerflügel« oder auch »Empty Rooms«. Denn Mum und Dad waren oft auf Geschäftsreise, diesmal in der Türkei. Von dort aus wollten sie weiter nach Saudi-Arabien in den Urlaub – ein Traum meiner Mum. Vorher hatten wir beide stundenlang arabische Sitten und Traditionen gegoogelt, weil sie nichts mehr hasste, als unangenehm aufzufallen. Danach hatten Mum und ich zusammen Sex and the City II geguckt und miteinander gewettet, ob sie sich trauen würde, auf einem Kamel zu reiten. Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen. Mum war Model und Designerin zugleich und Dad Fotograf. Sie waren jetzt schon zwei Wochen unterwegs und würden wahrscheinlich nicht vor Ende des Sommers zurückkommen. Das war nicht sehr ungewöhnlich – Ishiro und ich waren ziemlich oft alleine und eigentlich war dieser Freiraum ziemlich cool. Trotzdem gab es Momente, in denen es mich nervte. Andere Mütter brachten ihre Kinder zur Schule, meine erschien meistens nicht mal zu den Gesprächen mit den Lehrern. Gut, meine Noten erforderten das auch nicht unbedingt, aber trotzdem!
Ich biss die Zähne zusammen. Ich hatte keine Lust mich über etwas aufzuregen, was ich schon seit sechs Jahren nicht hatte ändern können. Schließlich hatte ich hier alles: meinen Bruder, meine beste Freundin, ein gutes Leben. Eigentlich ein perfektes. Na gut, in Beziehungen war ich ein Desaster, aber sonst … Das Klingeln an der Haustür riss mich aus meinen Gedanken. Stirnrunzelnd ging ich die letzten Stufen hinunter und warf einen Blick auf die große Uhr im Flur. Wer konnte das um diese Zeit sein?
»Machst du auf?«, brüllte Ishiro aus dem Bad.
»Nein, ich dachte, ich lasse das Henriette machen«, brüllte ich zurück.
»Wer ist Henriette?«, kam es in verdutztem Tonfall von oben.
»Unser Dienstmädchen?« Ich schritt auf die Tür zu. Einen Moment war Stille.
»Wir haben doch gar kein Dienstmädchen!?«
»Gut erkannt, Brüderchen!« Ich lachte in mich hinein und riss die Tür auf. Davor stand ein übernächtigt wirkender Mann mit Augenringen, die einem Horrorfilm Ehre gemacht hätten (nicht, dass ich so etwas gucken würde), bleichen Wangen, glasigem Blick und zerzausten Locken. In den zitternden Händen balancierte er ein riesiges Paket. »Theresia Jenkins Ookami?«
»Ausnahmsweise, weil ich heute gute Laune habe und Sie aussehen, als wären Sie schon eine Weile unterwegs. Aber wenn Sie mich noch mal so nennen, werde ich Ihnen die Gang meines Bruders auf den Hals hetzen, die Sie in kleine Stückchen zerhacken wird.« Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Der Mann starrte mich an, sein Adamsapfel hüpfte bedrohlich. »Wo soll ich unterschreiben?«, fügte ich zuckersüß hinzu und fragte mich, warum eigentlich nie jemand meinen Humor verstand. Vielleicht, weil der arme Kerl einfach so müde war, wie er aussah. Ich könnte ihm statt Trinkgeld einen Kaffee mitgeben, nur leider waren wir da gerade in einer peinlichen Notlage, weil ein gewisser Jemand vergessen hatte einzukaufen. Aber Donuts waren noch da …
Der Postmensch sah mich wortlos an und es dauerte einen Moment, bis er mir einen Stift hinhielt.
Grazil setzte ich ein paar Schnörkel in das dafür erfundene Feld, steckte ihm den Stift in seine Hemdtasche und drückte die Tür weiter auf. »Sie können es dort hinstellen, mein Leibsklave trägt es mir dann nach oben.«
Anscheinend verstand er diesen Scherz auch nicht. Es war wirklich erstaunlich, wie groß die Augen eines Menschen werden konnten. Wäre er eine Comicfigur, würden sie ihm jetzt vermutlich aus dem Gesicht purzeln. Er lächelte mich unsicher an und spähte über meine Schulter, als könnte dahinter eine wilde Horde Minions auf ihn lauern. Zugegeben, die Vorstellung war ziemlich lustig, aber doch recht unrealistisch. Nächstes Mal würde ich Ishiro wieder zur Tür gehen lassen. Oder einfach vorher nicht an meine Mutter denken.
Als der Mann sich nach mehreren Millisekunden immer noch nicht regte, fragte ich: »Möchten Sie es lieber hier draußen stehen lassen?«
»Nein, ich meine ja, Ma'am ähm Mademoiselle … ähm Sir.«
»Schieben Sie es einfach durch die Tür«, riet Ishiro, der die Treppe heruntergeeilt kam.
»Sehen Sie.« Ich lächelte ihn an. »Da ist mein Leibsklave schon.«
Ishiro verdrehte die Augen, packte mich an den Schultern und zog mich von der Tür weg. »Nehmen Sie sie einfach nicht ernst, uns ist der Kaffee ausgegangen, sie ist etwas neben der Spur.«
»Das ist in meiner ganzen Kaffee-Suchtlaufbahn noch nie vorgekommen!«, rief ich theatralisch. »So eine Schande.«
Mein getreues Brüderchen half dem armen Postmenschen, der, so schnell es ging, seinen Auftrag erfüllte und dann die Flucht ergriff. Jetzt standen wir beide vor diesem riesigen Paket.
Ishiro legte den Kopf schief. »Wer von uns hat Geburtstag?«
»Zu klein für Geburtstag.«
»Vielleicht ist es eine Stereoanlage für ein Auto und das Auto wird noch geliefert.«
»Vielleicht denken sie, wir hatten schon unseren Schulabschluss.«
»Vielleicht ist auch ein Nachhilfelehrer drin, damit sie sichergehen können, dass wir unseren Schulabschluss auch schaffen.«
»Warum musstest du auch diese Chemiearbeit offen herumliegen lassen? Das war so was von unnötig.«
»Du meintest doch, unbedingt …«
Ich beendete den Disput, indem ich kurzerhand einen bereitliegenden Brieföffner in Form des ultrateuren Tranchiermessers meines Stiefdads griff (er kocht eigentlich total selten, aber seine Küche ist top eingerichtet) und das Paket geschickt aufschlitzte. Zum Vorschein kamen vier kleinere Kartons und eine Karte.
»Wir vermissen euch. Alles Liebe, Mum und Dad«, las Ishiro vor. »Bestechungsgeschenke.«
»Na dann, herzlichen Glückwunsch, Brüderchen.« Ich reichte ihm einen Karton. »Auf mich, dich, uns, den Postmenschen und den heutigen Tag.«
»Mh.« Er spähte in den Karton und reichte ihn mir zurück. »Nicht ganz meine Größe, fürchte ich.«
Beim Anblick der High Heels in einem rauchigen Grau mit einer großen Schleife vorne drauf, kreischte ich entzückt auf. Im Nu war ich aus meinen Schuhen geschlüpft und probierte das Bestechungsgeschenk an. »Perfekt!«, jauchzte ich und drehte mich vor dem großen Spiegel im Eingangsbereich. »Oh, die sind wunderschön!«
»Tracy, nein!«, sagte Ishiro im Befehlston, in der Hand eine wunderschöne Krawatte (rauchgrau, oooahh!).
»Was denn?«
»Lass es sein!«
»Ich mach doch gar nichts.«
»Du hast diesen Blick.«
Ich zog die Stirn kraus. »Was für einen Blick?«
»Den Schuh-Blick. Du willst sie in der Schule anziehen.«
»Jaaa«, seufzte ich verliebt. »Ich will.«
»Aber sie passen nicht zu deinem Outfit.«
»Das ist richtig.«
»Das heißt, du wirst dich komplett umziehen und mindestens noch zwanzig Minuten brauchen.«
»Sagen wir eine Dreiviertelstunde. Dieser Farbton ist eigenwillig, man muss sanft mit ihm umgehen.«
Stöhnend legte mein Bruder den Kopf in den Nacken. »Eine halbe Stunde, ich sag es dir, ich fahre ohne dich!«
»Ich beeil mich«, versprach ich treuherzig. »Höchstens eine Stunde.«
»Tracy!«
Hastig rannte ich die Treppe hoch.
BACO
Er trat an die Theke und gab seine Bestellung auf. Der Blick des blonden Mädchens, das dahinter arbeitete, huschte über die Schramme in seinem Gesicht und sein blaues Auge hin zu seinem Arm, den er in einer Schlinge trug. Die Verletzungen waren schmerzhaft und heilten schlecht. Er fühlte sich mehr als elend.
Aber er war am Leben.
Er schrak aus seinen Gedanken hoch, als das Mädchen ihm das Wechselgeld reichte und ihn zum anderen Ende des Tresens schickte, wo bereits ein Becher mit seinem Namen darauf wartete. Er wählte aus den angebotenen Teesorten einen aus und ließ den Beutel in das heiße Wasser sinken, ehe er das Ganze mit einem Deckel verschloss. Wie gut, dass er wenigstens einen Arm noch ohne Probleme benutzen konnte. Ein Junge mit roten Haaren und einem freundlichen Grinsen reichte ihm den zweiten Teil seiner Bestellung in einem Papphalter für beide Becher.
Vorsichtig schlängelte er sich durch die Wartenden hindurch in Richtung Tür und trat ins Freie. Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch den wolkenverhangenen Himmel und krochen über die Dächer. Dem schnellen Klackern hoher Absätze maß er keine Bedeutung bei, bis jemand in ihn hineinrannte. Reflexartig riss er den Becher hoch und packte mit dem verletzten Arm zu. Schmerz durchzuckte seine Schulter bis hinab in den Brustkorb und jede einzelne Faser seines Seins. Jemand keuchte. Ein Mädchen. Der leichte Geruch nach Himbeeren und Holunder war irgendwie vertraut …
»Es tut mir so leid!« Das Mädchen vor ihm war trotz ihrer hohen Absätze einen halben Kopf kleiner als er. Sie trug ein Blümchenkleid in Schwarz, Grau und Grün mit einem weit schwingenden Rock, in dem sie zierlich wirkte, was das riesige Tuch um ihren Hals noch unterstrich. Er spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, und der Schmerz rückte in den Hintergrund. Als sie den Blick von seinem Arm zu seinem Gesicht hob, weiteten sich ihre dunklen Augen und ihre Lippen formten ein leises »Oh«.
»Baco …« Sie erinnerte sich an seinen Namen! Seine Mundwinkel zuckten nach oben.
»Hallo, Tracy.« Sie war so schön wie bei ihrer ersten Begegnung. Zart und trotzdem stark, mit diesen wunderschönen schwarz schimmernden Augen. Er konnte in ihrem Blick sehen, dass auch sie sich an ihre erste Begegnung erinnerte, denn sie schauderte für einen winzigen Moment, ihr Herz schlug schneller und das Blut wich ihr aus den Wangen.
Sie hatte Angst.
Vor ihm?
Doch sie wich nicht zurück. Der Wolf in seiner Brust fuhr die Krallen aus. Sie sollte sich nicht fürchten, sollte niemals auf der Straße über die Schulter sehen müssen. Er hatte den Jungen nicht erwischt, der sie verletzt hatte, Lillian war schneller gewesen. An dem Abend, als er die beiden nach Hause gebracht hatte, war er zum Vincent gefahren, um nicht noch auf die Jagd nach diesem Schwein zu gehen. Und später … Er schob die Gedanken fort, ehe der Wolf die Wut spüren konnte, und konzentrierte sich auf ihr Gesicht. So schön.
»Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal. »Ich wollte dich nicht umrennen.« Sie hatte sich gefangen, doch er konnte die Angst um sie herum noch wabern sehen, wie Nebel, der sich an den Gräsern festhält, wenn die Sonne kommt. Sie deutete auf seinen Arm. »Das sieht aus, als würde es wehtun.«
»Kaum noch«, erwiderte er. »Halb so wild.«
»Ich … also das ist quasi ein Notfall.« Es war süß, wie sie stotterte. »Die Schule fängt gleich an und Ishiro … das ist mein Bruder, also … er … wir … hatten keinen Kaffee mehr und dann kam das Bestechungsgeschenk und wir waren megaspät dran, weil wir es noch ausgepackt haben, und ich musste mich umziehen und jetzt …« Tracy verstummte abrupt.
Er lächelte leise. Er mochte es, wie sie leicht errötete, und glaubte beinahe zu hören, wie sie innerlich auf sich selbst einschimpfte.
»Jedenfalls, brauche ich unbedingt Kaffee, sonst werde ich diesen Tag nicht überstehen«, beendete sie ihren Satz schwungvoll und blickte auf seine Becher. »Wie ich sehe, brauchst du sogar eine doppelte Dosis.«
»Der zweite ist nicht für mich.«
»Ah.« Sie nickte. »Ein Gentleman, deine Freundin kann sich glücklich schätzen.«
Er lachte in sich hinein und beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Wir sind nicht zusammen. Nur Freunde.«
»Oh.« Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen, bei dem ihre Augen aufleuchteten wie schwarze Diamanten. Jetzt vergaß auch der letzte seiner Nerven den Schmerz und konzentrierte sich ganz auf sie. So mies, wie dieser Tag begonnen hatte, so rettete ihn dieser Moment doch. Er schwor sich jeden zu töten, der ihr dieses Lächeln stehlen sollte. »Okay.«
»Magst du Karamell?«
»Ja.«
»Dann …« Er nahm den Becher aus dem Papphalter und hielt ihn ihr hin. »Nimm den, nicht, dass du noch zu spät zur Schule kommst.«
Sie starrte ihn sprachlos an. »Das … kann ich nicht annehmen.«
»Warum nicht?«
»Weil … du hast schon angestanden und …«
»Ich habe Zeit. Du nicht. Ich habe Kaffee, du brauchst Kaffee. Nimm ihn.«
»Aber das Geld …«
»Du zahlst beim nächsten Mal.« Er konnte sich die Worte nicht verkneifen. Sei kein Narr, Baco! »Na los.« Er drückte ihr den Becher in die Hand und bemerkte ihre Fingernägel, die sie in dunklem Grau lackiert hatte, mit einem winzigen glitzernden Schmetterling am Ringfinger.
»Du bist toll.« Spontan stellte sie sich auf die Zehenspitzen, ihre Lippen streiften seine Wange. Sein Herz stockte und schien dann aus seiner Brust springen zu wollen. »Vielen Dank!« Damit drehte sie sich um und stürmte auf die Straße zu, ihr Kleid wehte um sie herum. Auf der anderen Seite hielt sie noch einmal inne und winkte ihm zu.
Als Tracy fort war, drehte er sich um und ging langsam zurück zu dem schwarzen Wagen, der an der Ecke parkte. Das Fenster auf der Beifahrerseite fuhr herunter, als er sich näherte. Baco beugte sich vor und stützte den unverletzten Arm darauf. »Möchtest du einen neuen Kaffee oder meinen Tee?«
»Nein, danke.« Das Mädchen auf dem Beifahrersitz schüttelte den Kopf. Eine Strähne ihres langen schwarzen Haares rutschte hinter ihrem Ohr hervor. »Ich verstehe ohnehin nicht, was du hier tust. Du sollst dich ausruhen.«
»Ich dachte, ein Abschiedsgeschenk wäre angemessen.«
»Es reicht mir völlig, wenn du überlebst.« Ihr Blick huschte über die Straße. »Sie sah gut aus.«
»Das wird sich ändern.«
»Sie ist stark, sie kann es verkraften.« Sie klang, als versuche sie die Worte so oft zu sagen, bis sie wahr wurden.
»Das weißt du nicht.« Baco war klar, dass er Hoffnung spenden sollte, doch er konnte es nicht. Er fühlte noch immer Tracys Lippen. »Du musst zu ihr gehen. Verabschiede dich wenigstens.«
»Ich kann nicht.«
»Du hast gesagt, du wirst es …«
»Ich sagte, ich WILL es!«, erwiderte sie heftig und ihre Augen glommen in einem intensiven Grün auf. »Aber ich kann es nicht, Baco, ich kann nicht …«
Der Mann auf der Fahrerseite legte ihr eine Hand auf die Schulter. Das Leuchten in ihren Augen wurde schwächer, erlosch aber nicht gänzlich. »Pass bitte auf sie auf, ja?« Tränen schimmerten in den Augen des Mädchens und rannen langsam über ihr blasses Gesicht.
Baco spürte, wie sich etwas in ihm zusammenzog. So viel Leid. »Was immer Ihr wünscht, Prinzessin.«
Sie schüttelte den Kopf. »Tu es für sie, nicht für mich. Bitte.«
»Du solltest hierbleiben. Du solltest an ihrer Seite sein.«
»Ich kann nicht.«
»Du hast es Luca gesagt, dann sag es auch ihr. Sie verdient das.«
»Du magst sie, oder?«
Er biss die Zähne aufeinander. Ja. Zwei Buchstaben, eine Antwort. Aber das war verrückt. Wie sollte er erklären, dass da schon beim ersten Mal, als er sie gesehen hatte, ein Gefühl in ihm gewesen war, als hätte er das gefunden, was er schon so lange suchte? Gab es so etwas überhaupt im wahren Leben?
Die Tränen fielen von ihrem Kinn auf ihre im Schoß ineinander verkrampften Hände. »Versteh doch … ich kann nicht. Nicht nach dem, was ich getan habe.« Sie wischte sich über die Augen. »Leb wohl, Baco.«
»Leb wohl, Lillian.«
»Mit wem hast du vor dem Blue Banana geredet?« Ishiro sah mich auf dem Weg zur zweiten Stunde fragend an.
»Stalkst du mich, Brüderchen?«, entgegnete ich lässig und winkte seiner Freundin Holly zu, die an seiner Seite lief. In meinem Blut tanzte und sang der Zucker zusammen mit dem Koffein. Und mein Herz … das fühlte sich ziemlich seltsam an.
Baco.
Ich hatte ihn bis jetzt nur zwei Mal gesehen (abgesehen von meinen Tagträumen und den normalen nächtlichen Träumen natürlich). Einmal hatte er sich fast mit Luca, Ishiros und meinem besten Freund, in der Kantine geprügelt und das andere Mal … ich schluckte. Die Erinnerung flammte auf wie grelle Neonscheinwerfer.
Brian. Der heiße, gut aussehende Brian mit der lässigen Haltung, der Typ, in den ich total verknallt gewesen war. Der Abend, seine Wut, meine Flucht. Die Jagd. Lillian am Telefon, die mir versprach mich zu finden, und ich, wie ich mich im dunklen Park versteckt hatte wie ein verletztes Tier.
Baco. Er war dort gewesen. An jenem Abend. Mit Lillian. Ich erinnerte mich daran, wie er sich behutsam auf mich zubewegt hatte. Seine warmen Finger, die vorsichtig über die Wunde auf meiner Stirn getastet hatten, ehe er mich hochgehoben und in völlige Sicherheit eingehüllt hatte.
Ihn jetzt einfach so auf der Straße zu treffen, war … verrückt. Seine Stimme war rau und dunkler, als ich erwartet hatte. Und da war wieder dieses Gefühl gewesen. Das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Dann gab er mir einfach seinen Kaffee … Oh du meine Güte, wie konnte ein Kerl nur so süß sein? Gentleman pur.
»Halloho, Erde an High Heels.« Ishiro schnippte vor meinem Gesicht mit den Fingern. »Was soll das seltsame Mienenspiel?«
»Ich … was?« Ich tastete über meine Lippen, als könnten meine Finger die darauf liegenden Emotionen finden und verstecken. Ishiro sollte nicht wissen, wie sehr mich die Sache mit Brian immer noch beschäftigte. Er und Holly tauschten einen Blick. Ich wusste genau, was sie dachten. Endlich hat die arme kleine Tracy jemand Neues zum Anhimmeln gefunden, um über diesen kranken Psycho hinwegzukommen, der sie fast gekillt hätte. Nicht, dass Baco nicht eindeutig gute Qualitäten zum Anhimmeln besaß. Jedenfalls sonst. Heute hatte er ziemlich angeschlagen ausgesehen. Wer hatte ihn wohl so zugerichtet? Und lebte dieser jemand noch?
»Hey Trace, hast du Luca gesehen?«
»Nein.« Ich runzelte die Stirn. »Ist er immer noch nicht wieder da? Was hat Lillian mit ihm angestellt?«
»Sie habe ich auch noch nicht gesehen.« Ishiro dachte kurz nach. »Schon seit einer Woche.«
»Was?« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein, wir …«
»Doch, klar, überleg mal. Die letzten vier Tage waren wir bei unserer Tante Cherry in …«
»Geht da bloß nie wieder hin!«, stöhnte Holly. »Jedenfalls nicht, bis sie Internet hat.«
»Hast du mich vermisst, Babe?«
Als Ishiro und Holly zu turteln begannen, suchte ich mir meinen Platz im Klassenzimmer und starrte auf Lillians leeren Stuhl, während ich nachrechnete und auf einen beunruhigend langen Zeitraum kam. Ich checkte mein Handy, aber da war nichts. Hastig tippte ich eine kurze Nachricht an sie und versuchte dann mich auf die Stunde zu konzentrieren. Aber meine Gedanken glitten immer wieder zu einem jungen, ziemlich gut aussehenden Typen mit dunklen Haaren zurück und ein äußerst hartnäckiges Grinsen kletterte auf meine Lippen und machte es sich dort gemütlich.
Rechts, links, ducken, hoch, Schlag, ausweichen. Ich versuchte gleichmäßig zu atmen und den Schweiß zu ignorieren, der mir in Strömen den Rücken herunterlief. Irgendwo rief jemand etwas, aber ich ließ mich nicht ablenken.
Ablenkung tat nur weh.
Die Gestalt vor mir tänzelte zur Seite und holte deutlich sichtbar mit dem rechten Arm aus. Mein Körper wollte der Bewegung folgen, doch mein Gehirn warnte mich. Finte! Ich duckte mich, wich zur anderen Seite aus und landete einen Treffer. Irgendwo klatschte jemand. Ich erlaubte mir ein Grinsen.
»Sehr gut.« Die Gestalt vor mir wich zurück und ließ die Hände sinken. Das Gesicht meines Trainers glänzte vor Schweiß, seine Augen leuchteten. »Du wirst immer besser, Tracy.«
»Danke.«
»Aber … pass auf deine Gefühle auf. Du neigst dazu deine Wut in Energie umzuwandeln. Das macht dich zwar stark, aber auch kopflos. Du denkst nicht nach, legst zu viel Kraft in den einen Schlag und vernachlässigst dafür deine Deckung.«
»Ich bin nicht wütend.«
»Oh doch, das bist du. Und das verstehe ich. Trotzdem darfst du dich nicht vergessen. Du brauchst eine Art Anker. Etwas, woran du dich festhalten kannst, damit deine Wut dich nicht wegschwemmt. Wenn du dich darin verlierst, ist es sehr schwer den Weg zurückzufinden.« Er sah mich ernst an. »Mach Schluss für heute, du hast es dir verdient.« Er klopfte mir auf die Schulter. »Wir sehen uns Mittwoch?«
»Ja. Danke, Mick.«
»Jederzeit.« Er zwinkerte mir zu und rief den Nächsten auf die Matte. Normalerweise blieb ich noch, um zuzusehen und zu lernen, aber heute war mir nicht danach. Also verzog ich mich in die Umkleide.
Micks. Der Name verzierte die hölzernen Bänke zwischen den Spinden. Es war ein kleines Studio am Ende einer düsteren Gasse, in das ich mich nie im Leben reingetraut hätte, außer vielleicht, um eine Wette zu gewinnen. Doch Lillian hatte nicht mit sich reden lassen, mich hineingezogen und drinnen nach Mick gefragt. Der war entgegen meiner Erwartung kein Sylvester Stallone mit verbrannter Haut und Tränensäcken, sondern ein schlaksiger Kerl, nur einen halben Kopf größer als ich, mit flachsblonden Haaren und hübschen Gesichtszügen. Ich hätte ihn eher in die Band meines Bruders gesteckt als in einen illegal wirkenden Boxschuppen. Mein Blick war über den Boxring und die Hantelbänke geschweift, während Lillian mit gedämpfter Stimme auf Mick eingeredet und ich schließlich eine Karte mit einer Handynummer bekommen hatte, die ich zu jeder Zeit anrufen durfte, zusammen mit der Anweisung, jeden zweiten Tag hierherzukommen.
Der Waschraum war klein, dafür waren die drei Duschen aber einzeln abgetrennt und supersauber. Brian, mein psychopathischer Ex-Schwarm, der mir aufgelauert, mich entführt und mit einer Waffe auf meinen Kopf gezielt hatte, war schuld daran, dass ich hier trainierte. Ein kalter Schauer lief mir trotz des heißen Wassers über den Rücken. Ich konzentrierte mich auf das gleichmäßige Rauschen des Duschkopfes und die kleinen Wassertropfen, die sich an den Wänden ein Wettrennen lieferten, als könnten sie es gar nicht erwarten, die Welt jenseits der Duschkabine zu erkunden. Wie sich ein Wassertropfen im Abfluss wohl fühlte? Am Ziel? Enttäuscht? Verloren? Allein war er zumindest nicht, ich schickte gerade tausende Wassertropfen auf den Weg.
Die ersten Male hatte Lillian mich hierher begleitet und als sie wie ein Duschwassertropfen im Abfluss verschwunden war, war ich alleine wiedergekommen. Mick brachte mir bei mich zu verteidigen, damit Situationen wie damals auf der Brücke nie wieder vorkommen würden. Ich wusste nicht, was Lillian ihm alles über mich erzählt hatte, aber er stellte nie Fragen oder sah mich mitleidig an und dafür war ich ihm dankbar. Auch die Handvoll Stammgäste kannte ich inzwischen vom Sehen und kurzen Begrüßungen. Es war, als hätte ich Zugang zu einer Untergrundorganisation erhalten. Und mit einigen von den Jungs wollte man sich echt nicht anlegen.
Auf dem Weg zum Bus checkte ich mein Handy erneut. Nichts von Lillian, nur Susann, die mir die Bestätigung für Freitagabend schickte. Das Gute daran im letzten Jahr zu sein, waren definitiv die Partys. Wohin man schaute, Plakate und Flyer mit Einladungen zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen. Es war der Wahnsinn. Jede Menge Gründe, um shoppen zu gehen. Doch dafür hätte ich allzu gern meine beste Freundin an meiner Seite.
Ich wählte ihre Nummer, erreichte aber nur die Mailbox. »Lillian, wenn du das abhörst, dann ruf mich an, hörst du? Ich weiß, ich habe versprochen euch Zeit zu geben, damit ihr eure Beziehung kitten könnt, aber dazu zählt wohl kaum Schule schwänzen. Ishiro ist zu Luca gefahren. Im Sekretariat haben sie gesagt, er ist krank. Was für eine lahme Ausrede, also wirklich. Wehe, ihr tut Dinge, die ich nicht auch tun würde, hörst du? Ruf zurück!«
Ich drückte auf den roten Button und gleich darauf noch mal auf den grünen. »Und wenn mein Bruder euch bei irgendetwas erwischt, zahlst DU die Therapie!« Ich wartete ein paar Sekunden und starrte auf das Handydisplay, doch nichts geschah. Lillian war ein schweigsamer Mensch, das war ja auch okay, aber so langsam könnte sie echt mal einen Blick auf ihr Telefon werfen.
Ich joggte zum Bus und hasste mich dafür, dass ich unwillkürlich schneller lief und mich nach allen Seiten umsah. So stark ich mich auch während des Trainings fühlte … wenn es dunkel und still wurde, dann war alles anders.
Ich wünschte, Lillian wäre hier, um mich abzuholen.
Ich wünschte, ich wäre stark genug, um Brian in den Arsch zu treten.
Ich wünschte, ich hätte drei Leibwächter als Familie wie Lillian.
Ich wünschte, ich würde weniger wünschen und mehr tun.
Ich wünschte, … Baco …
BACO
Er drückte sich tiefer in die Schatten und versuchte mit ihnen zu verschmelzen. Ihr Blick huschte über ihn hinweg. Für einen Moment schien es, als würde sie ihn bemerken, aber dann sah sie weiter nach vorn und beschleunigte ihre Schritte. Die Angst waberte um sie herum wie ein unsichtbarer Mantel. Am liebsten wäre er einfach auf sie zugetreten und hätte sie nach Hause gebracht.
Aber wie sollte er erklären, was er hier tat? Dass er sie im Auge behielt, weil er sich Sorgen um sie machte? Brian war, soweit er wusste, noch immer in Untersuchungshaft und seine Kumpanen waren auch aus dem Verkehr gezogen. Selbst wenn sie ihm seine Beweggründe abkaufte, wirkte das Ganze immer noch sehr stalkerhaft.
Seufzend lehnte er sich wieder an die Hauswand und beobachtete, wie sie auf die Bushaltestellte zusteuerte. Fürs Erste würde er wohl im Hintergrund bleiben müssen. Die Wunde auf seiner Wange pochte und der Wolf in seiner Brust verlangte nach Schlaf. Baco wartete, bis Tracy sicher in den Bus gestiegen war, ehe er in der Nacht verschwand.
Er würde einen anderen Weg finden sich ihr zu nähern. Und vielleicht … ja, vielleicht, gab es doch Hoffnung.
Ich war eben in meinem Zimmer in einen bequemen Männerpulli geschlüpft, als die Haustür mit voller Wucht ins Schloss fiel. Den Pulli hatte ich zu meiner Schande selbst gekauft, weil mein Bruder nur so megaenge Sachen trug und ich keinen Freund hatte, dem ich die Sweatshirts klauen konnte. Also hatte ich ihn als Geschenk einpacken lassen, um nicht allzu armselig auszusehen. Ja, das nennt man Frauenprobleme. Argh!
Jemand kam die Treppe hochgetrampelt. »Tracy!« Im nächsten Moment flog die Tür auf und Ishiro stand schwer atmend vor mir. »Bitte sag mir, dass sie dich angerufen hat.«
»Wer?«
»Die Königin von England! Lillian, natürlich!«
Zu irritiert über seinen Tonfall, um mir einen geistreichen Kommentar einfallen zu lassen, schüttelte ich den Kopf. »Nein, hat sie nicht.«
Ishiro sah mich so entsetzt an, als hätte ich ihm verkündet, ich würde ihn gegen ein Kamel eintauschen wollen. Okay, so abwegig war das nicht, ich hatte das tatsächlich in einem Sommerurlaub mal probiert, aber das war ein wirklich, wirklich süßes Exemplar mit wunderschönem Zaumzeug gewesen und rein theoretisch war ja klar gewesen, dass das nicht klappen würde, also bitte.
»Oh Scheiße.« Ishiro raufte sich seine Haare, die schon arg mitgenommen aussahen – normalerweise war seine Frisur immer gegelt und in Topform, es musste also ernst sein.
»Was ist denn bitte in dich gefahren?« Langsam wurde ich doch etwas unruhig.
»Sie sind weg.«
»Bitte?«
»Hast du was an den Ohren? Sie sind WEG. Fort, ausgeflogen. Ich bin eben noch am Sulivanne-Anwesen vorbeigefahren. Die Tore sind zu und nirgendwo brennt Licht. Lillian ist weg!«
»Ich … aber … sie… das …« Ich beendete mein Gestammel mit einem ungläubigen Lachen. »Das kann doch nicht sein.«
»Anscheinend schon.« Ishiro ließ sich mit hängenden Schultern auf mein Bett fallen. »Ich war bei Luca. Er ist völlig am Boden, Trace. Die Wohnung sieht aus … das glaubst du nicht. Und er erst. Er sagt, sie hat ihn verlassen, schon an dem Abend, wo er sie überraschen wollte. Die ganze Zeit, während wir dachten, die zwei raufen sich wieder zusammen, war sie schon weg und er ist in seiner Bude beinahe krepiert.«
»Aber … warum?«
»Luca meinte nur, dass sie ihn nicht mehr will. Dass er nicht gut genug sei.«
»Das hat sie nie im Leben zu ihm gesagt«, empörte ich mich. »Was hat er ihr angetan, dieser Idiot, hm?«
»Ich weiß es nicht, aber Trace … er sah wirklich nicht gut aus.«
»Das ist bestimmt alles ein riesengroßes Missverständnis. Los komm!« Ich war schon halb durch die Tür, als ich registrierte, dass Ishiro noch immer auf meinem Bett saß. »Worauf wartest du?«, fauchte ich schon voll im Rettungsmissionsmodus. Wenn jemand Beziehungen kitten konnte, dann ich. Nur eine eigene, die bekam ich nicht auf die Kette. Nun ja, jede Superkraft hatte eben ihr Kryptonit.
»Willst du wirklich so rausgehen?« Ishiros Blick wanderte an mir herunter.
Ich sah von meinem Schlabberpulli zu der grünen Bambi-Schlafanzughose bis hinunter zu meinen rosa Plüschsocken. »Ähm … Starte schon mal den Wagen, ich bin sofort da.« In Windeseile warf ich mich in eine Jeans, schnappte mir ein Paar Schuhe, flitzte die Treppe hinunter und zur Einfahrt, wo Ishiro bereits auf mich wartete.
Das Tor am Sulivanne-Anwesen war tatsächlich zu. Kurzentschlossen sprang ich aus dem Auto, wobei ich versuchte die ganzen Gruselgeschichten, die man sich in der Gegend über dieses Haus erzählte, zu verdrängen.
Ishiro lief mir nach. »Was tust du da?«
»Es öffnen«, erwiderte ich und drückte die Klinke am Tor herunter. Es war nicht verschlossen. Aufatmend schlüpfte ich hindurch und sah mich um. Es war still, viel zu still. Nicht, dass Lillian und ihre Familie Leute waren, die viel Lärm machten, aber … der Ort wirkte verlassen. Irgendwie … kalt. Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln, indem ich energisch auf die Eingangstür zuschritt. Das Geräusch der Klingel klang dumpf hinter der geschlossenen Tür hervor, doch nichts als Stille folgte. Ich probierte es noch ein paarmal, ging in einen nervtötenden Zwei-Sekunden-Klingelrhythmus über, für den Bill mich schon längst erwürgt hätte, wenn er hier wäre, ehe ich begann gegen die Tür zu hämmern. »Lillian, mach auf!«
Ishiro wartete schweigend hinter mir, bis ich mit keuchendem Atem und schmerzender Hand einen Schritt zurücktrat und hilflos zu den dunklen Fenstern hinaufsah. Die Stille machte mich wahnsinnig, krabbelte mir in den Ausschnitt meines Pullovers und den Rücken hinunter. Das konnte nicht sein. War das ein Traum? Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als aufzuwachen. Oder dass Lillian mit Dean und den anderen im Impala um die Ecke bog und mich ansah, als hätte ich den Verstand verloren. So ziemlich alles war mir lieber als dieses Schweigen.
Dann rannte ich um das Haus herum zu Lillians Fenster und versuchte mit kleinen Steinchen ihre Fensterscheibe zu treffen, bis Ishiro schließlich meine Arme festhielt.
»Nicht Trace«, murmelte er und säuberte meine Finger vom Dreck. »Hör auf. Hier ist niemand.«
»Aber … Aber …« Ich schüttelte den Kopf, als die Worte nicht kamen sondern als haltlose Buchstaben in meinem Kopf herumsausten, und machte mich von ihm los, um zurück auf den Hof zu rennen. Ich konnte Stevens schwarzen Impala nicht entdecken und auch keins der anderen Autos. Ich rannte zu der Scheune, die sie als Garage und Werkstatt nutzten, und schob die schwere Tür beiseite. Nichts.
Gar nichts.
Nicht mal ein Schraubschlüssel.
Plötzlich war mir, als legte sich eine schwere Hand um meine Kehle und drückte sie ganz langsam zusammen. Angst kroch an meinen Beinen hoch, stach mit winzigen Nadeln in meine Adern und spritzte ihr Gift hinein.
»Es kann eine ganz einfache Erklärung geben«, hörte ich Ishiro hinter mir sagen. »Vielleicht … ein Rohrbruch.«
»Und warum geht sie dann nicht ans Telefon?«
»Weil das in das aus dem Rohr geschossene Wasser gefallen ist und deshalb Schrott ist.«
»Und warum war sie nicht in der Schule?«
»Weil sie ihrem Handy hinterhertauchen wollte und sich dabei die Grippe geholt hat.«
Meine Mundwinkel zuckten nach oben. In Momenten wie diesen liebte ich Ishiro noch mehr als sonst. Vielleicht hatte er ja Recht und es gab eine ganz logische Erklärung. Aber warum sagte Luca, dass sie weggegangen sei? Ich würde selbst mit ihm reden und mir ein Bild machen. Alles würde gut werden. Menschen verschwanden nicht einfach spurlos und beste Freundinnen schon gar nicht.
Das hier war schließlich nicht Pretty Little Liars und Lillian war so gar nicht wie Alison.
Stumm ließ ich mich von Ishiro zu seinem Wagen ziehen. Als ich die Tür öffnete und noch einmal zum Hof sah, schien es für einen Moment so, als wäre da eine Gestalt, mit wuscheligen schokoladenbraunen Haaren. Doch als ich genauer hinsah, war sie fort.
Die Anlage war ohrenbetäubend laut aufgedreht, der Bass wummerte in meinen Ohren und mein Herz schlug so durchdringend, dass ich das Gefühl hatte, mir käme ein Echo entgegen. Farbige Lichter fielen von der Decke, brachen sich in Bierflaschen und billigen Plastikbechern mit buntem Inhalt. Die Party war laut. Laut und voll und perfekt, wenn man seine Gedanken in einsamer Geselligkeit, Musik oder Alkohol ertränken wollte. Ich für meinen Teil schwamm irgendwo zwischen dem nächsten Drink und dem letzten Lied. Mein Kleid erwies sich als wunderbare Cocktailquelle. Immer wieder spendierte mir irgendwer etwas zu trinken, für ein paar Worte oder einen Tanz. Und meine Laune war zu gut, um deswegen Gewissensbisse zu haben.
Holly hatte mich mit großen Augen angesehen, als ich verkündet hatte sehr wohl zu der Party im 12 Hours gehen zu wollen. Doch ich wollte nichts anderes als ein bisschen Normalität und Ruhe vor dem Lärm in meinem Kopf.
Es war Freitag und somit mehr als eine Woche her, dass ich wie eine Verrückte über das Sulivanne-Anwesen gestolpert war. Lillian blieb weiterhin verschwunden und Luca … Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Luca war völlig am Ende. Er kam zur Schule, aber im schlimmsten Zombiemodus. Er starrte während des Unterrichts beinahe ununterbrochen zur Tür, zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie sich öffnete, und sackte enttäuscht wieder im Stuhl zurück, wenn irgendein Lehrer hereinkam, um sich Kreide zu borgen. So schlimm hatte ich ihn noch nie gesehen, nicht einmal, als Juliet ihm damals das Herz gebrochen hatte. Diese französische Schlange schlich jetzt um ihn herum wie sonst was. Er ging sogar darauf ein, was mich am meisten aufregte. Sogar jetzt! Luca saß in einer Ecke und nippte an seiner »Cola«, die garantiert nicht nur aus Zucker und Koffein bestand, während Juliet auf seinem Schoß saß und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Ich unterdrückte ein Knurren. Seine Hand lag viel zu weit oben auf ihrem Bein und seine Augen … ein Schauer lief mir über den Rücken. Seine Augen waren einfach nur leer. Es war ziemlich eindeutig, dass er sie nur als Ablenkung in seine Nähe ließ, aber der Luca, den ich kannte, hätte so etwas nie getan.
Ich widerstand dem Drang sie an den Haaren von ihm wegzuziehen und drehte mich um. Es tat mir weh ihn anzusehen und irgendwie … machte es mich wütend. So was tat man dem Typen, der einen über alles liebte, einfach nicht an! Ich hatte wirklich versucht es zu verstehen, ich hatte sogar mein Zimmer durchwühlt auf der Suche nach einem möglichen Abschiedsbrief von Lillian voller einleuchtender Erklärungen, doch da war nichts. Gar nichts. Als ich mit Susann darüber gesprochen hatte, hatte sie mich mit Bella aus Twilight verglichen. Ich konnte da nicht mitreden, Bücher waren nicht mein Ding und Fantasy schon gar nicht. Ich stand eher auf Serien wie Gossip Girl und Pretty Little Liars. Richtig romantisch und mit jeder Menge schicken Klamotten.
Ich schob die Gedanken fort und nahm einen weiteren Schluck von dem bitteren Zeug in meiner Hand. Ich bekam es nicht herunter ohne das Gesicht zu verziehen, aber es verstärkte diesen überaus angenehmen Nebel in meinem Kopf, der sich über das ganze Chaos legte und es nach und nach verblassen ließ. Ein Stück von mir entfernt schmiegte sich Susann an Thomas. Holly und Ishiro waren schon fort. Angeblich taten ihr die Füße weh. Pah, sie war in Sneakers hier gewesen, die nicht annähernd so eine Herausforderung darstellten wie meine High Heels (die, wie ich kurz bemerken möchte, einfach wunderschön waren).
Das Lied endete und ein neues setzte ein. Not afraid von Eminem. Mann, ich konnte diesen Song nicht mehr hören. Jeder DJ der Stadt schien ihn auf seiner Playlist zu haben und außerdem war es der Lieblingssong von … Nein! Ich drängte den Gedanken an ihn und mich zusammen auf einer Couch in einer dezent beleuchteten Bar beiseite und sah mich um. Die Schlange vor dem Klo war endlos, keine Fluchtmöglichkeit. Na gut, frische Luft konnte ja auch nicht schaden. Ich schob mich durch die Menge und wehrte ein paar neugierige Finger ab, bis mich der Bass endlich zum Seiteneingang und nach draußen schwemmte.
Die Luft traf mich mit der Wucht eines heranrollenden Panzers und brachte mich für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Schwer atmend lehnte ich mich an das Geländer des kleinen Laufstegs, der um das ehemalige Firmengebäude herumführte. Ein paar Raucher nickten mir zu, beachteten mich aber nicht weiter.
Eine leichte Gänsehaut kroch über meine Arme. Für Juli war es ein bisschen frisch. Ich legte den Kopf in den Nacken. War das da oben der Mond oder schon wieder die Sonne? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie spät es war. Vermutlich spät. Oder früh, je nachdem, von welcher Seite man guckte. Erstaunlich, dass Susann so lange durchhielt. Vermutlich lag das eher an unserem Tommylein. Die zwei waren aber auch zu süß, ich freute mich riesig für sie. Irgendwer von uns musste das mit der wahren Liebe ja auch so langsam mal hinbekommen. Vielen Dank auch, Disney.
Das Lied drang noch immer an meine Ohren und verscheuchte das leichte Lächeln von meinen Lippen. Dass Musik immer mit so vielen Erinnerungen verbunden sein musste. Als würden sich die dunklen Momente extra einen Soundtrack basteln, um sich so besser in das Gedächtnis krallen zu können. Aber an Brian zu denken war so ziemlich das Letzte, was ich wollte. Ich hielt mich am Geländer fest und steuerte die Treppe nach unten an. Unter meinen Absätzen klackte das Metall. Die Treppe bestand aus fiesen Gitterrosten, so dass ich auf meine Absätze aufpassen musste, und war außerdem spiralförmig gebaut. Selbst bei meinem Schneckentempo wurde mir nach wenigen Schritten schlecht. Nur noch ein paar Stufen, dann …
Im nächsten Moment blieb ich mit meinem Absatz hängen und kippte nach vorn in Richtung des glänzenden Asphalts. Ob Mum wohl noch die Adresse von dem Arzt hatte, der Tante Cherry die Nase gerichtet hatte?, dachte ich noch und riss die Arme hoch. Schon prallte ich gegen eine muskulöse Brust und Schmerz schoss durch mein rechtes Handgelenk. Jemand sog scharf die Luft ein, vielleicht auch ich. Dann waren da zwei Hände an meinen Hüften, die mich sanft wieder in eine aufrechte Position stellten.
»Werden diese stürmischen Begrüßungen jetzt zur Gewohnheit?«, fragte eine amüsiert klingende Stimme.
Ich riss den Kopf hoch und blickte in Bacos braune Augen. Wow, das war ja mal gar nicht peinlich oder so. Das zweite Mal in einer Woche!
»Entschuldige.« Ich rückte ein Stück von ihm weg, ziemlich mühsam nur auf einem Bein.
Baco hielt mich am Arm fest, damit ich nicht umkippte, und schaffte es trotzdem an meinen verlorenen Schuh heranzukommen. »Darf ich?« Ohne meine Antwort abzuwarten, ging er schon in die Knie.
Mit heißem Kopf ließ ich mir in den Schuh helfen und stützte mich an seiner Schulter ab. »Danke.«
»Jederzeit.« Er richtete sich auf und zwinkerte mir zu. »Dabei siehst du so gar nicht aus wie Cinderella.«
»Ach, meinst du, ich hab nicht das Zeug zur Prinzessin?« Angriff war immer die beste Verteidigung.
Er schüttelte sacht den Kopf. »Nicht für diese Art von Prinzessin.«
Etwas an der Art, wie er mich ansah, ließ einen Schauer über meinen Rücken laufen. »Was machst du hier? Der Eingang ist da drüben.«
»Ich sah dich rauskommen und dachte, ich sag kurz hallo.« Sein Blick schweifte über die ruhige Gasse hinter uns und fixierte dann wieder mein Gesicht. »Ist alles in Ordnung?«
»Sicher.«