1929
Ernst Rowohlt Verlag Berlin
Gewidmet
Dr. Ernst Stettenheimer in Frankfurt am Main
Dort unten ist die Erde mein Mit Bauten und Feldern des Fleißes. Wenn ich einmal nicht mehr werde sein, Dann graben sie mich dort unten hinein, Ich weiß es. Dort unten ist viel Mühe und Not Mein Herz und mein Gewissen schlägt |
Nun ich wie gestorben bin Und wurde ein Engelein, Fliege ich über dein Wohnhaus hin. Häuschen klein. Die du als Witwe wieder umworben Oder ob dein Humor wieder steht, Ob du dich verlassen meinst? Oder sollte einem Engelein |
Es ließe sich alles versöhnen, Wenn keine Rechenkunst es will. In einer schönen, Ganz neuen und scheuen Stunde spricht ein Bereuen So mutig still. Es kann ein ergreifend Gedicht Zwei Liebende auseinandergerissen: |
Wie sie den Fallschirm mir zeigt und erklärt, Kann ich nur halb zuhörn und zusehen. Ich muß daran denken, wie ganz verkehrt Oft Frauen mit ihren Schirmen umgehen. Ich bin doch sonst kein solch Angstpeter. Aber nun – – Und nun sind wir so weit, Vielmehr so hoch. Etwa zweitausend Meter! Wir erheben uns. »Alles bereit?« Ich öffne die Türe. »Gott soll Sie erhalten Und Ihren seidenen Schirm entfalten. Ich schösse mich tot, wenn ich jemals erführe – –« Mir graust. Ich schließe die Türe und reiße die Watte |
»Ich sah auf der Wiese –– Oskar ist Zeuge – Eine Dame sich aus der Kniebeuge Langsam erheben Und vor ihr etwas wie Segeltuch schweben. Eine tausendköpfige Menge gafft Nach dieser Lady in Hosen aus Loden. Dann, langsam, bläht sich das Segel und strafft Seine Taue. Die ziehen die Dame vom Boden. Und hoch in die Wolken. Grotesk anzuschauen. Das Weib schwebt unter dem Schirm an den Tauen. Dann schließt sich der Schirm, aber trägt dennoch sie Höher und höher, man weiß gar nicht, wie. Dann zeigt sich ein Flugzeug. Die Tür der Kabine Steht offen, und aus der Öffnung sieht Ein Mann mit einer Ringelnatzmiene. (Es gibt doch wahrhaftig nicht viel solcher Nasen!) Und wieder plötzlich – nein, alles geschieht Ganz langsam –– also unplötzlich neigt Der Schirm sich nach unten. Die Dame steigt Fußoberst weiter. Und solchermaßen, Im Bogen, schweben der Schirm und die Dame Ins Flugzeug hinein. Und sie oder du, Einer von euch schlägt die Türe zu.«
Film. Rückwärts gedrehte Zeitlupenaufnahme. |
Was ist nun jetzt? Wo sind auf einmal die Stangen, An denen die wünschende Nase sich wetzt? Was soll er nun anfangen? Er schnuppert neugierig und scheu. Und er nähert sich geduckt Kippt ein Tisch. Genau wie Baum. Läßt der Bär sich locken. Doch er brüllt. |
Es betteln Armut und Betrug. Es betteln die Faulen und Schwachen. Wer viel gegeben, gab nie genug. Ehrliches Lachen darf lachen. Wir reden gern uns die Schuld vom Hals Und ganz erschüttert hörn wir und schreiben Wie leicht klingt das, wenn jemand spricht: |
Die Bäume im Ofen lodern. Die Vögel locken am Grill. Die Sonnenschirme vermodern. Im übrigen ist es still. Es stecken die Spargel aus Dosen Ein Etwas, wie Glockenklingen, Ein süßer Duft von Havanna Es lohnt sich manchmal, zu lieben, |
Ich fliege im Flockengewimmel. Ach, guter Himmel, laß das doch sein! Ich Flugriese bin nur klein Vögelein Gegen dich, schüttender Himmel. Sag Schneegestöber, ich bäte es sehr, Die spielen Karten in meinem Leib Und käme ich dort nicht pünktlich hin, |
Vor dem Debut soupierend saß, Bei einer Frau, der Sänger. Sie staunte über seinen Fraß Und wurde immer länger. Der Sänger auf die Bühne trat, Der Sänger sang das hohe C. Der Sänger stürzte aus dem Haus Der Sänger lüpfte seinen Frack Vom langen Stehn im nassen Schnee |
(März 1928)
Wedekind war immer interessant, Ein Stoßhorn in die häßlich mittlere Welt. Wahrscheinlich hat er mich nie gekannt. Und als ich zurückkehrte, Mehr bekämpft als umworben, In seiner treuen Gemeinde Ich senke jetzt meine Nase Apropos: |
Ihr, die nie ich sah, Nimmer menschlich sehe, Seid mir nun so nah, Wenn ich einsam gehe. Was ich weiß, nicht wußte Schenkte Gott die Kunst, das Wort Ach wie heiß mich das beschlich: Tröstliches Gefühl: Es dächte Denn wir waren nie gesellt, |
Wenn die Pappeln an dem Uferhange Schrecklich sich im Sturme bogen, Hu, wie war mir kleinem Kinde bange! – Drohend gelb ist unten Fluß gezogen. Jenseits, an der Pferdeschwemme, Längs des steilen Abhangs waren Dumme abenteuerliche Spiele ließen Pappeln, Hang und Fluß, wo dieses Kind |